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L - You have changed my World

von

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Ein Licht in der Dunkelheit

Ein Licht in der Dunkelheit
 

Mit schnell klopfenden Herzen und nach Atem ringend lag ich minutenlang einfach nur stillschweigend neben L und versuchte allmählich wieder zu Kräften zu kommen. Diese kleine Hetzjagd mit ihm hatte mich auf seltsamer Art und Weise ganz schön ausgelaugt und trotz alldem war es mir bisher leider noch nicht gelungen, ihm meine wertvolle Erinnerung wieder abzuluxen. Immer noch brodelte diese unerbittliche Wut und Empörung über sein dreistes Verhalten in mir, jedoch würde ich auf diesem Wege im Augenblick wohl nicht weiter kommen, denn viel zu sehr hatten die Ereignisse der letzten Monate ihre deutlich spürbaren Spuren bei mir hinterlassen und mein Körper wie auch mein Geist waren der ständigen Überbelastung einfach müde geworden. Jeder hatte eine Grenze, ganz egal wie stark er auch sein mochte und jeder Tag der verging zeichnete einen Menschen auf irgendeine Art und Weise. Nichts ging einfach so spurlos an einem vorüber, denn auch wenn sich mache Erlebnisse unbestritten wesentlich länger in den Gedanken eines jeden einnisteten, so blieb doch ebenso auch das oft so unbedeutend, alltäglich erscheinende irgendwo im Gedächtnis zurück. Auch meine Seele hatte seit meiner Geburt schon einige schmerzhafte Furchen davon getragen und leider gab es auf der Welt nur sehr wenige Dinge, welche im Stande waren diese wieder ein wenig zu glätten. Einer dieser Dinge war Lina gewesen, ein Licht in dem Meer aus Dunkelheit um mich herum und umso tiefer war die Wunde, die sie durch ihr viel zu frühes Ableben bei mir hinterlassen hatte. Das Foto, welches sich im Augenblick in den Händen dieses sturen und unnachgiebigen Detektivs befand, war alles was mir neben meinen persönlichen Erinnerungen noch von diesem geliebten Menschen geblieben war und das allein machte das Bild für mich zu einem unbezahlbaren Schatz. Ich musste es einfach wieder zurückbekommen. Nur stellte sich mir immer und immer wieder erneut die Frage, wie ich das in dieses leidlichen Lage bloß bewerkstelligen sollte, denn eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust darauf ihm meinem größten Schwachpunkt offen zulegen. Es war für mich bereits schlimm genug, dass sich mein Körper zurzeit mit allen Mitteln gegen mich zu wehren schien, da brauchte ich nicht auch noch einen geistigen burn out ausgelöst durch die schmerzhaften Hinterfragungen eines überneugierigen L`s. Nur was hatte ich für eine Wahl? Was konnte ich schon tun? Gedankenverloren und von zwiegespaltenen Gefühlen erfüllt drehte ich meinen Kopf zur Seite und drohte im nächsten Augenblick abermals in den mich wachsam beobachtenden zwei schwarzen Seen von L zu versinken, unterdessen sich mein Pulsschlag erneut merklich erhöhte. Ja ich war immer noch sauer auf ihn und ja könnte ihm gerade einfach nur den Hals umdrehen dafür das er meinen Wunsch in Bezug auf meine Privatsphäre so sehr missachtete, aber dennoch war da stets und ständig dieses warme wohlige Gefühl in mir wenn ich ihn ansah. War ich in den letzten Monaten wirklich so schwach geworden? Konnte dieser seltsame Typ es tatsächlich schaffen, das mich meine Gefühle für ihn so nachhaltig beeinflussten, sodass sich mein klarer und sonst so rationaler Verstand nicht mehr zur Wehr setzen mochte? Wurde ich ihm gegenüber durch diese sich immer deutlicher abzeichnenden Sachlage wirklich nachsichtiger, wodurch mein Herz schlussendlich irgendwann die Kontrolle über meine Gedanken übernehmen würde? Forschend maß ich seine dunklen Augen und suchte in ihnen krampfhaft nach der einen alles erklärenden Antwort, aber sie verrieten mir genauso wenig über sich wie ihr Besitzer es stets zu tun pflegte. Sie waren verschlossen und unergründlich, gleichso wie die finstere Tiefe des Meeres, welche alle ihre Geheimnisse vor den neugierigen Blicken der Welt geschickt verbarg. Nichts desto trotz hatten es Menschen geschafft einen Teil von diesen geheimnisvollen verlorenen Schätzen wieder zurück ans Tageslicht zubringen und genauso musste es auch einen Weg geben, hinter diese meterdicke Schutzmauer von diesen undurchschaubaren Detektiven zu kommen, denn nur wenn mir das gelang würde ich ihn vielleicht jemals richtig verstehen und einschätzen können. Meine Gedanken zogen wie ein außer Kontrolle geratener Schnellzug mit einer unnatürlichen Geschwindigkeit an mir vorbei und auch wenn ich Linas Foto um jeden Preis zurückerobern wollte, so verrauchte dennoch mit jeder verstreichenden Sekunde spürbar meine überschäumende Wut, sodass sich nach und nach wiedereinmal der Schatten von Traurigkeit auf meinem Gesicht abzuzeichnen begann.
 

Auch L hatte dieser kleine unvorhergesehene, wenn auch selbst verschuldete Disput mit Zahra sichtlich Kraft gekostet, weshalb er ebenso erst einmal wortlos auf dem Bett liegen blieb und versuchte Körper und Geist wieder in einen einigermaßen erträglichen Einklang zu bringen. Selbst wenn er diesen kurzen Machtkampf ganz offensichtlich gewonnen hatte, so hatte er dennoch ihrer Reaktionen auf seine Handlungen wiederholt falsch eingeschätzt gehabt und sich somit unliebsamer Weise Zahras Unmut aufgehalst. Sie war schnell und schien in ihrer Wut ihrer Kräfte nochmals verdoppelt gehabt zu haben, was ihn letztendlich erst in diese skurrile Situation gebracht hatte. Es war L natürlich sehr genau bewusst, das diese junge Frau durch ihre Ausbildung beim BKA eine gewisses Maß an körperlicher Fitness besaß welches das eines Durchschnittsbürgers bei weitem übertraf, aber so etwas hatte er nun abermals nicht erwartet gehabt. Doch noch immer beschäftigte ihn unterdessen viel mehr die Frage, was an diesem Bild für Zahra nur so besonders sein mochte, das Sie es mit solchen Mitteln verteidigte. Wer war dieses Mädchen und warum beantwortete Sie nicht einfach seine Fragen, womit sie sich dieses ganze Theater hätten von Anfang an ersparen können? War die junge Frau auf dem Bild vielleicht das Mädchen, welches von diesem Serienmörder James Walter ermordet worden war und mit der Zahra zusammen studiert hatte? Die Wahrscheinlichkeit für diese Theorie war ausgesprochen hoch, doch wirklich festsetzten ließ sie nicht so ohne weiteres. Selbstverständlich könnte L Nachforschungen zu dem Walter-Fall und deren Opfern, sowie Zahras früheres näheres Umfeld in Deutschland anstellen, denn das wäre ein leichtes für ihn. Immerhin reichte sein Einfluss und seine Kontakte über Watari in fast alle Ecken der Welt, aber das würde nur unnötige Zeit in Anspruch nehmen und die hatte er im Augenblick am allerwenigsten. Schließlich forderte ihm die Ermittlungsarbeit im Fall Kira fast all seine Konzentration und Aufmerksamkeit ab und den Rest machte ihm ohnehin die junge sture Frau neben ihm schon mit ihrer bloßen Anwesenheit streitig. Trotz allen ließ es seine Neugier dennoch nicht zu, das ihm diese vielleicht vollkommen belanglose Gewissheit verwehrt blieb und aus irgendeinem Grund schien ohnehin jegliche Information über Zahra sein Interesse zu wecken, was er seit ihres ersten Aufeinandertreffen stets vehement zu leugnen versucht hatte. Doch diese Gefühle für sie und das Annehmen dieser unerfreulichen Sachlage hatten vieles um ihn herum unwillkürlich verändert, sodass ihm ein Abstreiten dessen kaum noch möglich war. L hatte wahrlich alles versucht, um diese unbekannten emotionalen Regungen in ihm zu unterbinden und diese einfach wieder zu vergessen, doch mit jedem Schritt den er sich von Zahra zu entfernen schien, wurde wiederum allen Anschein nach der Reiz an dieser Person für ihn jedoch nur noch größer. Mit allem was er tat erreichte er seltsamer Weise eher genau das Gegenteil und je länger er mit dieser jungen Frau Zeit zu verbringen schien, desto intensiver konnte er diese unliebsamen Gefühle in sich ausmachen, was ihm letztendlich inzwischen auch noch zu gefallen schien. Warum bloß musste ausgerechnet Zahra in sein Leben treten und ihn so sehr durcheinander bringen? Wie von selbst huschten seine nachdenklich dreinblickenden Augen hinüber zu der jungen Frau und sogleich verspürte er erneut diese aufwühlende Unruhe in seinem Inneren, als sich ihrer Blicke unerwarteter Weise trafen. Sein Körper reagierte prompt auf ihre Nähe und beschleunigte abermals sein sonst so ruhiges Blut auf eine erschreckenden Geschwindigkeit, währenddessen er stillschweigend forschend ihre blaugrauen Augen fixierte, derweilen sich seine Gedanken wiederholt in eine scheinbar zähflüssige Masse zu verwandeln schienen. Zahra war ihm in diesem Augenblick so nah wie schon lange nicht mehr, denn er hatte jeglichen engeren Kontakt mit Ihr durch seine Ignoranz halbwegs erfolgreich unterbinden können. Doch nun war sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt, sodass er merklich ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte und sofort machte sich neuerlich dieses warme kribbeln in seiner Magengegend bemerkbar. Wie hatte er es eigentlich geschafft, sich wiederholt in so eine Situation zu manövrieren, welche er doch ursprünglich so entschlossen vermeiden wollte? Hätte er nicht im Vorfeld schon ahnen müssen, das er sich schlussendlich nur erneut seinen unerwünschten Gefühlen stellen müsste, wenn er Ihr zu nahe kam? Dann jedoch fiel ihm plötzlich etwas in ihren Augen auf, was ihm umgehend aus seinen verqueren Gedankengängen zurück in die Realität holte, unterdessen es ihm einen kurzen schmerzhaften Stich versetzte und ihm im selben Moment unwillig innerlich zusammen zucken ließ. Da lag unverkennbar ganz deutlich Traurigkeit in ihrem Blick. Die selbe unverwechselbare Bitterkeit, welche er auch schon vorhin bei ihr bemerkt hatte, als die junge Frau so gedankenverloren das rätselhafte Foto des Mädchens betrachtet hatte. Nur warum sah sie ihn jetzt so an? Galt dieser Schmerz in ihren Augen immer noch dem Bild oder bezog sich diese Regung jetzt plötzlich auf ihn? L konnte es einfach nicht genau deuten und das verwirrte ihn abermals, denn aus irgendeinem Grund schlich sich wiederholt das Gefühl bei ihm ein, irgendetwas falsch gemacht zu haben. So langsam hatte er mal wieder wirklich genug von diesem unliebsamen Chaos in seinem Kopf, denn er war sich wahrlich keiner Schuld bewusst und das Zahras Traurigkeit tatsächlich ihm galt, erschien ihm nach eindringlicher Überlegung doch mehr als unwahrscheinlich. Es konnte also folglich nur an diesem unbekannten Mädchen liegen und ihre Identität zu klären war ja ursprünglich sein Hauptanliegen gewesen, denn auf eine erneute Konfrontation mit diesen emotionalen Reaktionen seines Körpers auf die junge Frau hatte er wahrlich abermals verzichten können. Somit wandte L missmutig sein Augenmerk zurück zu dem entwendeten Bild in seiner Hand, ehe er sich kurz darauf genervt aufsetzte und Zahra wiederholt finster beäugte. „Sagst du mir jetzt wer diese Frau auf dem Foto ist?“ folgte prompt forschend aus seinem Mund, unterdessen er Ihr auffordernd sein Diebesgut unter die Nase hielt und gleichzeitig versuchte seine Gefühle wiedereinmal zurück in die hinterste Ecke seiner Selbst zu verbannen.
 

Mein Ärger über seine unangebrachte Dreistigkeit war inzwischen zu meinem eigenen Erstaunen fast vollkommen verfolgen, denn in meinem Herzen überwog im Moment nur noch der Schmerz der Erinnerungen und des Verlustes von Lina. Wie eine reißende Flut brach alles was ich jemals mit ihr erlebt hatte über mich herein und erschütterte wiederholt meine Grundfeste bis in die allerkleinste Substanz, sodass ich einfach nicht mehr gegen die mich übermannende Trauer ankämpfen konnte. Sie fehlte mir so sehr, das es schon regelrecht körperlich weh tat und mein Magen sich immer und immer wieder qualvoll zusammenzog wenn sich abermals ihr fröhliches Gesicht in meine Gedanken schlich. Warum nur musste sie nur so früh aus dem Leben gerissen werden? Das hatte sie einfach nicht verdient gehabt. Ausdruckslos starrte ich haltsuchend in das Gesicht des schwarzhaarigen Detektivs und selbst meine spürbare Liebe für ihn war nicht mehr dazu in der Lage diesen Schmerz, welchen ich in diesem Augenblick in mir fühlte, zu verdrängen. Ich wollte nicht schwach sein, nicht vor L, aber trotz allem merkte ich deutlich wie das heiße salzige Meer der Traurigkeit mein Gesicht zu überfluten drohte und sich all der angestaute Pein in meiner Seele immer unnachgiebiger seinen Weg nach draußen zu kämpfen begann. Mein Herz hatte wohl endgültig seine Belastungsgrenze erreicht, sodass sich mein Verstand gnadenlos dazu entschloss die rettenden Pforten des überfüllten Dammes in meinem Inneren zu öffnen und somit einen Komplettausfall aller Systeme entgegen zu wirken. Im nächsten Moment allerdings folgte mein müder wie ebenso fragender Blick überrascht den Bewegungen von L, welcher sich kurzerhand umständlich aufsetzte und mir neuerlich das kostbare Foto meiner verstorbenen Freundin präsentierte, nur um wiederholt mit der selben Unnachgiebigkeit deren Identität zu hinterfragen. Sofort wurden meine Augen ein paar Nuancen dunkler und auch die mich quälende Agonie erreichte beim abermaligen erblicken des Objekts meiner Begierde einen neuen Höhepunkt. Wollte er mich jetzt tatsächlich noch weiter darüber ausquetschen? Sah er denn nicht, das ich eigentlich nicht darüber reden wollte? Machte er das etwa mit Absicht? Merkte er denn gar nicht, wie sehr mich das Ganze mitnahm? Mit einem erschöpften Seufzen richtete ich mich kraftlos auf , sodass ich ihm nun genau gegenüber saß und maß anschließend eine ganze Weile nachdenklich seine schwarzen unergründlichen Augen, welche mich unumwunden permanent wachsam fixierten.Verbissen kämpfte ich gegen die mich so arg zerwühlenden Gefühle von Schmerz, Trauer, Hoffnung und Liebe, die sich wie ein heftiges Gewitter in meinem Kopf explosionsartig die Klinke in die Hand gaben, bevor ich nach einem tiefen bestürzten Atemzug meine Gegenwehr schlussendlich doch ein Stück weit resigniert aufgab. Was hatte es auch für einen Sinn mich ständig gegen alles zu verschließen? Ich wollte L gegenüber doch eigentlich keine Schwäche zeigen, aber nach alldem was in den letzten Monaten passiert war, wie auch das gleichzeitige versuchte unterdrücken meines tief sitzenden Schmerzes, hatte ich letztendlich einfach nicht mehr Kraft dazu Stark zu sein und mich dauerhaft allen gegenüber zu verstellen. Diese Niederlage musste ich mir wohl eingestehen, ob ich wollte oder nicht. Langsam schloss ich grübelnd meine blaugrauen Augen während ich noch ein letztes mal bestärkend durchatmete, ehe mein Blick erneut den seinen suchte und ich meine Hand zaghaft auf die seine legte, in welcher sich noch immer das wertvolle Foto meiner Freundin befand. „Ich weiß zwar nicht warum es dich so sehr interessiert, aber......Ihr Name war Lina Heise......und Sie ….“ begann ich kaum hörbar L die Identität der Person auf dem Bild preiszugeben, bevor mir wiedereinmal der schwere Kloß der Trauer nahezu die Luft zum atmen nahm und meine Stimme ohne Vorwarnung einfach abbrach. Seit der Festnahme ihres Mörders hatte ich niemals wieder mit irgendjemanden über Sie gesprochen gehabt und schon allein der klang ihres Namens in meinen Ohren war für mich wie ein erneutes einschneidendes Messer in meiner zerschundenen Seele, welches zielsicher alle bereits vernarbt geglaubten Wunden eiskalt und qualvoll erneut wieder zu öffnen schien. Der Druck meiner Finger um seine Hand nahm unwillkürlich von Minute zu Minute immer weiter zu, indessen ich inständig versuchte die drohende salzige Flut in meinem Inneren krampfhaft zurück zu drängen und währenddessen schmerzhaft auf meiner Unterlippe kaute. Wieso nur war ich auf einmal so entsetzlich schwach? Ich konnte doch sonst immer alle meine Emotionen kontrolliert steuern und somit solche unangenehmen Situationen vermeiden. Was war denn nur mit mir los? L versteifte sich augenblicklich in seinen Bewegungen, als er die unerwartete Berührung von Zahra bemerkte und seine Augen fixierten überrascht wie ebenso verwirrt erst ihre ruhende Hand auf der seinen, ehe sich sein irritierter Blick fragend in ihr Gesicht richtete. Sogleich spürte er wieder diesen elektrisierenden Impuls durch seinen Körper jagen, welcher seinen Herzschlag stetig in neue Rekordhöhen trieb und seinen scharfen Verstand fast vollkommen vernebelte. Warum tat sie das so plötzlich? Was wollte Zahra damit bezwecken? Das Ganze lief für ihn doch schon wieder in eine völlig verkehrte Richtung und dennoch war er gerade nicht in der Lage, sich aus ihrem immer fester werdenden Griff zu befreien. Konzertiert bemühte sich der schwarzhaarige Detektiv darum ihren schon flüstergleichen Worten Gehör zu schenken und diese in Bezug auf ihre Reaktionen zu analysieren, ohne seinen prüfenden Blick von der jungen Frau abwenden zu müssen, was ihm durch die ihn aufwühlenden Regungen in seinem Körper unerwartet schwer viel. Und doch konnte er eines genaustens herausfiltern, denn seine Vermutung in Hinsicht auf die Identität des Mädchens auf dem Bild schien sich offensichtlich als Volltreffer herauszustellen und das holte seinen logischen Verstand postwendend zurück in den Vordergrund seiner Überlegungen. „Also ist das die junge Frau, die in Deutschland ermordet wurde und deren Mörder du bis nach Japan gefolgt bist.“ erklang sogleich schlussfolgernd aus seinem Mund und es reichte ihm nur ein einziger Blick in Zahras Augen, um zu wissen das er den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte. Traurig besah ich mir erneut das Gesicht von Lina und konnte beim vernehmen seiner Worte einfach nicht mehr verhindern, das sich eine einzelne heiße Träne erfolgreich ihren Weg durch mein Gesicht bahnte und somit ungewollt den Fluss zum überlaufen brachte. „...Richtig......und dieses Foto ist alles, was mir noch von ihr geblieben ist.....“ verließ tränenerstickt flüsternd meine zitternden Lippen, unterdessen ich Ihm betrübt entgegenblickte und inständig hoffte, das er meine stumme Bitte irgendwie verstand. L beobachtete währenddessen wortlos die deutlichen Reaktionen in ihrem Gesicht und es versetzte ihn wiederholt einen unangenehmen Stich in seiner Brust, die junge Frau in solch einer Verfassung zu sehen. Warum nur hatte ihre Emotionen nur so einen starken Einfluss auf ihn? Lag es vielleicht wirklich an diesen unliebsamen Gefühlen, welche er unbeabsichtigter Weise wohl für Zahra entwickelt hatte und er verspürte gerade tatsächlich so etwas wie Mitleid mit ihr? Allmählich wurde es dem jungen Detektiv mal wieder viel zu viel, denn noch immer wusste er nicht wie er sich nun eigentlich der jungen Frau gegenüber Verhalten sollte und diese völlig fremdartige Situation brachte ihn gerade einfach an seine körperlichen wie auch geistigen Grenzen. „Verstehe......Tut mir Leid...“ gab dieser somit tonlos von sich, ehe er seinen forschenden Blick von dem Gesicht der jungen Frau löste und im gleichem Atemzug das Foto los ließ, womit er sich ebenso der verwirrenden Berührung von Zahra entzog. Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich anschließend vom Bett und schritt zielstrebig wortlos zurück zu der noch immer offen stehenden Zimmertür, wo er jedoch noch einmal unwillig grübelnd innehielt, bevor sich sein Augenmerk erneut auf die junge in Gedanken versunkene Frau richtete. Er wollte im Moment nichts lieber als sich dieser fremdartigen Lage so schnell wie möglich wieder zu entziehen, aber irgendetwas in ihm hielt ihn unnachgiebig davon ab. L konnte selbst nicht so genau sagen was es war, dennoch war da dieses beständige ungute Gefühl in seinem Bauch bei dem Gedanken Zahra jetzt einfach so da sitzen zu lassen und das ärgerte ihn abermals gewaltig. Er hatte wahrlich keine Lust mehr darauf noch mehr Zeit in ihrer Nähe zu verbringen, vor allen da er sich immerhin auf einen Fall zu konzentrieren hatte und diese Person ihn mit allen was sie tat schlussendlich nur ablenkte. Wieso nur konnte er diese leidlichen Gefühle nicht einfach mal abschalten und sich ganz und gar seiner eigentlichen Arbeit widmen? Warum fiel es ihm gerade nur so schwer einfach aus dem Zimmer zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen? Zahra war kein kleines Kind mehr und ohnehin war sie auch nicht der Typ Mensch, um den man sich in so einer Situation ernsthafte Sorgen um die körperliche Unversehrtheit machen musste, also warum fiel es ihm dann so schwer? Missmutig fixierte er die junge Frau abschätzend mit seinen dunklen Augen und beobachte stillschweigend die sich abspielende Szene vor ihm, währenddessen er erneut über Zahra und ihre Wirkung auf ihn nachzugrübeln begann, bevor er dann doch anschließen emotionslos wie ebenso widerwillig abermals sein Wort an diese richtete. „Wie wäre es, wenn du mir noch ein wenig bei den Ermittlungen hilfst? Dafür bist du doch schließlich hier oder?...“
 

Ganz deutlich hatte ich den Verlust seiner Nähe und die Wärme seiner Hand gespürt, als sich L so plötzlich aus dieser Situation zurückgezogen und sich auf den Weg zurück ins Hauptzimmer begeben hatte. So sehr ich es auch in diesem Augenblick verleugnen wollte, so sehr verspürte ich jedoch genau in diesem Moment ein schmerzhaftes ziehen in meinem Herzen, denn nun war ich endgültig wieder alleine. Alleine mit meiner Trauer, alleine mit meinen Gefühlen für L und alleine mit meiner erneut in mir aufkeimenden Wut auf mich selbst, denn ich hatte tatsächlich den Fehler begangen mich ihm gegenüber ein Stückchen weit zu öffnen. Deutlich spürte ich die Spuren der salzigen heißen Tränen, welche sich vollkommen lautlos ihren einsamen Weg suchten, unterdessen eine nach der anderen das fröhlich lächelnde Gesicht von Lina immer mehr und mehr benetzten, sodass dieses bald in ihrem wässrigen Schein undeutbar zu verschwimmen drohte. Was hatte ich den auch schon anderes erwartet? In meinem Innersten hatte ich sehr genau gewusst, wie L sich aller Wahrscheinlichkeit nach verhalten würde und doch war da irgendwo tief in mir drin die Hoffnung gewesen, es könnte anders sein. Meine Gedanken driften immer tiefer hinab in den unaufhaltsamen Sog von trüben Erinnerungen und depressiven Gemütsregungen, sodass mein Geist haltlos darin zu ertrinken drohte, wenn ich nicht irgendetwas dagegen unternehmen würde. So sehr ich auch immer versucht hatte Stark zu sein und meine wahren Gefühle vor dem gesamten Rest der Welt zu verstecken, so sehr merkte ich nun gerade überdeutlich was es hieß, wenn man an seinen eigenen Gedanken zu zerbrechen drohte. Die Einsamkeit und die Hilflosigkeit, welche ich in jeder Faser meines Körpers verspürte drohten mich und meinen Verstand ohne Rücksicht auf Verluste zu verschlucken und meine Kraft wie auch mein Willen dagegen anzukämpfen waren inzwischen gleich null. Wie durch einen alles erstickenden Nebel vernahm ich kurz darauf jedoch die Eine mir so wohlbekannte Stimme, welche mein Herz sogleich schmerzhaft höher schlagen ließ und mir somit nachdrücklich aufzeigte, das doch noch irgendetwas in mir war, das noch nicht aufgegeben hatte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und waren doch nur wenige Sekunden, bevor ich mein ausdruckslosen Blick hinüber zu der entsprechenden Stelle im Raum schweifen ließ, wo sich meine Augen prompt überrascht zu weiten begannen. Es war vollkommen verrückt, aber das Bild welches ich dort erfasste erinnerte mich unausweichlich an einen Traum, welchen ich vor nicht allzu langer Zeit einmal gehabt hatte und der mich nun erneut heimzusuchen schien. Dort, im erhellten Rahmen der Tür stand L und wie in diesem irrationalen Gebilde meiner Fantasie bildete er in diesem die einzigste Lichtquelle in dem sonst so düsteren Zimmer. ` Das Licht in der Dunkelheit....` schoss es mir schlagartig durch den Kopf und sofort legte sich unbewusst ein kurzes Lächeln auf meine Lippen. Es war wirklich völlig irrational und dennoch war es wie ein verrückter Wink des Schicksals, welcher meine Gedanken aus dem finsteren Kerker der Trauer befreite, sodass mir nun auch deutlich seine soeben geäußerten Worte einen Sinn zu offenbaren schienen. Überrascht blinzelte ich die Perlen der Traurigkeit aus meinen Augen, ehe ich versuchte die restlichen Spuren dieser mit meinen Händen zu vertreiben und mein Augenmerk anschließend fragend an den Schatten unter der Tür richtete. „ Ähhh....Was?..“ entkam es mir perplex und starrte lediglich verdattert auf die dunklen Umrisse des Detektiven, welcher die gesamte Veränderung er jungen Frau grübelnd wie ebenso wortlos von seinem Platz aus beobachtet hatte. Er schien sie mit seinen Worten wohl völlig unvermittelt aus ihren düsteren Gedanken gerissen zu haben, aber eines verwirrte ihn in diesem Zusammenhang mehr als jemals zuvor. Zahra hatte ganz unverkennbar gelächelt als sie ihn erspäht hatte, auch wenn es nur für ein paar wenige Sekunden gewesen war. Nur warum hatte sie das getan? Ihrer Nachfrage nach, konnte es wohl kaum an seiner Aussage gelegen haben, also warum hatte sie mit einem mal gelächelt? Nachdenklich legte sich ganz automatisch sein Daumen an seine Unterlippe und suchte verdrossen nach irgendeinem Detail, welchem ihm dieses vollkommen herausgelöste Verhalten der jungen Frau erklären würde, aber es wollte sich ihm einfach nichts erschließen, was sie zu solch einer Geste hätte bewegen können. „Vergiss es einfach...“ gab dieser sodann misslaunig zurück, bevor er nach einen letzte zweiflerischen Blick seinen Weg ins Hauptzimmer ungerührt fortsetzte. Für einige Minuten saß ich einfach nur völlig baff auf meinem Bett und ließ seine letzte Aussage immer und immer wieder Revue passieren, indessen ich unaufhörlich zwischen dem Foto von Lina und der Zimmertür hin und her schaute. Hatte ich vielleicht irgendetwas verpasst? Erst ignoriere er mich Tagelang und jetzt fragt er mich tatsächlich nach meiner Hilfe? Das passte doch überhaupt nicht zu ihm. Wie kam er eigentlich auf die Idee, das mir gerade jetzt der Kopf nach Ermittlungsarbeit stand? Aber je länger ich darüber nachgrübelte, desto mehr merkte ich wie sich die alles ergreifende Traurigkeit in mir nach und nach immer weiter zurückzog, sodass ich nach einer Weile dann doch kopfschüttelnd über mich selbst Aufstand, Linas Foto sorgsam wie ebenso liebevoll auf meinem Nachtschrank platzierte und mich ebenfalls langsam auf den Weg ins Nebenzimmer machte.
 

Lange saßen L und Zahra stillschweigend nebeneinander auf einem der Sofas und fixierten gedankenverloren die flackernden Bilder der Monitore, wobei sich jeder seine eigenen Überlegung zu den vergangen Stunden des Tages machte. Mein Herz war trotz alledem immer noch schwer, denn auch wenn der tiefsitzende Schmerz sich neuerlich in eine der hintersten Ecken meiner Seele zurückgezogen hatte, so war er doch immer noch unterschwellig spürbar. Dennoch hatten mich die Erinnerungen an meinen Traum und auch L´s überraschende Worte aus dem tiefen schwarzen Loch in die Realität zurück geholt gehabt, wofür ich ihm in meinem Innersten wirklich dankbar war. Ich hatte keine Ahnung, ob er dies eventuell sogar ganz bewusst getan hatte oder einfach nur weiter an unserem Fall arbeiten wollte, aber irgendwie genoss ich den Gedanken, das es seine Art von Trost gewesen sein könnte. Immerhin war ich ihm nach alle der Zeit endlich mal wieder etwas näher gekommen und so ungern ich es auch zugeben wollte, es hatte mir tatsächlich gut getan mich ihm doch ein Stück weit zu öffnen. Nein, ich durfte einfach nicht in meiner Trauer um Lina versinken, denn ich hatte noch etwas in meinem Leben wofür es sich zu kämpfen lohnte. Zum einem war da immer noch der Kira-Fall, welcher immer noch nicht gänzlich gelöst war und mit dessen Aufklärung so viele Menschenleben gerettet werden konnten. Zum anderen war da weiterhin L, ein Rätsel das ich bis heute noch nicht durchschauen konnte und dem es dennoch gelungen war, mir mein Herz zu stehlen. Auch wenn ich manchmal schwach sein mochte, so durfte ich mich doch niemals aufgeben und mich somit selbst verlieren. Das war schließlich nicht meine Art und auch Lina würde mir so etwas wohl niemals verzeihen. Mit einem sanften Schmunzeln schloss ich abermals meine müden Augen und schaute dann sogleich überrascht hinüber zu dem dunkelhaarigen Detektiven, als diese plötzlich unerwarteter Weise sein Wort an mich richtete. „Sag mal Zahra.....Was war vorhin eigentlich so amüsant?“ durchbrach seine tonlose Stimme die alles umgebende Stille des Zimmers und richtete nun abermals seinen forschenden Blick hinüber zu der perplex dreinblickende jungen Frau neben ihm. Er hätte wahrlich nicht gedacht, das sie seiner Aufforderung nachkommen würde, was er im Nachhinein bereits schon wieder missmutig bereut hatte, denn somit war er neuerlich ihrer unmittelbaren Nähe ausgesetzt und das mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Die gesamte Zeit über hatte L krampfhaft wiederholt über alles bisher geschehende mit Zahra nachgegrübelt, aber eine bestimmte Frage beschäftigte ihn seid dem ununterbrochen. Warum nur hatte sie vorhin gelächelt? Es wollte ihm einfach keine plausibel klingende Erklärung für diese Reaktion von ihr einfallen und das wurmte ihn gewaltig. Für einen Moment starrte ich ihm einfach nur verständnislos entgegen, den so aus dem Zusammenhang gerissen ergab diese Frage für mich nur wenig Sinn. Dann jedoch erinnerte ich mich abermals an meinen fantasievollen Vergleich aus meinem Traum und wiederholt schlich sich dieses warme Lächeln auf meine Lippen, ehe ich ihm endlich eine Antwort auf seine Nachfrage gab. „Ach nichts Bestimmtes.....Es war einfach nur eine spontane Erinnerung.....“ begann ich leise vor mich hinzumurmeln, währenddessen ich unumwunden den Blick seine prüfenden schwarzen Augen auf mir spüren konnte. „Es ist schon seltsam, aber irgendwie erinnerst du mich manchmal an mich selbst....“ folgte ebenso sanft hinterher und mein Augenmerk verlagerte sich wiederholt auf den nun ein wenig irritiert wirkenden schwarzhaarigen Detektiv neben mir. L legte verwirrt den Kopf schräg, als er die Aussage von Zahra vernahm und konnte sich beim besten Willen keinen wirklichen Reim auf ihre Wort machen, denn die Vorstellung das sie sich beide auch nur irgendwie ähnelten war für ihn absolut unverständlich. „Was willst du damit sagen? Ich denke nicht, das wir uns in irgendeiner Art und Weise ähnlich sind.“ kam auch prompt skeptisch von diesem zurück, unterdessen er die Reaktionen der jungen Frau ganz genau im Blick behielt. Ein kurzes kaum hörbares Auflachen entkam meinem Mund und ich musste sogleich belustigt den Kopf schütteln, was mir erneut ein verwirrten Seitenblick einbrachte. „Da magst du vom heutigem Standpunkt aus gesehen sogar Recht haben Ryuzaki........... aber es gab eine Zeit in meinem Leben wo auch ich sehr zurückgezogen gelebt hatte........Einsamkeit prägt einen Menschen, ob man nun will oder nicht......Alles hinterlässt seine Spuren....“ erwiderte ich umgehend und zog meine Beine nochmals ein Stückchen näher an meinen Leib. „Mag sein Zahra......aber ich ziehe das Leben in Einsamkeit durchaus vor.....Es macht mir nichts aus und ist in Anbetracht meines Berufswegs ein überlebenswichtiger Vorteil, was dir eigentlich sehr wohl bewusst sein müsste......Ich hätte mich jedenfalls niemals auf eine direkte Zusammenarbeit mit der japanischen Polizei eingelassen, wenn es nicht zwingend erforderlich gewesen wäre.....So etwas behindert mich nur bei meiner Ermittlungsarbeit....“ folgte sofort erklärend von ihm und besah sich unterdessen weiterhin unwillig die leise summenden Bildschirme vor sich. Was sollte das hier eigentlich werden? Wieso erzählte sie ihm das überhaupt? Das die Ermordung dieses Mädchens nicht komplett spurlos an Zahra vorüber gegangen war wunderte ihn nicht, denn Menschen die eine ihm nahestehende Person durch ein Gewaltverbrechen verloren hatten, kämpften statistisch gesehen deutlich länger mit dessen Verlust. Aber was hatte er damit zu tun? Konnte es denn vielleicht sein, das sie sich im Augenblick einfach nur einsam fühlte und sich durch dieses Gespräch versuchte abzulenken? Was wollte Zahra mit dieser Unterhaltung nur bezwecken? Wieder wanderten seine skeptischen Augen zurück zu der jungen Frau, was die in ihm unterschwellig brodelnde Unruhe neuerlich umgehend spürbar anzufachen schien und somit seine Laune abermals ein gutes Stück sinken ließ. Wieso nur war er bloß auf diese unsinnige Idee gekommen, mit welcher er sich wiederholt selbst in diese unliebsame Lage manövriert hatte? Amüsiert schüttelte ich erneut meinen braunen Haarschopf, währenddessen ich heimlich die Reaktionen von L aus dem Augenwinkel ganz genau studierte und sich mir kurz darauf wiedereinmal ein Grinsen ins Gesicht schlich. „Das ist mir durchaus bewusst Ryuzaki.....so Blauäugig wie ich aussehe, bin ich gewiss nicht......das müsstest selbst du inzwischen begriffen haben.....“ merkte ich sogleich belustigt an und maß ihm anschließend mit einem milden Schmunzeln. „Aber ich kann dich irgendwie auch verstehen.......Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen......eine Lektion, die auch ich schmerzlich lernen musste....“ schloss ich wehmütig meine Ausführungen und ließ mein Augenmerk nachdenklich hinüber zu den Monitoren schweifen. „Weißt du......bevor ich Lina kennen lernte, habe ich ganz ähnlich darüber gedacht wie du........Erst durch sie ist mir wirklich bewusst geworden, was es heißt einem anderen Menschen nahe zu sein und dessen Gegenwart wie auch dessen Zuneigung zu schätzen......Ohne Sie wäre ich nicht die Person, die ich heute bin.....“ folgte abschließend bitter aus meinem Mund und wiedereinmal musste ich alle Kraft aufbringen, um den aufsteigenden schweren Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken. L besah sich in der zwischen zeit aufmerksam die vielen unterschiedlichsten Spiegelungen, welche sich mit jeder Sekunde aufs Neue auf dem Gesicht der jungen Frau abzuzeichnen begannen und sann derweilen intensiv über die Sinnhaftigkeit ihrer Worte nach, ehe seinen Augen abermals deutliche Verwirrung aufzeigten, als er sich unvermittelt etwas schwerem an seiner Schulter gewahr wurde. Meine Lider wurden von Sekunde zu Sekunde immer schwerer, denn so langsam siegte die Erschöpfung des Tages über meinen Verstand und ich bemerkte wie mein Kopf unaufhaltsamen weg zu sacken begann. Ich wollte und konnte mich in diesem Moment einfach nicht mehr dagegen wehren und es war mir im Augenblick auch vollkommen egal. So schwer es mir gerade auch fiel es mir selbst wirklich einzugestehen, so sehr hatte ich es seit langen mal wieder richtig genossen, das ich einfach mal wieder ich selbst sein konnte. Auch wenn ich nicht wusste, ob ich es morgen vielleicht sogar schon wieder bereuen würde, aber es tat mir in diesen Moment nur so unendlich gut diese immerwährende Maske der Verstellung einfach mal fallen zulassen und einem anderen Menschen uneingeschränkt vertrauen zu können. „Danke das du mir einfach nur zugehört hast L...“ kam nur noch schlaftrunken über meine Lippen, bevor sich der wohlige Schatten aus Dunkelheit über meine Gedanken spannte und alles Sorgen mit sich nahm. In L hingegen begann mit der Berührung ihrer Körper prompt erneut ein heilloses Chaos auszubrechen, welches ihm beinahe den Verstand raubte, denn wiedereinmal war Zahra ihm von einen Moment auf den anderen fiel näher als ihm lieb war. Erschrocken wie ebenso überrumpelt haftete sein irritierter Blick ununterbrochen auf dem Gesicht der jungen Frau, welche nun schlafend an seiner Schulter lehnte und begann sich neuerlich unnachgiebig zu fragen, wie er nur schon wieder in so eine Situation geraten war. Ihre letzten Wort und auch das gesamte Gespräch hinterließen bei ihm einen äußerst seltsamen Nachgeschmack, denn so sehr ihn seine unerfreuliche Lage gerade wiedereinmal gegen den Strich ging, so sehr war da dennoch ebenso dieses wohlige sich irgendwie gut anfühlende warme Gefühl in seinem Inneren, welches ihm trotz alle seinen Verleugnungsversuchen doch irgendwie zusagte. Lag da in ihren Worten eventuell doch mehr Wahrheit, als er zugeben wollte? Grübelnd besah er sich die ruhig atmende Zahra neben ihm und mit jedem Atemzug konnte er ganz deutlich ihre Bewegungen an seinem Körper wie gleichso die von ihr ausgehende Wärme spüren. Nichts was in ihm gerade vorging, war für ihn auch nur annähernd in Worte zu kleiden oder gar auf logischen Wegen zu erklären, denn noch immer waren diese Dinge für ihn mehr als befremdlich und doch konnte er ihnen einfach nicht entfliehen. Unschlüssig und mit schief gelegtem Kopf hob er kurz darauf vorsichtig seine Hand und verweilte erst einmal eine ganz Weile in absoluter Erstarrung, währenddessen er sich selbst über sein eigenes ihm unverständliches Vorhaben abermals zu wundern begann. Behutsam strich er mit spitzen Fingern der jungen Frau eine ihrer braunen Haarsträhnen aus den Gesicht und begutachtete anschließend verwirrt das durch die deutlichen Spuren der Traurigkeit gezeichnete Profil vor sich, indessen er sich bereits verärgert erneut zu fragen begann, was er hier eigentlich gerade schon wieder getan hatte.



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