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Vergeltung

Version II
von

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Zwillinge

Es war fast schon unerträglich hell im Keller.

Normalerweise war höchstens eine minimale Beleuchtung vonnöten gewesen, da die Räumlichkeiten sowieso nur noch sporadisch und meist für eine begrenzte Zeit genutzt wurden. Nun aber war jedes noch so kleine Licht angeschaltet worden, es kam einem fast wie die Flutbeleuchtung in einem Fußballstadion vor. Man wollte offenbar, was die Sa’onti betraf, keinerlei Risiko eingehen. Je weniger Schatten es gab, umso besser.

Eve massierte sich die Schläfen. Das grelle Licht tat ihr in den Augen weh und verursachte ihr Kopfschmerzen. Wie mochte es da erst für einen Vampir sein?

Oscar zumindest, der in seiner kleinen Zelle auf den Boden hockte, hatte seinen Blick nach unten gerichtet und schien sehr bedacht, nicht direkt in die Lichtquellen zu blicken. Zumal er sowieso viel zu erschöpft war, um seinen Kopf großartig zu heben. Er hatte sich kaum auf den Beinen halten können, als die Jäger ihn mehr schlecht als recht in die unterirdischen Gefilde bugsiert und geschleppt hatten. Seth hatte ihm offenbar das letzte bisschen Energie ausgezehrt.
 

Und dennoch weigerte er sich standhaft, seine Augen zu schließen und Entspannung zu suchen. Ein paar Stunden Schlaf hätten wahrscheinlich Wunder für ihn bewirkt, doch stattdessen hockte er neben der Pritsche, auf der sie Alec abgelegt hatten, wie ein Wachhund, der seinen verletzten Menschen unter keinen Umständen alleine lassen wollte.

Die Jäger hatten zunächst erwogen, sie in unterschiedlichen Zellen unterzubringen, weit entfernt voneinander, doch Eve hatte sie schnell eines Besseren belehren können. Oscar war vielleicht momentan schwach und kaum dazu imstande, einen ernstzunehmenden Kampf vom Zaun zu brechen, doch er hätte ohne Zweifel getobt, hätte er nicht an Alecs Seite bleiben dürfen, und hätte womöglich schwere Schäden an dem Gebäude oder auch an den Bewohnern anrichten können. Er hätte seine letzten Kraftreserven dafür aufgebraucht, um bei Alec sein zu können, und dabei keine Rücksicht auf irgendetwas oder irgendjemanden genommen.

Oscar mochte vielleicht wie ein kaltherziger Eisbrocken erscheinen, aber Eve hatte deutlich gesehen, wie besorgt er die ganze Zeit über um seinen Bruder gewesen war. Und sein entsetzter und verzweifelter Gesichtsausdruck, als Alec blutend vor ihm im Gras gelegen hatte, hatte Bände gesprochen.
 

Eves Blick richtete sich auf Alec, den die Jäger zuvor fast schon vorsichtig in den Keller getragen hatten. Einige Ärzte waren hinzugezogen worden und mehr schlecht als recht hatte man seine riesige Wunde verbunden. Weniger, um es Alec angenehm zu gestalten, als vielmehr, um allen Anwesenden den Anblick dieser fürchterlichen Verletzung zu ersparen.

Seit etwa einer halben Stunde lag er nun auf der Pritsche und hatte sich seitdem keinen Zentimeter mehr bewegt. Die Jäger hatten bereits im Stillen heiße Wetten am Laufen, ob der Sa’onti überhaupt noch am leben war oder nicht. Die meisten, so hatten die Wetteinsätze gezeigt, waren felsenfest davon überzeugt, dass der Vampir endgültig tot war.

Aber Eve war sich dessen nicht so sicher.
 

„Es war nicht deine Schuld.“ Sie wusste selbst nicht, warum ihr diese Worte über die Lippen kamen, aber als sie sah, wie Oscar vorsichtig durch Alecs Haar strich und der andere nicht einmal eine winzige Reaktion erkennen ließ, wurde ihr das Herz schwer.

Oscar musterte sie daraufhin mit einer düsteren Miene. „Soll ich mich dadurch jetzt besser fühlen?“

Man hatte ihm zuvor eine Schale mit Wasser in die Zelle gestellt und er hatte auch keine Sekunde gezögert und sich Alecs Blut abgewaschen, aber das schien beileibe nicht genug gewesen zu sein. Er scheuerte und scheuerte über seine Haut, als wären immer noch Reste vorhanden, die ihn schier wahnsinnig machten. Mehrere Stellen hatte er sich bereits blutig gekratzt, die aber innerhalb eines Sekundenbruchteils auch schon wieder verheilt gewesen waren.

Dennoch musste er es noch so deutlich riechen, als würde er regelrecht darin schwimmen.
 

„Ist er ...?“, hakte sie nach, während sie nervös ihre Hände massierte. Richard, der neben ihr stand, bewegte sich unruhig, als fürchtete er die Antwort.

Oscars Blick war derweil schwer, als er erwiderte: „Ich weiß es nicht.“ Er schloss kurz seine Augen. „Ich habe schon davon gehört, dass Sa’onti sich gegenseitig umgebracht haben. Es passiert nicht sehr oft, aber ...“

Er verstummte wieder. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, ob er bis an sein Lebensende mit dieser Schuld leben könnte. Technisch gesehen war er zwar für Alecs Zustand nicht verantwortlich, aber Eve bezweifelte, dass er das genauso sah. Er hasste sich wahrscheinlich momentan über alle Maßen, dass er zu schwach gewesen war, um Seths Gedankenkontrolle zu überwinden, und keine Worte der Welt, mochten sie nun von einer Jägerin kommen, für die er keinerlei Respekt hegte, oder gar von Asrim persönlich, würden etwas an seinen Gefühlen ändern können.
 

„Ihr müsst ihm etwas Blut geben“, meinte Oscar unvermittelt. „Wenn noch ein Funken Leben in ihm steckt, wird er darauf reagieren.“

Richard schnaubte verächtlich. „Aber natürlich! Wir Dämonenjäger machen nichts lieber, als Vampire mit Blut zu füttern. Das ist unser aller Lebensaufgabe.“ Er schüttelte vehement den Kopf. „Hältst du uns wirklich für so unvernünftig? Das Risiko –“

„Was glaubst du, wird geschehen, wenn ihr Alec hier unten sterben lasst?“, fiel ihm Oscar scharf ins Wort. „Kannst du dir überhaupt vorstellen, was alleine Asrim mit euch anstellen wird?“

Richard zuckte bei der Nennung dieses Namens unwillkürlich zusammen und auch Eve spürte, wie sich ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengegend ausbreitete.

„Es gibt einen Grund, warum so wenige berichten können, ihn getroffen und überlebt zu haben“, zischte Oscar. „Und er würde euch nicht einfach nur töten, oh nein! Er würde euch tagelang quälen und foltern. Er würde euch Stückchen für Stückchen die Haut von den Knochen reißen, bis der Schmerz euch wahnsinnig macht. Und er würde es sehr wahrscheinlich nicht nur bei euch belassen, sondern auch eure Familien aufsuchen. Eltern, Geschwister, Kinder, euer gottverdammter Postbote!“
 

Eve fuhr sich seufzend durch ihr Haar und wurde sich einmal mehr bewusst, dass sie dringend eine Dusche benötigte. „Okay, okay“, sagte sie. „Wir können das mit Liam besprechen und wenn er nichts dagegen hat, bekommt Alec etwas Schweineblut.“

Oscar verzog das Gesicht. „Tierblut?“

„Was, ist das dem feinen Herr nicht gut genug?“, hakte Richard nach. „Ist das unter seinem erlesenen Geschmack?“

„Zunächst einmal schätzen wir das Leben eines Tier weitaus höher als das eines Menschen“, erwiderte Oscar schnaubend. „Und darüber hinaus trinken wir Menschblut nicht, weil wir es bevorzugen, sondern weil wir es brauchen. Wir sind nicht mehr in der Lage, eigenes Blut zu produzieren, also müssen wir uns anderer Quellen bedienen. Und wenn ihr Menschen eine Bluttransfusion braucht, bedient ihr euch doch auch nicht an Schweinen, oder?“

Richard knirschte mit den Zähnen und schien ernsthaft zu erwägen, eine Diskussion vom Zaun zu brechen, doch Eve stieß ihm mit ihrem Ellbogen sanft in die Seite und sagte: „Los, geh zu Liam und frag nach dem Blut.“

Richard machte nicht den Eindruck, als wäre er von ihrem Befehlston besonders erfreut, doch nachdem Eves Blick sich zunehmend verfinsterte, seufzte er bloß auf und marschierte davon.
 

Es dauerte zwanzig Minuten, bis er wieder zurückkehrte. Eve hatte sich derweil auf einen Stuhl gesetzt und die ganze Zeit über die Zelle im Auge behalten, stumm und wachsam. Sie überlegte, irgendein Gespräch in Gang zu bringen, doch sie hatte nicht die geringste Ahnung, worüber sie mit Oscar hätte reden sollen. Der Vampir schien allgemein kein Freund von vielen Worten zu sein und sich dann auch noch ausgerechnet mit einer Jägerin über Wichtiges und Unwichtiges zu unterhalten, wäre wahrscheinlich unter seine Würde gewesen.

Stattdessen saß er neben Alecs Pritsche, strich ihm hin und wieder über den Arm oder die Stirn und wartete auf eine Reaktion, die nicht kam. Man spürte förmlich, wie es ihn innerlich zerriss, und irgendwann wandte Eve ihren Blick ab und richtete ihre Aufmerksamkeit lieber auf ihr Smartphone, ihre Fingernägel oder irgendetwas anderes. Sie wusste, wäre sie an Oscars Stelle gewesen, hätte es ihr sehr missfallen, von jemanden beobachtet zu werden, erst recht, wenn es sich dabei eigentlich um einen erklärten Feind handelte. Und somit sah sie davon ab, allzu neugierig zu sein, und wartete lieber stillschweigend ab.
 

Als Richard schließlich zurückkam, hielt er in seiner Hand einen Blutbeutel, den er vermutlich aus dem Krankenflügel mitgenommen hatte. Seine Miene war düster, als er zu Eve trat, anscheinend immer noch wenig angetan von der Idee, einem Vampir Blut zu verabreichen. Liam hingegen hatte das Ganze offenbar etwas anders gesehen.

„Wie ich sehe, hattest du Erfolg“, stellte Eve fest. Sie bemühte sich redlich, ein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken, aber ganz gelingen wollte es ihr nicht.

Richard grummelte übellaunig vor sich hin. „Liam fand das Argument des Blutsaugers leider ausgesprochen überzeugend. Er will gleich auch selbst herunterkommen, um das Ergebnis zu begutachten.“

Eve schnappte sich den Beutel und fragte sich, ob dies tatsächlich ausreichen würde, Alec wieder zum Leben zu erwecken. Oscar beobachtete unterdessen jede ihrer Bewegungen.
 

„Frisches Blut wäre effektiver“, erwiderte er brummend.

Richard verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Was hattest du denn gedacht? Dass wir ein paar Jäger zur Ader lassen? Oder uns irgendeinen Passanten von der Straße schnappen und ihn in eure Zelle schubse?.“ Er schüttelte entschieden den Kopf. „Das ist alles, was wir mit unserem Gewissen zurzeit vereinbaren können. Und sollte es Erfolg haben, dann sehen wir weiter.“

Oscar wirkte immer noch wenig begeistert, aber schließlich trat er an die Gitterstäbe und hielt Eve erwartungsvoll seine Hand entgegen. Es war ihm wohl klar, dass dies momentan das Beste war, was er aus dem Ganzen herauszuschlagen vermochte.

Eve überreichte ihm vorsichtig den Beutel und sah aufmerksam dabei zu, wie Oscar neben der Liege in die Hocke ging und mit dem Verschluss zu kämpfen begann. Alec nahm dies derweil überhaupt nicht wahr. Immer noch sah er aus wie eine Leiche, die man nicht mehr zu retten vermochte. Seine Haut hatte alles von ihrer bronzenen Färbung verloren, er erinnerte nun vielmehr an eine weiße Marmorstatue. Das einzige bisschen Farbe, das sie noch aufwies, war das zum Teil verwischte Blut auf seinem Gesicht und an seinen Händen. Ebenso seine Kleidung war blutgetränkt und machte mehr als deutlich, wie viel von dieser lebensnotwendigen Flüssigkeit er bei Oscars Angriff verloren hatte. Auch der Verband, den man ihm provisorisch um die fürchterliche Wunde geschlungen hatte, hatte sich bereits wieder rot gefärbt.
 

Eve hatte keinen blassen Schimmer, ob so etwas wie Hoffnung überhaupt noch angebracht war. Oscar schien es zumindest zu glauben, auch wenn man sich unweigerlich fragen musste, ob er sich nicht bloß selbst etwas vorlog, um mit der Wahrheit besser fertigzuwerden.

Als Oscar Alec schließlich das Blut behutsam einflößte, verkrampfte sich Eve zusehends. Im ersten Moment rechnete sie irrsinnigerweise damit, dass der Vampir sofort aufspringen und wieder kerngesund sein würde. Im nächsten Augenblick war ihr klar, wie lächerlich diese Vorstellung war, und wie naiv sie war, zu glauben, dass selbst ein Wesen wie Alec den Tod austricksen konnte.

Und so warteten sie.

Mehrere Minuten. Völlig bewegungslos und still.

Aber nichts geschah.

Eve wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Erleichtert, dass Alec sich nicht rührte? Oder doch eher frustriert, dass ein Mann wie Seth es geschafft hatte, ein so stolzes und mächtiges Wesen vollends zu vernichten?
 

Sie bemühte sich, es aus dem Standpunkt einer Jägerin zu sehen, die jeden toten Vampir als persönlichen Sieg verbuchte. Aber recht gelingen wollte es ihr nicht. Immer wieder, wenn sie sich selbst zur Emotionslosigkeit ermunterte, sah sie Alec in der Küche stehen, wie er mit der Kaffeemaschine kämpfte und grinsend von Leonardo Da Vinci und Kaiser Augustus erzählte. Und wieder und wieder erblickte sie vor ihrem inneren Auge seinen geschockten Gesichtsausdruck, als Larva auf seine vor so lange Zeit verstorbene Mutter und auf Reann zu sprechen gekommen war. Für einen kurzen Moment hatte er extrem menschlich und verletzlich gewirkt.

Alec war gewiss nicht irgendein Vampir, den Eve auf einer Liste hätte abhaken können. Er war deutlich mehr. Und diese Erkenntnis beunruhigte die Jägerin zutiefst.

„Entweder ist da wirklich nichts mehr zu machen oder aber der Vampir hatte Recht und das nicht ganz so frische Blut zeigt kaum eine Wirkung.“ Richards Stimme klang gefasst, aber Eve kannte ihn inzwischen lang genug, um seine Anspannung zu bemerken. Das ungewisse Warten hatte offenbar sehr an seinen Nerven gezehrt. „Vielleicht sollten wir einfach –“
 

Er hielt inne und weitete die Augen, seinen Blick auf Alec gerichtet. Er schluckte schwer und brachte mehrere Minuten kein Wort heraus. Letztlich aber schüttelte er bloß seufzend den Kopf und meinte: „Na toll. Jetzt hab ich die blöde Wette verloren.“

Und auch Eve war das Spektakel nicht entgangen.

Ebenso deutlich wie Richard hatte sie gesehen, wie Alecs Finger kurz gezuckt hatte. Im Grunde nichts Weltbewegendes und obendrein dermaßen schnell wieder vorbei, dass man sich hinterher fragen konnte, ob das Ganze nicht bloß Einbildung gewesen war.

Aber es war keine Illusion gewesen. In Alec steckte tatsächlich noch Leben.

Und eine Menge Jäger hatten gerade sehr viel Geld verloren.

 

 
 


 

 *  *  *  *  *  *  *  *  *

 

 

Der Flughafen von Heathrow war ein einziges Meer an Menschen.

Von überall dröhnte Lärm auf einen ein. Der Geräuschpegel von Tausenden Gesprächen, Lüftungen, klappernden Geschirrs, unzähliger ratternder Gepäckwagen und natürlich, nicht zu vergessen, der großen Flugzeuge draußen auf der Landerampe.

Sharif fühlte sich, als würde er sich mitten in einem Krieg befinden. Er hasste solche Ansammlungen über alle Maßen und hätte wahrscheinlich auf der Stelle wieder kehrtgemacht, wäre es ihm möglich gewesen. Doch stattdessen hatte er sich von Necroma führen lassen, die sich gekonnt durch die Massen bewegte und offenbar genau wusste, wo sie hinmussten, ohne auch nur ein einziges Mal auf irgendein Hinweisschild zu schauen.
 

„Die Menschen sind so blind“, sagte sie, nachdem sie schließlich bei einer großen Sitzgruppe stehengeblieben war und durch ein breites Fenster hinaus auf ein Flugzeug sah, dass gerade gelandet war und von dem Personal gecheckt und begutachtet wurde. „Sie kommen wie die Fliegen nach London, obwohl sie eigentlich lieber wegrennen sollten.“

Sharif seufzte. „Die Menschheit war noch nie besonders intelligent“, gab er zu bedenken. „Schon traurig, dass wir einst dazugehört haben.“

Er blickte in all die Gesichter – diese glücklichen, gelassenen, gehetzten und genervten Gesichter – und fühlte sich einfach nur unsagbar schlecht. Er wollte zu Alec und Oscar, wollte mit eigenen Augen sehen, ob Alec tatsächlich ...

Doch stattdessen war er hier und durfte Taxiservice spielen.
 

„Wow, was für ein beeindruckendes Begrüßungskomitee“, erklang plötzlich eine weibliche Stimme hinter ihnen. „Wenn Asrim noch irgendwo mit Luftballons steht, fall‘ ich glatt tot um.“

Sharif konnte sich trotz alledem eines Lächelns nicht erwehren, als er sich umdrehte und sich Annis gegenübersah, die ihn mit einem Schmunzeln musterte. Sie wirkte so nett und so unschuldig, dass man fast zu vergessen vermochte, dass sie eigentlich ein gefühlskalter Dickschädel war, vor dem man sich höllisch in acht nehmen musste.

„Wir hätten wirklich ein paar Luftballons mitbringen sollen“, meinte Necroma, offenbar tatsächlich enttäuscht, dass sie nicht selbst daran gedacht hatte. „Tut uns sehr leid.“

Elias, der hinter seiner Zwillingsschwester auftauchte, grinste breit. „Wir verzeihen dir, Nec.“
 

Beide sahen unerhört gutgelaunt und frohen Mutes aus, offenbar in keinster Weise erschöpft von ihrem Flug und ganz augenscheinlich auch absolut nicht gewahr, was in London gerade vor sich ging. Sharif zumindest hatte die beiden bisher nicht über die Ereignisse der letzten Tage unterrichtet, im Grunde hatte er nicht einmal mit ihnen gesprochen. Aber auch Asrim, der ganz eindeutig Kontakt mit ihnen gehabt hatte, hatte ihnen anscheinend nichts gesagt.

Unwissend waren sie ihrem Verderben nähergekommen. Und Sharif hatte das beinahe unbändige Verlangen, sie wieder in ein Flugzeug zu setzen und zurück nach Deutschland oder gleich noch sehr viel weiter weg zu schicken.

„Ihr beiden seht aus, als wäre jemand gestorben“, bemerkte Annis, sich überhaupt nicht bewusst, wie Recht sie damit hatte. „Okay, was ist los?“

„Bist du verletzt?“, erhob nun Elias seine Stimme, als er Sharifs bandagierte Unterarme und die Verbrennung am seinem Hals registrierte. Sorge legte sich auf seine Gesichtszüge, als er von einem zum anderen blickte.

Sharif seufzte. Er hätte die beiden wirklich gerne wieder fortgeschickt! Einfach, um zu wissen, dass wenigstens irgendjemand aus ihrer Familie sicher war.
 

„Oh, Sharif hat mit dem Feuer gespielt“, erklärte Necroma unangemessen heiter. „Und er hat sich böse verbrannt. Aber keine Sorge, das wird schon wieder. Oscar hat irgendein spezielles Heilmittel, das nach Erbrochenem riecht.“

Lächelnd klopfte sie ihm auf dem Arm und kümmerte sich dabei nicht großartig, dass sie ihm damit Schmerzen bereitete und er qualvoll aufstöhnte. Stattdessen musterte sie ihn vorwurfsvoll und meinte: „Stell dich nicht an wie ein Baby.“

Sharif knirschte mit den Zähnen, sah aber von einem entsprechenden Kommentar ab. Er hatte weder die Zeit noch die Energie, sich über sie aufzuregen oder gar mit ihr zu streiten. Außer Kopfschmerzen und dem kaum zu widerstehenden Drang, irgendjemand oder irgendetwas mit bloßen Händen zu töten, um sich ein bisschen besser zu fühlen, hatte es ihm noch nie etwas gebracht.
 

„Wie kommt es, dass Yasmine nicht bei euch ist?“, lenkte Sharif das Gesprächsthema wieder von seinen Verletzungen ab. „Asrim hat nur gesagt, dass sie später ankommt.“

Wenn es nach mir ginge, sollte sie sowieso dort bleiben, wo sie gerade ist, schoss es ihm durch den Kopf. Aber er wusste auch, selbst wenn er Yasmine noch erreicht hätte, wäre sie trotzdem ins nächste Flugzeug gestiegen. Nichts auf der Welt hätte sie dazu gebracht, als einzige zurückzubleiben.

„Oh, wir mussten uns aufteilen“, erklärte Elias. „Sie war irgendwo in der Nähe von Düsseldorf.“

Sharif runzelte die Stirn. „Und warum habt ihr euch aufgeteilt?“

Elias und Annis wechselten einen Blick, der deutlich machte, dass sie dies bestimmt nicht zu ihrem Privatvergnügen so entschieden hatten. Stattdessen meinten sie unisono: „Wegen den verfluchten Amerikanern!“

Und mit diesen Worten setzten sie sich in Richtung Ausgang in Bewegung.
 

Sharif blickte ihnen kurz hinterher und kam nicht umhin, zu bemerken, in welchem Einklang die beiden sich bewegten. Es war, als würde man ein Wesen beobachten, das nur zufällig zwei Körper besaß.

Und er fand es immer wieder aufs Neue faszinierend.

Es gab wahrlich kein anderes Paar auf der Welt, das dermaßen eng miteinander verbunden war. Sie konnten nicht bloß die Gedanken des anderen lesen und dessen Sätze zu Ende sprechen, selbst in ihrem ganzen Gebärden und Verhalten waren sie sich erschreckend ähnlich. Sie schienen wie eine unzertrennbare Einheit zu sein, wenn sie zur gleichen Zeit niesten, sich an der Nase kratzten oder aus Albträumen hochschreckten, die selbstredend bei ihnen immer völlig identisch waren. Selbst ihre Bewegungen, ihre Sprechweise und alles weitere, was ein Individuum ausmachte, ähnelten sich auf beinahe schon beunruhigende Art und Weise.
 

Dabei wirkten sie äußerlich eigentlich recht verschieden. Annis war sehr klein und schmächtig, sie machte einen geradezu zerbrechlichen Eindruck. Ihre hübschen, dunkelbraunen Augen erschienen sanft und verständnisvoll und ihr Lächeln konnte selbst den ungehobelsten Grobian in ein sanftes Lämmchen verwandeln. Rein vom Äußeren zumindest hätte niemand diese dezente Schönheit für eine ‚manipulierende und skrupellose Gewitterziege’ gehalten, wie es Elias immer wieder gerne zu bezeichnen pflegte.

Ihr Bruder hingegen war ein Stück größer als sie und wirkte zumindest physisch eher wie ein ferner Verwandter von Annis und nicht etwa wie ihr Zwilling. Er hatte etwas Kumpelhaftes an sich, wie ein Mann, mit dem man gerne nach dem Feierabend ein Bier trank und sich über Gott und die Welt unterhielt. Im Gegensatz zu seiner Schwester suchte er sogar gerne den Kontakt zu Menschen und baute Freundschaften auf. Er machte beileibe nicht so einen Unterschied zwischen den Normalsterblichen und den Übernatürlichen wie viele andere ihrer Art.
 

Ein Umstand, den Annis zwar nie verstanden, aber zumindest im Laufe der Jahrhunderte zu akzeptieren gelernt hatte. Wenigstens hatte sie inzwischen davon abgesehen, Männern und Frauen, die Elias durchaus ernsthaft als seine Freunde betrachtete, den Hals umzudrehen.

Man merkte diesen Gegensatz auch, wie sie durch die große Flughafenhalle schritten. Annis schubste gewisse Individuen aus dem Weg, sobald sie ihr in die Quere kamen, während Elias jedem auswich und sich stattdessen amüsiert an den zahlreichen Wiedersehensszenen erfreute, die ein Umschlagspunkt wie ein Flughafen so mit sich brachten.

Allerdings durfte man sich auch von Elias nicht täuschen lassen. Er war in eine wohlhabende walisische Familie hineingeboren worden und hatte schon von früh an die verschiedensten Kampftechniken erlernt und perfektioniert. Er hatte während seines menschlichen Lebens wahrscheinlich mehr Männern den Bauch aufgeschlitzt als Sharif in den letzten dreitausend Jahren zusammengenommen. Elias kannte derart viele Methoden, um einen Mann zu paralysieren, zu lähmen oder zu töten, dass einem fast schwindelig werden konnte und Sharif immer wieder erleichtert aufatmen ließen, dass er kein Feind Elias‘ war.

Auch Annis hatte sich stets für solcherlei Dinge interessiert, aber während Elias viel Wert auf Taktik und auch eine gewisse Eleganz legte, stürmte sie gerne mit der Tür ins Haus und nahm jeden aufs Korn, der sich nicht schnell genug in Sicherheit bringen konnte.

Sie waren wahrlich ein ungleiches Paar, das sich zur selben Zeit vermutlich enger stand als irgendjemand sonst auf dieser Welt.
 

„Dürfen wir vielleicht erfahren, was die verfluchten Amerikaner damit zu tun haben, dass ihr euch aufteilen musstet?“, hakte Sharif schließlich nach, als sie sich Richtung Parkplatz bewegten. „Oder zuallererst, was habt ihr überhaupt noch in Deutschland gemacht?“

Elias griff in die Innenseite seiner Jackentasche und holte etwas hervor, das verdächtig nach einem Dolch aussah. „Wir haben das hier gesucht.“

Er überreichte Sharif die Waffe, welcher diese sofort aufmerksam musterte. Der Dolch war recht einfach verarbeitet und wenig spektakulär, ebenso wie die Scheide, die die Klinge schützte. Zumindest konnte Sharif auf den ersten Blick absolut nichts Außergewöhnliches daran feststellen. Das einzige, was auffiel, war ein leichter Geruch nach Magie, aber es war derart schwach, dass es sich wahrscheinlich bloß um einen simplen Schutzzauber handelte, der die Waffe vor dem allmählichen Verfall bewahren sollte. Zwar recht ungewöhnlich für etwas, das augenscheinlich keinen großen Wert hatte, aber beileibe nichts, das irgendwie Sharifs Interesse großartig geweckt hätte.
 

„Keine Ahnung, wie alt das Teil ist“, meinte Elias. „Könnten Jahrhunderte oder gar Jahrtausende sein. Es macht so oder so nicht viel her.“

Annis zog ihre Mundwinkel nach unten. „Wirklich unglaublich enttäuschend, bedenkt man, welche Mühen wir auf uns genommen haben, um dieses Ding zu finden.“

Sharif hatte immer noch das Gefühl, etwas Entscheidendes verpasst zu haben, während Necroma fasziniert den Dolch in die Hand nahm und leise vor sich hin summte.

„Und warum habt ihr danach gesucht?“, wollte er wissen.

Elias und Annis zuckten gleichzeitig mit den Schultern. „Asrim hat uns darum gebeten“, meinte Elias. „Ich weiß zwar nicht, wofür er das braucht oder warum gerade jetzt, aber hey, bei Asrim bringt es manchmal echt nichts, irgendwelche Fragen zu stellen, habe ich nicht Recht?“

Dem vermochte Sharif unglücklicherweise nicht zu widersprechen.
 

„Na ja, Asrim hatte den Dolch bei einem alten Freund gelagert, einen Kerl namens Goldberg, Ende der Zwanziger“, erklärte Elias. „Keine Ahnung, wie die beiden in Verbindung miteinander standen, wir konnten den Mann auch nicht mehr fragen. Wie der Name vielleicht schon andeutet, ist der werte Herr nämlich eine Jude gewesen, was, wie wir ja wissen, ein paar Jahre später nicht gerade unbedingt sehr günstig war, wenn man in Deutschland gelebt hat. Auf jeden Fall ist er irgendwann deportiert worden und man hat nie wieder von ihm gehört. Ich glaube, man kann sich gut denken, was mit ihm geschehen ist.“

Sharif setzte eine harte Miene auf. Er war nie ein großer Menschenfreund gewesen, aber auch er hatte die Wege der Nationalsozialisten in keinster Weise gutheißen können.

„Seine Besitztümer fielen daraufhin in die Hände der Nazis“, fuhr Elias fort. „Unter anderem auch der Dolch. Na ja, und dann später hatten die besagten Amerikaner ihre Hände im Spiel. Und während die Deutschen wenigstens noch Aufzeichnungen hinterlassen haben und man alles gut nachvollziehen konnte, waren die Alliierten leider nicht so gründlich.“
 

Annis schnaubte. „Wir haben gefühlte Ewigkeiten gebraucht, bis wir überhaupt ansatzweise eine Ahnung hatten, was die Amis mit den ganzen konfiszierten Gütern angestellt haben. Und ich hänge wirklich nicht gerne in irgendwelchen Archiven rum und grabe mich durch Papierkram.“

Sharif vermochte sich sehr gut vorzustellen, dass sie wahrscheinlich schon nach gut einer Stunde bestimmt keine herzhafte Gesellschaft mehr gewesen war. Und Sharif fragte sich unweigerlich, ob er in dieser Hinsicht mit Seth ein so viel schlechteres Los gezogen hatte.

„Letztlich hatten wir dann zwei mögliche Aufenthaltsorte“, meinte Elias. „Darum haben wir uns aufgeteilt.“

„Und wir haben das gottverdammte Teil schließlich gefunden“, sagte Annis mit einem aufgezwungenen Lächeln. „Ist das nicht toll?“

Sie erweckte den Eindruck, als würde sie den nächsten, der einen dummen Kommentar abließ oder ihr einen Keks anbot, erbarmungslos das Genick brechen.
 

Sharif richtete derweil seinen Blick wieder auf den Dolch und wunderte sich, was Asrim wohl damit vorhatte. Ganz offensichtlich hatte er sich ja schon in Deutschland entschieden, dass es jetzt, neunzig Jahre, nachdem er die Waffe zum letzten Mal gesehen hatte, plötzlich wichtig wäre, wieder danach zu suchen.

Steckte vielleicht mehr hinter dem Dolch, als es auf den ersten Blick vermuten ließ?

„Also, könnte uns vielleicht irgendjemand einen Statusbericht geben?“, wollte Annis wenig erfreut wissen. „Warum sind alle in Aufruhr? Wieso bist du verletzt? Und warum werde ich das Gefühl nicht los, dass irgendetwas Schreckliches passiert ist?“

Ihre Intuition war ungebrochen. Unter Umständen standen die Ereignisse Sharif aber auch überdeutlich im Gesicht geschrieben.

Er holte einmal tief Luft, merkte aber sofort, dass er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. Er hatte ja selbst keine näheren Informationen, nur zwei Magier, die aus ungewissen Gründen ihren Kontakt mit Alec verloren hatten.
 

„Es ist ... Alec“, begann er somit zögernd.

„Oh nein, hat Oscar ihn etwa umgebracht?“ Annis schüttelte ihren Kopf. „Ich wusste, dass es irgendwann so kommt. Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, dass es so lange gedauert hat.“

Sie schien in ähnlicher Weise fortfahren zu wollen, verstummte aber abrupt, als sie Sharifs Gesichtsausdruck bemerkte.

Sharif hatte währenddessen keine Ahnung, wie er es formulieren sollte. Er wusste ja nicht einmal selbst, was er über das Ganze denken sollte. In seinem Kopf überschlugen sich nur alle Gedanken und der Wunsch, sich sofort aufzumachen und nach Alec zu suchen, sich selbst davon zu überzeugen, ob er überhaupt noch lebte oder nicht, war schon die ganze Zeit geradezu übermächtig.

Necroma zuckte derweil mit den Schultern und meinte unbekümmert: „Ach, Alec geht es soweit ganz gut. Er ist zwar ziemlich angeschlagen, aber er wird es überleben.“

Während Annis und Elias beide daraufhin sofort simultan aufatmeten, hatten sie immerhin mit dem Schlimmsten gerechnet, runzelte Sharif nur verwirrt die Stirn.
 

„Aber ich dachte ... Asrim und du ...“ Er schüttelte seinen Kopf. „Ihr habt doch beide gesagt ...“

„Oh, du lebst manchmal wirklich in der Vergangenheit, Wüstenmann“, erklärte Necroma vorwurfsvoll. „Was spielt es für eine Rolle, was ich vor zwei Stunden gesagt habe? Das Hier und Jetzt zählt.“

Sharif wollte irgendetwas erwidern, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken. Stattdessen erinnerte er sich, wie Necroma vor gut einer halben Stunde an einer stark befahrenen Kreuzung plötzlich ohne die geringste Vorwarnung in schallendes Gelächter ausgebrochen war, sodass er es allein seinen Reflexen zu verdanken hatte, dass er keinen Verkehrsunfall gebaut hatte. Offenbar war ihr in diesem Moment klargeworden, dass Alec zumindest noch lebte, aber hatte Sharif wie gewohnt nicht darüber informiert. Eigentlich hätte es ihn verärgern sollen, doch stattdessen schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen.
 

„Bei allen Göttern, musste das wirklich sein?“, zischte derweil Annis und schien zu überlegen, ihnen beiden einen Klaps auf den Hinterkopf oder auch gleich eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen. „Ich hätte beinahe einen Herzinfarkt bekommen und das ist etwas, auf das ich eigentlich sehr gut verzichten kann. Ich wäre nämlich sehr angepisst, wenn das schrumpelige und gammlige Ding in meiner Brust Schuld an meinem Tod wäre.“

Elias schnaubte daraufhin. „Du hast nur ein Schwarzes Loch in deinem Inneren, sonst nichts.“

Annis schien kurz zu überlegen, ob sie dies als Beleidigung auffassen sollte, letztlich aber grinste sie bloß zufrieden und nahm es als Kompliment.

Necroma war inzwischen dazu übergegangen, von den letzten paar Tagen zu erzählen. Ihr Lächeln dabei war zwar ziemlich unangebracht und ihr Bericht klang allgemein viel zu optimistisch, aber Annis und Elias kannten sie inzwischen gut genug, um die ganze Zeit über Sharif zu beobachten und seine sich stetig verdüsternde Miene richtig zu interpretieren.
 

„Dieser Seth ist also hochgradig gefährlich und sollte am besten so schnell wie möglich selbst in den Feuern des Tartaros verbrennen“, fasste Elias das Ganze noch einmal zusammen. „Und was hat das jetzt mit dem Dolch zu tun?“

Sharif erblickte derweil in der Ferne ihr Auto und beschleunigte seine Schritte. Er wollte nur noch fort von diesem lärmenden Flughafen.

„Keine Ahnung“, gab er zu. „Ich wusste bis eben nicht mal, dass ihr nach diesem Ding gesucht habt.“

„Vielleicht nur Zufall“, meinte Annis schulterzuckend. „Immerhin wusste Asrim nicht, was hier in London los ist, als er uns in Deutschland aufgetragen hat, den Dolch aufzuspüren.“

Sharif war im ersten Moment gewillt zuzustimmen, aber irgendetwas hielt ihn zurück. Er hatte vor ein paar Tagen in Deutschland womöglich wirklich nicht geahnt, was sie erwartete, aber irgendwie wurde Sharif das ungute Gefühl nicht los, dass er zumindest einen Verdacht gehabt hatte.
 

„Und du hast keine Idee, Necroma?“, hakte Elias nach. Er fragte immer wieder gerne bei ihr nach und versuchte anschließend, ihre kryptischen Worte zu entschlüsseln. Er war zwar sehr selten erfolgreich, aber dennoch wurde er niemals müde.

Necroma musterte ihn ausgiebig. „Ich habe diesen Dolch noch nie zuvor in meinem Leben gesehen“, sagte sie mit solch einer Zuversicht, dass man ihr zwingend glauben musste. „Weder in einer Vision noch in meinen Träumen und erst recht nicht im realen Leben. Vielleicht ist es nur ein Buttermesser, ein Erinnerungsstück oder es bringt uns allen den Tod.“

Solch klare Worte hörte man von ihr derart selten, dass Sharif unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief.
 

„Wie auch immer“, meinte Annis, offenbar nicht ansatzweise so beeindruckt. „Ich sitze vorne.“

„Was?“, fragte Sharif sie im nächsten Moment verwirrt.

Sie deutete auf den weißen Toyota, Mercedes oder was auch immer das Ding für eine Marke war. „Ich sitze bestimmt nicht auf dem Rücksitz wie Miss Daisy.“

„Du willst also lieber der Chauffeur sein?“, hakte Elias grinsend nach.

„Ich will die Kontrolle haben“, korrigierte ihn Annis zähneknirschend.

„Es ist sowieso einerlei“, mischte sich Necroma dazwischen.
 

Die Zwillinge wandten sich ihr in einer absolut synchronen Bewegung zu und fragten in demselben Tonfall nach: „Wieso?“

Necroma lächelte verträumt. „Weil Seths Kraftreserven sehr viel schneller aufgeladen sind, als wir je gedacht hätten. Eben noch hat er sich mit Alec und Oscar total verausgabt und nun ist er hier, um uns zu begrüßen. Faszinierend, nicht wahr?“

Die übrigen Vampire wechselten irritierte Blicke untereinander aus, in der vagen Hoffnung, dass vielleicht irgendeiner von ihnen eine Antwort darauf hatte.

„Was meinst du ...?“ Sharif hielt inne, als ihre Worte langsam durchzusickern begannen. „Warte, er ist hier?“

Necroma nickte zustimmend. „Faszinierend.“

Und bereits im nächsten Augenblick begann der Boden zu beben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja, Alec ist schwer totzukriegen xD
Auch wenn ich mir mittlerweile etwas fies vorkomme, wie ich den armen Oscar behandle. Der arme Kerl hat's echt nicht leicht *seufz*

So, und ich hoffe, Annis und Elias wussten ein bisschen zu unterhalten ^^

Und ja, der Dolch ist ein neues Element, der in der alten Version nicht vorgekommen ist. Was es damit genau auf sich hat, werdet ihr ja dann irgendwann in ca. zweihundert Kapiteln erfahren *lol* Aber es sehr gut möglich, dass ich ihn hier in dieser Geschichte schon mal vorher erwähnt habe und es womöglich niemanden aufgefallen ist ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-09-25T10:18:13+00:00 25.09.2014 12:18
Mist... jetzt bin ich glatt fertig mit den bisherigen Kapiteln und... hab nix mehr zu lesen.
Das deprimiert mich jetzt, also... hopp! Du weißt, was du zu tun hast, ja? Ich fordere jetzt war keine 200 Kapitel wie SamAzo, aber... 199 machens auch.
Alec lebt, die Zwillinge sind angekommen und Necroma findet es faszinierend, dass Shadyn sie begrüßen kommt, nachdem er sich kein bisschen regenerieren musste, nach so einer großen Kraftanstrengung. Klasse... oder um es wie Gimli zu sagen. Den Tod als Gewissheit, geringe Aussichten auf Erfolg, worauf warten wir noch?

So kommt es mir im Moment echt vor, aber hey... wenn die paar Truppenteile Hundertausende Soldaten von Mordor erledigen konnte, dann können die Sieben sicher auch Shadyn platt machen.
Wieso denke ich jezze eigentlich an Herr der Ringe? Furchtbar...
Jedenfalls... bereue ich es, dass ich so schnell gelesen habe, aber... ich konnte auch nicht anders. Die FF ist immer spannender geworden. Mit jedem Kapitel. Und die Charaktere sind alle so toll. Ich bin wirklich hin und weg und freu mich unglaublich auf das nächste Kapitel. Lass uns nicht zu lang warten. Ich bin doch gespannt auf DEN BROment, wenn Alec erstmal wieder klar denken kann und so. Und Oscar ihm dann vor Freude um den Hals fällt. Nun... nein, das wird er wahrscheinlich nicht tun... so zwecks der Gewohnheit und so, aber ich bin dennoch gespannt, was das geben wird.

Vor allem echt ne klasse Aussicht, dass Asrim gerade zu den beiden aufgebrochen ist und seine anderen Schäfchen mit Shadyn Bekanntschaft machen. Ich hoff ja ein bisschen auf Necroma. Die macht das schon... irgendwie. Sie ist ja die Einzige, die sich scheinbar freut. XD
Antwort von:  Nochnoi
25.09.2014 23:08
Jetzt hast du's also erstmal geschafft ;p
199 Kapitel? Ich geb mein Bestes *lol*

Na ja, ob Oscar Alec wirklich um den Hals fallen und eine Ode an die Götter singen wird, wirst du ja dann sehen xD Obwohl du seinen Charakter wahrscheinlich inzwischen gut genug einschätzen kannst, um zu wissen, dass es ganz so emotional nicht zugehen wird *gg*
Und ob Asrim bald mal mit der Sprache rausrückt ... hm, sagen wir mal so, im nächsten Kapitel hilft er wenigstens Eve ein bisschen auf die Sprünge ;p

Das nächste Kapitel ist zum großen Teil auch schon fertig und dürfte hoffentlich nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen ^^
Antwort von: abgemeldet
25.09.2014 23:11
Ehrlich gesagt könnte ich mir sogar vorstellen, dass er ihm eine reinhaut und ihm vorwirft, dass er ihm gefälligst nicht so eine Angst einjagen soll... XD
Von:  SamAzo
2014-09-22T13:15:40+00:00 22.09.2014 15:15
Du weißt hoffentlich, das ich jetzt wirklich ca 200 Kapitel erwarte, ja?! ;)

Es ist schon irgendwie komisch zu lesen, wie sie da in London am Flughafen sind und zu wissen, das ich in etwa einem Monat ich auch da sein werde. [Jaaa... nicht Heathrow - egal. Hauptsache London. xD] Das steigert meine Vorfreude gerade ins unendlich.

Aber zu Alec und Oscar - Ja, von den beiden tut mir auch eher Oscar leid. Alec kann leiden, das ist okay. Bin der festen Überzeugung, das der das verkraftet, aber Oscar so zu erleben... Das ist unschön. Kann ich ihm meinen Hund auf den Schoß schieben, damit er sich besser fühlt?
Antwort von:  Nochnoi
22.09.2014 18:58
Oh ja, ich glaub, über ein nettes Hündchen würde er sich echt freuen. Oder gleich zehn ...
Ich glaub, die Jäger sollten einfach alle ihre Hunde zu ihm runterbringen, um ihn zu "bewachen" ;)

200 Kapitel? Ich geb mein Bestes :D

Und schön, dass ich deine Vorfreude steigern konnte! Ich bin soooo neidisch ;p
Antwort von:  SamAzo
22.09.2014 20:07
Dann los - pack einen zu ihm! Oder auch 10... 20...

Ich feuer dich an.
Und aus London bekommste dann eine Postkarte. xD [Voll der Ersatz, ne?]


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