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Am Tag ist es leicht

von

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Prolog


 

Childhood is a disease – a sickness that you grow out of.

(William Golding, Autor von „Lord of the Flies“)
 


 

„Was machen wir noch hier, Sensei?“, fragt Raidou, während er dem Mann hinterher hastet. „Die Sensoren haben gesagt, in diesem Versteck befinden sich keine Iwa-Nins mehr. Wir haben alle getötet. Machen wir lieber, dass wir hier rauskommen, damit wir das Gebäude in die Luft jagen können.“

„Es gibt einige versiegelte Räume im Keller“, antwortet Hideaki. „Ich vertraue unseren Sensor-Shinobi, aber selbst sie können mal irren. Wir werden überprüfen, ob dort unten nicht doch noch jemand ist.“

„Sie meinen, dort verschanzen sich noch Iwa-Nins?“

„Vielleicht. Aber wahrscheinlicher ist, dass sie die Räume als Zellen genutzt haben.“

Raidou muss schlucken. Der Krieg tobt schon seit zwei Jahren. Kriegsgefangene sind an der Tagesordnung, aber er hat mit seinen sechzehn Jahren noch nicht an einer Befreiungsaktion teilgenommen, und ein wenig mulmig ist ihm schon. Hinter Hideaki erreicht er einen engen, düsteren Flur. An jeder Seite sind drei sorgfältig verriegelte Türen zu sehen.

„Es wird dauern, bis wir diese Räume alle gesichert haben, Sensei.“

Hideaki schließt kurz die Augen und atmet tief ein. Er hat im vorangegangenen Kampf viel Energie verbraucht, aber er nimmt sich noch einmal zusammen.

Byakugan!

Mit seinen ausdruckslosen, weißen Augen sieht er den Gang entlang, die Adern an seinen Schläfen treten vor Anstrengung hervor. Nach wenigen Sekunden löst er das Bluterbe der Hyuugas wieder auf und nickt.

„Hinter der zweiten Tür rechts sollten wir nachsehen. Ansonsten ist niemand hier.“

„Was ist hinter der zweiten Tür rechts?“

„Ein regloser Körper, relativ klein. Er ist vermutlich bewusstlos, aber gib mir vorsichtshalber Rückendeckung.“

„Verstanden, Sensei.“

Raidou bleibt ein paar Schritte zurück, während Hideaki zur Tür geht, den Riegel beiseite zieht und sie öffnet. Er verschwindet in der Zelle, und einen Moment später erklingt seine Stimme.

„Die Luft ist rein, Raidou. Komm her und hilf mir.“

„Ja, Sensei“, murmelt Raidou und betritt den Raum zögernd. Er ist erdrückend klein, mit einem einzigen vergitterten Fenster. Überall auf Wänden und Boden sind dunkle Flecken von Feuchtigkeit zu sehen. Auf dem Boden liegt ein Junge, Arme und Beine von sich gestreckt, die Schultern noch kindlich schmal. Ein tiefer, halb verkrusteter Schnitt zieht sich über seine rechte Wange, die Augen hat er geschlossen. Seine hellen Haare sind teilweise mit Blut verklebt, aber Raidou erkennt sofort das Stirnband mit dem Konoha-Abzeichen, das darunter zu erahnen ist.

„Ist das einer unserer Genin, Sensei?“

Hideaki antwortet nicht, geht neben dem Jungen in die Hocke und überprüft seinen Puls. „Er lebt. Ein Glück. Aufgrund seiner eher leichten körperlichen Verletzungen gehe ich davon aus, dass sie ihn mit Genjutsus gefoltert haben.“

Raidou blinzelt nervös und fährt sich mit der Zunge über die Lippen. „Hoffentlich hat er das ... verkraftet. Geistig, meine ich.“

„Die Iwa-Nins hatten kein Interesse daran, dass er den Verstand verliert. Das hätte ihn schließlich als Informationsquelle unbrauchbar gemacht. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ...“

Hideaki hält inne und lacht kurz auf. „Natürlich. Das erklärt alles.“

„Was meinen Sie, Sensei?“

„An dem Verlauf des Angriffs war von Anfang an etwas seltsam. Die Iwa-Nins scheinen sich auf einen Überfall vorbereitet zu haben, sind aber offenbar von völlig falschen Angaben ausgegangen. Die falsche Richtung des Angriffs, die falsche Truppenstärke ... Weißt du nicht mehr, wie ich gesagt habe, jemand müsste sie mit Fehlinformationen gefüttert haben?“

„Und Sie meinen, das war dieser Junge?“, fragt Raidou mit großen Augen.

„Wahrscheinlich.“

„Hoffen wir, dass er diese Kühnheit nicht mit dem Leben bezahlt.“

„Wenn er draufgeht, beantrage ich, dass der Hokage ihm posthum einen Orden verleiht“, sagt Hideaki und lacht erneut.

Die Augen des Jungen öffnen sich flatternd. Sie sind trüb und blutunterlaufen, und sie scheinen sich auf nichts zu fokussieren. Die Ausdruckslosigkeit macht Raidou Angst. Vielleicht hat der arme Kerl ja doch den Verstand verloren.

„Hallo, Junge“, sagt Hideaki. „Kannst du uns hören?“

Der Junge reagiert nicht.

„Du bist jetzt in Sicherheit. Wir haben dieses Versteck ausgehoben und alle Iwa-Nins getötet. Du brauchst keine Angst zu haben.“

„Das nützt doch nichts, Sensei“, murmelt Raidou. „Bringen wir ihn lieber hier raus.“

„Wie heißt du?“

Der Junge holt tief Luft, bringt aber kein Wort hervor. Seine Lippen zittern. Ein wenig Blut sickert aus dem Schnitt an seiner Wange.

„Vielleicht versteht er Sie nicht, Sensei.“

„Vielleicht ist er auch nur zu schwach zum Sprechen.“

Raidou sieht den Jungen an, die hellen Haare, den ein Stück weit offen stehenden Mund. „Er erinnert mich an jemanden“, sagt er langsam.

„Ach ja?“

„Er sieht aus wie Morino-san in jünger. Hat er einen Sohn?“

Hideaki blinzelt verblüfft. „Ja, ich glaube schon. Aber ich weiß nicht ...“

Der Junge reißt die Augen auf und gibt einen gurgelnden Laut von sich. Offenbar erfordert es seine höchste Konzentration, zwei Worte auszusprechen.

„Morino Ibiki.“



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