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Vergeltung

Version II
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Larva

Eve starrte wie gebannt auf die gespenstische Nebelgestalt, die sie ihrerseits mit ihren leeren Augen zu mustern schien. Ihr Blick verursachte der Jägerin eine unangenehme Gänsehaut, wie sie es noch nie zuvor im Leben verspürt hatte. Es war, als würde dieses Wesen sie nicht bloß ansehen, sondern tief in ihre Psyche eintauchen, sie von innen erforschen und sie lesen wie ein offenes Buch. Wahrscheinlich wäre jeder Gedanke, der ihr nur flüchtig durch den Kopf huschte, diesem Wesen mehr gewahr als ihr selbst.

Doch es war dennoch keine Angst, die Eve verspürte, als sie diese sonderbare Kreatur betrachtete. Stattdessen war sie vielmehr von tiefer Verwirrung und Unglauben erfüllt. Geradezu fassungslos betrachtete sie die vor ihnen schwebende Frau, die so seltsam und unwirklich schien und dabei gleichzeitig so menschlich und von der Eve geglaubt hatte, sie nie wieder im Leben wieder zu sehen.
 

Es war Rose, ohne jeden Zweifel! Rose McCanahan. Gebürtig aus Liverpool, Anwaltsgehilfin und bis vor zwei Jahren noch Eves Nachbarin. Sie hatte in der Wohnung unter der Jägerin gelebt und war eine stille und in sich gekehrte, junge Frau gewesen. Eve hatte nicht oft mit ihr gesprochen, höchstens wenn sie sich im Hausflur oder irgendwo anders zufällig getroffen hatten. Und diese Gespräche hatten sich meist auf die Erkundigung nach dem Befinden und auf das Wetter beschränkt.

Und dann war Rose vor zwei Jahren von einem Auto angefahren worden und später an ihren schweren Verletzungen gestorben.
 

Eve hatte sich oft gewünscht, sie näher kennengelernt zu haben, noch einmal mit ihr reden zu können. So gut wie nichts hatte sie über diese Frau gewusst, selbst über den Unfall hatte sie erst drei Wochen später ein anderer Nachbar aufgeklärt, als sie sich zufällig bei den Briefkästen begegnet waren. Hatte sie einen Freund gehabt, Geschwister oder wenigstens eine Katze? Was hatte sie gerne in ihrer Freizeit getan, was war ihr Lieblingsfilm gewesen und was hatte sie gerne gegessen? Keine dieser Fragen hätte Eve beantworten können und es hatte ihr in der Seele wehgetan, als ihr dies viel zu spät bewusst geworden war. Unter Umständen hätten sie gute Freundinnen oder zumindest enge Bekannte werden können. Doch stattdessen hatte sich Eve bloß auf ihre Arbeit konzentriert und diese Chance verpasst.
 

Immer hatte sie es bereut, all die ganzen Jahre. Jedes Mal, wenn sie an Roses ehemaliger Wohnung vorbeiging, musste sie automatisch daran denken, wie dumm und blind manche Leute doch waren, um sich nicht mal die Zeit zu nehmen, das wahrzunehmen, was direkt neben einem geschah.

Eve hatte angenommen, diesen Fehler niemals wiedergutmachen zu können. Stattdessen würde sie weiterleben und nie die Möglichkeit erhalten, etwas an der Tatsache ändern zu können, dass Rose für immer und ewig eine Fremde für sie bleiben würde.

Und doch hatte sich das Schicksal offenbar anders entschieden.

Nun war Rose hier. In der Küche von Vampiren.
 

„Wer, bei Hades, bist du?“ Alecs Stimme klang wie das tiefe Knurren eines aufgebrachten Raubtieres, das unter allen Umständen sein Revier verteidigen wollte. Das Auftauchen dieses ominösen Wesens schien ihn hingegen nicht im Geringsten zu verunsichern. Als wäre er es gewohnt, dass unerwartet irgendwelche Geister bei ihm erschienen.

Aber dennoch merkte man an seinen Augen, dass er von einer gewissen Unruhe erfüllt war.

„Ihr Name ist Rose McCanahan!“, platzte Eve unvermittelt heraus. Alec warf ihr einen verwirrten Blick zu, doch sie achtete nicht weiter darauf. Intensiv beobachtete sie die Geisterfrau und wartete gespannt auf eine Reaktion, welche sich schließlich in der Form eines breiten Lächelns präsentierte.
 

„Ja und nein“, sagte das Wesen amüsiert. „Du siehst in der Tat deine alte Freundin vor dir, aber es ist nicht so, wie es scheint. Ich habe mir Roses Antlitz nur ausgeliehen.“

Sie kicherte, während sie sich um ihre eigene Achse drehte, um sich von allen Seiten zu präsentieren. Gleichzeitig schwappte ein kühler Wind durch die Küche wie eine Welle. Eve erschauerte, als sie die Kälte spürte, die wie aus dem Nichts zu kommen schien. Es kam ihr vor wie ein eisiger und unsichtbarer Hauch, der sich wie ein Tuch über ihren Körper legte. Nur mit Mühe schaffte sie es, sich ihr Unbehagen nicht allzu sehr anmerken zu lassen.

 „Das heißt, du hast ihre Gestalt angenommen?“ Eve gefiel dieser Gedanke ganz und gar nicht. Sie musste an Rose denken, an ihr nettes Lächeln und ihre stets freundlichen Worte, an ihr sanftes und gutmütiges Wesen. Diese Kreatur jedoch schien gar nichts davon zu besitzen.

Unwillkürlich wanderte ihre Hand zu ihrem Holster. Ihr war zwar durchaus bewusst, dass die Waffe wahrscheinlich keinerlei Nutzen auf ein Wesen haben würde, dass nicht mal über eine feste Materie zu verfügen schien, dennoch vollführte Eve die Bewegung wie von selbst. Es war ein Reflex, ein antrainierter Instinkt, der ihr in dieser Situation, die sich sicherlich in keinem Lehrbuch der Welt wiederfinden lassen würde, ein trügerisches Gefühl von Sicherheit vermittelte.
 

„Ich habe mir ihren Körper nur geborgt“, erwiderte das Geschöpf. „Ich dachte, du würdest dich freuen, deine alte Freundin einmal wiederzusehen, Eve Hamilton.“

Eve verzog ihr Gesicht. Es hatte bestimmt nichts mit Freundlichkeit zu tun, dass dieses Wesen auf Roses Gestalt zurückgegriffen hatte. Allein ihr durchtriebenes Lächeln machte mehr als deutlich, dass ganz andere Intentionen hinter ihrer Entscheidung standen. Möglicherweise wollte sie Eve aus dem Konzept bringen oder auch einfach nur quälen. So oder so, als Gefallen konnte man dies sicher nicht bezeichnen.
 

Wer, bei den Feuern des Tartaros, bist du?“, wiederholte Alec derweil seine Frage mit Nachdruck. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf der Arbeitsplatte und schien augenscheinlich rasch eine Antwort zu erwarten.

Das Rose-Imitat seufzte daraufhin übertrieben theatralisch. „Warum müsst ihr eigentlich alles und jedem einen Namen geben? Und das nicht nur Menschen und Tieren, sondern auch Straßen, Flüssen, Bäumen …“ Als jedoch Alecs erwartungsvoller Blick immer bohrender wurde, meinte sie resigniert: „Na fein, dann nennt mich einfach Larva, wenn euch das glücklicher macht.“

„Larva?“, hakte Alec auf diese Enthüllung hin verwundert nach. An dem Klang seiner Stimme merkte man, dass er den Namen wiedererkannte.

„Sag bloß, du kennst sie?“, wollte Eve überrascht wissen.

„Na ja“, er bedachte das Wesen namens Larva mit einem undefinierbaren Blick. „Larva ist lateinisch und bedeutet so viel wie ‚Geist‘ oder auch ‚Totenmaske‘.“
 

Das Geschöpf zuckte mit den Schultern. „Das seht ihr doch in mir, oder? Ein Name ist ein Name, nicht wahr? Ihr habt danach verlangt und dann bekommt ihr auch einen. Es soll doch niemand vor mir behaupten, ich sei unhöflich.“

Eve beäugte Larva skeptisch, während sie darüber nachdachte, ob ihr jemals im Leben ein seltsameres Wesen untergekommen war. Dieses Lächeln und gleichzeitig ihre wie tot erscheinenden Augen wollten einfach nicht zusammenpassen und erschienen überaus grotesk. Sie verliehen Roses wunderschönem Gesicht etwas derartig unheimliches, dass es Eve unwillkürlich einen Schauer über den Rücken jagte.
 

„Du sprachst gerade von einem gemeinsamen Feind“, nahm Alec derweil den Gesprächsfaden von vorhin wieder auf.

„Ganz recht.“ Larvas Miene verfinsterte sich zusehends und das nicht nur im übertragenden Sinne. Es schien sich tatsächlich ein dunkler Schatten über ihre Gesichtszüge zu legen. „Shadyn ist uns ein schrecklicher Dorn im Auge, wie die Menschen es so gerne bezeichnen.“

Eve blinzelte verdutzt. „Shadyn?“, fragte sie verwirrt nach. „Ich dachte, es geht um Seth.“

„Geht es auch.“ Alec war ein Stück zu ihr gerückt und hatte seine Stimme etwas gesenkt. Eve behagte diese Nähe ganz und gar nicht. „Wir vermuten, dass Shadyn Seths ursprünglicher Name ist.“

„Sein Geburtsname“, bestätigte Larva nickend. „Schon damals hatte ich bei dem Knaben ein komisches Gefühl und jetzt – nach all diesen Jahrtausenden – wagt er es doch tatsächlich, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen. Eigentlich sollte er es besser wissen, aber offenbar hat er nach all der Zeit vollkommen den Verstand verloren.“
 

Eve verstand nicht wirklich, was dieses Geistergeschöpf von sich gab, aber bevor sie weiter nachfragen konnte, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts neben ihr eine weitere Gestalt auf, die sie unwillkürlich zurückschrecken ließ. Es war ein hochgewachsener, blasser Mann, der keinerlei Notiz von der Jägerin nahm, sondern stattdessen mit strengen Blick Larva taxierte.

„Was soll das denn darstellen?“, fragte er in einem Tonfall, als hätte er soeben einen übelriechenden Misthaufen in seiner sterilen Küche gefunden. „Hat Necroma schon wieder irgendwelche Toten beschworen?“

„Ich glaube nicht –“, begann Alec, wurde aber sogleich wieder von dem Neuankömmling unterbrochen: „Langsam verliere ich wirklich die Geduld! Wusstest du, dass mich letztens beim Duschen die ganze Zeit über ein General aus dem Bürgerkrieg beobachtet hat? Oder was war mit diesem Samurai, der buchstäblich in unserem Kühlschrank gelebt hat?“ Hörbar knirschte er mit den Zähnen. „Ich werde diese Hexe umbringen und diesmal meine ich es wirklich ernst!“
 

Alec wirkte angesichts der missbilligenden Miene des anderen durchaus amüsiert. „Ich glaube, diesmal ist Necroma wirklich unschuldig, Oscar.“

Oscar schnaubte daraufhin nur verächtlich. „An dem Tag, an dem Necroma unschuldig ist, werde ich mir Blümchen ins Haar flechten und meine Fingernägel rosa lackieren.“

Alec lachte belustigt auf. „Das möchte ich echt zu gerne sehen!“

Oscar warf Alec daraufhin einen dermaßen vernichtenden Blick zu, dass Eve sofort klar wurde, dass die beiden sich wohl öfter in den Haaren lagen. Vage erinnerte sie sich, bei ihren Recherchen über die Sieben in irgendeiner Quelle gelesen zu haben, dass diese zwei Vampire eine außergewöhnliche Beziehung verband. Und wenn man sich ansah, wie die beiden allein durch Blicke und Mimik kommunizierten, bestand daran auch kein Zweifel mehr.
 

„Also, was hast du hier verloren?“ Oscar hatte sich wieder an Larva gewandt, seine harte Miene wirkte unerschütterlich. Er war offenbar wirklich im festen Glauben, dass Necroma erneut irgendwelche Seelen aus dem Jenseits geholt hatte, die nichts von Privatsphäre oder Lebensmittelhygiene verstanden. „Wir haben diese Wohnung zuerst besetzt, also verschwinde gefälligst! Such dir ein anderes Haus, wo du rumspuken kannst.“

 In Larvas Gesicht rührte sich kein Muskel, aber dennoch wurden ihre Züge von einer leichten Dunkelheit überzogen. „Du solltest besser auf deinen Tonfall achten, Germane. Ich habe zwar im engeren Sinne kein Gewissen oder Gefühle, aber trotzdem missfallen mir Kränkungen durchaus.“

Oscar hob eine Augenbraue, während er die Arme vor der Brust verschränkte und somit glatt noch ein Stück bedrohlicher wirkte. „Habe ich gerade wirklich deine kleine Geister-Ehre verletzt? Das tut mir ehrlich leid!“
 

Eve spürte, wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken lief, während Alec grinste, als wäre bereits Weihnachten. Es hätte Eve nicht verwundert, wenn er sich in der nächsten Sekunde eine Tüte Popcorn geschnappt und zurückgelehnt hätte, um die Show richtig zu genießen.

Larvas tote Augen musterten Oscar derweil vollkommen ausdruckslos, bevor sich auf ihre grauen Lippen plötzlich ein unheimliches Lächeln legte. „Liegt es vielleicht an meinem Erscheinungsbild? Das kann ich gerne ändern, wenn dir das lieber ist. Wie wäre es mit jemanden, der dir sehr am Herzen lag?“
 

Und mit einem Mal löste sich die Gestalt Larvas regelrecht vor ihnen auf. Ihr Körper verwandelte sich in Nebelschwaden, die sich hektisch im Kreis drehten und wie Umherirrende erschienen, ehe sie sich wieder beruhigten und sich langsam erneut formierten. Nun schwebte vor ihnen wieder eine nebelhafte Gestalt, doch diesmal hatte sie nicht das Antlitz von Rose McCanahan, sondern das eines großen Mannes mit den gleichen leeren Augen. Eve betrachtete seine schummrige Erscheinung etwas genauer und stellte fest, dass er für die Zeit ziemlich untypische Kleidung trug. Zumindest glaubte sie, um seine Hüfte geschlungen das Fell eines Tieres zu erkennen.

„Gefällt dir das vielleicht besser?“ Am Tonfall merkte man, dass es sich immer noch um Larva handelte, aber die dominierende Stimme war nun eindeutig männlich.

Oscars Miene war inzwischen wie versteinert. Fassungslos betrachtete er die Gestalt vor sich, als hätte er niemals im Leben damit gerechnet, sie jemals wiederzusehen.
 

„Also mir sagt es durchaus zu“, meinte Larva, während sie an ihrem Oberteil zu zupfen begann. „Er war so ein großer, starker Mann. Eigentlich schade um ihn, dass er so jämmerlich krepieren musste.“

Aus den Augenwinkeln bemerkte Eve, dass auch Alecs Grinsen verschwunden war. Man sah ihm zwar an, dass er den Mann, den Larva sich als neue Hülle ausgesucht hatte, nicht erkannte, doch er fühlte deutlich die Unruhe des anderen Vampirs und verkrampfte sich ebenfalls.

„Armer kleiner Wicht“, fuhr Larva fort. „Er war so ein ausgezeichneter Krieger und Stammesoberhaupt und dann musste er so einfach sterben. Wirklich tragisch!“ Das Wesen fuhr sich durch den gestutzten Bart und ließ ein höhnisches Grinsen erkennen. „Verrate mir, Oscar, was hast du gefühlt, als du deinen großen Bruder hast zugrunde gehen sehen? Ein hilfloser, kleiner Mensch bist du damals noch gewesen und gegen diese tückische Krankheit konntest du nicht das Geringste ausrichten. Sie hat ihn langsam von innen aufgefressen.“
 

Larva strich sich einmal über das Gesicht und wie aus heiterem Himmel floss plötzlich Blut aus ihren Mundwinkeln hinaus. Die rote Flüssigkeit wirkte bei dieser sonst gräulich-durchscheinenden Erscheinung noch alarmierender als sonst, es schien einen förmlich anzuschreien.

Eve warf einen vorsichtigen Blick in Oscars Richtung. Wenn sie das Ganze richtig verstanden hatte, hatte Larva tatsächlich die Dreistigkeit besessen, die Gestalt seines bereits lange verstorbenen Bruders anzunehmen, dessen Tod Oscar immer noch tief in seinem Innern erschütterte. Zumindest das überaus bleiche Gesicht des Vampirs ließ darauf schließen, dass selbst all die Jahrtausende nichts daran geändert hatten.
 

Und Eve musste sich eingestehen, dass sie mit solch einer Reaktion eigentlich nicht gerechnet hatte. Immer schon hatte sie angenommen, dass Vampire nach der Verwandlung ihrem menschlichen Leben den Rücken kehrten und nichts mehr damit zu tun haben wollten. Sie war zumindest in ihrer Laufbahn schon einigen Untoten begegnet, die groß und breit verkündet hatten, dass sie sich nicht mehr um die Menschheit scherten.

Und hier war nun Oscar, der weit über zweitausend Jahre alt war und wahrscheinlich schon längst bei der Formung der Römischen Imperiums das Gesicht seines Bruders vergessen hatte. Eve selbst hatte zumindest nach nur fast zwanzig Jahren schon Probleme, sich an die Gesichtszüge ihrer verstorbenen Mutter zu erinnern.

Es hätte Oscar eigentlich einerlei sein können. Aber das war es offensichtlich nicht.

Ganz und gar nicht.
 

 „Hör auf damit!“, zischte Alec plötzlich. Er ballte seine Hände zu Fäusten und hätte sich vermutlich sofort auf Larva gestürzt, hätte sie eine feste Form besessen. „Das ist wirklich nicht witzig!“

„Ach nein?“ Larva bedachte ihn mit einem Blick, den man als amüsiert hätte bezeichnen können, wenn diese leeren Augen das Ganze nicht in etwas Groteskes verwandelt hätten. „Also ich persönlich finde es furchtbar lustig. Ich habe nicht oft die Möglichkeit, die berühmten Sieben zu ärgern.“ Sie lachte auf. „Ich kann mir die Gesichter der Toten leihen und der Tod ist es, der euch seit Ewigkeiten unentwegt begleitet. Ich kann euch provozieren, ich kann euch zur Weißglut treiben, ich kann euch bis ins Mark erschüttern.“

Sie grinste breit und machte damit mehr als deutlich, dass sie nicht davor zurückschrecken würde.
 

„Willst du womöglich deine Frau noch einmal wiedersehen, Oscar?“, hakte Larva nach. „Oder deine süßen Kinder? Du hast sie alle vor deinen Augen qualvoll sterben sehen und warst am Ende ganz allein, ehe Asrim dich fand. Willst du dich gerne wieder an dieses Gefühl erinnern?“

Oscar erweckte nicht den Anschein, als verspürte er große Lust, diese Erinnerung wieder aufleben zu lassen. Er war aufs Äußerste angespannt und würde sicherlich in dem Moment explodieren, in dem Larva es wagte, ihre Worte in die Tat umzusetzen.
 

„Und was ist mit dir, Alec?“ fuhr das Wesen ungerührt fort. „Würdest du gerne nochmal deine Mutter sehen? Weißt du noch, wie sie damals in einer dreckigen Seitenstraße im Schlaf gestorben ist, während sie dich, ihren kleinen Jungen, im Arm gehalten hat?“

Alec zuckte kurz zusammen, ehe seine Miene schließlich zu Eis wurde. In seinen Augen funkelte etwas auf, das dem, was Eve in seinem Blick gesehen hatte, als er sich Seth gestellt hatte, sehr nahe kam.

„Oder was ist mit Reann? Ich bin mir sicher, dass dir besonders ihr Tod immer noch quer im Magen liegt.“
 

Eve wagte es inzwischen gar nicht mehr, Alec anzusehen, aus Angst, dass das, was sie zu sehen bekam, eine ungeahnte Furcht in ihr wecken würde. Er hatte schon überhaupt nicht gut darauf reagiert, als Seth ihn auf seine Vergangenheit angesprochen hatte, und nun würde es gewiss nicht anders sein.

Auch wenn Eve trotzdem nicht umhin kam, sich zu wundern, wieso plötzlich jeder über Alecs menschliches Leben Bescheid zu wissen schien. Es hatte bei ihrem Gespräch am vorherigen Abend eigentlich den Eindruck gemacht, als wäre er schon seit Jahrhunderten oder sogar länger nicht mehr darauf angesprochen worden. Und nun gleich mehrere Male innerhalb weniger Stunden?

Das war mehr als nur Zufall, dessen war Eve sich sicher.

Dennoch war es momentan nicht an der Zeit, sich diesem Rätsel zu stellen, nicht mit zwei Vampiren direkt neben ihr, die kurz vor einer Kernschmelze standen.
 

„Bitte“, flehte sie daraufhin. „Du bist doch hier, weil du ihre Hilfe suchst, nicht wahr? Auf diese Weise wirst du sie gewiss nicht erlangen.“

Larva musterte die Jägerin daraufhin einen Augenblick. Es war schwer zu erraten, was in ihrem Kopf vorging, doch Eve vermutete, dass sie die Aussage gar nicht so recht verstand. Offenbar war sie ein Wesen ohne Zugang zu signifikanten Emotionen und obwohl sie es meisterlich verstand, andere gerade damit zu quälen, begriff sie das Konzept dahinter wahrscheinlich nicht wirklich. Für sie war es vermutlich nur logisch, dass sie, da sie wichtige Informationen über Seth besaß, von den Vampiren problemlos die Erlaubnis erhalten würde, mit ihnen zusammenzuarbeiten, selbst wenn sie sie davor zu ihrem eigenen Vergnügen gepeinigt, gefoltert und in einen Vulkan gestoßen hätte.
 

 „Vielleicht … vielleicht könntest du einfach wieder eine andere Gestalt annehmen“, schlug Eve vor. „Und dann reden wir. Über Seth und niemanden sonst!“

Sie bemerkte, wie Alec neben ihr lautstark mit den Zähnen knirschte. „Ich gebe kleinen Jägern eigentlich ungern Recht, aber an deiner Stelle würde auf sie hören. Ich kenne Wesen, die sich nicht daran stören, dass du keine Materie besitzt. Sie können dir unerträgliche Schmerzen bereiten.

Larva war unbeeindruckt, Eve konnte dies deutlich erkennen. Es würde sie im Gegenteil wahrscheinlich noch mehr anspornen, die Vampire weiterhin leiden zu lassen.
 

„Du willst mit uns reden? Fein!“ Alec verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir sind ehrlich interessiert, besonders da sich Asrim in Schweigen hüllt. Aber solltest du es wagen, noch einmal die Gestalt von jemanden anzunehmen, den wir auch nur ansatzweise kannten, oder auch nur über ihn zu sprechen, werden wir einfach gehen! Ich habe nämlich absolut keine Lust auf deine Spielchen!“

Larva legte ihren Kopf schief. „Ihr braucht mich, wenn ihr den Kampf gegen Shadyn gewinnen wollt.“

Na und?“, zischte Alec aufgebracht. „Wir haben es wirklich nicht nötig, dass du mit uns spielst, wie es dir gerade gefällt!“

Larva schien sich dies noch einen Moment durch den Kopf gehen zu lassen, blickte von Eve, die Stoßgebete Richtung Himmel schickte, dass dieses Wesen endlich Vernunft annahm, zu den mordlüsternen Vampiren und gab schließlich ein Geräusch von sich, dass wir ein Seufzen klang. Daraufhin änderte sie erneut ihre Gestalt. Oscars Bruder verschwand aus ihrem Blickfeld und Rose McCanahan kehrte wieder zurück.
 

Eve musste zwar zugeben, dass ihr der Anblick ihrer ehemaligen Nachbarin nicht allzu behagte, aber sie hielt wohlweislich ihren Mund. Besser so, als dass die Vampire endgültig ihre Beherrschung verlören und alles zerstörten, was ihnen im Weg stand. Und eine etwaige Beschwerde hätte Larva unter Umständen nur wieder von neuem aufgestachelt. Somit ließ Eve es dabei bewenden und versuchte, das unangenehme Gefühl in ihrer Magengegend nicht zu beachten.

„Also fein, ich werde mich bemühen, ein braves Kind zu sein“, erklärte Larva in einem Tonfall, der klarmachte, dass sie niemals ein Kind gewesen war. „Ihr braucht mich und ich brauche euch.“
 

Eve warf einen Blick zu den beiden Vampiren. Sie wirkten nun wieder ein kleines bisschen entspannter, nachdem Oscars verstorbener Bruder aus dem Blickfeld verschwunden war, aber sie waren noch weit davon entfernt, Larva mit offenen Armen zu empfangen. Alecs Augen funkelten bedrohlich, während Oscar unentwegt mit seinen Knöcheln knackste.

„Ich bin hier, weil Shadyn sich uns in den Weg gestellt hat“, kam Larva schließlich auf den Punkt. „Er hat sich erdreistet, uns herauszufordern, und damit wissentlich in Kauf genommen, alle Gesetze auf den Kopf zu stellen.“

„Und mit uns meinst du wen?“, hakte Eve nach.

„Mich und meinen …“ Larva zögerte, tippte sich nachdenklich ans Kinn. „Ich weiß nicht genau, wie ich ihn bezeichnen soll, dass ihr kleingeistigen Kreaturen es auch versteht.“ Mit einem zuckersüßen Lächeln fügte sie noch hinzu: „Nichts für ungut.“

Eve schloss kurz ihre Augen. Larva verstand wirklich gar nichts davon, eine gesunde Allianz aufzubauen.
 

„Man könnte As’kyp wohl am ehesten als meinen Meister bezeichnen“, meinte Larva schließlich. „Er hat mich geschaffen, ich bin ein Teil von ihm.“

„Furchtbar interessant!“, sagte Oscar trocken. „Und wieso kommt dein Meister nicht persönlich vorbei, sondern schickt seine verdammte Dienerin vor? Ihm muss doch klar sein, wer wir sind.“

„Natürlich ist ihm das klar. Er kann nur nicht kommen.“

„Und warum nicht?“, wollte Alec wissen.

„Shadyn hat ihn in seiner Gewalt.“
 

Aus Larvas Stimme war unterdrückter Zorn herauszuhören, aber auch so etwas wie Zerknirschung. Offenbar schien sie sich für die Gefangennahme ihres Meisters die Schuld zu geben.

Die Vampire musterten sie weiterhin ausgesprochen missbilligend und auch Eve vermochte es nicht über sich zu bringen, so etwas ähnliches wie Mitleid zu empfinden.

 „Und was geht uns das Ganze an?“, zischte Oscar kalt. „Wenn dein kleiner Meister so dumm war, sich schnappen zu lassen, hat er es meiner Ansicht nach auch nicht anders verdient.“

Larvas weiße Augen schienen für einen Moment aufzuglühen. Eine Weile betrachtete sie Oscar schweigend, womöglich überlegend, ob sie ihn nun für seine Dreistigkeit bestrafen sollte oder nicht.
 

Dann aber sagte sie, mit zusammengebissenen Zähnen und einem aufgezwungenen Lächeln: „Es geht euch sehr wohl etwas an. Was denkt ihr denn, woher Shadyn plötzlich die Macht hat, Vampire zu töten?“

Die beiden Untote wechselten einen Blick, der völlig undefinierbar wirkte, den zweien aber offenbar alles sagte, was sie zu wissen brauchten. Für einen kurzen Augenblick beneidete Eve sie glatt um diese Vertrautheit. Es war nicht gerade oft, dass man sich vollkommen ohne Worte oder wenigstens entsprechende Gesten verständigen konnte. Es machte fast den Anschein, als könnte der eine die Gedanken des anderen lesen … und vielleicht war es sogar wirklich so.

Die beiden mochten sich hassen oder auch lieben, auf jeden Fall kannten sie sich in- und auswendig.
 

„Wegen deinem Meister ist Seth also so mächtig geworden?“ Alec hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, seine Miene blieb weiterhin unlesbar. „Und wie genau?“

Larva fuhr sich durchs Haar. „As’kyp ist … ein Wächter des Jenseits sozusagen. Es ist schwer, das in eurer Sprache zu artikulieren. Im Grunde ist es für euch nur relevant zu wissen, dass er sich um die verstorbenen Seelen kümmert.“

Eve spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Hals bildete. „Ist er etwa … der Tod?“

Larva warf ihr einen Blick zu, als wäre sie ein ungebildetes Kind, das eine ziemlich dumme Frage gestellt hatte. „Selbstverständlich nicht“, erwiderte sie verächtlich schnaubend. „Er kann zwar Leben nehmen, aber das ist nicht seine Aufgabe. Er ist vielmehr für die Zeit danach zuständig, wenn ihr versteht, was ich meine. Ach, und bevor du fragst: nein, er ist weder Gott, der Teufel, Petrus oder sonst irgendwer, dessen Name dir gerade einfällt. Er ist bloß ein Wächter. Einer von vielen.“
 

Eve war zwar weit davon entfernt, ihre Worte völlig zu begreifen, doch zu ihrer Erleichterung bemerkte sie, dass auch die Vampire einen zumindest leicht verwirrten Eindruck machten. Vielleicht war ihnen das, was Larva ihnen offenbart hatte, ebenfalls neu, möglicherweise aber fragten sie sich auch nur, welche Rolle Seth bei dem Ganzen spielte.

„Und was bedeutet das nun?“, erkundigte sich Eve.

„Shadyn hatte schon immer eine besondere Verbindung zum Totenreich“, erklärte Larva. „Aber nun kann er sich As’kyps Kräfte bemächtigen, zumindest zu einem gewissen Teil.“

Eve schluckte. Irgendwie hörte sich das gar nicht gut an. „Und wie sieht das nun genau aus? Hat er Macht über Geister?“

Eve wollte dieser Gedanke gar nicht gefallen. Allein die Vorstellung, er könnte über die verstorbenen Seelen gebieten, ließ sie erschauern.
 

Doch zu ihrer großen Erleichterung schüttelte Larva den Kopf. „Über die Seelen kann er nicht gebieten – zumindest noch nicht. Seine Macht beschränkt sich zurzeit eher auf tote Körper. Er könnte beispielsweise die Leichen aus ihren Särgen steigen und sie durch die Gegend wanken lassen.“ Als sie Eves angewiderte Miene sah, lachte sie auf. „Keine Sorge, dazu wird er sich sicherlich nicht herablassen. Das Ganze wäre eine furchtbar eklige Angelegenheit, von der er im Prinzip überhaupt nichts hätte. Verwesende Leichen eignen sich höchstens, um ein paar Menschen zu erschrecken, zu mehr sind die auch gar nicht zu gebrauchen. Die fallen schon auseinander, wenn man die nur schief anschaut.“
 

Eve musste an alle Zombie-Filme denken, die sie jemals gesehen hatte, und war sich nicht wirklich sicher, ob diese tatsächlich so harmlos waren, dennoch hoffte sie aus tiefstem Herzen, dass Larvas Worte stimmten. Sich mit Vampiren und Dämonen anzulegen, war eine Sache, aber Zombies …? Da hörte der Spaß eindeutig auf!

„Und was hat das nun mit uns zu tun?“, fragte Oscar mürrisch. „Was interessiert es uns, ob ein paar tote Menschen hier durch London torkeln?“

Larva lächelte gehässig. „Weil du, mein lieber Freund, und alle anderen Vampire auch zu dieser Kategorie gezählt werden. Gut, ich gebe zu, euch als Leichen zu bezeichnen, trifft nicht unbedingt den Kern der Sache, dennoch sind eure Körper auf eine gewisse Art und Weise tot. Shadyn kann euch zwar nicht völlig beeinflussen, aber trotzdem mehr als jemals ein anderer zuvor.“
 

Oscar‘ harte Miene verzerrte sich, als er begriff, was das bedeutete. Auch Alec machte keinen besonders erfreuten Eindruck.

„As’kyps Macht gepaart mit Shadyns eigener Magie stellen eine enorme Bedrohung für euch dar“, fuhr Larva fort. „Er kann euch zwar nicht manipulieren, so wie es ihm mit normalen Toten möglich ist, aber er kann euch stark beeinflussen. Eure Körper verletzlich machen, sodass schon ein kleiner Messerstich euch töten könnte.“

„Oder ein magisches Feuer“, fügte Alec mit tonloser Stimme hinzu.

Larva nickte zustimmend. „Er kann euch so verwundbar machen wie Menschen. Zwar nur in seiner unmittelbaren Nähe und nur für einen kurzen Zeitraum, dennoch reicht das ja schon aus, wie ihr gemerkt habt, nicht wahr? Und genau aus diesem Grund bin ich heute hier. Ich brauche eure Hilfe, um As’kyp zu befreien und die Naturgesetze wiederherzustellen.“
 

Ihre Augen blieben weiterhin leer, aber man merkte ihr an, wie angespannt sie war. Ungeduldig wartete sie auf eine Antwort.

„Woher wissen wir, dass du nicht lügst?“, fragte Oscar.

Das war beileibe nicht die Antwort, die Larva hatte hören wollen. „Ihr seid hochrangige Vampire, verdammt noch mal! Ihr merkt es doch, wenn euch jemand anlügt.“

Oscar schnaubte. „Wir sind uns ja nicht mal sicher, was du eigentlich bist.“

Larvas Gestalt wurde für einen Augenblick völlig unsichtbar, bis sich ihre Konturen wieder verdichteten und sie abermals etwas deutlicher zu sehen war. Erneut breitete sich Kälte im Raum aus, aber diesmal war es dermaßen eisig und unangenehm, dass Eve zu zittern begann und sich an den Armen rieb, um ihren Körper wenigstens ein bisschen aufzuwärmen.
 

„Was ich bin, spielt überhaupt keine Rolle“, zischte Larva. „Ich bin bloß eine Erscheinung, ein Werk As’kyps, ein Beweis seiner Macht. Es gibt keine Bezeichnung für das, was ich bin, und ich habe auch nicht die geringste Lust, mir eine auszudenken.“

Sie holte daraufhin einmal tief Luft, um sich wieder ein wenig zu beruhigen. Eve bezweifelte jedoch stark, dass dieses Wesen Sauerstoff benötigte, es schien vielmehr einer theatralischen Geste gleichzukommen.

„Shadyn ist entschlossen, ehrgeizig … und offenbar nach all den Jahren verrückt geworden. Mit ihm ist wirklich nicht zu spaßen und er wird nicht so leicht aufgeben, dessen könnt ihr euch sicher sein. Er scheint geradezu besessen davon zu sein, euch alle auszulöschen, und ich glaube zu wissen, wer ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Außerdem redet er die ganze Zeit von einer Frau, die er sich holen will.“

Eve schluckte unwillkürlich. Damit war sicherlich sie gemeint, nur zu genau erinnerte sie sich an die undefinierbaren Blicke, mit denen Seth sie bedacht hatte. Was, zur Hölle, wollte er nur von ihr?
 

„Er ist in der Lage, euch alle zu töten, und er wird es tun, wenn ihr ihn nicht rechtzeitig aufhaltet“, fuhr Larva warnend fort. „Ihr müsst As’kyp befreien, euch bleibt kaum eine andere Wahl. Ich werde euch-“

Sie verstummte abrupt und wirbelte herum, sodass ein neuer Schwall Kälte durch die Küche schwappte und Eve kurz zum Aufstöhnen brachte. Larvas Blick war auf die Nebelwand hinter ihr gerichtet, in der sich, so erkannte Eve, ein undeutlicher Schatten zu bewegen schien. Sie glaubte, eine menschliche Gestalt im Inneren ausmachen zu können, deren Kopf sich hin und her drehte, als suchte sie etwas.

„Verdammter Mist, er hat mich gefunden!“, fluchte sie. Sie stieß noch eine Verwünschung in einer anderen Sprache aus, die sehr nach Latein klang, ehe sie sagte: „Ich muss fort, bevor er mich findet. Ich werde versuchen, euch später noch einmal aufzusuchen.“
 

Und mit diesen Worten verschwanden sie und der eigenartige Nebel so schnell, wie sie gekommen waren. Selbst die Kälte verflüchtigte sich, als würde sie ihrer Herrin folgen. Eve konnte nicht umhin, erleichtert aufzuatmen, als sich allmählich wieder normale Zimmertemperatur einstellte.

„Also das war seltsam“, meinte Oscar. Seine Stimme klang tonlos und vollkommen desinteressiert, aber in seinen Augen war die Anspannung deutlich zu erkennen.

Eve konnte bloß knapp nicken, zu mehr Reaktion war sie kaum imstande. Irgendwie vermochte sie kaum zu realisieren, was gerade eigentlich geschehen war.
 

Alec hatte derweil die Arme vor der Brust verschränkt und mit eisigem Blick jene Stelle fixiert, an der sich zuvor noch Larva befunden hatte. „Das war wirklich seltsam“, stimmte er Oscar zu. „Aber auf jeden Fall eine sehr interessante Information. Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, wer oder was dieser As’kyp ist und wo wir ihn finden können.“

Er warf einen Blick zu Oscar, der jedoch nur ahnungslos die Schultern hob und dabei irgendein grunzendes Geräusch von sich gab, das Eve schon öfters bei Männern gehört hatte und bis jetzt nicht eindeutig hatte identifizieren können.
 

„Vielleicht sollten wir es einfach mal googlen“, schlug die Jägerin auf Geratewohl vor.

Daraufhin sah sie in das Gesicht eines überaus verwirrt dreinschauenden Vampirs.

„Was bitte sollen wir tun?“ Oscar musterte sie skeptisch, als wäre er am abwägen, ob sie noch über ihren gesunden Menschenverstand verfügte.

Alec genehmigte sich ein kleines Lächeln. „Oscar, alter Freund, es ist wohl allmählich wieder an der Zeit, deinen Wissenstand ein bisschen aufzufrischen. Obwohl ich fast schon beeindruckt bin, dass dir überhaupt bewusst ist, dass der Zweite Weltkrieg zu Ende ist.“ Er klopfte ihm auf die Schulter. „Hamilton meint, dass wir mal im Internet nachschauen sollten.“

„Und was ist Internet?“

„Viel zu kompliziert, um dir das jetzt zu erklären“, erwiderte Alec abwinkend. „Außerdem bin ich mir so oder so nicht sicher, ob sich dort etwas finden lässt. Die übernatürliche Welt hat es echt gut drauf, sich vor eurer zu verbergen. Ich bezweifel, dass As’kyp auf facebook angemeldet ist.“
 

Eve musste ihm durchaus zustimmen. Das Internet bot unglaublich viele Antworten, aber ebenso auch einen Großteil von Gerüchten, Falschinformationen und Unsinn. Selbst über die Sieben fanden sich nur ein paar kleine Hinweise und diese waren so gut wie alle an den Haaren herbeigezogen. Es schien demnach unwahrscheinlich, dass sie zu solch einer spezifischen Frage eine Antwort finden würden.

 Alec schaute derweil zu Eve hinüber und hatte plötzlich ein hinterhältiges Funkeln in den Augen. „Aber wir könnten in Londons einzigartiger Bibliothek fündig werden. Ich habe Gerüchte gehört, dass sich dort die wertvollsten Schätze befinden sollen. Unter Umständen können wir dort etwas finden.“

Im ersten Moment war Eve verwirrt. Er wollte in die Londoner Bibliothek, wieso?

Dann jedoch fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Er meinte ganz sicher nicht die öffentliche Bücherei, sondern die Bibliothek der Jäger. Mitten im Hauptquartier.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, Larva ist immer noch ein freundlicher und süßer Sonnenschein, wie ihr seht :D

Man liest sich im nächsten Kapitel ^^ Komplett anzeigen

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Von:  DoctorMcCoy
2014-10-01T13:26:41+00:00 01.10.2014 15:26
Huhu, ich bin auch mal wieder da ;)

Hatte auf dem Markt ja ein wenig Zeit und da habe ich endlich mal weiter gelesen. Du müsstest mir einfach öfters in den Arsch treten, damit ich nicht immer solange warte und dann mehrere Kapitel hintereinander lesen muss xD

So, aber jetzt genug Entschuldigen/Vorwürfe machen ... das Kapitel!
Larva ist immer noch so, wie ich sie in Erinnerung habe, ein echtes Goldstück. Und wenn ich mich richtig erinnere, hast du, glaube ich, nicht wirklich viel an diesem Kapitel geändert, falls mein altes Hirn mich da wirklich nicht trügt.
Mir ist übrigens aufgefallen, dass sie Larva keinen Tee angeboten haben ... das ist ja eigentlich nicht die feine englische Art. Das ist wie bei den Hobbits. Egal wie unwillkommen der Besuch ist, man muss in England eine Tasse Tee anbieten und vielleicht wäre dann der Tee auch nicht mehr so traurig...

Und du hast echt nicht zu viel versprochen, die Alec/Oscar-Szenen waren ja total himmlisch. Hach, ich liebe die Beiden einfach mit ihrer Hassliebe. Sie zanken sich immer, aber in solchen Momenten sieht man, wie sehr sie sich wirklich lieben und das ist really deep.
Ich meine, er muss Oscar nur anschauen, um zu wissen, dass er leidet und direkt ist er willig, Larva an den Hals zu springen, wenn sie nicht aufhören sollte. Hach, Alec, sei nicht so ein süßer total knuffiger Puppy *haha*

Ich freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit der Vampire und Larva, besonders wenn Necroma die Gute kennenlernt. Oh mein Gott, sie werden so super zusammen sein. Ich will ganze drei volle Kapitel, wie sie zusammen im Wohnzimmer sitzen und sich über die lauten, dummen Vampire unterhalten, bitte, bitte, bitte.
Und was die Sache mit Seth und der Frau betrifft, die er sich holen will. Ich meine, es ist ja offensichtlich, dass es Eve ist, aber ich habe auch schon zwei Theorien dazu, warum dies so ist.

Nr. 1) Seth kann in die Zukunft sehen und weiß, dass Asrim in der Zukunft mal etwas mit dieser Frau haben wird und er ist einfach eifersüchtig.
Nr. 2) Asrim hatte etwas mit Eves Mutter und Eve ist in Wirklichkeit seine Tochter uuuuund Seth ist eifersüchtig, weil er auch gerne Asrims Kind gewesen wäre. Wäre wohl nachvollziehbarer, weil er auch alle von den großen Sieben töten will ;)

Aber da mir gerade einfällt, dass er sie ja nicht verletzen will, machen die beiden Theorien wieder keinen Sinn ... aber sind trotzdem lustig anzusehen, deshalb lasse ich sie einfach jetzt stehen ;)
Antwort von:  Nochnoi
02.10.2014 17:11
Ich hab also hier jetzt schwarz auf weiß die offizielle Erlaubnis, dir in den Arsch zu treten?
Gut zu wissen xD

Ach ja, der arme Tee ... Der hat's echt nicht leicht.

Und mindestens drei Kapitel nur mit Necroma und Larva? Oh Mann, das könnte glatt ne Überdosis sein xDD

Und du kannst sehr gerne soviele Theorien spinnen, wie du willst xDD Die sind meistens sehr unterhaltsam! Okay, nur ziemlich selten wirklich richtig, aber trotzdem superlustig :D
Von: abgemeldet
2014-09-23T13:51:21+00:00 23.09.2014 15:51
Woha, was für ein reizendes Liebchen, diese Larva. Ich bewundere die Selbstbeherrschung der beiden Vampire - ehrlich. Ich hätte ihnen zugetraut, dass sie die Gute zu Phantasieklößen verarbeiten...
Aber sie können scheinbar nicht leugnen, dass das, was sie da so von sich gibt, Hand und Fuß hat und so einiges erklärt.
Verdammt... wie ist Shadyn drauf gekommen, sich eines Wächters zu bemächtigen, ey. Wie lange plant der Kerl das ganze schon? >_<
Verdammt... verdammt, verdammt, verdammt... ich fluch zu viel, aber sei beruhigt. Hier schreibe ich nur einen winzigen Bruchteil der Flüche auf, die ich tatsächlich während des Lesens so von mir gebe.
Aber naja... wenigstens erübrigt sich nun die Suche nach Eve, wenn die mit den Vampiren so oder so ins Hauptquartier der Jäger spazieren soll. Da haben die aber nochmal Schwein gehabt. Nun ja... bin ja schon gespannt, was sie zum Auftritt der Vampire sagen. Hehe... XD

Ach... und warum kann Alec die Arme wieder verschränken? Kurz zuvor, als er Eve im Schlafzimmer besucht hat, konnte er das noch nicht. ^^ Oder heilen die Wunden doch so schnell? Dann will ich Oscars stinkende Salbe bitte auch haben. XD
Antwort von:  Nochnoi
23.09.2014 20:10
Larva ist ein wahrer Sonnenschein voller Liebe und Wärme <3
Oder etwa nicht?

Oh, du hast ein Kontinuitätsfehlerchen gefunden!! Dafür gibt's ein Gummibärchen xD
Ne, eigentlich sollte er die Arme noch nicht so uneingeschränkt verschränken können, aber sowas vergisst man im Schreibfluss schon mal ganz gerne. Vielen Dank fürs Aufmerksam-machen, ich berichtige das mal schnell ^^
Von:  SamAzo
2014-08-21T22:24:57+00:00 22.08.2014 00:24
„An dem Tag, an dem Necroma unschuldig ist, werde ich mir Blümchen ins Haar flechten und meine Fingernägel rosa lackieren.“
Das will ich noch immer sehen. Alec ist also nicht alleine. xD

Larva ist wirklich noch immer bezaubernd und liebreizend... wobei die Betonung eher auf dem 'reizend' liegt...

(Da fehlt ein 's' bei "Das Internet bot...")
Antwort von:  Nochnoi
25.08.2014 09:08
Tja, mal sehen, ob wir Oscar tatsächlich mit Blümchen in den Haaren sehen werden xDD
Alec wird ihn höchstwahrscheinlich an dem Tag, an dem Necroma unschuldig ist, daran erinnern :D
Antwort von:  SamAzo
25.08.2014 13:48
*_*
Ich warte darauf!
Antwort von: abgemeldet
23.09.2014 15:46
Ich wär ja dafür, dass Alec dann das Einflechten übernimmt. |D Und Necroma malt die Fingernägel an. Das wird dass sicher viel schöner als nur langweiliges Rosa... XD


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