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Schicksalsfäden

Jeder verdient eine zweite Chance (Uchiha-center)
von

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Teil I: Anfangen

Noch bevor er die Augen öffnete, wusste er, dass etwas anders war als sonst.

Er war nicht in der Lage, es zu benennen, in eine Schublade zu stecken und doch war es unverkennbar.
 

Nur, was konnte es sein?
 

Die Rädchen in seinem Kopf begannen wie wild zu rotieren, die einzelnen Zähne griffen ineinander, versuchten krampfhaft seinem noch müden Hirn eine Antwort zu entlocken.

Doch: Pustekuchen.

Mit einem lautlosen Seufzen strich Sasuke sich durch seine, wie er fand, mittlerweile viel zu langen Haare, nur um seinen Arm daraufhin wieder fallen zu lassen.
 

Alles deutete darauf hin, dass es noch mitten in der Nacht war. Es war schlichtweg zu ruhig, als dass er sich in dieser Hinsicht irren könnte.

Dieser Tag mutete wirklich großartig an und dabei hatte er, mit großer Wahrscheinlichkeit, gerade erst angefangen.
 

Langsam brachte er seinen Oberkörper in eine aufrechte Position. Es war an der Zeit, dem seltsamen Gefühl auf den Grund zu gehen.

Mit diesem Gedanken öffnete er schließlich seine Augen und sah … Schwarz.
 

Wie?
 

Ein wenig verdattert blickte er auf eine dunkle wabernde Masse.

Sasuke blinzelte ein paar Mal, doch schien das irgendwie so gar nichts an seiner derzeitigen Situation verändern zu wollen.

Langsam bekam der Schwarzhaarige es mit der Angst zu tun.
 

Sollte er auf einmal blind geworden sein?
 

Ein wenig zu rasch streckte er die rechte Hand zu seinen Augen aus und spürte einen Verband. Jetzt verstand er gar nichts mehr.

Was war noch mal am Vortag passiert?
 

Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er hatte auch schon das dringende Bedürfnis, sich mit der Hand gegen die Stirn zu schlagen – was er selbstverständlich nicht tat.

Madara hatte ihm doch erst … gestern, so sicher war er sich da nicht, die Sharingan seines Bruders implantiert!
 

Auf einmal durchfuhr ein Gefühl der Vorfreude seinen Körper, schoss durch seine Adern wie pures Adrenalin, das sich den Weg durch seine Adern bahnte.

Er verzog die Mundwinkel zu einem kaum erkenntlichen Grinsen, als er ungeduldig den Verband entfernte und achtlos beiseite warf.

Noch bevor dieser den Boden berühren konnte, hatte Sasuke sein ewiges Mangekyō Sharingan aktiviert.
 

Die Pupillen verformten sich, nahmen zum ersten Mal diese Form an, die so gefürchtet wurde und ihrem Träger eine beinahe unendlich große Macht verlieh.

Doch ehe Sasuke sich ihrer erfreuen konnte, erstarrte er komplett.

Er war nicht sicher, ob sich hier jemand einen Scherz mit ihm erlaubte oder ob er nun vielleicht endgültig den Verstand verloren hatte, aber er wusste, dass das Gefühl, das ihn erst kurze Zeit zuvor geweckt hatte, keineswegs ohne Grund aufgetaucht war.
 

Mit seinen Augen konnte er, wie jeder andere Uchiha auch, sehen, was sich in der Dunkelheit der Nacht verbarg. Dies war eine nützliche Fähigkeit, die ihn bereits mehr als einmal vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.

Doch das, was er nun sah, verwirrte ihn viel mehr, als dass es Klarheit schaffte. Eine ungewohnte Situation, aber das war nun wirklich nicht von Belang, zumindest nicht in diesem Moment.
 

Sasukes Mund klappte auf, was ebenfalls nicht alltäglich war, während er sich dem Bett, in dem er nun schon die ganze Zeit lag, bewusst wurde.

Es war sein Bett, genauso wie das Nachtkästchen mit Lampe neben ihm oder auch der hölzerne Schreibtisch vor dem Fenster zu seiner Linken Seins war.

Er befand sich tatsächlich in seinem alten Kinderzimmer!
 

Immer noch unfähig zu reagieren ließ Sasuke seinen Blick wandern.

Über den sich ihm gegenüber befindlichen dunkelgrünen Kleiderschrank mit den Bildern darauf, die er als kleiner Junge gemalt und voller Stolz seinem Bruder gezeigt hatte, über die Tür, die er einmal wutentbrannt mit einigen Kunai malträtiert hatte, …

Es gab so viele Geschichten in diesem Zimmer, Geschichten an glücklichere Zeiten, dass es Sasuke im Herzen schmerzte.
 

Noch immer war er geschockt und verwirrt, aber zumindest war er mittlerweile wieder dazu in der Lage, seine kalte Mine aufzusetzen und nachzudenken.

Beinahe unbewusst deaktivierte er seine Sharingan, um Chakra zu sparen und richtete den Blick auf seine Hände, die er in der Dunkelheit der Nacht gerade noch erkennen konnte. Sie hatten sich ohne sein Zutun in die Bettdecke gekrallt.

Erneut musste er stutzen.
 

Seit wann waren die bitte so klein?
 

Ungläubig starrte er sie an, so als würden sie ihm die Antwort verraten, wenn er das nur lange genug täte. Sie waren wirklich kleiner geworden und auch irgendwie … zierlicher.
 

Da fiel ihm noch etwas auf.

Die Wölbung der Bettdecke, unter der sich seine Beine verbargen, war beängstigend kurz.

Mit einem Ruck zog Sasuke jene beiseite und musste etwas feststellen, das seine Nackenhaare dazu veranlasste, sich aufzustellen.
 

Sein ganzer Körper schien geschrumpft zu sein!
 

Seine Hände begannen sein Gesicht abzutasten und konnten, neben dem entsetzten Ausdruck, den er ganz bewusst ausblendete, weichere Konturen, schmalere Lippen und irgendwie auch größere Augen unter seinen viel zu kleinen Fingern spüren.

Sollte er … wieder ein Kind geworden sein?
 

Gedankenfetzen flogen in Sasukes Kopf herum, sodass er diese erst einmal ordnen musste, bevor er versuchen konnte, eine logische Erklärung für all das zu finden.

Er atmete einmal tief durch. Da er allein war, würde niemand etwas von seiner Schwäche mitbekommen, warum also den Starken spielen?

In einer solchen Situation hatte er verdammt nochmal das Recht dazu.
 

Er konnte sein Herz in schnellem Rhythmus gegen seine Brust schlagen hören.

Erst nach einigen Minuten pumpte es wieder in einer zumindest annähernd normalen Geschwindigkeit.

Nun wieder deutlich ruhiger, aber immer noch alles andere als entspannt, begann Sasuke nachzudenken.
 

Sein Chakra floss in den gewohnten Bahnen, weswegen er sich sicher sein konnte, nicht unter dem Einfluss eines Genjutsus zu stehen. Diese Wahrscheinlichkeit war zwar von vornherein nur sehr gering gewesen, aber immer noch das Verständlichste und vor allem am realistischsten.

Wie sonst waren all diese Dinge zu erklären?
 

So ungern Sasuke es auch zugab, er wusste nicht mehr weiter. Ehe er sich diesem Gedanken erwehren konnte, begann ein ziemlich … kindischer Wunsch in ihm aufzukeimen.

Er wünschte, sein großer Bruder wäre bei ihm, wünschte, er würde ihm sagen, was er tun sollte, so wie er es schon immer getan hatte.

Itachi hatte immer gewusst, was zu tun war, egal, was denn nun eigentlich zu tun gewesen war. Itachi war perfekt gewesen.

Aber nun war er tot, gestorben durch seine eigene, Sasukes, Hand und daran konnte er nichts ändern, auch wenn es ihm bei dem Gedanken die Kehle zuschnürte.

Wenn es etwas gab, das er mehr als alles andere hasste, ja sogar noch mehr als diese Bastarde aus Konoha, dann war es diese Hilflosigkeit.

Er hasste es, wenn er alleine nicht mehr weiterkam, wenn er andere dazu brauchte.

Er hasste Momente wie diese.
 

Damit war er tief in seiner Gedankenwelt versunken.

So tief, dass er nicht merkte, wie die Nacht sich langsam dem Ende zuneigte und einem neuen Morgen Platz machte.

Erst, als ein paar Sonnenstrahlen ihn blendeten, erwachte er aus seinen Grübeleien.

Es war ein Tag, von dem er nicht wusste, wie er ihn beginnen, geschweige denn beenden sollte.

Verspiegelt

Wasser tropfte von seinem Kinn, den Haaren, der Nasenspitze. In gleichmäßigem, ja beinahe schon routiniertem Rhythmus fiel es zu Boden. Die einzelnen Tropfen konnten gar nicht anders, die Schwerkraft ließ es nicht zu. Egal was man tat, früher oder später würden sie sich diesem Naturgesetz beugen müssen.

Irgendwie waren sie genauso wie er selbst.

Auch er hatte nie eine wirkliche Wahl gehabt.
 

Mit kaltem, aber doch leicht resigniertem Blick betrachtete Sasuke sein Spiegelbild. Er war aufgestanden und beinahe völlig unbewusst in Richtung Bad getrottet, wo er sich erst einmal eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, um wieder etwas wacher zu werden.

Es gefiel ihm nicht, dass die Nacht so schnell an ihm vorbeigezogen war.
 

Nun blickte er auf die Reflexion des Spiegels, gewissermaßen auf sich selbst und dann doch wieder nicht, und fand sich tatsächlich seinem jüngeren, etwa sieben Jahre alten Ich gegenüber.

Er war wieder zum Kind geworden.

Eine paradoxe Situation und doch hatte sie etwas seltsam Vertrautes.

In seiner Kindheit hatte er oft in diese Fläche geschaut, auch wenn er es nicht wirklich bemerkt hatte. Jeder Mensch sah sich, egal ob in einer Glasscheibe, einem Spiegel oder sonst wo und das mehrmals täglich.

Sasuke hatte das schon lange nicht mehr.

Es war einfach nicht wichtig gewesen.

Seine Rache wog mehr als alles andere, weswegen er unnötige, banale Dinge zur Seite geschoben hatte - allem voran sein eigenes Wohlbefinden, zu dem auch sein äußeres Erscheinungsbild zählte. Demnach wäre es vermutlich noch seltsamer gewesen, in seinem älteren, richtigeren Ich, hier, vor diesem Spiegel, zu stehen.
 

Noch seltsamer als dieser kleine, irgendwie verstört wirkende Junge, der ihn da mit viel zu kalten Augen ansah.
 

Trotz des überdeutlichen Unterschieds zu seinem eigentlichen Selbst konnte er Augenringe, viel zu blasse Haut und Narben erkennen, die er in früherer Zeit nicht gehabt hatte. Er schloss daraus, dass er geschrumpft sein musste und er nicht, wie zuerst vermutet, in seinem Kinderkörper aufgewacht war. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Weiterhin besah er sein Spiegelbild.

Auch, wenn es ihm mehr oder weniger egal war, so wunderte er sich doch darüber, dass er ziemlich fertig und mitgenommen aussah. Er hatte in letzter Zeit auch etwas abgenommen, was aufgrund der zurückliegenden Ereignisse wohl nicht allzu verwunderlich war.

All die Kämpfe, die er ausgetragen hatte, trugen nicht gerade zu seiner Gesundheit bei, weder der körperlichen noch der geistigen.

Er fühlte sich fehl am Platz, hatte das Gefühl, nicht hierher zu gehören, zumindest nicht mehr.

Mit einem lautlosen Seufzen verließ er das Bad.
 

Er war auf dem Weg zurück in sein Kinderzimmer, als ihm auffiel, dass er eigentlich gar nicht dort hin wollte. Zu viel Schmerz, in Form von Erinnerungen, wartete dort auf ihn.

Er blieb stehen.

Das ganze Haus war voll davon.

In jeder Ritze und jeder Ecke waren sie, Bilder aus vergangenen Zeiten, lauerten, warteten darauf, ihn in die Knie zwingen zu können.
 

Doch das würde er nicht zulassen.
 

Schon in der Nacht war er kurzzeitig überwältigt worden. Noch einmal würde ihm das nicht passieren.

Er war ein Uchiha und hatte sich auch als solcher zu verhalten und sich diesem Namen als würdig zu erweisen.

Nun wieder sicheren Schrittes ging er diesmal wirklich wieder in sein ehemaliges Zimmer.

Kaum dort angekommen, ließ er sich im Schneidersitz auf seinem Bett nieder. Er wollte ein wenig meditieren.

Vielleicht würde ihm ja so eine Erklärung in den Sinn kommen.
 


 

Seine Gedanken schienen ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen.

Erst hatte er versucht, sie gewaltsam zu unterdrücken, als das jedoch fehlgeschlagen war, resignierte er und ließ ihnen ihren Lauf.

Er war in Konoha, was ihm ganz und gar nicht passte.

Früher oder später würde man ihn finden, auch wenn er nicht glaubte, dass irgendein Mensch heute noch freiwillig das Uchihaviertel betreten würde. Selbst er musste hie und da etwas essen und dafür logischerweise das Haus verlassen, da er ja seit nunmehr fast zehn Jahren nicht mehr hier gelebt hatte.

Fliehen konnte er nicht, zumindest noch nicht, da er zuerst wissen wollte, wie er überhaupt hierhergekommen war. Außerdem würde er als kleiner Knirps bestimmt nicht lange außerhalb der Stadtmauern überleben.
 

Noch immer war es befremdlich, in einem Kinderkörper herumzulaufen, war er doch mindestens einen Meter kleiner als sonst.

Wie viel von seinen kämpferischen Fähigkeiten er bei seinem „Schrumpfen“ eingebüßt hatte, blieb ebenfalls unbekannt.

Und was war mit Madara?

Würde er ihn suchen kommen oder war er es vielleicht, der für das hier verantwortlich war?

Fragen über Fragen und nicht die geringste Antwort.

Wieder etwas, das er hasste.

Er mochte eben nur wenige Dinge.
 

In diesem Moment konnte er hören, wie sich einige Leute dem Gebäude näherten. War er etwa schon entdeckt worden?

Innerhalb von Sekunden hatte er sich einen Plan zurechtgelegt.

Die Schritte waren zu laut, als dass die Personen mit ihm rechnen konnten. Wäre dies der Fall gewesen, so hätten sie sich anders bewegt.

Er hätte sie vermutlich gar nicht bemerkt, wenn sie es wirklich darauf angelegt hätten.

Vielleicht war es ein reiner Routinerundgang, um diverse Schäden zu besehen.

Oder etwa gar eine Putzkolonne? Auch wenn ihn das sehr wundern würde, so fragte er sich doch, was mit all dem Staub, der sich während seiner Abwesenheit angesammelt haben musste, passiert war.

Wie auch immer es sein sollte, er befand sich im Vorteil.

Zwar hatte er nach wie vor keine Ahnung, wie viel oder wohl eher wenig er im Moment ausrichten konnte, aber es gab immer noch etwas, das er ihnen voraus hatte. Nämlich: Sein Sharingan.

Damit würde er sie ohne Probleme überwältigen können.
 

Leise schlich er sich die Treppen hinab in Richtung Tür. Seine „Gäste“ konnte er bereits nahe dieser, auf dem Kiesweg vor dem Haus, an dem typischen Knirschen wahrnehmen.

Sasuke wurde klar, dass er weder Kunai noch sonstige Waffen, auch nicht sein Kuzanagi, bei sich trug.

Er würde den Kampf einzig und allein mit seinen Augen austragen müssen, da er sich nicht auf sein Ninjutsu verlassen wollte.

Wer wusste schon, wie viel Chakraverlust dieser Körper verkraften konnte?

Er würde auch ohne mit seinen Gegnern fertig werden.
 

Kaum hatte er sich im Eingangsbereich postiert, konnte er hören, wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde.

Einen Augenblick lang fragte Sasuke sich, woher sie diesen wohl hätten, als die Türklinke auch schon heruntergedrückt wurde.

Er war gerade dabei, seine Sharingan zu aktivieren, als die erste Person das Haus betrat.

Schon wollte er sie zu seinem Mangekiō ausweiten, doch da erkannte er, wer da hereingekommen war.

Sein Mund stand offen und seine Augen weiteten sich merklich, sein ganzer Körper wirkte wie erstarrt. Der Mann ihm gegenüber schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, was kein Wunder war, da er vermutlich nicht mit ihm rechnete.

Sasuke brauchte mehrere Versuche, bis es ihm gelang zu sprechen und doch war es nur ein Hauch, als er das Wort endlich über die Lippen brachte: „V– Vater?“

Da drehte sich dieser auch schon in seine Richtung und Sasuke konnte deutlich sehen, wie die Fugakus Augen sich weiteten.

Von Wahn und Wirklichkeit

Zu schnelles Herzklopfen, das Rauschen von Blut in seinen Ohren und das Gesicht seines Vaters; Mehr konnte Sasuke nicht wahrnehmen. Es war, als hätte alles andere aufgehört zu existieren, untergegangen im Sog seiner Gedanken, begraben unter Fragen, die er nicht zu beantworten wusste.

Seine Umgebung hatte einfach keine Bedeutung mehr.
 

Sasuke schmeckte Galle in seinem plötzlich trockenen Mund.

Das Oberhaupt seines Clans, Fugaku Uchiha, sein Vater, stand immer noch ziemlich regungslos vor ihm und starrte ihn nicht minder an, als er selbst mit ihm verfuhr.

Sasuke konnte in dem Gesicht des Älteren große Überraschung und auch etwas, das an Unglauben grenzte, erkennen.

Er wunderte sich darüber, dass er seine Züge zu deuten wusste, immerhin war er früher nicht dazu in der Lage gewesen, da Fugaku seine Gefühle hinter einer kalten und für den Jüngeren unüberwindbaren Fassade versteckt hatte.

Vielleicht fiel es ihm ja so leicht, weil auch er, Sasuke, sein Innerstes tief in sich selbst verschloss?

Diese Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, ohne jedoch richtig bemerkt zu werden.
 

Der Blick seines Vaters war auf Sasukes Augen gerichtet, die Sharingan, die ein Kind von gerade einmal sieben Jahren gar nicht haben konnte.

Sein Bruder Itachi, das Genie, der Mustersohn, hatte sie erst mit acht erweckt, was schon eine Meisterleistung sondergleichen dargestellt hatte.

Doch das war momentan nur nebensächlich.

Viel wichtiger erschien Sasuke noch immer, wie es möglich sein konnte, vor einem Toten zu stehen, jemandem der vor nunmehr zehn Jahren ermordet wurde!

Es durfte, konnte nicht sein.

Das war eine Täuschung, ein Trugbild, eine Illusion.

Da durchbrach jemand die Stille.
 

„Fugaku? Was ist denn los?“
 

Sasukes Herz setzte einen Schlag aus.

Mikoto Uchiha hatte soeben gesprochen, seine ebenfalls tote Mutter.

Ihre Stimme klang genauso wie damals, erinnerte ihn an seine Kindheit, glücklichere Tage.

Er konnte sehen, wie sie den Kopf zur Tür hineinsteckte und ihren Mann mit einem fragenden Ausdruck in den dunklen Augen musterte.

Erst als sie bemerkte, wohin er sah, traf ihr Blick ihn, Sasuke.

Auch Mikoto schien nicht zu wissen, wie sie reagieren sollte.
 

Sasuke begann zu zittern, verlor die Kontrolle über seinen Körper.

Er hörte ein seltsames Fiepen in den Ohren, das zeitgleich mit schwarzen Punkten in seinem Sichtfeld auftauchte.
 

Wurde er etwa ohnmächtig?
 

Seine Sharingan deaktivierten sich ohne sein Zutun, als ein dumpfes Pochen in seinem Kopf ihn zusätzlich beeinträchtigte.

Nur unterbewusst bemerkte er, wie seine Mutter mit schnellen Schritten auf ihn zukam. Auch den besorgten Ausdruck in ihrem Gesicht konnte er kaum wahrnehmen.

Noch bevor sie bei ihm angekommen war, kippte Sasuke zur Seite und verlor das Bewusstsein.

Das letzte, was er spürte, waren beschützende Arme, die ihn fest gegen eine warme und weiche Brust drückten.

Ein vertrauter Geruch hüllte ihn ein.
 


 

Geborgenheit, Sicherheit, angenehme Wärme.

Sasuke hatte gar nicht gewusst, dass er diese Empfindungen so sehr vermisst hatte. Sie waren so beruhigend.

Sein Herz schlug wieder in normalem Rhythmus.

Eine Stimme redete leise mit ihm, war wie Balsam für seine Seele.

Seine Mutter.
 

War er vielleicht tot?
 

Es machte für ihn keinen Unterschied. Im Leben hatte er immer nur Schmerz erfahren.

Nun, das stimmte nicht ganz.

Die ersten Jahre durfte er mit seiner Familie verbringen und auch, wenn er damals oft unglücklich gewesen war, so wusste er nun, dass seine Kindheit weitaus schlimmer hätte sein können.

Nach der Tat seines Bruders hatte dieser Abschnitt jedoch ein bitteres Ende gefunden.

Er sah sich gezwungen, erwachsen zu werden.
 

Es war hart so ganz allein.

Erst als er sich langsam aber sicher mit Naruto, Sakura und auch Kakashi angefreundet hatte, ging es wieder bergauf.

Alles, was darauf folgte, hatte er selbst zu verantworten.

All der Schmerz, die Einsamkeit, die Kälte, die sein Herz umschloss – es war seine eigene Schuld.

Zwar hatte Itachi ihn größtenteils manipuliert, aber spätestens mit dessen Tod, gab es niemanden, dem Sasuke noch die Schuld zuweisen konnte.

Seine Rache hatte ihn kaputt gemacht, auch wenn er das nie zugeben würde.
 

Nicht einmal sich selbst gegenüber.
 


 

Als Sasuke wieder zu sich kam, musste er ein schmerzhaftes Stöhnen unterdrücken.

Seine Augen hatte er noch geschlossen, da er vermutete, geblendet zu werden, wenn er sie öffnete.

Zwar war es schwarz unter seinen Augenlidern, doch wollte er nicht darauf vertrauen.

Er wusste, wie es war nach einer Ohnmacht zu erwachen.
 

Mit einer Hand fuhr er sich an seinen brummenden Schädel, als er plötzlich an Atemzügen, die nicht seine waren, bemerkte, dass er nicht alleine war.

Mit einem Ruck hatte er sich aufgesetzt und seine Sharingan aktiviert, die nun in das erschrockene Gesicht seiner Mutter blickten.

Entgegen seiner Erwartungen war das Zimmer abgedunkelt, weswegen das Rot seines Doujutsu beängstigend leuchtete.
 

Erst da erinnerte Sasuke sich an das Geschehene und seine Augen wurden wieder schwarz.

Mikoto, die neben ihm auf dem Bett saß, brauchte ein wenig, um sich zu fangen, lächelte ihn jedoch ein wenig gezwungen an.
 

„Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht.“

Ihre Worte waren ernstgemeint.
 

Sasuke wusste nicht, wie er reagieren sollte, sodass er einfach nickte.

Er musste verrückt geworden sein.
 

„Wie lange war ich … weg?“, fragte er dann.
 

Es war ihm unangenehm, ohnmächtig geworden zu sein. Als Uchiha hätte ihm das nicht passieren dürfen, egal unter welchen Umständen.

Mikoto wirkte ein wenig bedrückt, was man ihr wohl nicht verübeln konnte.
 

„Etwa eine Stunde, Schatz.“
 

Er schluckte.

Schon lange hatte ihn niemand mehr so genannt.

Es war wieder still. Sasuke wusste einfach nicht, was er tun sollte.

Er glaubte nicht an ein Genjutsu. Dass er träumte, war ebenfalls ausgeschlossen, dafür fühlte es sich viel zu echt, zu … schmerzhaft an.
 

Er verstand es einfach nicht.
 

Erst als er ein Seufzen hörte, sah er wieder in das Gesicht Mikotos.

Er konnte einfach nicht glauben, dass dies wirklich seine Mutter sein sollte.

Sie sah müde aus, ihre Haare waren etwas durcheinander.
 

„Du weißt, dass ich mir gerade Vorwürfe mache, oder?“
 

Er sah ihr fest in die Augen, nur um zu sehen, dass sich Tränen in ihnen sammelten. Sie lächelte gezwungen.

Nun war Sasuke wirklich überfordert.
 

Was sollte er jetzt bitte machen?

Auch, wenn er keine Ahnung hatte, was vor sich ging, so konnte er den Anblick nicht ertragen.

Er öffnete den Mund, um etwas, irgendetwas, zu sagen, als die Schwarzhaarige auch schon abwinkte.
 

„Ich bin schrecklich, viel zu emotional.“
 

Dann versuchte sie zu lächeln, was kläglich misslang.
 

„Komm runter, wenn du Hunger hast und ruh' dich aus, ja?“
 

Kaum hatten diese Worte ihn erreicht, war sie auch schon zur Tür hinaus.

Sasuke blieb einfach sitzen und starrte auf die Stelle, an der sie bis vor Kurzem noch gesessen hatte.

Fragen

Lange hatte Sasuke einfach nur dagesessen und war wieder einmal seinen nach wie vor ungeordneten Gedanken nachgegangen, was in letzter Zeit seine neue Lieblingsbeschäftigung zu sein schien.

Allerdings kam wieder einmal nichts dabei heraus. Ohne den bislang noch fehlenden Hinweisen, essentiellen Informationen, nicht weiter verwunderlich.

Vor allem die Frage, ob sein Bruder auch noch auftauchen würde, brachte ihn zur Verzweiflung.
 

Was, wenn er kam?

Was, wenn er nicht kam?

Was, wenn er nicht kommen konnte?

Und wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten, wenn er kam?
 

Irgendwann hielt er es einfach nicht mehr aus und beschloss, sich den Tatsachen zu stellen.

Es half so oder so nichts und Kopfschmerzen bekam er auch noch von dem ständigen Nachdenken. Außerdem war er ein Uchiha und Uchiha kneifen nicht.

Er ging nun die hölzerne Treppe hinunter in Richtung Küche, wo er seine Eltern oder zumindest Mikoto vermutete.

Es war immer noch ein seltsames Gefühl, zu denken, dass sie sich nur wenige Meter von ihm entfernt befinden sollten. Was, wenn es wirklich die echten waren und nicht etwa eine Illusion?

Er schüttelte seinen Kopf. Nein, diesen Gedanken durfte er nicht zulassen. Schlussendlich würde er nur wieder enttäuscht werden.

Er betrat den Raum und konnte sofort Blicke auf sich spüren.
 

Fugaku saß am Zataku, dem niedrigen Esstisch, und schien auf ihn zu warten, während Mikoto dabei war, Essen zuzubereiten. Es roch nach Onigiri, seinem Lieblingsessen – zumindest war es das gewesen, als er sich zuletzt Gedanken über solche Banalitäten gemacht hatte.
 

„Setz' dich, Sasuke. Es gibt einiges, worüber wir reden müssen.“
 

Dieser nickte dem Älteren zu und tat wie geheißen.

Hoffentlich würde er etwas Neues erfahren, auch wenn er es nicht wirklich glaubte.

Umgekehrt würde es wohl kaum der Fall sein. Er hatte immerhin keine Ahnung, was hier vor sich ging.
 

„Wie viel weißt du noch?“
 

Diese Frage machte den jungen Uchiha neugierig.

Wie viel oder eher was sollte er denn noch wissen?

War irgendetwas vorgefallen, das ein solches Gespräch rechtfertigen würde?

Als er nichts sagte, wurde sein Vater ein wenig ungeduldig.
 

„Hast du mich verstanden, Sasuke?“
 

Früher hatte er sich noch gefürchtet, wenn sein Vater etwas wollte oder erwartete, das er ihm nicht geben konnte. Nicht, dass Fugaku seine Kinder geschlagen hätte, aber ihn zu enttäuschen, war schlimmer als alles andere.
 

Das hatte er zumindest damals gedacht.
 

Niemand durfte das Oberhaupt des Clans enttäuschen, erst recht nicht dessen Familie, da das eine Schande für ihn und somit alle Uchiha bedeuten würde.

Jetzt jedoch war es ihm egal, weswegen Sasuke ihn nur mit kalten Augen ansah. Das mochte vielleicht nicht gerade typisch für ein Kind sein, aber er war ja eigentlich keines mehr.
 

Sollte er doch denken, was er wollte.
 

Fugaku schien bereits mehr als nur leicht verstimmt, doch ehe er etwas sagen konnte, begann Mikoto sich einzumischen: „Hast du gut geschlafen?“
 

Nein, immerhin hatte er gar nicht geschlafen. Er nickte trotzdem.

Sie lächelte, stellte einen Teller mit Onigiri vor ihm auf den Tisch und setzte sich anschließend neben ihn.

Ihm war nicht entgangen, dass ihre Augen gerötet waren.

Nichtsdestotrotz lag ein Lächeln auf ihren Lippen.
 

„Iss erst mal, wir können später auch noch reden, nicht wahr Fugaku?“
 

Der verzog kaum merklich das Gesicht, blieb jedoch stumm.
 

Langsam begann Sasuke zu essen und bemerkte erst da, wie hungrig er eigentlich war. Kein Wunder, immerhin hatte er schon lange nichts mehr zu sich genommen, Ohnmacht hin oder her.

Mikoto erzählte währenddessen von belanglosen Dingen, die ihn in alte Zeiten zurückversetzten.

Er hörte kaum zu, aber es war seltsam vertraut dem gleichmäßigen Fluss ihrer Worte zu lauschen.
 

Erst als er alles aufgegessen hatte, wurde die Schwarzhaarige wieder ernst. Diesmal würde sie das Unausweichliche nicht länger hinauszögern können.

Es war ihm gleichgültig. Er brauchte keine Hilfe.
 

Fugaku hielt die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt und schien darauf zu warten, dass Sasuke seine zuvor gestellte Frage beantwortete.

Der hatte jedoch nicht vor, dieser stummen Bitte oder wohl viel eher diesem Befehl nachzukommen.

Sasuke log nicht, das hatte er noch nie, allerdings würde er auch nicht die Wahrheit sagen – zumindest nicht die ganze.

Er schloss die Augen und musste ein Seufzen unterdrücken.

Das Kommende würde ziemlich nervenaufreibend werden.
 

„Ich weiß nicht, was ihr von mir hören wollt.“
 

Mikoto neben ihm verkrampfte sich merklich, während die rechte Augenbraue Fugakus leicht zuckte.
 

„Na zum Beispiel, wie es kam, dass Itachi dich bewusstlos im Wald gefunden hat.

Oder wieso du deine Sharingan aktivieren konntest und dann auch noch alle drei Tomoe auf einmal.“
 

Sasuke öffnete die Augen wieder und blickte in das Gesicht des Älteren.

Jetzt wurde es interessant.

Itachi hatte ihn aufgesammelt?
 

„Wo ist Itachi jetzt?“

„Er musste auf eine Mission, aber das tut nichts zur Sache.“

„Wann kommt er wieder?“
 

Fugakus Augen verengten sich.

Nun schien er wirklich wütend zu werden. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Sasuke den Spieß umdrehen würde.

Da mischte Mikoto sich wieder ein: „In etwa einer Woche Schatz, aber bitte sag uns jetzt, was passiert ist.“
 

Sie war nicht wütend, sondern nervös.

Ihre Gefühle waren wie ein offenes Buch. Sasuke fragte sich, wie sie das Ninjadasein überstanden hatte, immerhin war sie bis wenige Monate vor Itachis Geburt Jōnin gewesen.

Doch viel wichtiger: In einer Woche, wohl eher früher, würde er seinem Bruder wieder gegenüberstehen.

Er fühlte einen kurzen Stich in seinem Herzen und merkte, wie es bei dem Gedanken in einem schnelleren Rhythmus schlug.

Es gab vieles, das er gerne mit Itachi besprechen würde, allerdings mit der älteren Version und nicht dem 13-jährigen Genie.

Sein Herzschlag verlangsamte sich wieder.
 

Und warum hatte er bitte bewusstlos im Wald gelegen? Warum war er überhaupt in seiner eigenen–

Er hatte Vergangenheit denken wollen.

War es das? Konnte man das sagen? Hatte er die Macht, etwas zu verändern oder war es doch nur etwas anderes, etwas gänzlich anderes?

Nein, ersteres wollte er nicht einmal in Erwägung ziehen. Früher oder später würden seine Hoffnungen nur wieder zerstört werden.

Deshalb war er ja auch so ruppig zu seinen Eltern. Vielleicht würde der Verlust ihm dann leichter fallen, wenn es soweit war.
 

Er musste ganz schön lange vor sich hingestarrt haben, denn als er wieder aufblickte, hatte der Gesichtsausdruck Fugakus von „leicht verärgert“ auf „kurz vor einem Wutausbruch“ gewechselt.

Spätestens jetzt wäre sein jüngeres Ich in Schweiß ausgebrochen.

Dem 17-Jährigern, der er mittlerweile ja war, konnte diese Reaktion jedoch nur ein abfälliges Schmunzeln entlocken, das er allerdings nicht zeigte.

Sein Zorn, Sasukes Zorn, sah anders aus, verursachte weit mehr Schmerzen und war weitaus gefährlicher, als seine Eltern es sich überhaupt vorstellen konnten oder wollten.

Wahrscheinlich war es besser so.
 

Bei dem kurzen, ziemlich einseitigen Gespräch hatte er zwar nicht allzu viele Dinge erfahren, doch war es genug, um ihn einen Schritt vorwärts zu bringen.

Länger würde er Fugaku nicht mehr ungestraft ausfragen können.

Erst recht nicht, ohne verdächtig zu wirken.
 

Mit diesem Gedanken stand er auf und verschwand in Richtung Haustür.

Zwar wusste er nicht, wohin er gehen sollte, aber es war besser zu verschwinden, bis die Situation sich wieder ein wenig beruhigt hatte.

Keiner hielt ihn auf. Sein Vater war zu stolz, seine Mutter zu schockiert dazu.
 

Er ignorierte ihre Blicke, die nach wie vor auf ihm lagen und ihm folgten bis die Haustür hinter ihm ins Schloss gefallen war.

Ein schlecht gelaunter Uchiha

Schlechte Idee. Ganz schlechte Idee. Miserable Idee. Der Inbegriff einer völlig absurden Schnapsidee!

Noch immer fragte Sasuke sich, wie er bloß einfach so nach draußen gehen konnte.

Nicht, dass er Angst vor der Reaktion seiner Eltern gehabt hätte, doch eine Kleinigkeit hatte er leider außer Acht gelassen.
 

Er hatte nicht damit gerechnet, dass das Uchihaviertel belebt sein würde!
 

Nach allem, was er mittlerweile erfahren hatte, wäre diese Schlussfolgerung gar nicht so abwegig gewesen und doch fand Sasuke sich völlig vor den Kopf gestoßen, als er freundlich von seiner Tante begrüßt und nach seinem Befinden gefragt wurde.

Er hätte beinahe einen Herzinfarkt gekriegt!

Erst da nahm er die ganzen Chakren war. So viele Chakren, dass er an seinen Fähigkeiten als Ninja zweifelte.

Immerhin hatte er sie bis dahin nicht bemerkt.
 

Alles, aber auch alles war genau so wie vor dem Massaker von vor zehn Jahren.

Ein Glück hatte er sich schnell genug wieder gefangen, um seine Tante abzuwimmeln, ohne es allzu verdächtig wirken zu lassen – zumindest hoffte er das.
 

Aber zurück zum Wesentlichen: Es war eine beknackte Idee gewesen.

Er musste jetzt schon wieder toten Verwandten in die Augen schauen und mit ihnen reden, da anscheinend jeder von ihnen wusste, dass Itachi ihn angeblich bewusstlos im Wald gefunden hatte.

Kurz gesagt: Einfach furchtbar.
 

Nach außen wirkte seine Fassade so wie immer, was ihm einige komische oder auch mitleidige Blicke einbrachte. Bestimmt dachten sie, er wäre traumatisiert.

Irgendwie lagen sie ja gar nicht so falsch.
 

Mit einem gedanklichen Seufzen versuchte er also, so schnell wie möglich zu verschwinden.

Wohin war ihm völlig egal. Er ging einfach.
 

Irgendwo würde er schon landen.
 


 

Und so war es dann auch.

Ohne es überhaupt richtig mitzukriegen, hatte er das Uchihaviertel hinter sich gelassen und war in den Wald gegangen.

Jetzt saß er doch tatsächlich auf einem Baumstumpf an seinem und Itachis ehemaligem Trainingsplatz und spielte geistesabwesend mit einem Kunai herum. Wo er das schon wieder her hatte, wusste er auch nicht, da in seiner Kinderkleidung noch keine geheimen Taschen zur Aufbewahrung von Waffen eingenäht waren. Er hoffte einfach, dass es hier irgendwo auf dem Boden gelegen hatte.

Diesmal unterdrückte er das Seufzen nicht.
 

„Na, bist du traurig, Kleiner?“
 

Sasuke blickte unbeeindruckt auf und sah drei Männer, die nicht gerade vertrauenerweckend auf ihn wirkten.

Es waren einfache Durchschnittstypen, die ihn nicht weiter interessierten. Anhand ihrer Stirnbänder konnte er erkennen, dass sie Konoha-Ninja waren. Sie standen ziemlich am Rande der Lichtung und starrten ihn mit hämisch grinsenden Gesichtern an.
 

Er wusste nicht, was heute mit ihm los war. Erneut hatte er nicht auf andere Chakren geachtet.

Seine Laune sank noch ein paar Etagen tiefer.
 

Er hatte nicht geschlafen, war demnach übermüdet, steckte vorerst in diesem Rattenloch von Konoha fest und das alles nur, weil er von einem Tag auf den anderen wieder in seinem Kinderkörper steckte, wobei letzteres eindeutig am schlimmsten war.

Diese Kerle würden erst zu spät merken, dass man sich besser nicht mit ihm anlegen sollte und erst recht nicht, wenn er schlecht drauf war.
 

„Was wollt ihr?“

Sasukes Stimme klang frostig.
 

Der eine der Männer bedachte ihn mit einem misstrauischem Blick. Er schien wohl das intelligenteste Mitglied der Truppe zu sein.

Der Mittlere und zugleich auch größte von ihnen begann zu lachen. Es erinnerte ihn an mehr an das Nach-Luft-Schnappen eines Ertrinkenden.

Vermutlich war er der Anführer dieses Haufens.
 

Als er sich genug amüsiert hatte, begann der Kerl zu sprechen: „Du scheinst mir ein wenig vergesslich zu sein, Kleiner!

Ich dachte, du würdest dich besser an einen Entführungsversuch erinnern!“
 

Leicht irritiert hob Sasuke eine Augenbraue.

Hatte er vielleicht deshalb bewusstlos im Wald gelegen? Innerhalb eines Augenblicks sortierte er seine Gedanken.
 

Der Befehl zu diesem Entführungsversuch stammte mit großer Wahrscheinlichkeit von Danzo.

Wer sonst würde es wagen, ein Mitglied der Uchihafamilie zu entführen oder es zumindest zu versuchen? Es war ein unschönes Gefühl, zu wissen, dass Menschen, die er eigentlich längst umgebracht hatte, nun wieder unter den Lebenden verweilten.
 

Eine weitere Sache, die ihn verwunderte, war allerdings, dass sie ihn während seiner Ohnmacht nicht einfach mit sich genommen hatten.

Warum war die Entführung fehlgeschlagen?
 

Das Grinsen verschwand aus den Zügen des Anführers.

„Schnappt ihn euch!“
 

Mit einem Nicken stürmten seine Kameraden vorwärts. Beide hielten ein Kunai in Händen.

Innerhalb kürzester Zeit ging Sasuke seine Möglichkeiten durch.

Er wusste, dass er Taijutsu vergessen konnte. Mit einem Kinderkörper würde er in dieser Hinsicht nur wenig bis gar nichts ausrichten können.

Ninjutsu war aus demselben Grund fragwürdig, da er momentan verständlicherweise nicht über das ihm gewohnte Maß an Chakra verfügte.

Blieb nur noch ...

Ein teuflischer Gedanke formte sich.

Das war die perfekte Gelegenheit, Itachis Augen auszuprobieren.
 

Er brauchte keine Sekunde zum Aktivieren seines ewigen Mangekiō Sharingan.

Die Männer waren noch nicht bei ihm angekommen, doch schienen sie zu merken, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging und stoppten.

Ihr Anführer sagte nichts dazu. Auch er hatte die beängstigend finstere Aura gespürt, die in diesem Moment von Sasuke ausging.

Der konnte deutlich sehen, wie die drei schluckten.

Na das sah ja vielversprechend aus.
 

Er wusste, dass er es nicht riskieren konnte, Amaterasu oder Susanoo zu benützen, da er mit dem Anwenden dieser beiden Techniken wohl oder übel die Umgebung ein klein wenig umgestalten würde.

So blieb ihm leider nur ein einfaches Genjutsu über, aber er beschloss, es den dreien keineswegs angenehm zu machen.

Ihre Psyche würde wohl ziemlich angeknackst sein, wenn er mit ihnen fertig war.
 


 

Keine fünf Minuten später lagen sie bewusstlos vor ihm und Sasuke sah sich einem neuen Problem gegenüber.

Er würde sie nicht töten – immerhin hatte jemand anderes das Vorrecht als erster Konoha-nin durch seine Hand das Zeitliche zu segnen – doch so stellte sich nun die Frage, was er mit ihnen anstellen sollte.
 

Liegenlassen kam nicht in Frage.

Wer konnte schon wissen, ob seine Eltern vorbeikommen und sie finden würden? Die beiden wussten immerhin von diesem Trainingsplatz.

Woanders hinschleppen ging nicht, aufgrund einiger … anatomischer Schwierigkeiten seinerseits.

Er würde seinen Eltern sagen müssen, was vorgefallen war – natürlich eine abgeänderte Version, in der er ihnen einige Einzelheiten verschwieg.

Eigentlich wollte er nicht lügen – das war so gar nicht sein Stil – doch besondere Zeiten erforderten besondere Maßnahmen.

Und diese Zeit war nun wirklich besonders, auf ihre eigene, ganz und gar verdrehte Weise.
 

Mit einem Seufzen auf den Lippen setzte er sich wieder auf den Baumstumpf und dachte nach. Währenddessen spielte er mit dem Kunai, welches er immer noch in Händen hielt.

Doch eine Frage gab es, die beschäftigte ihn, obwohl er wusste, dass er keine Antwort finden würde.
 

Warum eigentlich immer er?

Schauspieler

Es war beschämend.
 

„Oh Sasuke, mein Kleiner! Alles wird wieder gut!“
 

Nein, es war mehr als das.

Es war schlimmer.
 

„Hab keine Angst! Mama ist ja da!“
 

Erniedrigend.

Das traf es schon eher, obwohl selbst diese Begriff seiner derzeitigen Situation nicht ganz gerecht werden wollte.
 


 

Sasuke hatte schlussendlich eine Lösung für sein „Problemchen“ gefunden. Diese lautete: Das verstörte Kind spielen, das beinahe entführt worden wäre.

Nun, er hatte nie behauptet, dass diese Lösung ihm auch gefallen würde. Denn kaum hatte er das Haus betreten, stand auch schon seine Mutter vor ihm, die ihn nach einer kurzen Erklärung seinerseits regelrecht überfallen hatte.
 

„Mein armes Baby! Ich lasse nicht zu, dass dir jemand etwas antut!“
 

Ihre Arme hatten sich wie ein Schraubstock um ihn gelegt und drückten ihm die Luft ab.

Er versteifte sich merklich, war er doch an Derartiges nicht mehr gewohnt. Sehen konnte er auch nichts, da Mikoto ihn fest an ihre Brust presste.
 

Wenn irgendjemand hiervon erfuhr, wäre er das Gespött der Leute. Nicht, dass er sich sonderlich darum scheren würde, was andere von ihm dachten, doch auch ihm lag etwas daran, seinen Ruf nicht zu verlieren.

Immerhin war er ein Nuke-Nin und dann auch noch einer der S-Klasse.
 

Mikoto bekam von Sasukes Gedankengängen nichts mit – wie sollte sie denn auch? – und entließ den Jungen aus ihrem Griff, nur um ihn daraufhin bestimmt an den Schultern zu packen und ihm mit entschlossenem Blick in die Augen zu schauen.
 

„Ich meine es Ernst. Dein Vater, Itachi und ich werden dich mit allem, was wir haben vor diesen Bösewichten beschützen. Darauf kannst du dich verlassen!“
 

Sprachlos sah Sasuke sie an.

Er wusste, dass er seiner Familie alles andere als gleichgültig gewesen war, doch noch nie hatte er derartige Worte aus dem Mund seiner Mutter vernommen.

Ein kurzer, aber schmerzhafter Stich in seiner Brust zeigte ihm, dass diese Geste ihn weit mehr berührte, als er eigentlich zulassen wollte.

Er hatte diese Geschichte bereits viel zu nah an sich herangelassen.

All die Gefühle, die in seinem Inneren aufwallten, waren ihm bekannt und doch konnte er sie nicht richtig zuordnen.

Zum Teil erschreckte ihn das, doch eigentlich sollte es ihn nicht wundern.

Über so viele Jahre hinweg hatte er sie verdrängt und tief in sich selbst hinter einer – wie er damals geglaubt hatte – unüberwindbaren Mauer weggeschlossen. Dass sie jetzt wieder zum Vorschein kamen, war alles andere als geplant und musste schnellstmöglich unterbunden werden.

Sasuke kannte den Schmerz besser als so manch anderer und wusste, dass er nur dann verschwinden würde, wenn auch sein Pondon, die Liebe, nicht länger Platz in seinem Herzen fand.

Aber dennoch musste er sich vor Augen führen, dass es nicht der Wirklichkeit entsprechen konnte.

Seine Mutter, sein Vater, Itachi ... Sie alle waren tot und würden auch nicht wieder lebendig werden.
 

Das konnte einfach nicht sein, auch wenn er es sich noch so sehr wünschte.
 


 

In diesem Moment kam sein Vater zur Tür herein.

Noch ehe der etwas hätte sagen können, riss Mikoto nun wieder beinahe panisch das Wort an sich:

„Oh, Fugaku! Sasuke wäre beinahe entführt worden!

Kannst du dir das vorstellen?! Deshalb war er wohl auch so durch den Wind!

Du mit deinen ewigen Verschwörungsth–“
 

Mit einem Blick brachte er seine Frau zum Schweigen.
 

Wie bitte? Sasuke zog fragend eine Augenbraue hoch.

Hatte sie gerade etwa Verschwörungstheorien sagen wollen?
 

Seine Mutter verzog das Gesicht ein wenig, sagte jedoch nichts weiter.

Als sie Sasukes Blick bemerkte, lächelte sie ihm aufmunternd zu.

Es blieb bei dem Versuch.
 

„Was ist passiert?“
 

Fugaku war näher an ihn herangetreten und sah seinen Sohn nun auffordernd, aber auch ein wenig verärgert an.

Es schien, als ob er Sasuke die Befehlsverweigerung von vorhin noch übelnehmen würde.
 

„Ich– ich kann mich nicht mehr an alles erinnern...“, begann er dann.

Ja, gut so. Je schwächlicher er wirkte, desto eher würde man ihm die Geschichte abkaufen.
 

„Ich war … am Trainingsplatz. Dann … kamen da plötzlich diese Männer und sagten, dass– dass sie mich entführen wollen, weil sie es … beim letzten Mal … nicht geschafft hätten.“
 

Immer wieder hatte er verängstigt zu Boden geschaut – oder zumindest so getan – und sich klein gemacht.

Das war ziemlich ungewohnt, wie er bemerken musste.
 

Seine Mutter zog ihn wieder näher an sich heran und strich ihm beruhigend über den Rücken. Diese Geste kannte er noch von früher. Sie suggerierte „Alles wird wieder gut“ und hatte ihm damals oft Mut gemacht.

Mit einem Nicken wollte sie ihm zeigen, dass er ohne Furcht weiterreden konnte.
 

Diese ganze Situation widersprach seinem Wesen und kratzte ziemlich an seinem Ego.

Eine Wahl hatte er jedoch nicht.
 

„Sie wollten– wollten sich auf mich stürzen, aber– Mein Kopf … hat angefangen, ganz doll wehzutun. Ab da weiß ich … nichts mehr.“
 

Er schluckte am Ende seiner Erzählung und starrte auf die Maserung des Fußbodens.

Ob das gereicht hatte, um sie von ihren durchaus berechtigten Zweifeln abzubringen?
 

„Und dann?“
 

Sasuke hielt seinen Blick gesenkt und vermied es geflissentlich, der Person, die so wie sein Vater aussah und sich auch so benahm, in die Augen zu schauen.

Er durfte keinen Fehler machen.

Jetzt kam der Teil, von dem er darauf bauen musste, dass seine Eltern ihm vertrauten und nicht an seiner Identität zweifelten.

Sein Plan war mit Mikotos Aussage ins Wanken geraten, doch hatte er keine andere Wahl.
 

„Alles, an das … ich mich sonst noch … erinnern kann, ist dass die Männer auf dem– dem Boden lagen. Ich bin so schnell– so schnell wie möglich nachhause gekommen.“
 

Nachhause. Eines dieser Worte, dessen Bedeutung er vergessen hatte.
 

Kaum hatte er geendet, war Fugaku auch schon zur Tür hinaus.

Manch einer hätte dies wohl als Zeichen der Missgunst und des Misstrauens gedeutet, doch Sasuke wusste es besser.

Sein Vater war ein Mann gewesen, der durch Taten zu seinen Mitmenschen sprach.

Diese Geste, dass er augenblicklich handelte – und das tat er, dessen war Sasuke sich sicher – zeugte davon, wie nahe dem Älteren diese Angelegenheit wirklich ging.

Bestimmt war er verwirrt und möglicherweise auch schockiert, überrascht, auch wenn ihm von Außen nichts anzusehen war.
 

Als Uchiha und erst recht als Oberhaupt dieses Clans wusste Fugaku ganz genau, wie junge Mitglieder dieser Familie lernten, mit den Sharingan umzugehen: Sie wurden ins kalte Wasser geworfen.

Hartes Training, in dem die Kinder und Jugendlichen glaubten, sie wären allein und in größter Not, stand hierbei auf dem Tagesprogramm.

Natürlich wurde dabei stets darauf geachtet, dass es zu keinen allzu gefährlichen oder gar lebensbedrohlichen Situationen kam. Dennoch war es ein schwieriges und mühseliges Unterfangen, den Sharingan ihr erstes Genjutsu zu entlocken.

Es brauchte mehrere Anläufe, verschiedene Taktiken und Stunden voller Entbehrungen, um dies zu vollbringen.

Meist galt: Je älter, umso leichter, was die ganze Situation noch um ein ganzes Stück bizarrer machte.

Dass gerade er, der schwächliche und unfähige Sasuke es so schnell zustande gebracht haben sollte, war geradezu ungeheuerlich.
 

Denn das hatte er, oder zumindest hatte er es vorgegeben.
 

Er hatte seine persönlichen Erfahrungen gut in dieses Lügengeflecht mit eingebunden. Alle Fäden hatte er gespannt, zur richtigen Zeit wieder locker gelassen, nur um sie schlussendlich zusammenlaufen zu lassen.

Es durfte nicht zu offensichtlich sein.

Damit, dass er vorgab, die Männer mit einem Genjutsu außer Gefecht gesetzt zu haben, konnte er sich aus seiner Zwickmühle befreien.

Das war die einzige Lösung für dieses Problem. So lange, bis er wusste, was hier vor sich ging, würde seine Rolle spielen.
 

Auch, wenn er dafür zum neuen Wunderkind der Uchiha werden musste.

Malkasten

Drei Tage. So lange war er nun schon wieder Kind.

Sasuke lag in seinem Bett.

Die Sonne stand bereits seit einigen Stunden am Himmel und genauso lange war er nun schon wach. Trotz vorgezogener Vorhänge war er sich dessen bewusst gewesen. Er hatte die ersten Sonnenstrahlen unter dem blauen Stoff hervorkommen sehen.
 

Eigentlich sollte er trainieren, durch die Wälder streifen, seine Ziele verfolgen, doch stattdessen bewegte er sich nicht und wartete.

Er wartete darauf, dass seine angebliche Mutter zur Tür hereinkommen würde, um ihn zu wecken.

Sie würde ihm sachte durch sein Haar streichen, mit einem Lächeln im Gesicht und mit leise geflüsterten Worten den Tag beginnen lassen.

Jeden Morgen war es dasselbe.
 

Auch, wenn es noch so unwahrscheinlich gewesen war, so hatte er doch darauf gehofft, dass sein Problem sich von selbst lösen würde.

Es war naiv und dumm, aber sah er nichts, das er tun könnte, um durch Taten eine Lösung herbeizuführen.

Wieder einmal war er absolut hilflos und es machte ihn wahnsinnig. Wie lange sollte diese Farce noch andauern?

Er wusste es nicht.

Sein Blick fixierte die Deckenlampe.
 

Würde man nach ihm suchen?

Was war mit Mardaras Plänen?

Würde er die Welt wirklich in einen neuen Krieg stürzen?

Würde er Konoha vernichten, bevor er es konnte?
 

Seine Hände krallten sich in das Leintuch.
 


 

„Itadakemasu!“
 

Euphorisch klatschte Mikoto in die Hände. Leise murmelnd erwiderte er den Ausspruch und griff nach seinen Essstäbchen.

Sie saßen allein vor ihrem Frühstück.

Itachi war immer noch auf Mission und Fugaku unauffindbar, seitdem Sasuke von dem Entführungsversuch berichtet hatte.

Bestimmt diskutierte er mit anderen hochrangigen Uchiha über die nächsten Schritte und besprach mit ihnen das Geschehene.

Er würde nicht zum Hokage gehen, bevor er nicht eine lückenlose Geschichte vorweisen konnte und über die nötigen Beweise verfügte.

Fugaku war nicht dumm. Er wusste, dass Danzo alle Vorwürfe von sich weisen würde.
 

Sasuke bemerkte aus dem Augenwinkel, wie seine Mutter ihn betrachtete.

Sie hatte ihre Stäbchen beiseite gelegt und biss sich scheinbar unbewusst auf die Unterlippe.

Da fiel ihm auf, dass sie bereits den ganzen Morgen über ungewöhnlich schweigsam war.

Fragend blickte er auf und wartete darauf, dass sie etwas sagte.

Als sie sich dessen gewahr wurde, versuchte sie, ihm aufmunternd zuzulächeln. Sie wirkte bedrückt.
 

„Ich muss mit dir über etwas reden“, beichtete sie ihm schließlich.
 

Nun legte auch er seine Essstäbchen nieder und überlegte, was dieses „etwas“ wohl sein könnte.
 

„Als ich heute morgen einkaufen war, bin ich deinem Sensei Iruka über den Weg gelaufen.

Er wirkte sehr besorgt, da du ja seit mittlerweile fast einer ganzen Woche nicht mehr in der Akademie warst. Das ist immerhin noch nie vorgekommen.

Deine Mitschüler machen sich anscheinend auch schon Sorgen.“
 

Sasuke hatte völlig vergessen, dass sein siebenjähriges Ich noch zur Schule ging.
 

„Notgedrungen habe ich ihm von deiner Entführung und dem Sharingan erzählt.“
 

Fragend hob er eine Augenbraue. Fugaku wäre bestimmt alles andere als erfreut, wenn er davon erfuhr.

Mikoto deutete seinen Blick richtig. Sie wurde verlegen.
 

„Ich wusste einfach nicht, was ich ihm hätte sagen sollen. Außerdem ist es gut, wenn er davon weiß. So kann er immerhin besser auf dich aufpassen, wenn du wieder seinen Unterricht besuchst. Und, wenn wir schon dabei sind“, sie straffte ihre Schultern und bedachte ihn mit entschlossenem Blick, „Ich glaube, es wird Zeit, dass du genau das wieder tust.

Ich weiß, dass du noch immer nicht wieder ganz fit bist, aber die Prüfungszeit steht vor der Tür und außerdem tut es dir bestimmt gut, dich ein wenig von der Situation abzulenken.“
 

Sasuke wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.

Es würde nicht einfach werden, einen Schüler zu spielen, da er mache Dinge bereits so sehr verinnerlicht hatte, dass sie ihm nicht einmal mehr auffielen. Seine Reflexe wären sogar für einen Chunin zu schnell, für einen angehenden Ninja ganz zu schweigen.
 

Mikoto zog seine Aufmerksamkeit erneut auf sich, als sie weitersprach: „Du bist so still und verschlossen seit dieser Sache. Ich mache mir ein wenig Sorgen.“
 

Bevor er die Möglichkeit hatte, etwas zu erwidern, war sie bereits aufgestanden.
 

„Kommst du? Wir müssen uns beeilen, damit du nicht zu spät kommst. Ich räume das Geschirr später weg.“
 

Schon lächelte sie wieder.

Sasuke wusste, dass es nur gespielt war.
 


 

Mit festem Griff hielt Mikoto Sasuke an der Hand.

Schnellen Schrittes hatte sie ihn zur Ninja-Akademie gebracht und stand nun wartend vor seinem ehemaligen, Pardon, jetzigen Klassenzimmer.

Der Unterricht hatte bereits vor einigen Minuten begonnen, weswegen sie an die Tür geklopft hatte.

Als ein „Herein“ ertönte, drückte sie die Klinke herunter und trat in den Raum, ihren Sohn mit sich ziehend.

Es schien so, als wolle sie noch einige Worte mit Iruka wechseln.
 

Die beiden wurden von allen Seiten mit überraschten Blicken bedacht.

Es war das erste Mal, dass Sasuke von seiner Mutter hergebracht wurde und dann auch noch, nachdem das Läuten der Schulglocke bereits verklungen war.

Iruka stand gerade an der Tafel und schien über Ninjawaffen zu referieren, wie Sasuke mit einem kurzen Blick auf die Skizzen erkennen konnte.
 

„Uchiha-san? Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“, fragte der Umino überrascht
 

Der Lehrer wischte sich den Kreidestaub an der Hose ab und reichte ihr die Hand, welche Mikoto leicht befangen schüttelte. Es war ihr sichtlich unangenehm, den Unterricht zu stören.

Während sie sich mehrmals entschuldigte, wandte Sasuke den Blick zu seinen ihm nicht ganz unbekannten Klassenkameraden.

Überall wurde getuschelt und seine Fangirls, allen voran Ino und Sakura, fixierten ihn mit schwärmendem Blick.

Das würde anstrengend werden.
 

Nachdem Iruka tausende Male versichert hatte, besonders gut auf Sasuke achtzugeben, ließ Mikoto von ihm ab und verabschiedete sich mit einem halbherzigen Lächeln.

Kaum hatte er Platz genommen, fuhr Iruka mit seinem Unterricht fort.
 

„Es gibt verschiedene Arten von Kunai, die logischerweise für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden. Die einen besitzen eine eher längliche Form und …“
 

Sasuke hörte gar nicht zu.
 

Es war eine Schande, dieser Erklärung in seinem Alter überhaupt noch beiwohnen zu müssen.

Nicht nur, dass er mit sämtlichen Arten von Ninjawaffen bestens vertraut war, er hatte auch bereits mehr als genug Praxis in ihrem Umgang.

Er überlegte, wie viele Missionen Iruka wohl ausgeführt hatte, bevor er Lehrer geworden war, bevor er dem Leben als echtem Ninja entsagt hatte, um sich hinter seinem Schreibtisch vor der grausamen Realität zu verstecken, die dort draußen auf ihn wartete.

Mit Sicherheit waren einige D-Rang-Missionen dabei gewesen – um die war er wohl nicht herumgekommen – bestimmt auch die ein oder andere vom C-Rang oder vielleicht sogar B-Rang.

Der Mann war Chunin. Als solcher hatte er von höherem wohl nur träumen können.
 

Ob er schon einmal getötet hatte?

Hatte er schon anderer Leute Blut an seinen Händen kleben?

Wahrscheinlich nicht.

Wie könnte er es sonst mit seinem Gewissen vereinbaren, diese Kinder auf ein Leben als Mörder vorzubereiten?

Sicher, die meisten von ihnen würden es nicht einmal bis zum Genin bringen, doch die, die es schafften, würden spätestens bei ihrer ersten Begegnung mit dem Feind erkennen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen Ninja spielen und Ninja sein gab. Genauso wie er damals.

Dann würden sie sehen, dass dieser Unterricht einzig und allein dem Zweck diente, sie zu Mördern zu machen. Menschen, die töteten, wann immer man es ihnen befahl.
 

Marionetten.
 

Denn nichts anderes waren sie, auch wenn diese Puppen aus Fleisch und Blut bestanden, anstelle von Holz, und die Fäden nur sichtbar waren, wenn man genau hinsah.

Auf Wegen gespickt mit dem Blut seiner Bewohner hatte dieses Dorf sich zu dem entwickelt, was es heute war.
 

Menschen hatten die Angewohnheit, alles in gut und schlecht einzuteilen, in Schwarz und Weiß, wenn man so will, aber Sasuke war nicht naiv. Er wusste um die verschiedenen Grautöne, die diesen Malkasten, der sich Leben nannte, dominierten.

Doch auch mit dieser Erkenntnis würde die Welt nicht bunter werden.

Er stützte seinen Kopf mit der Hand ab.

Sie würde immer dunkel bleiben.
 

„ … Nur wenn ihr lebenswichtige Organe trefft, werdet ihr in der Lage sein, eure Gegner aufzuhalten. Es wird nicht reichen, ihnen ein paar Kratzer zuzufügen.“
 

Oh, er hatte doch tatsächlich die eine Farbe übersehen, die das Leben zu bieten hatte.

Beinahe hätte er aufgelacht.

Rot war es doch, das alles Weiß überdeckte.

Zwar scheiterte es bei dem Schwarz, doch wäre es auch absurd gewesen, wenn dieser Fall eintreten würde.
 

Erst wenn Blut trocknet, wird es schwarz.
 

In Konoha hatte jeder seine Leichen im Keller.

Dort in der Dunkelheit, wo eben jenes Blut sich verfärbte, während die Mörder versuchten, es von ihren Händen zu waschen.

Was sie nicht wussten: Egal wie sehr man schrubbte, Blut bekam man nie wieder ab.

Und Sasuke wusste, wovon er sprach.
 

Er hatte es immerhin oft genug versucht.

Widerspruch

Getroffen. Da steckte es, mitten in der Markierung. Ein wenig wackelte es noch, doch das Kunai würde nicht mehr fallen.
 

Sasuke traf immer sein Ziel.
 

Mit offenem Mund wurde er von seinen etwas weiter hinten stehenden Mitschülern angestarrt. Iruka hatte sogar vergessen, sich Notizen auf seinem Klemmbrett zu machen.

Ohne auf die anderen zu achten, ging Sasuke zu dem Holzpflock und zog das Wurfmesser mit einer routinierten Bewegung heraus.

Als wären sie dadurch aus ihrer Starre befreit worden, begannen seine Klassenkameraden zu johlen.

Alle bis auf einen versteht sich.
 

Naruto.
 

Sasuke würde ihn auch weiterhin ignorieren, bevor er noch etwas Unüberlegtes tat.

Es wäre schwer, die Leiche unauffällig verschwinden zu lassen.
 

„Das … war sehr gut, Sasuke.“
 

Er nickte seinem Lehrer bloß zu und drückte dem nächstbesten Kind das Kunai in die Hand.

Mit großen Augen blickte der Junge auf die Waffe und schluckte.

Er würde sie das erste Mal tatsächlich benutzen müssen.
 

Eigentlich sollte es auch für Sasuke das erste Mal sein.
 

Die Schulglocke war gerade verklungen, als Iruka gesagt hatte, dass sie die restlichen Stunden am Trainingsplatz verbringen würden. Eine Premiere.

Viele waren ganz euphorisch gewesen, mache auch ein wenig skeptisch. Sasuke hatte man keine Emotion ansehen können, was wohl nicht allzu verwunderlich gewesen war.

Für den Klassenlehrer war das ein Zeichen dafür gewesen, dass der junge Uchiha bereits die ein oder andere Stunde mit dem Kunaiwerfen verbracht haben musste, weswegen er ihn auch als ersten sein Können hatte zeigen lassen.

Das Resultat war eindeutig gewesen.
 

Der Junge warf besser als er.
 

Eine Herde von Fangirls flankierte Sasuke nun, allen voran Ino und Sakura.

Sie drängten sich dicht an seine Seite, weswegen er sie von sich wegschieben musste. Die beiden Mädchen schienen sich nicht im Geringsten daran zu stören.
 

„Du kannst nachhause gehen, Sasuke.“
 

Mit einem Mal war es still.
 

„A – Aber, Sensei!?“
 

Sakura wirkte verwirrt. Den übrigen Schülern erging es ähnlich.

Irukas Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
 

„Sasuke beherrscht den Umgang mit Kunai bereits. Er würde sich nur langweilen, wenn er hierbleiben müsste.“
 

Darauf wusste niemand etwas zu erwidern.

Erst das Geräusch von Sasukes Schritten durchschnitt die plötzliche Ruhe.
 

„Sag deinen Eltern, sie sollen so bald wie möglich zu mir kommen.“
 

Sasuke drehte sich nicht um.

Blicke folgten ihm, bis er um die nächste Ecke gebogen war.
 


 

Er war ein Fehler gewesen. Ein Knautschen. Steine unter seinen Nin-Sandalen.

Er hätte sich besser zurückhalten müssen, dessen war Sasuke sich bewusst.

Schon im Vorhinein war er ein wenig besorgt darüber, wie er seine Fähigkeiten verbergen sollte.

Als Ninja war es wichtig, Stärke zu zeigen und nicht, sie zu verbergen.

Etwas so Triviales wie das Werfen eines Kunai mit Absicht zu vergeigen, widersprach seinem Wesen. Er konnte es gar nicht mehr, so oft wie er diese Wurfmesser schon benutzt hatte.

Aber vielleicht war es gar nicht so schlimm, wie es jetzt den Anschein hatte. Vielleicht würde er das Ganze noch zu seinen Gunsten wenden können.

Seine Mundwinkel wanderten ein wenig nach oben.

Das würde interessant werden.
 

„Sasuke?“

Fugaku.
 

Er blieb stehen.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben, drehte er sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

Das Oberhaupt der Uchiha stand da, aufrecht, erhaben, die Konohaweste und Stirnband tragend; Sein Blick kälter als Eis.
 

„Was machst du hier? Warum bist du nicht in der Akademie?“
 

Die Augen, in die der Ältere sah, waren ohne jeglichen Funken von Emotion.

Für einen kurzen Moment verlor Fugaku sich in ihnen und glaubte, jemand anderes würde vor ihm stehen, jemand, der viel älter war als sein Sohn und schon alle Schrecken dieser Welt gesehen hatte, jemand, der abgeklärt war.

Irgendwie wollte das nicht zu dem Sasuke passen, den er kannte, doch auf eine perverse, ihm völlig unverständliche Art und Weise dann doch.

Nur selten wagte der Jüngere es, seinen Blick so offen zu erwidern. Seine Körperhaltung wirkte aufrechter, aber auch so, als ob er eine Last tragen würde.

Der Junge war ein einziger Widerspruch.

Was war nur im Wald vorgefallen?
 

„Iruka hat mich weggeschickt.“
 

Fugaku schreckte unmerklich auf.

War er wirklich so abwesend gewesen? Augenblicklich war er wieder bei der Sache.
 

„Ich soll sagen, dass du und … Mama zu ihm kommen sollt.“

Das Stocken war ihm gar nicht aufgefallen.
 

Fugakus Augenbrauen zogen sich zusammen.
 

„Weshalb?“

Die Drohung dieser Frage war mehr als deutlich zu vernehmen.
 

Sasuke zuckte nur mit den Schulten.
 

Erlaubte der Junge sich etwa einen Spaß mit ihm?

Fest packte er ihn am Arm.
 

„Wir gehen.“
 

Noch ehe er diesen kurzen Satz zu Ende gesprochen hatte, war er bereits mit großen Schritten vorausgegangen, wobei er Sasuke mit sich zog.

Er merkte gar nicht, wie die Mundwinkel seines Sohnes sich ein wenig nach oben zogen.

Wenn, dann hätte er nämlich gewusst, dass es nie etwas Gutes bedeutete, wenn ein Uchiha lächelte.

Erst die Zukunft sollte zeigen wie fatal dies im Falle Uchiha Sasukes sein sollte.
 

Einer Zukunft, die so düster war, dass nicht einmal die Schwärze seiner Augen sie an Dunkelheit übertreffen konnte.

In Aktion treten

„Also...“
 

Iruka druckste herum. Mit einer Hand kratzte er sich ein wenig verlegen am Hinterkopf, während er tunlichst vermied, Sasukes Eltern, insbesondere dessen Vater, in die Augen zu schauen. Dieser strahlte eine solche Autorität aus, dass er es für einen Moment sogar bereute, auch nach ihm verlangt zu haben.

Mikoto war eine nette Frau. Mit ihr konnte man reden. Mit ihrem Ehemann... Nun, das war eine Sache für sich.
 

Die drei saßen in Sasukes Klassenzimmer.

Kaum waren die letzten Schüler nachhause aufgebrochen, hatte Iruka die beiden auch schon zur Tür hereinkommen sehen.

Sie hatten sein „so bald wie möglich“ wohl wörtlich genommen.

Er selbst saß natürlich auf seinem Platz hinter dem Lehrertisch, Mikoto und Fugaku Uchiha ihm gegenüber.

Als der Lehrer die wachsende Ungeduld letzteren bemerkte, riss er sich zusammen.

Er räusperte sich kurz und nahm eine aufrechte Haltung an.
 

„Der Grund, weswegen ich sie beide hergebeten habe, sind Sasukes heutige Leistungen im Unterricht. Ich habe damit gerechnet, dass er nachlassen würde, immerhin war er einige Tage lang nicht in der Akademie und aufgrund der Entführung und des damit verbundenen Erweckens seiner Sharingan wird er wohl auch ziemlich durch den Wind gewesen sein.“
 

Überrascht und auch ein wenig peinlich berührt, bemerkte Iruka den Blick, mit dem Fugaku seine Frau bedachte.

Hatte sie ihm etwa verschwiegen, dass sie ihn eingeweiht hatte?

Der Umino wollte ihr keineswegs Probleme bereiten, doch dafür war es jetzt wohl bereits zu spät.
 

Besagte lächelte jedoch nur betreten und versuchte die Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema zurück zu lenken.
 

„Da haben sie Recht. Er war wirklich nicht ganz bei der Sache. Sie dürfen ihm keinen Vorwurf machen. Er wird den versäumten Stoff schnell nachgeholt haben. Er–“

„Darum geht es nicht, Uchiha-san“, unterbrach er sie ein wenig taktlos.
 

Fragend wurde er angesehen.
 

„Warum dann, wenn ich fragen darf?“
 

Fugaku Uchiha wirkte ein wenig aufgebracht. Er hatte bestimmt wichtigere Dinge zu tun, weswegen Iruka beschloss, lieber gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
 

„Er ist einfach zu gut.“
 

Stille.
 

„Sie müssen verstehen. Wir haben heute zum ersten Mal mit Ninjawaffen trainiert.

Zuvor habe ich den Schülern natürlich die Theorie ein wenig näher gebracht, doch Sasuke schien mir kaum zuzuhören. Ich habe es toleriert, immerhin weiß ich ja, was vorgefallen ist.

Als wir am Trainingsplatz waren, sollte er zeigen, wie viel er schon kann. Anhand seiner Reaktion wusste ich, dass er schon ein wenig Übung darin hat. Nur, dass dieses 'ein wenig' stark übertrieben ist, wie es den Anschein hat.“
 

„Wie meinen sie das?“

Mikoto schien verwirrt, während Fugaku mit verschränkten Armen abwartete.
 

„Ganz einfach. Im Umgang mit Kunai liegt er weit über dem Durchschnitt.

Um ehrlich zu sein, ist er sogar besser als ich.“
 

Nun war auch Sasukes Vater die Überraschung anzusehen.

Mikoto stand der Mund offen und sie schien nicht imstande zu sein, etwas zu erwidern.
 

„Ich bin zwar nur ein Chunin, aber Sasuke sollte nicht zu derartig präzisen Würfen fähig sein.

Erklären kann ich es mir nicht und anhand ihrer Reaktion vermute ich, dass es ihnen ähnlich ergeht.“
 

Iruka war verwirrt.

Ursprünglich hatte er vermutet, dass Sasuke von seinen Eltern dazu gedrillt worden war, so etwas fertig zu bringen, weswegen er auch mit den beiden hatte sprechen wollen.

Die Realität schien sich jedoch anders abgespielt zu haben.

Nun stellte sich die Frage, wie talentiert der Junge wirklich war.
 

„Du hast ihm doch die Grundlagen beigebracht.“

Fugaku blickte zu seiner Frau.
 

Es stimmte. Vor wenigen Wochen war sie gemeinsam mit ihrem Sohn an ihrem und Itachis, und von da an auch Sasukes, geheimen Trainingsplatz gewesen und hatte ihn zum ersten Mal mit Kunais konfrontiert und sogleich die grundlegendsten Dinge beigebracht.
 

„Ja, das habe ich, aber Sasuke war keineswegs so gut, wie sie gerade gesagt haben.

Er war zwar nicht schlecht für seinen ersten Versuch, aber von Chunin-Niveau kann nicht die Rede sein“, meinte Mikoto dann wieder an Iruka gewandt.
 

Sie schien sich wieder gefangen zu haben.

Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen und sie schien angestrengt nachzudenken.
 

Iruka überlegte ebenfalls, kam allerdings auf keinen grünen Zweig.
 

„Ich werde seine Leistungen weiterhin im Auge behalten.

Wenn mir etwas auffällt, werde ich sie natürlich schnellstmöglich darüber in Kenntnis setzen.“, er lächelte, „Außerdem ist das ja eher ein Grund zur Freude, auch wenn es ein wenig seltsam ist.“
 

Seine Gegenüber wirkten jedoch gar nicht begeistert.
 


 

Ihr Heimweg verlief schweigend.

Nachdem sie noch die üblichen Floskeln ausgetauscht hatten, hatten sie sich verabschiedet und Iruka allein in dem großen Klassenzimmer gelassen.

Fugaku schien in Gedanken versunken, weswegen Mikoto ihn nicht in seinen Überlegungen stören wollte.

Sie hätte auch gar nicht gewusst, was sie hätte sagen sollen.
 

Als ihr Mann vor wenigen Tagen den Verdacht, Sasuke wäre gar nicht er selbst, sondern jemand anderes, geäußert hatte, da hätte sie am liebsten aufgelacht.

Sie kannte ihren Sohn besser als jeder andere, außer vielleicht Itachi.

Natürlich war ihr Junge durch den Wind gewesen, wirkte sogar ein wenig verstört, doch was war denn anderes zu erwarten, bei dem, was er durchgemacht hatte?
 

Nun, das hatte sie damals gedacht.
 

Auch, wenn sie es nicht zugeben wollte, am allerwenigsten vor Fugaku, so hatte sie sich dabei erwischt, wie sie Sasuke regelrecht geprüft hatte.

Es waren nur Kleinigkeiten gewesen. Das Gespräch, das sie an jenem Morgen geführt hatten, war der endgültige Beweis gewesen.
 

Sie wollte es nicht.
 

Sie wollte nicht zugeben, dass dieses Kind nicht ihr Kind war – welche Mutter würde das schon? – doch nun, nach dem, was sie von Iruka erfahren hatten, fügte sich das Puzzle beängstigend einfach zusammen. Das Bild, das zutage kam, gefiel ihr nicht, würde ihr nie gefallen, machte ihr Angst und doch wurde es Zeit, den Tatsachen ins hässliche Angesicht zu sehen.
 

Sasuke war nicht Sasuke.
 

Jemand anderes war in seine Rolle geschlüpft.

Nun stellten sich zwei Fragen, von denen eine wichtiger als die andere war.

Erstens: Wer steckte dahinter?

Und zweitens natürlich: Wo war der richtige Sasuke?
 

Es war offensichtlich, wann der Austausch stattgefunden hatte.

Itachi hatte den Betrüger im Wald aufgesammelt, nachdem jemand ihren kleinen Jungen entführt hatte.

Ihre Hände ballten sich zu Fäusten.
 

Fugaku konnte sich denken, was seiner Frau gerade durch den Kopf ging, immerhin folgten sie denselben Gedankengängen, mit dem einen Unterschied, dass er bereits wusste, was zu tun war.

Mikoto bemerkte gar nicht, wohin sie gingen. Sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie sich um ihre Umgebung kümmern würde.

Fugaku klopfte an eine Tür.

Durch das Geräusch aufgeschreckt, konzentrierte auch seine Frau sich nun wieder auf das Geschehen.

Beinahe schon schockiert starrte sie ihn an, als sie bemerkte, vor welchem Haus sie da standen.

Er ignorierte es.
 

In diesem Moment wurde ihnen geöffnet.

Bevor die Person auch nur ein Wort sagen konnte, begann Fugaku bereits zu sprechen.
 

„Ich habe einen Auftrag für dich, Shisui.“
 


 

Ende Teil I
 

Teil II: Verstehen

„Wach auf! Sasuke! Wach auf!“
 

Mikoto schrie, kreischte, weinte, war hysterisch. Ihr ganzer Körper zitterte.
 

„Wach endlich auf!“
 

Mit weit aufgerissenen Augen schüttelte sie den kleinen Körper, der so regungslos vor ihr lag. Fest krallten sich ihre Finger in seine Arme.
 

„Sasuke!“

Er atmete nicht.
 

Fugaku stand hinter ihr, war wie vom Donner gerührt. Sein Gesicht zeugte von Schock, ganz entgegen der Kälte, die sonst in seinen Zügen stand.
 

„Sasuke“, hauchte er.

Es war kaum zu hören.
 

Sein Sohn, sein kleiner, lieber, immer fröhlicher Sohn hing in Mikotos Griff, vollkommen regungslos, leblos, … tot.
 

Shisui hielt sich im Hintergrund. Den Blick hatte er abgewandt.
 

Als sie Sasuke gefunden hatten, waren alle drei überrascht, wenn nicht gar schockiert gewesen. Niemand wusste, was passiert war, doch hatte er das getan, was Fugaku ihm aufgetragen hatte. Mithilfe seines Genjutsu hatte er in die Erinnerungen des Jungen geschaut und nichts Besonderes feststellen können.

Er wusste nicht, was das Oberhaupt erwartet hatte, aber es schien nicht dieses Ergebnis gewesen zu sein.
 

„Sasuke!“
 

Mikotos Schreie waren einfach nur herzzerreißend.

Sie wollte es nicht begreifen.
 

Ihr Kind war tot.
 

Sasukes Kopf hing schlaff zur Seite, der Mund leicht geöffnet, die Augen aufgerissen.

Er schien überrascht, geschockt.
 

Was war nur passiert?
 


 

Gequält stöhnte er auf. Sein Kopf dröhnte und ihm war schwindlig.

Was zur Hölle war passiert?

Vorsichtig öffnete Sasuke die Augen und konnte Bäume erkennen, Baumkronen genauer gesagt. Licht schien durch die Blätter hindurch, als die Äste sich spielend im Wind bewegten.

Genervt legte er einen Arm über die Augen.
 

Er hatte es satt, immer an anderen Orten aufzuwachen.
 

Das Stechen in seinem Kopf wollte nicht weniger werden. Hatte er sich irgendwo gestoßen?

Das würde allerdings nicht erklären, wie er hierher gekommen war.
 

Er fühlte die Umgebung nach Chakren ab. Vögel, Mäuse und andere Waldbewohner, aber keine Menschen. Er war sich nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war.

Langsam richtete er sich auf, was eine kleine Explosion in seinem Hinterkopf auslöste. Scharf zog er die Luft ein. Einen kurzen Moment verharrte er still, doch dann stand er endgültig auf, den Schmerz ignorierend. Er war ein wenig wackelig auf den Beinen, allerdings würde es gehen.

Er würde erst einmal herausfinden, wo er hier gelandet war, Nahrung und Unterschlupf finden und dann –
 

Moment.
 

Der Boden sah auf einmal so weit weg aus. Sollte er etwa...

Er sah an sich hinab und wurde bestätigt.
 

Er war wieder er selbst.
 

Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten?!

Nicht, dass er es anders lieber gehabt hätte, aber er konnte einfach nicht verstehen, was zum Teufel mit ihm vor sich ging. Er wollte eine Erklärung und zwar lieber gestern als heute.

Ein lautloses Seufzen auf den Lippen beschloss er, diese Gedanken fürs Erste auf später zu verschieben.

Er ließ seinen Blick prüfend über seine Umgebung schweifen und musste überrascht feststellen, dass er sich direkt neben einer Höhle befand.

Warum war ihm das nicht schon früher aufgefallen?

Wie dem auch sei, es kam ihm gelegen.
 

Das Stechen in seinem Kopf wurde stärker, sodass er nun wirklich die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht aufzuschreien. Mit einem Fluch auf den Lippen ließ er sich in seinem Unterschlupf zu Boden sinken und lehnte sich gegen das kühle Gestein.

Keine Sekunde später verschwand der Schmerz. Seine Augenlider wurden schwer.

Er schlief ein, ganz plötzlich.
 


 

„Nii-san! Warte auf mich!“

Schwarz, alles düster, unscharf. Wo war er?

„Wo bleibst du denn, Sasuke?“

Itachi?

Licht, ein Strahl.

Ein Umriss wurde sichtbar.

Lachen?

Vertraut und doch so fern.

„Komm her, Ototou!“

Er sah sein Gesicht. Itachi lächelte, wirkte glücklich.

Seine Beine rannten, die Schatten zogen an ihm vorbei.

Licht. Es war so warm.

Sein Bruder, er streckte die Hände nach ihm aus.

Sie schienen so weit weg, entfernten sich.

Warum?

Itachis Lachen klang in seinen Ohren wieder.

Das Licht verschwand und Stille trat ein.

Er war allein.

„Sasuke?“

Was? Wer rief da nach ihm?

Ein Plätschern? Wasser.

Der Boden war zur Gänze davon bedeckt.

Nass wurde er nicht.

„Schau zu mir!“

Wohin?

Ein Kichern.

Von unten?

Eine Spiegelung.

Ein Kind?

Er selbst.

Ein Lachen.

War er glücklich?

Spitz, laut, ganz plötzlich.

Ein Schrei.

Es wurde dunkel. Er konnte nichts mehr sehen.

Seine Hosenbeine sogen sich voll.

„Sieh her!“

Er tat es und sah Blut.

War es etwa wieder heller geworden?

Nein, es war sogar noch schwärzer.

Überall war Blut. Rote Wogen, schäumende Wellen.

Es roch nach Tod.

Er konnte den Blick nicht abwenden.

Wo kam es nur her?

Der Boden gefror. Sein Abbild reflektierte sich auf dem Eis.

Und alles, was er von da an sah, war Dunkelheit.


 

Er schreckte auf. Sein ganzer Körper zitterte, er schwitzte aus allen Poren.

Was zur Hölle war das eben!?

Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen, schlug, als wäre er um sein Leben gerannt.

Er barg das Gesicht in den Händen, presste sie fest gegen seine Stirn.

Er musste sich wieder beruhigen.

Tief atmete er.
 

Schon oft hatte er Albträume gehabt, aber diesmal war es anders.

Egal, wie grauenhaft die Szenen auch waren, die sein Unterbewusstsein im vorgaukelte, immer war er sich bewusst gewesen, dass es sich um einen Traum handeln musste. Immer.

Aber gerade eben hatte er wirklich geglaubt, es wäre Wirklichkeit, auch wenn das Geschehen alles andere als real gewirkt hatte.

Eigentlich wusste er nicht, warum es ihn so sehr aus der Fassung brachte. Zumindest solange, wie er den Gedanken an die Antwort verdrängen konnte.
 

Er blickte durch seine Finger hindurch und sah einen Sonnenuntergang. Der Himmel war getönt in den verschiedensten Variationen von Orange, Rot und Gelb und gab der Situation etwas Unwirkliches. Vielleicht war es gerade das, was ihn beruhigte. Vielleicht war es dieses simple Naturschauspiel, das ihn wieder zurück in die Realität brachte.

Dieser glühend heiße Feuerball, heißer noch als die Flammen des Amaterasu.
 

Plötzlich sah er ein Bild, eine Erinnerung, vor seinem geistigen Auge und er begriff endlich.

Er glaubte nun, zu verstehen, was es mit diesem Traum auf sich hatte, verstand, warum er sich hier inmitten der Pampa befand.
 

Dieses Bild.

Diese rot glühenden Sharingan, umrahmt von langen, dichten Wimpern.
 

Was willst du von mir?

Vorwärtsgehen

Sasuke...
 

Sie war an einer Sackgasse angekommen, einem Punkt, an dem man weder vor- noch zurückkonnte, sich festgefahren hatte und den Wagen gegen die Wand. Egal, wie sehr sie wollte, egal wie sehr sie es auch versuchte, es war ihr einfach unmöglich, sich von ihm zu lösen. Auch, wenn er so viele Fehler, unverzeihliche, schreckliche Fehler, begangen hatte, es ging einfach nicht.

Es fühlte sich an, als wäre er ein Teil von ihr. Litt er, litt auch sie. Ein Prinzip, das trotz seiner einfachen Formulierung, so plump sie auch klingen mochte, so klischeehaft und kitschig, der Wahrheit entsprach und immer entsprechen würde. Und es tat weh.

Es tat so furchtbar weh, in seiner ständigen Präsenz, seiner unnachgiebigen Kraft, die, je länger er von ihr fern blieb, stärker anstelle von schwächer wurde.
 

Sakura wusste nicht mehr weiter.
 

Sie hatte es verdrängt, so gut es eben ging angesichts der Umstände, in denen sie sich befand und eigentlich hatte es auch funktioniert, mehr oder weniger.

Bis vor wenigen Minuten.

Dieser Mann, er hatte es gut gemeint, war ohne böse Absichten gewesen, als er ihr diesen Liebesbrief hatte überreichen wollen. Er war ihr dankbar gewesen, dafür dass sie seine Wunden geheilt hatte.
 

Ein schmerzverzerrtes Lächeln lag auf ihren Lippen, während die Tränen ihre Wangen hinab flossen.
 

Es war nicht mehr als ein schlechter Witz, eine Tatsache, die ihr mit der Zeit klar geworden war. Denn auch, wenn sie andere heilen konnte, so würden ihr Herz und ihre Seele immer eine klaffende Wunde bleiben.

Wie sollte sie sich auch schließen können, wenn er so fern war, so kalt und unerreichbar? Es war einfach nicht fair.

So wie nichts im Leben.
 

Mit diesem Gedanken stand sie auf und machte sich wieder an die Arbeit. Sie wurde gebraucht.
 

Auch, wenn er ihre Hilfe nicht wollte.

Auch, wenn sie ihre Hilfe weiterhin anbieten würde.
 

Aber jetzt waren es andere, die ihrer bedurften.

Und sie würde da sein.
 

So wie immer.
 


 

Wo bin ich?
 

Mikoto wusste nicht, wie sie hierhergekommen war oder was gewesen war, bevor sie sich hier wiedergefunden hatte, hier inmitten dieses Waldes, dieser Einöde, in der es nichts gab, als das Grün der Blätter und dem dunklen Braun des Erdbodens.

Mit großen Augen blickte sie von einer Seite zur anderen, in der Hoffnung, ihre Familie vorzufinden. Panik hatte Besitz von ihr ergriffen.
 

Sie war allein.
 

Was soll das?
 

Auch Fugaku konnte sich an nichts erinnern.

Der Wind rauschte durch die Bäume, die Blätter raschelten, sangen ihr Lied, das kein Mensch auch nur annähernd verstehen konnte.

Der Uchiha sandte seine geistigen Fühler nach Chakren aus, konnte jedoch kein menschliches Wesen außer sich selbst wahrnehmen.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen überlegte er, analysierte. Er musste schleunigst Antworten finden.
 

Und vor allem seine Familie finden.
 

Wie kann das sein?
 

Eben war Itachi noch auf dem Heimweg gewesen.

Er hatte sich extra beeilt, war gar nicht mehr weit entfernt von Konoha gewesen und hatte sich Sorgen um seinen kleinen Bruder gemacht, gehofft, dass er sich von dem Überfall erholt hatte.

Die Sonne blendete ihn. Sie war gerade dabei, unterzugehen und sandte für heute ihre letzten Strahlen aus.

Er hatte keinen Blick für das Naturschauspiel, zumindest nicht jetzt.
 

Im Moment hatte er andere Prioritäten.
 

Und plötzlich, bevor sie weiters in der Lage gewesen wären, etwas zu tun oder auch nur zu denken, befiel die drei eine seltsame Müdigkeit, derer sie sich nicht erwehren konnten.

Ehe sie sich versahen, wurden ihre Augenlider schwer wie Blei. Ihre Beine wollten sie nicht länger tragen und sie sanken langsam zu Boden. Der dunkle Schleier des Schlafes fiel über sie, hüllte sie ein und so begann jeder von ihnen zu träumen.
 


 

Zitternd rang sie nach Luft, als sie sich, an den kalten Fels gelehnt, zu Boden sinken ließ.

Dieses Mal war einfach zu viel gewesen.

Das Chakra, das dieses Jutsu ihr abverlangte, war schon immer immens gewesen. Es jetzt auch noch in einem solchen Ausmaß anzuwenden, hätte sie das Leben kosten können, dessen war sie sich durchaus bewusst.

Ihr Herz raste und in ihrem Sichtfeld begannen schwarze Punkte zu tanzen.

Es wäre besser gewesen, diese Aktion in mehrere Etappen einzuteilen, einfacher und weitaus weniger riskant.

Sie schwitze aus allen Poren und dachte nebenbei, dass es wieder einmal Zeit für eine ausgiebige Dusche wäre. Sie musste tatsächlich schmunzeln bei dem Gedanken.
 

Doch plötzlich durchfuhr sie ein heftiger Schmerz, der von ihrem Herzen ausgehend in jede Zelle ihres Körpers drang.

Sie verkrampfte sich, konnte fühlen, wie das Blut in ihren Mund strömte und ihr für einen Moment lang die Luft abschnitt.

Spuckend versuchte sie, es loszuwerden, was ihr schlussendlich auch gelang.
 

Diese verdammten Nebenwirkungen!
 

Krampfhaft holte sie nach Luft, schnappte nach dem Sauerstoff, den ihre Lungen so dringend benötigten.

Ja, vielleicht hätte sie es wirklich aufteilen sollen, aber sie war, zumindest in dieser Hinsicht, noch nie sonderlich klug gewesen.

Zwar konnte sie Pläne entwickeln, gute, herausragende Pläne, mit denen sie immer wieder Eindruck schinden konnte, doch sobald etwas nicht so lief wie erwartet, bekam sie Panik.

Es war ihr noch nie leichtgefallen, einen kühlen Kopf zu bewahren und diesmal wäre das wohl auch so gut wie niemandem gelungen.

Uchiha waren einfach unberechenbar!

Langsam konnte sie spüren, wie ihre Muskeln sich wieder entspannten und ihr Herz wieder in annähernd normalem Rhythmus schlug.
 

Sie war es leid. Sie war das alles so leid, diese ganze Situation.

Von Anfang an hatte sie sich keine Hoffnungen machen wollen, darauf, dass sie tatsächlich etwas verändern könnte und doch war diese Empfindung so verlockend, so berauschend auf ihre ganz und gar eigene Art und Weise, die einen erfüllte und für sich einnahm, indem sie diese wunderschönen Bilder in Herz und Seele malte. Tief atmete sie.

Hoffnung war tückisch. Man musste auf der Hut sein, da sie sich ganz und gar unbemerkt in dein Herz schleichen kann, sich festsetzt, ehe du es bemerkst, und dich einfach nicht mehr loslässt. Sie war wie eine Zecke, die sich an dir festsaugt und größer wird, sobald sie dein Blut geschmeckt hat.

Lächelnd strich sie sich ihre Haare aus dem verschwitzten Gesicht.
 

Sie hoffte dennoch.
 

Sie hoffte vieles, von dem sie wusste, dass es eigentlich nicht möglich sein würde, auf Dinge, für die man sie wahrscheinlich auslachen würde, wenn sie sie jemandem erzählen würde. Aber das machte nichts.

Manch einer hätte vielleicht Angst gehabt vor der Enttäuschung, die früher oder später kommen würde, doch sie nicht.

Allein die Möglichkeit, überhaupt hoffen zu können, hoffen zu dürfen, gab ihr Sicherheit und ließ sie erhobenen Hauptes ihren Weg gehen. Im Gegensatz zu vielen anderen hatte sie nämlich nichts mehr zu verlieren.

Sie hatte keine Familie, keine Heimat und auch keine Zukunft.

Wann immer diese Tatsachen sie zu erdrücken drohten, dachte sie an die Vergangenheit, verweilte ein wenig in glücklicheren Zeiten, ehe sie sich wieder zutraute, der Realität standhalten zu können.

Sie flüchtete sich nicht dorthin, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so wirkte. Sie hatte damit abgeschlossen und angefangen, nach vorne zu schauen, obwohl dort nichts war und sie nur in undurchdringliche Schwärze starren konnte.

Indem sie hie und da einen Blick zurück, über die Schulter, warf, bestärkte sie sich in diesem Entschluss.

Das, was sie zu verwirklichen versuchte, war richtig und allein deshalb würde sie nicht aufgeben.
 

Einfach deshalb, weil es den Versuch wert war – zumindest in ihren Augen.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Eine innere Unruhe hatte sie vor einiger Zeit befallen.

Es war nicht so, dass es eine große Überraschung dargestellt hatte, dieses Gefühl, dieses Unwohlsein, nicht so, dass sie es nicht erwartet hätte.

Sie machte sich einfach Sorgen.
 

Was auch sonst?

Sie befanden sich immerhin im Krieg.

Und nicht nur irgendeinem Krieg, sondern einem, der die Zukunft der gesamten Welt beeinflussen würde, bei dem sie alles auf eine Karte setzten – setzen mussten! – und doch war es einfach anders als das Gefühl, das sie eigentlich verspüren sollte.

Es war seltsam, auf eine bestimmte Art und Weise bedrückend, anders als ein bloßes Unwohlsein. Es war … mehr.

Sie konnte es nicht richtig beschreiben, doch kam es ihr irgendwie dichter vor, durchdringender, stärker.
 

Und es hatte, so wie immer, mit einer ganz bestimmten Person zu tun.
 

Seufzend strich Sakura sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte.

Sie durfte sich nicht so leicht ablenken lassen.

Der Mann, der da unter ihren Händen lag, auf sie vertraute und darauf, dass sie ihm helfen würde, die anderen, die dort draußen kämpften, um das zu beschützen, was sie Heimat nannten, für ihre Art zu leben; sie alle taten, was in ihrer Macht stand, um Mardara aufzuhalten und das war es, wofür auch sie kämpfen musste – wenn auch auf anderem Weg.

Erneut konzentrierte sie sich, ließ Chakra in ihre Handflächen gleiten und fuhr mit der Behandlung fort.
 

Das Gefühl jedoch blieb und wurde stärker mit jeder weiteren Sekunde, die sie in diesem Zelt verbrachte, hier, inmitten des Kriegsgebiets, fern von ihm.

Hier, wo sie ihm nicht helfen konnte.

Wobei auch immer.
 

Er würde ihre Anwesenheit sowieso nicht wollen, geschweige denn tolerieren; weil sie ihm egal war, schon immer gewesen war … und immer sein würde.

Ja, sie hatte es sich eingestanden, es akzeptiert oder es zumindest versucht.

Ändern tat es nichts.

Und vielleicht, nur vielleicht, würde sie ihm gerade dadurch helfen können.
 

Einfach, weil sie, trotz allem, immer noch zu ihm hielt.

Und wenn nicht, würde es auch keinen Unterschied machen, nicht für sie.
 

Einfach, weil sie sich dann zumindest nicht vorwerfen konnte, es nicht versucht zu haben.
 


 

Ein Tropfen, beständig, unaufhörlich, immer präsent und doch nichts weiter als Wasser, das auf Gestein traf, immer und immer wieder, stoisch und einem ganz bestimmten Metrum folgend. Seltsam laut hallte es in dieser großen Leere, dieser penetranten Einsamkeit, die beinahe schon dröhnend auf seine Ohren wirkte und wurde von der Stille verstärkt. Manchmal fragte Sasuke sich, woher es eigentlich kam, dieses Geräusch, warum es nicht stoppte, sich ihm auch weiterhin aufdrängte.
 

Seit mehreren Tagen war er nun wieder wach.

Er konnte nicht wirklich einschätzen, ob es nun wirklich Tage waren oder nicht sogar schon Wochen.

Er war nicht länger in der Höhle, die ihm als Unterschlupf gedient hatte, auch nicht länger in diesem seltsamen Wald.

Es überraschte ihn nicht, nicht im geringsten. Er würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass, sollte es tatsächlich anders gekommen sein, es weit seltsamer gewesen wäre, besorgniserregend angesichts der Tatsache, dass es sich um nichts weiter als ein höchst komplexes und mächtiges Genjutsu gehandelt hatte.
 

Seufzend legte er die Hand auf seine Stirn.

Eigentlich hätte er es wissen müssen oder zumindest ahnen.

Als er zum Kind geworden war, da hatte dieser Gedanke augenblicklich sein Denken ausgefüllt, auf ihn eingeschrien, aber nicht in diesem Wald.

Warum bloß?
 

Das Gestein war kalt, aber eigentlich hatte er sich schon daran gewöhnt.

Die Nässe war es vielmehr, die ihm zu schaffen machte. Sie zog ihm auch das letzte bisschen Wärme aus den Knochen, ließ ihn innerlich gefrieren oder zumindest das, was nicht schon längst zu Eis erstarrt war.
 

Man hätte sich vielleicht fragen können, warum er nicht nach draußen ging. Nun, die Antwort war einfach.
 

Er konnte nicht.
 

Es gab keinen Ausgang.

Rund um ihn herum befand sich Fels.

Er fragte sich, woher die Luft kam, die er atmete und das Licht, das ihm erlaubte, zu sehen.
 

Aus irgendeinem Grund war er nicht in der Lage, sein Chakra zu konzentrieren. Es war, als hätte er keine Kontrolle darüber. Selbst unter extremer Anstrengung konnte er höchstens ein winziges bisschen sammeln, doch das würde nicht reichen, um auch nur die simpelsten Jutsus auszuführen.

Als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, war auch noch sein Kusanagi, das in der Lage war, absolut alles zu zerschneiden, wie von Erdboden verschluckt.

Irgendjemand musste es ihm abgenommen haben.
 

Sein Magen rumorte.

Er müsste bald etwas essen und trinken, ansonsten würde er nicht in der Lage sein, einen Fluchtversuch zu starten.

Natürlich hatte er sich bereits die unterschiedlichsten Gedanken gemacht, nur schien es, als würden sämtliche Ansätze im Sand versiegen, solange sich nicht jemand zu ihm bemühte.

Er versuchte zu schlucken, was kläglich misslang.
 

Wo war er hier nur hineingeraten?
 

Plötzlich begann der Boden zu Beben.

Innerhalb von Sekunden war er auf den Beinen und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Kleine Gesteinsbrocken fielen herab, das Tropfen des Wassers verschwand, ging unter in dem Lärm, der ihn nun umgab.

Hektisch blickte Sasuke um sich, suchte nach einem Ausweg, doch da hörte es auch schon wieder auf und es wurde von einen Moment auf den anderen beängstigend ruhig um ihn.
 

Perplex starrte Sasuke auf die Felswand, die sich ihm gegenüber befand, besser gesagt befunden hatte.

Sie war einfach verschwunden.
 

„Was zum –“
 

Doch da durchbrachen Schritte die gerade erst wieder eingetretene Stille. Eine Person trat in sein Blickfeld.

Sasukes Augen verengten sich, als er sah, wer da vor ihm stand.

Diese Sharingan, umrahmt von langen dunklen Wimpern...
 

„Du?“
 

Obwohl er es als Frage formulierte, was er eigentlich nicht überrascht.

Der Grund, weswegen er es dennoch gerade auf diese Weise sagte, war nicht etwa die Person als solche, die nun vor ihm stand und für all das, seine jetzige Situation, die Geschehnisse der letzten Tage, verantwortlich war.

Viel mehr war es die Identität, die offensichtliche Herkunft der Person, die ihn dazu bewegte; diese Augen, die ihm da so leuchtend rot, unheilvoll und doch so vertraut entgegen leuchteten und somit der eindeutige Beweis dafür waren, dass er all die Zeit über belogen worden war – und das nicht zum ersten Mal.
 

Sein Gegenüber verzog amüsiert die Mundwinkel, beinahe schon spöttisch wirkte es und ließ die Wut in seinem Inneren aufwallen.
 

„Schön, dich wiederzusehen, Sasuke.“
 

Und das war der Moment, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte.  

Komm

Schwarz. Komplette, undurchdringliche Dunkelheit umgab sie.

Beinahe schon greifbar war sie, wirkte viel mehr wie eine Substanz, zähflüssig wie Teer, als das, was sie wirklich war: Die Luft die sie in ihre Lungen pumpten, unsichtbar und doch immer präsent, essentiell.

Konnte man daran ertrinken?

So fühlte es sich zumindest an.
 

Mikoto wusste, dass die bloße Vorstellung lächerlich war.

Müde lehnte sie ihren Kopf gegen die Wand in ihrem Rücken. Sie war kühl, kalt beinahe schon und fühlte sich an wie Fels.

Sie hatte keine Ahnung, wie sie in diese Höhle gelangt war und erst recht nicht, wie sie wieder herausfinden sollte.

Da fragte sie sich plötzlich, ob ihr Mann und Itachi mehr sehen konnten als sie, ob sie mit ihren Sharingan etwas erspähen konnten, das ihr verborgen blieb. Wenn ja, dann sagten sie es nicht.

Die beiden bewegten sich nicht, gaben nicht den geringsten Laut von sich, wie sie da neben ihr saßen und in diese undurchdringbare Suppe starrten. Sie hatten kein Wort gesagt, beinahe so, als würden sie es nicht wagen, diese gespenstisch anmutende Stille zu durchbrechen.

Vielleicht hatten sie auch einfach nichts zu sagen.

Ihr war klar, dass die beiden genauso ratlos sein mussten wie sie.
 

Itachi sollte sich eigentlich irgendwo in der Nähe von Suna-Gakure befinden und seine Mission ausführen, aber stattdessen war er hier, bei ihnen, wo auch immer das war. Sie seufzte leise.

Anfangs war sie fertig gewesen mit den Nerven, hätte am liebsten herumgeschrien und geweint, aber dann war es der Kunoichi in ihr auch schon gelungen, wieder die Oberhand zu gewinnen. Von einem Moment auf den anderen war sie ganz ruhig geworden und in der Lage gewesen, nachzudenken.

Ihre Erinnerungen waren verschwommen und an manchen Stellen unscharf, was sie auf diesen seltsamen Traum zurückführte. Sie glaubte nämlich, dass es sich dabei um ein Genjutsu gehandelt hatte.

Sie wusste noch, dass sie und Fugaku zu Iruka gegangen waren, um mit ihm über Sasuke zu sprechen, aber alles, was danach kam, war wie ausgelöscht.

Sie fragte sich, wo er war, wie es ihm ging, denn er befand sich nicht bei ihnen. Hoffentlich hatte es ihn nicht in eine ähnliche Situation verschlagen.

Sie machte sich Sorgen um ihn.
 

Plötzlich konnte sie hören, wie Itachi sich neben ihr bewegte. Ihr Mann tat es ihm nach. Sie schienen aufzustehen.

Was war bloß los?

Sie konzentrierte sich auf ihre Sinne und da konnte sie es auch wahrnehmen.

Schritte.
 

Jemand kam auf sie zu!
 

Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sie glaubte, das Blut in ihren Ohren rauschen zu hören. Wer konnte das nur sein? Was wollte er von ihnen? War es derjenige, der sie hierher gebracht hatte?

Bei einem kurzen Seitenblick konnte sie sehen, wie Itachi – oder war es Fugaku? – seine Augen zusammenkniff. Ihre Sharingan leuchteten in der Dunkelheit, weswegen sie meinte, das erkennen zu können.
 

„Folgen sie mir bitte.“
 

Mikoto zuckte zusammen.

Eine Frau?

Ihre Stimme hallte an den Wänden wieder und drang von mehreren Richtungen an ihre Ohren.
 

„Wer sind sie und was wollen sie überhaupt von uns?!“
 

Sie konnte deutlich Wut in Fugakus Stimme vernehmen. Das verwunderte sie nicht weiter, doch war da ein Unterton, der sie dazu verleitete, ihre Augenbrauen zusammenzuziehen.

Konnte es tatsächlich sein, dass er, ihr Mann, ein Uchiha, Angst hatte?

Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter.
 


 

„Wer sind sie, verdammt!“
 

Sasuke knirschte mit den Zähnen, hatte die Hände zu Fäusten geballt.

Es machte ihn wahnsinnig!

Immer und immer wieder wurde er in anderer Leute Machenschaften hineingezogen. Er wurde benutzt, ausgetrickst und belogen von Menschen, die es ja angeblich nur gut mit ihm meinten und sich herausnahmen, sein Leben bestimmen zu wollen. Sie hatten kein Recht dazu! Und jetzt kam auch noch jemand, den er nicht einmal kannte, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen! Seine Iren flackerten zwischen Rot und Schwarz aufgrund des fehlenden Chakras und fixierten sein Gegenüber. Am liebsten würde er sie aufspießen mit seinem Chidori, diese Frau, die es tatsächlich wagte, gelassen und leicht schmunzelnd vor ihm zu stehen.
 

„Wer ich bin? Das ist es, was du zuerst von mir wissen willst?“
 

Sie wirkte tatsächlich amüsiert.
 

Es fehlte nicht mehr viel und Sasuke würde seine mühsam aufrecht erhaltene Selbstbeherrschung über Bord werfen und auf sie losgehen. Er brauchte keine Jutsus, um sie umzubringen.

Doch ehe er seine Gedanken wahrmachen konnte, nahm sie ihm mit einem einzigem Satz den Wind aus den Segeln.
 

„Willst du denn gar nicht wissen, wie es deiner Familie geht?“
 

Er erstarrte. Seine Augen wurden schwarz, das Zittern, das von seiner Wut herrührte, verebbte.

Wie war das?

Er brauchte einen Moment, um sich zu fangen.

Hatte er sich auch nicht verhört? Konnte es wirklich sein? Durfte es sein?

Unbewusst schüttelte er seinen Kopf.

Nein, das war gelogen, ein Trick, nichts weiter.

Aber hatte er dasselbe nicht schon vor gar nicht allzu langer Zeit gedacht?

Sein Herz schlug augenblicklich schneller.
 

„Komm mit. Ich bringe dich zu ihnen.“
 

Sein Kopf zuckte nach oben. Die Frau sah ihn an, diesmal ohne Schalk in ihren Augen.

Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging voraus.

Unschlüssig, ob er ihr trauen konnte, blieb er stehen.
 

Eigentlich konnte es doch nur eine Falle sein, oder? Was, wenn sie ihn in einen Hinterhalt locken wollte?

Doch da besann er sich. Wenn sie ihn töten wollte, dann wäre ein solcher Aufwand nicht nötig gewesen, so ungern er das auch zugab. Er war längere Zeit ohne Bewusstsein gewesen – eine Chance, wie man sie nur einmal bekam und diese Frau hatte sie verstreichen lassen. Sie brauchte ihn anscheinend lebend. Wofür auch immer.
 

Mit diesem Gedanken setzte auch er sich in Bewegung.

Träume

Die unterschiedlichsten Gedanken schossen durch seinen Kopf, verschwanden beinahe im selben Augenblick, rannen wie Sand durch seine Finger, lösten sich auf, ehe er sie genauer betrachten konnte.

Er war noch ganz durcheinander, als er sich langsam aufsetzte und seinen Blick schweifen ließ. Noch immer war er wie benebelt.

Alles schien in Grautöne zu zerfließen, düster und trist, und je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass der Ort, an dem er sich befand, über keine erkennbaren Strukturen verfügte. Verschwimmende Muster, deformierte Schemen flogen durch die Luft, waren nicht greifbar, surreal. Es war unnatürlich.

Entsetzlich langsam wurde ihm klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte.
 

Was … geht hier vor?“
 

Seine träge Zunge formte die Worte, entließ sie, ganz ohne sein Zutun.

Als hätte er nur darauf gewartet, erschien ein Schatten vor ihm, nur eine Armlänge entfernt.

Seltsam verschwommen bildete sich ein Gegenstand heraus, nahm langsam Gestalt an.
 

Ein Spiegel?
 

Und tatsächlich schwebe da eine Scheibe vor ihm, reflektierte sein Bild, warf es zurück. Mit hochgezogenen Augenbrauen erhob er sich und trat noch näher heran, bis er das Glas berühren konnte.

Doppelgänger und Original sich trafen, ohne jemals eines zu werden.
 

Plötzlich veränderte sich das Bild. Sein zweites Ich verschwand und machte etwas anderem Platz.

Ein Tisch wurde sichtbar.

Fasziniert besah er ihn genauer. Er war hölzern, Maserungen zierten ihn und er schien einfach, aber stabil gebaut.

Da bemerkte er einige Gegenstände auf ihm ruhen. Drei waren es.

Er musste die Augen zusammenkneifen, um sie näher identifizieren zu können.
 

Links lag ein deformiertes Knäuel. Verwundert erkannte er, dass es sich dabei um einen grünen Plüschdrachen handelte.

Die Knopfaugen schienen ihn anzustarren, der eigentlich freundlich grinsende Mund verzog sich zu einer grausig aussehenden Grimasse. Schnell wandte er den Blick ab.
 

Auf der rechten Seite befand sich ein Haargummi. Er hatte es trotz seiner geringen Größe sofort als solches erkennen können.

Es kam ihm bekannt vor, doch wollte ihm partout nicht einfallen, warum.
 

Nachdenklich sah er auf die Mitte des Tisches.

Ein Fächer.

Er war ein perfektes Abbild eben jenes Symbols, dass sich auf seinem Rücken befand. Die obere Hälfte strahlte in leuchtendem Rot, die untere in hellem Weiß, das ihn an Schnee erinnerte.

Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen.
 

„Entscheide dich!“
 

Erschrocken drehte er sich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Beunruhigt wandte er sich wieder dem Spiegel zu.

Entscheiden? Was meinte diese Stimme damit?

Er legte seine Hand erneut gegen die Scheibe und spürte die harte Schicht unter seinen Fingern.
 

Wie soll ich mich entscheiden, wenn ich sie nicht berühren kann?“

Flüsternd kamen die Worte über seine Lippen.
 

Er verstand nicht, was von ihm erwartet wurde.

Da tauchte sein Spiegelbild wieder auf.

Es trat näher in das Zentrum seines Blickfeldes und sah ihm ernst in die Augen.

Nach wenigen Sekunden wandte es sich ab und er bemerkte, wie der Tisch anfing zu schrumpfen.

Anfangs war er noch groß genug, um für alle drei Gegenstände Platz zu bieten, doch das änderte sich schnell.

Kurz bevor der erste von ihnen zu Boden fallen konnte, warf sein Abbild den Stoffdrachen von der Tischplatte und schob das Haargummi näher in die Mitte.

Er war fasziniert von dem Geschehen, konnte den Blick nicht abwenden.

Immer kleiner und kleiner wurde der Tisch, so klein, dass erneut einer der Gegenstände weichen musste.
 

Das Haargummi.
 

Seine Nase berührte nun schon das Glas, so nahe war er herangetreten. Noch immer schrumpfte das Möbelstück.

Würde der Fächer auch noch fallen?

Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Nein! Das durfte er nicht!

Immer fester und fester drückte er sich gegen die Scheibe.
 

Er durfte einfach nicht fallen!
 

Es klirrte.

Der Spiegel war zerbrochen.
 


 

Sein Herz schlug schnell. Es raste, pumpte das Blut, ließ es in seinen Ohren rauschen, so laut, dass er sich einbildete, nicht einmal seine eigenen Gedanken hören zu können.

Doch er konnte sie hören.

Sie drehten sich immer und immer wieder um dieselbe Frage, verharrten an jenem bestimmten Fixpunkt, rotierten um ihn und machten es ihm unmöglich, etwas anderes wahrzunehmen.

Allerdings hielten sie nicht nur diese eine Frage davon ab, in den unendlichen Tiefen des Vergessens zu verschwinden, sie hielten auch die möglichen Lösungsansätze ab, eine mögliche Antwort.

Er war nicht imstande zu überlegen, zu analysieren und somit auch unfähig, mit dieser Situation umzugehen.

Alles was ihm blieb, war ein Gefühl, nicht viel mehr als eine Ahnung.

Sein gesamtes Sein klammerte sich an sie und er spürte eine Empfindung in sich, die er eigentlich schon lange aus seinem Inneren verbannt zu haben glaubte, diesen Hauch, gehüllt in strahlendes Weiß, so flüchtig und doch so leuchtend, dass niemand, und dabei schloss er sich selbst mit ein, sich seinem Licht entziehen konnte.

Dieses Etwas, das sich Hoffnung nannte.
 

Normalerweise erlaubte er sich nicht, an dieser Banalität festzuhalten, die sich schlussendlich doch nur als ein Trugbild erweisen würde, eine Täuschung, eine Illusion.

Sasuke war angespannt wie schon lange nicht mehr.

Allein die Vorstellung, was in nur wenigen Momenten passieren könnte, machte es ihm unmöglich, seine sonstige Beherrschung aufrechtzuerhalten.

Natürlich wusste er, dass er keinen Grund hatte, dieser Frau, die da einige Schritte vor ihm ging, beinahe schon stolzierte, zu vertrauen.

Das tat er auch nicht. Nicht einmal ansatzweise.
 

Er starrte sie an, ohne sie wirklich wahrzunehmen.

Ihre Haare verdeckten es, das Symbol auf ihrem Kimono, doch wusste er, dass es da war.

Er hatte einen kurzen Blick darauf erhaschen können, als sie ihn einen Moment lang angesehen hatte, noch während sie kehrtgemacht und vorausgegangen war, kurz nachdem sie seine Welt aus den Fugen gehoben hatte.
 

Komm mit. Ich bringe dich zu ihnen.
 

Es gab Schlimmeres als den Tod, das wusste er.

Doch andererseits, was hatte er noch groß zu verlieren?
 

„Wir werden hier warten.“
 

Sie drehte sich in seine Richtung und musterte ihn für einen kurzen Augenblick.

Er wusste nicht, was sie erwartete zu sehen, doch bemerkte er, wie sich ihre Mundwinkel ein wenig hoben. Es war nur minimal, kaum noch erkennbar. Unter anderen Umständen hätte er es für Höhne gehalten.

Es interessierte ihn nicht wirklich, allerdings hatte er das Gefühl, dass es wichtig wäre, diese Frau zu verstehen und ihre Reaktion, so klein sie auch sein mochte, richtig zu deuten. Normalerweise verließ er sich nicht auf eine solche Ahnung. In Kämpfen, da hörte er auf seinen Instinkt. Im Alltag hörte er auf seinen Verstand.

Doch das hier fühlte sich anders an.

Die Regung im Gesicht dieser Frau, sie war kein Zeichen der Abneigung oder der Schadenfreude.

Konnte es sein, dass sie glücklich war?
 

Er ließ seinen Blick ein wenig schweifen.

Nach wie vor waren sie von Fels umgeben, doch unterschied er sich von dem, der ihn bis vor kurzem noch eingeschlossen hatte. Auch verfügte er nun wieder über das ihm gewohnte Maß an Chakra.

Diese Erkenntnis drang nur sehr langsam zu ihm durch, auch kümmerte es ihn nicht weiter.

Er nahm es einfach so hin, genauso wie die Tatsache, dass sie nun schon seit einigen Minuten hier standen, mitten im nirgendwo.

Diese eine Frage hielt ihn immer noch fest im Griff und das würde sich so bald auch nicht ändern.
 

Willst du denn gar nicht wissen, wie es deiner Familie geht?
 

Dieser Satz, diese Zeitform. Sie hatte nicht „ging“ gesagt. Sie hatte es auch nicht auf eine andere Art und Weise formuliert, die vielleicht einige Aspekte im Unklaren gelassen hätte.

Sie hatte es so gesagt, dass keine Zweifel in ihm aufkommen konnten.
 

Es war eine Tatsache und sie beide wussten es.
 

Seine Mutter, sein Vater, … Itachi. 

Sie waren am Leben und er würde alles dafür tun, damit das auch so bleibt.   

Licht

Es klirrte, es brach. Der Spiegel zerfiel, die einzelnen Teile, die Bruchstücke fielen mit lautem Getöse. Schmerz schoss durch seinen Arm, das Blut rann heiß hinab, tränkte den Ärmel seines Haoris, seiner Komonojacke, und doch lächelte er selig.

Seine von den Splittern zerschnittene Hand hielt ihn fest umklammert, den Fächer, den er zu retten versucht hatte.

Vorsichtig, um ihn nicht noch mehr zu beschädigen, entfaltete er ihn und begutachtete ihn beinahe schon liebevoll von allen Seiten.

Er schien noch in Ordnung zu sein, wenn man von dem Blut absah, dass ihn dunkel färbte.

Seltsamerweise machte ihm das nichts aus.
 

„Du hast entschieden!“
 

Es war dieselbe Stimme wie zuvor, doch kümmerte er sich nicht weiter darum. Alles was zählte, war, dass er das Clansymbol hatte retten können. Er fühlte unsagbare Erleichterung, jetzt wo er es in Sicherheit wusste.

Doch da spürte er plötzlich etwas Feuchtes an seinen Füßen.

Verwirrt blickte er noch unten und sah eine immer größer werdende Lache aus Blut.

Ein Schluchzen drang an seine Ohren.
 

Sasuke?
 

Als er erkannte, realisierte, was soeben geschehen war, weiteten seine Augen sich in Entsetzen.

Der Fächer rutschte aus seinen zitternden Fingern. Er konnte sich nicht rühren, war wie festgenagelt.

Mikoto lag vor ihm auf dem Boden, ein klaffendes Loch in ihrer Brust.

Sasuke kniete weinend neben ihr, in ihrem Blut, starrte vor Dreck und rüttelte immer und immer wieder an ihren Schultern, versuchte sie aufzuwecken, während Itachi den Kopf in ihrer Halsbeuge vergraben hatte. Er war genauso schmutzig wie sein Bruder. Die eine Hand hatte er in Mikotos Haare gekrallt, mit der anderen hielt er sich an Sasuke fest.

Kein Laut kam von ihm.
 

Wie ein Schlag traf ihn die Erkenntnis.

Das Haargummi hatte Mikoto Itachi vor einigen Jahren geschenkt, als sie meinte, seine langen Haare würden ihn behindern.

Das Kuscheltier war eine Überraschung für Sasuke zu seinem vierten Geburtstag gewesen. Er hatte sich so sehr gefreut und den Drachen gehütet wie einen Schatz. Niemand, nicht einmal sein Bruder, durfte ihn auch nur anfassen.

Und am wichtigsten: Das Blut an seinem Arm war gar nicht sein eigenes.
 

Tränen rannen Fugakus Wangen hinab, als er langsam auf die Knie sank.

Was hatte er nur getan?

Er war es nicht wert, ein Ehemann, ein Vater zu sein.

Er war nicht mehr als ein Monster.
 

„Es tut mir leid.“
 


 

Langsam wurde sie nervös.

Es war nicht so, dass sie etwas zu befürchten gehabt hätte, zumindest nicht in nächster Zukunft.

Eigentlich gab es keinen Grund zur Beunruhigung und doch war ihr einfach nicht wohl bei dieser Sache. Denn auch, wenn kein akuter Grund vorlag, so wusste sie, wie viel nun auf dem Spiel stand. Sie kamen nun an einen Punkt, der zu bedeutend war, zu essentiell, als dass sie nicht nervös sein konnte.

Ihren Bushin hatte sie vorgeschickt, vorsichtshalber, um die übrigen Uchiha zu holen. Es wurde Zeit, dass sie aufeinandertrafen.

Unbemerkt biss sie sich auf die Unterlippe. Warum dauerte das nur so lange?

Sie hatte schon geahnt, dass es alles andere als einfach sein würde, ihre Gäste von ihren Absichten zu überzeugen, außerdem mussten erst einige Dinge geklärt werden, ehe sie den finalen Schritt würde beginnen können und doch war nun bereits deutlich zu viel Zeit verstrichen.
 

Die heiße Phase stand kurz bevor.

Es war ihr, als könnte sie das Feuer schon sehen, seinen rauchigen Geschmack bereits auf der Zunge schmecken und das Knacken der Holzscheite vernehmen, während sich das flammende Rot näher und näher heranschlich und alles verschlang, was es zu fassen bekam. Nicht mehr lange und sie würde ihrem heißen Feind zum Opfer fallen.

Die Zeit drängte.
 

Wie lange standen sie hier schon?

Genau wusste sie es nicht, aber es musste bereits eine gute halbe Stunde gewesen sein.

Sasuke stellte keine Fragen, wartete, harrte aus und warf ihr gelegentlich einen Blick zu, durchleuchtete sie förmlich. Es schien, als würde er wieder Herr über sein Innerstes geworden sein.
 

Gerne würde sie wissen, was ihm durch den Kopf ging.
 


 

„Jetzt reden sie schon! Wer sind sie und was wollen sie von uns?!“
 

Nur mühsam konnte Fugaku das Zittern seiner Stimmbänder unterdrücken.

Diese Frau, er kannte sie.

Nein, ihre Stimme war es, die er kannte. Er hatte sie wiedererkannt und das machte ihm Angst.

Er war niemand, den man schnell beeindrucken konnte oder der ohne guten Grund die Nerven verlor, doch diesmal konnte er gar nicht anders, als eben das zu tun.

Dieser Traum, dieses Genjutsu, hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworden und das gerade deshalb, weil es ihn nicht mit albtraumhaften Bildern und unterdrücken Ängsten konfrontiert hatte. Nein, dieses Jutsu hatte ihn tiefer getroffen als alles, was er sich auch nur hätte vorstellen könnte.

Und das schlimmste daran: Es war keine Einbildung gewesen, sondern die Realität, die Wirklichkeit.

Es war metaphorisch gewesen, ja, aber der Sinn dahinter, die unumstößlich klare Aussage darin, hatte ihm klargemacht, was für ein Mensch er eigentlich war.

Diese Stimme hatte es ihm klargemacht.

Und jetzt war sie wieder da. Nun musste er ihr im wahren Leben Frage und Antwort stehen und hoffen, dass er dabei nicht den Verstand verlieren würde.

Der Clan war ihm schon immer wichtig gewesen, doch nichts und zwar wirklich nichts stand über seiner Familie.

Er liebte jeden einzelnen von ihnen und würde für jeden von ihnen sein Leben geben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Er brauchte sie einfach. Ohne sie wollte er nicht mehr leben.
 

„Ich will euch helfen.“
 

Es lag eine gewisse Endgültigkeit in ihrer Stimme, die er sich einfach nicht erklären konnte.

Was machte sie so sicher, dass sie das schaffen könnte und vor allem: Wobei wollte sie ihnen überhaupt helfen?

Was nahm diese Frau sich heraus, in ihr Leben einzugreifen?

Auch war ihm nicht entgangen, dass sie keine seiner Fragen beantwortet hatte.
 

Rot blitze auf. Zwei Iren, leuchtend, strahlten ihnen aus der Dunkelheit entgegen. Zum ersten Mal in seinem Leben erinnerte Fugaku die Farbe an Blut.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Itachi die Augen verengte. Er war misstrauisch. Ganz sein Sohn.
 

„Woher sollen wir wissen, dass das stimmt?“, fragte er dann gespielt ruhig.

Eine Lüge. Glatt und glitschig.

Hoffentlich rutschte er nicht aus.
 

Mikoto trat näher an ihn heran und klammerte sich an seinen Arm. Sie hatte Angst, das spürte er, doch wusste er auch, dass sie es nicht ihretwegen tat.

Sie wollte ihn stützen. Sie kannte ihn einfach zu gut.
 

„Das könnt ihr nicht“, meinte ihr Gegenüber dann weiter, „Doch gibt es jemanden, der es weiß oder zumindest ahnt.“
 

Er glaubte, Nervosität in ihrer Stimme zu erkennen.

War sie unsicher? Glaubte sie selbst nicht an das, was sie sagte?

Er konnte sie schlucken hören und spürte, wie Mikoto sich näher an ihn presste.

Itachi wartete ab, mit einer Ruhe, um die Fugaku ihn nur beneiden konnte.
 

Die Sharingan der Frau strahlten nun, von einem Moment auf den anderen, eine unsagbar starke Entschlossenheit aus. Er erahnte wie sie ihre Schultern straffte, ehe sie etwas sagte, das ihn noch mehr verängstige, als ihre Stimme es jemals gekonnte hätte.

Dieser Satz ließ sein Herz für einen Schlag aussetzen. Mikoto zuckte zusammen als sie ihn hörte, krallte ihre Finger so fest in seine Haut, dass es wehtat, während Itachi sich so stark anspannte, dass er zu zittern begann.
 

Sasuke wartet schon auf euch.“
 

Dann drehte sie sich um.

Erneut hallte das Geräusch ihrer Schritte von den Wänden wieder, als sie einen Fuß vor den anderen setzte.

Das Uchiha-Symbol prangte auf ihrem Rücken und bestätigte, was ihre Augen ihnen schon gezeigt hatten.
 

Ohne ein Wort war ihre Entscheidung gefallen und so folgten sie dieser Frau, hinein in eine Welt, die nicht länger die ihrige war.

Zeit

Sie hätte jeden, absolut jeden, in diese Situation mit hineinziehen können, in dieses Fragezeichen in seinem Kopf, jeden anderen, und er hätte es hingenommen. Er hätte es akzeptiert, sich dieser Herausforderung gestellt.

Natürlich hätte es Itachi auch dann nicht gefallen, entführt zu werden, gemeinsam mit seinen Eltern, doch bestimmt gab es Gründe, die das Tun dieser Frau rechtfertigen mussten. Ansonsten hätte sie sich die Mühe, sie hier zu versammeln, gar nicht erst zu machen brauchen.

Sie hatte ihn während einer Mission aufgespürt, was bei weitem kein leichtes Unterfangen gewesen sein konnte, erst recht nicht, da niemand außer dem Hokage, seinen Eltern und ihm selbst wusste, wo genau er gewesen war.
 

Aber Sasuke hatte ihr nichts getan.

Er konnte ihr gar nichts getan haben!
 

Er war doch noch ein Kind!
 

Was fiel ihr eigentlich ein, seinen Bruder in diese Angelegenheit mit hineinzuziehen?!

Itachi musste die Zähne zusammenbeißen, um die Frau vor ihm nicht anzuschreien. Er stierte sie an und hoffte, dass sie die Wut, die er für sie empfand, spüren konnte. Seine Eltern waren dicht hinter ihm.

Mikoto wirkte fassungslos. Wahrscheinlich hatte sie wie er darauf gehofft, Sasuke wäre in Sicherheit und hätte nichts zu befürchten.

So naiv diese Vorstellung auch gewesen sein mag, etwas anderes hatten sie beide gar nicht in Erwägung ziehen wollen.

Doch gab es da diesen Teil in Itachi, der realistisch genug geblieben war, um es besser zu wissen.

Es gab keinen Grund, dieser Frau zu vertrauen und ihr, bei was auch immer, zu helfen. Keinen Grund außer Sasuke oder wohl vielmehr seinem Leben.

Er war das perfekte Druckmittel, ihrer aller Schwäche.

Sie liebten ihn und das nutze man nun aus. Eine dreckige und billige Taktik, aber gerade deshalb so wirkungsvoll.

Er wusste genau, dass man Sasuke lebend brauchte, weswegen er zumindest ein wenig beruhigt war. Vielleicht würde er einige kleinere Verletzungen haben, schlimmstenfalls Knochenbrüche, aber alles, was darüber hinausging, wäre mehr als nur kontraproduktiv für das, was hier noch passieren würde.

Was auch immer das sein sollte.

Nun hieß es wachsam sein. Damit konnten sie ihm am besten helfen.
 

Halte durch, Sasuke.
 

Itachi beäugte ihre Umgebung schon seitdem sie die Dunkelheit ihrer Zelle verlassen hatten und versuchte, das Wandgestein zuzuordnen. Allein die Farbe reichte oftmals schon aus, um sich ein ungefähres Bild über die Beschaffenheit des Bodens zu machen und somit auch über die Vegetation, die im Umkreis heimisch war.

Leider kannte er sich darin aber nur bedingt aus und außerdem war es in diesem Fall nicht eindeutig erkenntlich, sodass er nicht wagte, sich vorschnell auf etwas zu versteifen. Somit konnte er bedauerlicherweise auch nicht rückschließen, in welchem Land sie sich derzeit aufhielten.

Itachi wusste nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen waren.

Vielleicht befanden sie sogar schon am anderen Ende der fünf großen Ninjareiche.
 

„Wo sind wir hier?“, fragte er in die Stille hinein.
 

Sie benötigten möglichst viele Informationen, sowohl über ihren Aufenthaltsort als auch über ihre Entführer.

Es war sehr unwahrscheinlich, dass man ihnen auch nur Kleinigkeiten verraten würde, aber mit jedem Satz, den sie jetzt miteinander sprachen, stieg ihre Möglichkeit auf eine erfolgreiche Flucht.

Entgegen seiner Erwartungen fiel die Antwort jedoch sehr präzise aus.
 

„In einem Unterschlupf Orochimarus.“
 

Sie drehte sich nicht um, ging einfach weiter, als sie diese Bombe platzen ließ.

Itachi schaffte es gerade noch, die Überraschung aus seinen Zügen zu verbannen. Hatte er das eben richtig verstanden?

Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit.
 

„Dieser Teil wurde bereits vor vielen Jahren aufgegeben. Ich habe ihn durch Zufall entdeckt“, fuhr die Frau fort.
 

Sie schien keinerlei Bedenken dabei zu haben, ihnen das anzuvertrauen. Verständlich, immerhin waren diese Verstecke so ziemlich überall und das war Itachi in diesem Moment nur zu gut bewusst.

Diese Information half ihnen nur bedingt weiter und verkomplizierte die Situation sogar noch. Es mussten zahlreiche Fallen versteckt sein, die sie bei einer Flucht behindern würden.

War das eine Warnung? Ahnte sie, womit er mit seiner Frage hinaus gewollt hatte?
 


 

Die Frau führte sie noch eine ganze Weile lang durch diese höhlenartigen Gänge.

Alle paar Meter waren Fackeln an den Wänden angebracht und erhellten ihren Weg. Wasser tropfte, Schatten und Licht wechselten tanzend ihre Plätze und das Geräusch ihrer Schritte brach sich an dem Stein, hallte an ihre Ohren und verdrängte die Lautlosigkeit aus ihren Köpfen.

Jeder war für sich in Gedanken versunken.

Manche mochten ihre Sorgen teilen, doch hatten sie auch Ängste, die nur für sie selbst bestimmt waren.

Irgendwie war wohl jedem von ihnen klar, dass bald schon nichts mehr so sein würde, wie es einst gewesen war.

Woher diese Erkenntnis kam, wusste keiner von ihnen.

Vielleicht war es die Situation, die es ihnen glauben machen wollte, vielleicht war es etwas, das nicht auf Tatsachen beruhte und sich einzig und allein auf Ahnungen stützte, auf Visionen, die jedem Mensch von Zeit zu Zeit im Traum begegnen.

Aber letztendlich ist das auch gar nicht wichtig.
 

Irgendwann kamen sie an ihr Ziel.

Es war kein Ziel im eigentlichen Sinne, keine Linie, die es zu übertreten galt, auch kein Kreuz, das die richtige Stelle markierte.

Der Ort war nicht anders als andere auch, hatte nichts Besonderes an sich und doch sollte er allen Beteiligten auf ewig in Erinnerung bleiben – im Guten wie im Schlechten.
 


 

Ein Bushin löste sich auf, Rauch waberte für einen Augenblick über dem Geschehen und verdeckte, was niemand so recht glauben wollte.

Sie hatten einander bereits aus der Entfernung gesehen und doch konnte das nicht die Wirkung des Moments schmälern oder gar zunichtemachen. Eigentlich war sogar das Gegenteil der Fall.

Mit jedem Meter, den der Weg länger zu werden schien, mit jedem Schritt, jedem Atemzug wurde ihnen eine Tatsache mehr und mehr bewusst.

Was genau hier vor sich ging, konnte niemand in Worte fassen, doch tief in ihren Herzen, da spürten sie, dass es Wahrheit war, dass kein Genjutsu, kein Traum hinter alledem steckte. Ganz tief drinnen, da wussten sie, dass der junge Mann, der ihnen mittlerweile gegenüberstand, Sasuke war und Sasuke wusste, dass er diesmal nicht belogen worden war – so unfassbar das auch schien.

Sie sahen sich an, die Augen weit aufgerissen, die Münder geöffnet.

Die Vertrautheit zwischen ihnen hatte sich nicht verflüchtigt, über all die Jahre nicht. Sie war immer noch da.

Sie hatten Probleme gehabt, Neid war zwischen ihnen gestanden, Geheimnisse, die es nun galt, voreinander offenzulegen.
 

Sie würden erst wieder lernen müssen, was es heißt, eine Familie zu sein.
 


 

Zeit ist ein seltsames Konstrukt.

Sie macht keine Kompromisse, ist herzlos und kalt. Sie kennt kein Erbarmen.

Der Sekundenzeiger kriecht, fliegt voran, die Sandkörner rieseln durch das Stundenglas, unaufhaltsam, stetig und sie werden diese Tätigkeit auch bis in alle Ewigkeit weiter fortführen.

Der Mensch weiß das.

Er hat es schon immer gewusst.

Und doch standen sich in diesem Moment Vergangenheit und Gegenwart gegenüber, veränderten die Zukunft, ließen sie zerbersten mit aller Härte, die sie aufbringen konnten – einzig und allein dadurch, dass sie einander trafen – und ließen eine neue, vielleicht sogar bessere, entstehen.

Entgegen aller Normen und Gesetze schien es, als hätte die Zeit eine Ausnahme gemacht, hätte Mitleid empfunden und zum ersten Mal in ihrem langen, ewigen Leben Milde walten lassen.
 

Eine einzelne Träne löste sich, ein großer Schritt wurde nach vorne gemacht.
 

Das Wasser tropfte, die Menschen atmeten.

Ansonsten war es still.

In die richtige Richtung

Noch nie war es ihm so schwergefallen, stillzusitzen. Viel lieber wäre er gerannt oder hätte sich anderwärtig verausgabt, doch das stand nun wirklich nicht zur Debatte. Außerdem schlug sein Herz bereits so schnell, dass man meinen könnte, er würde soeben einen Marathon absolvieren.

Wenn er es recht bedachte, wusste er auch nicht, mit welcher Begründung er hätte aufstehen sollen oder was er dann tun würde, weshalb es vielleicht sogar ganz gut war, dass er eine Beschäftigung hatte – auch wenn diese vorerst nur darin bestand, die Füße still zu halten.

Sasukes Hände waren in seinem Schoß zusammengefaltet, die Ellbogen ruhten auf seinen Oberschenkeln. Er war sich unschlüssig darüber, was nun passieren würde.
 

Die Unbekannte hatte sich nach wenigen Sekunden in Richtung Wand gedreht und einige Fingerzeichen geformt, woraufhin sich eine Öffnung aufgetan hatte.

In ihrem Inneren war es überraschend modern eingerichtet, sodass er sich nun auf einem hölzernen Stuhl wiederfand, der, so ungern er das auch zugeben musste, außerordentlich bequem war.
 

Er starrte auf die weiße Tischplatte vor ihm. Sie zeigte noch keine wirklichen Gebrauchserscheinungen.

Vermutlich wurden hier nicht sonderlich oft „Gäste“ empfangen.

Er hob seinen Blick kein einziges Mal, sondern klebte förmlich an dem einen kleinen Kratzer, der den Gegenstand verunstaltete.

Das war ihm tausendmal lieber, als die Blicke seiner Familie zu erwidern. So brauchte er nicht zu sehen, wie sie ihn musterten und jeden seiner Züge regelrecht in sich aufsaugten.

Es war ihm unangenehm, verständlicherweise, und doch konnte er sich nicht so recht darüber aufregen.

Alle drei saßen sie ihm gegenüber – ihre Stühle waren ebenso wie seiner mit einem äußerst weichen Kissen bestückt – und hatten keinen Mux von sich gegeben.

Auch er war stumm geblieben, aber nur, weil er nicht wusste, was er zuerst hätte sagen sollen. Es gab zu vieles, das er sie fragen wollte, zu viele Vorwürfe, aber auch Entschuldigungen, die ihm auf der Seele brannten.

Auch wagte er es nicht, sie anzusehen, aus Angst vor dem Ausdruck in ihren Augen.

Es war ihm unheimlich, diese Verwirrung im Blick seines Vaters zu erkennen und diese Unverständnis, die er bisher nicht mit seinem Bruder hatte verwinden können oder wollen.

Aber am schlimmsten traf ihn wohl der Ausdruck in den Iren seiner Mutter. Was er da sah, waren ihre blanken Nerven, bis aufs Äußerste gespannt. Außerdem zitterte sie, was ihr selbst aber nicht richtig klar zu sein schien.

In diesem Moment verfluchte er sich und seinen Stolz dafür, dass er zu viel Schiss davor hatte, seinen Hintern hoch zu kriegen und sie in den Arm zu nehmen.

Er ballte die Hände zu Fäusten.
 

Es gab so vieles, das er nicht verstand.

Wie kamen sie hier her? Warum waren sie nicht, so wie er, gealtert? Und was hatte diese Frau damit zu tun?

In eben diesem Moment sah er aus dem Augenwinkel, wie sie erneut durch die Öffnung des Raumes trat.

Er war verwirrt. Wann war sie denn nach draußen gegangen?

Er musste sich wieder auf das Geschehen konzentrieren. Es würde niemandem helfen, wenn er sich zu sehr von seinen Gefühlen verwirren ließ.

Mit zusammengezogenen Augenbrauen hob er seinen Blick und richtete ihn direkt auf die Unbekannte. Sie trug eine Schüssel, die sie, kaum dass sie die Distanz überwunden hatte, auch schon vor ihm abstellte.

Unverständnis gepaart mit einer gewaltigen Ladung Wut rollte über ihn hinweg.

Das konnte doch nur ein Scherz sein, oder?
 

„Suppe?“
 

Er hatte größte Mühe, zumindest halbwegs ruhig zu bleiben.

Was sollte er denn damit!? Was er wollte, waren Antworten, Erklärungen und das erste, was sie tat, war ihm eine Suppe zu bringen!?

Schon war er auf den Beinen und ließ seine Hände auf den Tisch niedersausen. Die Schüssel schwankte bedrohlich, kam jedoch schnell wieder zum stehen.

Aus roten Augen funkelte Sasuke die Frau an.
 

„Du warst über eine Woche in der Höhle eingesperrt“, kam es leise von seinem Gegenüber.

Sie blieb ganz ruhig und verzog keine Mine, so, als gäbe es nichts weiter zu sagen.
 

Zitternd vor Wut ließ Sasuke sich wieder auf seinen Stuhl fallen.

Er musste sich zusammenreißen, wenn er Antworten haben wollte. Tot würde sie ihm diese schließlich nicht mehr geben können.
 

„Was soll der Scheiß?“
 

Seine Stimme hatte einen tiefen Klang angenommen, zeugte davon, wie kurz er davor stand, seine Selbstbeherrschung über Bord zu werfen.

Ihm war klar, dass sie wusste, dass er damit nicht bloß die Suppe meinte.
 

Kein Laut war zu hören. Es war, als hätten alle Beteiligten die Luft angehalten.

Sie warteten darauf, dass sich nun alles aufklären würde und darauf, dass ihnen eröffnet würde, was sie zu Spielfiguren in diesem Plan machte. Die Spannung war beinahe schon greifbar.
 

Einen kurzen Moment sah die Frau ihn an. Ihre Sharingan waren nicht aktiviert, weswegen dunkles Schwarz, umrahmt von dichten Wimpern, in seine Augen blickte.

Sasukes Ungeduld verschwand, als er den Wirbelsturm von Emotionen in ihnen erkannte.

Da ahnte er, weswegen sie hierher geholt worden waren und was der Auslöser dafür war, der Grund.

Er selbst kannte diese Gefühle und er hasste sie.

Er hasste sie aus tiefstem Herzen und das schon, seit er ein kleiner Junge gewesen war. Genauer gesagt, seit er damals alles verloren hatte, was ihm lieb und teuer gewesen war.

Eigentlich brauchte er ihre Erklärung gar nicht mehr zu hören.

Die Geschichte der Frau kannte er freilich nicht, aber ihr Blick war seinem ähnlich. Früher hatte in seinen Augen derselbe Ausdruck gestanden und deshalb glaubte er, sie zu verstehen.

Er empfand keine Sympathie, wohl eher das Gegenteil, aber er konnte sie nicht länger für ihre Taten verurteilen.

Wenn er ehrlich war, hatte er das auch nie getan.

Er hatte es nicht verstanden, aber das musste noch lange nicht bedeuten, dass es falsch war.

Warum sollte ihm nie etwas Gutes widerfahren dürfen? Warum sollte er nicht auch einmal Glück haben, ohne es gleich hinterfragen zu müssen?

Noch immer war er skeptisch, was die sonderbare Auferstehung seiner Familie anbelangte, aber er wollte nicht länger zweifeln. Es ging ihm an die Substanz und er merkte, dass er ausgebrannt war.

Er war müde geworden.

Irgendwie hatte er es leid, dieses ständige Wütend-sein, und seine Rache hatte ihn auch nicht glücklich gemacht.
 

In diesem Moment kam es ihm vor, als würde etwas in ihm zerbrechen.

Wahrscheinlich würde er nie glücklich sein. Selbst, wenn er alles und jeden gerächt hatte, wenn nichts mehr da war, würde er seinen Seelenfrieden nicht finden können.
 

Innerhalb weniger Sekunden war ihm das klargeworden. Es hatte gereicht, die Hilflosigkeit und Verzweiflung in den Augen eines anderen zu sehen, diese Gefühle, die auch er so viele Jahre lang empfunden hatte und zum Teil immer noch empfand.

Eigentlich wollte er wütend sein, weil diese Frau nicht seinen Weg gegangen war. Aber jetzt sah er einen anderen.

Sie hatte sich Hilfe gesucht, war nicht verrückt geworden und hatte, und das sah er ganz deutlich, noch nie jemanden der Rache wegen umgebracht.

Er war noch nicht bereit, ihre Methode anzuerkennen oder gar als Alternative in Betracht zu ziehen, aber er wollte sehen, wie weit sie damit kam. Er war neugierig und den Ausdruck in ihren Augen würde er weiter verfolgen und dann, wenn er eine Veränderung entdeckt hätte, würde er sich seine Meinung bilden.

Er würde mitspielen, aber nur so lange, wie er einen Nutzen darin sah.
 

Alles andere interessierte ihn nicht.
 


 

Die Frau setzte sich zu ihnen an den Tisch und blickte in die Runde.

Anfangs kamen ihre Worte stockend und waren wohlüberlegt, doch je mehr sie sprach, desto mehr wurde sie mitgerissen.

Ihre Geschichte sprudelte regelrecht aus ihre heraus und mit jeder Sekunde die verging, erkannte Sasuke, wie ähnlich ihre Vergangenheit der seinen wirklich gewesen war.

Familie

Platsch!
 

Eigentlich war es ein wunderschöner Tag.

Draußen sangen die Vögel, eine laue Brise streichelte das Angesicht der Erde und die langsam aufgehende Sonne sandte ihre wärmenden Strahlen aus, vertrieb die Dunkelheit und beschenkte uns mit einem weiteren Morgen.
 

Nun, zumindest wäre er schön gewesen, wenn nicht gerade ein Eimer, gefüllt mit widerlich kaltem Wasser, über ihrem Kopf entleert worden wäre.
 

Mit einem Aufschrei fuhr sie ruckartig aus dem Schlaf auf, hatte ihr Kuscheltier, das sie beim Schlafen stets umklammert hielt, empor geworfen.

Äußerst unelegant stolperte sie aus dem Bett, wobei sie sich in ihrer Decke verhedderte und kreischend zu Boden fiel.

Nachdem sie sich mühsamst befreit hatte, rieb sie sich stöhnend den Hinterkopf, der bei dieser Aktion übelst in Mitleidenschaft gezogen worden war.
 

Vielleicht würde sie sogar eine Beule kriegen!
 

Der Übeltäter schien daran jedoch keine Gedanken zu verschwenden.

Schallendes Gelächter drang an ihre Ohren.
 

„Nii-chan! Was soll das?!“, empörte sie sich daher.
 

Besagter Bruder stand ihr gegenüber, den Eimer wie einen Pokal in Händen haltend, und sah schelmisch grinsend auf sie hinab.

Er ließ sich von seiner schmollenden Schwester, die soeben den Teppich volltropfte, nicht den Spaß verderben, zeigte jedoch ein wenig Mitleid und reichte ihr hilfreich die Hand.

Jene ergriff sie nach kurzem Zögern sogar, sehr zu seinem Überraschen, und ließ sich auf die Beine ziehen.
 

„Warum machst du so was?!“, fragte sie erneut, diesmal mit mehr Nachdruck in ihrer Stimme.
 

Ihr Bruder schüttelte bloß lächelnd den Kopf.

„Willst du etwa schon am ersten Schultag zu spät kommen?“
 

Kaum hatte er den Satz vollendet, war Yuna auch schon zur Tür hinaus.
 


 

Sie lief. Sie lief über die Wiese, über Blumen.

Über blaue, gelbe, rote, große und kleine, schöne und weniger schöne.

Es roch gut.

Es hatte immer gut gerochen, das wusste sie noch.

Sie war immer fröhlich gewesen, war jauchzend durch die hohen Gräser gehechtet, den Duft der Blüten inhalierend.

Warm war es gewesen, ein schöner Sommertag.
 

Aber heute nicht.

Heute rannte sie um ihr Leben.
 

Es schien keine Sonne.

Es war dunkel, tiefste Nacht, finster.

Sie lachte auch nicht, weinte, sah sich um, hektisch, mit weit aufgerissenen Augen.
 

Wo ist er?
 

Sie wollte schreien, aber das traute sie sich nicht.
 

Wird er mich hören?

Natürlich wird er das.
 

Wird er mich finden?
 

Sie sprang über eine Wurzel, kam stolpernd zum Stehen.

War sie etwa schon im Wald?
 

Eine dumme Frage.
 

Hoch ragten die Bäume über ihr empor.

Die Blätter raschelten seltsam laut. Heftiger Wind kam auf.
 

Sie werden mich verraten, dachte sie sich.
 

Früher hatte sie hier Zuflucht gesucht, damals, an diesen schönen Sommertagen.
 

Weißt du noch, Nii-san?
 

Sie sah alles scharf, konnte durch die Schwärze hindurchsehen.

Hatte sie da etwas Rotes leuchten sehen?
 

Ihre kurzen Beine trieben sie weiter, ihre Lunge forderte nach mehr Sauerstoff.

Sie atmete heftiger. Ein und Aus. Ein und Aus.
 

Wohin soll ich laufen?
 

Ihre Schritte waren so laut. Das Laub am Boden, es knirschte und knackte.
 

Verräter, dachte sie sich.

Ihr Herz, flatternd wie ein Vogel, pumpte das Blut mit bahnbrechender Geschwindigkeit.
 

Wohin soll ich laufen?!
 

Sie verfiel in Panik.

Kein Vor, kein Zurück. Stillstand.

Ein Zischen?

Im letzten Moment brachte sie sich mit einem waghalsigen Sprung vor dem Kunai in Sicherheit.

Schmerzhaft landete sie am Boden, hatte versäumt, sich abzurollen.

Keuchend kam sie wieder auf die Beine, knickte ein.

Das war's dann wohl.
 

Warum?!
 

Da war er.

Er kam hervor zwischen den Bäumen, sah auf sie hinab, keine Emotion stand in seinem sonst so fröhlichen Gesicht.
 

„Warum? Nii-san?“, fragte sie, diesmal laut.

Aber er antwortete nicht.
 

Rot traf auf Rot.

Sie glaubte, es wäre Schwarz, wusste nicht, was mit ihr vor sich gegangen war.

Sie schluckte trocken, zitterte.

Die Augen ihres Bruders veränderten sich. Langsam rotierten sie, nahmen eine andere Gestalt an.
 

Was ist das?

Ein schwarzes Muster, filigran, fast schon elegant.
 

„Ich schenke dir einen Traum, Yuna.“

Seine Stimme war so tief.
 

Ihr Kopf fiel zur Seite, landete hart auf dem Waldboden. Ein Glück tat es nicht weh, immerhin waren die Blätter ja da.

Wenigstens dafür waren sie noch gut.

Es wurde ganz dunkel um sie, dunkler noch als ohnehin schon, und das würde es auch für lange Zeit bleiben.

Das letzte, was sie sah, war ein Schemen, nicht allzu weit entfernt.

Er rannte, kam näher, nahm langsam Gestalt an.
 

Nii-chan...
 

Er hatte sie gefunden.
 


 

Verzieh nicht so das Gesicht! Dieses Foto soll hübsch werden!“

Versuch es doch wenigstens, Yuna!“
 

Ich will aber nicht! Das ist doof!“
 

Schmollend verschränkte sie die Arme vor der Brust, ignorierte den strengen Blick ihrer Mutter und den genervten ihres Nii-chan.
 

Sie hasste es.
 

Immer diese blöden Familienfotos!

Es wurde eh alle paar Jahre ein neues gemacht! Warum musste es denn jedes Mal so ein Prozedere sein?

Sie fühlte sich unwohl in ihrem Kimono. Mürrisch zupfte sie daran herum.

Das Muster war ja ganz schön, mit den Blättern darauf, aber sie war doch kein Baum!
 

Yuna, jetzt hab dich nicht so!“, meinte ihre Mutter dann weiter.
 

Ich will aber nicht!“

Da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
 

Leise wisperte Nii-san ihr Worte ins Ohr, lustige Worte.

Er erzählte von diesem Kakashi, dem, der ihn ständig zur Weißglut trieb.
 

Schon wieder zu spät!“, äffte er ihn nach, verstellte die Stimme.

Sie lachte.
 

Ehe sie sich versah, hatte der Fotograph auch schon den Auslöser betätigt.
 

Danke, Obito!“, stöhnte ihre Mutter dann.

Ihr Nii-san wusste eben, wie man mit ihr umgehen musste.
 


 

Yuunaa! Jetzt beeil dich doch!“
 

Nii-chan war nicht halb so lustig wie Nii-san.
 

Wir kommen noch zu spät! Yuna!“
 

Immer wollte er was! Mach das, mach das!

Gemächlich drehte sie sich im Bett herum.

Sollte er doch warten bis er schwarz wird!

Außerdem war es gerade so schön warm...
 

„Yuna!“
 

Lass mich doch einfach schlafen...
 


 

„So wach doch auf! Yuna!“

Schicksal

Es war warm.

Sie konnte es spüren, am ganzen Körper, tief drinnen und auch außen, auf ihrer Haut.

Wie ein Feuer loderte sie in ihr, diese Wärme, tröstend und angenehm vertraut.

Ein pochendes Herz schlug nahe an ihrem Ohr, dem einen, das an den Ursprung des Klopfens gedrückt wurde.

Sie fühlte sich seltsam taub, aber es war kein schlechtes Gefühl.

Es war, als würde man nach einem kurzen Nickerchen die Augen öffnen und irgendwie müder als vorher sein, erschöpfter, aber durch das Wissen getröstet werden, alle anstehenden Aufgaben bereits erledigt zu haben. Ein seltsamer Vergleich.

Sie schmunzelte leicht.

Da hörte sie etwas, etwas anderes.

Was war das?
 

Sie lauschte.
 

Ihre Ohren wollten nicht so recht funktionieren.

Es fiepte, aber das blendete sie aus.
 

Ein Mensch. Das Geräusch war eindeutig menschlich.

Es war ihr bekannt.
 

Sie brauchte einen Moment ehe sie begriff, dass es ein Schluchzen war.
 

Nur langsam öffneten sich ihre Augenlider.

Es war schwer. Sie waren schwer.

So unsagbar schwer...
 

Gleißendes Licht nahm sie in Empfang.

Langsam konnte sie etwas erkennen, erst Konturen, dann schließlich eröffnete sich ihr das ganze Bild.

Haare wankten auf und ab, direkt vor ihr, wehten im Wind. Sie waren strubbelig und schienen lange nicht gewaschen worden zu sein.

Sie kannte sie, kannte die Person.

Nur einer würde freiwillig mit dieser Frisur herumlaufen wollen.
 

„Nii … chan?“

Sollte das wirklich ihre Stimme sein? Die hatte sie aber ganz anders in Erinnerung.
 

Ruckartig wurde sie bewegt.

Ihr Kopf fiel zur Seite, in ihm dröhnte es. Ihr Sichtfeld verschwamm einen kurzen Moment.
 

„Yuna!“

Sein Gesicht war ganz dicht vor ihrem.
 

Im ersten Moment erkannte sie ihn gar nicht.

Die Wangen waren eingefallen, die Züge so markant. Tränen standen in seinen verquollenen Augen.

Was war los? Warum war er so traurig?

Gerne würde sie ihn fragen, aber kein Wort wollte ihr über die Lippen kommen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn anzusehen.

Erst hoben seine Mundwinkel sich ein wenig, dann konnte sie ihn Lachen hören.
 

Es klang anders als früher.
 

Fest drückte ihr Nii-chan sie gegen seine Brust. Seine Schultern zuckten gelegentlich.

Weinte er immer noch?

Sie verstand es nicht.
 

„Du bist endlich aufgewacht!“

Er freute sich.
 

Du bist aufgewacht!“
 

Er wiederholte diese Worte, immer und immer wieder.

Ein Sinn wollte sich ihr nicht erschließen.

Warum endlich?

Sie wusste gar nichts mehr. Nichts, außer der Tatsache, dass sie unsagbar müde war.

Ihr Nii-chan passte auf sie auf. Es war sicher, es war warm.

Alles war gut.

Sie schloss die Augen.
 

Gute Nacht, Nii-chan...
 


 

Als sie wieder aufwachte, war es dunkel. Nun, zumindest war es Nacht.

Ein Feuer erhellte die Finsternis, vertrieb die Schwärze. Sein warmes Licht tänzelte über die nähere Umgebung.

Die Blätter der Bäume, der Boden, das Gesicht ihres Nii-chan, alles wurde von seinem Schein erleuchtet, durchbrach den Schleier.

Sie fühlte sich ein wenig frischer, aber müde war sie immer noch.
 

Wie kann das sein, wo sie doch so lange Zeit geschlafen hat?
 

Gähnend rappelte sie sich vom Schoß ihres Bruders auf und rieb sich die Augen.

Kurz ließ sie den Blick schweifen, unwissend, wo genau sie sich überhaupt befand. Es gab nicht viel zu sehen.

Umgeben von Wald saßen sie mitten in einer Lichtung. Das Lagerfeuer, das ihr bereits zuvor aufgefallen war, spendete Licht, aber nur wenig Wärme.

Sie fröstelte.

Ihr Nii-chan legte ihr eine Decke um die Schultern und streichelte ihr über den Kopf, lächelte leicht.

Er sagte kein Wort.

Das Knistern der Holzscheite war das einzige Geräusch, das an ihre Ohren drang.
 

„Was ist passiert?“, fragte sie dann.
 

Sie sah ihn an, sah, wie er nach oben blickte, in Richtung Sternenzelt.

Er streckte die Hand aus, weit, und schloss seinen Griff, umfasste nichts als Luft.

Sein Gesichtsausdruck machte ihr Angst.

Er wirkte traurig und glücklich zugleich, doch erkannte sie auch die Resignation in seinem Blick, das Fehlen von Hoffnung in seinen sonst so strahlenden Augen. Sie spiegelten bloß den Kosmos wider, ließen nichts nach außen dringen.

Seine Antwort kam erst einige Sekunden später.
 

„Das Schicksal, Yuna.“
 

Erneut reckte er sich empor, nahm auch die Linke zu Hilfe, fischte nach dem Licht.

Sie wollte etwas erwidern, aber ihr Nii-chan redete einfach weiter.
 

„Ist es nicht komisch?“, meinte er, „Ausgerechnet ich rette dich. Dabei hast du mich doch nie gemocht.“

Ein weiteres Mal griff er in die Luft.
 

„Du hast Obito doch immer lieber gehabt als mich.“

Nochmal.
 

„Hast immer zu ihm aufgesehen.“

Und nochmal.
 

„Mich verachtest du doch. Du glaubst, ich sei ein Dummkopf.“

Er schloss beide Hände zugleich und ließ sie anschließend wieder sinken.
 

Yuna fröstelte, trotz Decke.
 

Sein Blick fiel wieder auf sie. Er war erfüllt von Wärme und vertrieb die Kälte, die seine Worte in ihrem Herzen gesät hatten.

Die Schuld blieb.
 

„Als Obito starb, da habe ich versucht, dir ein guter Bruder zu sein.

Ich wollte, dass du wieder lernst zu leben, nachdem du dich in dir selbst verkrochen hast.

Ich war eine Niete, bin es immer noch, aber ich habe mein Bestes versucht.“
 

Das Lächeln, das folgte, trieb Yuna Tränen in die Augen.

Langsam aber sicher kamen ihre Erinnerungen zurück.

Sie trafen sie mit aller Härte, brachten ihren Körper zum Beben.
 

„Es ist Schicksal, dass der, den du am meisten bewundert hast, dein Leben zerstört.

Es ist Schicksal, dass ich derjenige bin, der seine Stelle einnehmen soll.

Es ist Schicksal, dass ich seinen Platz nie werde ausfüllen können.“

Auch er weinte. Sie konnte es deutlich sehen im Mondlicht.
 

„Weißt du Yuna, das Schicksal ist nicht dumm. Es weiß, was es tut. Alles ist vorherbestimmt.“
 

Erneut sah er auf, nahm die unendliche Weite des Universums in sich auf.

Er mochte es, genoss das Gefühl, das der Anblick in ihm auslöste. Es wirkte so erhaben und ewig, so unendlich fern.

Ein letztes Mal griff er nach den Sternen.
 

„Vielleicht werden wir es eines Tages verstehen.“
 


 

Nicht nur Zeit ist eine Unbekannte in unserer Gleichung. Um zu verstehen, müssen wir Abstand nehmen, so, dass wir einen Blick auf das große Ganze erhaschen können.

Aber wie weit müssen wir gehen?

Müssen wir erst bei den Sternen am Himmel funkeln? Müssen wir sogar noch weiter?

Wollen wir das Leben verstehen, müssen wir viele Variablen miteinbeziehen. Zeit, Schicksal...

Was soll das alles?

Eigentlich hat es keinen Grund.

Was hat überhaupt einen Grund in unserer Welt? Was macht uns lebendig, was macht uns zu dem, der wir sind?
 

Lasst uns weitergehen.
 

Und vielleicht, nur vielleicht, werden wir dann tatsächlich begreifen, was unser aller Leben miteinander verbindet.
 


 


 

Ende Teil II
 

Teil III: Lernen

Ein Zittern hatte seinen Körper ergriffen. Fest presste Sasuke seine Kiefer zusammen, spürte wie seine Finger anfingen zu zucken.

Von tief drinnen in seiner Brust wallte sie herauf, die Essenz, die Ladung seines Hasses, diese Gier, diese Versuchung. Was er da spürte, kannte er nur zu gut.

Es war Mordlust in ihrer reinsten Form.

Bis in die Zehenspitzen erfüllte sie ihn, nahm mehr und mehr von ihm Besitz, wollte ihn übernehmen. Es war, als würde sie ihn dazu beschwören, es geschehen zu lassen, seiner Wut Raum zu geben, in ihr aufzugehen, für einen kurzen Moment nur.

In Gedanken sah er diese Frau, Yuna wie sie sich nannte, bereits leblos auf dem Boden liegen, zu seinen Füßen, sah wie ihr Blut austrat, konnte es fast schon riechen, diesen Hauch von Metall wahrnehmen, der wie ein eiserner Schleier über ihm zu schweben schien.

Er sah ihre verfluchten Augen vor sich, glasig, weit aufgerissen, leer.

Sie verdiente es, würde es verdienen.
 

Aber er tat es nicht.
 

Er konnte das nicht zulassen, noch nicht.

Noch brauchte er sie zur Beantwortung seiner Fragen.
 

Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, sagte er sich.

Eigentlich, zumindest.
 

Aber sie hätte es verdient, meinte eine andere Stimme in seinem Kopf.
 

Eigentlich hatte die Stimme recht.

Zumindest konnte er ihr nicht widersprechen. Dennoch …
 

„Mein Bruder hat mich gerettet, damals.“

All das hat er getan, um dich zu beschützen.“
 

Erinnerungen wallten in ihm hoch, vermischten sich mit Yunas Worten.
 

„Ich habe ihm Unrecht getan, all die Jahre lang.“

Er war ein Verräter, ein Mitglied von Akatsuki! Er hatte den Tod verdient!“
 

Warum zur Hölle hatte sie nur ihren Mund aufgemacht?!
 

„Mein Bruder hat meine Eltern umgebracht.“

Warum, Nii-san? Warum hast du –“
 

Dieses verlogene Biest! Das konnte sie sich nur ausgedacht haben! Ausgeschlossen, dass diese Geschichte der Wahrheit entsprechen sollte!
 

Bist du sicher?
 


 

Ruckartig fuhr er auf und schleuderte seinen Stuhl dabei unbeabsichtigt zur Seite. Der Lärm schreckte jeden der Beteiligten auf.

Ehe sie sich versahen, hörte man Yuna auch schon aufschreien, als sie von Sasuke gegen die Wand gepresst wurde.

Ihre Finger versuchten krampfhaft den Griff seiner Hände zu lösen, von ihrer Kehle, schafften es nicht. Fest gruben ihre Nägel sich in sein Fleisch, aber er ließ nicht locker, kein Bisschen.

Ihre Versuche waren von vornherein zum Scheitern verurteilt.
 

Auch die anderen waren aufgesprungen und standen nun erschrocken da, sahen, was sich vor ihnen abspielte.

Sie konnten es nicht verstehen, wussten nicht um den Konflikt, um die stille Provokation. Denn genau das war es, zumindest in Sasukes Augen.
 

„Sasuke!“
 

Der scherte sich seinen Dreck darum, was Fugaku davon hielt, was irgendjemand davon hielt.

Sein Griff wurde noch fester, schnürte Yuna die Luft ab. Er hörte sie japsen.

Sie trat mit den Füßen nach ihm, aber das half genauso wenig wie ihr vorheriger Versuch.

Er lehnte sich näher zu ihr, neben ihr Ohr, fühlte ihren rasselnden Atem.
 

„Was bildest du dir eigentlich ein, Bitch?!“
 

Er merkte wie sie erzitterte, unbewusst.

Ihre Reaktion gab ihm ein perverses Gefühl von Befriedigung. Die Angst in ihren Augen, das Zittern ihrer Lippen, ihre Panik.

Sie hatte all das verdient.
 

„Hör auf, Sasuke!“
 

Sein Griff lockerte sich augenblicklich. Yuna nutzte die Chance, rang nach Luft, hustete.

Itachi hatte da geschrien. Sein Bruder, sein 13 Jahre alter Bruder, sein eigentlich toter Bruder.

Itachi schrie nicht, nie. Immer hatte er sich unter Kontrolle.

Warum war er laut geworden? Sasuke konnte es sich nicht erklären.
 

„Lass sie los, Sasuke.“
 

Diesmal war Itachi wieder ruhig, hatte seine Stimme im Griff.

Er drohte ihm nicht. Er verlangte, forderte, allerdings auf eine Art und Weise, die Sasuke ihm nicht übelnehmen konnte. Er bezweifelte, dass er seinem Bruder überhaupt jemals wieder wirklich böse sein konnte – zumindest nicht mehr so, wie er es vor wenigen Monaten noch gewesen war.
 

Er wollte nur das Beste für dich.“
 

Er fühlte, wie sein Innerstes entzwei gespalten wurde.

Einerseits war da nach wie vor der Zorn, der sein Herz entflammte, verbrannte beinahe, andererseits war da Itachi.
 

Er hat dich immer geliebt.“
 

Itachi wollte, dass er aufhörte. War er es ihm nicht irgendwie schuldig?

Sasuke war unentschlossen.
 

Sie hatte es doch verdient!

Hat sie das wirklich?
 

Da bemerkte er schließlich die Blicke, mit denen er bedacht wurde. Entsetzen, Schock, dieser entschlossene Ausdruck seines Bruders. Für einen Moment sahen sie einander an, wenige Sekunden bloß.

Es kam ihm vor wie eine unendlich lange Ewigkeit.
 

Es wird kein nächstes Mal geben, Sasuke.“
 

Sasuke schloss die Augen, kurz, betrachtete dann eingehend den Stuhl, den er umgeworfen hatte.
 

War das sein nächstes Mal? War es wirklich eine neue Chance? Erneut zweifelte er.

Er hoffte, schon die ganze Zeit über, obwohl er es nicht wollte, obwohl es gegen jede Art von Logik war.
 

Er hatte es doch gespürt, oder nicht?! Als sie sich gegenübergestanden hatten, da war es ihnen allen klar gewesen!

Warum konnte er sich jetzt nicht mehr sicher sein?!
 

Leise fluchte er, ließ gänzlich von Yuna ab, bemerkte kaum, wie Besagte keuchend zu Boden sank.

Zu viel auf einmal spielte sich ab in seinem Kopf.
 

Darf es sein? Kann es sein?

Lüge – Wahrheit – Illusion – Wunschtraum – Wahnsinn?
 

Es wurde einfach zu viel.

Ihm fehlte Schlaf, Nahrung, Ruhe und vor allem eine plausible Erklärung. Die Situation entglitt ihm vollkommen.

Was war mit Madara? War bereits Krieg?

War bereits alles entschieden?

Er wusste gar nichts, konnte nichts wissen und das machte ihn fertig.
 

Es tut mir leid, Sasuke.“
 

Er musste hier raus. Sofort.
 

Er stürzte in Richtung Ausgang, den, den Yuna zuvor geschaffen hatte, durch ihn hindurch. Er ignorierte alles um sich herum, blendete es einfach aus.

Seine Umgebung verschwamm. Ein Brei aus Farben zischte an ihm vorbei, als er rannte, einfach nur rannte.

Beiläufig wischte er sich über die Augen.

Sie waren feucht.
 

Sein Leben, diese Welt, alles, einfach alles.

Er wusste keine Worte, um zu beschreiben, was in ihm vorging.

Aber eine Sache war sicher.
 

Er würde die Antworten auf seine Fragen finden und dann, wenn es soweit war, würde er die Sache selbst in die Hand nehmen.

Niemand würde ihn mehr benutzen können.

Zwei Brüder

Nichts als Vakuum befand sich in ihrem Kopf, ihren Lungen.

Sie gierte, schnappte nach Luft, hustend. Ihr Hals schmerzte fürchterlich, ihr Kopf dröhnte, während ihr Herz rasend schnell gegen ihren Brustkorb pochte, sie das Schlagen fühlen konnte, überall und nirgends zugleich.

Es war zu plötzlich gewesen, zu unerwartet.

Yuna hatte es nicht kommen sehen, sah jetzt nichts als schwarzes Flimmern, hörte nichts als leises Fiepen in ihren Ohren.
 

„A– alles in Ordnung?“
 

Sie schreckte auf, erblickte Schwarz, tief dunkel, aber erfüllt mit freundlichem Glanz. Mikoto. Sie kniete vor ihr, hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt.

Warum tat sie das?

Hatte sie Mitleid? Fühlte sie sich verantwortlich, weil Sasuke es gewesen war, ihr Sohn, der ihr das angetan hatte?
 

Yuna schaffte es, zu nicken, langsam.

Zaghaft griff sie sich an den Hals, wischte sich mit der Linken Schweiß und Tränen aus dem Gesicht.

Sie musste weitermachen, durfte den Respekt, der ihr entgegengebracht wurde, nicht verlieren, nachdem sie ihre Maske so lange hatte aufrecht erhalten können. Nicht jetzt, nicht später.

Immer noch zitterte sie leicht, kämpfte sich jedoch auf die Beine, stützte sich an der Wand ab. Sie straffte ihr Rückgrat, verbannte Schmerz und Überraschung aus ihrem Blick.
 

„Alles in Ordnung“, krächzte sie, „Reden wir weiter.“
 

Leicht schwankte sie, als sie in Richtung Tisch ging und sich auf einem der Sessel niederließ.

Mikotos Blick war geprägt von Unsicherheit und Angst. Sie musste sich Sorgen um Sasuke machen.

Verständlich, wie Yuna fand.

Fugaku schien nicht zu wissen, was er mit sich anfangen sollte, wirkte abwesend, während Itachi sie nicht für eine Sekunde aus den Augen ließ. Sie wich einer Konfrontation aus, versuchte, ihn zu ignorieren.

Er war gefährlich. Vermutlich hatte er ihre Scharade längst durchschaut, plante bereits.

Sie machte sich nichts vor. Er war ihr überlegen, in jederlei Hinsicht.

Wenn er wollte, könnte er dieses Kartenhaus im Alleingang zusammenfallen lassen, all die Jahre zunichtemachen, die sie damit verbracht hatte, auf diesen Tag hinzuarbeiten.
 

„Was ist mit Sasuke?“

Mikoto war angespannt, schien ihrem Sohn hinterherlaufen zu wollen, traute sich nicht.
 

Yuna schmunzelte leicht.

Diese Frau war wahrlich herzensgut. Sie sorgte sich trotz allem, was vorgefallen war. Sie wusste nichts, ahnte nichts und doch änderte das nichts daran, dass sie eine Mutter war, eine Mutter, die alles dafür tun würde, um ihre Kinder zu schützen.
 

„Ich werde später mit ihm reden. Gerade er hat eine Erklärung verdient.“

Kurz blickte sie auf die Tischplatte.
 

„Ich nehme ihm nicht übel, was er getan hat“, fuhr sie fort, „Selbst das, was er tun wollte, hätte ich mehr als nur verdient gehabt.“
 

Nun spürte sie auch Fugakus Blick auf sich ruhen.

Es überraschte sie.
 

„Was ist mit den Fallen, die hier überall aufgestellt sein müssen? Sasuke wird ihnen unmöglich ausweichen können.“
 

Yuna schüttelte den Kopf, leicht, ignorierte den Schmerz, den diese Handlung auslöste.
 

„Unterschätzen Sie ihn nicht. Selbst in seinem jetzigen Zustand stellen sie keine Gefahr für ihn dar.“
 

Fugakus Mine verhärtete sich, dann sah er zur Seite. War sein Mut bereits aufgebraucht?

Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Itachi näherkam.

Auch er nahm Platz, ihr gegenüber, betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. Für einen Moment ließ er sie rot aufleuchten, drohte ihr stumm, ehe er das Kinn auf seinen zusammengefalteten Händen abstützte.

Er wirkte wirklich mehr als nur bedrohlich. Er trug noch seine ANBU-Uniform, das Kohoha-Stirnband, ohne Kerbe. Seine Haltung wirkte entspannt, sein Blick jedoch zeugte von ständiger Wachsamkeit und der Bereitschaft, alles zu tun, um seine Lieben zu schützten – egal zu welchem Preis.

Sie wusste, dass er mehr über ihr Verhältnis zu Sasuke erfahren wollte und warum er auf sie losgegangen war.

Er hatte keine Angst vor ihr und würde sich seine Antworten Notfalls auch ohne ihre Zustimmung holen. Die Luft knisterte bereits, bar der Spannung, die zwischen ihnen bestand.

Seine Eltern spürten das, natürlich, und kamen nur zaghaft zu ihnen.

Als auch sie schließlich auf ihren Stühlen saßen, lehnte Itachi sich zurück und wartete ab, mit vor der Brust verschränkten Armen.

Mikoto schielte immer wieder zur Seite, dorthin, wo Sasuke verschwunden war und verkrampfte die Hände in ihrer Schürze. Das schien auch Fugaku wieder in die Realität zurückzuholen.

Er legte die Rechte auf ihren Oberschenkel, versuchte, sie durch diese Geste zu beruhigen.

Auch er machte sich Sorgen, jedoch war es momentan wichtiger, Informationen zu beschaffen. Außerdem glaubte er kaum, dass Itachi so ruhig neben ihnen sitzen würde, wenn Sasuke tatsächlich in Gefahr schweben würde.
 

Yunas Stimme war immer noch stark angeschlagen, weswegen sie sich kurz räusperte, ehe sie erneut zu sprechen begann.
 


 

Der Wind peitschte heftig, schlug ihr die nassen Haare ins Gesicht. Es toste, Blitze durchzogen den von schwarzen Wolken bedeckten Himmel. Lautes Donnergrollen ertönte. Die Bäume, ihre Äste, schwankten heftig.

Yuna musste die Augen zusammenkneifen, um keine Regentropfen hineinzubekommen.

Es war eisig kalt. Sie schlotterte erbärmlich in ihrer vollgesogenen Kleidung, schützte ihr Gesicht behelfsmäßig mit den Armen.
 

Nii-chan! Wohin gehen wir?!“
 

Ihr Bruder ging dicht vor ihr, einen Rucksack auf den Schultern.

Erst dachte sie, er hätte sie nicht gehört, jedoch antwortete er ihr wenige Sekunden später.
 

Ich weiß nicht“, meinte er.
 

Yuna traute ihren Ohren nicht.

Was?! Das kannst du nicht ernst meinen!“
 

Ihre Zähne schlotterten, sie zitterte am ganzen Körper.
 

Warum bist du dann überhaupt weitergelaufen, in diesem Wetter?! Wir hätten warten können, bis der Sturm vorübergezogen ist!“
 

Sie schrie so laut sie konnte, um das Gewitter zu übertönen. Sie war stehengeblieben, hatte die Hände zu Fäusten geballt.

Ihr Bruder sah sie einfach nur an.

Ihm schien das alles nichts auszumachen, der eisige Wind, der prasselnde Regen.
 

Was ist los mit dir?! Warum bist du so komisch?!“
 

Yuna merkte, wie sie mehr und mehr von ihrer Wut übermannt wurde.

Es waren bereits drei Jahre vergangen seit jener Nacht. Ein halbes davon hatte sie geschlafen, in dem Genjutsu, das Obito damals gewoben hatte.

Ihr Bruder, ihr Nii-chan, hatte sich stark verändert in dieser Zeit.

Sie konnte das verstehen, war ihm dankbar dafür, dass er auf sie achtgegeben hatte, aber je länger sie durch die Welt zogen, im Geheimen, desto seltsamer wurde er. Er war stiller, lachte weniger.

Alles, was er tat, entzog sich ihrem Verständnis. Er war ihr fremd geworden. Sie verstand ihn noch weniger als ohnehin schon, dabei war ihr das schon früher immer erstaunlich schwergefallen.

In ihren Augen waren sie keine richtigen Geschwister. Es fühlte sich einfach nicht so an.

Er war wie ein Fremder manchmal, wenn er sich so verhielt wie jetzt gerade.
 

Obito war ein richtiger Bruder gewesen.

Sie war erst vier gewesen, als er damals gestorben war. Sie hatte ihn so lieb gehabt, hatte ihn gebraucht.

Warum hatte es nur so kommen müssen?

Warum hatte er nicht bleiben können, warum hatte er sich so sehr verändern müssen?

Yuna spürte wie ihr heiße Tränen der Verzweiflung in die Augen stiegen.
 

Warum sagst du nichts?! Hat's dir etwa die Sprache verschlagen?!“
 

Noch immer sagte ihr Gegenüber kein Wort. Er rührte sich nicht einmal, sah sie weiterhin an, blickte ihr in die mittlerweile roten gewordenen Augen.
 

Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist! Rede mit mir, verdammt noch mal!“
 

Ihre Lippen bebten.

Sie wusste nicht, warum es gerade jetzt aus ihr herausbrach, aber es sollte ihr recht sein.

Warum sollte sie sich immer alles gefallen lassen? Sie war kein kleines Kind mehr, das zu allem Ja und Amen sagen musste!
 

Warum, Yuna?“
 

Sie schreckte hoch, als er plötzlich sprach. Er schrie nicht, so wie sie, weswegen sie ihn kaum verstehen konnte in diesem Unwetter.

Es wäre wohl klüger gewesen, sich einen Unterschlupf zu suchen, ehe sie das hier ausdiskutierten.
 

Wie, warum?!“
 

Was sollte der Blödsinn jetzt schon wieder?! Jetzt brachte er nicht einmal mehr einen anständigen Satz zustande! Dieser dämliche–
 

Warum bin ich dir nicht gut genug?“
 

Sie hatte bereits eine Erwiderung auf der Zunge gehabt, doch jetzt fühlte es sich an, als wäre ihr Kopf zur Gänze leergefegt worden. Ihr Mund stand offen, einen Augenblick lang nur, ehe sie erneut ansetzte.
 

Was soll der Blödsinn?! Darum geht es hier doch gar nicht! Du bist der Erwachsene hier, also benimm dich auch so! Reiß dich zusammen!“
 

Sie fühlte sich nicht halb so sicher, wie ihre Worte vermuten ließen.

Was meinte er mit „nicht gut genug“? Sie war doch die ganze Zeit bei ihm geblieben! Natürlich war er gut genug! Sie schnaubte.
 

Lass uns endlich weiter, ehe wir uns hier noch den Tod holen!“
 

Bestimmt lief sie an ihm vorbei und wurde sogleich von einer Ladung Regenwasser begrüßt, die ihr mit voller Wucht entgegenschlug. Hatte ihr Bruder sie etwa vor dem Ärgsten abgeschirmt?

Und wenn schon! So würde sie auf alle Fälle schneller an ihrem Ziel ankommen, wo immer das auch sein sollte.

Sie drehte sich nicht mehr um. Er würde ihr sowieso folgen, weswegen sie sich nicht vergewissern brauchte, ob er noch da war oder nicht.

Er war immer da, ihr ganzes Leben lang schon, und würde es auch weiterhin bleiben.

Warum auch nicht? Sie hatten doch nur einander.

Auch, wenn er oft nervte, so mochte sie ihn ja doch, irgendwie. Zumindest ein bisschen.

Da spürte sie, wie ihr etwas über die Schultern geworfen wurde. Perplex blieb sie stehen und besah den Umhang, den ihr Nii-chan ihr umgelegt hatte.

Es war seiner, viel zu groß natürlich, aber warm.
 

Sprachlos sah sie ihn an. 

Lücke

Alles im Leben hat eine bestimmte Ordnung.

Zu Beginn steht stets die Geburt. Das erste Mal erblickt man das Antlitz der Welt, in all ihren Farben, den unterschiedlichen Formen; Ein tiefer Atemzug, frisch, kalt, anders.

Es ist ein Anfang.

Alle Türen stehen offen, noch hat keine sich geschlossen.

Doch die Zeit ändert das.

Leises Knirschen, Knarren. Wege verschließen sich, der Schlüssel aufbewahrt, außer Reichweite, auf ewig verloren.

Welcher Pfad verborgen bleibt, welchen man beschreitet, das wiederum entscheidet das Schicksal.

Manche mögen es verteufeln, andere leugnen vielleicht seine Existenz. Wie auch immer es sein sollte, es ist da, wartend, lauernd.
 

Welches Ass hat es noch im Ärmel verborgen?
 


 

Nii-chan?“
 

Suchend sah Yuna sich um, sah in die Finsternis, die undurchdringlich erscheinende Schwärze.

Wirre Träume hatten sie heimgesucht, die ganze Nacht über schon. Jetzt, wo sie wach war, konnte sie sich freilich nicht mehr an deren Inhalt erinnern. Nur wage Ahnungen beschlichen sie, Bilder; Rot, funkelnde Tropfen im schimmernden Mondlicht.

Ihr Herz klopfte, ihr Kopf schaltete sich aus.
 

Nii-chan?!“, diesmal lauter rief sie nach ihm.
 

Ihre Haare waren ganz zerzaust, so oft hatte sie sich herumgedreht, im Schlaf.

Sie strich sich die Strähnen aus dem Gesicht. Es war feucht von Tränen.

Hell strahlten die Sterne über ihr, vertrieben langsam aber sicher die Dunkelheit.

Vielleicht hatten sich ihre Augen auch nur daran gewöhnt.

Wolken zogen über ihr hinweg, erinnerten sie an das Unwetter vor wenigen Wochen. Nii-chan war dagewesen. Wie immer. Wie gewöhnlich.

Jetzt war er es nicht.
 

Sie hatte sich noch kein bisschen bewegt. Sollte sie ihn nicht vielleicht suchen gehen?

Zaghaft erhob sie sich, zupfte ihre Kleidung ein wenig zurecht.

Diesmal hatten sie unter freiem Himmel ihr Lager aufgeschlagen, unter einer großen Eiche, die thronend über ihnen emporragte, und deren Blätter ihnen ein leises Schlaflied ins Ohr geflüstert hatten.

Kurz sah sie hinauf, betrachtete die Krone des Riesen und nahm das Bild in sich auf, ehe sie endlich den ersten Schritt machte, sich den Schatten entgegenstellte.
 

Nii-chan! Wo bist du?!“
 

Sie hatte keine Angst im Dunkeln.

Der Waldboden raschelte unter ihren Schuhen, als sie sich ihren Weg suchte.
 

Nii-chan!“
 

Wo sollte sie nur anfangen zu suchen?

Es gab kein Dorf in näherer Umgebung, keine Wasserstellen, zu denen ihr Bruder gegangen sein könnte. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie wollte sie nicht glauben, dass er bloß kurz „hinter den Büschen“ verschwunden war.
 

Dieser Vollidiot.
 

Erneut schoben sich Bilder in ihre Gedanken. Sie schüttelte sie ab.

Dafür hatte sie jetzt wirklich keine Zeit.
 


 

Erst Stunden später kehrte sie zu ihrem provisorischen Lager zurück. Ihre Füßen taten weh, ihre Augen fühlten sie trocken an. Sie war hundemüde.

Gefunden hatte sie nichts. Natürlich.
 

Seufzend ließ sie sich auf ihren Schlafplatz fallen, auf ihre Decke, und dachte nach.

Er war nicht zurückgekommen.

Eigentlich hatte sie ja gehofft, ihr Bruder hätte sich einen Spaß erlaubt, wie früher, und würde bereits auf sie warten, grinsend wie der Idiot, der er ja war. Nur zu gerne hätte sie ihm eine Schimpftirade an den Kopf geworfen.
 

Es war still um sie, nahezu gespenstisch. Zu schade, dass sie nicht an diese Gruselgestalten glaubte.

Wie gesagt, sie hatte keine Angst im Dunkeln.
 

Was sollte sie jetzt tun?

Sie konnte sich das plötzliche Verschwinden ihres Bruders nicht erklären. Wohin hätte er auch gehen sollen und dann auch noch, ohne ihr Bescheid zu sagen.

Es war seltsam, ergab keinen Sinn.

Sie musste gähnen. Es war spät, sehr spät, dem Mondstand nach zu urteilen.

Sie ließ sich nach hinten fallen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

So langsam begann sie dann doch, sich Sorgen zu machen.

Ihr Nii-chan war keineswegs schwach. Er war ein waschechter Ninja, hatte die Akademie abgeschlossen und es sogar bis zum Chunin gebracht.

Sie hatte ja leider nicht die Chance dazu gehabt.

Ein leises Seufzen entfuhr ihr.

Ihre Abschlussprüfung wäre gar nicht mehr weit hin gewesen. Ein paar Monate noch und sie hätte dieses Stirnband in der Tasche gehabt.

Sie war immer schon eine gute Schülerin gewesen. Nicht so gut wie die Söhne des Oberhaupts, aber keineswegs schlecht. Ihre Bushins hatten ihr schon immer großes Lob eingebracht. Schmunzelnd erinnerte sie sich an das Gesicht von Mizuki-sensei, als sie ihm ihr Können zum ersten Mal präsentiert hatte.

Zu mehr hatte sie leider nicht die Zeit gehabt.

Ihre Mundwinkel zogen sich wieder nach unten, ihre Augen, die sich während ihres Träumens geschlossen hatten, öffneten sich.

Vielleicht hatte es einfach nicht sein sollen.
 

Gedankenverloren betrachtete sie die Eiche über ihr, das leuchtende Sternenzelt, das zwischen den hunderten, ja tausenden von Blättern hindurch schimmerte.

Da stutzte sie.

Was, wenn ihr Bruder sich dort oben verkrochen hatte?

Schon immer hatte er es geliebt, den nächtlichen Himmel zu bestaunen. Kein Wunder, das sie ihn nicht hatte finden können!
 

Grinsend sprang sie auf die Füße und machte sich sogleich daran, diesen Koloss von einem Baum zu besteigen. Er erinnerte sie tatsächlich an einen Berg, so groß und ewig erschien er.

Sie rief sich die Chakrakontrolle ins Gedächtnis, die ihr Bruder ihr einmal beigebracht hatte, vor einigen Jahren. Er meinte, es sei überlebensnotwendig, diese Technik zu beherrschen.
 

Ausnahmsweise hatte er tatsächlich einmal etwas richtig gemacht.
 

Sie konzentrierte sich auf ihre Füße.

Der Strom in ihrem Inneren beruhigte sich etwas und wurde zu einem Fluss, dessen Lauf sie gezielt lenken konnte.
 

Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht lief sie den Stamm hinauf.
 


 

Nii-chan! Bist du hier oben?!“
 

Krampfhaft klammerte sie sich an einem Ast fest.

Sie zitterte und versuchte geflissentlich, ja nicht nach unten zu schauen.
 

Nii-chan!“
 

Die Dunkelheit mochte ihr zwar nichts ausmachen, die Höhe dafür allerdings umso mehr.

Das war wohl der denkbar schlechteste Moment, sich dessen bewusst zu werden.
 

Nii-chaaan!“, jammerte sie.
 

Die einzige Antwort, die sie erhalten sollte, war das sanfte Rauschen der Blätter.

Und ein leises Tropfen.
 

Was?
 

Tatsächlich. Leise war es, aber sie konnte definitiv ein Tropfen vernehmen, wie Wasser, das zu Boden fällt.

Es hatte seit Tagen nicht mehr geregnet, was also konnte das bedeuten?

Für einen Moment vergaß sie ihre Angst und sah sich um, mit Neugier in ihren Augen. Erkennen konnte sie nicht viel, weswegen sie sich dann doch dazu entschied, ihre Sharingan zu aktivieren.

Augenblicklich nahm sie ihre Umgebung schärfer war, deutlicher.

Sie sah alles, jedes Blatt, jede Furche, jedes noch so kleine Indiz.

Erst da sah sie das Blut.
 

Direkt vor ihr lag es da, in einer Blutlache, der Lebenssaft, das strahlende Rot, das sie bereits in ihren Träumen gesehen hatte.

Es floss, rann dahin, tropfte von Ast zu Ast, von oben nach unten, gezwungenermaßen, leuchtend, strahlend, so rot, so frisch.

Unendlich langsam hob sie den Blick, eine schreckliche Ahnung im Herzen tragend.

Einige Meter über ihr; Füße, Beine, erhellt durch den strahlenden Vollmond.
 

Nii-cha–“
 

Diesmal war sie es, die ihn gefunden hatte.
 


 

Was soll das alles, diese ganze Erzählung? Alles kommt und geht wie es will, unser Verstand kann keinen Sinn erkennen.

Man kann es doch gar nicht verstehen! Wo liegt hier die Regelmäßigkeit?

Noch kann man sie vielleicht nicht sehen, aber das heißt nicht, dass die sie nicht sehr wohl vorhanden ist.

Vielleicht fehlt nur ein kleines Puzzelteil, vielleicht auch mehrere.
 

Werden wir das Bild jemals vervollständigen können?

Vollmond

Sie glitzern im Mondlicht, wie Perlen, die hinabfielen, sich von einer Kette gelöst hatten; Die zerschnitten wurde, zerrissen, nicht mehr war, als ein bloßer Faden.

Ihre Tränen wirkten wie ein Schatz, Diamanten, so unsagbar kostbar. Sie wurden aufgesaugt von dem Pulli, den sie trug.

Sie wirkte regelrecht leblos, abgesehen davon, dass sie weinte. Regungslos saß sie da, am Boden, am Grunde der ernüchternden Tatsachen.

Die Eiche reckte sich hinter ihr zum Himmel empor, schien ihn berühren zu wollen, mit ihren Ästen nach den Sternen zu greifen, die sie ja doch nie würde fangen können. Sie war ein Träumer, nicht mehr und nicht weniger.

Aber was, wenn sie sich dessen bewusst würde? Was, wenn sich alles ausbreiten würde, die ganze Wahrheit enthüllen, ins nicht existente Gesicht geworfen.

Würde sie weitermachen?
 

Yuna fühlte eine große Leere in sich.

Wie ein klaffendes Loch erschien ihr Herz. Der Boden bröckelte, alles Schöne verschwand. Und sie, sie fiel.

In unendliche Tiefen stürzte sie hinab, schreiend, kreischend, in ihrem Kopf. Äußerlich war sie einfach nur still.

Sie selbst war zum Zentrum des Universums geworden, zu dem Fixpunkt, den die Sterne umrundeten; Eine schwarze Sonne, die alles in Dunkelheit hüllt und alles Leben sterben lässt. Sie war der Untergang, der Tod persönlich, brachte Unglück und Leid über die Menschen. Sie war allein, auf ewig verdammt.

Ihre Mutter – tot. Ihr Nii-chan – tot. Die anderen Uchiha – tot. Einzig und allein ihr Nii-san blieb ihr noch, allerdings war auch er bereits einmal gestorben.

Sie presste es fest an sich, das Papier, das ihr Nii-chan ihr hinterlassen hatte.

Er hatte es unter ihre Decke gesteckt, hatte gewusst, dass sie es finden würde.

Vielleicht war er ja gar nicht so dumm, wie sie immer geglaubt hatte.

Was, wenn sie es war, die die Wahrheit nicht gesehen hatte, wegen ihrer Dummheit, wegen ihres Unwissens.

Die ganze Zeit über war sie der Vollidiot gewesen.
 

Der Brief in ihren Händen war bereits ganz zerknittert, aber das war nicht wichtig. Die Worte waren es, die wichtig waren, nicht das Schriftstück selbst. Deshalb merkte sie sich, was da geschrieben stand. Sie lernte es auswendig, damit sie keinen einzigen Buchstaben jemals wieder vergessen würde. Schon beim ersten Mal Lesen hatten sie sich in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Sie lernte sie trotzdem.
 

Vergib mir.
 

Die Schrift war nicht sonderlich gut leserlich, krakelig, ein wenig verwackelt vielleicht.

Diese beiden Worte, egal wie unschön sie auch aussahen, hatten einen Schauer des Entsetzens durch ihren Körper gejagt. Er sprach, schrieb, von Vergebung, von Reue.

Den Rest des Textes hatte sie mehr überflogen als wirklich gelesen. Er schrieb davon, wie er sie gerettet hatte, vor ihrem Nii-san, dem tollen Obito, dem, den sie immer so sehr geliebt hatte. Er tat es in einer bedrückenden Art und Weise, keineswegs sarkastisch, sondern in vollem Ernst.

Nie hatte Yuna sich Gedanken darüber gemacht.

Wie hatte er es geschafft, sie unversehrt aus Konoha raus zu schaffen? Wie war es ihm gelungen, diese Nacht lebend zu überstehen?

Obito hatte sie nicht einfach so gehen lassen, natürlich nicht. Eigentlich hätte ihr das klar sein müssen, aber allein es zu denken, wäre ihr nie in den Sinn gekommen.

Er hatte sie tatsächlich töten wollen.

Alles lag klar vor ihr, Schwarz auf Weiß. Alles schilderte er ihr, ihr Nii-chan, ließ nichts davon aus.

Aber es kümmerte sie nicht. Das, was sie kümmerte, waren diese ersten beiden Worte, mit denen er diesen Brief, diesen Abschiedsbrief begonnen hatte.

Sie war diejenige, die ihn um Vergebung bitten sollte. Er hatte nichts falsch gemacht. Aber sie...
 

Wie dumm kann ein einzelner Mensch überhaupt sein?
 


 

Fasziniert verfolgten seine Augen den Flug der Vögel über ihm. So hoch oben glitten sie durch die Lüfte, fern von Ängsten und Sorgen. Etwas, das ihn mit Neid erfüllte. Gerne wäre er ihnen gefolgt, unwissend, wohin es ihn verschlagen würde, ohne Ahnung, was der nächste Tag ihm bringen würde.

Sasuke genoss diesen Moment.

Saft umgab ihn das Rauschen der Blätter, das leise Rascheln der Tiere im Unterholz.

Der Stein, auf dem er saß, war warm von der Sonne, gesprenkelte Schatten zeichneten verworrene Muster auf seiner Oberfläche.

Er stützte sich ab mit den Händen, streckte den Rücken durch und erlaubte es sich, dieses eine Mal, allen Gram von sich zu schieben, weit weg, in die hintersten Ecken seines Selbst, und einfach nur zu entspannen.

Mit geschlossenen Augen atmete er durch, roch das Laub, die Kühle der Herbstluft.

Immer wieder erschienen Bilder in seinen Gedanken, unbewusst, einzelne Szenen von den letzten Stunden und Tagen, wechselten sich ab mit Dingen, die schon viel länger zurücklagen.

Nicht alle waren schon – die wenigsten, um ehrlich zu sein – aber das kam nicht sonderlich überraschend. Sein Leben war geprägt von Leid, Trauer und dieser immerwährenden Wut, die ihn in die Seite piekte, erinnerte an das, was er eigentlich hatte vergessen wollen.

Er akzeptierte es, denn ändert konnte er diesen Umstand ohnehin nicht.
 

Als Yuna ihre Geschichte erzählt hatte, im Beisein seiner Eltern, seines Bruders und natürlich seiner Wenigkeit, gerade seiner Wenigkeit, da war alles auf einmal über ihm eingestürzt. Das Gebäude, das aus seinen Erinnerungen aufgebaut war und sich seit Jahren schon über ihm auftürmte – es hatte Risse bekommen, hatte zu schwanken angefangen und war dann, schlussendlich, in sich zusammengefallen.

Die Trümmer hatten ihn unter sich begraben, ihm die Luft zum Atmen geraubt. Alles auf einmal hatte seiner Aufmerksamkeit bedurft, seiner Wut, seiner Mordlust.

Es war einfach zu viel gewesen.

Jetzt, wo er seiner Vergangenheit kurzfristig entkommen war, da spürte er nichts. Er hatte keine Emotionen mehr übrig, keine schlechten zumindest. Er hatte sie aufgebraucht, zu sehr beansprucht, weswegen sie ihn momentan in Ruhe ließen.

Auch sie schienen hie und da eine Pause zu brauchen.

„Tse!“, machte er.
 

Er fühlte sich gut, eigentlich. Dass dieser Zustand nicht lange andauern würde, verfliegen, wie die Vögel, die längst aus seinem Blickfeld verschwunden waren, das wusste er. Dennoch fand er es sinnvoller, diesen Moment zu genießen, diesen Augenblick der geistigen Klarheit, als ihn mit sinnlosen Grübeleien zu vergeuden.
 

Die Sonne war gerade dabei unterzugehen.

Ihre letzten Strahlen schienen zwischen den Bäumen hindurch, blendeten ihn leicht, jetzt, wo seine Lider wieder geöffnet waren. Er hielt die Hand vor und besah ein weiteres Mal den mittlerweile rot gefärbten Himmel. Er wartete solange, bis es dunkel geworden war, ehe er sie wieder sinken ließ.

Die ersten Sterne schimmerten am Firmament, der Mond erstrahlte in ganzer Pracht. Vollmond.

Wie so oft in jenen Nächten erinnerte er sich zurück, an seinen Bruder, wie er dastand, weinend, an seine Eltern, die leblos am Boden lagen, und auch an sich selbst, wie er damals im Regen stand, den Kopf nach oben gereckt, das Schicksal anrufend und nach dem Sinn fragend.

Diesmal fühlte er keine Wut, nur unendliche Trauer und auch diesen Funken Hoffnung, wenn er an das dachte, was auf ihn wartete.

Seine Familie würde warten auf ihn und vielleicht würde er endlich in der Lage sein, zu glauben.

Vielleicht würde er die Wahrheit in ihren Augen sehen, sie spüren, wenn er es endlich wagte, sie zu berühren, ohne, dass sie sich in Luft auflösten.

Vielleicht war das Leben gar nicht so schlecht, wie er immer gedacht hatte.

Und vielleicht, nur vielleicht, würde er endlich mit der Vergangenheit abschließen können.

Er wünschte sich, dass es so war.
 

Ein letztes Mal sah er hinauf, ehe er sich von dem Felsen abstieß und im Schatten der Bäume verschwand.

Was er nicht wusste: Er war nicht der einzige, der sich dort im Schutze der Dunkelheit verbarg.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich freue mich, euch meine neuste FF präsentieren zu können. Schon lange schreibe ich an ihr und habe mich nun entschieden, sie hochzuladen. Hoffentlich gefällt sie euch.
Um mögliche Zweifel aus dem Weg zu räumen: Das Genre Romantik wird erst (viel) später bedeutend werden. Bis zu jenem Zeitpunkt bleibt der Schwerpunkt bei Drama und Familie. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ein bisschen Comedy für Zwischendurch. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Mein bisheriges Lieblingskapitel.
Der Vergleich mit den Farben wird uns wahrscheinlich noch längere Zeit begleiten. Ich hoffe, er gefällt euch genauso gut wie mir. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel hat mich den letzten Nerv gekostet.
Ich habe neu geschrieben, gelöscht, formatiert, habe umgedacht, verzweifelt und hatte, ganz nebenbei, auch noch eine Schreibblockade. Auch jetzt, wo diese überwunden ist, bin ich nicht fähig, mehr aus diesem so wichtigen Teil heraus zu holen.
Ich kann euch jedoch versprechen, dass es ab Kapitel 3 besser werden wird. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt habe ich das Kapitel doch noch überarbeitet. Wenn man bedenkt, dass es jetzt schon nach Mitternacht ist, kann man wohl behaupten, dass ich damit ein kleines Bisschen spät dran bin, aber was soll's.
Eine Frage: Findet ihr, ich habe Sakura getroffen oder war sie doch zu weinerlich? Ich schreibe zum ersten Mal aus ihrer Sicht, deshalb bin ich mir da ein wenig unsicher.

Anyway! Ich hoffe, es hat euch gefallen. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da ist das gute Stück! Bisher ist es mein persönlicher Liebling und ich hoffe, dass es euch genauso geht.
Was sagt ihr eigentlich zu dem neuen Fanfic-cover?
Bis nächste Woche! ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Diesmal zu einer eher weniger schönen Nachricht.

Da mir einfach die Motivation fehlt, schreibe ich in letzter Zeit sehr wenig. Weil ich schon einige Kapitel vorgeschrieben hatte, ist das bisher gutgegangen, doch nun sind wir an einem Punkt angekommen, an dem es kritisch wird. Ein Kapitel habe ich noch fertig, sprich, für nächste Woche geht noch alles klar. Was dann kommt kann ich nicht sagen. Entweder ich finde eine Inspirationsquelle, ob nun in Form von Kommis oder eines guten Liedes sei mal dahingestellt, oder die FF wird pausiert.
Ich will sie nicht abbrechen, dafür liegt sie mir einfach viel zu sehr am Herzen, aber ihr versteht sicher, dass ich nicht immer die Lust zum Schreiben habe. Außerdem ziehen wir Zuhause gerade um, weswegen es momentan ziemlich stressig ist.
Um das Ganze jetzt abzuschließen und euch nicht länger als nötig die Ohren abzukauen, möchte ich euch um Verständnis bitten. Sollte jemand einen Tipp zum Überwinden eines KreaTIEFS haben, schreibt mir bitte eine kleine ENS.

Bis nächste Woche. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Zu dem oberen Teil werde ich mich nicht äußern. Es dürfte klar sein, von wem die Rede ist. Oder vielleicht auch nicht. :)

Dank ein paar sehr lieben Meldungen habe ich das nächste Kapitel fertig bekommen.
Dennoch bleibt es kritisch, Leute.
Ich hoffe, die Muse kommt bald aus dem Urlaub zurück... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, da viele meinten, sie würden meiner FF nicht mehr ganz folgen können, muss ich einige Dinge wohl oder übel näher erläutern.

Zuerst einmal: Was hat es mit dem kursiven Text auf sich?
Ganz einfach. Vor einigen Kapiteln hatte Sasuke einen Traum, in dem sich sein wahres Selbst offenbarte. Vor zwei Kapiteln hat Mikoto einen Traum erwähnt, den sie für ein Genjutsu gehalten hat.
Nun haben wir quasi eine Rückblende, bei der wir Fugakus Traum zu Gesicht bekommen. :)

Es war interessant, eure Theorien zu lesen, aber ganz so leicht machen, wollte ich es euch dann doch nicht. Sasuke hat nur indirekt mit dem Traum zu tun. (Also nix mit SasuSaku-Hints und baldigen Friede-Freude-Eierkuchen-Indizien.)

Der Titel des Kapitels:
"Licht" soll die "Schwärze" der Höhle verdrängen, in der sich unsere drei Uchihas aufgehalten haben. Sie gehen hinaus und werden wieder etwas "sehen" können. Ihr merkt schon, das ist alles sehr zweideutig.
Außerdem bezieht sich das Licht zusätzlich auf Fugakus Erkenntnis.


Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. Wenn nicht, dann stellt mir eure Fragen ruhig auch weiterhin.
Ich beiße nicht. :D

PS: Bitte entschuldigt, dass ich nicht auf eure Kommentare geantwortet habe. Meine Laptop war in Reparatur, weswegen ich auch nicht ins Internet konnte. (Legt euch niemals mit Hackern an. Ihr werdet es bereuen... *seufz*) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Inspiration zu diesem Kapitel: All of The Stars - Ed Sheeran Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt bitte die Lange Wartezeit.
Das Leben außerhalb hält mich momentan fest im Griff, daher kann ich auch nicht sagen, wann ich das nächste Mal hochladen werde.

Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel. :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, diesmal habe ich doch ein etwas längeres Kapitel zustandegebracht! Dieses Kapitel ist sehr wichtig für das, was noch kommt, zumindest meiner Meinung nach. Zwar passiert nicht allzu viel, aber das, was passiert, ist hoffentlich recht aufschlussreich. :)

Einen schönen Tag noch, Leute! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (57)
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Von:  L-San
2015-01-08T13:50:04+00:00 08.01.2015 14:50




Farbenspiel



Hallo, Nakuj!


Vielen Dank für die Teilnahme am Wettbewerb Farbenspiel.
Wie der Titel des Wettbewerbs vermuten lässt, geht es darum, eine Geschichte zu schreiben, in der mindestens eine Farbe eine bestimmte Rolle im Leben des jeweiligen Charakters spielt.
Ob du diese Aufgabe erfüllen konntest, werde ich dir im Folgenden verkünden.
Vorab will ich dir hier – um unnötigen Stress und Ärger zu vermeiden – nur noch sagen, dass mein folgender Review weder darauf abzielt, dich zu verletzen, noch dein Werk in den Dreck zu ziehen.
Falls du noch offene Fragen hast oder etwas erklären möchtest, dann wäre es schön, du wendest dich an mich.
Nachdem dies gesagt ist, komme ich nun zur Auswertung deiner FF.
Die für die Bewertung relevante Kritik erfolgt in verschiedenen Blöcken:
Kurzbeschreibung | Inhalt | Charaktere | Rechtschreibung/Grammatik | Schreibstil | Fazit


Kurzbeschreibung: |08 von 10 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, inwiefern der Autor Aufmerksamkeit erregt.

Auf den ersten Blick sieht die Kurzbeschreibungsseite sehr schön und geordnet aus und weckt Neugierde, was aber durch die Angabe 'Zeitreise' ein wenig vorweggenommen wurde.
Das Cover ist gut gewählt und passt wunderbar zum Titel der Geschichte, allerdings machen die englischen Zeilen auf dem Briefumschlag wenig Sinn. Man hätte sie entfernen können, aber das ist nur eine Kleinigkeit, die ich nebenbei anmerken wollte.
Was die Charakterseite betrifft, sie ist in Ordnung und informiert den Leser, weckt aber nicht besonders viel Interesse. Meiner Ansicht nach sind einige Angaben unnötig wie zum Beispiel die Blutgruppe. Mir erschließt sich noch nicht der Sinn, weshalb Nebencharaktere wie Iruka oder Shisui hinzugefügt wurden, wenn sie doch eh nur einen kurzen Auftritt hatten und wahrscheinlich keine große Rolle mehr spielen in der Zukunft, zumal letzterer ja schon tot ist?
Dann hast du einen kleinen Rechtschreibfehler bei Fugakus Angaben gemacht, und zwar bestrifft. Des weiteren würde ich empfehlen, sie leicht umzuformulieren, denn es ist nicht er, der seinen Söhnen ähnlich ist, sondern genau umgekehrt. Immerhin ist er ja der Vater.
Der Gedankenstrich bei Sakuras Angaben müsste länger sein. Außerdem muss ich noch anmerken, dass sie ihn nie wirklich gekannt hat. Sie waren zwar in einem Team und sie hatte des Öfteren einige seiner Seiten mitbekommen, aber was weiß sie wirklich über ihn abgesehen von nebensächlichen Informationen wie das Uchiha-Massaker? Ich wäre da ein wenig vorsichtiger mit den Formulierungen.
Generell wirken die Angaben zu den Charakteren uneinheitlich. Bei den Hauptcharakteren gibst du Alter, Größe, Blutgruppe an, bei einigen Nebencharakteren beschränkst du dich jedoch nur noch auf ein, zwei Sachen.
Die Zeittafel per se ist eine nette Idee, um Lesern eine Orientierungshilfe zu geben, wenngleich sie etwas unästhetisch aussieht, aber dafür gibt es keinen Punktabzug, weil die Formatierung hier, auf Animexx, etwas seltsam ist.


Inhalt: |24 von 30 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, ob die Geschichte an sich logisch und stimmig aufgebaut ist, ob sie durch Kreativität oder Details oder dem besonderen Etwas hervorsticht, was Pluspunkte gäbe, oder ob sie den Leser emotional erreicht.

Den Anfang, als Sasuke zu sich kommt und plötzlich merkt, wie verändert seine Umgebung ist, hast du sehr gut und interessant dargestellt. Besonders positiv ist mir aufgefallen, wie sehr du dich auf seine Gedanken und seine Wahrnehmung konzentrierst, ohne dabei völlig daneben oder gar langweilig zu werden. Allerdings hätte es nicht geschadet, wenn du ein wenig mehr auf Sinneseindrücke eingegangen wärst wie Hören oder Riechen. Immerhin ist er ein wachsamer Shinobi, der seine Umgebung kritisch unter die Lupe nimmt. Es ist ein wenig seltsam, wie schnell Sasuke ratlos wird.
Ich bin der Ansicht, dass der Anfang viel Potenzial hatte, das du teilweise verschenkt hast. Man stelle sich vor, die letzten Personen, die er gesehen hat, waren Obito und eventuell Zetzu. Würde in ihm denn nicht der Verdacht aufkeimen, dass sie was mit seiner Lage zu tun haben? Sasuke hatte im Manga mehr als deutlich genug gemacht, dass er zwar mit Akatsuki kooperiert, sie allerdings nicht völlig vertraut.
Dann tendierst du manchmal dazu, interessante Gedankengänge anzufangen und sie dann oft schnell abzuhaken, sodass die Übergänge, vor allem die emotionalen, ein wenig holprig rüberkommen und der Leser unbefriedigt zurückgelassen wird. Dies hätte gelöst werden können, wenn du dir vielleicht mehr Zeit lässt und die Gedanken detaillierte ausführst.
In Kapitel 4 kam die Spannung und die Atmosphäre etwas zu kurz und hatte kaum bleibende Eindrücke hinterlassen, was wohl daran liegt, dass es ein wenig an Tiefgang fehlte.
Im Verlauf der Geschichte kam mir sein Misstrauen etwas zu wenig rüber. Der Prozess, wie er auf einmal anfängt, zu akzeptieren, dass seine Familie jetzt lebt, dass er jetzt endlich glücklich sein kann, wurde nicht ausführlich und klar behandelt.
Das waren die einzigen negativen Auffälligkeiten, kommen wir nun zu den positiven Aspekten.
Die Träume wurden schön kreativ dargestellt, vor allem konntest du da Farben einbauen und den Leser zum Nachdenken anregen.
Zudem ist der Verlauf der Geschichte sehr interessant, und hin und wieder baust du fiese Cliffhänger ein, die den Leser zum Weiterlesen motivieren.
Da ich ein großer Fan von Zeitreisen-FFs bin hat mir deine Umsetzung ausgesprochen gefallen, und das, obwohl ich schon einmal eine Geschichte mit einem ähnlichen Inhalt wie deinen gelesen habe. Es gab Momente, in denen du mich positiv überrascht hast.
Manchmal hätte ich mir ein wenig gewünscht, du hättest die Farben stärker in deine Geschichte eingebaut, denn Aufgabenstellung war ja eigentlich, dass sie eine wichtige Rolle spielt. Dies kam nicht ganz klar rüber.
Dagegen hast du schön Gedanken und Gefühle beschrieben und auf Mimik und Gestik geachtet.


Charaktere: |18 von 20 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, ob die Charaktere IC sind oder doch ein wenig abweichen, und wenn ja, warum.
Des weiteren wird die Konstellation der Figuren betrachtet.

Die meiste Zeit über hast du die Charaktere IC dargestellt, vor allem Sasuke ist mir da positiv aufgefallen. Seine Gedanken hast du gut beschrieben. Es ist faszinierend, wie du versuchst, ihn in manchen Situationen kindlich darzustellen, oder sollte ich sagen, er ist sensibler als sonst? Das soll keine Kritik sein, sondern ein Lob! Aber diese Zerrissenheit wurde nicht ganz deutlich dargestellt, manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, du kriegst nicht ganz die Kurve, wenn du ihn nicht mehr derart aufgewühlt zeigen willst. Seine Handlungen wirken dann zu abrupt und vom inhaltlichen Standpunkt aus nicht ganz nachvollziehbar in einigen Szenen.
Was Itachi angeht, er kam in Kapitel 16 so ziemlich OOC rüber. Trotz seines jungen Alters zeigt er im Manga erstaunlich viel Reife und handelt wohl überlegt. Dass er sich im Bezug auf Sasuke derart aufregt, ist ein wenig übertrieben und lässt ihn recht kindisch wirken.


Rechtschreibung/Grammatik: |08 von 10 Punkten|
Du verfügst über eine außerordentlich gute Rechtschreibung und Grammatik! Dir sind nur selten Flüchtigkeitsfehler unterlaufen. Die Kommasetzung ist ebenfalls sehr gut, allerdings gab es manche Stellen, an denen ein Komma hätte gesetzt werden müssen oder einfach platziert wurde.
Einen typischen Fehler will ich dir nur aufzeigen.
Fehler:
„Ich– ich kann mich nicht mehr an alles erinnern...“, begann er dann.
→ zuerst einmal steht der Strich immer getrennt von den Wörtern, da du hier ja eine Sprechpause beabsichtigst und nicht ein Wort trennen willst.
→ des weiteren tendierst du manchmal dazu, die Auslassungspunkte (…) mal getrennt von den Wörtern, mal geklebt an den Wörtern zu setzen. In der Regel stehen sie immer getrennt von den Wörtern, da sie wie als ein Wort zählen. Die einzige Ausnahme, bei der sie an einem Wort kleben dürfen, wäre, wenn das Wort nicht fertig ausgesprochen wird, Beispiel: „Du Arschl… du!“
Zum Schluss muss ich noch anmerken, dass du oft zu viele Absätze machst, und dann manchmal noch falsch, sodass der Leser den Eindruck bekommt, es folgt ständig ein Handlungs- oder Ortwechsel.
Man macht nur dann einen Absatz, wenn, wie eben bereits erwähnt, die Handlung, der Ort, die Perspektive oder der Sprechpartner wechselt.


Schreibstil: |25 von 30 Punkten|
In diesem Bereich wird geschaut, wie gut das Ausdrucksvermögen ist.
Ist er abwechslungsreich, einigermaßen flüssig und leicht verständlich?
Sticht er durch den besonderen Stil des Autors aus?
Es ist schwer, bei diesem Punkt objektiv zu bleiben, da der Schreibstil eigentlich immer ein subjektives Empfinden ist, doch will ich versuchen, mein Bestes zu geben.

Man merkt, wie viel Mühe du dir gibst, dich kreativ und gewählt auszudrücken. Ich finde es wirklich lobenswert, wie viel Herzblut du da reinsteckst. Man kann sogar einen leichten Ansatz von einem eigenen Stil erkennen, aber manchmal beißen sich die kreativen/gehobenen Ausdrücke mit den familiären. Es wäre vielleicht darauf zu achten, das Niveau konstant zu halten und nicht zu schnell ins Familiäre zu driften.
Die Wortwahl ist kreativ und überdurchschnittlich, aber die Satzstruktur teilweise langweilig.Er wirkt manchmal monoton. Dagegen greifst du schön auf Stilmittel zurück, die dem Text eine gewisse Note geben.


Fazit: |83 von 100 Punkten|
Zusammengefasst kann ich sagen, dass du hier eine relativ originelle Geschichte geschrieben hast, die sich von den deutschen FFs sowohl vom Inhalt als auch von der Umsetzung unterscheidet. Außerdem hat die FF sehr viel Potenzial, und als Autor/in besitzt du alle Handwerkzeuge für eine gut erzählte Geschichte.
Man merkt, du gibst dir viel Mühe, planst den Plot und achtest auf Gedanken und Gefühle.
Es gibt zwar einige Mängel in dieser Geschichte, nichtsdestotrotz lassen sie sich schnell und leicht beheben.
Ansonsten bedanke ich mich noch herzlich für die Einsendung!
Die Aufgabenstellung hast du mäßig erfüllt.
Wenn ich mich nicht verrechnet habe, dann hast du insgesamt 83 von 100 Punkten erreicht, was nach meinem Bewertungsskala eine 2+ wäre.
Ich hoffe, ich habe dich mit meinem Review nicht allzu sehr an den Kopf gestoßen.
Bedenke, dass der Kommentar nur meinen Eindruck wiedergibt, denn es kann ja sein, dass andere Leser anderer Meinung sind.
Für offene Fragen stehe ich dir jederzeit zur Verfügung.


LG
L-San


Antwort von:  Nakuj
08.01.2015 16:53
Erstmal: Danke für die ausführliche Analyse. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du so sehr ins Detail gehen würdest. Mittendrin wurde mir schon ganz bang, immerhin hast du mir ja doch einige recht unschöne Dinge aufgezeigt. Allerdings bin ich ganz froh darüber. Mir ist bewusst, dass einiges nicht so ist, wie es sein sollte. Nach fast zwei Jahren bemerkt man dann doch so einiges, dass man heute anders machen würde. Sollte ich also die Zeit finden, werde ich die FF (vor allem die ersten Kapitel) nochmals überarbeiten. Auch danke dafür, dass du mir die Formatierungsfehler aufgezeigt hast. Ich werde in Zukunft darauf achten.

LG Naku
Antwort von:  L-San
08.01.2015 19:57
Ich habe bereits auf meiner Wettbewerbsseite angekündigt, dass ich ausführliche Reviews hinterlassen werde, und generell gehe ich mit Texten eigentlich kritisch um. Ich merke zwar vieles an, was aber nicht bedeutet, dass eine FF schlecht ist. Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr an den Kopf gestoßen.^^"
Nach wie vor hast du die FF beeindruckend gut umgesetzt.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und wir sind alle nicht perfekt.
Man merkt, dass du dich stetig verbesserst, also wünsche ich dir alles Gute und viel Erfolg und Muse beim Schreiben!

LG
L-San
Antwort von:  Nakuj
08.01.2015 20:37
Keine Sorge, die Kritik hat sehr geholfen. :)
Auch dir viel Erfolg und Freude beim Schreiben!

LG Naku
Von:  bella-swan1
2014-11-09T22:08:41+00:00 09.11.2014 23:08
Super Kapi.
Freu mich schon drauf wie es weiter geht.
lg.
Antwort von:  Nakuj
10.11.2014 15:15
Danke! :)
Ich versuche, möglichst bald wieder hochzuladen.

GLG Naku
Von:  Zahra-chan
2014-11-09T19:29:15+00:00 09.11.2014 20:29
Hallo^^
Tolles Kapitel Ich liebe deinen Schreibstil einfach *~*
Yunas Vergangenheit ist sooo traurig :(
Ich bin echt gespannt wie es weiter geht
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ^^

LG Zahra
Antwort von:  Nakuj
09.11.2014 21:15
Haha! Danke dir! :)
Beim zweiten Teil hab ich versucht, meinen Stil ein bisschen aufzupimpen. Fällt wahrscheinlich nicht auf, aber solange es gefällt, bin ich happy. :D
Ich versuche, so schnell wie möglich weiterzuschreiben. ^^

GLG Starlight
Antwort von:  ZimelM23
04.02.2015 16:30
hey das ist ein tolles kapi .schreib schnell weiter .Könntest du mir eine ens schicken ;)
Zimel
Antwort von:  Nakuj
04.02.2015 20:48
Wow, hab nicht damit gerechnet, dass jemand schreiben würde. :)
Allerdings muss ich leider sagen, dass für längere Zeit wohl kein neues Kapitel kommen wird. Ich komme einfach nicht weiter, da ich mich ziemlich festgefahren habe. Momentan schreibe ich alles nochmal neu, weil mir die FF, so wie sie jetzt ist, einfach nicht mehr gefällt. Solltest du also noch Interesse am Verlauf dieser Geschichte haben, könnte ich dich kontaktieren, sobald ich damit beginne, die überarbeiteten Kapitel hochzuladen. Tut mir leid, dass es nicht so wie gewohnt weitergeht. :/

Danke trotzdem für das Lob. Es freut mich riesig. :)

LG Naku
Von:  Zahra-chan
2014-11-01T20:23:22+00:00 01.11.2014 21:23
Hallo^^
Ein sehr, sehr trauriges Kapitel :(
Arme Yuna, ihren Bruder Tod auf dem Baum zu finden ist grausam.
Ich frage mich wer das war.
Vielleicht bin ich ja blöd, aber ich verstehe Yunas Beweggründe nicht wirklich. Wieso ist all das mit Sasuke passiert bzw. Ist sie dafür verantwortlich?
Ich freue mich schon auf das nächste Kapitel^^

LG Zahra

Antwort von:  Nakuj
01.11.2014 23:11
Was Yuna erlebt hat, ist bestimmt nicht angenehm. Mit Sasuke hat sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts zu tun. Ich halte mich an den Manga und überlege mir nur, was für einen Einfluss Yunas Existenz auf Kishimotos Manga gehabt haben könnte. Das, was sie jetzt tut, also als Erwachsene, werde ich bald näher thematisieren. Und ja, sie ist für Sasukes Zeitreise verantwortlich. Seine Vergangenheit lief jedoch völlig unabhängig von ihrer eigenen ab. :)

GLG Naku
Von: abgemeldet
2014-11-01T18:41:34+00:00 01.11.2014 19:41
Ein sehr trauriges & tragisches Kapitel zugleich! Das sie ihn gefunden hat & dann auch noch tot?, muss ihr den Boden unter den Füßen wegreißen. Ich frage mich, was danach passiert & was schlussendlich mit den anderen Uchiha's passiert (Mikoto, Fugaku, Sasuke & Itachi). Mach weißter so, ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel! :3

Liebe Grüße
Kuraiko ~ [εnφα]
Antwort von:  Nakuj
01.11.2014 19:58
Danke für den Kommentar!
Mikoto etc. werden bald wieder vorkommen. Und was Yuna angeht... Wir nähern uns dem Ende ihrer Geschichte.
Es freut mich riesig, dass es dir gefallen hat.

GLG Naku
Von:  Zahra-chan
2014-10-27T16:28:54+00:00 27.10.2014 17:28
Hallo^^
Ein schönes Kapitel.
Ich hab da mal ne Frage: wie alt ist Yuna? Wenn Obito ihr Bruder ist und sie jünger als er ist müssten die anderen und insbesondere Sasuke sie kennen? Immerhin ist sie ja auch vom Uchiha-Clan? Vielleicht habe ich das ja auch falsch verstanden :)
Ich freue mich auf das nächste Kapitel ^^

LG Zahra
Antwort von:  Nakuj
27.10.2014 17:54
Danke für den Kommi! :)
Ich habe eine Zeittafel bei den Charakteren hinzugefügt. Da kannst du nachschauen, wie alt wer wann ist.

Und ja, rein theoretisch könnten sie sich kennen, aber ich persönlich glaube nicht, dass jeder Uchiha den anderen kennt. Gleichaltrige Freunde hatte Itachi außer Shisui wahrscheinliche keine, da er mit seinen Missionen bereits ausgelastet war und Sasuke wird sich wohl kaum mit 12-Jährigen rumgetrieben haben und Fugaku hat wichtigere Dinge zu tun, als sich den Namen jedes Kindes im Clan zu merken. Aber wahrscheinlich komme ich in der FF noch darauf zurück, also keine Sorge. ;)

GLG Naku
Antwort von:  Zahra-chan
27.10.2014 19:53
Danke für die Antwort^^
Antwort von:  Nakuj
27.10.2014 19:55
Aber gerne doch! Wenn schon jemand reviewt, muss man das schätzen. :)
Von:  Zahra-chan
2014-10-20T18:38:39+00:00 20.10.2014 20:38
Hallo^^
Schönes Kapitel :)
Armer Sasuke, er tut mir wirklich leid.
Wie viele Teile wird es eigentlich geben?-Für mich sieht es so aus als würden wir uns dem Ende neigen :/
Ich freue mich auf das nächste Kapitel^^

LG Zahra
Antwort von:  Nakuj
20.10.2014 20:56
Danke mal wieder! :)
Also grob geschätzt werden es vier sein, aber das muss nichts heißen. Die Teile werden jetzt (wahrscheinlich) länger und vielleicht werden es doch noch mehrere. Soweit ich das bis jetzt sagen kann, sind wir in etwa bei der Hälfte. ^^

GLG Naku
Von: abgemeldet
2014-09-27T19:12:31+00:00 27.09.2014 21:12
So bin gerade auf dein FF gestoßen. Ich mag es ;)))) ich frei mich darauf, wenn es weiter geht ;)
Antwort von:  Nakuj
04.10.2014 13:02
Freut mich, dass sie dir gefällt. :)
Von:  Zahra-chan
2014-09-20T20:40:14+00:00 20.09.2014 22:40
Das Schicksal ist eine Hure -.- (Ich entschuldige mich für diese Wortwahl)
Ein emotionales Kapitel. Die Emotionen von jemanden verstehen den wir nicht kennen.
Obito ist zum einen gestorben und zum anderen wieder nicht. Sein altes 'Ich' ist mit den schmerzen und Erinnerungen gestorben.
Hier geht es ja um das Schicksal, wirst du Yume wissen lassen, dass Obito nicht gestorben ist oder weiß sie es schon?
Jedenfalls freue ich mich schon auf das nächste Kapitel :)

LG Zahra
Antwort von:  Nakuj
21.09.2014 10:19
Man könnte durchaus sagen, dass Obito bereits gestorben ist, Tobi aber geboren wurde. Yuna (nicht Yume. Irgendwie sagt jeder ihren Namen falsch) hat ihren Bruder auch unter der Maske erkannt, als er ihre Mutter umgebracht und sie anschließend gejagt hat. Obitos angeblichen Tod im Krieg hat sie miterlebt, sprich, Kakashi oder Minato haben ihr die Nachricht überbracht. Daraufhin hat sie sich in sich selbst zurückgezogen. Ihr anderer Bruder, der, um den es in diesem Kapitel hauptsächlich gegangen ist, hat versucht, sie wieder ins Leben zurückzuführen. Leider ist ihm das nur bedingt gelungen. Yuna hat immer zu Obito aufgesehen. Sein Verrat war das Schlimmste, das sie in ihrem jungen Leben hat erfahren müssen.
Ich hoffe, ich konnte es verständlich erklären. :)

LG Naku
Antwort von:  Zahra-chan
21.09.2014 10:52
Danke für die Erklärung und tut mir leid, dass ich den Namen falsch geschrieben habe :(
Antwort von:  Nakuj
21.09.2014 11:20
Ist kein Problem. Ich hab auch immer so ein Problem mit den Namen. ;D
Von:  Piratenqueen
2014-09-20T17:12:18+00:00 20.09.2014 19:12
Gutes Kapitel
Ich bin echt gespannt, wie es weitergeht
Das wars auch schon :-)
LG
Antwort von:  Nakuj
20.09.2014 19:14
Danke. :)


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