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L - You have changed my World

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Die Logik der Liebe

Die Logik der Liebe
 

Wie zur Salzsäule erstarrt und mit fest geschlossenen Augen saß L hochkonzentriert neben Zahra auf dem Sofa, währenddessen er sich darum bemühte all die gerade neu entdeckten irritierenden Dinge in sich zu sortieren wie gleichso auch zu analysieren. Sorgsam achtete er dabei auf jede noch so kleine Regung in seinem rebellierenden Körper und lauschte unterdessen nachdenklich auf die gleichmäßigen ruhigen Atemzüge der jungen Frau, welche sich noch immer wie eine Ertrinkende mit aller Kraft haltsuchend an ihm festklammerte, sodass er mit jeder Minute deutlicher diese altvertraute von ihr ausgehende wohlige Wärme spüren konnte. Mit jedem neuem unausweichlichen befüllen seiner Lungen mit dem so lebenswichtigen Sauerstoff, schlich sich zeitgleich auch jedes Mal ein wenig mehr ihres unverwechselbaren Geruchs in seine Nase ein und unterstützte dadurch bloß umso intensiver all die seltsamen irrationalen Empfindungen, welche ihn seinen logischen Verstand kontinuierlich streitig zu machen drohten. L wusste weder es zu beschreiben, noch es zu erklären, was genau sich da gerade in seinem Inneren abzuspielen begann, denn es war einfach viel zu widersprüchlich, als das es sich in sein rationales Gefüge einzugliedern vermochte und trotzdem war es in diesen Sekunden so unfassbar Materiell in seinem Gedanken, das er lediglich die Hand danach ausstrecken musste, um es zu berühren. All seine sonst so scharfen Sinne schienen in diesem Augenblick völlig verrückt zu spielen und doch lag in diesem Strom aus verwirrenden Reizen eine unumstößliche Wahrheit, die ihn viel mehr erschreckte, als das sie ihn einfach nur vollkommen aus der Fassung bringen konnte. Sein Herz setzte für einen Moment schlagartig aus, ehe es sein Blut anschließend wie einen wild gewordener Stier durch seine pochenden Adern zu jagen begann und er gleichzeitig abrupte geschockt seine Augen öffnete. Wie in Trance und völlig überwältigte von seiner so eben erwachten Erkenntnis fixierten seine fassungslos blickenden dunklen Seen abwesend die erdrückende Leere im Raum, während sein rationaler Verstand das ausgegrabene Puzzle der Ratlosigkeit intuitiv Stück für Stück zu einem Konstrukt zusammen setzte, welches ihm sofort einen eisigen Schauer über seinen Rücken laufen ließ. Das, was er gegen jegliche seiner bisherigen Erwartungen und vorausgegangenen Berechnungen in den Tiefen seines Inneren in diesem Moment fand, war nicht das Chaos oder der Schmerz, welche ihn in den letzten Wochen so sehr zugesetzt hatten, Nein, sondern es war viel mehr das Gefühl von Geborgenheit wie ebenso einem allumfassenden wohltuenden Frieden, welcher ihm fast die Fähigkeit zu Atmen nahm und ihn vollständig aus seinem Fundament riss. Doch wie konnte so etwas nur Möglich sein? All diese irrationalen verwirrenden Emotionen die er für Zahra empfand, welche ihm in ihrer Gegenwart bereits mehr als einmal unglücklicher Weise die Kontrolle hatten verlieren lassen und ihm in den vergangenen Tagen, in welchen er sich fest entschlossen von ihrer Person ferngehalten hatte, mit ihrer unbestreitbaren präsent so nachhaltig gequält hatten, waren zwar noch immer unerbittlich in seinem Inneren vorhanden, aber sie hatten sich dennoch in dieser ungewollten Situation abermals verändert. Sie brachten nicht nur mehr Unverständnis und Schmerz mit sich, sondern wirkten diesen plötzlich sogar lindernd Entgegen, was L neuerlich in all seinen Schlussfolgerungen in Bezug auf die Liebe aufs Neue abgrundtief verstörte. Wie konnte es sein, das etwas offensichtlich Ursache und Lösung zur gleichen Zeit zu sein schien? Das widersprach doch erneut jeglichen Gesetzen der Logik, denn im Normalfall lernte man schon von Kindesbeinen an, das man von den Dingen die weh taten Abstand halten sollte, um sich und seine Gesundheit vor größeren Schaden zu bewahren, aber hierbei schien diese überlebenswichtige Regel vollkommen außer Kraft gesetzt zu werden, fast so, als würde eine zweite Verbrennung an der heißen Herdplatte ein Heilmittel für die vorangegangene Wund sein. Doch das war alles andere als stimmig und führte ihm somit bloß wiederholt vor Augen, wie wenig man die vernunftwidrigen Gefühle in rationale Argument gliedern konnte, um sich mit gut voraus kalkulierten Schritten vor diesen zu schützen, aber wie sollte er jetzt mit dieser sich daraus neu ergebenden Sachlage umgehen? Verwirrt wie gleichso nachdenklich richteten sich seine dunklen Seen ruckartig hinunter auf das schlafende Profil von Zahra und versuchte all diesen weltenverkehrten Tatsachen einen halbwegs plausiblen Sinn abzuverlangen, jedoch verfing sich sein scharfer Verstand mit jedem neuem Richtungswechsel nur noch weiter in dem abstrusen Netz der unauflöslichen Widersprüche, sodass seine Laune umgehend erneut einen rasanten steilen Abstieg verzeichnete. Trotz allem genoss L allerdings auch irgendwie den so lange herbeigesehnten Moment des Friedens in seinem Herzen, denn er war inzwischen das ihn zerfressende Chaos aus Zweifeln wie ebenso der sich ständig protestierend aufbäumenden Gefühle leid und beobachtete unterdessen stillschweigend das entspannte Gesicht der jungen Frau, welche ihm unaufhörlich neue unbekannte Fakten über sich selbst offen legte. War das vielleicht genau der springende Punkt, der ihn in seinen rational gefassten Entschluss so hartnäckig verunsicherte? Das er seine geliebte innere Ruhe und Selbstbeherrschung nur im Zusammenspiel mit Zahra zurück gewinnen konnte? War sie wirklich der Schlüssel zu all diesen aufgestauten marternden Fragen in seinem Kopf? Doch das würde demzufolge wiederum auch bedeuten, das er offenkundig anscheinend weder mit ihr - noch ohne sie wirklich konnte und das erschuf im selben Atemzug ein neues noch größeres Problem, denn wie sollte er so eine undefinierte Sachlage dann schlussendlich handhaben? War er überhaupt in der Position dazu, auf solche unsteten Bedingungen einzugehen oder hatte er bereits im Vorfeld schon lange verloren gehabt? Zaghaft ließ er vorsichtig seine Finger erst über ihren Kopf und dann durch ihre braunen langen Haare den Rücken hinab gleiten, sodass die junge Frau wohlwollend einen bestätigenden Seufzer tat, während sie sich mit einem sanftem Lächeln nur noch fester an seine Brust kuschelte, was sein Herz sofort erneut in eine heillose Raserei versetzte. Da waren sie wieder. Alle diese berauschenden angenehmen Gefühle, die sich wie ein beruhigender Nebel in seinem vom Unruhen gebeutelten Verstand ausbreiten und seine Gedanken wiederholt in einen Zwiespalt aus Ärger und Glück zurück drängten, sodass er sich neuerlich zu Fragen begann, wieso ihn die Nähe zu ihr abermalig zu solchen irrationalen Aktionen verleitet hatte und was sich wohl in ihrem eigenen Kopf zu diesem Thema abspielte, denn er hatte ihre, für L weiterhin von Gegensätzen durchtriebenen Worte, nicht vergessen.
 

Langsam driftete mein abhandengekommenes Bewusstsein wieder zurück aus den dunklen erinnerungsschweren Reich der Träume und sofort bemerkte ich perplex, das irgendetwas an der Gesamtsituation hier nicht ganz zu stimmen schien, denn dieser herbe altvertraute Duft, welcher mir als erstes überdeutlich in die Nase stieg, widersprach all dem logischen Gedankengängen in meinem sogleich hellwach aufschreienden Verstand. Entsetzt meldete sich umgehend schmerzhaft mein heftig reagierendes Herz in meinem Brustkorb und mich musste mich mit all meiner Kraft die ich aufbringen konnte zusammenreißen, um nicht einfach erschrocken die Luft anzuhalten, als ich mir meiner aktuellen überraschenden Lage urplötzlich bewusst wurde. Diesen aufwühlende Geruch würde ich noch unter Tausenden herausfiltern können, denn er gehörte zweifelsfrei zu dem Mann, der mir mittlerweile mehr bedeutete als mein eigenes Leben, aber wieso bloß war er mir gerade so verdammt nahe? Meine Gedanken begannen sofort übergangslos mit einer schwindelerregenden Geschwindigkeit durch den Irrgarten meiner Erinnerungen zu jagen und eine plausible Erklärung für die mich zu zerreißen drohenden Umstände um mich herum zu finden, währenddessen ich mit all meinen anderen Sinnen angespannt auf meine unmittelbare Umgebung lauschte. Krampfhaft bemühte ich mich darum die sogleich in mir aufwallenden quälenden Bilder von unseren gemeinsamen bisherigen Erlebnissen in meinem Bewusstsein zurück zu drängen und meine momentane schlafend erscheinende Fassade somit nicht sofort auffliegen zu lassen, unterdessen ich nicht nur mein aufgescheuchtes Blut in meinen Ohren rauschen hören konnte. Nein, da war ebenso der beruhigende und dennoch gleichso aufrührende Klang eines Herzschlages, der sich kontinuierlich in meine durcheinanderwirbelnden Überlegungen schlich, derweilen ich das bekannt Gefühl von weichen Stoff unter meinen Händen spüren konnte. Die Wärme und Geborgenheit die mich umgab, benebelte beinahe vollständig meinen verwirrten Geist, aber sie fühlte sich nach den ewig erscheinenden Wochen der Abstinenz so unsagbar gut an, das sich ein zentnerschwerer Kloß aus unaussprechlichem Glück wie ebenso unsagbarer Sehnsucht in meinem Hals einfand. Doch was war eigentlich passiert? Warum war ich überhaupt eingeschlafen und wieso benutzte ich L offensichtlich als Kissen? Viel wichtiger war allerdings ebenfalls die Frage, weshalb er sich das offenbar auch noch von mir gefallen ließ. Was hatte das alles nur zu bedeuten? In meinem Kopf herrschte ein beispielloses Chaos aus Schmerz, Freude, Unverständnis und Angst, sodass es mir fast unmöglich wurde auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen und meine sich auflehnenden Gefühle mir unmissverständlich damit drohten, mir auch noch den letzten verbleibenden Rest meiner brüchigen Selbstbeherrschung vollends streitig zu machen. War ich tatsächlich so erschöpft gewesen, das sich mein Körper einfach ohne Vorwarnung die benötigte Ruhephase glorreich erobert hatte, noch bevor ich irgendetwas dagegen unternehmen konnte? Hatte ich neuerlich im Schlaf unbewusst eigenmächtig gehandelt gehabt oder war gegen jegliche Wahrscheinlichkeit der ungewöhnliche Fall eingetreten, das L von selbst einen Schritt auf mich zugemacht hatte? Ich war vollkommen verwirrt, sodass ich in diesem Moment weder wusste was ich eigentlich denken noch wie ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten sollte, weshalb ich für einen unendlich scheinenden Augenblick lediglich wie versteinert und mit sich überschlagenden Herzen in meiner Position verharrte, indessen ich mich inständig darum bemühte die nebenher in mir aufkommende salzige Flut aus Hoffnung und Verzweiflung bereits im Keim wieder zu ersticken. Es irritierte, quälte und wühlte mich in einer so konfusen Art und Weise auf, sodass es die gesamte Lage beinahe unerträglich für mich machte, denn in dieser Sekunde hatte ich einfach alles, was ich in letzten Wochen so sehr vermisst hatte und zeitgleich hatte ich ebenso eine übermächtige Furcht in mir, genau dies alles neuerlich nochmals zu verlieren. Diese derzeitige Sachlage spiegelte genau das wieder, wovor ich seit dieser einen alles verändernden Nacht am meisten Angst und was ich mir andererseits gleichzeitig auch mit jeder Faser meines Körpers mehr als nur herbeigesehnt hatte. Trotz alledem blieb letztlich aber noch immer die fragwürdigen Umstände, welche zu der Entstehung dieser nervenaufreibenden Situation geführt hatten, beständig nagend in meinem zerrütteten Verstand bestehen und obwohl ich gerade am liebsten für Immer die Zeit angehalten hätten, so wünschte ich mich zeitgleich ebenso ganz weit weg von hier, denn ich wusste einfach nicht zu sagen, wie diese Geschichte schlussendlich ausgehen würde und das speiste meine stetig wachsende Unsicherheit mit jeder einzelnen Sekunde. Was würde er tun, wenn ich meine Maske fallen ließ? Würde L mich abermalig von sich stoßen, so wie er es schon einmal getan hatte oder war es tatsächlich der erste erfolgversprechende Schritt, der uns erneut wieder ein Stück aufeinander zubringen konnte? Durfte ich wirklich ein klein wenig Hoffnung haben oder sollte ich mich eher auf das schlimmste Szenario vorbereiten? Ich war vollkommen hin und her gerissen zwischen den unzähligen Variationen an bestehenden Möglichkeiten und doch genoss ich ganz bewusst jede einzelne vergehende Minute bei ihm in vollen Zügen, denn genau genommen konnte dies auch das letzte Mal gewesen sein, wo ich ihm noch einmal so nahe gekommen war. Doch während ich mich immer weiter in meinen Überlegungen zu verlieren drohte, schreckte mich abrupt unerwartet die wohlvertraute Stimme des Detektiven aus meinen abschweifenden Gedankengänge hoch und die Zeit um mich herum schien im selben Augenblick erwartungsschwer den Atem an zuhalten.
 

„...Ich weiß das du wach bist Zahra...Es gibt also keinen ersichtlichen Grund mehr dafür, das du dich weiterhin so unnachgiebig an mir festklammern musst....“ verließ es missmutig die Lippen des Schwarzhaarigen und besah sich nebenher unwillig die sogleich sichtlich zusammenzuckende Person vor sich, währenddessen er inständig darüber nachsann warum sie sich gerade schon wieder so irrational verhielt. L hatte recht früh bemerkt das Zahra wohl aus ihrem komatös anmutenden Schlaf endlich aufgewacht war, denn ihm waren die winzig kleinen Regungen in ihrem Gesicht wie auch das sachte kaum wahrnehmbare leichte Zittern ihrer Finger nicht entgangen und dennoch hatte sie keinerlei Anstalten gezeigt gehabt, ihn aus seiner misslingen Lage wieder zu entlassen, was ihm nach einer Weile immer deutlicher gegen den Strich gegangen war. Aber warum tat sie das? Natürlich wusste er mittlerweile das Zahra ihn liebte, denn das hatte sie ihm selbst mehr als deutlich gesagt wie auch gezeigt gehabt und das ihr die vorangegangenen Tage sichtliches Unbehagen bereitet hatten, war ihm ebenso keineswegs entgangen, aber verursachte ihr die gegenwärtige Situation den gar keine Probleme oder ging es ihr schlussendlich ähnlich wie ihm, sodass sie einfach bloß ein wenig länger versuchte daran fest zuhalten? Mein Kopf war schlagartig leer, als ich plötzlich die nicht gerade erfreut klingende Stimme von L in meinen Ohren vernahm und sofort machte sich ein merklich schmerzhaftes Ziehen in meinem Brustkorb breit, sodass ich unweigerlich erschrocken zusammenfuhr, während mein Puls zeitgleich auf ein neues Rekordhoch schnellte. Er wusste das ich nicht mehr schlief? Hatte ich mich tatsächlich durch irgendetwas verraten? Was sollte ich jetzt nur tun, damit diese für mich ohnehin bereits unangenehme Lage nicht noch schlimmer wurde? Krampfhaft versuchte ich verbissen den logisch gepolten Bereich meines Verstandes neu zu starten und mir einen halbwegs akzeptablen Ausweg aus dieser Situation zu erschließen, indessen ich mich angestrengt auf all meine überreizten Sinne konzentrierte, um meine sichtbaren Reaktionen so gut wie eben möglich unter meiner Kontrolle zu behalten, als mir im selben Moment unvermittelt etwas ganz anderes auffiel, was meinen rationalen Geist abrupt in seinem sowieso schon beeinträchtigten Leistungsprozess rücksichtslos unterbrach. Von einer Sekunde zur Anderen verweigerten meine Lungen einfach ihren Dienst, währenddessen ich vollkommen überrascht auf den ebenso eindeutig erhöhten Herzschlag meines improvisierten Kissens lauschte und mein eigener zeitgleich erst einmal vollständig versagte, ehe sich dieser dann umgehend auf der selben Frequenz des seinigen wieder einfand. Was war hier eigentlich los? Hatte ich irgendetwas verpasst oder bildete ich mir diese unerwartet Tatsache letztendlich etwa nur ein? Nochmals horchte ich mit all meiner Konzentration auf den schnellen kontinuierlichen Klang in seiner Brust und meine erstarrten Gedanken setzten sich umgehend zähflüssig aufs Neue in schwindelerregende Bewegung, derweilen sich sofort abermals das Labyrinth aus Fragen wie gleichso Verwirrung in meinem Inneren auszubreiten begann. War es wirklich Möglich, das ihn das Ganze hier genauso sehr aufwühlte wie mich und ich mit den anfänglichen Vermutungen zu seinen Worten im Endeffekt gar nicht so falsch gelegen hatte? Auch wenn sein gesamtes Verhalten im Augenblick eher auf Ablehnung hindeutete, so sprach sein Herz letzten Endes gerade eine ganz andere Sprache und das ließ den kleinen Funken der Hoffnung in mir neuerlich ein wenig heller glimmen. Jedoch musste ich jetzt erst einmal etwas unternehmen um aus diesem aufrührenden Umstand zu entkommen, weshalb ich mich nach einem letzten tiefem Atemzug vorsichtig von ihm löste und mich dann anschließend abgewandt von ihm aufsetzte, denn im Moment würde ich ihm einfach nicht in seine dunklen unlesbaren Augen schauen können. Da war schlicht und ergreifend ein viel zu großes Chaos aus Unsicherheit wie auch erinnerungsschwerer Gefühle in mir, die mich Hals über Kopf zu untergraben versuchten, sodass mein Magen sich unaufhörlich marternd zusammenzog. „...Tut mir Leid...“ verließ es zeitgleich flüsternd meinen Mund und ich biss mir umgehend schmerzhaft auf die Lippen, denn mit diesen Worten fiel auch die schützende Mauer um meine zurückgehaltenen Emotionen in sich zusammen, sodass alles in mir protestierend lauthals aufheulte. L beobachtete aufmerksam jede noch so kleine ihrer gezeigten Reaktionen und bemühte sich indessen händeringend darum, sich nichts von seiner momentanen inneren Zerrissenheit anmerken zu lassen, aber gegen die deutlichen Rückmeldungen seines Körpers war auch sein scharfer mahnender Verstand hilflos. Nachdenklich verfolgten seine dunklen Seen, wie sich Zahra behutsam von ihm entfernte und sogleich wurde die leise bebende Unruhe in ihm zu einer neuerlichen ohrenbetäubenden Sinfonie der Gegenwehr, als sich mit ihr auch die Wärme und die Geborgenheit aus seinen Gedanken immer mehr zurückzog. Genervt von der unnachgiebig entschwinden Ruhe in seinem Kopf, maß er nebenher prüfend die mit einem Mal recht kontaktscheu erscheinende junge Frau aus dem Seitenwinkel, denn sie würdigte ihn in der gesamten Zeitspanne nicht einmal eines einzigen Blickes, was ihn nun wiederum abermals völlig irritierte. War ihr die Lage doch in irgendeiner Form unangenehm oder hatte er sie mit seinem Verhalten einfach nur neuerlich verärgert? Egal wie sehr er es auch bisher immer versucht hatte, es wollte ihm letztendlich bis heute keineswegs gelingen, diese sture unberechenbare Person auch bloß Ansatzweise zu entschlüsseln und das stieß ihm selbst nach so vielen Monaten immer noch genauso Sauer auf wie am ersten Tag. Dennoch wusste er nicht richtig zu deuten, wie er die neu entstandene angespannte Situation handhaben sollte und wieso sie sich gegen jegliche seiner Erwartung plötzlich so kleinlaut verhielt, obwohl sie doch sonst mehr der impulsive Typ war. Wurde sie schlussendlich tatsächlich so sehr von ihren Gefühlen beeinflusst, das sich dies nachweislich in ihren Charakterzügen widerspiegelte oder bezweckte sie damit einen ganz anderes Ziel? „...Schon gut...“ war alles, was ich in seiner gewohnten emotionslosen Stimme mit meinen Ohren vernehmen konnte und umgehend machte sich erneut dieser atemraubende Kloß aus Unsicherheit in meinem Hals bemerkbar, sodass ich all meinen Macht aufbringen musste, um mich nicht von meinen Emotionen doch noch überrumpeln zu lassen. Meine Nerven lagen blank und ich ballte instinktiv meine Hände zu Fäusten, um den schmerzhaften Druck in meiner Brust tapfer entgegen zu wirken, während ich den bohrenden wachsamen Blick von L überdeutlich in meinem Rücken spüren konnte. Ich musste einfach hier raus, denn ich würde diese bedrückende bedeutungsschwere Stille zwischen uns letztendlich nicht mehr lange aushalten, weshalb ich von Anfang an genau solche Situationen zu vermeiden versucht hatte, aber nun steckte ich mal wieder mitten drin und ich fühlte mit jeder vergehenden Sekunde intensiver, wie die finsteren Schleier der Narrheit sich immer dichter in meinem Verstand auszubreiten begannen, sodass es mir immer schwerer wurde, meine sichtliche körperliche Schwäche unter meiner Kontrolle zu behalten. „...Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt gehe...“ gab ich sogleich erklären von mir, unterdessen ich mir eine kleine verräterische Perle aus meinem Augenwinkel wischte und aus der gleichen Bewegung heraus aufstand, um mich der heiklen Lage um mich herum endlich zu entziehen, ehe ich jedoch plötzlich ruckartig an meinem Handgelenk zurückgehaltenen wurde.
 

L fixierte nachdenklich wie gleichso wachsam die junge Frau neben sich und fokussierte sich unterdessen abermals aufmerksam auf all die sich nun wiederholt verändernden Regungen in seinem Inneren, welche sich nun erneut in diesem quälenden Chaos aus Verwirrung und marternden Zweifeln abzuzeichnen begannen. Der wohlige Frieden, welchen er vorhin so befreiend in sich gespürt hatte, war mit Zahra neuerlich auf und davon, sodass er sich ernsthaft irritiert zu fragen begann, ob sie vielleicht tatsächlich der Schlüssel zum Ausgang aus dieser unlogischen Verkettung von Indizien sein konnte. Mit dem Daumen an der Unterlippe sinnierte er erneut über die verschiedenen Schnittpunkte in dieser irrationalen Gleichung namens Liebe, welche sich ihm einfach nicht vollständig offenbaren wollten und registrierte derweilen angespannt, wie die junge Frau sich im nächsten Moment mit ein paar knappen Worten eiligst aus dem Hotelzimmer stehlen wollte, sodass er postwendend geistesgegenwärtig darauf reagierte und diese bestimmt zurück hielt. Was genau ihn zu dieser Aktion trieb, konnte er sich selbst im ersten Augenblick auch nicht wirklich erklären, aber irgendetwas in ihm bäumte sich bei diesem Gedanken qualvoll auf und sein Körper agierte einfach vollkommen selbständig, unterdessen ihm noch etwas ganz anderes an Zahra auffiel. Hatte er da gerade wirklich eine Träne bei ihr gesehen oder hatte er sich dieses winzige Detail doch nur eingebildet? Sofort machte sich ein erneuter schmerzhafter Stich in seinem Herzen breit und alles in ihm sträubte sich umgehend gegen die unumstößliche Tatsache, das er sie, wenn er ehrlich zu sich selbst war, tief in seinem Inneren eigentlich nicht gehen lassen wollte, aber sein logischer Verstand nutzte diese ungewollte Kontaktaufnahme sofort geistesanwesend für seinen ganz eigen Zwecke, nicht zuletzt um damit einen dunklen schützenden Schatten über die wahren Absichten hinter dieser Handlung zu werfen. Mit einer einzigen fließenden Bewegung war er hinter Zahra getreten und packte gleichzeitig nachdrücklich ihren Arm, sodass die junge Frau unweigerlich gezwungen war in ihrem Tun inne zu halten. „...Warte Zahra...“ gab er emotionslos von sich und besah sich wachsam die erstarrte Person vor sich, unterdessen sein Puls nochmals rasant in die Höhe schnellte. Ich gefror schlagartig zu Eis, als ich seine warme Hand an meinem Arm fühlen konnte und die Zeit stand wiederholt vollkommen still, währenddessen sich zeitgleich ein explosives Gemisch aus tobenden Gefühlen in meinem überreizten Leib auszubreiten begann. Was sollte das denn jetzt werden? Warum tat er das? Wieso ließ er mich nicht einfach gehen, sondern machte diese ganze Sachlage nur noch schlimmer für mich? Sah er denn nicht, wie sehr mich diese nervenaufreibenden Situation mitnahm oder machte es ihm etwa Spaß mich mit seiner Nähe zu quälen? War das wieder einer seiner seltsamen Tests, um zu sehen in wie weit ich mich noch im Griff hatte? „...Was willst du?...“ kam schleppend von mir zurück, indessen ich es nicht wagte mich auch nur einen Millimeter zu ihm umzudrehen, da schon alleine diese paar Worte meine derzeitigen Kraftreserven beinahe zu übersteigen schienen und mein geistiger Zustand sich bereits jetzt aufs Neue in wenigen Minuten ohne Vorwarnung haltlos zu verabschieden drohte. Der junge Detektive fühlte ganz deutlich die knisternde Spannung in der Luft und er wusste, das er bei ihr mehr als vorsichtig sein musste, da er sie in ihrer jetzigen Verfassung noch schlechter Einschätzen konnte als sonst, aber er wollte schlussendlich ein paar Antworten auf die unaufhörlich in seinem Kopf kreisenden Fragen zu ihr haben und nur sie allein war dazu in der Lage ihm die notwendigen Erklärungen drauf zu liefern. „...Was sollte das Zahra?...Warum verhältst du dich so irrational und wieso grenzt du dieses ganze Thema zusätzlich mit einer Frist ab?...“ erklang seine altvertraute Stimme in meinen Ohren und sogleich viel mir wortwörtlich alles aus dem Gesicht, indessen es mir fast den Boden unter den Füßen entzog.
 

Meine Gedanken standen schlagartig still, während sämtliche meiner lebenserhaltenden Funktionen für den Moment vollständig aussetzten und anschließend in einer Übelkeit bringenden Welle erneut tonnenschwer auf mich niederschlugen. Was hatte er da gerade gesagt? Frist? Woher wusste er von meinem Entschluss? Hatte er damals etwa doch nicht so tief und fest geschlafen, wie ich es vermutete hatte? Aber wenn dem so wäre, wieso hatte ich diesen fatale Umstand dann nicht bemerkt gehabt? Mir wurde schwindlig und das unaufhaltsame Karussell in meinem Verstand nahm nur noch weiter an bedrohlich anmutender Geschwindigkeit zu, derweilen ich krampfhaft darum kämpfte zu begreifen, welchen Sinn seine eben geäußerte Aussage tatsächlich hatte. „...Was?...“ meinte ich entsetzt und wandte mich mit einem sichtbar schreckensbleichen verstörtem Ausdruck zu ihm um, unterdessen meine Brauen ungläubig nach oben rutschten. L begutachte derweilen genaustens ihre verschiedenen Gesichtsspiegelungen und ihre überdeutliche Empörung wie auch das sichtliche Erschrecken über seine indiskrete Frage machte ihm postwendend klar, auf was für dünnem Eis er sich hier gerade mal wieder bewegte, aber jetzt konnte er ohnehin nicht mehr zurück. „...Überrascht dich diese Tatsache wirklich so sehr Zahra?...Ich dachte du wüsstest inzwischen, das ich mich selten vollständig zu Ruhe begebe...Aber um eventuell Missverständnisse im Vorhinein auszuschließen...Ja ich habe jedes einzelne Wort von dir sehr deutlich vernommen gehabt...und ich möchte das du mir erklärst, warum du so gehandelt hast...“ kam lauernd wie gleichso erklärend aus seinem Mund und behielt indessen die von Sekunde zu Sekunde bleicher werdende junge Frau vor sich sehr genau in seinem prüfenden Blick, denn es waren einfach viel zu viele Regungen, welche sich plötzlich auf ihrem Antlitz abzuspielen begannen, sodass nicht nur die Unruhe in ihm warnend wie ebenso schmerzhaft aufschrie. Ich konnte einfach nicht fassen, was er mir da gerade so völlig ausdruckslos offenbarte und mir stockte umgehend der Atem, unterdessen sich mein Herz sogleich auf einer erneuten unaufhaltsamen Selbstmordmission zu befinden schien. Warum hatte er mir das verschwiegen? Wieso bloß hatte er sich damals nicht zu erkennen gegeben und mich in meinem Tun gestoppt, als mich so hinterrücks ins Messer laufen zu lassen? Was sollte ich ihm denn darauf jetzt bitte antworten? Dachte er wirklich, das hier wäre nur eine harmlose Unterhaltung oder einer seiner skurrilen Verhörspielchen, um sich meine Gedankengänge erschließen zu können? Hatte er denn nicht mehr alle Tassen im Schrank? Meine Traurigkeit und all die mich marternden Gefühle in mir wandelten sich in diesen Minuten erst zu abgrundtiefer Empörung und letztendlich in eine bittere Wut, die sich wie ein Faustschlag in den Magen unausweichlich in mir ausbreitete. „...Du willst das ich dir erkläre, warum ich so gehandelt habe?...Sag mal bist du eigentlich so schwer von Begriff?...Hast du nicht eben selbst gesagt, das du jedes einzelne Wort von mir gehört hast?...Wenn das stimmt, dann müsstest du die Antwort darauf doch bereits kennen, also warum machst du das hier?...Wieso quälst du mich so L?...“ verließ es verärgert meine zitternden Lippen und in meinen Augen spürte ich erneut das aufsteigende heiße Nass der Verzweiflung, währenddessen ich ihm voller Unverständnis finster entgegen blickte. Der Schwarzhaarige machte umgehend einen winzigen Schritt zurück, als er sich der ungestümen Reaktion von Zahra bewusst wurde und ihre sichtbaren anklagenden verletzten blaugraue Iriden ließen das Chaos in seinem Herzen nur noch wilder an seinen Ketten zerren, indessen er sich darum bemühte aus den verärgerten Worten der jungen Frau eine brauchbare Lösung für sein Problem zu entschlüsseln, aber es wollte ihn trotz alledem einfach nicht gelingen. „...Demnach hat dein gesamtes irrationales Verhalten mit deiner Liebe zu mir zu tun richtig?...Das erklärt aber immer noch nicht, warum du nach wie vor an diesem unlogischen Konstrukt festhält, obwohl es dich doch offensichtlich nicht völlig kalt lässt...Von dem gesetzten Ultimatum mal ganz zu schweigen...“ faste L die Umstände nochmals gedanklich zusammen, derweilen sein dunkler Blick nachdenklich zur Decke gerichtet war und sein Daumen an seiner Unterlippen ruhte. Für ihn waren diese Antworten nicht weniger erleuchtend als seine eigenen ständigen Grübeleien zu dieser unkalkulierbaren Person und selbst wenn er bestimmte Dinge aufgrund seinen eigenen Erfahrungen mit ihr mittlerweile ein wenig nachvollziehen konnte, so war das Rätsel darum jedoch noch lange nicht gelöst. Mir entkam bei seiner Äußerung prompt ein fassungsloses Aufkeuchen und ich konnte ihm lediglich vollkommen verdattert entgegen starren, derweilen ich mich ernsthaft fragte, ob er mich hier gerade nicht vollständig zum Narren hielt. Hatte er eigentlich ein totales Rad ab oder verstand er hier wirklich nicht, was sich hinter meiner Aussage verborgen hatte? Sauer biss ich mir hart auf meine Lippe, um nicht im nächsten Augenblick vollends die Kontrolle über diese aufwühlende Sachlage zu verlieren, denn dieses bunter Gewirr aus allen mir erdenklichen Emotionen hatte inzwischen wahrlich seinen Höhepunkt erreicht, sodass ich beinahe nicht einmal mehr zu sagen vermochte, wo oben und wo unten war. Beruhigend krallte ich meine Fingernägel in meine Handflächen und versuchte den toben Vulkan in mir an seinem Ausbrechen zu hindern, als mir schlagartig ein vollkommen abstruser Gedanke in den Kopf schoss, welcher meinen Ärger in absoluten Unglauben wandelte. „...Warte mal...Du verstehst es tatsächlich nicht oder?...“ hauchte ich ihm fassungslos entgegen und sogleich traf mich ein in Grund und Boden vernichtenderen Blick des jungen Detektiven, welcher meine erkennende Vermutung zu einer vagen Gewissheit werden ließ. „...Red nicht solchen Unsinn Zahra...“ verteidigte sich L postwendend und versuchte die aufkommenden Spekulationen über seine Kompetenzen auf diesem Gebiet umgehend im Keim zu ersticken, was ihm nebenher deutlich verstimmte. Er hatte wahrlich keine Lust darauf, das es dieser sturen Frau gelang noch eine weitere Schwachstelle bei ihm zu finden und ihm damit noch mehr von seinem ohnehin bereits durcheinander geratenes Leben unwiderruflich zerstreute, denn sie nahm definitiv bereits jetzt schon viel zu viel Raum in seinem Kopf ein.
 

Geschlagene fünf Minuten blickte ich nunmehr dem ziemlich missmutig dreinschauenden L gedankenverloren entgegen und allein sein so vehementes Abstreiten meiner These verstärkte dieses stetig wachsende Gefühl in meinem Bauch, das ich gerade wohl einen wunden Punkt bei ihm getroffen hatte, denn wenn ich all unsere gemeinsamen Erlebnisse unter diesem Aspekt betrachtete, dann ergab vieles endlich einen verständlichen Sinn für mich. Es war als würden mir nach all den Monaten der Verwirrung letztendlich die Scheuklappen abgenommen und mein logisch rationaler Verstand war mit einem Mal wieder vollständig erwacht, sodass er das verknotete Gestrüpp in meinem Kopf nach und nach zu encodieren begann. Natürlich, jetzt wo ich so darüber nachgrübelte hatte ich ja schon zu Beginn diese soziale Unbeholfenheit bei ihm bemerkt gehabt und er war nun einmal nicht der Mensch, welcher sich von seinen Emotionen leiten oder gar beeinflussen ließ. Nein, er war und blieb ein Kontrollfreak, der alles bis ins kleinste Detail vorausberechnen wie zeitgleich analysieren musste, denn seine Welt bewegte sich, so wie ihn kennen gelernt hatte, ausnahmslos in logischen Bahnen, welche mit wissenschaftlichen Argument unzweifelhaft untermauert werden konnte. Jedoch Gefühle und insbesondere die Liebe hatte rein gar nichts mit diesen Denkweisen gemein, was auch ich schlussendlich erst lernen musste und für L mussten daher all diese Umstände noch verwirrender sein, als sie es für mich schon waren. Hieße das also, das er eventuell lediglich Unsicher war und sich deshalb so abweisend mir gegenüber verhielt? Konnte es wirklich sein, das es einfach nur eine Art Angst vor dem Kontrollverlust war und er mir deshalb solche wirren Fragen stellte, obgleich er die Antwort drauf doch eigentlich bereits wusste? Forschend suchte ich konzentriert nach einem brauchbaren Anhaltspunkt in seinen dunklen Seen, aber wie schon so oft war diese unergründliche Schwärze wie eine undurchdringliche Wand, welche nicht einen einzigen kleinen Blick auf das dahinterliegende preisgab. Sinnierend schloss ich mit einem erschöpften Seufzen langsam meine Lider und lauschte instinktiv auf den heftigen Sambarhythmus meines Herzens, denn ich konnte trotz allem nicht sagen, ob ich nun auf der richtigen Spur war oder nicht. Allerdings war es meine einzige Chance die sich mir im Augenblick offenlegte, da wenn ich recht behielt L wahrscheinlich keinen weiteren Schritt mehr auf mich zukommen würde und damit hätte ich ihn, wenn ich jetzt nichts unternahm, letztendlich wohl für immer verloren. Dennoch wie sollte ich ihm rational verständlich machen, was genau in mir vorging und mich antrieb? Nicht nur das es mir widerstrebte meine geheimen Gedanken ihm gegenüber darzulegen, nein, auch die Angst wie er darauf reagieren würde nagte an meiner Entschlossenheit, sodass ich nervös wie gleichso unschlüssig auf meiner Unterlippe zu knabbern begann. Für eine Weile stand ich lediglich regungslos abwägend da, während ich schon fast körperlich die prüfenden Augen des Detektiven auf mir spüren konnte, aber ich ließ mich in diesem Moment nicht von ihm beirren, sondern konzentrierte mich auf die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung in meinem Leben. L hingegen beobachtete wiederum ebenso wachsam wie grübelnd die unergründliche Person vor sich und er war sich nicht wirklich sicher, ob er sie nun aus diesem meditativ anmutenden Zustand herausholen sollte oder nicht, denn er wusste einfach nicht zu sagen, was ihm danach erwarten würde. Hatte sie es tatsächlich geschafft einen kurzen Blick in seinen Kopf zu werfen, ohne das er es verhindern konnte? Schon allein die Vorstellung ließ ihm abermals einen eisigen Schauer über den Rücken laufen und seine Stimmung damit noch weiter in den Keller sinken, aber wenn dem so war, was sollte er dann dagegen unternehmen? Forschend ließ er seine dunklen Seen langsam über ihr Antlitz gleiten und sofort meldete sich in ihm die brodelnde überschäumende Unruhe zurück, die seinen Puls in ungesunde Höhen trieb, währenddessen sein logischer Verstand immer wieder abzudriften begann. Jetzt, in dieser einen unbewussten Sekunde, wünschte er sich so sehnlichst den allumfassenden Frieden zurück, welchen er vorhin für einen kurzen Moment so heilsam genießen durfte und plötzlich wurde seine gesamte Aufmerksamkeit jedoch abrupt auf die sich endlich wieder regenden Zahra gelenkt.
 

„...Also schön L...Ich werde versuchen es dir zu erklären, auch wenn ich noch nicht so genau weiß, wie ich das eigentlich bewerkstelligen soll...“ begann ich meine Unsicherheit leise zu überwinden, ehe ich nach einem nochmaligen ermutigenden Atemzug zu ihm aufblickte und in meinen Erläuterungen mit einem sanften Schmunzeln erinnerungsschwer fortfuhr. „...Liebe ist nicht logisch und sie ist absolut unberechenbar, aber ich denke das weißt du bereits...Für mich war es ehrlich gesagt schon ein kleiner Schock, als ich mir meiner Gefühle für dich bewusst geworden war...“ gab ich weiterhin erklärend von mir und wurde jedoch sofort von dem Schwarzhaarigen unterbrochen. „...Wieso war das für dich ein Schock?...“ kam sogleich perplex von L hinterher, welcher Zahra sehr aufmerksam in ihren Ausführungen gefolgt war und dem diese Tatsache sichtlich zu irritieren schien. Sofort schlich sich ein breites wenn gleichso liebevolles Grinsen auf meine Lippen, als ich mir diesem minimalen Anflug von Überraschung bei ihm bewusst wurde und mein Herz machte einen wohltuenden Hüpfer, welcher die Schmetterlinge in meinem Bauch bildhaft aufstoben ließen. „...Nun ja...sagen wir es mal so...du bist immerhin nicht gerade der nette umgängliche Typ von Nebenan oder?...Im Gegenteil, du kannst einen hin und wieder gehörig auf den Wecker fallen...“ meinte ich scherzhaft tadelnd, denn gerade seine unangemessene Dreistigkeit und seine provokante Art waren die ersten Dinge, die ich an diesem seltsamen jungen Mann rückblickend in mein Herz geschlossen hatte. L´s Blick verdunkelte sich bei ihren Worten sichtbar und doch war da auch eine gewisse Freude in ihm über diese winzige Herausforderung ihrerseits, die er schon viel zu lange nicht mehr verspürt hatte, aber das würde er sich unter keinen Umständen ihr gegenüber auch nur Ansatzweise anmerken lassen. „...Das sag genau die Richtige...Du bist immerhin auch kein Unschuldslamm Zahra und du machst nichts als Ärger...“ folgte postwendend tonlos darauf von ihm und auch das Chaos in ihm schlich sich derweilen in eine angenehmere Richtung, wie er missmutig feststellen musste. Mein Puls schnellte bei seiner direkten Provokation sogleich auf hundertachtzig, aber diesmal war es definitiv kein Ärger, sondern viel mehr das Gefühl eines wiederauferstandenen altvertrauten Rituals, welches mir wohl mehr als schmerzlich gefehlt hatte, sodass ich mir ein angriffslustiges Lächeln einfach nicht mehr verkneifen konnte. „...Vielen Dank für das Kompliment...So nett kenne ich dich ja gar nicht...“ warf ich umgehend sarkastische hinterher, was mir prompt einen neuerlichen sträflichen Seitenblick von ihm einbrachte, ehe ich mit sanfter Stimme meine anfänglichen Erläuterungen wieder aufgriff. „...Wie gesagt...zu Beginn habe ich mich wahrlich mit Händen und Füßen gegen diesen Umstand gewehrt und das schon alleine deswegen, weil wir einen Fall zu lösen haben...aber irgendwann hatte ich einfach nicht mehr die Kraft dazu und habe es schlussendlich eingesehen...Doch nur weil ich es damals wusste, war es nicht gleich auch leichter für mich damit umzugehen...Nein, da waren so viele neue Dinge in mir die mich verunsichert haben und welche dir mir sogar Angst machten, weil ich sie nicht genau definieren konnte...Allerdings habe ich nach einiger Zeit gelernt mit dieser Ungewissheit umzugehen und sie als eine gegebene Tatsache akzeptiert, die man nicht ändern konnte...“ entkam es seelenruhig meinen Lippen, während meine blaugrauen Augen friedvoll in weit entfernte Erinnerungen zurück blickten, bevor mich L abermals mit seinen Worten aus meinen Gedanken riss. „...Du hast es Akzeptiert?...“ fragte der Schwarzhaarige forschend wie ebenso skeptisch nach, denn dies verwirrte ihn in seinen logischen Konstrukten wiederholt zutiefst. Wie konnte man etwas Akzeptieren, was man nicht erklären konnte? Er konnte es nicht wirklich mit seinem rationalen Verstand begreifen und doch stieß er in Zahras Gesicht lediglich auf eine beruhigend lächelnde milde Wärme, die ihm seine Brust nur nochmals enger werden ließ. „...Ja das habe ich...Verrückt nicht wahr?...aber ich habe gemerkt, das es in Bezug auf die Liebe nichts bringt sich den Kopf über das Warum und Wieso zu zerbrechen...Nein, es behindert einem im Endeffekt nur und verkompliziert die Dinge sichtlich...Und deshalb agiere ich zur Zeit auch so irrational...In diesen Sachen höre ich ausschließlich auf meine Gefühle, selbst wenn mein Kopf mir etwas anderes sagt und es noch so logisch plausibel klingt...“ führte ich nachfolgend an, ehe sich ein sichtbarer Schatten in meine blaugrauen Augen schlich und ich meinen Blick gleichzeitig traurig von ihm abwandte. „...Darauf gründet letztendlich auch dieses Ultimatum, welches ich mir in dieser Nacht selbst gesetzt habe...Wie schon damals sagte...Ich kann nichts dagegen unternehmen, das ich so für dich empfinde und es tut mir wirklich Leid, wenn ich dir durch diese Tatsache Probleme bereite...aber ich kann es nicht ändern und ich vertraue weiterhin auf dieses warme Gefühl in mir...Doch auch ich bin nicht so stark oder so blind, das ich es ein ganzes Leben lang ertragen oder beschönigen könnte...Dafür schmerzt es einfach viel zu sehr...“ flüsterte ich mit erstickter Stimme und krampfte mit aller Macht meine Hände zusammen, um das neuerliche Zittern in meinem Körper zurück zu drängen, unterdessen ich mit einem tiefen Atemzug versuchte die aufsteigenden salzige Flut in mir tapfer nieder zustecken.
 

Der junge Detektive lauschte sehr aufmerksam und konzentriert den unlogisch und doch irgendwie in sich schlüssig klingenden Worten der jungen Frau, währenddessen in ihm beim Anblick ihrer aufkommenden Tränen erneut ein unerträgliches schmerzhaftes Ziehen Einzug hielt, das ihm wiedereinmal fast den Verstand raubte. Alles in ihm bäumte sich protestierend auf und sein Herz marterte mit unendlichen dumpfen wilden Schlägen seinen ohnehin bereits aufgewühlten Körper, sodass es ihm abermals sichtlich schwer wurde, seine Gedankengänge auf das Sortieren ihrer zerrüttenden Sätze zu richten. Sie handelte also deshalb so unlogisch, weil sie sich entschlossen hatte, sich von ihren Emotionen leiten zu lassen? Hatte sie vielleicht gegen jegliche Form des rationellen Gefüges den Schlüssel zur Lösung in diesem Irrgarten der Verwirrung gefunden? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er die Tatsache um seine irritierenden Gefühle für Zahra zwar schlussendlich angenommen gehabt, aber niemals wirklich als diese akzeptiert, sondern sich trotz alledem ständig versucht sich diesem aufwühlenden Chaos zu entziehen. Doch war das zu guter Letzt der entschiedene Denkfehler in seinem Puzzle gewesen? Immerhin hatte, soweit er es genauer betrachten konnte, jeder Kontrollverlust und jede unerwartete Aktion von ihr nicht nur dieses Chaos sondern ebenso einen gewissen Frieden mit sich gebracht, selbst wenn ihm diese Einsicht neuerlich sichtlich sauer aufstieß. Zeitgleich schmerzte ihn dennoch ebenso wiederholt ihre leiderfüllte Aussage aus dieser einen ganz bestimmten Nacht in einem ungeahntem Ausmaße und noch immer konnte er nicht zu hundert Prozent erfassen, warum sie im Endeffekt weiter an dieser Liebe festhielt, ja sie sogar darauf vertraute wie sei selbst sagte, aber inzwischen schlich sich auch eine vage Ahnung bei ihm ein, wie die junge Frau offenkundig mit diesem Thema umzugehen schien. Nachdenklich musterten seine dunklen Seen die aufgerührte Person vor sich und wieder waren da all diese irrationalen Dinge in ihm, welche in ihm so viele widersprüchliche Reaktionen hervorriefen, indessen seine Erinnerungen unbewusst auf den Moment vor dieser Unterhaltung zurück glitten. L´s Verstand arbeitete auf Hochtouren und wog innerhalb von Sekunden schier unzählige Optionen in diesem weltenverkehrten Konstrukt aus Fragen ab, derweilen sich sein dunkler Blick grüblerisch auf die Zimmerdecke zu richten begann. Die Zweifel an seinem persönlichen Entschluss wurden von Minute zu Minute immer lauter und tausende von erinnerungsschweren Bildern nisteten sich unterstützend dazu in seinem haltlos rotierenden Verstand ein, aber wie sollte er sich entscheiden? Rational betrachten war seine Entscheidung das einzig richtige gewesen und doch fühlte er ebenso, das in ihren Worten eventuell mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit stecken könnte, was wiederum jedoch seine eigens Urteil in Verruf bringen würde. Was aber, wenn sie nun im Umkehrschluss doch Recht hatte und man diese Gefühle nur mit vollkommen irrationalen Maßnahmen in den Griff bekommen könnte? Wie ein Tornado fegten die Pro und Kontras durch die überreizten Nervenbahnen seines Gehirns, währenddessen seine Emotionen eine unendlich erscheinende unaufhaltsame Achterbahnfahrt durch alle Welten der Gefühle bestritten, sodass er für eine ganze Weile lediglich wie versteinert in seiner Position verharrte. Dann jedoch löste L sich plötzlich ruckartig aus seiner minutenlangen Erstarrung und zog mit einer einzigen flinken Bewegung die stillschweigende bebende Zahra kommentarlos in seine Arme, wo diese sekundengleich abrupt einfach das Atmen einstellte. Umgehend mit dieser Berührung umschloss ihn neuerlich zusammen mit ihrer Wärme ebenso auch dieser allumfassende Frieden wie gleichso die sich so wohlig anfühlende Geborgenheit, welche das Chaos in seinem Inneren nach und nach zielsicher zum versiegen brachte. Mit starren ausdruckslosen Blick stand er einfach nur da und genoss diesen kleinen Moment der Ruhe, denn vielleicht hatte diese junge unberechenbare Frau letzten Endes gegen all seine logischen Protestaktionen sogar Recht behalten, sodass ihm gar kein anderer Ausweg blieb als all diese Gefühle für Zahra zu akzeptieren, wenn er seinen scharfen Verstand doch noch vor seinem sicheren Untergang bewahren wollte, denn nur so würde er vielleicht schlussendlich dazu in der Lage sein, nicht nur dieses Rätsel, sondern auch den Fall Kira ohne weitere Vorkommnisse zu lösen.



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