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Abgeschlossen beinahe vergessen

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Abgeschlossen beinahe vergessen

Vor einer Woche bekam ich eine Karte, von einem längst vergessenen Bekannten. Ein Roter Kreis mit einer Roten Träne war darauf abgebildet. Auf der Rückseite stand. ”Als ich diese Karte sah, musste ich an dich denken, du hattest mal etwas gesagt was ich nie vergessen hatte. Ich hoffe dir geht es gut. Vielleicht besuche ich Venedig nochmal. Ich vermisse die Stadt.“ Mit Robert war sie unterschrieben, die verschnörkelte Schrift die er schrieb, sein Name hob sich von allem ab. Robert ohne jegliche Verschnörkelung schrieb er seinen Namen. Ich blicke aus dem Fenster meiner Wohnung, lautes Treiben war zu sehen, so viele Menschen die ihren Geschäften nachgingen. Und da war er. Ein Mann mit braunem Hut, einem Dunklerem Mantel und blondem Haar. Er schlenderte locker aber zielstrebig auf die Tür, zu dem Gebäude in dem ich mich befand zu. Ich hörte das Klingeln durch die ganze Wohnung hallen. Mit einem Kloß im Hals und einem unangenehmen Gefühl nahm ich den Hörer der Gegensprechanlage ab.

"Hallo" sagte ich Trocken

"Ich bin´s Robert", ich konnte sein lächeln beinahe hören. "Lässt du mich ein?" Ich legte auf und betätigte den Knopf zum Öffnen der Tür. Schon hörte ich seine Schritte wie die Treppe hinauf hüpfte. Ich öffnete die Tür, er war zwei Schritte davon entfernt stehen geblieben, lächelnd mit den Händen in den Taschen. "Ana" sagte er weniger lächelnd. "Was willst du?" fragte ich ihn schroff "Kühl wie immer" und sein ganzen Gesicht wurde beinahe von seinem Lächeln erfüllt. "Ich wollte dich nur besuchen" und marschierte schon an mir vorbei in die kleine Wohnung "Um des alten Zeiten Willen" seufzend schloss ich die Tür. Verschmitzt drehte er sich um.

"Klein"

"Das ist dein einziger Kommentar?!", nickend ließ er seinen Blick schweifen, über die halb ausgepackten Kisten über die Möbel.

"Hast du Tee?"

"Nein"

"Und Kaffee?"

"Nein"

"Saft oder Schorle?"

"Auch nicht", verzweifelt zog er einen Teebeutel aus seiner Brusttasche.

"Wie wäre es mit Heißem Wasser?", stirnrunzelnd sah er mich an, denn ich hatte angefangen zu lächeln. "Das ließe sich einrichten." Ich griff mir von irgendwo einen Kessel und füllte Wasser hinein. Als ich gerade den Herd anmachte und den Kessel über der Flamme platzierte, sagte er etwas was mich verblüffte "Du sagtest immer dein Herz würde bluten.", gab Robert tonlos von sich. "Deswegen die Karte.", verwundert drehte ich mich um, "Du bist Single oder?", verlegen starrte er an mir vorbei. "Du hast drei Jahre gesagt. Und das du dann wiederkommst.", sagte ich mein Hals war trocken und mein Kopf so schwer. "Du kamst nicht." Er schluckte hörbar. Mit seiner Hand strich er an seinem Hals entlang, seine Fingernägel kratzten an seiner Haut, sie wurde rot. Es versetzte mir einen Stich. Eine Weile standen wir nur Wortlos da. Bis das laute zischen des Kessels ihn aus seinen Gedanken riss, deutlich zuckte er zusammen. Ich streckte ihm die Hand entgegen, er starrte sie an zögernd, langsam streckte er seine Hand nach meiner aus. Hart unterbrach ich seine Bewegung. "Den Beutel.", stockend zog er seine Hand zurück. "Sicher.", er griff zurück in seine Tasche und reichte mir den Beutel. Ich schaltete den Herd aus und goss das köchelnde Wasser über den Beutel in einen Becher und gab ihm diesen. "Setz dich.", ich deutete auf die halb mit Folie bedeckte Coach, vor der Backsteinwand. "Soll ich meine Sachen ablegen?", symbolisch hob er seinen Hut vor die Brust. "Ich denke nicht das du lange bleibst." kühl setzte ich mich. "Aber die Schuhe.", verschüchtert, davon das er folgsam die Schuhe auszieht und sich neben mich setzt, rutsche ich auf der Coach hin und her. Flach atmend betrachte ich meine Finger, während Robert gedankenverloren an seinem Tee schlürft, nach ca. 10. min. blickt er in seinen Becher, doch er ist leer. Jetzt mussten wir unweigerlich miteinander sprechen. ”Hast du wirklich nichts zu trinken außer Wasser?", schmunzelnd blickte er mich an. ”Tequila, Wodka und andere Spirituosen, ist das einzige was ich sonst noch habe.", fragend sah ich ihn an. Ist Alkohol jetzt wirklich das richtige? "Möchtest du?" Nickend gab er mir den leeren Becher, ich wischte ihn aus und stellte ihn zurück in einen Karton, aus dem ich auch zwei Scotch Gläser holte und Robert einen reichte. Nachdem ich einen Großen Karton freigeräumt hatte, fingerte ich aus ihm eine staubige Flasche Tequila, stirnrunzelnd betrachtete Robert wie ich die Flasche aufdrehte und den Inhalt in die Gläser eingoss.

"Wie lange wohnst du schon hier?"

"Seit zwei Jahren."

"Und da sieht es hier noch so aus?!", ungläubig blickte er in meine Augen, so dass ich meinen Blick nicht von ihm ablenken konnte. "Was meinst du?" Er stellte sein Glas auf einen Karton vor der Couch, und griff leicht zögerlich nach meiner Hand. Zog mich aufs Sofa, doch abwehrend stand ich wieder auf und versuchte meine Hand seiner zu entziehen. Doch er ließ nicht locker, "Bitte lass uns reden!" flehte er und ich ließ nach so dass, er mich zurück auf die Couch ziehen konnte. "Ana, du wohnst seit zwei Jahren hier und es sieht so aus als wärst du gerade erst eingezogen." Ich schaute weg er verwirrte mich. Was sollte ich denn tun? Sechs Jahre, das sind drei Jahre zu spät. Robert legte seine linke Hand an mein Kinn und schob meinen Kopf zurück, so dass ich ihn wieder ansehen musste, und schob seine andere Hand an meinen Hals. "Ana, ich kenne dich und so bist du nicht!", ich schüttelte den Kopf und umfasste seine Hände, doch ich drückte sie von meinem Gesicht weg. "Nein, es ist sechs Jahre her das du mich kanntest, Robert.", betreten sah er auf seine Hände, die immer noch meine umklammerten. "Warum hast du mir nicht mal eine Nachricht geschickt?", fragte ich beklommen, abrupt stand er auf und fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar, die andere stemmte er sich in die Hüfte.

"Ach Ana, es ist..." Er drehte sich um.

"Der Job, er ist mir wichtig. Ich mache das gern.", verzweifelt sah er zu mir und zu dem Glas Tequila, was immer noch auf dem Karton stand, er ergriff es und schüttete sich den Inhalt in den Hals. Angeekelt verzog er sein Gesicht. "Du hattest es noch nie mit Alkohol." Ich versuchte locker zu klingen, doch es kam nur abweisend rüber. "Ich hatte dich geliebt." fuhr Robert unbeirrt fort.

"Aber die Menschen brauchten mich dort, wie hätte ich gehen können, wenn mich jemand um ein Stück zu essen anfleht?"

"Dann hättest du nicht zurück kommen sollen."

"Ich weiß dass ich das nicht ungeschehen machen kann, aber versuch mich doch bitte zu verstehen!"

"Du solltest jetzt gehen." Ich stand auf, schnappte mir die Tequila Flasche und drückte ihm diese in die Hand. "Hilft dir gegen den Schmerz.", raunte ich ihm zu als ich an ihm vorbei ging zur Tür, die ich schwungvoll öffnete. "Ana, warum bist du so abweisend, so Kühl warst du früher nie, jedenfalls nicht zu mir." Er ging aus der Tür, doch drehte sich noch einmal um. "Du sagtest dein Herz würde Bluten, wenn du jemanden siehst der Hilfe braucht. Deswegen bin ich Arzt geworden und in die Problemgebiete gereist. Ich wollte dir gerecht sein. Ich dachte dass ich dir nie wieder in die Augen blicken kann, wen ich nicht alles Mögliche getan hätte um zu helfen. Doch das Verlangen dich zu sehen war stärker, als mein Verlangen zu Helfen!" Er atmete auf blickte mich undurchdringlich an. "Ich fliege Morgen zurück nach England zur Familie. Um Acht." Ich schloss die Tür, verfluchte mich dafür ihn angehört zu haben. Ich blickte wieder aus dem Fenster, sah wie Robert auf einen Bootsteg zu ging und wenn ein junger Mann ihn nicht am Arm gepackt hätte, wäre er wohl möglich ins Wasser gefallen. Der junge Mann schnauzte ihn an, so unverfroren obwohl er damit gar nichts zu tun hatte. Er hätte Robert auch ins Wasser fallen lassen können und ihn nicht fest halten, dass er nicht hinein fällt. Seufzend lehnte ich mich gegen die Tür und sackte in mich zusammen. Ich vergaß was ich in den letzten stunden getan hatte, jedenfalls für einen Moment. Denn es klopfte an der Tür, an die ich meinen Kopf gelehnt hatte, mühselig richtete ich mich auf, angespannt drückte ich die Türklinke nach unten, doch nur meinen Nachbarin stand auf der Matte und sah mich mit vorwurfsvollem Blick an. "Wer war denn der Schnuckelige Typ der aus deiner Wohnung kam?", fragte sie mit Russischem Akzent, missgelaunt wollte ich die Tür zumachen, doch sie stellte ihren Fuß dazwischen."Er hat dich wirklich gern." seufzend ließ ich sie an mir vorbei gehen. "Wo hast du den Alkohol?", gelassen fingerte Nadja eine verstaubte Flasche Wodka aus einem Karton, wischte das Glas von Robert aus und ließ sich auf das Sofa fallen. "Anabelle, ich versteh dein Problem nicht.", sie genehmigte sich einen Schluck, bevor sie einfach weiter redete. "Er will dich, er will dich sehr! Ich nehme ihn wenn du auf ihn verzichten willst." Ungläubig sah ich sie an. "Was ist mit Dimitri?" Ich setzte mich neben sie und schenkte mir von dem Wodka auch was ein. "Ich bin nicht hier um mich über Dimitri zu unterhalten.", fauchte sie wütend. "Also was ist zwischen dir und diesem Mann?" Betreten blickte ich in mein Glas. "Ist er der Grund weshalb du deine Kisten noch nicht ausgepackt hast?" Als ich nicht antwortete fing Nadja an zu lächeln. "Weißt du, als ich das erste mal jemanden hatte den ich nicht verlieren wollte, bin ich weg gelaufen, genauso wie du jetzt.", damit stand sie auf. "Wohin willst du jetzt?", fragte ich sie als würde ich befürchten dass sie nicht wiederkommt. "Ich werde versuchen mich mit Dimitri zu versöhnen." Nostalgisch starrte Nadja in ihr Glas und ging Gedankenverloren zur Tür, kurz bevor sie meine Wohnung verließ drehte sie sich nochmal um. "Anabelle, du solltest das auch tun, die Vergangenheit vergessen meine ich." Mitfühlend blickte sie mich an . "Schließlich bemüht dein Lover sich wirklich, gib ihm ein letztes Mal die Chance alles wieder Gut zu machen." Somit schloss sie die Tür und danach habe ich sie knapp einen Monat nicht mehr gesehen. Den Rest des Abends verbrachte ich damit, diverse Alkohol Flaschen zu entstauben, bis ich mich dann schließlich Stock besoffen in mein Flauschiges Bett fallen ließ.

Am nächsten Morgen hatte ich einen Furchtbaren Kater, weswegen ich gleich mal zwei Aspirin zu mir nahm. Ein Schwindelgefühl überkam mich und ich musste mich an der Tischplatte festhalten, damit ich nicht umfiel. Als ich auf die Uhr sah erkannte ich dass es schon sieben war. Ich könnte es noch schaffen, sodass ich endlich aus der Einsamkeit zu flüchten vermag. Stolpernd versuchte ich ohne hinzufallen, zu meinem Schrank zu gehen. Ich fischte aus einem Karton im Schrank einige Kleidungsstücke, die ich auch gleich überstreifte, bevor ich kurz mein Haar bürstete und zu irgendeiner Wuselfrisur auftürmte. Ich griff mir als letztes meinen Mantel und verließ die Wohnung und kehrte sofort zurück, als ich merkte dass ich ich meine Schuhe vergessen hatte. Nun vollkommen angezogen lief ich durch enge Gassen zu der nächsten Busstation, wo ich auch nicht lange warten musste. Die Leute im Bus starrten mich allesamt an, deshalb war ich froh, dass ich schon bald aussteigen konnte.

Der Flughafen war nur ein paar Meter von der Busstation entfernt. Ich schluckte noch einmal, bevor ich das Gebäude betrat. Mir schlug auf einmal der Typische Geruch nach Menschen und Plastik ins Gesicht. Als ich ein paar Schritte in die Halle reingegangen war, sah ich mich hektisch nach Robert um, doch ich konnte ihn nicht entdecken. Ich war wohl zu spät. Ich konnte hören wie eine Frau den letzten Aufruf für den Acht Uhr Flug nach London ansagte. Und dann sah ich ihn, er zog einen Braunen Koffer hinter sich her und ging in Richtung des Terminals. "ROBERT!", stieß ich laut hervor, doch er konnte mich nicht hören und dann kam sie alle hoch, die Gefühle, die ich die letzten Jahre nicht an mich heran gelassen hatte, nicht zu ertragen dass er mich verlassen hat. "Ich liebe dich.", rief ich ihm kläglich hinterher. Schlagartig drehte Robert sich um und kam auf mich zu, als er vor mir stand, konnte ich tränen in seinen Augen erkennen. Er riss mich ruckartig in eine Umarmung, wobei er sein Gesicht in meiner Schulter vergrub. "Ana, darauf habe ich gewartet.", flüsterte er in mein Haar. Er legte seinen rechten Arm um meine Hüfte und griff mit der linken in mein Haar. Seine Stirn legte er gegen meine. Zittrig, mit lautem Herzschlag stammelte ich:

"Was ist mit deinem Flug?"

"Es gab nie einen", sagte Robert lächelnd. Er schloss seine Augen. "Ana, ich schwöre dir dass ich dich ab jetzt nie mehr allein lassen werde." Er öffnete seine Augen wieder, denn er hatte auch mitbekommen, dass die Menschen um uns herum, ganz leise geworden waren, doch beachtete es nicht weiter. Ich hingegen lief rot an. "Ich werde dein Herz nie wieder Bluten lassen.", murmelte er ganz dicht vor meinen Lippen, bevor er mich küsste. Meine Tränen liefen nur noch meine Wangen hinunter und tropften auf seinen Mantel, er lächelte in den Kuss hinein und schob seine Zunge zwischen meine Lippen. Ich umfasste immer noch zögerlich mit meinen Armen, unter seinen Mantel, seinen Rücken und vergrub die Finger in seinen Pullover. Endlich hatte ich ihn wieder.



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