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Gefangen auf See

von

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Es geschah, dass die Auram maris, ein prächtiges Segelschiff, in einen tosenden Sturm geriet. Innerhalb einer Minute hatte sich die traumhafte Schifffahrt in einen Höllenritt verwandelt. Das Schiff wurde von den gigantischen Wellen einem Spielzeug gleich herumgeschleudert. Die Reisenden an Deck hatten Mühe sich zu halten und so mancher ging über Bord. Darunter ein Junge, der gerade dabei helfen wollte sie Segel einzuholen, um das Schiff zumindest etwas ruhiger halten zu können. Er wurde von einer Welle ergriffen, die das Schiff kurzzeitig unter sich begrub, versuchte sich noch am Tau des Segels festzuhalten, rutschte aber ab, verschwand in den Fluten des Meeres und wurde immer weiter vom Segelschiff getrennt.
 

Der Junge versuchte gegen das Wasser anzukämpfen, sich an der Oberfläche zu halten und zurück zum Schiff zu gelangen. Bei den Versuchen nach Luft zu schnappen schluckte er mehr und mehr des salzigen Wassers, bis ihn schließlich seine Kräfte verließen und er in die Tiefe des Ozeans sank. Ihm wurde schwarz vor Augen und sein letzter Gedanke war, dass er das Sonnenlicht nie mehr sehen würde. Den leichten Stoß, als nach einigen Metern etwas gegen ihn schwamm, spürte er schon gar nicht mehr.
 

Die Sonne warf ihre warmen Strahlen erbarmungslos auf die ruhige Wasseroberfläche, welche nur durch ein leichtes, vom Wind verursachtes, Kräuseln getrübt wurde. Einige Wingull zogen ihre Kreise am Himmel und ab und zu tauchte kurz ein Wailord auf um Luft zu holen. Irgendwo in dieser friedlichen, fast wie gezeichnet wirkenden Landschaft schwamm ein einzelnes Lapras an der Wasseroberfläche. Auf seinem Rückenpanzer trug es eine Last, die an einen alten, nassen Sack erinnerte. Es war der Junge von dem Segelschiff. Seine, von der Sonne bereits halb getrocknete, Kleidung klebte an seinem Körper. Sein blondes, schulterlanges Haar war zerzaust und vom Salz verklebt. Plötzlich wachte er hustend auf und spuckte nicht gerade wenig Wasser, während er sich halb aufrichtete.
 

Verwirrt schaute sich der Jung um und erschrak etwas, als er das Lapras sah, auf dessen Rücken er gerade saß. Seine Lippen schmeckten nach Salz, sein Hals kratzte und er hatte das Gefühl zu verdursten. Er verzweifelte fast bei dem Gedanken, dass um ihn herum nichts als Wasser war, von dem er seinen Durst aber nicht stillen konnte. Würde er nun hier auf hoher See sterben müssen? Das Lapras hatte bemerkt, dass der Mensch aufgewacht war und schaute diesen nun freundlich an. Als er versuchte das Pokémon anzusprechen entkam nur ein trockenes Krächzen seiner Kehle, an welche er sofort mit einer Hand griff. Das Wasserpokémon schien die Not sofort zu erkennen und erzeugte etwas trinkbares Wasser, was ein Leichtes für es war. Mit seinen Händen fing der Junge einen Teil des Wassers auf und trank dieses begierig.
 

„Du hast mich gerettet, ich danke dir.“ Seine Stimme kratzte immer noch leicht, doch es ging ihm schon deutlich besser. „Bringst du mich ans Land?“ Er wusste noch, dass er auf den Weg nach Sonnewik gewesen war. Das Segelschiff, auf welchem er in seinen Sommerferien aushalf, startete seine Reise stets in dieser Stadt und beendete sie dort nach einer Woche auch wieder, doch dieses Mal waren sie kurz vor der Ankunft im Hafen in einen Sturm geraten. Er hatte keine Ahnung wo er sich gerade befand, wo ihn das Lapras hinbrachte und wie lange er bewusstlos gewesen war. Während er überlegte was er nun machen sollte, grummelte sein Magen auf einmal nicht gerade leise. Wieso hatte diese schöne Reise nur auf diese Art enden müssen?
 

Bis zum Sonnenuntergang hatte er schweigend auf Lapras' Rücken verbracht, während dieses kontinuierlich weitergeschwommen war. Das Bild, welches sich den Beiden bot, wie die Sonne am Horizont sanft das Meer berührte und mit diesem zu verschmelzen schien, ohne dass auch nur eine Wolke diese Naturspiel trübte, konnte der Junge kaum genießen. Sein Magen knurrte, er war durstig, obwohl das Lapras ihm immer mal wieder etwas Wasser gegeben hatte, und nun würde es dunkel und kalt werden. Seine Hoffnung schwand immer Weiter und er wollte einfach nur zu Hause sein. Auf einmal sprang ein Fisch vor Lapras' Schnauze aus dem Wasser und das Pokémon begann augenblicklich das kleinere Wesen zu verfolgen.
 

Der Junge versuchte sich so gut es ging an den Auswüchsen an Lapras' Panzer festzuhalten. Doch er war schwach und je tiefer das Pokémon tauchte, desto weiter rutschten seine Hände ab. Wieder einmal war er nicht stark genug sich festzuhalten und verlor sich deswegen in den tiefen des Meeres. Dieses Mal konnte er sich jedoch aus eigener Kraft an die Oberfläche retten, wo er sich orientierungslos umschaute. Mit einem Mal fühlte er sich unglaublich schutzlos und musste eine Träne der Verzweiflung unterdrücken. Das Wasser war kalt und der junge Körper war erschöpft, warum hatte Lapras ihn alleine gelassen?
 

Nach einer schier endlos wirkenden Weile spürte er etwas unter seinen Füßen. Kurz breitete sich Panik in seinem Inneren aus, ehe er Lapras' Kopf sah, welcher vor ihm aus dem Wasser auftauchte, in seinem Maul ein paar kleine Fische. Der Junge war so erleichtert, dass er kurz den Hals des Pokémons umarmte. Es war nur etwas zu essen fangen gewesen, wie hatte er nur glauben können, dass es ihn alleine lässt? Lapras gab ihm zwei der toten Fische und aß die restlichen selbst. Es freute den Jungen, dass das Pokémon für ihn etwas Nahrung besorgt hatte, doch konnte er nicht einfach den rohen Fisch essen, so hungrig war er dann doch noch nicht. Vorsorglich, und auch um Lapras' Gefühle nicht zu verletzen, ließ er die Beute aber neben sich liegen, auch wenn er wusste, dass man ihn nicht mehr essen konnte, wenn der Fisch erst einmal eine Weile dalag.
 

Nachdem die Sonne gänzlich vom Horizont verschwunden war, breitete sich die Kälte rapide schnell aus und fraß sich bis in die Knochen des Jungen. Durch seine nasse Kleidung war ihm noch um einiges kälter. Trotz allem schlief er nach einer Weile zitternd ein, sein Körper brauchte Erholung. In der Nacht und im Schein des abnehmenden Mondes, der einer Sichel gleich am Himmel stand, tauchten weitere Lapras auf und schwammen ein ganzes Stück mit dem Lapras, das den Menschen auf seinem Rücken trug. Das Wasser schimmerte mystisch durch das Licht der Sterne und des Mondes und Lapras freute sich bereits auf die Zeit, in der es wieder mit den anderen gemeinsam umherschwimmen, in der es wieder bei seinem Partner sein konnte. Doch erst wollte es diesem Menschen helfen, der ohne es gestorben wäre.
 

Als der Junge am nächsten Tag seine Augen öffnete, fühlte er sich krank, was an der kalten Nacht liegen durfte. Doch dieses Gefühl war schnell vergessen, als er das Land sah, welches nur noch wenige Kilometer entfernt war. Er war so glücklich, dass er zum ersten Mal den kühlen Wind, welcher ihm ins Gesicht wehte und so die Hitze der Sonne, die mittlerweile wieder hoch am Himmel stand, milderte, genießen konnte.

„Danke Lapras, du hast mich wirklich gerettet.“ Erneut fiel er dem Pokémon um den Hals, wobei er bemerkte, dass dieses etwas geschwächt wirkte. Vermutlich war es nicht darauf ausgelegt, den ganzen Tag unter der brennenden Hitze der Sonne zu schwimmen. Dieses Lapras hatte so viel für ihn getan, er war ihm so dankbar. Er wusste nicht, warum es das alles für ihn getan hatte, doch es musste ihn anscheinend mögen.
 

Endlich konnte er von Lapras' Rücken springen und mit nackten Füßen durch das knietiefe Wasser am Strand laufen. Er war so froh, endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen zu haben und lachte freudig. Für den Moment hatte er seinen, vom Hunger und von der Kälte, schmerzenden Körper vergessen. Dann blieb er stehen und drehte sich zu dem Lapras, das ihm fröhlich zugeschaut hatte.

„Du bist wirklich ein toller Freund, wie wäre es wenn du bei mir bleibst?“ In selben Moment zückte er einen Pokéball, den er bei sich trug und wartete kurz, ehe er ihn auf das Lapras warf. Dieses wollte nicht gefangen werden, doch die Handlung des Jungen kam so unerwartet, das es nicht hatte widersprechen können. Nun kämpfte es für seine Freiheit, dachte an die endlosen Weiten des Meeres, dachte an seinen Partner, mit dem es Seite an Seite durch die Nacht und in ewiger Freiheit schwamm.
 

Geschwächt von der pausenlosen Reise, der Hitze, der erbarmungslos auf die Erde scheinenden Sonne, und der fehlenden Nahrung, verlor es schließlich den Kampf und etwas in ihm starb. Der Junge ahnte von all dem nichts und war überglücklich über seinen Fang, sein erstes Pokémon, welches ihm das Leben gerettet hatte. Er dachte an all die schönen Dinge, die sie ab nun miteinander erleben konnten. Doch zuerst würde er nach Hause gehen, er wusste, dass er sich hier am Strand Sonnewiks befand. Er musste etwas Essen, seiner Familie zeigen, dass er noch lebte und es ihm gut ging, und musste sich erholen von all den Strapazen.

„Wir werden die besten Freunde werden.“ Glücklich steckte er den Pokéball weg und lief los. Dass er durch sein Handeln das Lapras von seinen wahren Freunden, von seiner Familie, die die selbe Sprache wie es sprachen, getrennt hatte, dies würde er vermutlich niemals erfahren...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  L-San
2014-07-15T10:46:13+00:00 15.07.2014 12:46


Deep Blue Waters


Hallo, Ryouxi!


Vielen Dank für die Teilnahme am Wettbewerb Deep Blue Waters.
Wie der Titel des Wettbewerbs vermuten lässt, geht es darum, eine Geschichte zu schreiben, in der die Handlung am/im Meer, See, Fluss stattfindet, also alles, was Wasser beinhaltet.
Dabei sollten Pokémon auftauchen.
Ob du diese Aufgabe erfüllen konntest, werde ich dir im Folgenden verkünden.
Vorab will ich dir hier – um unnötigen Stress und Ärger zu vermeiden – nur noch sagen, dass mein folgender Review weder darauf abzielt, dich zu verletzen, noch dein Werk in den Dreck zu ziehen.
Falls du noch offene Fragen hast oder einen Sachverhalt erklären möchtest, dann wäre es schön, du wendest dich an mich.
Nachdem dies gesagt ist, komme ich nun zur Auswertung deiner FF.
Die für die Bewertung relevante Kritik erfolgt in verschiedenen Blöcken:
Kurzbeschreibung | Inhalt | Charaktere | Rechtschreibung/Grammatik | Schreibstil | Fazit


Kurzbeschreibung: |02 von 10 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, inwiefern der Autor Aufmerksamkeit erregt und ob er alle wichtigen Angaben wie Inhaltsangabe, usw. beachtet hat.

Die Kurzbeschreibungsseite ist recht spärlich und weckt kaum Interesse.
Eine kleine Inhaltsangabe wäre empfehlenswert gewesen.
Persönliche Kommentare hätte man in einem Spoiler angeben oder weglassen können, da die Gefahr bestünde, dass man nicht sofort den Inhalt der Geschichte überblickt.
Rein optisch hätte man die Kurzbeschreibungsseite ein wenig ansprechend gestalten können, um mehr Ordnung und Klarheit, aber auch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
Beispielsweise hätte man an der Formatierung arbeiten können – kursiv, fett, zentriert, Zeilenabstand, was auch immer.
Dafür sind Titel und Cover gut gewählt.


Inhalt: |22 von 30 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, ob die Geschichte an sich logisch und stimmig aufgebaut ist, ob sie durch Kreativität oder Details oder dem besonderen Etwas hervorsticht, was Pluspunkte gäbe, oder ob sie den Leser emotional erreicht.
Bewertet wird jedes einzelne Kapitel, anschließend folgt ein Gesamtüberblick.

Gesamtüberblick:
Ein interessanter OS, der anfangs normal beginnt, aber im Verlauf eine unerwartete Wendung nimmt.
Die Eindrücke des Protagonisten hast du gebündelt wiedergegeben, was bei der Kürze der Geschichte ideal war.
Man konnte sich als Leser alles gut vorstellen und hatte sogar etwas Raum für Fantasie.
Den Egoismus hast du gut rübergebracht, und das Ende regt wirklich zum Nachdenken, obgleich etwas mehr Tiefgang nicht geschadet hätte.
Auch Lapras Verzweiflung gegen Ende hätte deutlicher umgesetzt werden können, greifbarer.
Ansonsten gibt es nicht wirklich was auszusetzen an der FF.


Charaktere: |19 von 20 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, ob die Charaktere IC sind oder doch ein wenig abweichen, und wenn ja, warum.
Des weiteren wird die Konstellation der Figuren betrachtet.

Da du dich hier für einen OC entschieden und ihn getreu umgesetzt hast, ja er wirkt skizziert, was aber gut zu deiner Intention passt, habe ich beschlossen, dir volle Punktzahl zu geben.
Punktabzug gab es nur wegen Lapras, da – wie oben bereits angemerkt – seine Gefühle etwas wenig beschrieben wurden.


Rechtschreibung/Grammatik: |09 von 10 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, wie gut der Autor die Regeln der Rechtschreibung und Grammatik beherrscht.
Ob die Fehler – falls es welche gibt – den Lesefluss stören oder nicht.

Du verfügst über sehr gute Deutsch-Kenntnisse.
Mir sind nur 1-2 Flüchtigkeitsfehler aufgefallen, und an sehr wenigen Stellen haben Kommas gefehlt.
Einen typischen Fehler will ich noch aufzeigen.
Dass er durch sein Handeln das Lapras von seinen wahren Freunden, von seiner Familie, die die selbe Sprache wie es sprachen, getrennt hatte, dies würde er vermutlich niemals erfahren...
→ die Auslassungspunkte stehen in der Regel immer getrennt von den Wörtern, da sie wie als ein Wort betrachtet werden, Ausnahme nur, wenn ein Wort nicht fertig ausgesprochen wird, Beispiel: „Du Arschl… du!“
→ des weiteren müssen sie dünner sein, deine sind etwas dick


Schreibstil: |24 von 30 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, wie gut das Ausdrucksvermögen ist.
Ist er abwechslungsreich, flüssig und leicht verständlich?
Sticht er durch den besonderen Stil des Autor heraus?
Es ist schwer, bei diesem Punkt objektiv zu bleiben, da der Schreibstil eigentlich immer ein subjektives Empfinden ist, doch will ich versuchen, mein Bestes zu geben.

Du hast eine sehr angenehme und flüssige Art zu schreiben, benutzt Adjektive oder Verben, um Beschreibungen möglichst interessant zu gestalten, was dir durchaus gelungen ist.
Dein Schreibstil passt schön zur Geschichte per se, zum Erzählton.
Ab und zu sieht man ein paar leicht komplexe, verschachtelte Sätze, die den Text abwechslungsreich gestalten, was ich durchaus positiv meine.
Was nicht ganz klar heraussticht, ist dein eigener Stil, der sich klar von anderen Autoren herhebt.


Fazit: |76 von 100 Punkten|
Zusammenfassend kann man sagen, dass deine Kurzgeschichte gelungen ist.
Du hast Spannung und ein mulmiges Gefühl erzeugen können.
Die von mir gestellte Aufgabe hast du zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann hast du insgesamt 76 von 100 Punkten erreicht, was nach meinem Bewertungsskala eine 2 wäre.
Ich hoffe, ich habe dich mit meinem Review nicht allzu sehr an den Kopf gestoßen.
Bedenke, dass der Kommentar nur meinen Eindruck widergibt, denn es kann ja sein, dass andere Leser anderer Meinung sind.
Für offene Fragen stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.


Mit freundlichen Gründen
L-San.




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