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L - You have changed my World

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Zwischen Asche und Rauch

Zwischen Asche und Rauch
 

Ein einzelner winziger Moment nur, in dem mir zum wiederholten Male durch diese so sanfte und doch gleichso verhängnisvolle Berührung seiner warmen Lippen all meine Sinne zu schwinden drohten, aber ich wusste mir in meiner derzeitigen Lage einfach nicht anders zu helfen, selbst wenn ich damit wohl möglich den größten Fehler in meinen Leben beginn. Das L unsere privat befangene Beziehung zueinander nicht nach Außen tragen wollte, hatte ich schlussendlich nicht vergessen und es nährte umgehend die bedrückende Angst des Verlustes, wie auch eine zeitgleich aufkeimender Einsamkeit in meinem Herzen, die ich jedoch krampfhaft versuchte aus meinen sich überschlagenden Gedanken bestimmt zurückzudrängen, denn im Augenblick zählte die Sicherheit aller in diesem Raum tausendmal mehr, als all meine schlimmsten Alpträume zusammen. Ich würde mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln, ganz gleich wie schwerwiegend deren Folgen auch sein mochten, unser Team, den Fall und vor allem Ryuzaki vor einer eventuell bestehenden Bedrohung dieser Art beschützen. Alles was mir nach Linas sinnlosen Tod noch geblieben war und das mir nun die Kraft gab immer weiterzumachen, befand sich gerade hier in diesen vier Wänden – etwas, das mir in unter diesen nervenaufreibenden Umständen mehr als deutlich vor Augen geführt wurde. Die Sonderkommission und meine damit verbundene Mitarbeit an dem Fall Kira waren mittlerweile zu meinem neuem Lebensmittelpunkt geworden, jedoch war L inzwischen noch weitaus mehr für mich. Bohrend und schon fast körperlich beschwerend fühlbar, konnte ich die fassungslosen Blicke der Polizeibeamten regelrecht in meinem Rücken spüren, die wie Erstarrt auf diesem Schauspiel lasteten, während ein ungläubiges Raunen die angespannte Stimmung im Zimmer zerschnitt. Zahras plötzlicher Frontalangriff schien nicht nur wie erhofft den jungen Detektiven völlig aus seiner Kontenance gebracht zuhaben, sondern sorgte postwendend ebenso für vor Entsetzten entgleisende Gesichter auf Seiten der restlichen anwesenden Ermittler, welche in der Zwischenzeit lediglich vollkommen Sprachlos der für sie recht skurril anmutende Szenerie beiwohnen konnten. `...Es tut mir Leid L...` durchfuhr es reumütig meinen abgehetzten Verstand und dennoch fühlte ich im selben Moment erleichtert, wie sich der eiserne Griff seiner Hände um meine Handgelenke Stück für Stück zu lockern begannen, sodass ich nach nicht einmal einer halben Minute all meine Konzentration auf den nun entscheidenden Schritt fokussierte. Ich wusste, das ich bloß Sekunden hatte in denen ich diesen kleinen Überraschungsmoment ausnutzen konnte und je länger ich wartete, desto höher wurde das Risiko, das sich Ryuzaki wieder von seinem Schrecken erholte, wodurch ich abermals in die Defensive zurück gedrängt werden würde. Ein Spiel auf Zeit, welches ich unter keinen Umständen verlieren durfte, denn es konnte mehr als unangenehme Folge nach sich ziehen, die mir bereits beim bloßem Gedanken daran einen kalten Schauer über den Rücken jagten. Mit einer gezielten Drehung löste ich mich daher eiligst wieder von dem Schwarzhaarigen und entwand mich gleichzeitig geschickt aus seinen menschlichen Fesseln, sodass ich ihn aus derselben Bewegung heraus bestimmt von mir herunter schubsen konnte, ohne das ich unnötige Gewalt anwenden musste. Überraschung und Fassungslosigkeit breiten sich unterdessen wie ein eiskalter Nebel in dem jungen Detektiven aus, als er endlich die Ausmaße der ihn inzwischen umgebenden Situation mit seinem scharfen Verstand erfasste, in welche ihn diese unkalkulierbare Brünette gerade mal wieder getrieben hatte, währenddessen die altbekannte Unruhe in seinem Inneren ihn sofort zustimmend aus dem Hinterhalt ansprang. Seine dunklen Seen weiten sich vor Entsetzten und der ihn einnehmende Schock lähmte wie auf Kommando all seine Glieder, indessen sein Herzschlag durch ihrer unerwarteten Berührung zunächst vollständig aussetzte, bevor er kurz darauf mit ungeheurer Wucht erneut zurückschlug. Ihre Wärme, der Geruch ihrer Haut und das leichte Streicheln ihres Amtes in seinem Gesicht ließen L für einen Sekundenbruchteil komplett aus seiner Fassung geraten, denn es weckte umgehend all die viel zu süßen wie gleichso pikanten Erinnerungen, welche er ganz automatisch damit verbannt. Jedoch nichts desto trotz war da dennoch im selben Augenblick ein vollkommen gegensätzliches Gefühl in ihm, das sich wie ein Tropfen schwarzer Farbe in dem sonst so klaren Fluss seiner Gedanken auszubreiten begann und welches das eigentlich als schön Empfundene an dieser sinnlichen Begegnung zu einem brodelnden Kessel aus aufschäumender Verärgerung werden ließ. Sie tat plötzlich etwas, das er ursprünglich um alles auf der Welt vermeiden wollte und dies zudem auch noch aus nur einen einzigen Grund – um sich einen Vorteil ihm gegenüber zu verschaffen. Die Erkenntnis traf den Detektiven wie ein Schlag in die Magengrube und zeitgleich mit seinem Erwachen spürte er bereits die konsequente Gegenwehr von Zahra, welche ihn nur eine Sekunde später mit einem ungläubigen Keuchen rücklings auf das Sofa neben ihr beförderte, ohne das er auch nur die Zeit dazu fand, auf ihre spontane Aktion irgendwie zu reagieren. Ein Chaos aus Verwirrung, Enttäuschung und Unwillen, aber auch eine ebenso unbändige Wut erfasste in diesem Augenblick den Verstand des Schwarzhaarige, denn ihre Handlung traf ihn durchaus tiefer, als er es je vermutet hätte und es brachte gleichzeitig noch eine neue Form der Emotionen mit sich. Ein Gefühl von Schmerz und Verrat, welches er so bisher noch nicht gekannt hatte. Es war für ihn ohnehin bis dato niemals wirklich leicht gewesen, sich mit so etwas wie Liebe zu identifizieren und sich mit einer Beziehungen zu Zahra vollständig zu arrangieren wie ebenso eine so komplett widersprüchliches wie gleichso unlogische Emotion tatsächlich zu akzeptieren, aber er hatte erstmals zu mindestens Beschlossen gehabt, sich diesen neuen Dingen in sich zu stellen und nicht mehr wie am Anfang sich ihnen zu entziehen versucht. Nun jedoch hatte genau diese Frau seine unliebsame Schwäche zielsicher gegen ihn gerichtet und die eine einzige wichtige Regel in diesem Spiel mit Füßen getreten, was einen mehr als bitteren Nachgeschmack bei ihm zurückließ. Ein Vertrauensbruch wider gleichen, der sich unwohl in seinem Innern ausbreitete und dessen wahren Spiegel er trotz alledem gekonnt mit einer gezielten Willensanstrengung vor den restlichen Anwesenden zu verbergen verstand, sodass sich lediglich ein mehr als finsterer Schatten über seinen Gesicht legte, während er verstimmt das neuerlich überhastete Tun der Brünetten kurz abschätzend beäugte.
 

Mein Herz raste vor Anspannung, als ich mich sodann haltlos von dem Sofa gleiten ließ und mich anschließend mit fahrigen zitternden Fingern wiederholt an meinem Laptop zu schaffen machte. Ohne diesen auch nur Herunter zufahren, löste ich den Akku eiligst aus seiner Verankerung und inspizierte genauestens die dunklen kleinen Hohlräume der Verschraubung unter der Abdeckung, unterdessen sich meine Gedanken unstet um Nick, L und Kira zu drehen begannen. Wie hatte ich diesen Zusammenhang nur übersehen können? Warum war ich nicht gleich auf die seltsame Konstellation der Worte in der SMS aufmerksam geworden? Wurde ich inzwischen etwa so unaufmerksam? „...Verdammter Mist...Wage es ja nicht, dich jetzt auch noch verabschieden zu wollen...Verstanden?...“ maßregelte ich im selben Atemzug sauer den letzten logischen Rest meines durchlöcherten Verstandes, indessen ich fieberhaft meine Konzentration auf mein Handeln zu lenken versuchte. Niemand in dem Raum sagte auch bloß ein einziges Wort, denn die Polizisten der SOKO waren noch immer völlig geschockt von der vorangegangenen Szenerie und beäugten stattdessen regungslos grübelnd das Treiben der aufgescheuchten jungen Frau mit einem mehr als mulmiger werdenden Gefühl in der Magengegend, derweilen der Schwarzhaarige abrupt wieder zu seiner alten Form zurückfand. Ich taste nunmehr sorgfältig den leicht erreichbaren Teil des Innenlebens meines Computers ab und mein Gesicht verlor schlagartig all seine Farbe, als sich ein kaum wahrnehmbares Gewicht mit einem leisen Klicken auf meinen Fingerspitzen einfand, sodass ich innerhalb eines Moments sprichwörtlich zu Eis erstarrte. Prompt weigerte sich mein Körper schmerzhaft seinen überlebenswichtigen Aufgaben nachzukommen und in meinem Hals bildete sich postwendend ein trockenes hartes Gebilde aus bestätigten Vermutungen gepaart mit einer markerschütternden Einsicht, die mir beinahe die Fähigkeit zum Atmen nahmen, während ich das unscheinbare schwarze Viereck in meiner Hand mit schreckgeweiteten Augen begutachtete. `...Nick hatte tatsächlich die Wahrheit gesprochen...` Mein Herz verkrampft sich sofort zu einem peinvollen protestierenden Klumpen aus abgrundtiefer Ungläubigkeit, derweilen sich dieser unheildrohende Gedanke immer bildhafter pochend in meinem Kopf manifestierte und wenig später nur ein nahezu stummer Schrei meine zu einem blutleeren Strich verzogenen Lippen verließ, als das böse Omen in meiner Hand plötzliche übergangslos aus meinem Sichtfeld entschwand. „...Ein digitaler Datenträger...Was befindet sich darauf Zahra?...“ folgte auf dem Fuße bereits die lauernde Nachfrage des jungen Detektiven, nachdem er innerhalb eines einzigen Wimpernschlages endlich all seine Selbstbeherrschung mit unnachgiebiger Verbissenheit zurück erkämpft hatte, denn ganz gleich wie unangenehm ihm die vorhergegangene Situation mit der Brünetten auch im Angesicht der Sonderkommission war und egal was diese unbedachte Attacke von ihr auf seine persönlichen Befindlichkeiten übertrug – in diesem Moment herrschte sein scharfer Verstand über das Chaos aus Emotionen in ihm. Eine schnelle präzise Regung von ihm und schon hatte er der offensichtlich unter Schock stehenden Zahra das verdächtige Objekt in diesem Theater entzogen, was allerdings umgehend neue brennende Fragen in dem verzweigtem Kopf des Schwarzhaarigen auflodern ließ. Seine mittlerweile natürliche detektivische Neugierde war wie automatisiert geweckt und scheuchte unterdessen den altbekannten Funken des Misstrauens in seinen Überlegungen auf, sodass selbst den bisher übertölpelten SOKO-Mitgliedern die sich abermals wendende angespannte Stimmung im Raum nicht entging. Die Polizisten zeigten nach ihrer minutenlangen Versteinerung nun erstmals wieder aktive Beteiligung am Geschehen und begann sich selbst mit argwöhnischen Blicken ein eigenes Bild von dem offensichtlichen Auslöser dieser Farce zumachen, währenddessen allmählich die zu erwartende Skepsis von allen Seiten immer lauter wurde. Unfähig mit meinem schreckbetäubtem Körper auf das Geschehen direkt vor mir überhaupt zu reagieren, besah ich mir weiterhin verstört das kleine unscheinbare und doch so verhängnisvoll anmutende Ding zwischen Ryuzakis Fingern, ohne im geringsten von seiner eindringlich prüfenden Frage gar bewusst Notiz zunehmen. Mein Kopf fühlte sich an wie eine vor Spekulationen zersplitternde Handgranate, der in einen riesigen Abgrund aus undurchdringlicher Dunkelheit zu verschwinden drohte, denn mit dem Erkennen der Wahrheit brach meine gesamte Vergangenheit wie ein erschüttertes Kartenhaus einfach in sich zusammen. Warum hatte mich Lina bloß so sehr getäuscht und mich nicht mit ins Vertrauen gezogen? Wieso habe ich ihrer weiterhin bestehende Verbindung zu einem verschwundenen BKA-Studenten in der gesamten Zeit über nicht bemerkt gehabt? Hatte Sie nach all den Jahren, in denen wir uns bereits gekannt hatten, immer noch Zweifel an meiner Aufrichtigkeit zu ihr? War ihre angebotene Freundschaft zu Schluss doch nicht echt gewesen oder hatte ich in meiner Zurückgezogenheit einen schwerwiegenden Fehler begangen? Was hatte Sie damit nur bezwecken wollen? Mich tatsächlich bloß Schützen oder war es mehr ein Selbstschutz gegen mich gewesen? Ich wusste nicht mehr, was noch glauben oder denken sollte, denn diese Ungewissheit über Linas wahren Hintergründe ätzte sich wie eine schmerzhafte brennende Säure in die Grundfeste meiner Überzeugungen und nebenher zerbrach zur selben Zeit die Gegenwart um mich herum in ein schier unlösbar erscheinendes Puzzle der Ausweglosigkeit, da obendrein die nun entstandene, vorher so wage vermutete, Bedrohung jetzt zu einer unbestreitbaren Gewissheit wurde. Da war eine skrupellose Organisation aus Verbrechern, zu denen ich gestern nicht einmal einen persönlichen Bezug vermutet hätte und welche nun offensichtlich ganz gezielt nach mir suchten, ohne das ich mir der realen Gefahr tatsächlich bewusst gewesen war. Wie sollte ich nunmehr reagieren, da das Unheil unabdingbar seinen Lauf zu nehmen schien? Wenn diese Leute mich hier fanden, dann wäre alles was mir inzwischen wirklich wichtig war, einem unnötigem Risiko ausgesetzt und die Lösung des Kirafalls könnte ebenso fataler Weise in erheblichen Maße behindert werden. Jedoch, was konnte ich unter diesen Umständen tun? Wäre es besser, L wie auch die SOKO aus diesem brenzligen Unterfangen herauszuhalten, um das Wagnis einer unerfreulichen Involvierung dieser mit diesen Verbrechern zu minimieren oder würde ich damit ihre Unversehrtheit und wohl möglich sogar ihr Leben aufs Spiel setzten? Allerdings, hatte ich gegen so viel kriminelle Energie überhaupt alleine eine Chance? Was für Optionen blieben mir schon unter der Betrachtung dieses unkalkulierbaren Zeitfensters, in dem ich mich bewegte? Wer wusste denn zu sagen, in wie weit sich die Entführer von Nick bereits in mein Privatleben vorgewagt hatten, ohne das ich davon etwas mitbekommen hatte. Wo lag die Lösung auf diesem schmalen Grad der verheerenden Entscheidungen? Die überlasteten Synapsen in meinem Gehirn begannen sich immer qualvollen unter der immense Überflut an durcheinander springenden Überlegungen zu winden, während sich die bitter Galle meines revoltierenden Magens kompromisslos ihren stetigen Weg nach oben bahnte und die klamme Kälte der Furcht meinen Körper in erzittern versetzte. Unerwartet jedoch, wurde ich plötzlich abermals von zwei warmen Händen ergriffen und mit unnachgiebiger Gewalt dazu gezwungen, dessen Besitzer unweigerlich in seine zwei missgestimmt dreinblickenden dunklen Seen zu schauen, welche von einer erneuten bohrenden wie ebenso deutlich verärgert klingenden Erkundigung begleitet wurden.
 

„...Was versuchst du vor uns zu verheimlichen Zahra?...Rede...“ gab der junge Detektiv unwirsch fordernd von sich, unterdessen er sich harsch wenn dennoch bestimmt vor der Brünetten auf dem Boden hockte und zeitgleich versuchte, diese aus ihrer unerfreulich schweigsamen Starre zu reißen. L hatte dieses Spektakel nun endgültig satt und die unleugbare lodernde Furcht in Zahras blaugrauen Augen sagte ihm instinktiv, das hier definitiv dringlicher Handlungsbedarf bestand, denn in so einer Verfassung hatte er die junge Frau in all den Monaten noch nie erlebt. Hier stimmte etwas nicht und das war mittlerweile so sicher, wie das Amen in der Kirche. Was hatte Zahra bloß angestellt, das Sie in solch einem Maße verstören konnte und was zum Teufel befand sich auf dieser ominösen SD-Karte? Wenn er nicht schleunigst ein paar Antworten von ihr bekam, dann würde er sich wohl oder übel mit seinen ganz eigenen Mitteln und Methoden zutritt zu diesen verschaffen müssen, selbst wenn dies nicht immer auf legalem Wege realisierbar war. Natürlich könnte er umgehend den Inhalt auf dem zweifelhaften Datenträger mit Hilfe seines Laptops überprüfen, aber solange er nicht genau definieren konnte WAS sich eigentlich darauf befand, war das Risiko schlicht und ergreifend zu hoch. Sollte sich darauf ein gut getarnter Virus oder eine andere Art von Schadsoftware befinden, dann könnten nicht nur der Fall Kira sondern gleichso, und das war noch weitaus entscheidender, seine wahre Identität bzw. seine Arbeit als L, dem Meisterdetektiv, in Gefahr geraten. So etwas konnte er unter keinen Umständen zulassen und die einzige plausible Lösung welche demzufolge vorerst übrig blieb, war Zahra egal wie zum Reden zu bewegen, denn jedes noch so unscheinbare Detail ihrer seltsamen veränderten Verhaltensstrukturen in den vergangenen Stunden, schrie ihm regelrecht eine unwiderlegbare Brisanz entgegen, die keinerlei Aufschub zu dulden schien. Die Zeit hatte in diesen Sekunden wortwörtlich den Atem angehalten und auch die restlichen Polizisten spürten eine nicht von der Hand zuweisende unterschwellig wachsende Bedrohung, seitdem das harmlos anmutende schwarze Viereck die gesamte Aufmerksamkeit im Raum auf sich gezogen hatte. Nichts desto trotz blieb ihnen das sichtliche Erschrecken der jungen Frau über ihren Fund ebenso wenig verborgen, wie der merkliche Unmut von Ryuzaki über die Entwicklung des gesamten Tages und die prekäre entstandene Lage um seine Person. „...Ich denke das reicht jetzt Ryuzaki...In ihren derzeitigen Zustand werden Sie sicher nichts aus ihr herausbekommen...“ erhob der Oberinspektor eindringlich betont nach einer gefühlten Ewigkeit endlich als erster das Wort und prompt folgten die zustimmenden Argumente seiner Kollegen hinterdrein, was L zwar genervt am Rande registrierte, jedoch gekonnt vollständig ignorierte, sodass sich Matsuda postwendend unterstützend an die Seite seines inzwischen vorgetretenen Chefs gesellte. „...Herr Yagami hat Recht...Sehen Sie denn nicht, das Zahra anscheinend unter Schock steht?...Warum schauen wir nicht einfach nach, was sich auf der Karte befindet?...“ ließ dieser sodann vorwurfsvoll verlauten, aber neuerlich zeigte der junge Detektiv keinerlei Regung auf die erhobenen Einwende, sondern starrte lediglich mit finster verengten Augen unentwegt in die blaugrauen Iriden von Zahra, als könnte er dadurch in ihren Gedanken die Lösung des Rätsels ergründen. Er würde solchen banalen Fragen nicht einmal eine winzige Sekunde seiner kostbaren Zeit schenken oder sein Vorhaben, die sonst so starrköpfige Frau vor ihm zu einer brauchbaren Aussage zu bewegen, abringen zu lassen, selbst wenn er mittlerweile ahnte wie wenig Sinn solch ein Bemühen offenkundig hatte. L wusste auch ohne diese leidigen überflüssigen Bemerkungen, wie es um die Brünette stand und welche anderen Optionen ihm in solch einem Szenario noch offen standen, denn sein scharfer Verstand war über diesen Punkt des Offensichtlichen schon längst hinaus. Dennoch hielt er aus irgendeinem unerfindlichem Grund an ihrem Blick fest. Da war etwas in ihm, das den Schwarzhaarigen nicht aufgeben lassen wollte und das ihm im Stillen sagte, das es ein großer Fehler wäre, sich in diesem Moment von ihr abzuwenden, selbst wenn er es nicht mit vernunftgeführter Logik bestimmen konnte. Es irritierte und verwirrte ihn mal wieder vollkommen aufs Neue, wie sehr sich seine üblichen so rational gegliederten Handlungsweisen in Bezug auf Zahra veränderten, ganz gleich wie verbissen er auch versuchte sich dagegen, vor allem jedoch in Anwesenheit von Anderen, zur Wehr zu setzten. Eine Mischung aus Ärger, Unwillen und Resignation breiteten sich indessen immer weiter in seinen Gedanken aus, aber trotz allem war da ebenso das warme kribbelnde Gefühl in seiner Magengegend, das er in ihrer Nähe einfach nicht im Stande war abzulegen und ganz allmählich konnte L zu seiner Überraschung tatsächlich verfolgen, wie sich der verschleiernde Vorhang des Entsetzens in ihrem Blick mehr und mehr zu lichten begann. Mein schwindelnder Kopf wie gleichso auch meine zerfurchten Gedanken schrien geradezu vor Pein auf, während sich immer neue Labyrinthe aus unendlich erscheinenden Fragen in meinem Verstand auftürmten, welche mich mit einer beängstigenden emotionalen Last zu erdrücken drohten. Völlig geistesabwesend starrte ich geradewegs in die mich musternden dunklen Seen vor mir - Gefangen in einem Alptraum aus Spekulationen zwischen meiner sicher geglaubten Vergangenheit und dem unsicheren, sich ständig aufs Neue verändernde, Chaos der Gegenwart – als sich schlagartig ein ganz bestimmtes Bild vor meinem inneren Auge zu formen begann, sodass mich die Erkenntnis daraus mit unvorstellbarer Wucht aus meiner beständig zerberstenden Welt in meinem Kopf riss. Eine Film aus einschneidenden wenn gleichso eigentlich komplett banal erscheinenden Erinnerungen, wie auch das damit einhergehende memorierende Bild eines skurril wirkenden jungen Mannes, der es in nur wenigen Monaten wahrhaftig geschafft hatte, mein gesamtes Dasein auf dieser Erde vollständig auf den Kopf zu stellen, ließen mich plötzlich begreifen, was Lina zu ihrem so widersprüchlichen Handeln bewegt haben mochte. Ich verstand mit einem Mal, was Sie in ihrer damaligen Situation durchgemacht haben musste und warum Sie mich seinerzeit nicht über die verquere Sachlage mit Nick aufgeklärt hatte, sodass sich mein Herz umgehend in seiner begreifenden Gewissheit zustimmend merklich verkrampfte. Lina wollte anscheinend damit, genau wie ich in diesem Augenblick, all die Menschen beschützen die ihr wichtig waren, um dem Mann, den Sie über alles liebte, uneingeschränkt zur Seite stehen zu können, selbst wenn es ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht hätte. Meine beste Freundin hatte gegen jegliche Form von vernunftgeführter Logik und gegen jeglichen Instinkt des gesunden Menschenverstandes gehandelt, nicht weil Sie Lebensmüde gewesen war oder weil Sie mir nicht blindlings Vertraut hätte, nein, Sie hatte so gehandelt, weil Sie sich von ihren Gefühlen hatte leiten lassen. Der dunkle trübe Schleier, welcher meine blaugrauen Augen in den entfernten Weiter der Selbstzweifel gefangen hielt, zog sich bei diesen Gedankengängen unnachgiebig von meinem Blick zurück und machte den Spuren von bedrückender Traurigkeit wie aber auch einer neuerlichen, über alles erhabenen, Entschlossenheit platz, die ich selbst in den beiden skeptisch dreinschauenden Spiegeln vor mir für eine winzige Sekunde eingehend beobachtete, ehe ich mich dann mit seltsam verzehrter Stimme nachdrücklich betont an dessen Besitzer wandte. „...L...Wir müssen dringend von hier verschwinden...Hier ist es nicht mehr sicher...Für keinen von uns...“ gab ich nichts desto trotz in einer kaum hörbaren Lautstärke von mir, während sich eine kleine salzige Perle des Abschieds bezüglich der bisherig Vorstellung meiner besten Freundin wie gleichso aber auch der mich ergreifenden Wut auf diese mich verfolgenden kriminelle Energie aus meinem Augenwinkel löste und sich meine Hände nebenher unterstützend zu Fäusten ballten. Ich hatte keine Wahl. Wenn ich Nick helfen, diese Organisation bekämpfen und alle in diesem Raum, wie ebenso unseren Fall, beschützen wollte, dann brauchte ich unweigerlich ihre Hilfe. Ob es mir nun gefiel oder nicht. Alleine hatte ich keine Chance und ich würde, so sehr sich auch alles in mir dagegen sträubte, nicht denselben Fehler begehen, wie Nick und Lina.
 

Der Schwarzhaarige beobachtete unterdessen genauestens jede noch so winzige Veränderung in den endlich wieder erwachenden Mimiken der jungen Frau und ihrer ersten Worte bestätigten ungünstiger Weise nicht nur seinen detektivischen Instinkt in seiner Vorahnung, sondern jagten ihm gleichfalls einen unwohlen Schauer über den Rücken. Er hatte also Recht behalten, was ihm aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen als Detektiv zwar nicht wirklich verwunderte, doch war die schlagartige Ernsthaftigkeit in ihrem Gesicht wie trockenes Reisig, welches man auf das unmerklich vor sich hin glimmende Laub aus Vermutungen streute und in seinen Magen abermals einen schmerzhaften Stich des Unbehagens zurückließ. Zahra steckte also wirklich in erblichen Schwierigkeiten und diese drohten nun ebenso auf die gesamte Sonderkommission wie auch ihn überzugreifen, was seine Laune abermals noch weiter in den Keller trieb. Diese starrköpfige Frau bedeute mal wieder nichts als Ärger und als wenn er zu Zeit mit Kira und seinen hinterhältigen Morden nicht bereits genug zu schaffen hatte, sorgte Sie neuerlich mit ihrer ihn verwirrenden Art für neue Probleme. Allerdings blieb offensichtlich im Moment nicht die notwendige Zeit dafür, sich über eine erneute Störung innerhalb seiner Ermittlungsarbeit zu echauffieren, denn ihre Worte machten L unmissverständlich klar, wie dringlich die Angelegenheit war, aber um die daraus resultierenden Umstände abschätzen zu können, brauchte er zunächst einmal mehr Informationen und den einzigen Anhaltspunkt, welchen er in diesem abstrusen Chaos besaß, war diese kleine SD-Karte in seiner Hand. „...Wie meinst du das Zahra?...“ folgte sodann prompt die lauernde Entgegnung des Schwarzhaarigen und festigte nochmals bestimmt seinen Griff, unterdessen er die Brünette mit seinen finsteren Blick zu einer deutlichen Antwort aufforderte. Er wusste bereits, das dieser unscheinbare Datenträger zwischen seinen Fingern eine nicht zu verachtende Rolle in diesem Szenario spielen musste und ebenso schlich sich immer merklicher die unabweisbare Gewissheit in ihm ein, das es wahrscheinlich um sehr viel mehr ging, als um einen abermaligen Alleingang von ihr hinsichtlich ihren Ermittlungen gegen Kira. Da steckte eindeutig mehr dahinter. Nicht anders erging es den anwesenden Polizeibeamten, welche nun mit sichtlicher Anspannung den knapp bemessenden Wortwechseln zwischen den beiden jungen Leuten aufmerksam beäugten, indessen sich sogleich die eine oder andere entsprechen forschende Frage von diesen eröffnete. „...Was ist hier eigentlich los?...“ erklang die irritierte Stimme von Matsuda in der anhaltenden Stille und sofort folgte ein aufgebrachtes „...Was ist auf dieser verdammten Karte?...Reden Sie endlich, Zahra...“ von Herrn Aizawa hinterher, derweilen Herr Yagami sich mit einem beschwichtigenden wenn nicht weniger beunruhigten „...Es ist uns schon bewusst, das Sie im Augenblick anscheinend ziemlich mitgenommen sind Zahra, aber sagen Sie uns bitte endlich, was hier los ist...Wie meinen Sie das, das wir hier nicht mehr sicher sind?...Wer ist hinter ihnen her?...“ in die aufkommende Diskussion mit einbrachte. Nur Sekunden vergingen, in denen die Luft beinahe Feuer zu fangen drohte und in denen weder L noch Zahra den fordernden Blickkontakt zwischen ihnen unterbrach oder den zurecht gestellten Fragen der SOKO-Mitgliedern eine Antwort darauf würdigten, bis die junge Frau schlussendlich mit einem bestürzenden Atemzug ihren Kopf für einen kurzen Augenblick senkte. „...Ich werde von Leuten verfolgte, die nach den Informationen auf dieser SD-Karte suchen...Sie sind gefährlich und ich weiß nicht, wie viel sie bereits über mich in Erfahrung gebracht haben...Bitte...Vertraut mir einfach...Wir müssen...“ begann ich infolge dessen nach einem abermaligen knappen bestärkenden Seufzen so sachlich wie möglich, die derzeitige brenzlige Lage um uns herum zu erklären, denn für ausschweifende Erläuterungen hatten wir schlicht und ergreifend keine Zeit mehr. Ich hatte diese Reaktionen wie gleichso Ryuzakis forsche Sturköpfigkeit im Vorfeld bereits kommen sehen und es war genau das, wovor ich die meisten Befürchtungen gehabt hatte. Beschwörend haftete mein blaugrauen Iriden eisern an den misstrauischen prüfenden Blick des Schwarzhaarigen und ich konnte nebenher aus dem Seitenwinkel erkennen, wie sich die Profile der Polizisten neben uns in erschrockene Masken verwandelten, als ich jählings durch das ohrenbetäubende Aufschreien einer Sirene in meinen Worten unterbrochen wurde.
 

Der Ausdruck in dem Gesicht des jungen Detektiven wurde mit jeden Satz von Zahra stetig eine Nuance dunkler, denn bei solche einer bestehenden Sachlage waren wahrlich jeder einzelne von ihnen in Gefahr, falls diese Leute die Brünette wirklich schon seit längerer Zeit verfolgten und um ihrer Anwesenheit im Hotel wussten. Demnach wäre tatsächlich die Wahrscheinlichkeit groß, das diese Verbrecher so skrupellos waren und Sie oder einen anderen von ihnen aufgriffen, um sie zur Herausgabe der Informationen zu zwingen, ohne das diese um deren Existenz überhaupt im Bilde waren. Schlimmsten Falls könnten diese Leute gleichso durchaus versuchen, sich das Objekt der Begierde mit Gewalt anzueignen und sich zutritt zum Aufenthaltsort dieser zu verschaffen. Es war also nicht von der Hand zuweisen, das dadurch nicht nur das Leben von Zahra bedroht sein, sondern ebenso die Ermittlungen gegen Kira in Mitleidenschaft gezogen oder gar das gut gehütete Geheimnis um seine wahre Identität gegenüber diesen Kriminellen aufgedeckt werden könnte, was nicht bloß unter der zurückblickenden Fragestellung hinsichtlich des zur Zeit nicht ganz ungewissen Aufenthaltes von Kiras Kräften eine beängstigende Vorstellung beinhaltete. Er musste schleunigst irgendetwas unternehmen, selbst wenn sich in seinem Kopf gerade tausende an spekulativen Fragen bezüglich des Datenträgers, den möglichen Verfolgern von Zahra und ihre Involvierung in diesem Fall, wie auch ihrer verbissene Verschwiegenheit darüber, anhäuften. Jedoch noch währenddessen sein scharfer logischer Verstand die wenigen Worte der jungen Frau innerhalb der Unterhaltung postwendend analysierte und sich nebenher über die daraus folgenden Schritte in dieser neu entstehenden Situation verzweigte, wurde er unsanft durch ein helles auf schrillendes Geräusch aus seinen Überlegungen gerissen. Unversehens unterbrach er perplex den Blickkontakt und horchte sofort alarmiert auf das an und abschwellende penetrante Heulen der Sirene, die wie ein Unglücksbote urplötzlich durch die zahllosen Gänge des Hotels schallte. Das war definitiv der Feueralarm, welcher das Gebäude und auch seine Bewohner wie Mitarbeiter während eines Brandfalles über die bestehende Gefahr informieren sollte und zu einen unverzüglichen Rückzug auf die öffentliche Straßen aufforderte. Ein seltenes, wenn dennoch nicht vollkommen unwahrscheinliches Ereignis, das sich allerdings in der aktuellen Situation beinahe arrangiert anfühlte und im Inneren des jungen Mannes umgehend eine nicht zu verkennende Anspannung aufkeimen ließ. Ich zuckte in selben Moment wie unter der Wucht eines unsichtbaren Faustschlages zusammen und verstummte sekundengleich in meinem eben noch eröffnenden Erklärungen, indessen mein Augenmerk überrascht wie gleichso unsicher zu der Haupteingangstür des Zimmers huschte. Derweilen traf sich irritierte fragende Gesichter unter den restlichen anwesenden Ermittlern der Sonderkommission und eine bedrückende Sekunde aus unheilschwangerem Schweigen kehrte in den vom durchdringenden Echo des Alarmtones erfüllten Raum ein, bis auf einmal um uns herum die Hölle losbrach.
 

Ein dumpfer lauter Knall ließ das massive Holz der Zimmertür haltlos aus ihren Angeln springen, der gleichzeitig von einem hellen blechenden klingenden Geräusch erst begleitet und anschließend vollständig abgelöst wurde, bevor sich der Raum zischend in eine Wolke aus undurchsichtigen beißenden Nebel hüllte. Hastig duckte ich mich instinktiv schutzsuchend unter die niedrige Platte des kleinen Tisch, vor welchem ich bis eben noch mit Ryuzaki zusammen gehockt hatte und versuchte irgendwie zu begreifen, was hier eigentlich gerade geschah. Brennender reizender Rauch füllte mit jeden neuem Atemzug den ich tat meine malträtierten Lungen und ich hustete gequält unter dem Übelkeit bringenden Gas auf, das es mir fast unmöglich machte den rettenden Sauerstoff in meinen Körper aufzunehmen. Meine Gedanken hetzten indessen in einem nie gekannten Chaos aus Panik durch den sich überschlagenden Irrgarten aus Ereignissen und ich bemühte mich inständig darum, meinen Verstand auf einen rationalen Ausweg zu konzentrieren, aber alles was ich vernahm, waren die quälten Laute der SOKO-Mitglieder irgendwo im Raum. Angsterfüllt blinzelte ich in den uns umgebenden ätzenden Dunst und tastete mit wild klopfenden Herzen nach der Stelle, an der sich noch bis eben L befunden hatte,derweilen ich versuchte den beißenden Rauch mit dem Ende meines Shirts von meinen Atemwegen fern zuhalten, bevor ich dann endlich ein Stück des vertrauten Stoffes unter meinen Fingern erfühlen konnte. Sogleich stieg mein Puls nochmals um eine beachtliches Stück an Geschwindigkeit an und erleichterte konnte ich zumindest spüren, wie sich dessen Besitzer ebenso hustend neben mir bewegte, doch plötzlich wurde ich jählings grob an meinem Arm in in die Höhe gerissen, sodass ich umgehend einen überraschten Schrei ausstieß, währenddessen ich mich sogleich nach Leibeskräften gegen den unbekannten, in schwarz vermummten Gegner zur Wehr zu setzten begann. Haltlos schlug ich um mich und neuerlich flammte ein noch nie zuvor gekanntes Grauen in mir auf, aber ich hatte nicht den Hauch einer Chance gegen die immense Kraft meines Gegenübers. Gelähmt vor Angst, mit sich haltlos überschlagenden Gedanken und in einer schieren Ausweglosigkeit gefangen, fühlte ich im nächsten Moment unvermittelt einen schmerzhaften Stich in meinem Hals, was meinen inneren Kampfgeist sogleich abermals mit aller Macht aufheulen ließ. Mit allem was ich aufbringen noch konnte, stemmte ich mich neuerlich entschlossen gegen meinen Angreifer, aber ich merkte sofort wie sich abrupt meine Sinne mehr und mehr zu verabschieden drohten. Wie verschwommen nahm lediglich noch Umrisse meiner von Rauch verzehrten Umgebung war und das Letzte was ich spürte war, wie mich eine eiserne Hand unsanft aus den erdrückenden Fesseln entriss, bevor mich schlussendlich ausnahmslose Dunkelheit empfing.
 

Auch L hatte indessen geistesgegenwärtig Schutz gesucht und versuchte derweilen krampfhaft, sich mit seinem Sweatshirt vor den kratzenden Rauch in dem kleinen Raum abzuschirmen, doch die Fasern waren einfach nicht dazu geschaffen. Verbissen unterdrückte er den aufkommenden Hustenreflex und lauschte nebenher konzentriert auf die ihn umgebenden Geräusche, welche ihm eindeutig sagten, das dort inzwischen mindestens zwei weitere Personen mit ihnen im Zimmer waren. Die Zuspitzung der Lage und ihre aktuelle Situation ließen mittlerweile nur noch einen Schluss zu – diese Leute, welche offensichtlich hinter Zahra und diesen Informationen auf dem Datenträger her waren, waren keine Amateure, sondern wussten allen Anschein nach sehr genau was sie taten. Demzufolge musste er sehr vorsichtig sein und durfte sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen, wenn er die junge Frau neben sich vor diesen Verbrechern tatsächlich beschützen wollte. Sie mussten hier so schnell wie möglich raus, doch wie sollten sie das bewerkstelligen, wenn sie durch den brennenden Rauch so gut wie blind waren und sich zudem noch, wohl möglich sogar bewaffnete, Gegner in ihrer Nähe aufhielten, welche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit perfekt auf diese Umstände eingestellt waren? L musste einfach einen Ausweg finden, ganz gleich wie dieser auch aussehen mochte. Sein Herzschlag hämmerte hart gegen seinen Brustkorb und er vernahm sehr deutlich, wie nicht nur die restlichen Ermittler mit den Folgen des Angriffs zu kämpfen hatten, sondern ebenso wie sich zwei dunkle Schatten unheilvoll, jedoch mit einer zielgerichteten Behändigkeit auf sie zubewegten, unterdessen sein scharfer Verstand immer mehr von einem qualvollen Pochen aufgrund des bestehenden Sauerstoffmangels merklich beeinflusst wurde. Die wenigen Sekunden wurden zu einer zeitverzehrten Ewigkeit, in denen er die wenigen Optionen, welche ihm jetzt blieben, genauestens abzuwägen versuchte und dennoch spürte er plötzlich unversehens, wie etwas ungestüm an dem Stoff seiner Kleidung zu zupfen begann, ehe dieses dann von einem markerschütternden Schrei der jungen Frau jäh unterbrochen wurde. Blitzartig war sein eben noch so überbeladener Kopf vollständig leer und etwas anderes machte sich postwendend in seinem Inneren breit, das wie ein schleichendes Gift all seine Rationalität mit einem Schlag vernichtete. „...Zahra...“ Ein Gedanke gepaart mit einem noch nie gekannten Gefühl, das sich einzig und allein als Angst definieren ließ, zog ihn umgehend zurück auf die Beine und versetzte seinem Herzen einen spürbar peinigenden Stich, während er sich in dem beißenden Nebel zu orientieren versuchte. Mit finster dreinblickenden Augen blinzelte er entschlossen in den brennenden Rauch vor sich und bewegte sich festen Schrittes selbstbewusst auf die Richtung zu, aus der er die deutlichen Geräusche einer sich wehrenden Person vernehmen konnte, bevor sich schlussendlich das dazugehörige Bild in sein Sichtfeld schob. Etwas in seinem Inneren schrie in diesem Moment aus schierer Furcht um die junge Frau auf und sein Körper schien sich plötzlich wie von alleine in Bewegung zusetzten, sodass er nur kurz darauf bereits beherzt nach dem Handgelenk von Zahra griff, um sie der potenziellen Gefahr wieder zu entreißen. Mit einem kraftvollen Ruck zog er die Brünette bestimmt in seine Richtung, währenddessen er aus derselben Drehung heraus, den völlig überraschten Gegner durch einen gut platzierten Tritt unweigerlich von den Beinen holte, bevor er selbst jedoch durch die Wucht des Aufpralls und das zusätzliche Gewicht von Zahra ebenfalls ungläubig den Halt verlor. Mit einem gequälten Aufstöhnend schlug L hart auf dem Boden auf und schirmte indessen den nunmehr schlaffen Körper der jungen Frau beschützend mit dem seinigen ab, aber nichts desto trotz konnte er dennoch hören, wie auch diese mehr als unsanft auf den Untergrund aufprallte. Ihr warmer Leib bedeckte fast vollständig den seinen und machte ihm das Atmen merklich schwerer, doch er konnte spüren, wie sich ihr Brustkorb in einem gleichmäßigen sanften Rhythmus beständig hob und senkte. Bunte Blitze und ein wabernder rot Schleier aus Pein tanzten unnachgiebig vor seinen dunklen Seen und der beißende Schmerz in seinen Lungen nahm von Minute zu Minute immer weiter zu, aber da war ebenso auch eine unendliche Erleichterung in seinem Inneren, die er in diesem Augenblick am allerwenigsten verstand. Er lag einfach da, lauschte auf das stille Rauschen des Blutes in seinen Ohren wie nebenher auch auf das weiter um ihn herum tobende Chaos, bis letztendlich eine verlockende Dunkelheit all seine Sinne mit sich nahm.



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