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April April!

von

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Aprilscherz (von Finnick Odair)

Erster April

Im Jahr der 82 Hungerspiele

Distrikt 4
 

Katniss‘ Augen schienen von Sekunde zu Sekunde größer zu werden. Und irgendwie erinnerte sie ihn damit an das Krakenspielzeug von Dylan, bei dem die Augen auch so heraus quollen, wenn man drauf drückte. Finnick musste sich arg zusammenreißen, nicht laut auf zu lachen, sondern einfach weiter zu reden.

„Ach, jetzt guck nicht so schockiert, Katniss. Ich bin nicht blöd weißt du. Ich sehe auch ganz genau, wie du mich anguckst. Und weißt du noch, als du letztes Halloween ganz aus Versehen in mein Zimmer geplatzt bist, als ich mich umgezogen habe? Oder als du meinen Hintern begrabscht hast letzten Frühling? Und erst gestern hast du mir auf den Schritt gestarrt. Ich hab's genau gesehen“, triumphierte Finnick, während Katniss‘ Gesichtsfarbe ein leuchtendes Rot annahm. Also jetzt stand sie wirklich in Flammen, so viel stand fest und Finnick hatte seinen Spaß. „Das stimmt doch so gar nicht!“, protestierte sie heftig und schüttelte den Kopf. „Ich wusste nicht, dass du dich da drin umziehst. Und ich habe nicht deinen Hinter begrabscht, ich habe dich festgehalten, weil du den Ball vom Baum holen solltest! Und ich habe gestern nicht auf deinen…“ Sie gestikulierte hilflos und ließ den Satz unbeendet, was Finnick schon fast laut auflachen ließ. Katniss eignete sich hervorragend für Scherze solcher Art, eben weil sie der verklemmteste Mensch der Welt war.
 

Er rückte gleich noch etwas näher heran und schob seine Brille zu Recht, die er seit einem guten Monat trug. Für Finnick war es ein Desaster gewesen! Er war Finnick Odair und er brauchte keine Brille! Allerdings war der Arzt anderer Meinung gewesen. Mit fast 31 hatte er eine Brille bekommen und war damit in seine erste Midlifecrisis gekommen. Das Drama hatte damit angefangen, dass er immer immense Kopfschmerzen gehabt hatte, wenn er Dylan abends vorlas. Und diese hatten sich langsam aber sicher ausgebreitet. Plötzliche waren sie auch da, wenn er Nachrichten sah, wenn er versuchte Dinge in der Ferne zu erkennen. Irgendwann hatte Annie ihn dazu gedrängt zum Arzt zu gehen und er hatte dieses Monstrum bekommen. Es war egal dass Annie fand, dass er damit gut aussah. Finnick war nämlich selbst nicht der Ansicht und Katniss anscheinend auch nicht. Sie hatte sich enorm über ihn lustig gemacht. Die hatte gut lachen! Sie war immerhin auch gut sieben Jahre jünger. Und das bedeutete, dass all das noch vor ihr lag. Und wenn es so weit war, würde Finnick sie systematisch fertig machen. Aber gerade mussten andere Späße die Zeit überbrücken.
 

„Es liegt an der neuen Brille, oder?“, hakte Finnick nach und wackelte mit den Augenbrauen. „Gib es zu, du stehst drauf. Das sieht sexy und intelligent aus.“ „Du bist nicht intelligent“, entgegnete Katniss und rückte auf dem Sofa weiter von ihm ab. Finnick schloss die entstandene Lücke sofort wieder, weswegen Katniss das Gesicht verzog. „Aber sexy?“ „Das habe ich nicht gesagt!“

Jetzt musste Finnick doch auflachen. Katniss war einfach zu lustig. Ungeachtet der Tatsache, dass sie sich dagegen sträubte, legte er ihr den Arm um die Schulter. „Wenn du dir Sorgen wegen Peeta machst, das habe ich schon geklärt. Er hat nichts dagegen“, fuhr Finnick vertraulich fort und senkte die Stimme. „Ehrlich gesagt ist es nicht ganz uneigennützig. Annie und ich sind jetzt seit fast sechs Jahren verheiratet. Und sie hat mir verraten, dass sie Peeta süß findet. Ist dir aufgefallen, dass sie ihm immer nachrennt? Wenn er in die Küche geht, geht sie mit. Wenn er nach den Kindern sieht, geht sie mit. Ich sag dir, die beiden finden sich nicht schlecht. Jedenfalls ist es ja nur für eine Nacht und es ist nichts dabei. Wir sind alle erwachsenen Leute, wir sind Freunde. Es ist keine große Sache. Und dann leben wir uns Eheleben einfach weiter“, erklärte er Katniss, die wirkte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass Worte heraus kamen. Vielleicht versuchte sie das soeben Gehörte zu verdauen.
 

„Katniss“, lachte Finnick und schüttelte sie leicht. Das tat ihm fast ein wenig leid, aber eben nur fast. „Du machst dir deswegen doch keine Sorgen, oder? Annie wird dir deinen Peeta schon nicht wegnehmen“, beruhigte er sie. Immerhin hatte Annie Finnick Odair. Da musste sich Katniss doch wirklich keine Sorgen machen. „Das ist wirklich alles viel harmloser als du denkst. Ich kenn mich da aus, vertrau mir. Viele Paare machen mal einen Partnertausch.“ Katniss starrte ihn an, als hätte er ihr gerade verraten, dass Präsident Snow von den Toten auferstanden war und heute mit ihnen zu Abend essen würde. „Sieh mal, es soll ein Geschenk zum Jahrestag werden. Wieder etwas mehr Spannung in unserer Beziehung. Und ihr könntet die auch vertragen, oder? Sind wir doch mal ehrlich, seit die Kinder da sind, und ich liebe die Kinder wirklich, aber seid die Kinder da sind, sind wir total im Alltag gefangen. Streite es ja nicht ab, ich bin kurzsichtig und nicht blind.“
 

„Aber das ist kein Grund mit anderen zu schlafen!“, empörte sich Katniss panisch und plötzlich hatte sie diesen Blick, als würde etwas mit ihm ganz und gar nicht stimmen. Unter normalen Umständen würde Finnick es ihr übel nehmen, aber gerade konnte er sie sogar verstehen. Dass sie ihm noch kein blaues Auge gehauen hatte war alles. „Wieso fragst du nicht lieber Johanna und Blight?“, fragte Katniss hoffnungsvoll und sah aus dem Fenster, wo Johanna hinter Maggy und Kian her jagte, während Blight und Peeta den Grill bewachten. Die kleine Freya scherte sich nicht um das Getöse um sie herum. Sie war damit beschäftigt, ihre berüchtigte Sandkuchen zu backen und war mit sich und der Welt in dem muschelförmigen Sandkasten mehr als zufrieden.

Die Kinder auf der Wiese kreischten und riefen ausgelassen, während Johanna den Auftrag innehatte, sie vom hinteren Teil des Gartens fernzuhalten. Denn der war behelfsmäßig abgesperrt, weil sie dabei waren, ein Kinderplanschbecken auszuheben. Finnick fand, dass es ideal für die kleine Cora war, wenn sie schwimmen lernen sollte. Und im Sommer würde es der Hit bei allen Kindern sein. Aber Annie beschuldigte ihn, das Ding für sich nutzen zu wollen, was vielleicht ein ganz kleines bisschen stimmte. Vor seinem inneren Auge sah er Johanna und sich mit Stühlen davor sitzen, während sie die Füße ins kühle Wasser hielten. Aber das hatte er Annie gegenüber nicht zugeben wollen.
 

„Jo ist meine beste Freundin! Das ist ja eklig, Katniss!“, empörte sich Finnick bestürzt bei seiner Gesprächspartnerin, die aussah als würde sie die Welt nicht mehr verstehen. „Außerdem stehe ich mehr auf Brünett“, fügte er hinzu und schnappte sich eine ihrer Haarsträhnen, um sie um den Finger zu wickeln. Empört schlug Katniss seine Hand weg und Finnick lachte leise auf. „Außerdem hat Peeta mir schon zugesagt. Er fand die Idee gut. Du kannst mich doch nicht hängen lassen, Katniss! Das wäre nun wirklich ziemlich blöd, wenn meine Frau und dein Mann… und wir nicht.“
 

„Finnick?“, ertönte Annies Stimme aus der Küche und er wandte den Kopf um. Annie war gestresst, weil sie Besuch hatte. Besser, er antwortete sofort. „Liebling?“, entgegnete er. „Kannst du Cora nehmen? Ich muss den Salat fertig machen, ohne dass sie mich davon abhält.“ Seufzend sprang Finnick auf und kam Annie entgegen, die ihm Cora in ihrem Maxikosi entgegen trug. Das Kind gluckste fröhlich vor sich hin und starrte fixiert auf das Mobile über ihr.

„Uh, Mrs. Odair, Sie haben Dressing im Gesicht“, informierte Finnick seine Frau und griff nach dem Maxikosi, während er mit dem freien Arm Annie an sich zog und den Dressingfleck mit der Zunge weg leckte. Lachend wand sie sich aus seinem Griff. „Lass das, ich muss arbeiten, Finnick“, tadelte sie ihn gut gelaunt, als gerade Peeta den Kopf durch die Terrassentür steckte. „Arbeiten? Soll ich dir helfen, Annie?“, bot er hilfsbereit wie immer an. „Ich könnte auch helfen“, fand Finnick und erntete ein sofortiges Kopfschütteln von seiner Frau. Das kannte er schon, er hatte nichts anderes erwartet. „Lass Peeta nur machen, setz dich zu Katniss und kümmere dich um deine Tochter“, kommandierte sie und verschwand gefolgt von Peeta in der Küche.
 

Schulterzuckend kehrte Finnick zu Katniss zurück, die aussah, als würde sie gleich Amok laufen. Wie perfekt, dass ausgerechnet jetzt Peeta und Annie diese kleine Vorstellung geliefert hatten. „Siehst du! Wir versinken im Alltag, eine Nacht mit anderen Partnern wird das schon richten, aber versau mir bloß nicht die Überraschung. Sie hat keine Ahnung. Und kein Wort zu Jo und Blight. Ich will nicht, dass das die Runde macht, ja? Und die Kinder müssen das erst Recht nicht mitbekommen“, schärfte er Katniss ein, bevor er sich tatsächlich mit Cora beschäftigte „Cora, du machst doch keinen Stress, oder? Mommy hatte gar keine Arbeit mit dir. Du bist ein ruhiges und liebes Kind“, redete Finnick mit dem Kind auf seinem Schoß. Sie lag immer noch in ihrem Maxikosi und gluckste vergnügt, als Finnick das Mobile anstupste. Sie war so ein liebes Baby. Im Gegensatz zu Dylan, der als Baby ein echter Quälgeist gewesen war und jetzt dafür friedlich das Blumenbeet umgrub und Schneckenhäuser suchte. Der Junge kam wirklich nach seiner Mutter.
 

Die Tür schwang plötzlich auf und Finnick drückte Katniss Cora hastig in den Arm, als Maggy angerannt kam und auf seinen Schoß hüpfte. Seine Älteste nahm keine Rücksicht auf Verluste, was das anging. Vielleicht gerade weil sie das erste Kind gewesen war und sie während des Krieges geboren war, war sie verhätschelter als die anderen beiden. Und das war größtenteils Finnick zu zuschreiben. Maggy wickelte ihn selbst jetzt noch spielend um den Finger. Sie kam eben nach ihm.
 

„Daddy, Kian und ich sind schneller als Tante Jo!“, strahlte sie begeistert und Finnick lachte. „Jeder ist schneller als Tante Jo, Prinzessin. Sie ist 'ne lahme Schnecke“, erwiderte er. „Setz das Kind ab und sag das nochmal, Odair. Oh, warte nein, ich darf keinen hilflosem Brillenträger schlagen“, knurrte Johanna, die an der Terrassentür lehnte. Sie stand Katniss in Nichts nach, was dumme Scherze über seine neue Brille anging. „Witzig“, brummte Finnick und versuchte sich auf Maggy zu konzentrieren, die amüsiert zwischen ihm und ihrer Patentante hin und her sah. Maggy war daran gewöhnt, dass sich die beiden Erwachsenen stritten und schien es längst nicht mehr für voll zu nehmen. Im Gegenteil, sie betete ihre Tante an und sie kicherte jedes Mal amüsiert, wenn sie einen Schlagabtausch mitbekam.
 

„Finnick, hast du die Kinder mit dreckigen Schuhen ins Haus gelassen?“ Annie stand nicht gerade begeistert auf der Wohnzimmerschwelle und betrachtete genervt die Dreckspur, die nun von der Tür zum Sofa führte. Neben Johanna stand Kian auf dem Teppich und sah ertappt auf seinem Füße. Ohne ein weiteres Wort suchte er lieber das Weite. Peeta hatte gesagt, dass Kian Angst vor Finnick hatte. Wobei Angst sicher das falsche Wort war. Finnick nannte das Respekt. Und Respekt war gut. Vor allem, wenn es um seine Tochter ging, mit der Kian viel zu viel Zeit verbrachte.

„Nein, das war Johanna. Jo, ich hab dir gesagt, achte auf die Kinder. Wirklich! Dir ist klar, dass du das wegmachen musst, oder? Du willst doch nicht das Annie das wegmachen muss, oder?“, beschwerte sich Finnick bei Johanna, die ihm einen Mörderblick zu warf. Vermutlich hatten sie sich doch nicht so ganz von der Minibaustelle ferngehalten. Bevor sie allerdings damit anfangen konnte, dass er die Fußspuren wegmachen konnte, trug Finnick Maggy aus dem Haus. „Komm nicht mehr mit den Schuhen ins Haus, sonst dreht Mummy durch“, flüsterte er Maggy zwinkernd zu und strubbelte ihr durch die Haare. „Daddy! Lass das!“, beschwerte sie sich und eilte dann wieder davon, um zu Kian auf die Schaukel zu springen. „Denk dran, dass du ein Kleid trägst!“, rief Finnick ihr vergebens nach, als sich Maggy schon zu Kian auf die Schaukel stellte und ihm damit einen kostenlosen Blick auf ihre Unterhose gewährte.

Blights Lachen erklang vom Grill aus und Finnick wandte sich ihm zu. „Das sind Kinder. Kian versteht gar nicht, dass es da etwas zu gucken gibt“, beruhigte Blight ihn auf seine wirklich sehr ruhige und vernünftige Art, während er das letzte Würstchen vom Grill nahm. Der hatte gut reden. Wenn er mal Vater werden würde, sähe die Sache bestimmt ganz anders aus. Allerdings war sich Finnick nicht sicher, ob er mit Johanna an der Seite überhaupt jemals Vater werden würde. Jo war was das anging eigen. Allerdings musste Finnick zugeben, dass sie nicht mal so schlecht mit Kindern umgehen konnte, wie er immer gedacht hatte. Gerade vergnügte sie sich damit, sich zu Dylan zu gesellen und ihn aus dem Blumenbeet zu heben, was bestimmt eine gute Idee war, bevor Annie ihn dort entdeckte.

„Noch weiß er das nicht“, murmelte Finnick düster und wandte sich wieder zum Haus um, um die Getränke zu holen, bevor Annie ihn deswegen auch noch anfuhr.
 

„Katniss, kommst du raus?“, erkundigte sich Finnick, als er den Wasserkasten holte. „Alle sitzen schon am Tisch.“ Er warf einen Blick nach draußen, wo nun sogar schon Mags eingetrudelt war und dankend Freyas Sandkuchen ablehnte, den sie zuvor schon Blight hatte andrehen wollen.

Annie eilte mit dem Salat an ihnen vorbei. „Ja, komm, Katniss. Blight sagt, das Fleisch ist durch“, rief sie Katniss über die Schulter hinweg zu. Die sah allerdings eher so aus, als hätte sie etwas auf dem Herzen. „Finnick, ich…“, setzte Katniss an, und wurde durch Peeta unterbrochen, der den Brotkorb aus der Küche trug. „Peeta, deine Frau ist überhaupt nicht kooperativ“, beschwerte sich Finnick prompt und wandte sich an seinen Freund. „Sie will mir nicht bei der Überraschung zum Jahrestag helfen.“

Ganz wie Finnick erwartet hatte, warf Peeta seiner Frau einen fragenden Blick zu. „Wieso? Was hast du dagegen? Die Idee ist doch gut. Ich denke, dass Annie sich wirklich darüber freuen wird“, fand Peeta sichtlich verwirrt und bevor Katniss etwas sagen konnte, riss Finnick das Wort wieder an sich. „Ich weiß auch nicht genau. Es muss an mir liegen“, seufzte er und warf einen Blick über die Schulter. „Aber vielleicht sollten wir nicht hier darüber reden. Annie bekommt sonst nur etwas mit“, fügte Finnick leiser hinzu und beobachtete, wie Annie draußen Dylans Hände abwischte, bevor er sich an den Tisch setzen durfte. „Ehrlich, Katniss, es ist nur für eine Nacht, das können wir doch machen“, raunte Peeta Katniss zu, bevor Annie das Haus wieder betrat und alle verstummten. Aber sie war zu gestresst um etwas mit zu bekommen. „Finnick, hol bitte die Soße“, wies sie ihn an. „Und der Rest, setzt sich. Wir können anfangen“, sprach es und verschwand.
 


 

„Dylan, du musst auch dein Gemüse essen. Zucchini ist gesund und lecker“, versuchte Annie ihren Sohn zu überreden, während Finnick seine Zucchini auf Johannas Teller ablud und einen strafenden Blick dafür von seiner Frau erntete. „Daddy isst das auch nicht!“, verkündete Dylan und sah ihn jetzt ebenfalls vorwurfsvoll an. „Nein, Daddy hat seine Portion nur Tante Jo gegeben, weil sie das nötiger hat als er. Du musst noch wachsen, du musst es selber essen“, erklärte Finnick und zuckte zusammen, als Johanna ihm unter dem Tisch auf den Fuß stieg. „Dylan, du gibst dein Essen nicht auch Tante Jo!“, stöhnte Annie und fing die Hand ihres Sohnes ab, der nun schmollend auf seinen Teller starrte. „Ist wie Vater“, kommentierte Mags zwischen zwei Bissen und fing amüsiert Finnicks Blick auf. „Dafür bekommt dein Vater meine Möhren, weil die gut für die Augen sind. Und anscheinend hat er nie genug davon gegessen, sonst bräuchte er keine Brille. Dylan, du willst doch keine Brille wenn du älter bist, oder? Dann musst du dein Gemüse essen“, fügte Johanna grinsend hinzu und Finnick widerstand nur knapp der Versuchung ihr Gesicht in die Portion Zucchini zu drücken, die auf ihrem Teller lag.
 

„Katniss, was ist los, schmeckt es dir nicht?“, erkundigte sich Blight besorgt und alle Augen richtete sich auf Katniss, die tatsächlich eher wie ein Häufchen Elend da saß und ihr Essen auf dem Teller hin und her schob. „Möchtest du etwas anderes?“, fragte Annie. „Ja, vielleicht hast du ja Hunger auf etwas anders als das was auf deinem Teller liegt“, pflichtete Finnick seiner Frau scheinbar harmlos bei. „Ich kann dir gerne was anderes besorgen.“ Das Wackeln seiner Augenbrauen bemerkte nur Katniss und starrte ihn entsetzt an.

Oh ja, er war Meister in zweideutigen Anspielungen und Katniss hatte das schon immer gehasst. Ihr Kopf wurde hochrot, während sie ein ‚Nein danke‘ heraus brachte und Finnick den Kopf senken musste, um sein belustigtes Grinsen zu verbergen. Amüsiert starrte er seinen nun leeren Teller an, während Katniss‘ Unwohlsein immer weiter zunahm.
 

„Es gibt Eis zum Nachtisch“, murmelte Annie bedrückt. Sie war eine gute Gastgeberin. Finnick tat es beinahe ein wenig leid, dass seine Frau sich solche Gedanken machte und alle Gäste glücklich machen wollte. Sie konnte nicht wissen, dass Katniss‘ Zustand nichts mit ihrem Essen zu tun hatte. „Soll ich’s dir jetzt schon besorgen, Katniss?“, erkundigte sich Finnick und wurde Zeuge davon dass das Gesicht der Angesprochenen noch röter wurde. „Das Eis meine ich. Wir sind sowieso mit essen fertig“, fügte er beiläufig hinzu und schleckte seine Gabel langsam mit der Zunge ab, was bei Katniss vorgesehenes Grauen hervorrufen musste, wenn er ihre Gesichtsausdruck richtig deutete.
 

„Peeta, ich glaube ich fühl mich nicht gut! Vielleicht sollten wir den Urlaub abbrechen. Lass uns nach Hause fahren“, hörte er Katniss gerade leise an Peeta gewandt flüstern, die anscheinend keine Antwort mehr an Finnick richten würde. Sofort sahen alle jedoch wieder alarmiert aus. „Oh, ihr wollt schon gehen?“, fragte Johanna, während Annie einen wachsamen Blick auf Katniss warf. „Bist du krank?“ Vermutlich fürchtete sie, dass Katniss eines ihrer Kinder anstecken könnte und dann würde Im Hause Odair wieder der Quarantänezustand ausgerufen werden. Beiden Frauen waren wohl nicht gerade begeistert darüber, dass Katniss den Urlaub verkürzen wollte. Bei Johanna konnte Finnick das wirklich gut verstehen, ohne Katniss würde ihr eindeutig ihre Komplizin in Sachen Finnick-fertig-machen fehlen.

„Nein, Mommy“, fiepste Freya dazwischen und schüttelte den Kopf, so dass ihre Zöpfe umher flogen. „Wieso?“, beschwerte sich auch Kian weniger niedlich, dafür bestimmter bei seiner Mutter. „Ach was, Katniss muss sich nur ausruhen. Wieso gehst du nicht hoch und schläfst 'ne Runde? Soll ich dich ins Bett bringen?“, erkundigte sich Finnick und musste das Grinsen unterdrücken, als Katniss aufsprang als hätte sie sich auf eine Jägerwespe gesetzt und die Tischrunde verließ, was alle außer ihn verwirrte.
 

„Ich sollte nach ihr sehen“, seufzte Peeta, der offensichtlich beunruhigt war wegen dem Verhalten seiner Frau. Gut, Finnick konnte das verstehen. Würde sich Annie so verhalten, wäre er auch besorgt. „Vermutlich“, stimmte Finnick zu und stand ebenfalls auf. „Ich hole den Nachttisch“, warf er in die Runde. „Nicht Kuchen?“, fragte Freya beleidigt und zupft an seinem Shirt. „Ich esse später deinen Kuchen“, versprach er dem Mädchen, das so viel niedlicher war als ihr Bruder. Finnick kitzelte Freyas Nase mit dem Ende einer ihrer Zöpfe und brachte sie damit zum Lachen. „Mache ich für dich neu“, freute sie sich, während Johanna ihm in die Seite knuffte. „Du denkst auch nur ans Fressen und das sieht man“, ärgerte sie ihn und Finnick sprang beleidigt von Johanna weg, die mit der Hand versuchte vermeintliche Speckrollen zu zwicken. Mit einem bösen Blick an seine beste Freundin gerichtet, begleitete er Peeta nach drinnen.
 

„Sag mal, hattet ihr Streit?“, wollte Peeta von ihm wissen, kaum, dass die Tür zu war und Finnick schüttelte den Kopf. Gut, diese Annahme war nahe liegend. „Keinen Streit. Sie hat mich nur vor den Kopf gestoßen, weil sie meine Überraschung nicht besonders gut fand, aber Streit würde ich das nicht nennen. Ich lass mir schon was anderes einfallen“, erwiderte er und klopfte Peeta auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Du kennst uns doch, wir kabbeln uns immer und ich bin nicht böse oder so“, beruhigte Finnick Peeta und sah ihm nach, als er nach oben verschwand, bevor er die Küche betrat.
 

Das klappte besser, als geplant. Eine war erledigt, eine blieb noch übrig. Gut gelaunt holte Finnick die hohen Eisbecher aus dem Kühlschrank. Da hatte Annie sich aber Mühe geben. Er bekam nie so tolle Eisbecher. Eigentlich bekam er gar keine Eisbecher, sondern nur die Erklärung, wo sich das Eis befand, damit er aufstehen und sich selbst Eis besorgen konnte. Aber diese hier hatte Annie sogar mit Früchten dekoriert und das kam Finnick gerade Recht. Als hätte Annie es ihm extrem leicht machen wollen. Finnick fischte die Bananen Stücke aus einem Eisbecher und steckte sie sich in den Mund, bevor er seinen Ehering abzog und in den Becher fallen ließ. Der Ring verschwand in der Schokosoße und zufrieden musterte Finnick das Ergebnis.
 

Erst dann wandte er sich zur Tür um. „Blight? Hilfst du mir mit den Eisbechern?“, rief er nach dem Kumpel und schnappte sich einige der Eisbecher, als Blight in der Küche erschien. „Super, der ohne Banane ist für Johanna?“, erkundigte sich Blight, als er die Becher begutachtete. Blight wusste also im Gegensatz zu Annie auch, dass seine Freundin keine Bananen mochte. „Genau.“ Es war viel zu einfach, dass Johanna keine Bananen mochte, war ein zu guter Zufall. Und jetzt war Finnick extrem gespannt, wie seine beste Freundin auf ihren besonderen Eisbecher reagierte.

Am Tisch konnte Finnick die Augen kaum von Johanna lassen. Sie musste bald auf den Ring stoßen. Hoffentlich biss sie sich nicht einen Zahn daran aus oder verschluckte ihn, denn das würde Annie ihm nicht verzeihen. Und Johanna würde ihn umbringen, wenn er ihr erklärte, dass sie seinen Ehering gegessen hätte. Und wenn er ganz viel Pech hatte, zwang Annie ihn, den Ring wieder zu tragen, sobald er wieder das Tageslicht erblickte.
 

„Dylan, klecker nicht“, ermahnte Annie ihren Sohn und warf dann Finnick einen Blick zu. „Und du auch nicht, Finnick.“ Verblüfft riss er die Augen auf und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Ich kleckere nicht! Niemals“, verteidigte er sich und nahm wie beiläufig Kian seine Kirsche weg. Jetzt wo seine Eltern nicht da waren hatte der Junge nämlich keinen Beschützer mehr. „Hey“, beschwerte sich Kian. Als Finnick allerdings Annies Blick bemerkte, legte er das Obststück beleidigt wieder zurück und ignorierte den bösen Blick des Jungen.

„Odair, du bist so verfressen. Nimm dem Kind nicht seine…“ Johanna stockte mitten im Satz und starrte auf ihren Löffel, auf dem es verräterisch funkelte. „Was ist, Tante Jo?“, wollte Maggy wissen, die zu Johannas anderer Seite saß und ihre Patentante gespannt musterte. „Ist da ein Haar drin? Wir hatten mal eins in der Suppe. Daddy hat behauptet, es wäre von Makrele, aber Katzen sind nicht blond“, erzählte Maggy, die das Kopfschütteln ihres Vaters ignorierte. Er musste ihr dringend sagen, dass es Sachen gab, die Tante Jo nicht erfahren sollte.
 

Zum Glück hörte Johanna gar nicht erst hin sondern fasste in die Schokoladensoße und zog den Ring hervor. Die Aufmerksamkeit der Personen am Tisch war nun ganz bei Johanna. Ein wenig tat Finnick Blight schon leid, weil der relativ ahnungslos und geschockt wirkte, als Johannas Blick zu ihm glitt. Was mochte in dem armen Kerl vorgehen?

„Oh!“, machte Annie erfreut und langsam entfachte auch Maggys Interesse. „Tante Jo, das ist ein Antrag!“ Maggy war, wie beinahe jedes kleine Mädchen, bereits über Anträge in ihren Märchenbüchern gestolpert. Und sie wirkte begeistert. Im Gegensatz zu Johanna und Blight. Wahrscheinlich durfte der arme Blight nicht mal einen Antrag machen und es war Johannas Aufgabe. Sie war nicht nur emanzipiert, sondern fast herrisch, fand Finnick, der um nichts in der Welt mit seinen beiden Freunden tauschen wollte, bei denen er sich nicht sicher war, wer tatsächlich der Mann im Haus war. Katniss und Johanna waren sich auch in der Beziehung sehr ähnlich.

Die Anwesenden sahen abwechselnd von Blight zu Johanna in Erwartung, dass jemand etwas sagen würde, abgesehen von Mags, die genüsslich ihr Eis weiter verspeiste und sich weniger für den Ring interessierte.
 

Allerdings stürmte Katniss auf die Terrasse, bevor das Schweigen zu lange dauerte und erlöste damit Blight und Johanna. „Odair! Du mieser Lügner!“, fuhr sie ihn an und wirkte so, als ob sie auf ihn los gehen wollte. „Bitte?“, entgegnete Finnick scheinbar überrascht, während Katniss ihm tatsächlich einen Schlag gegen die Brust versetzte und er sich überrascht die Stelle rieb. „Du hast mir was ganz anderes erzählt! Du hast gesagt…“ „Ah, ah, ah… Katniss, hier sind Kinder!“, unterbrach Finnick die aufgebrachte junge Frau belustigt, die ihn mit weiteren Beschimpfungen betitelte, während Peeta amüsiert den Kopf schüttelte und sich an den Türrahmen der Gartentür lehnte, und Annie Dylans Ohren zu hielt.

„Sag was zu deiner Verteidigung, Odair, oder ich zieh dir das Fell über die Ohren!“ Lachend schlug sich Finnick die Hand gegen die Stirn. „Oh man, ich muss es verwechselt haben. Du weißt schon, es lag nahe nebeneinander und ich bin einfach älter als du. Da kann man so was schon mal verwechseln“, redete sich Finnick heraus und lachte, was nicht von Katniss erwidert wurde. „Und dein Gesicht, war wirklich zu…“
 

„Odair!“, unterbrach Johanna ihn und griff relativ grob nach seiner Hand. „Aua! Spinnst du? Was… AU!“ Finnick versuchte seine Hand zu befreien, während Johanna sie ihm beinahe verdrehte. Was war denn nun los?

„Kinder, geht doch zu Dylan ins Zimmer. Er hat ein neues ferngesteuertes Auto“, befahl Annie und seufzte genervt auf, während sie die Kabbeleien ihres Mannes und seiner besten Freundin verfolgte. „Mason, lass los! Du tust mir weh!“ „Wo ist dein Ehering, du Memme?“, fragte Johanna gefährlich ruhig und Finnick bekam aus den Augenwinkeln mit, wie Annie das Gesicht in die Hände stützte und Blight den Kopf schüttelte.

„Kommt, wir gucken uns das Auto an“, scheuchte Peeta die Kinder ins Haus, die nur unwillig gingen. „Bringen Tante Jo und Mom, Onkel Finnick um?“, erkundigte sich Kian interessiert und verdrehte die Hals, um die Szene so lange wie möglich zu beobachten. „Ich hoffe nicht“, erwiderte Peeta und verschwand mit den Kindern ins Haus, während Blight ihm zu rief, dass das Auto den heutigen Morgen nicht überstanden hatte, nachdem Finnick und Johanna damit gespielt hatten.
 

Finnick entriss Johanna seine Hand und schüttelte sie, während er Johanna vorwurfsvoll ansah. „Bist du verrückt? Willst du mir die Hand brechen?“ „Wenn du schon so fragst“, entgegnete sie und hob den Ring vor ihr Gesicht. „Mein Tropfen im Meer. Annie“, las sie gereizt vor und knallte den Ring auf den Tisch, der auch von Katniss gemustert wurde. „Was ist das denn?“

„Oh, Mensch sieh dir das an, Jo! Das ist ja mein Ring!“, rief Finnick aus und griff danach. „Ich habe ihn eigentlich auf die Arbeitsplatte legen wollen, aber du weißt ja, meine Augen sind so schlecht. Ich hätte einfach mehr Karotten essen sollen“, erklärte er übertrieben und blinzelte verwundert, als Johanna verlangend die Hand ausstreckte. „Gib mir deine Brille“, verlangte sie und Finnick griff mit der Hand danach um sie zu schützen. „Nein, lieber nicht. Ich brauche sie noch“, entgegnete er irritiert, als Katniss Johanna bei sprang. „Gib sie ihr, Odair.“

„Annie… tu was“, bat Finnick seine Frau, die entnervt aufstöhnte. „Ich mische mich da nicht ein“, wehrte sie ab, als Finnick aufsprang um sich vor den beiden Furien in Sicherheit zu bringen. „Aber macht ihn bitte nicht kaputt, wenn's geht.“
 

„Es war ein Aprilscherz. Zwei um genau zu… ah!“, entfuhr es Finnick, als Johanna ihn den Schwitzkasten nahm und er fluchte. „Zwing mich nicht, dir weh zu tun, Jo. Lass los! Lass mich wenigsten die Brille weglegen!“

Während Finnick seine Brille auf den Tisch warf, bekam er mit, wie Blight und Annie dem Treiben halb belustigt, halb genervt zusahen. Sie kannten das. Was hatten sie anderes erwartet, als eine Kabbelei, die Urlaubstradition war? „Ich bin mit einem Kind verheiratet“, stöhnte Annie, als Finnick Johanna den Ellenbogen in den Magen rammte und sie abschütteln konnte, als auch schon Katniss auftauchte und ihn angriff. Dass sie zu mehr im Stande war, wusste Finnick und konnte wohl noch dankbar sein, dass sie sich damit begnügte, auf seinem Rücken zu hängen.

„Lass los!“, fauchte Katniss, als Finnick an ihrem Zopf zog. „Lass du zuerst los““, forderte er, den Kopf in einer unangenehmen Schieflage, weil Katniss an seinen Haaren zerrte, während Johanna seinen rechten Arm umklammerte. „Ich will euch nicht schlagen, bleibt mir vom Leib!“, drohte Finnick den beiden Frauen, als sie beide an ihm hingen. Beim Versuch sie abzuschütteln, stolperte Finnick über den blöden Ball von Kian und strauchelte, bevor er sich wieder fing. „Jemand, wird sich wehtun“, hörte er Annie stöhnen. „Alle werden sich wehtun“, erwiderte Blight, als Finnick Johanna von sich schubste. „Mason, geh weg mit deinen Krallen!“ Aber das ließ sich Johanna nicht befehlen, um hing schon wieder an ihm, was Finnick mit Katniss weiter zurückweichen ließ.
 

„Finnick! Pass auf, das...“ Annie brach den Satz ab und sprang auf die Beine, genau wie Blight, als das Knäuel, das aus Katniss, Johanna und Finnick bestand, in das Loch des Pools stolperte. Zusammen eilten die beiden auf das Loch zu, wo sich ein Menschenknäul gebildet hatte „Oh Gott, geh runter von mir, Katniss“, stöhnte Finnick auf und schubste Katniss wenig sanft von sich, die sich als erstes wieder berappelte. Sie setzte sich auf und besah sich ihr Knie, das nun aufgeschürft war.

„Oh Finnick“, seufzte Annie mehr genervt als besorgt, als sich auch ihr Mann und Johanna sich wieder aufsetzten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte sich Finnick und versuchte nach Luft zu schnappen. Wie wahrscheinlich war es, dass Katniss‘ Knie ihn wirklich zufällig zwischen den Beinen traf? „Ich fürchte, jetzt haben sie ihn doch kaputt gemacht“, sagte Blight.

„Das war Absicht. Das war auf jeden Fall Absicht!“, beschuldigte Finnick Katniss, die ihn aus schmalen Augen anstarrte. „Glücklicher Zufall“, entgegnete sie ungewohnt schlagfertig, während Finnick sich am liebsten zu einem Ball zusammen rollen würde. „Du könntest jetzt wenigstens pusten“, murmelte er und duckte sich nicht rechtzeitig, als Katniss zum Schlag ausholte. Triumphierend grinsend stand sie auf und humpelte in Richtung aus, während Finnick sich fluchend bewusst wurde, dass Katniss ihm tatsächlich eine verpasst hatte.

„Du bist verboten dämlichen“, knurrte Johanna neben ihm und hielt sich den Kopf. „Du hast doch geschubst“, entgegnete Finnick kläglich und rieb sich den Wangenknochen, der jetzt zusätzlich schmerzte. Und was hatte Johanna? Ein bisschen Kopfschmerzen? Sie sollte sich nicht so anstellen! „Und du hast angefangen zu kratzen!“, beschuldigte er Johanna weiter, die gerade von Blight auf die Beine gezogen wurde. „Du hast gepitcht wie ein Mädchen. Nein, sogar Maggy pitchst besser als du“, giftet Johanna, während Finnick alleine auf die Beine kam und von Annie einen tadelnden Blick kassierte. Sie konnte ihm auch etwas Liebe und Fürsorge entgegen bringen, er war immer hin verletzt! Aber das schien ihr Herz gerade nicht zu erweichen.
 


 

Genervt drückte Finnick die Erbsenpackung gegen sein Gesicht und stieß einen schmerzerfüllten Laut aus, als Annie ihm eine Packung Fischstäbchen zwischen die Beine legte. „Wie passend“, kommentierte Finnick nicht sehr begeistert. „Fand ich auch“, kicherte Annie und krabbelte unter ihre Decke, wo sie sich das Buch von ihrem Nachttisch nahm und es aufschlug.

„Wieso bekomme ich kein Kühlpad?“, fragte er an Annie gewandt und kuschelte sich trostsuchend in seine Decke. „Weil wir nur zwei haben und wir sie Katniss und Johanna gegeben haben, weil du die beiden geärgert hast“, wies Annie ihn an und klappte das Buch zu. Sie hatte wohl erkannte, dass sie nicht zum Lesen kommen würde. „Wir hatten mal drei, aber jemand hat Maggy beigebracht, dass eine Gabel ein Dreizack ist. Deine Tochter hat die Gabel genommen und das Kühlpad damit getötet.“ Sie legte das Buch bei Seite und drehte sich ihm zu. „Also jammer nicht. Du bist selbst schuld.“ „Oh, du bist gemein! Es war Notwehr. Die beiden haben mich nur ausgelacht seit sie das Haus betreten haben. Die sind so gemein zu mir“, jammerte Finnick weiter und schielte zu der bescheuerten Brille auf dem Nachttisch, als wäre sie an allem Schuld. War sie ja eigentlich auch! „Sie ärgern mich wegen meiner Brille. Ich hoffe, die brauchen auch bald irgendwas. Einen Gehstock oder Haarteile oder ein Gebiss“, grummelte Finnick weiter und erntete ein Lächeln von Annie.

„Aber das ist kein Grund sie auch zu ärgern. Du bist erwachsen, Finnick“, tadelte sie ihn jetzt schon gutmütiger und Finnick konnte eindeutig erkennen, dass sie es nicht besonders ernst meinte. Deswegen nutzte er die Chance und schmiegte sich an Annie, die ihn seufzend gewähren ließ und ihm sogar durch die Haare strich.
 

„Wie kommst du auf so einen Blödsinn? Johanna wäre beinahe durchgedreht. Hast du ihren Blick gesehen? Armer Blight“, seufzte Annie und brachte Finnick zum Lachen, was in einem Stöhnen unterging. Lachen tat weh. Er sollte besser nicht mehr lachen. Das Katniss aber auch tatsächlich so feste zu schlagen konnte! Eben erst hatte er sich im Spiegel betrachtet und das Veilchen schon gesehen. Morgen würde er aussehen, als käme er aus den Hungerspielen.

„Das war eine Notlösung. Johanna ist schwerer zu ärgern als Katniss. Ich rede mit ihr, wenn sie nicht mehr versuchen will mich um zu bringen“, bot Finnick an. Er hatte nämlich eben mitbekommen, wie Johanna Maggy erzählt hatte, dass sie sich von ihrem Daddy verabschieden müsse, weil Tante Jo plante ihn lebendig im Sandkasten zu vergraben. Vielleicht sollte er sich wirklich bei Johanna entschuldigen. Immerhin hatte er sie wirklich geschockt. Und dann konnte er auch ein klärendes Gespräch führen und vielleicht ein gutes Wort für Blight einlegen.

Bei Katniss allerdings würde er sich nicht entschuldigen! Das war wirklich nur ein Spaß gewesen. Und sie musste wirklich langsam lockerer werden. Sie war mit Johanna und ihm befreundet, sie musste sich doch irgendwann an solche Scherze gewöhnen. Manchmal fragte sich Finnick, wie es bei den Mellarks im Schlafzimmer ablief. Kian und Freya waren bisher der einzige Beweise dafür, dass da überhaupt etwas lief. Armer Peeta.
 

„Und Katniss! Du kannst ihr keinen Partnertausch vorschlagen! Finnick, was wenn sie denkt, ich hätte wirklich Interesse an Peeta?“, beschwerte sich Annie, was Finnick sofort abwehren konnte. „Sie weiß, dass es Spaß war und Peeta weiß es auch. Außerdem habe ich ihn tatsächlich um einen Gefallen zum Jahrestag gebeten. Allerdings hat Katniss jetzt gesagt, dass sie mir den Gefallen auch nicht tut. Sie hat gesagt, sie passt nie wieder auf eines unserer Kinder auf“, erinnerte sich Finnick an eine wütenden Katniss, die auf dem Sofa ihr Knie gereinigt hatte und ihn dabei wütend angefunkelte hatte.
 

„Was hast du eigentlich gefragt?“, wollte Annie wissen.

Finnick seufzte. „Es war eine Überraschung für dich. Sicher, dass du sie wissen willst?“, erkundigte er sich. „Du hast für heute genug Überraschungen veranstaltet. Sag es mir.“ Annie war wohl ängstlich, dass sie eine ebenso schöne Überraschung erwarten würde, wie seine beiden Freundinnen. „Okay, okay. Ich wollte am 10. April mit dir im Boot raus fahren, ohne Kinder, über Nacht. Du bist viel zu gestresst und wir beide verbringen überhaupt keine romantischen Momente mehr mit einander“, erklärte Finnick etwas niedergeschlagen. „Du meinst keine intimen Momente“, verbesserte sie ihn und Finnick verzog das Gesicht. „Nein, ich meine tatsächlich romantisch“, brummte Finnick, während Annies Gesichtsmimik mitfühlender wurde.

„Oh, und dann hast du alles mit Peeta geplant?“ Das Gesicht zu einer traurigen Schnute verzogen, nickte Finnick. „Das ist süß von dir.“ Finnick nickte erneut und reckte Annie sein Gesicht entgegen. „Küss mich. Ich hab Schmerzen und ich hab mir solche Gedanken wegen unserem Jahrestag gemacht“, forderte er in einem weinerlichen Tonfall. Er war wirklich süß. Und er wusste auch, was Annie gefallen würde. Etwas Zeit für sich würde ihnen beiden gut tun. Nicht, dass er die Kinder nicht liebte, aber sie waren im Grunde kleine Monster, die Zeit aufsaugten.
 

Annie näherte sich allerdings nicht wie erhofft seinen Lippen. „Du hast eigentlich keinen Kuss verdient, Finnick“, fand Annie und kicherte über seine enttäuschte Miene. „Du bekommst deinen Kuss, wenn du mir versprichst nie mehr Aprilscherze zu machen, bevor du noch jemanden umbringst“, schlug sie vor. Finnick seufzte. „Alles was du willst, Liebling. Nie mehr Aprilscherze“, bot er an. „Alles? Dann will ich, dass du dich auch bei Katniss entschuldigst. Und ich will, dass du morgen die Böden putzt…“ Das hatte Johanna natürlich nicht getan. „Während die anderen hier sind?“, unterbrach Finnick seine Frau entsetzt. Johanna würde ihn das nie vergessen lassen! Allerdings wollte Annie keine Einwände hören und legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.

„Und ich habe über Maggy und Kian nachgedacht. Vielleicht sollten wir bei den beiden in die richtige Richtung arbeiten. Kian ist doch nett und er wir auch ein netter junger Mann werden. Wir sollten morgen Katniss und Peeta fragen, was sie von Maggy und ihm zusammen halten.“ Jetzt entgleisten Finnicks Gesichtszüge vollständig. Seine kleine Prinzessin war nicht mal zehn und sollte schon verkuppelt werden? Mit diesem Dreikäsehoch? Nur über seine Leiche! Nur weil die Mellarks ihre Freunde waren, musste sie Maggy nicht mit deren Spross liieren!
 

„April, April“, lachte Annie auf und drückte einem mehr als verdatterten Finnick einen Kuss auf die Lippen. „Das ist nicht lustig!“, schmollte Finnick etwas beleidigt und bekam eine vage Vorstellung davon, wie sich Johanna und Katniss heute gefühlt hatten. Allerdings schmiegte er sich recht schnell wieder an seine Frau und stahl ihr einen weiteren Kuss, jetzt wo sie so gut gelaunt war. „Siehst du, du magst Aprilscherze auch. Und du bist überzeugend, ich hab dir, das alles auch noch geglaubt“, lobte Finnick sie. „Oh, Finnick. Der erste Teil war auch ernst gemeint. Du sollst dich entschuldigen und die Böden putzen“, kicherte Annie und gab ihm einen letzten Kuss, bevor sie das Licht ausknipste.
 

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