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Liebe triumphiert

von

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Wenn ich dein Spiegel wär'

„Ich weiß nicht…“

Yûri wand sich ein wenig und suchte mit zweifelndem Gesicht jemanden, der seine Skepsis an Gwendals Vorhaben teilte.

„Konrad und Yozaku sind Freunde. Beste Freunde. Da können wir doch nicht…“

„Wir müssen.“

Gwendal blieb barsch bei seiner Anordnung, worauf es Günter etwas diplomatischer versuchte.

„Heika, Eure Rücksicht auf die Gefühle Yozakus ehrt Euch, aber… Lord von Hiller kann nach diesem Vorfall harte Repressalien von Lord von Karbelnikoff verlangen, wenn nicht gar eine Verurteilung dessen als Betrüger anstreben. Mit furchtbaren Konsequenzen möglicherweise. Ich fürchte, unsere einzige Chance ist tatsächlich, alles in Erfahrung zu bringen, um dieses Unheil abzuwenden.“

Yûri sah noch einmal zu Murata und Wolfram, doch die schienen sich da im Augenblick raushalten zu wollen, da ihnen auch nichts einfiel, womit sie Yûri unterstützen konnten. Kurz darauf klopfte es an der Tür und Yozaku trat ein.

„Ihr wünschtet mich zu sehen?“

Er verbeugte sich leicht und sah dann in die Runde.

„Ja, Yozaku.“

Yûri ergab sich in sein Schicksal.

„Bitte tritt näher.“

Ebenfalls mit etwas argwöhnischem Blick folgte der Spion dem Befehl, bis er vor dem Schreibtisch seines Herrschers stand.

„Yozaku… dir ist ja auch nicht entgangen, was sich hier… ereignet hat nach der Ankunft von Lord von Hiller.“

Yozaku nickte, wartete aber weiter ab, was da noch kommen würde.

„Du hast wohl ein so enges Vertrauen zu Konrad wie sonst keiner. Kannst du… uns etwas über die Hintergründe sagen? Was damals war?“

Der Blick des rothaarigen Spions ging überrascht von einem zum anderen, bis er wieder bei Yûri war.

„Warum sprecht ihr nicht mit Konrad?“

„Das würden wir gern.“

Yûri seufzte.

„Allerdings ist er… im Moment nicht auffindbar.“

„Heika, ich bin Euch ergeben, das wisst Ihr, aber wisst Ihr auch, was Ihr da verlangt? Konrad ist nicht nur mein mir vorgesetzter Kommandant, er ist auch mein Freund. Jetzt hier so über Dinge zu reden, die er mir absolut im Vertrauen gesagt hat, käme dem beinahe größten denkbaren Verrat gleich!“

Der junge Maô seufzte. Natürlich war ihm das klar! Er hatte Yozaku auch nie dazu zwingen wollen, aber das war jetzt auch keine Lösung.

„Yozaku Gurrier, dein Herrscher hat dir eine Frage gestellt. Beantworte sie!“

Gwendals herrischer Einwand machte es da nicht wirklich besser.

„Yozaku…“

Yûri versuchte es im Guten, als habe er das gerade nicht gehört.

„…ich verstehe deinen Zwiespalt. Ich verstehe vollkommen, dass du Konrad nicht so… hintergehen willst. Aber ich weiß nicht, was dieser Lord da draußen alles tun wird, um seine Ehre in seinen Augen wieder reinzuwaschen. Und dass er nicht viel von Konrad auf Grund seiner Abstammung hält, haben wir gehört.“

Wieder seufzte er.

„Ich möchte einfach verhindern, dass ihm oder Anissina wegen dieser Sache etwas passiert. Aber dazu muss ich wissen, was vorgefallen ist. Bitte, Yozaku! Hilf mir dabei!“

Der Spion ließ den Kopf hängen – und sah deshalb nicht, wie verblüfft Wolfram seinen Verlobten anstarrte. Es war dem jüngsten Sohn der Ex-Maô unbegreiflich, dass Yûri mit einer Bitte, die Schwäche zum Ausdruck brachte, mehr bewirkt hatte als Gwendal mit seinem deutlichen Befehl.

„Nun gut, ich… ich werde Euch sagen, was ich weiß. Aber… ich kann Euch nicht versprechen, dass das alles ist.“

„Alles hilft uns im Moment weiter.“

Denn sie wussten ja so ziemlich nichts.

„Also… war das zwischen Anissina und Konrad eine… einmalige Sache?“

„Nein.“

Yozaku schüttelte den Kopf, wobei er diesmal auch die schockierten Gesichter von Gwendal, Günter und Wolfram sah.

„Nein, es… es war Liebe, Heika. Ich weiß nicht, wann genau und wie es angefangen hat, aber… Konrad hatte sich Hals über Kopf in Lady Anissina verliebt.“

„Aber was war denn dann mit Lady Julia?“

Günter sah ihn verständnislos an.

„Konrad hat sich damals sogar als Schwertmeister an den Hof der von Wincotts versetzen lassen.“

Yozaku konnte ein leicht verschmitztes Lachen nicht unterdrücken.

„Ja, das war ein beachtlicher Trick von ihm. Er wusste um die Gerüchte – die wirklich nur Gerüchte waren – und ließ sich dorthin versetzen.“

Er trat an die Karte des Königreiches, die an der Wand hing und deutete auf einen Punkt.

„Hier ist der Hof der von Wincotts. Und hier – unweit der Grenze – ist der Hof der von Karbelnikoffs.“

Den beiden Brüdern und Günter zeichnete sich mit leichtem Entsetzen ein gewisses Verstehen auf den Gesichtern ab, das Yozaku sogleich bestätigte.

„In strengem Ritt kommt man in zwei Stunden von einem Hof zum anderen. So konnte Konrad in den Nächten zu Lady Anissina kommen, ohne Aufsehen zu erregen.“

„Aber… wenn sie sich so geliebt haben…“

Yûri verstand noch nicht ganz.

„Warum haben sie dann nicht… geheiratet? Ich meine…“

Yozaku lächelte bitter, während er zum Schreibtisch zurückkam.

„Das war nicht so einfach, Heika. Letztlich… besaß Konrad immer noch den Makel des Menschenblutes seines Vaters. Eine Mazoku zu heiraten wäre ohnehin schon nicht einfach gewesen – und eine Lady aus dem Hochadel so ziemlich unmöglich.“

„Aber hätte Cherie-sama da nicht etwas tun können?“

Yûri sah das Problem noch immer nicht.

„Sie war doch Maô damals. Hätte sie nicht einfach… ihren Segen geben können?“

Fragend sah er zu Günter, der sich in solchen Dingen am besten auskannte.

„Prinzipiell schon. Konrad hätte bei ihr vorsprechen müssen und dann… hätte sie es gewissermaßen… anordnen können. Also den damaligen Lord von Karbelnikoff überstimmen können, seine Tochter mit ihrem Willen, für eine Ehe mit Konrad freizugeben.“

„Hätte.“

Yozaku sah auf den Boden und in seinem Blick hielten sich Wut und Trauer die Waage.

„Was heißt das?“

Yûri hakte nach, woraufhin Yozaku aufsah.

„Konrad war bei seiner Frau Mutter – und hat sie darum gebeten.“

„Und was… ist passiert?“

„Das will ich euch sagen.“
 

Konrad war in seine blaue Paradeuniform gekleidet, als er das private Empfangszimmer seiner Mutter betrat. Cherie stand am Fenster und sah auf den mit Fackeln erleuchteten Hof hinunter. Sie drehte sich nicht um, auch wenn sie wusste, dass ihr Sohn hinter ihr stand, um sie in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen.

„Wie oft hab ich gewartet, dass du mit mir sprichst? Wie hoffte ich, dass du endlich das Schweigen brichst!“

Er schüttelte leicht den Kopf.

„Doch dich erschreckt, wie ähnlich wir beide uns sind. So überflüssig, so überdrüssig der Welt, die zu sterben beginnt.“

Denn er wusste, dass seine Mutter sich manchmal so fühlte, da ihr ihr Bruder nahezu alle Regentenpflichten aus der Hand genommen hatte.

„Wenn ich dein Spiegel wär‘, dann würdest du dich in mir sehen. Dann fiel’s dir nicht so schwer, was ich nicht sage zu verstehen. Bis du dich umdrehst – weil du dich zu gut in mir erkennst.“

Ein leichtes Zucken schien bei dieser Bemerkung durch den Körper der Herrscherin zu gehen, doch er war sich nicht sicher, ob sie es als Seitenhieb auffasste, weil sie ihm noch immer den Rücken zukehrte, oder ob er es sich einfach eingebildet hatte und es nur ein Flackern des Feuers von außen war.

„Du ziehst mich an – und lässt mich doch niemals zu dir. Seh ich dich an, weicht dein Blick immer aus vor mir.“

Er trat einen Schritt nach vorn – einfach um sie spüren zu lassen, dass er sich jetzt nicht abweisen lassen würde.

„Wir sind uns fremd – und sind uns zutiefst verwandt. Ich geb dir Zeichen, will dich erreichen, doch zwischen uns steht eine Wand. Wenn ich dein Spiegel wär‘, dann würdest du dich in mir sehen. Dann fiel’s dir nicht so schwer, was ich nicht sage zu verstehen.“

Nun wandte sich seine Mutter tatsächlich um.

„Was soll die Störung? Was gibt’s? Was willst du hier?“

Konrad sank vor ihr auf ein Knie. Endlich hatte er sie erreicht!

„Mutter, ich brauche dich!“

Bittend sah er sie an. Er kniete hier wie ein Untergebener, aber er war doch ein Sohn, der die Hilfe seiner Mutter suchte.

„Ich komm in höchste Not. Fühl mich gefangen und umstellt. Von der Gefahr bedroht, entehrt zu sein vor aller Welt. Nur dir alleine kann ich anvertrauen, worum es geht.“

Er erhob sich wieder, um ihr in die Augen sehen zu können.

„Ich seh keinen Ausweg mehr.“

Cherie sprach zugleich halblaut, sodass sich ihre Worte fast mit seinen verwoben.

„Ich will’s nicht erfahren.“

„Hof und Ehe sind mir eine Qual. Ich krank, mein Leben leer…“

Da er wusste, dass er so einfach nicht bekommen würde, was sein Herz begehrte.

„Kann’s dir nicht ersparen.“

Konrad wurde lauter, da sie ihm anscheinend nicht zuhören wollte und stoppte so ihren eigenen Redefluss.

„…und nun dieser elende Skandal!“

Denn er wusste, dass man ihn beschuldigte, Lady Julia zu einem Bruch ihrer Verlobung verführen zu wollen. Und er selbst konnte sich nicht einfach daraus befreien.

„Nur wenn du für mich beim Lord bittest, ist es noch nicht zu spät!“

Mit der puren Hoffnung in seinem Blick sah er zu ihr, doch ihre tonlose Antwort schlug ihm wie eine Ohrfeige entgegen.

„Den Lords bin ich längst entglitten. Hab alle Fesseln durchgeschnitten. Ich bitte nie! Ich tu’s auch nicht für dich.“

Sie wandte sich sofort wieder ab, während Konrads Gesichtsausdruck sich versteinerte, bevor er ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ.
 

Alle im Zimmer starrten Yozaku an.

„Das… das kann nicht sein!“

Wolfram schüttelte fassungslos den Kopf. Auch alle anderen konnten es nicht glauben. Die Ex-Maô war immer die Verfechterin der Liebe gewesen. Sie selbst hatte einen Menschen geheiratet und somit Konrad das Leben geschenkt. Es war undenkbar, dass nun gerade sie ihm seine große Liebe nicht gestattete.

„So hat es Konrad mir berichtet.“

Yozaku zuckte mit den Schultern.

„Er war am Ende. Er sah keinen Sinn mehr. Deshalb… meldete er sich auch freiwillig dafür, dass Rutenberg-Regiment zu führen – weil es mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit der sichere Tod sein würde.“

Yûri konnte es nicht fassen. Es machte alles keinen Sinn in seinem Kopf.

„Wir müssen mit Cherie-sama sprechen.“

Und diesmal entschied er das.



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