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Die Welt hinter dem Spiegel

von

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Unbekannter Besucher

Mit einem leisen Seufzen löse ich meinen Blick vom Fenster. Kurz wandert er zu der großen Uhr, bevor er wieder zurückkehrt. Erst 2:03 Uhr! Wieder verfolge ich die Konturen der Bäume, welche sich als schwarze Schatten vor dem dunkelblauen Himmel abzeichnen. Dunkle Wolken verdecken den Himmel, so dass nicht einmal das fahle Mondlicht etwas Licht spendet. Ich nehme einen Schluck von dem Tee in meinen Händen. Bestimmt zum 10. Mal frage ich mich, woher diese Unruhe in mir kommt. Nicht einmal schlafen kann ich, obwohl ich mich so müde fühle. Auch Kujio ist schon die ganze Zeit so nervös.

Wo ist er überhaupt? Kurz schaue ich mich noch einmal im Wohnzimmer um, entdecke allerdings keine Spur von ihm. Schließlich blicke ich doch wieder aus dem Fenster. Noch ein paar Minuten bleibe ich sitzen. Schließlich trinke ich den letzten Schluck meines Ahorntees und stehe auf. Der Sessel, welchen ich an mein Fenster geschoben habe, gibt dabei ein leises Knarzen von sich. Langsam gehe ich in die Küche, schalte dabei das Licht aus und setze eine neue Kanne Wasser auf. Wieder schaue ich mich um, doch auch hier ist Kuoji nicht. Wahrscheinlich ist er im Schlafzimmer und schlummert friedlich. Der Glückliche! Als das Wasser kocht, gieße ich mir schnell eine neue Tasse auf. Eine großzügige Portion Ahornsirup findet noch ihren Weg in meinen Tee, bevor ich in mein Zimmer gehe. Kurz taste ich nach dem Schalter und knipse dann das Licht an. Auf dem gemachten Bett schläft tatsächlich das weiße Fellbündel. Ich stelle meine Tasse auf den Nachttisch und setze mich neben ihn. Mit meiner Hand streichle ich über das weiche Fell. So friedlich, wie er schläft, muss ich einfach lächeln.

Ein plötzliches Rumpeln lässt mich zusammen fahren. Es hört sich so an, als würde etwas Schweres zu Boden fallen. Kurz darauf ist ein lautes Fluchen zu hören. Vor Schreck wie starr, halte ich in meiner Bewegung inne. Ein Einbrecher? Halt, warte. Hier draußen? Hier verirrt sich doch keiner hin. Erst recht niemand, der irgendetwas Wertvolles sucht. So recht wollen mich meine Argumente aber nicht überzeugen. Mein Herz rast wie wild und pumpt unaufhörlich Adrenalin durch meine Adern. Mit zitternden Händen greife ich nach Kujirou und drücke ihn an meine Brust. Dieser blinzelt mich nur verschlafen an. Abwesend streichle ich wieder über seinen Kopf und lausche. Eine gefühlte Ewigkeit vergeht, doch bis auf mein pochendes Herz ist kein weiterer Laut zu hören. Schließlich nehme ich all meinen Mut zusammen und laufe langsam Richtung Wohnzimmer. Zumindest vermute ich, dass das laute Geräusch von dort kam. Dabei drücke ich meinen kleinen Freund noch näher an mich. Zum Glück gibt er keine Laute des Protestes von sich. Ein kleines Stück vor der Tür zum Wohnzimmer, bleibe ich stehen. Hier sollte die Quelle des Geräusches sein. Wieso muss ich überhaupt gerade dann das Licht ausmachen, wenn ich es brauche? Einmal tief Luft holend mache ich einen Schritt nach vorne. Und noch einen. Und noch einen. Viele kleine Schritte später, stehe ich doch vor dem Eingang zum Wohnzimmer.

In der anhaltenden Dunkelheit kann ich allerdings nichts erkennen. Plötzlich wird das Licht eingeschaltet und ich erkenne einen große Gestalt vor mir. Ich gebe ein erschrecktes Fiepen von mir und stolpere ein paar Schritte zurück. Mein Blick landet auf der breiten Brust des Mannes. Vorsichtig blicke ich auf, Kuma noch fester an meine Brust drückend. Der Einbrecher, was sollte er schließlich sonst sein, trägt ein offenes, rot-kariertes Hemd. Darunter ist ein weißes Shirt zu erkennen. Als sich unsere Blicke treffen, schnappe ich wieder nach Luft. Ein paar dunkel violette Augen treffen meine blau-violetten. Er hat sein leicht zerzaustes, blondes Haar zu einem Zopf gebunden. Leichte Bartstoppeln sind auf seinem Kinn zu erkennen und eine unverwechselbare, störrische Locke steht von seinem Kopf ab. „Was-?!“ fängt er wütend an, stockt aber in dem Moment, in dem er mich sieht. Wie ein Reh, das in einen Autoscheinwerfer sieht, kann ich nur zurück starren. Er ist eineinhalb Köpfe größer als ich und muskulös. Ganz im Gegensatz zu mir. Warum muss so jemand ausgerechnet bei mir einbrechen?! Der Fremde schaut mich aus genauso ungläubigen Augen an, wie ich ihn. Wieso kann ich nicht ausnahmsweise einmal unsichtbar sein, wenn ich es möchte! Aber noch mehr als sein plötzliches Auftauchen verunsichert mich, dass der Fremde mir auf eine merkwürdige Art und Weise ähnlich sieht.
 

Keine Ahnung wieso, aber einige Zeit später sitzen wir beide im Wohnzimmer. Der Fremde, welcher sich schließlich als Matt vorgestellt hatte, sitzt auf der Couch. Ich habe meinen Sessel wieder an den Tisch geschoben und schaue aus dem Fenster. Mittlerweile geht die Sonne auf und taucht alles in ihr warmes Licht. Ich nehme einen Schluck meines Tees und schaute wieder auf meinen Besucher. Immer wieder schaut er sich misstrauisch um, als würde er jeden Moment angegriffen werden. Ein leises Seufzen kommt über meine Lippen und sofort liegt sein Blick auf mir. Ich zucke erschrocken zusammen. Maple! Er ist wirklich unheimlich. Dennoch, er kommt mir auf eine merkwürdige Art und Weise vertraut vor und diese Ähnlichkeit. Was hat es mit ihm auf sich?

„Also, was machst du hier?“ Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Nervös beiße ich auf meine Unterlippe und beobachte ganz genau seine Reaktion. Im ersten Moment versteift er sich etwas und mustert mich eingehend. Unter seinem forschenden Blick kaure ich mich unwohl etwas weiter in den Sessel. Schließlich wird sein Blick einen Hauch weicher und er antwortet mit einer angenehm tiefen, leicht rauen, Stimme „Keine Ahnung.“

Fragend hebe ich eine Augenbraue. Er scheint wohl auch einzusehen, dass seine Antwort wohl kaum zufriedenstellend war. Gleich darauf räuspert er sich und fügt hinzu „Ob du es glaubst oder nicht, ich weiß es wirklich nicht. In einem Moment stehe ich in meinem Zimmer vor dem Spiegel und im nächsten“, er zuckt mit den Schultern, „falle ich hier auf den Boden.“ Wieder nehme ich einen Schluck Tee, dabei meinen Blick nicht von ihm abwendend. Sollte ich ihm das glauben? Aber was hätte er von so einer offensichtlichen Lüge? Wieder werfe ich einen Blick auf die Uhr. 6:00 Uhr. So langsam spüre ich auch, wie sich die Müdigkeit in mir breit macht. Seltsam. Sollte ich dem Typen wirklich so einfach vertrauen? Langsam beuge ich mich nach vorne und stelle meine Tasse auf dem Tisch ab, um mich anschließend wieder zurück zu lehnen. Von neuem beginne ich damit, ihn zu betrachten. Schließlich kann ich ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Vielleicht schließe ich die Augen nur für 5 Minuten. Ich muss ja nicht gleich schlafen, nur die Augen etwas ausruhen. Solange ich lausche und sie öffne, sobald ich etwas höre, ist doch alles gut. Keine Sekunde später bin ich auch schon auf meinem Sessel eingeschlafen.



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