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You are my savior

Fang x Lightning
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Fröhliche Ostern wünsche ich allerseits. ^^
Ja, ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen. Meine Arbeit und Famile halten mich ganz schön in Atem. Umso mehr freue ich mich, euch nun meine neue Long Shot zu präsentieren.
Vorsicht Lightning Returns Spoiler!

Ein angenehmes Lesevergnügen. ^^
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You are my savior

You are my savior

 

Seit Lightnings Erwachen, hatte sie schon einiges gesehen, viel erlebt, doch die derzeitige Entwicklung ließ selbst sie für einen Moment ehrlich überrascht inne halten. Im Normalfall hätte ihr Herz sicherlich erfreut aufgeschlagen, doch selbst die Leere in ihrem Inneren änderte nichts daran, dass sie die Wendung dieses Tages positiv stimmte.

Das Lächeln auf dem Gesicht ihrer Freundin schien echt und zum ersten Mal wurde sie nicht angegriffen oder halbherzig begrüßt. Nein, Oerba Yun Fang freute sich wirklich sie zu sehen. Auf den ersten Blick wirkte sie absolut unverändert. Frech grinsend mit einem gewohnt lockeren Spruch auf den Lippen. Das Wort „Vertrautheit“ schoss Lightning durch den Kopf, als sie sich der Anführerin der Banditen näherte. Irgendwie passte dieser Status zu der Dunkelhaarigen. Seit jeher ging Fang ihren eigenen Weg, um ans Ziel zu kommen – gleich, wem sie sich dafür anschließen musste.

„Na was ist, willst du mich nicht doch endlich umarmen?“ Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde noch ein Stückchen breiter.

Für einen Moment musste auch die Seelenjägerin lächeln. „Das hebe ich mir für den Moment auf, wenn wir den Clavis gefunden haben.“

Langsam sanken die ausgestreckten Arme der Dunkelhaarigen. „Einverstanden. Ich nehme, dich beim Wort, Light. Zumindest hast du dich nicht verändert.“

„Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit, Fang. Es ist schön, mal nicht mit einer Waffe begrüßt zu werden …“

Ein kurzes Seufzen verließ die Lippen der Dunkelhaarigen, als sie ein paar Schritte in ihrem ‚Büro‘ auf und ab ging. „Der Job als Erlöserin hat also auch Schattenseiten, was?“

„Für jeden, der mich als Erlösung ansieht, gibt es auch einen, der mich „einen Boten des Todes“ nennt. Ich kann nur jenen helfen, die sich helfen lassen. In ein paar Tagen werden sie sterben und ihre Einsicht wird zu spät kommen …“ Lightning nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem eben noch ihre Freundin gesessen hatte.

„Also rettest du die, die du glaubst retten zu können. Und dabei fiel dir die gute alte Fang ein.“ Wieder ein Grinsen. „Es ehrt mich von der Erlöserin persönlich besucht zu werden.“ Ihr Gesicht wurde jedoch langsam ernster. „Leider befürchte ich, ich bin eines der Schäfchen, die du nicht retten kannst.“

Eine Augenbraue hochziehend, blickte Lightning ihre Freundin an. „Wie kommst du drauf?“

„Vanille …“ Eine Hand in die Hüfte gestemmt, wandte die Dunkelhaarige sich von Lightning ab.

Nachdenklich betrachtete sie den Rücken ihrer Freundin. Noch immer trug die Dunkelhaarige ihren blauen Sari, welcher ihrem schlanken Körper nach wie vor mehr als nur schmeichelte. Nein, rein optisch hatte Fang sich nicht verändert. Charakterlich wahrscheinlich auch nicht, denn sie hing nach wie vor an Vanille und hatte sicherlich einen Grund, lieber bei einer Bande von Wüstenräubern zu sein, als bei ihrer Freundin. Jenen Grund wollte Lightning in Erfahrung bringen, um die beiden retten zu können.

„Fang …“, begann sie sanft. „Wieso bist du hier und nicht bei ihr?“

Statt zu antworten ballten sich die Hände der Dunkelhaarigen zu Fäusten.

„Bitte, wenn du mir nicht sagst, was los ist, kann ich euch nicht helfen.“

Schweigen. Den Kopf gesenkt begann Fang zu zittern. Offenbar versuchte sie, die Beherrschung nicht zu verlieren. Was war nur zwischen den beiden Freundinnen aus Oerba geschehen? Welch wichtiger Grund führte dazu, dass sie sich trennten? Eines war klar, die Dunkelhaarige würde alles tun, jedoch Vanille nie im Stich lassen. Die Beiden zu retten würde wohl ebenfalls nicht so einfach werden. Auch wenn es augenscheinlich nicht zu einem Kampf kommen sollte. „Im Orden erzählte man mir, dass Vanille eine besondere Gabe hat“, setzte die Seelensammlerin erneut an. „Hast du auch …“, augenblicklich wurde sie unterbrochen.

„Nein hab‘ ich nicht! Nur sie hat neue Fähigkeiten erhalten. Ich bin wie zu unseren L’Cie Zeiten völlig unnütz.“

Offensichtlich hatte sie den wunden Punkt ihrer Freundin getroffen. Dennoch blieb die Dunkelhaarige ihr eine Erklärung schuldig.

Mit einem Seufzen erhob sich die Seelenjägerin und legte ihre rechte Hand auf die Schulter ihrer Freundin. „Wir wissen beide, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt. Also, warum tun wir uns nicht den Gefallen und reden offen und ehrlich miteinander, so wie immer?“

Die angespannten Muskeln lockerten sich leicht. „Du hast ja Recht Light, aber du stehst auf der falschen Seite …“

Abermals verwundert glitten ihren hellen Augenbrauen in die Höhe. Lightnings Hand verließ ihren Platz und sie nickte leicht. „Verstehe … Für dich bin ich auch der Todesengel.“ In diesem Moment war sie beinahe froh, nichts empfinden zu können. Wahrscheinlich hätte sich ihr Herz bei dieser Tatsache schmerzhaft zusammen gezogen. Sicherlich war es von keinem ihrer Freunde schön zu hören, dass sie mehr ein Plagegeist, statt Erlöserin war und keiner mehr was mit ihr zu tun haben wollte. Von Fang hätte sie diese Reaktion allerdings nicht erwartet.

„Ach Blödsinn, darum geht es nicht“, endlich wandte sich die Dunkelhaarige wieder um. „Bei dem ganzen Wahnsinn, den wir schon erlebt haben, zweifle ich nicht eine Minute daran, dass du von einer Gottheit auserwählt wurdest, die Menschheit zu retten. Ich meine, du stehst auf der Seite des Ordens, die wollen, dass Vanille den Seelenchoral abhält.“

„Und du nicht?“, wollte Lightning wissen, während sie ihren Kopf leicht zur Seite neigte.

„Nein!“ Ihre Antwort donnerte durch den Raum. „Das wäre das Letzte, was ich wollte.“ Ihr Blick verlor sich wieder. „Dieses scheinheilige Pack von Lügnern. Wenn ich dir, als Erlöserin einen Tipp geben darf – halte dich fern von den Frommen, die haben den meisten Dreck am Stecken.“

„Ich fürchte ich kann dir nicht folgen, Fang.“

Tief atmete die Dunkelhaarige aus, ehe sie die Distanz zwischen ihnen, bis auf wenige Zentimeter verringerte. Ihr Blick grub sich regelrecht in den der Kleineren. „Wem vertraust du, Light? Den Göttern, dem Orden oder mir?“

Der warme Atem fächerte ihr über das Gesicht. Fast schon paralysiert blickte sie in diese tiefgrünen Augen, die jede Bewegung von ihr bemerkten. Im Blick ihrer Freundin stand deutlich, dass sie diese Frage bitterlich ernst meinte, doch verstand sie dessen Sinn nicht. „Sag du es mir. Schließlich bist du schon etwas länger wach, als ich.“

„Es wäre nicht das Gleiche. Davon ab kennst du meine Meinung bereits. Ich muss wissen, ob ich dir trauen kann.“

Langsam wurde ihre Begegnung immer absonderlicher. War die Stimmung zu Beginn noch fröhlich und gelöst, baute sich langsam eine gewisse Spannung zwischen den beiden Frauen auf. Vertraute ihr Fang wirklich nicht mehr? „Wir sind Freunde, oder?“

„Wenn ich dich als Freundin bitten würde, die Clavis nicht dem Orden zu übergeben, was würdest du tun?“ Noch immer hielt sie Lightning mit ihrem Blick g gefangen.

„Ich würde dich fragen warum. In den vergangen Jahrhunderten habe ich gelernt, meinen Freunden zu vertrauen. Warum erzählst du mir nicht endlich die ganze Geschichte?“

Noch während sich die Augenlider der Dunkelhaarigen schlossen, glitten ihre Arme um die Erlöserin. „Entschuldige, Light, aber ich musste es wissen.“ Ein wenig mehr schmiegte sich Fang an den Körper ihrer Freundin. „In dieser sterbenden Welt kann man niemandem trauen. Aber die Erfahrung wirst du bereits selbst gemacht haben …“ Ein kurzes Schweigen. „Ich brauche dich …“

Diese plötzliche Nähe war ungewohnt. An der Stelle, von der sich in diesem Moment wärmende Gefühle verbreitet hätten sollen, spürte Lightning nur Leere. Nur ihre Erinnerungen waren geblieben, in denen ihr Herz schneller schlug, wenn sich die Dunkelhaarige ihr dermaßen näherte. Nicht mal ein wohliger Schauer rann ihren Rücken herab, als Lightning den Atem an ihrem Ohr spürte. Geflüsterte Worte, voller Vertrauen …Doch konnte sie noch nicht einmal über dieses Fernbleiben trauern.

Bevor sie vom Chaos verschluckt wurde, von Caius besiegt, im Kristall einschlief, empfand Lightning weit mehr als Freundschaft für die Dunkelhaarige. Ein solch inniges Vertrauen verband sie sonst nur mit Serah. Jetzt, am Ende aller Tage, schienen alle Gefühle verschwunden zu sein.

Behutsam löste sich Fang wieder von der Seelenjägerin. „Ich schlage vor wir suchen gemeinsam die Clavis und ich erzähle dir unterwegs alles was ich weiß. Hier gibt es zu viele neugierige Ohren.“

Damit hatte die Dunkelhaarige Recht, schließlich befanden sie sich in einer buchstäblichen Räuberhöhle. Vielleicht würde Fang sich ihr ja anvertrauen, wenn sie wirklich ungestört waren. Demnach folgte Lightning ihr einfach.

 

Seit gut zehn Minuten hatten sie die Siedlung hinter sich gelassen und waren nun umgeben von den sandigen Hügeln der Wüste. Die Sonne sank langsam tiefer und tauchte den Himmel und auch ihre Umgebung in ein warm leuchtendes orange. Damit hatten sie den perfekten Zeitpunkt genutzt, um in die Wüste zu gehen. In der Mittagssonne wäre es sicherlich schier unerträglich gewesen, doch jetzt im lauen Abendwind fielen Lightning die Schritte leichter.

„Es ist ein wenig wie in alten Zeiten, was?“, schmunzelte Fang.

Mit einem Nicken wandte sich die Seelenjägerin ihrer Freundin zu. „Ja, wie damals auf Grand Pulse, als wir unsere Bestimmung suchten.“

Neben ihr lachte Fang auf. „Es ist Ewigkeiten her und dann auch wieder nicht. Wir sind inzwischen richtig alte Tanten, Light.“

„Oh, im Gegensatz zu dir, bin ich noch jung. Du und Vanille seid, glaube ich, mit Abstand die ältesten von uns“, auch Lightning musste grinsen.

„Über 1500 Jahre alt und immer noch knackig, mach mir das erst mal nach.“ Mit einem frechen Grinsen zwinkerte die Dunkelhaarige der Kleineren zu.

Sie konnte es nicht spüren, aber auf eine nicht zu beschriebene Art freute sich Lightning darüber, dass Fang irgendwie geblieben war, wie damals und das nicht nur äußerlich. Snow, Noel, Sazh, Vanille … sie alle waren der Dunkelheit und der Zerstörung anheimgefallen. Fang, so schien es zumindest, hatte sich ihre Persönlichkeit bewahrt. Ihre Nähe war so vertraut, so angenehm und doch lag etwas zwischen ihnen. Für einen Moment wollte sie das verdrängen und einfach nur die kurze Zeit mit ihrer Freundin genießen. „Ich befürchte da werde ich nicht mithalten können, Fang.“

Auf den Lippen der Dunkelhaarigen lag immer noch ein Lächeln, als diese wieder nach vorne blickte. „Wenn ich ehrlich bin, bin ich es langsam Leid, andauernd eingefroren zu werden.“ Ihre Stimme nahm einen ernsteren Ton an. „Jedes Mal, wenn ich aufwache, habe ich kaum Zeit. Zwei Mal tickte die L’Cie Uhr und nun der Weltuntergang. Ernsthaft. Warum lässt man mich dann nicht direkt schlafen?“

„Damit wir uns begegnen können?“, entgegnete sie Seelenjägerin spontan.

Fangs Schritte wurden langsamer, bis sie zuletzt stehen blieb. „Um mich daran zu erinnern, dass es dich gibt und wir uns schon bald wieder trennen werden?“ Sie wandte sich zu Lightning um und hob ihre Hände in ihre Richtung. „Hier ist sie! Sieh sie dir an! Bald nehm ich sie dir wieder weg!“

Nun wirklich verwirrte blickte sie zu ihrer Freundin. „Fang …?“

Doch bevor ihr die Dunkelhaarige eine Erklärung gab, wandte sie sich schnell ab. Täuschte sich Lightning, oder hatte sie es in den grünen Augen glitzern sehen?

„'Tschuldige, Light …“

Mit ruhigen Schritten umrundete die Seelenjägerin die Dunkelhaarige und legte ihre rechte Hand auf deren Schulter, als sie vor ihr stand.

Tatsächlich rann ihrer Freundin gerade eine Träne die Wange hinab, die diese aber energisch fort strich. „Ist es zu viel verlangt, ein wenig glücklich zu sein? Durch mein ganzes Leben zieht sich Trauer und Schmerz. Jedes Mal, wenn ich ein wenig Freude spüre, kommt eine unsichtbare Kraft, die mein Herz aufspießt, wie eine Trophäe. Ich kann nicht mehr …“

Wieder einmal machte sich die Leere in Lightnings Herzen bemerkbar. Den Schmerz ihrer Freundin konnte sie fast körperlich spüren, wieso dann nicht … warum hatte ihr Bhunivelze die Empfindungen genommen? Gerade jetzt wären sie so wichtig gewesen, um Fang trösten zu können.

Langsam glitt ihre Hand von der Schulter der Dunkelhaarige zu der Stelle, worunter deren Herz schlug. „Vielleicht hat man es auf dein Herz abgesehen, weil es so stark ist …“

„… stark … von wegen …“ Die Bitterkeit in Fangs Stimme war kaum zu überhören.

„Weißt du, warum du und Snow die Stärksten von uns seid?“

Ein stummes Kopfschütteln.

Lightnings freie Hand strich sanft über Fangs Wange, ehe sich ihre Finger unter deren Kinn legten und es leicht anhob. „Ihr Beiden folgt einfach eurem Herzen. Deswegen lauft ihr unüberlegt mitten ins Getümmel, bringt euch in Gefahr und vollbringt wahre Wunder, um die zu retten, an denen euch so viel liegt. Die meisten hätten nicht mal ansatzweise ertragen, was du ertragen hast. Du solltest stolz auf dich sein, Fang.“

Vorsichtig legte sich die Hand der Dunkelhaarigen, auf die der Seelenjägerin. „Ich bin stolz darauf, Freunde wie dich zu haben …“ Noch während sie die Augen schloss, bedeckten ihre Lippen kurz darauf Lightnings.

Nichts. Sie spürte nichts. Keine Sehnsucht, keine Wärme, kein Verlangen. All das hätte sie in diesem Moment spüren müssen, als sie den Kuss erwiderte. Die fehlenden Gefühle in ihrer Brust, weckten allerdings ihr schlechtes Gewissen. Es war Fang gegenüber nicht fair. Überhaupt war es nicht fair, denn sie empfand das gleiche für die Dunkelhaarige, wie umgekehrt. Bei allem, was sie durchmachten mussten, wie den L’Cie Fluch, ihr endloser Kampf in Walhalla und dieser anschließende, lange Schlaf in Kristall, empfand Lightning etwas, was sie, egal wo sie auch war, mit der Dunkelhaarigen verband. Nach ihrer Wiedererweckung allerdings, spürte sie nichts mehr. Nur ihre Erinnerungen an vergangene Gefühle trieb sie voran. Gefühle, wie die, die sie für Fang verspürte. Hoffentlich konnte sie die Seele der Dunkelhaarige auch ohne Emotionen retten.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, löste sich Fang wieder von der Seelenjägerin und umarmte sie stattdessen. „Du hast mir gefehlt, Light.“

„Du mir auch ...“ Sanft erwiderte Lightning die Umarmung und versuchte diesen Moment der Nähe zu genießen, sofern sie konnte. „Du bist die Einzige, die mich wirklich vermisst hat.“

Mit einer Hand streichelte Fang der Kleineren durch die weichen Haare. „Bist du allen schon begegnet? Hast du sie retten können?“

Nickend schmiegte sie sich an den warmen Körper. „Gegen Snow und Noel musste ich kämpfen, damit sie wieder Vernunft annehmen konnten. Sazh war in Sorge wegen Dajh, so wie eigentlich immer und hat sich in seinem Selbstmitleid fast ertränkt. Letztendlich konnte ich die drei allerdings retten. Caius und Yul …“, sie seufzte niedergeschlagen.

„Hast du nicht retten können? Na ja um Caius ist es nicht schade, schon seltsam genug, dass er überhaupt noch mal aufgetaucht ist, nachdem Noel und Serah ihn besiegt haben.“

„Wie gesagt, ich kann nur retten, wer sich helfen lässt und die Beiden … sie sind überhaupt nur Schuld an dem ganzen Chaos. Sie waren es von Anfang an. Wegen ihnen geht die Welt unter.“

„Hört sich nach einer komplizierten Geschichte an. Du hast es zumindest versucht.“

Für einen Moment schloss Lightning die Augen. „Ja, aber vielleicht hat Yul recht, dass es besser ist, wenn sie mit dieser Welt untergehen. Aber dich will ich retten, Fang.“

Sanft löste die Dunkelhaarige die Umarmung und wandte ich wieder leicht um. „Ich habe keine Ahnung wie du mich retten willst, Light.“

„Sag mir was du dir wünschst. Hat es was mit der Clavis zu tun?“

Mit einem leichten Nicken setzte Fang ihren Weg wieder fort. „Du wirst mir diesen Wunsch nicht erfüllen können …“

Schnell war Lightning wieder bei ihr. „Versuch es.“

„Du müsstest alles über den Haufen werfen, woran du bis jetzt geglaubt hast. Dein Weg würde in die entgegengesetzte Richtung führen.“ Die Stimme der Dunkelhaarigen wurde zu einem Flüstern. „Du kannst mich nicht retten. Und ich will auch so nicht mehr leben …“

Es waren bittere Worte, die ihre Freundin von sich gab. Mehr als jeden anderen wollte sie Fang retten. Offensichtlich hatte Lightning einen emotionalen Kampf gegen die Dunkelhaarige vor sich. Einen sehr unausgeglichenen Kampf. Fang konnte man gut und gerne als ein emotionales Energiebündel beschreiben, wogegen sie selbst derzeit emotional unbewaffnet war. Die Seele der Dunkelhaarige zu retten, würde Lightnings bisher größte Herausforderung werden. Unversucht ließ es die Erlöserin auf jeden Fall nicht. „Warum laufen wir dann gemeinsam durch die Wüste, auf der Suche nach einem kostbaren Relikt? Brauchst du mich, um es zu finden und schlägst mich dann k.o., sobald wir es haben?“

Urplötzlich sank Fangs Kopf. Ertappt.

Im Schritt blieb Lightning stehen. „Wieso? Was hat es mit dem Orden, dem Seelenchoral und der Clavis auf sich?“

„Sie sind Lügner!“, donnerte die Dunkelhaarige. „Du und Vanille werdet von ihnen nur benutzt!“

Die Arme vor der Brust verschränkend blickte sie Fang weiterhin fragend an. „Inwiefern?“

„Du bist deren strahlende Erlöserin, die alle reinen und schönen Seelen in die perfekte, neue Welt bringt. Sie wollen ein Utopia errichten“, leicht scharrte Fang mit dem Fuß im Sand. „Die Toten, die im Chaos umhertreiben, sind für sie unrein. Und unreine Seelen haben nichts in Utopia zu suchen und da kommt Vanille ins Spiel. Die Gepriesene, wie sie von diesen Lügnern genannt wird, hat die Gabe eben jene Toten zu hören …“

Plötzlich verstand die Seelenjägerin worauf Fang hinaus wollte. Ihre Augen weiteten sich ein Stück. „Du meinst …?“

Ein Nicken. „Yap, alle Verstorbenen, die im Chaos herumirren, weil sie nicht wieder geboren werden können, sind nach ihren Ansichten unrein. Wie zum Beispiel Serah. Mit der Clavis ist Vanille in der Lage all diese Seelen zu sich zurufen. Wie das Licht, dass die Insekten anlockt, nur um sie alle auf einen Schlag zu vernichten.“

„Was?!“ Die Erkenntnis hallte durch ihren Kopf, klang ihr bis ins Mark wider. Wenn das stimmte, dann ... „Serah …“ Waren all ihre Bemühungen umsonst gewesen? War sie von Bhunivelze selbst betrogen worden?

„So wie es aussieht, haben sie dir gegenüber wohl auch vergessen, reinen Wein einzuschenken. Und nicht nur die Toten, auch die Erinnerungen an diese werden auf ewig verschwinden. Außerdem wird der Seelenchoral Vanilles Leben fordern. Selbstmord … für eine LÜGE!“

Eine ganze Weile legte sich Schweigen über die Frauen. Nach wie vor konnte Lightning nicht fassen, wie fanatisch der doch so heilige Orden vorging. Fang hatte Recht, in dieser Welt konnte man niemanden mehr trauen, außer jenen, den man schon vorher vertraute.

„Weiß Vanille darüber Bescheid? Ich meine über die Folgen, was sie wirklich anrichtet?“

Erneut nickte die Dunkelhaarige. „Und wie sie es weiß. Sie weiß alles. Dass sie die Toten vernichtet und selbst dabei stirbt. Aber sie hält es für ihre Pflicht, um für ihre Sünden der Vergangenheit zu büßen. Als wenn sich daran noch jemand erinnern würde, was vor über 1500 Jahren passiert ist. Vanille ist fest davon überzeugt, nur so die Toten erlösen zu können …“

Die Chance Fangs und Vanilles Seele zu retten sanken in den einstelligen Bereich. Nach dem, was Lightning gehört hatte, würde sie sich auf jeden Fall Fang anschließen, um die Clavis vor dem Orden zu finden und damit Vanille vom Seelenchoral abzuhalten. Damit allerdings war Vanilles Seele verloren. Und wenn sie die von Vanille nicht retten konnte, würde sie die von Fang ebenfalls verlieren. Egal, was sie auch versuchte, es sah nicht gut aus.

Noch während sie den Blick zur Arche hob, spürte sie etwas in sich brechen. Nicht ihr Herz, aber etwas anderes … ihren Willen. Bhunivelze hatte nie vorgehabt, ihr Serah zurückzugeben, als Lohn für ihre Mühe. Nach dem Seelenchoral waren alle verloren, die dem Chaos zum Opfer gefallen waren. Eine neue Welt ohne Serah, ohne Fang … Was konnte das schon für eine Welt sein? Aber andererseits konnte sie auch nicht so einfach aufgeben. Noch war der Seelenchoral nicht gesungen. „Was hast du vor, Fang?“, fragte sie ohne den Blick von der Arche zu nehmen.

„Na was schon? Die Clavis vor dem Orden finden und verstecken oder aber zerstören. Alles, was nötig ist, um Vanille an diesem Wahnsinn zu hindern.“ Sie kam näher und legte nun ihrerseits eine Hand auf die Schulter der Seelenjägerin. „Und du?“

„Da fragst du noch?“ Langsam senkte sie wieder ihren Kopf und blickte in die Wüste. „Wenn Vanille unbedingt sterben will, kann ich sie nicht daran hindern, aber ich werde nicht zulassen, dass sie tausende von Seelen mit sich reißt.“ Leicht wandte sie den Kopf zu der hinter ihr stehenden. „Und ich werde dennoch versuchen, deine Seele zu retten, Fang.“

„Ich weiß“, sanft hauchte die Dunkelhaarige Lightning einen Kuss auf die Wange. „Lass uns gehen …“

Damit setzten sich die beiden Frauen wieder in Bewegung. Noch immer hallten Fangs Worte durch ihren Kopf. Wieder wurde Lightning von einer Gottheit ausgenutzt, mit diesem Wissen konnte sie nun ganz anders vorgehen. Fakt war, wenn Bhunivelze sich nicht an ihr Abkommen hielt, würde sie es auch nicht tun. Dennoch musste sich die Seelenjägerin ihre Aufgabe weiterhin widmen und so viele Seelen wie nur nötig für die neue Welt retten. Allen voran die Seele einer dunkelhaarigen Schönheit, die plötzlich stehen blieb.

„Da wären wir. Hier ist der Eingang in die Ruinen, wo irgendwo die Clavis versiegelt ist. Sei vorsichtig. In der Wüste ist es nachts zwar ruhiger, aber hier in den Ruinen ist es umgekehrt.“

„Danke für den Tipp. Sobald es brenzlig wird, habe ich dich ja dabei“, lächelte Lightning leicht.

Nun musste auch Fang grinsen. „Darauf kannst du wetten. Ich werde doch nicht zulassen, dass der Erlöserin was passiert.“

 

Die Warnung der Dunkelhaarigen schien auf jeden Fall begründet. Anders, als noch in der Wüste wurden sie hier immer und immer wieder angegriffen. Sie kamen daher nur langsam voran. Auch die Größe und die verwinkelten Gänge und Kammern machte das Erforschen des unterirdischen Labyrinths nicht wirklich einfacher. Nach einem Kampf mussten sie sich meist neu orientieren, damit sie nicht fälschlicherweise durch eine der vielen Zeittüren liefen und womöglich eingesperrt wurden. Auf der wievielten Ebene waren sie inzwischen eigentlich? Bisher hatten sie noch nicht viel Brauchbares gefunden und irrten ziellos umher.

„Wäre es nicht besser die Clavis da zu lassen, wo sie ist? Offenbar ist sie ziemlich gut versteckt“, keuchte Lightning nach einem kräftezehrenden Kampf gegen gleich mehrere Skeletons.

„Nein …“, auch die Dunkelhaarige atmete schwer. „Der Orden wird nicht locker lassen, … bis er sie gefunden hat …“

Höchstwahrscheinlich hatte Fang sogar recht damit. Offensichtlich würde ohne die Clavis das große Event des Ordens nicht beginnen können. Allerdings zehrten die andauernden Kämpfe an ihren Kräften. Und wenn Lightning es schon spürte, dann wollte sie sich gar nicht vorstellen, wie es der Dunkelhaarigen erging. Sie musste mit ihren Kräften langsam an ihre Grenzen kommen. Davon ließ sie sich zwar nichts anmerken, doch da Fang weder eine L’Cie, noch mit göttlichen Kräften gesegnet war, würde sie nicht mehr viel aushalten.

„Du siehst fertig aus, Fang. Wir sollten eine Pause machen.“

„Nein! Mir geht's gut. Die Clavis kann nicht mehr weit sein … Gehen wir …“ Von ihrem anmutigen Gang und den schwingenden Hüften war nichts mehr zu sehen. Ab und an stützte sie sich sogar auf ihre Lanze, um sich weiter zu schleppen.

Seufzend folgte Lightning ihrer Freundin. Sie blieb ein Dickschädel. In ihrer jetzigen Verfassung war es allerdings eine riesige Dummheit weiter zu gehen. Einen weiteren Kampf würde die Dunkelhaarige nicht unbeschadet überstehen.

Als Fang an einer Statue vorbei strich, passierte es plötzlich. Die Statue wurde lebendig und holte blitzschnell aus. Instinktiv hielt die Seelenjägerin die Zeit an und wehrte den tödlichen Stoß ab. Zeitgleich stieß sie die Dunkelhaarige von ihrem Widersacher fort, um ihr gleich unkoordiniert durch eine Tür hinterher zu stolpern. Mit einem Ruck kehrte die Zeit wieder zu ihrem ursprünglichen Verlauf zurück. Ein, zwei Schritte strauchelte Lightning noch, ehe sie endgültig die Balance verlor und zu Boden fiel. Eilig suchte sie ihr Schwert, um einen weiteren Stoß abwehren zu können. Bevor sie allerdings ihr Schwert ziehen konnte, hörte sie erst ein mechanisches Geräusch und anschließend einen dumpfen Aufprall. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust. Das Schwert nun in ihrer Hand haltend rappelte sie sich hoch. Ein Blick nach links, ein Blick nach rechts – nichts. Keinen Meter vor ihr befand sich eine nun geschlossene Zeittür, die ihren Gegner offensichtlich ausgesperrt hatte. Sie waren in Sicherheit.

Keuchend ließ Lightning ihr Schwert sinken und drehte sich zu Fang um, die noch immer benommen auf dem sandigen Boden lag.

Vorsichtig drehte sie die Dunkelhaarige auf den Rücken. Deren Brustkorb hob und senkte sich in kurzen Abständen. Schweiß lief ihr von der Stirn. Das Gesicht schmerzverzerrt. Hatte sie

das Skeleton doch noch erwischt? Suchend ging ihr Blick über Fangs Körper. Und tatsächlich fand sie eine Schnittwunde auf der linken Seite, die sie zu allem Überfluss auch noch durch den Sand gerollte hatte.

„Oh, Fang. Das tut mir leid.“ Mit dem Wasser aus einer ihrer Trinkflaschen, die sie mitgenommen hatten, versuchte die Seelenjägerin vorsichtig die Wunde zu säubern, indem sie das Wasser darüber laufen ließ.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen verließ die Lippen der Dunkelhaarigen.

„Gleich vorbei …“ Noch einmal ließ sie das Wasser durch die Wunde laufen, um auch den restlichen Sand wegzuspülen. Erneut keuchte Fang auf.

Doch nun konnte sich Lightning zumindest den Schnitt genauer ansehen. Er war eine Handbreit lang und zum Glück nicht so tief, dass es lebensbedrohlich wäre, dafür jedoch schmerzhaft. Ohne ihre Zeitmanipulation hätte es wahrscheinlich anders ausgesehen …

„Warum hörst du auch nie auf mich …?“ Ihre Worte galten mehr sich selbst, als ihrer Freundin. Aus ihrer Beintasche zog sie ein sauberes Tuch hervor und durchtränkte es ebenfalls mit Wasser, bevor sie dieses auf die Wunde legte. Mit einem Verband versuchte die Seelenjägerin nun die Wunde zu verbinden, was sich als nicht gerade einfach erwies, da sie Fang immer anheben musste.

Immer wieder verließ ein Ächzten die Lippen der Verwundeten. Nachdem ein sorgfältig gewickelter Verband den verletzen Körper umhüllte, nahm Lightning noch den Umhang ihrer Soldatenuniform ab und band diesen über den Verband. So würde nun hoffentlich kein Sand mehr in die Wunde gelangen. „Geschafft … jetzt kannst du dich etwas ausruhen …“ Ihr Blick ging zur Zeittür, die sich in zwei Stunden erst wieder öffnen würde. Zumindest eine kleine Verschnaufpause für die starrköpfige Dunkelhaarige.

„ … müssen weiter …“, murmelte Fang undeutlich.

Mit einem Lächeln streichelte die Seelenjägerin ihr ein paar dunkle Strähnen aus dem Gesicht. „Daraus wird nichts. Wir sind hier für die nächsten zwei Stunden eingeschlossen.“

Ein verächtlicher Laut verließ die Lippen der Liegenden, was sich fast wie ein Knurren anhörte. „ …verdammt …“

„Du solltest dich lieber ausruhen. Das Ding hätte dich fast umgebracht. Wir sind hier sicher.“ Damit setzte sich Lightning hinter die Dunkelhaarige und bettete deren Kopf auf ihrem Schoß. Ihre Hand strich zärtlich über das Gesicht ihrer Freundin.

„Was ist … mit dir …?“ Ihre Augen blieben geschlossen und sie kuschelte sich mit einem wohligen Seufzer an die Seelenjägerin.

Erneut entlockte ihr der Anblick der Dunkelhaarigen ihr ein Lächeln, als diese sich wie ein zufriedenes Kätzchen an sie schmiegte. „Mach dir um mich keine Gedanken. Ich erhole mich immer in der Arche, bevor ich einen weiteren Tag antrete. Schlaf ein wenig. Sobald die Türen sich öffnen, wecke ich dich.“

Ihre Finger fuhren kraulend durch das dunkle, volle Haar, was derzeit zwar verschwitzt und sandig war, der Faszination der Seelenjägerin jedoch keinen Abbruch tat. Sie liebte die wilde Frisur, die feurigen Spitzen ihrer Freundin. Überhaupt mochte Lightning so ziemlich alles an der Dunkelhaarigen, selbst ihren Dickschädel. Oerba Yun Fang verfolgte stets nur einen Weg – ihren eigenen. Sobald man ihr Regeln und Verhalten auferlegen wollte, sie versuchte einzusperren, oder gar nur einzuengen, brach sie aus. Niemand würde diese Frau je zähmen können und genau das liebte Lightning so sehr an ihr. Wenn die Dunkelhaarige irgendetwas folgte, dann ihrem Herzen und ihrer eigenen Überzeugung. Nur leider war es diese Eigenschaft, die es Lightning fast unmöglich machte, Fangs Seele zu retten. Ohne Vanille würde sie die Dunkelhaarige nie davon überzeugt bekommen, in die neue Welt überzugehen. „Oh, Fang …“, sie hauchte ihrer Freundin einen zarten Kuss auf die Stirn.

„ … liebe dich …“, murmelte Genannte im Schlaf.

„Ich dich auch … immer …“ Erneut hielt die Seelenjägerin die Zeit an und schloss für einen Moment die Augen. Auch wenn die Umstände besser hätten sein können, wollte sie diesen Augenblick so lang wie möglich genießen. Ganz gleich, ob sie in einem unterirdischen und durchaus tödlichen Labyrinth, in einer kleinen Kammer eingesperrt waren, so waren sie zumindest zusammen. Sicherlich konnte sie die Zeit nicht ewig anhalten, ihre Wege würden sich in ein paar Stunden unaufhaltbar wieder trennen, aber kampflos würde sie die Seele der Frau, die sie liebte nicht hergeben. Weder von Bhunivelze, dem Orden, oder Vanille würde Lightning sich aufhalten lassen.

Immer wieder hielt die Seelenjägerin die Zeit an, wenn sich der Uhrzeiger tickend in Bewegung setzte. Ein letztes Mal erstarrte die Zeit. Mit einem Seufzen strich sie der Schlafenden über die Wange. Bald schon würde sie Fang wecken müssen. Ihre Kräfte waren verbraucht und wenn sich der Zeiger das nächste Mal in Bewegung setzte, öffnete sich schon bald die Tür und ihre Suche ging weiter. „Ich werde dich retten, Fang. Egal wie …“ Zu viel hatte ihr Schicksal ihr entrissen, die Dunkelhaarige würde sie sich nicht nehmen lassen.

Als sich die Zeit wieder in Bewegung setzte, rührte sich Fang auch langsam wieder. Ein paar mal blinzelte sie, ehe sich die strahlend grünen Augen in ihrer vollen Pracht zeigten. Der Anblick wie sie die Seelenjägerin von unten nach oben ansah wirkte fast schon niedlich. „Na ausgeschlafen?“, schmunzelte Lightning.

Herzlich gähnte die Dunkelhaarige. „Wie lange war ich weg?“

„Zwei Stunden.“ Zumindest, wenn es nach regulärer Zeit ging.

„Zwei Stunden?“, hakte sie nach und erhob sich langsam aus ihrer liegenden Position. „Kam mir wesentlich länger vor …“

Lightning erwiderte nichts darauf. „Wie fühlst du dich?“

„Als wenn man mich eingefroren hätte“, ihre grünen Augen blickten entschlossen in die der Seelenjägerin. „Hast du?“

Leicht zuckte sie mit den Schultern. „Nicht dich, aber ein wenig die Zeit. Ich bin zwar mit göttlichen Gaben gesegnet, nur zählt heilen leider nicht mehr dazu, wie zu unseren L’Cie Zeiten. Du musstest dich ausruhen. Daher habe ich deine Ruhephase ein wenig verlängert.“

Der Blick der Dunkelhaarigen wurde versöhnlicher, als sie nun aufstand und sich den Sand aus den Sachen klopfte. Ihr Blick fiel auf den roten Umhang, den sie wohl erst jetzt bemerkte. Mit geschickten Fingern wickelte sie diesen ab. „Du sorgst dich sehr um mich, was?“

„Außer mir macht es ja niemand“, auch sie stand auf, nahm ihren Umhang wieder an sich und befestigte ihn.

Mit einem Grinsen auf den Lippen kam Fang näher und schob ihre Arme um den Körper der Seelenjägerin. „Ich bin den Meisten wohl zu anstrengend.“

„Einfach bist du nun wirklich nicht“, auch sie legte nun ihrerseits die Arme um die Dunkelhaarige. „Wobei ich gestehen muss, dass ich für deine Sturheit eine gewisse Schwäche hege.“

„Schwäche? Die große Erlöserin hat Schwächen?“

„Unglaublich, was? An sich habe ich geglaubt, inzwischen über solchen Dingen zu stehen.“ Sie legte den Kopf leicht schief und lächelte. „Offensichtlich ein Irrtum.“

Ohne ein weiteres Wort legten sich Fangs Lippen auf die der Seelenjägerin. Sinnlich sog die Dunkelhaarige an dem empfindlichen Fleisch; bat um Einlass.

Instinktiv verstärke Lightning ihre Umarmung. Spürte den warmen, festen Körper an ihren gedrückt, die fiebrigen Lippen, die nach ihren verlangten. Zwar blieb ihr Inneres leer, doch schien sich zumindest ihr Körper daran zu erinnern, wie man sich in einer solchen Situation verhielt – willig.

Ohne ihr wirkliches Zutun teilten sich ihre Lippen, um die Zunge der Dunkelhaarigen willkommen zu heißen. Innerhalb kürzester Zeit schien ihr Körper lichterloh unter den Berührungen ihrer Freundin zu brennen, doch zu ihrem Inneren drang nichts durch. Plötzlich fühlte sich Lightning in ihrem eigenen Körper gefangen. Dunkel, leer, einsam. Ihre Seele irrte in ihrem Körper herum, wie ein Goldfisch in einem Wasserglas.

Das hier war falsch. Sie konnte Fangs Liebe auf ihrer Haut fühlen und doch war es ihr nicht möglich, es ihr gleich zu tun. Wenn die Dunkelhaarige eins verdient hatte, dann kompromisslos geliebt werden. Was, wenn ihre Gefühle für immer fortblieben? Dann würde wohl sicherlich Vanille eines Tages ihren Platz einnehmen. Lightning war klar, dass die beiden Frauen aus Oerba mehr verband, als nur Freundschaft.

Inzwischen spürte sie noch nicht mal mehr die Lippen, die sich gerade ihren Hals hinab bewegten. Sanft aber bestimmt drückte sie die Dunkelhaarige von sich. „Wir sollten weiter, Fang …“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, dennoch gab Fang sie mit einem traurigen Lächeln frei.

„Du hast Recht. Die Tür ist offen und wir haben hier noch einen Job zu erledigen.“

Mit einem Nicken folgte ihr die Seelenjägerin wieder in das unterirdische Labyrinth, doch jagten ihre Gedanken weniger um die Clavis, sondern um sich selbst. Die Vorstellung, nie wieder etwas fühlen zu können, löste in ihr ein gewisses Unbehagen aus. Für ihre Mission waren Emotionen wahrscheinlich nicht wirklich hilfreich, doch was war danach? In der Vergangenheit hatte sie sich nie wirklich gut um ihre Gefühle gekümmert, doch waren sie immerhin vorhanden. In Fangs Gegenwart spürte sie den Verlust so stark, wie bei keinem anderen, nicht einmal bei Serah. Zum ersten Mal, seitdem sie erwacht war, wünschte sie sich zurück in die Arche. Mit Hope über die Ereignisse des Tages zu reden, machte es zwar nicht besser, doch zumindest konnte sie es sich von der Seele reden. Und nicht selten hatte der Silberhaarige aufbauende Worte parat. Derzeit hatten sie allerdings gerade mal Mitternacht durch …

„Verdammt! Verschlossen!“

Fangs Stimme riss die Seelenjägerin aus den Gedanken und sie blickte auf ein großes Tor, was ihnen den Weg versperrte. Doch selbst dadurch konnte sie eine große Macht spüren, die dahinter verborgen lag. „Hope, ist hinter dem Tor die Clavis?“

Augenblicklich meldete sich die Stimme des Silberhaarigen in ihrem Ohr. „Ja, Light. Allerdings ist das Tor durch einen dreiteiligen Schlüssel gesichert.“

Etwas überrascht drehte sich die Dunkelhaarige zu Lightning um. „Er kann uns hören? Die ganze Zeit?“

Etwas verlegen wandte Lightning den Blick von ihrer Freundin ab, als sie nickte.

„Dann haben, wir ihm zumindest was Unterhaltsames geboten. Hätte nicht gedacht, dass Hope uns mal bespitzeln würde.“ Auf ihren Lippen lag ein Grinsen, als sie sich mit verschränkten Armen gegen das verschlossene Tor lehnte.

Sag Fang, dass ich euch nicht bespitzelt habe. Ich habe mich in der Zwischenzeit mit der verschlossenen Tür auseinander gesetzt.“ Seine Stimme klang ein wenig eingeschnappt.

„Ich würde dir auch was erzählen, hättest du es getan.“ In ihrer Stimme klang ein warnender, dennoch freundschaftlicher Ton.

Light, ehrlich, ich habe mich während der zwei Stunden um das Tor gekümmert. Das die Begegnung zwischen dir und Fang anders sein würde, war mir bei eurem Wiedersehen schon klar. Aber, darum geht's jetzt nicht.“ Er räusperte sich. „Also, um das Tor zu öffnen braucht ihr einen dreiteiligen Schlüssel. Den bekommt ihr, wenn ihr euch im Tempel, die Schöpfungsgeschichte an den Wandmalereien anseht.“

„Wir sollen uns Bilder ansehen? Nicht dein Ernst, Hope.“

Es sind keine normalen Bilder, Light. Du kannst sie dir wie Hologramme vorstellen. Doch um diese zu aktivieren braucht ihr drei Tafeln, die in drei Schreinen versteckt sind.“

Ein langgezogenes Seufzen, entwich Lightnings Lippen. „Das fällt dir jetzt ein, wo wir vor der Tür stehen? Soll das heißen, wir haben den ganzen Weg umsonst gemacht?“

Die Dunkelhaarige legte den Kopf leicht schief und sah die Seelenjägerin fragend an, da sie nur deren Part von dem Gespräch mitbekam. „Und hat Herr Estheim eine Idee, wie wir hier durchkommen?“

„Ja, hat er. Allerdings wäre es mir recht gewesen, wir hätten das vorher gewusst.“

Fang ließ die Arme sinken und kam ein wenig näher. „Lass hören.“

„Kurzfassung: Wir brauchen einen dreiteiligen Schlüssel, um an diesen zu kommen, müssen drei Hologramme aktivieren werden, aber dafür brauchen wir drei Tafeln, die in drei verschiedenen Schreinen versteckt sind.“

In den grünen Augen funkelte es plötzlich auf. „Und wenn wir Pech haben, schnappt uns der Orden die Tafeln vor der Nase weg.“

Erneut meldete sich Hope zu Wort. „Bisher ist der Orden noch nicht in Erscheinung getreten. Offensichtlich vertrauen sie nach wie vor darauf, dass die Erlöserin ihnen die Clavis aushändigt. Dennoch, je schneller ihr die Tafeln sammelt, desto besser.“

„Wir machen uns direkt auf den Weg. Hast du eine Ahnung, wo sich die Schreine befinden?“

Natürlich, ich habe sie schon auf deiner Karte eingezeichnet.“

„Danke, Hope.“

Keine Ursache, Light. Denkt daran, dass ihr die Teleporter benutzen könnt, das vereinfacht euch den Weg ein wenig. Zumindest hast du jetzt noch ein bisschen Zeit mit Fang … nutze sie.“

Ein leichtes Grinsen überzog ihr Gesicht. „Lass das mal meine Sorge sein, Hope.“

Erneut verringerte die Dunkelhaarige die Distanz zwischen ihnen. „Was sagt er?“

„Dass der Orden noch nicht aktiv ist. Offenbar vertrauen sie mir. Jedenfalls sind noch alle Tafeln in den Schreinen. Um die sollten wir uns jetzt zuerst kümmern.“

„Dann los!“, nickte Fang.

 

Mithilfe der Teleporter konnten sich die Beiden zumindest lange Wege durch die Wüste sparen, doch wurden sie in den Schreinen immer wieder attackiert. So stellte sich die Suche nach den Tafeln ebenso mühselig dar, wie das vorangegangene Labyrinth. Eines war sicher, die Clavis war wirklich gut versteckt. Ohne das Drängen des Ordens, hätte man die Clavis sicherlich nicht suchen müssen, da sie alles andere, als frei zugänglich war. Doch durch das fanatische Vorgehen der Glaubensgemeinschaft, die ohne mit der Wimper zu zucken abertausende Seele auslöschen würden, hatten sie keine andere Wahl, als zu verhindern, dass die Clavis ihnen in die Hände fiel.

Davon ab musste Lightning Hope recht geben. Dieser Ausflug hatte zumindest den positiven Nebeneffekt, dass sie eine Nachhilfestunde in Mythologie und Geschichte bekamen. Mal abgesehen von der Zeit, die sie zusätzlich mit Fang verbringen konnte. Hätte sich die Türe direkt geöffnet, wäre ihr Abschied entschieden näher gerückt, doch aufhalten ließ er sich leider nicht ewig.

Kaum hatten sie die drei Tafeln gesammelt, stürmte die Dunkelhaarige von Raum zu Raum, um die Schlüsselfragmente zusammenzutragen. Je näher sie damit der Clavis kamen, desto unruhiger wurde ihre Freundin. Verständlich, denn dieses mächtige Relikt entschied über das Schicksal unzähliger Seelen. Unter anderem die von ihrer Schwester, Serah. Am liebsten hätte Lightning die Clavis mit in die Arche genommen, doch damit würde sie Bhunivelze direkt in die Hände spielen. Es lag also an Fang das Ding verschwinden zu lassen.

Endlich erreichten sie das Tor mit dem vollständigen Schlüssel. Nun hatten sie es fast geschafft. Die Clavis lag vor ihnen. Während Fang die Schlüsselfragmente in die dafür vorgesehen Vorrichtung einsetzte, stand die Seelenjägerin vor dem geschlossen Tor. Was auch immer die Clavis war, sie schien überaus mächtig zu sein. Dieses Relikt musste von den Göttern selbst erschaffen worden sein. Wenn dieses Werkzeug in die falschen Hände geriet, würde zweifelsohne eine Katastrophe geschehen.

Plötzlich spürte Lightning einen Windzug hinter sich. Reflexartig wich sie zur Seite aus. Keine Sekunde später vernahm sieden Schmerzenslaut der Dunkelhaarigen, deren Hand mit voller Kraft gegen die Tür schlug. Ungläubig schaute sie erst Fangs Hand und dann sie selber an. „Das ist nicht dein Ernst?!“ Hatte ihre Freundin jetzt ernsthaft versucht sie bewusstlos zu schlagen? Nach ihrer gemeinsamen Suche und alles, was sie zusammen erlebt hatten, vertraute Fang ihr derart wenig?

Fluchend schüttelte die Dunkelhaarige ihre Hand.

„Ich dachte, wir hätten das geklärt … Glaubst du wirklich ich würde, nachdem was du mir erzählt hast die Clavis zum Orden bringen, damit sie Serah und alle anderen ein für alle mal vernichten?“ Mit langsamen Schritten kam die Seelenjägerin näher und blieb erst kurz vor ihrer Freundin stehen. „Traust du mir wirklich zu, dich zu verraten?“

In Fangs grünen Seen lag tiefer Schmerz und Verzweiflung. „Es tut mir leid … aber du bist das Werkzeug von Bhunivelze, so wie Vanille das Werkzeug des Ordens ist. Ihr seid nicht frei.“ Ihre Hand umklammerte fest ihren Speer, so dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Ich kann nicht zulassen, dass sich mir wer in den Weg stellt. Auch du nicht!“ Erneut holte die Dunkelhaarige aus. Doch auch dieser Schlag traf nicht ihr Ziel, da sie kurz vor Lightnings Brust stoppte. Ihre Hand und Speer zitterten heftig. „Bitte … Light …“

Ohne mit der Wimper zu zucken hatte die Seelenjägerin den Angriff abgewartet. Ihre Hand legte sich um die ihrer Freundin, die den Speer noch immer fest umklammert hielt. „Erinnerst du dich daran, wie ich Seelen rette? Ich erfülle deren innigste Wünsche.“ Ihre Stimme war fest und doch schwang ein sanfter Unterton darin. „Ich habe mir geschworen, deine Seele zu retten, Fang. Wenn dein Wunsch die Clavis ist, werde ich dir sicherlich nicht den Weg versperren.“

Noch immer zitterte die Größere, ließ aber langsam den Speer sinken. „Meine dreckige Seele ist nichts für dein Utopia. Alles, was ich will ist, dass Vanille an diesem Wahnsinn gehindert wird.“

Sanft legte Lightning ihre Hände um das Gesicht der Dunkelhaarigen und hob es ein wenig an. „Das wird sie. Ich werde den Seelenchoral nicht zulassen. Vertrau mir, Fang.“

Ihr Gespräch wurde von plötzlich auftauchendem Stimmengewirr unterbrochen.

Light! Die Secutoren kommen!“

„Was? Wie?“

Die Stimme des Jungen wirkte aufgeregt. „Sie müssen sich im Chaos versteckt haben und sind euch so vermutlich gefolgt. Es tut mir Leid. Egal was ihr vorhabt, ihr müsst euch beeilen.“

Ihr Blick nahm einen entschlossenen Ausdruck an. „Fang, die Secutoren sind uns auf den Fersen. Wenn du die Clavis vor ihnen haben willst, musst du dich jetzt entscheiden.“

Kurz sah die Dunkelhaarige Lightning an und dann in die Richtung, aus der sich Schritte näherten. Augenblicklich wandte sie sich wieder dem Schließmechanismus zu und öffnete das Tor in die Kammer der Clavis. Kaum geöffnet preschte Fang auf das heilige Relikt zu. „Ich werde nicht zulassen, dass sie Vanille töten!“

Eilig folgte die Seelenjägerin ihrer Freundin. Als wie aus dem Nichts plötzlich überall Secutoren auftauchten, musste sie ihre Verfolgung einstellen. Wo kamen die nur alle her? Zum Glück waren es keine gelernten Kämpfer. Es war ein Kinderspiel sie mit Schlägen und Tritten außer Gefecht zu setzten. Nachdem zwischen ihr und Fang keine Ordensmitglieder mehr standen, kam sie endlich bei ihrer Freundin an, die gerade zu einem Schlag ausholte.

Schnell hielt sie deren Arm fest und hinderte sie an ihrem Vorhaben. „Fang?! Was machst du da? Du hast die ganze Zeit nach der Clavis gesucht!“

„Ja, um sie zu zerstören!“ Erneut holte sie aus. Ihr Schlag wurde durch ein plötzlich auftauchendes Energiefeld abgewehrt. Die davon ausgehende Druckwelle schleuderte die beiden Frauen durch die Luft. Die Seelenjägerin konnte sich abrollen. Fang hingegen hatte weniger Glück. Selbige schlug hart auf dem Boden auf. Ihren Lippen entwich ein schmerzhaftes Aufstöhnen. Hoffentlich brach die Wunde nicht wieder neu auf.

Doch ein Blick zur Seite genügte Lightning, um ihre Hoffnung zu zerstören. Der Verband sog sich bereits mit Blut voll.

Trotzdem richtete sich die Dunkelhaarige mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf. „Die Clavis bekommt ihr nur über meine Leiche, ihr Bastarde …“

Einer der Secutoren lachte auf. „Und wer will uns daran hindern? Du, die sich nicht mal auf den Beinen halten kann?“

Wirklich torkelte Fang mehr, als dass sie lief. Unter ihrer Hand, die sie auf ihre Wunde presste, hatte der Verband seine schöne weiße Farbe bereits komplett verloren.

Entschieden stellte sich Lightning vor die Dunkelhaarige. „Ich hindere euch, wenn es sein muss.“

„Habt Dank, Erlöserin. Mit Eurer Hilfe kann nun die Gepriesene die Qual der Toten lindern. Wir werden das perfekte Paradies mit Eurer und ihrer Hilfe schaffen.“

„Tze, dass ich nicht lache …“, presste die Dunkelhaarige mühselig hervor. „Ihr nennt sie Gepriesene, … dabei könnt ihr es gar nicht abwarten, sie zu opfern … Nicht die Toten sind befleckt … sondern ihr!“ Energisch holte sie aus und fegte gleich drei der Secutoren von den Füßen. Offensichtlich war Fangs Entschlossenheit, den Orden aufzuhalten, stärker, als ihre derzeitigen Schmerzen.

Völlig überrumpelt brauchte der Führer der Gruppe einen Moment, um sich zu sammeln. „Das wirst du büßen! Möge Bhunivelze dich im Angesicht deiner Sünde bestrafen.“ Sein Blick glitt wieder zu der Seelenjägerin. „Und Ihr, überlegt gut, auf welcher Seite Ihr steht.“

„Ich muss nicht überlegen, ich habe mich bereits entschieden“, donnerte Lightning.

Im nächsten Moment erstrahlte ein grelles Licht. Schützend bedeckten die beiden Frauen ihre Augen mit den Händen. Doch selbst das schien nicht auszureichen. Was um alles in der Welt war das? Das heilige Licht von Bhunivelze persönlich?

Als es nach einer Zeit langsam dunkler wurde, nahm die Seelenjägerin die schützenden Hände herunter. Im Raum herrschte wieder das schummrige Licht, wie überall im Tempel. Einen Moment mussten sich ihre Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen, doch sah sie ihn. Groß, mächtig, mitten im Raum. Doch wo waren die Secutoren? Hinter dem Ungetüm? Wieder im Chaos versteckt? Allerdings hatte die Seelenjägerin keine Zeit, dieser Frage auf den Grund zu gehen, da sich eine der Klauenbesetzten Pranke rasend schnell in Fangs Richtung bewegte.

„Fang, pass auf!“

Doch noch ehe die Gerufene reagieren konnte, wurde sie abermals zu Seite geschubst. Kaum, dass Lightning ihren Gegner erkannte, griff dieser schon an. Seine riesige Klaue schlug nach der Dunkelhaarigen, offenbar hatte er das Blut gerochen.

Innerlich tadelte sich Lightning selbst dafür, die Zeit nicht mehr manipulieren zu können. Sie hatte alles geopfert, um diesen einen Moment ungestört bei ihrer Freundin sein zu können. Schnell sprintete die Seelenjägerin zwischen Fang und ihren Angreifer. Mit einem beherzten Sprung konnte sie den Angriff abfangen. Das Geräusch von reißendem Stoff, gekoppelt mit dem Knurren der Bestie füllte den Raum. Ihr Umhang und Uniform waren dem hünenhaften Drachen inmitten des Raumes zum Opfer gefallen, doch ihr Rücken schien mit nur Kratzern davon gekommen zu sein.

„Light! Alles in Ordnung?“, in der Stimme der Dunkelhaarigen klang Sorge, als sie unter Lightnings Körper hervor kroch. Deren Aufprall hatte sie beide von den Füßen geholt.

„Alles okay. War nur der Umhang. Was ist mit dir?“ Ihr Blick fiel auf den inzwischen schmutzigen Verband.

Ein verächtlicher Laut verließ die Lippen der Dunkelhaarigen. „Von dem Kratzer lass ich mich nicht aufhalten. Ich hab‘ dir doch gesagt, dass ich nicht zulasse, dass sich etwas zwischen mir und die Clavis stellt.“ Mit den Händen am Boden abstützend rappelte sich Fang wieder auf. Helfend reichte sie der Seelenjägerin eine Hand und zog diese ebenfalls wieder auf die Füße. „Ich glaub du hast ihn wütend gemacht. Offensichtlich mochte er deinen roten Umhang nicht. Rot soll ja auf viele Tiere provozierend wirken.“

Die Stirn kraus ziehend blickte Lightning ihre Freundin an. Das war typisch Fang. Nur sie hatte den Nerv in solch einer Situation Witze zu machen. Und war die Gefahr noch so groß. Mal abgesehen von ihrer Verletzung, die sie herunter spielte. Aber vielleicht strömte auch gerade so viel Adrenalin durch die Adern der Dunkelhaarigen, dass sie es wirklich kaum spürte. „Viele Tiere sind Farbenblind. Ich glaube es lag eher an deinem Blutgeruch.“

Mit einem tiefen Knurren holte der Drachen mit seinem Schwanz aus. Dieses Mal allerdings waren die Frauen auf den Angriff vorbereitet und wichen gekonnt aus.

Light, der Drache sieht gefährlicher aus, als er ist. Er ist extrem anfällig auf Elektrizität. Du solltest keine Probleme haben, ihn zu erledigen.“

„Alles klar, danke, Hope.“

Eine Augenbraue hochziehend blickte die Dunkelhaarige zu ihrer Freundin. „Was hat er gesagt?“

„Unser Freund hier hat es nicht so mit Blitzen. Such dir Deckung, ich regle das hier.“

Entschieden hielt Fang ihre Lanze in Richtung des Drachen. „Nichts da. Die Clavis gehört mir, daran ändert auch kein Drache was!“

Kopfschüttelnd nahm die Seelenjägerin wieder den Platz neben ihrer Freundin ein. „Dein Dickschädel wird dir irgendwann mal noch zum Verhängnis werden.“

Ohne Absprache rannten die beiden Frauen plötzlich los. Lightning wandte sich der linken Klaue zu und Fang der Rechten. Mit schnellen und präzisen Schlägen geriet der Drache ins Wanken. Schwerfällig taumelte er durch die Mitte des Raumes; schlug immer wieder mit seinem Schwanz nach seinen Angreiferinnen. Doch diese blockten entweder den Angriff oder wichen aus.

Als Lightning ihm die Gunblade durch die Pranke schlug, brüllte er dermaßen laut auf, dass es in den Ohren der Seelenjägerin einen Moment lang quietschte. Sie versuchte das monotone Geräusch loszuwerden, indem sie den Kopf schüttelte. Dieser kleine Moment der Unachtsamkeit wurde sofort bestraft. Hart traf sie der peitschende Schwanz, der zurückschnellte, in den Magen. Unkontrolliert schlug Lightning auf dem Boden auf und ihre verbliebene Luft wurde ihr unsanft aus der Lunge gepresst. Vor ihren Augen verschwamm alles zu einer undurchsichtigen Masse. Abermals schüttelte sie den Kopf, blinzelte, um sie herum drehte sich alles. Es war wirklich nicht ihr Tag. Sie hörte das triumphierende Brüllen, des Kolosses. Seine schnell näher kommenden Schritte. Fahrig drehte sie sich zur Seite, versuchte sich hochzustemmen, doch von Schwindel erfüllt, sank Lightning hilflos zurück auf den Boden. Kurz bevor ihr endgültig die Sinne schwanden hörte sie noch die eindringliche Stimme der Dunkelhaarigen.

„Nimm das!“

Vollkommene Dunkelheit umfing sie, wie ein sanfter Flug durchs Nichts. Das nächste was, die Gefallen mitbekam war die Stimme ihrer Freundin, die von weither zu kommen schien.

„Light!“

Schritte. Eilige Schritte, die sich rasch näheren. Irgendwas berührte ihr Gesicht, etwas anderes schob sich hinter ihren Rücken, trennte somit den Kontakt ein wenig zum kalten Boden. Ihr Kopf rutschte gegen etwas Weiches. Dieser Geruch … zwar mit Blut und Schweiß vermischt und doch … so vertraut.

„Fang …“, murmelte Lightning leise. Ihr Mund war trocken und schmeckte sandig.

„Geht's wieder?“

Noch während ihr Bewusstsein langsam wieder alle Aufgaben aufnahm, nickte sie leicht. Ihre Benommenheit ebbte allmählich ab und sie versuchte erneut die Augen zu öffnen. Das Gesicht der Dunkelhaarigen verschwamm dennoch immer wieder. Für einen Moment schloss sie erneut ihre blauen Seen. Dieses Mal würde Lightning wirklich mehr Zeit in der Arche verbringen müssen. Diese Mission trieb selbst sie langsam an den Rand ihrer Grenzen. Wobei es sich in diesem Moment angenehm anfühlte in den Armen der Dunkelhaarigen zu liegen. Fangs Herz schlug noch schnell von der Anstrengung. Genau wie ihr Atmen. Ihre Haut war feucht. Und dennoch fühlte die Seelenjägerin, dass genau hier ihr Platz war und sie nur hier sein wollte – bei ihr.

„Komm schon. Mach die Augen wieder auf, Light.“ Warm fächerter der Atem der Dunkelhaarigen über ihr Gesicht.

„Mach dir keine Sorgen … ich bin okay … etwas schwindelig …“ Sie versuchte zu lächeln und öffnete die Augen einen Spalt. „Hast du ihn …?“

Auch auf Fangs Lippen zeigte sich nun ein Lächeln. „Ja. Der ist Geschichte. Himmel, hast du mich erschreckt.“

Leise lachte die Seelenjägerin. „Ich hab nicht aufgepasst … zum Glück warst du ja da …“

„Für dich bin immer da.“ Über aus sanft küsste die Dunkelhaarige Lightning auf die Stirn. „Glaubst du, du kannst wieder aufstehen?“

Mit einem Nicken bejahte Lightning die Frage, hielt sich aber an ihrer Freundin fest, die ihr beim Aufstehen half. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Zuerst schienen ihre Beine noch weich zu sein, doch mit jedem Schritt gewann die Seelenjägerin wieder Kontrolle über sich, bis sie letztendlich wieder aus eigener Kraft sicher gehen konnte. Der Schlag hatte sie wirklich unvorbereitet getroffen. Zumindest hatten sie nun ihr Ziel erreicht, die Clavis war... verschwunden. Mitten im Schritt verharrte Lightning. Das durfte doch nicht wahr sein! Nicht nach all den Anstrengungen. „Sie haben die Clavis genommen …“

„Was?!“ Das Fehlen des Relikts schien Fang erst in diesem Moment zu bemerken. Wie paralysiert blickte Fang auf den nun leeren Altar. Keine Sekunde später preschte sie vor und sank vor diesem auf die Knie. „NEIN!“ Nun war es ihr Schrei, der in der Kammer widerhallte. All ihre Hoffnung zerbrach in diesem Augenblick.

Bei dem Anblick ihrer Freundin rann Lightning ein unangenehmer Schauer den Rücken hinab. Nicht nur die Hoffnungen der Dunkelhaarigen zerbrachen wie Glas, auch ihre eigene. Wie sollte sie Fang retten, wenn die Clavis nun im Besitz des Ordens war? Bevor sie jedoch ein Wort des Trostes aussprechen konnte, raffte sich Fang wieder auf und rannte auf das Tor zu. Es war verschlossen. Offenbar diente der Drache zur Ablenkung. Durch diesen hatten sie weder mitbekommen, dass die Clavis nicht mehr auf dem Altar ruhte, noch sie eingeschlossen wurden.

Wütend schlug die Dunkelhaarige mit ihren Fäusten gegen das Tor, zerrte daran und schmiss sich mehrfach mit voller Wucht dagegen.

Ihre Wunde - schoss es Lightning plötzlich durch den Kopf und lief ebenfalls zu dem verschlossen Ausweg. „Beruhig' dich, Fang, hier kommen wir nicht raus. Je eher du das einsiehst, können wir darüber nachdenken, wie wir hier weg kommen.“

„Diese verdammten Bastarde müssen sie verriegelt haben!“ Mit langsamen Schritten entfernte sich die Dunkelhaarige ein paar Meter, ehe sie sich mit einem wütenden Knurren wieder umwandte und ihre Lanze gegen das verschlossene Tor schmiss. Klirrend prallte sie ab und schlidderte scheppernd davon.

„Mit roher Gewalt werden wir hier nicht raus kommen …“

In den grünen Augen funkelte Zorn, doch genau so tiefsitzender Schmerz. „Und was glaubst du bringt uns hier raus? Ein göttliches Wunder von Bhunivelze? Du musst dir darum ja keine Sorgen machen, in wenigen Stunden steigst du wieder in deinen Sitz über den Wolken auf.“

So scharf Fangs Worte auch klangen, wusste die Seelenjägerin, dass aus ihr nur der Schmerz und die Enttäuschung sprachen. Die Dunkelhaarige war emotional an ihre Grenzen gekommen. „Ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit. Ich komme dann wieder und öffne das Tor von außen.“

„Es spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Die letzten Tage kann ich genauso gut hier verbringen. Das Spiel ist aus.“

Ein warmer pulsierender Lebensstrom durchzuckte Lightning. Mit energischen Schritten ging sie auf ihre Freundin zu. Noch ehe diese reagieren konnte, bekam sie von der Seelenjägerin eine schallende Ohrfeige. „Seit wann gibst du so schnell auf? Was ist aus der Oerba Yun Fang geworden, die ihrem Schicksal frech ins Gesicht spuckt und stur ihren Weg geht? Willst du dich wirklich in dieser Kammer in Selbstmitleid ertränken? Ja, der Orden ist nun im Besitz der Clavis, aber das ist auch schon alles. Noch ist der Seelenchoral nicht gesungen.“ Etwas in ihrem Inneren schien sich zu verdichten. Die Erinnerungen an ihr damaliges Verhalten in ähnlichen Situationen ließen sie beinahe schon emotional handeln.

Von der Ohrfeige noch immer überrascht, blickte die Dunkelhaarige Lightning an. Mit dieser Reaktion hatte sie wohl nicht gerechnet.

„Vanille wird sterben, Fang.“

„Sag mir doch mal was, was ich noch nicht weiß“, ein bitteres Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.

Mit einem Seufzen schob die Seelenjägerin ihre Arme übereinander und blickte zu dem nun leeren Altar. „Ich möchte Vanilles Seele genau so retten wie du, aber wenn sie sich den Tod wünscht, muss ich dem entsprechen. Du bist die Einzige, die ihr Leben retten kann … Aber nur, wenn du jetzt nicht aufgibst.“

„Nicht aufgeben … für was soll ich noch kämpfen, Light?“ Mit langsamen Schritten ging Fang an ihr vorbei zum Altar. „Für Vanille? Meine Kindheitsfreundin, die besessen davon ist sich umzubringen, gleichgültig, was sie mir damit antut. Lieber opfert sie sich für die Lüge eines fanatischen Ordens, als ihrer Freundin Glauben zu schenken. Und wenn ich doch noch das Wunder vollbringe, sie daran zu hindern und ihr Leben rette, was dann?“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und umrundete langsam ihre Freundin. „Rettest du unsere beiden Seelen, damit wir in einer Welt wiedergeboren werden … in einer fremden Welt. Wiedermal geschaffen von einem mächtigen Wesen, welches sich als Gott aufspielen will. Wie ist es dort? Werden wir dann auch so leblose Puppen, wie du?“

Urplötzlich fühlte sich Lightning wieder fremd in ihrem eigenen Körper. Diese Worte hätten ihr Herz durchbohren müssen, wie spitze Pfeile, doch spürte sie nichts dergleichen. Zugegeben konnte sie ihrer Freundin darauf keine Antworten geben, denn sie wusste selber nicht, was sie erwarten würde oder ob sie ihre Gefühle zurück bekam und ob die anderen ihre behielten … Darüber hatte sie sich noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Auch wenn sie Fang nie gesagt hatte, nichts mehr empfinden zu können, schien diese es bemerkt zu haben. „Du weißt es also …“

„Was? Dass du nichts fühlst?“ Sie lachte leise auf. „Schon bei unserer Umarmung als wir uns wiedersahen. Früher hat dein Herz auf mich reagiert, schlug in meiner Gegenwart schneller, nun wirkst du, als kämst du von einem Spaziergang“, die Dunkelhaarige machte eine kurze Pause. „Wofür soll ich also kämpfen? An was glauben? Wenn die Personen, die mir am meisten bedeuten, nichts mehr für mich übrig haben?“

„Das stimmt nicht, Fang. Und ich glaube, das weißt du selber. Vanille ist in der Dunkelheit gefangen, aus der nur du sie retten kannst. Und was mich angeht … Ich weiß nicht warum, ich nichts mehr empfinden. Vielleicht hat Bhunivelze mir die Gefühle genommen, damit ich meine Mission bestmöglich erfüllen kann. Vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht.“ Ihr Blick grub sich in die der Dunkelhaarigen. „Ich weiß nur eins, dass du die Einzige bist, für die ich jemals solch tiefe Gefühle empfunden habe und ihr Verlust trifft mich genauso wie dich.“ Langsam senkte sie wieder den Kopf und legte ihre recht Hand auf die Stelle, unter der sich Fangs Herz befand. „Jeder Kuss, jede Berührung haben mich daran erinnert, was mir fehlt. Auch wenn ich es nicht fühlen kann, glaube nicht, dass du mir nichts bedeutest.“ Zumindest hatte dieser mehr oder weniger emotionaler Moment etwas Gutes, Lightning schaffte es zumindest reinen Tisch zu machen.

Vorsichtig drückte Fang die Seelenjägerin an sich. „Es tut mir leid.“ Mit einer Hand streichelte sie durch das feine Haar. „Weißt du, ich hab mich so sehr darüber gefreut, dich wiederzusehen. Als meine Leute von einer Frau mit unbeschreiblichen Kräften erzählten, wusste ich sofort, dass du es bist. Ich konnte es kaum erwarten, dass du endlich auftauchtest und dann schlug dein Herz nicht erfreut auf. Von da an wusste ich, dass irgendwas nicht stimmt. Erst hatte ich Angst, du hättest vergessen, was uns verbindet, doch dann hast du versucht dir nichts anmerken zu lassen.“ Ein wenig löste sich die Dunkelhaarige von ihrer Freundin, um ihr ins Gesicht sehen zu können. „Im Raum hinter der Zeittür hast du auf mich reagiert, wenn auch nur kurz …“

Vergeblich versuchte Lightning dem musternden Blick auszuweichen. „Mein Körper … hat reagiert. Ich empfand es als falsch dir derart nah sei zu sein, ohne dir zeigen zu können, was du mir bedeutest.“

Kurz senkte Fang die Lippen auf die der Seelenjägerin. Noch ehe diese den flüchtigen Kuss erwidern konnte, zog sie sich wieder zurück, allerdings nicht weit. Ihre Lippen trennten nur wenige Millimeter, als sie wieder den Blickkontakt zu den blauen Seen herstellte. „Mein Herz gehört dir, Light.“ Um ihre Worte zu unterstreichen legte sie ihre Hand über die ihrer Freundin, die noch immer über dem schlagenden Muskel ruhte.

Langsam schloss Lightning die Augen und lauschte dem rhythmischen Herzschlag ihrer Freundin. Der starke, gleichmäßige Takt wirkte unglaublich beruhigend. Seit ihrem Erwachen fühlte sie sich das erste Mal erschöpft und müde. Nur am Rande nahm sie wahr, wie sich Fang langsam mit ihr auf dem Boden niederließ. Ihr Körper fühlte sich so ungewohnt schwer an.

„Was ist eigentlich mit deiner Seele, Light? Muss die auch gerettet werden?“, sanft streichelte Fang ihrer Freundin über die Wange.

„Ich weiß es nicht“, murmelte sie müde, „Ich weiß nicht was ich bin.“

„Und wenn, was wäre dein Wunsch?“

„Alle zu retten … Mit euch allen ein neues Leben anzufangen … Glücklich sein …“

„Und dafür musst du auch mich retten, nicht wahr?“

Müde nickte die Seelenjägerin. „Ich möchte Zeit mit dir verbringen. Zeit in der wir zusammen sein können.“ Plötzlich begann die Hand, die sie so herrlich streichelte an zu zittern. Es dauerte nicht lang, da tropfte etwas auf ihr Gesicht. Verwundert hob Lightning die schwer gewordenen Lider.

Über das Gesicht ihrer Freundin liefen stumme Tränen.

„Was ist los, Fang?“

Diese versuchte nicht mal ihre Tränen zu verbergen. „Ich habe gelogen, Light. Als du mich fragtest, was ich mir wünschen würde … Sicher liegt mir viel an Vanille und damit war mir die Clavis wichtig“, ein Seufzen verließ ihre Lippen, „Aber am meisten wünsche ich mir, dass du bei mir bleibst. Ich will dich nicht schon wieder verlieren.“

Nun setzte sich die Seelenjägerin wieder auf, nahm die Hände der Dunkelhaarigen in ihre. „Du wirst mich in der neuen Welt nicht verlieren. Komm mit mir.“

„Ich... Ich habe Angst, Light“, flüsterte Fang leise.

Überrascht hob Lightning ihre Brauen. „Wovor?“

„Meine Seele zu verlieren … Damals bevor der Kreislauf gestoppt wurde, hatte ich keine Angst mein Leben für andere hinzugeben, weil ich wusste, dass meine Seele irgendwo weiter existieren würde. Nach Etros Fall, bin ich vorsichtiger geworden. Ich habe Angst davor, zu verschwinden … Vergessen zu werden.“

Ohne darüber nachzudenken näherte sich Lightning den Lippen ihrer Freundin. „Wer würde einen Dickschädel, wie dich vergessen können?“

„Solange du mich nicht vergisst …“

„Niemals.“ Langsam überwand sie die letzte Distanz zwischen ihnen und berührte das rosige Lippenpaar ihrer Freundin. Fast schon überraschend zögerlich erwiderte die Dunkelhaarige ihren Kuss. Von den Tränen schmeckten sie leicht salzig. Ebenso zitterten Fangs Hände leicht, die von denen der Seelenjägerin sanft umschlossen wurden. Keine Frage, ihre Freundin hatte in den letzten Stunden einiges ertragen müssen, von den letzten Jahrhunderten ganz zu schweigen. Die Last ihrer Seelenqual schien Fang langsam aber sicher in die Knie zu zwingen. Wenn es jemand verdient hatte, in der neuen Welt ein neues Leben anzufangen, dann sie. So schwer es auch war, sie durfte jetzt nicht aufgeben. In ein paar Tagen endete alles und es lag an Lightning, den Verlauf zu bestimmen.

Nachdem sich die Seelenjägerin von ihrer Freundin löste, streichelte sie dieser zärtlich die Tränen vom Gesicht. „Ich könnte dich nie vergessen. Du hast mir damals die Kraft gegeben und den Weg gezeigt, als ich so verzweifelt war, wie du jetzt …“

Auf den Lippen der Dunkelhaarigen zeigte sich ein kleines Lächeln. „Ja, da hast du mir ebenfalls eine gescheuert.“

Auch Lightning musste bei der Erinnerung an ihr Treffen in Palumpolum leise auflachen. „Du hast es aber manchmal auch verdammt nötig.“ Kameradschaftlich legte sie ihre Hand auf Fangs Schulter. „Zusammen schaffen wir das. Nach alledem, was passiert ist, wirst du doch jetzt wohl nicht aufgeben. Ohne deine Hilfe schaffe ich es nicht, uns alle in die neue Welt zu bringen.“

Etwas verwundert zog die Dunkelhaarige die Stirn kraus. „Wie meinst du das?“

Langsam erhob sich Lightning wieder und ging ein paar Schritte durch den Raum. „Vanille ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Und wenn du mich fragst, ist sie die wahre Erlöserin mit ihren neuen Kräften, aber dafür muss sie diese anderes einsetzen.“ Sie machte eine kurze Pause.

„Ich befürchte ich kann dir nicht folgen, Light.“

Ein Lächeln legte sich wieder auf ihr Gesicht. „Sie kann ihre Stimmen hören und ihnen den Weg weisen, wenn das Ende naht. Den Weg in die neue Welt. Damit wäre Vanille in der Lage all diese unglücklichen Seelen zu erlösen. Ich kann nur den lebenden Helfen und dann auch nur jenen, die es zulassen. Sie kann den Toten Erlösung bringen. Kein Wunder, dass sich der Orden sofort auf sie gestürzt hat. Sie haben die Gefahr für ihr Utopia gleich erkannt und die Dinge derart verzerrt, dass Vanille ihnen glaubt und denkt, es gäbe keinen anderen Ausweg.“

„So weit ist alles klar, aber was hat das alles mit mir zu tun?“

„Kurz gesagt, ich brauche Vanille, damit sie die Tote erlöst und dich, um Vanille von ihrem Schmerzen zu befreien. Ihr Beiden steht euch so nah … Du bist wahrscheinlich die einzige, die weiß, wie es wirklich in Vanille aussieht. Käme ich am letzten Tag zu ihr und wollte versuchen sie von ihrem Vorhaben abzubringen, würde ich nicht zu ihr durchdringen.“ Mit langsamen Schritten ging Lightning auf den Altar zu, wo noch vor wenigen Stunden die Clavis ruhte. „Doch ich kann es nicht zulassen, dass sie aus Unwissenheit und Uneinsichtigkeit Tausende von Seelen zerstört. Ich wäre gezwungen sie aufzuhalten …“ Einen Moment hallten ihre Worte durch die Kammer, ehe sich eisernes Schweigen zwischen ihnen ausbreitete. Für ihre Freundin war dies sicherlich ein Schlag ins Gesicht, doch wenn sie zu einer Entscheidung gezwungen wurde, wählte sie das kleinere Übel. Wobei sie selbst dieses nie gutmachen könnte und mit dieser Schuld sicherlich nicht in die neue Welt überschreiten wollte. Nein, in diesem Falle würde sie mit im Chaos der untergehenden Welt verschwinden, nachdem sie die Seelen der anderen gerettet hatte.

„Ich brauche dich, Fang …“, flüsterte sie leise. „Bitte rette Vanille, damit ich dich retten kann …“ Plötzlich legten sich warme Arme um sie herum. Lightning spürte den warmen Körper in ihrem Rücken.

„Wir sind ein Team, Light. Und wenn du dich dafür entschieden hast gegen Bhunivelze selbst anzutreten, dich gegen ihn zu stellen, halte ich dir den Rücken frei. Zusammen vernichten wir dieses verfluchte Ding und schaffen uns eine Welt, wie wir sie wollen.“ Noch während sie die Seelenjägerin näher an sich drückte, hauchte sie dieser einen Kuss auf die Wange. „Doch dann soll nie wieder etwas zwischen uns stehen. Kein L’Cie Fluch, keine selbsternannter Gott und keine Sorge um unsere Freunde oder Geschwister. Dann will ich die Zeit, die ich mit dir verbringe, genießen.“

Den Kopf in den Nacken legend, suchte Lightning den Blickkontakt zu ihrer Freundin. Ihre Hände ruhten derweil auf den Armen, die sie umfingen. „Ich auch … Ich werde alles in meiner Macht stehende versuchen. Für unser Ziel … Damit wir zusammen sein können und ich dich wieder spüren kann, wie damals.“

Für einen kurzen Moment senkte Fang ihre Lippen auf die der Seelenjägerin, gab sie aber schnell wieder frei. „Meinst du mit „damals“ den Taejin Turm, als die anderen auf Besichtigungstour waren? In dieser kleinen gemütlichen Ecke unter den Treppen?“ In ihrer Stimme klang ein leises Schnurren mit, als ihre Hände plötzlich über die Hüften der anderen strichen. „Oder auf der Wiese kurz nach dem Quell von Sûlyya? Am Strand von Oerba …“

Mit einem Lächeln schloss Lightning die Augen und genoss die plötzliche Liebkosung an ihrem Hals. Erinnerungen von genannten Aufeinandertreffen huschten vor ihrem inneren Auge vorbei. Momente, in denen sie für kurze Zeit alleine waren und einfach nur die Nähe der anderen genießen konnten. Leider blieb ihnen nie viel Zeit, um den Augenblick ungestört auskosten zu können. Meist blieb es bei Küssen, Umarmungen und Streicheleinheiten. „Vielleicht schaffen wir es ja in der neuen Welt uns so etwas simples, wie ein Bett zu teilen.“

„Es wäre zumindest mal weich, aber ehrlich gesagt, ist es mir egal wo, wann und wie, Hauptsache deine Nähe.“ Ihre Hand strich betont langsam über die Hüften der Seelenjägerin. „Wie viel Zeit haben wir eigentlich noch, bevor dich Hope wieder zu sich pfeift?“

Kurz blickte Lightning auf ihrem Timer an ihrem Handgelenk. „Etwa neunzig Minuten.“

Mit geschickten Händen drehte Fang ihre Freundin wieder um, damit sie wieder voreinander standen. „Was hältst du davon, wenn wir die verbliebene Zeit einfach mal für uns nutzen? Wenn Hope so viel Anstand hat uns weder zu belauschen, noch zu bespannen.“

„Den Lauschangriff kann ich ohne weiteres unterbinden, aber …“, sie Seelenjägerin blickte durch die große, allerdings leere Kammer. „ … hier gibt es weder eine kuschelige Ecke unter einer Treppe, noch eine Wiese oder Sand.“

Zärtlich legte Fang ihre Hand in den Nacken ihrer Freundin und kraulte ihn leicht. „Glaub mir, ich würde dich auch lieber auf einem weichen, großen, mit Blüten bestreuten Bett verführen wollen, als in diesem kahlen Raum, doch hier brauchen wir uns vor niemanden zu verstecken.“ Noch während sich ihre Lippen wieder verdächtig senkten, zog sie mit ihrer freien Hand den Reißverschluss der Seelenjägerin ein Stück herab. „Ich sehne mich so lange nach dir … Immer wurden wir gestört … Einmal … Ich möchte dir einmal so nah sein … Sollte mich das Chaos dann verschlucken, hat sich mein Leben zumindest gelohnt … Bitte, Light …“

Sie konnte es nicht leugnen, dass sie der Idee zugeneigt war. Hier waren sie alleine, ungestört und im Normalfall hätte sie wahrscheinlich nicht lange nachgedacht, doch … „Fang, ich …“ Hilflos legte sie die Hände um die der Dunkelhaarigen, die dabei war den Reißverschluss soweit es ging hinab zu ziehen. „Es wird nicht wie damals … Ich kann nichts …“

„Fühlen?“

Mit einem Nicken wandte sie den Blick von ihrer Freundin ab. „Es tut mir leid …“

Die Hand, die noch eben im Nacken der Seelenjägerin gelegen hatte strich ihr nun sanft über die Wange. „Das muss es nicht … Vielleicht sind deine Gefühle an einem sicheren Ort, damit du dieses Chaos überstehen kannst, deine Freunde retten. Solange ich weiß, dass ich dir ähnlich viel bedeute, wie du mir, kann ich damit leben.“

Sanft küsste Lightning die Handinnenseite der Dunkelhaarigen und hielt dieses anschließend wieder an ihre Wange. „Die neue Welt bedeutet mir nichts ohne dich.“

„Mir auch nicht und ich will, dass du frei bist. Ich will dich aus den Händen von Bhunivelze reißen und die Stränge zerschlagen, mit denen er dich festhält. Du bist unsere Erlöserin und nicht seine.“ Ihre Lippen sogen kurz an denen der Seelenjägerin. „Du gehörst zu mir …“, flüstere sie leise.

Ohne weiter darüber nachzudenken legte Lightning ihre Arme um den Nacken ihrer Freundin. „Dann befreie mich von ihm …“, flüsterte sie Fang ins Ohr, nachdem sie mit einer Hand schnipste und nun die Kleidung trug, die ihr Bhunivelze bei ihrem Erwachen gab.

Die dunklen Augenbrauen hochziehend brachte Fang etwas Luft zwischen ihre Körper. Letztendlich gab sie Lightning komplett frei und betrachtete sie eingehend, während sie diese umrundete. „Eines muss man ihm lassen, das Outfit ist zumindest für den Betrachter nett anzusehen. Ist Hope nicht mit Nasenbluten umgefallen, als er dich so gesehen hat?“

„Hope …“, mit geschickten Fingern löste Lightning den Kommunikator aus ihrem Ohr und zertrat ihn. „Er hatte so seine Probleme mich anzusehen. Und ganz ehrlich finde ich dieses Outfit weder kampftauglich noch schmückend. Hätte ich das bei dem Angriff eben getragen, würde nun meine Kehrseite in Streifen hängen. Ich finde es billig.“

Mit einem lasziven Grinsen näherte sich die Dunkelhaarige wieder und strich über den fast nackten Rücken der Seelenjägerin. „Zu gegeben Anlass finde ich es eigentlich recht passend. Man kommt fast ohne Problem überall dran.“

„Ich hasse es …“, gab Lightning verächtlich von sich.

„Dann wird es mir eine Ehre sein, dich davon zu befreien.“ Ihre Finger öffneten geschickt die Schnallen der Armschienen und den dazugehörigen Handschuhen. Allzu eilig hatte es Fang allerdings nicht ihr die Armschiene abzunehmen. Stattdessen streifte sie diese bedacht langsam hinunter und küsste die Haut, die darunter zum Vorschein kam. Ihre Hände glitten über die glatte Haut.

Seufzend legte die Seelenjägerin den Kopf in den Nacken, als sich ihre Freundin bei ihrem anderen Arm genau so viel Zeit nahm. Offenbar wollte Fang diesen Moment bis ins kleinste Detail auskosten. Auch wenn ihr dieses Outfit zuwider war und sie Zeitdruck hatten, ließ sie die Dunkelhaarige gewähren. Immerhin war es ihre Bitte, ihr Wunsch.

Nach den Armschienen folgten die bescheuerten nicht brauchbaren Wedel an ihren Hüften sowie der Umhang.

„Mit den Dingern, können wir zumindest den Boden etwas angenehmer gestalten.“ Doch vorerst warf Fang diese achtlos zu Boden. Ihre Aufmerksamkeit gehörte wieder Lightning.

Als sie die Lippen der Dunkelhaarigen wieder auf ihren spürte und Hände, die sich um ihr Gesäß schmiegten, bildete sich plötzlich eine Gänsehaut auf ihrem Körper. Erneut legte sie ihre Arme um den Hals ihrer Freundin und zum ersten Mal genoss sie es, Fangs Kuss zu erwidern. Sog verlangend an rotfarbenen Lippen und ließ ihre Zunge neckisch über das sensible Fleisch gleiten. Die Lippen waren eine von Fangs gefährlichsten Waffen. Formten Worte, die einem Schwertschlag glichen, zauberten ein Lächeln, welchem kaum jemand widerstehen konnte und sorgten dafür, dass man alles um sich herum vergaß, wenn man es zuließ. Dieses Lächeln hatten alle Schutzmauern von Lightning eingerissen und ihr Herz im Sturm erobert.

Daher genoss es die Seelenjägerin leicht in das sensible Fleisch zu beißen und anschließend mit ihrer Zunge darüber zu gleiten und solange wiederholte, bis sich das volle Lippenpaar teilte und ihr Einlass gewährte. Eine Einladung der sie sofort folgte. Langsam vergaß sie alles um sich herum, wo sie waren, wie viel Zeit sie hatten, alles wurde nebensächlich. In diesem Moment zählte nur ihre innige Verbundenheit. Dieser Augenblick gehört ihnen, nur ihnen.

Plötzlich wurde der Griff um ihr Gesäß fester und Lightning spürte, wie sie den Bodenkontakt verlor. Wie von selbst fanden ihre Beine den Weg um den Körper der Dunkelhaarigen. Mit langsamen Schritten wurde sie ein Stück durch den Raum getragen. Erst als sie langsam abgesetzt wurde und Fang ihren Kuss unterbrach, bemerkte sie, wo sie sich befand – auf dem Altar sitzend.

Mit einem neckischen Lächeln sank die Dunkelhaarige vor der Seelenjägerin auf die Knie. Ihre Hände streichelten über den nackten Oberschenkel zu ihrer linken hinab. An den Stiefel angekommen machte sich Fang gleich daran die Schnallen zu lösen. Doch ähnlich wie bei den Armschienen ließ sie sich Zeit damit, Lightning zu befreien. Immer wieder zog sie die Stiefel nur ein Stückchen herab, um die freigelegte Haut mit ihren Lippen zu begrüßen.

Ein heiseres Keuchen, verließ Lightning Lippen, als sie ihre Hände in das volle, dunkle Haar ihrer Freundin grub. Sicherlich genoss sie das langsame Herantasten, doch begann die Haut unter Fangs Lippen überall an zu prickeln. Überhaupt schien ihr Körper auf alles zu reagieren, was die Dunkelhaarige mit ihm anstellte. Und je inniger der Kontakt wurde, umso mehr glaubte Lightning etwas zu fühlen. Bildete sie sich das alles nur ein? Waren ihre Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit derart intensiv, dass sie es wirklich glaubte zu spüren? Sie wollte mehr davon! Egal, ob Erinnerung, Einbildung … Es fühlte sich gut an. Ihr Verlangen nach der Dunkelhaarigen wuchs und somit ihre Ungeduld. Ein Schauer rann Lightning den Rücken herab, als sie Fangs Zunge spürte, die genüsslich ihr inzwischen komplett nacktes Bein, herab strich. „Fang …“, hauchte sie. Ihre Stimme hallte in dem leeren Raum wider.

Offenbar hatte die Dunkelhaarige ein Einsehen und befreite die Seelenjägerin etwas rascher von dem zweiten Stiefel. Anschließend ließ Fang ihre Hände wieder sanft über das nackte Bein gleiten. Ihre Lippen und Zunge liebkosten es in aller Seelenruhe. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob sich der dunkle Schopf und entblößte ein zufriedenes Lächeln.

Auch auf den Lippen der Seelenjägerin zeigte sich ein schwaches Lächeln, als sie durch das Haar ihrer Freundin streichelte. „Dafür, dass es dein innigster Wunsch ist, lässt du dir viel Zeit …“

„Gerade weil er das ist … Nehm ich mir die Zeit. Ich will es genießen …“ Nachdem sie Lightning einen leichten Kuss auf die Lippen hauchte, stellte sie sich wieder aufrecht und wickelte sich ihren Sari ab.

Wieder durchfuhr der Seelenjägerin ein Schauer, als sie ihrer Freundin beim entkleiden zusah. Mehr und mehr kam die gebräunte Haut zum Vorschein. Fast schon achtlos warf sie ihren Sari zu den anderen verstreuten Kleidungsstücken auf dem Boden. Genauso ihre Stiefel.

Eingehend ließ Lightning ihren Blick über diesen wunderschönen, schlanken und doch so gefährlichen Körper gleiten. Wahrscheinlich wirkte Fang auf die meisten wie ein zerbrechliches Mädchen, doch wenn diese mal zuschlug, wuchs teilweise kein Gras mehr. Mit der rechten Hand strich die Seelenjägerin vorsichtig über den vollgesogenen Verband. „Deine Wunde … Sie ist wieder aufgebrochen …“

„Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder.“ Zärtlich streichelte sie über Lightnings Hand. „Es ist nicht die erste Blessur, die ich von einem Kampf davon trage.“

„Und du willst trotzdem …? Trotz der Schmerzen?“

Auf den Lippen zeigte sich wieder dieses unwiderstehliche Lächeln. „Dieser Schmerz ist nichts verglichen zu der Einsamkeit, die ich Jahrhunderte lang spürte.“ Langsam beugte sie sich Lightning entgegen. „Du wirst halt etwas sanfter mit mir umgehen müssen.“ Säuselte sie der Sitzenden ins Ohr. Mit einem vielsagenden Blick bückte sich Fang zu den Kleidungsstücken und drapierte diese sorgfältig auf dem Boden.

Der Anblick ihrer Freundin, die fast nackt auf dem Boden hockte und dabei war ihr Liebesnest zu bauen, ließ Lightnings Herz plötzlich schneller schlagen. Ganz langsam breitete sich eine ungewohnte Hitze in ihrem Körper aus. Ihr Mund wurde trocken. Sie wollte nicht mehr warten … Alles in ihr schrie nach der Dunkelhaarigen. Mit langsamen Schritten überwand sie die kurze Distanz zwischen ihnen und ging hinter Fang ebenfalls in die Hocke. Ihre Hand zitterte leicht, als sie den schlanken Rücken ihrer Freundin hinab streichelte. „Es ist gut … Den Rest denken wir uns …“

Augenblicklich unterbrach die Dunkelhaarige ihr tun. Auf allen Vieren drehte sie sich um und biss leicht in die Lippen ihrer Freundin, die noch immer vor ihr hockte. „Du bist so ungeduldig, Light.“

„Wenn du die Seelen einer untergehenden Welt retten müsstest, wärst du das auch. Aber gerade …“ Ihre Hände glitten den schlanken Körper hinab und blieben auf dem Gesäß der Dunkelhaarigen liegen, „ … Interessiert mich nur die Seele eines gewissen Sturkopfes.“

„Bist du sicher, dass du Seele meinst?“ In ihrer Stimme schwang erneut ein Schnurren mit. „Vielleicht irre ich mich ja, aber ich habe das Gefühl, dass dich mein Körper gerade mehr interessiert.“

„Als wenn dich das stören würde“, hauchte sie lasziv zurück.

„Derzeit stört mich nur eins …“, langsam setzte sich Fang mit gestreckten Beinen hin. „Komm her …“

Lightning folgte der Bitte ihrer Freundin und ließ sich auf deren Schoß nieder. Sofort machten sich Fangs Hände an den Schnallen ihrer verbliebenen Rüstung zu schaffen. Von dem vorsichtigen Vorgehen der Dunkelhaarigen war nichts mehr geblieben. Schnell hatte sie alle Verschlüsse geöffnet und zog das störende Leder zwischen ihren Körpern weg.

Erleichtert atmete Lightning aus, lehnte sich zurück und genoss den kühlen Lufthauch, der über ihren Körper strich.

„Wunderschön …“, flüsterte die Dunkelhaarige und streichelte sanft über Lightnings Seiten.

Mit einem leichten Lächeln streifte die Seelenjägerin ihrer Freundin ebenfalls das Top ab und hauchte einen zärtlichen Kuss gegen deren Hals. „Nicht mehr als du …“

Einen Moment verharrten die beiden Frauen eng umschlungen und genossen diesen Moment des absoluten Vertrauens.

„Egal was passiert … Ich werde mich hieran erinnern, Light … Vergiss mich nicht …“

Zärtlich fing sie das Gesicht ihrer Freundin mit beiden Händen ein. „Ich werde dich nie vergessen und wenn ich bis zum Grund des Chaos muss, um dich zu retten, ich werde dich finden“, trotz ihrer sanften Stimme klang sie entschlossen.

Wie auch hätte sie diesen intimen Moment mit Fang vergessen können? Ihre sanften Berührungen. So zärtlich, so behutsam, als wäre sie eine Porzellanpuppe, die zerbrechen könnte, wenn man sie zu grob anfasste. Die Kombination aus ihren erhitzten Körpern und dem kühlen Boden raubten der Seelenjägerin mehrfach kurz die Besinnung. Doch die raue Stimme ihrer Freundin holten sie immer wieder in das Diesseits zurück. Sie gab sich der Dunkelhaarigen hin, wie noch nie jemanden zuvor und noch während sie sich an Fangs Rücken klammerte, nach Halt suchte, die Kontrolle über ihren Körper verlor, wusste Lightning, dass sie diese Erfüllung nur bei ihr finden würde.

Während sich ihr gesamter Körper anspannte, verstärkte sie noch mal den Griff und suchte nach den Lippen der Dunkelhaarigen.

„Pass gut … Auf meine … Seele auf …“, hauchte diese.

Als sich ihre Lippen trafen verlor die Seelenjägerin abermals kurz das Bewusstsein. Alles um sie herum wurde hell, warm, so herrlich warm. Ein wohliges Gefühl umhüllte ihr Herz, ließ es schneller und schneller schlagen, ehe es kurz aussetzte. Wärme schoss von ihrem schlagenden Muskel aus durch ihren gesamten Körper. Ein heiseres Seufzen verließ ihre Lippen. Atemlos blieb Lightning einen Moment völlig erschöpft liegen. Ganz langsam entspannten sich ihre Muskeln. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich so wundervoll erschöpft. Diese herrliche Wärme fühlte sich so vertraut an, wie etwas, was verloren gegangen war und nun gefunden. Ein ehrliches und glückliches Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus.

Fang hob plötzlich ihren Oberkörper etwas. „Light … Dein … Dein Herz, es schlägt …“ Fast schon ehrfürchtig legte die Dunkelhaarige ihre Hand auf die Stelle, worunter das Herz der Seelenjägerin noch immer etwas zu schnell schlug.

Zärtlich legte Lightning ihre Hand auf die ihrer Freundin. „… Für dich … Ich … Ich hab sie wieder …“ Ein paar Mal blinzelte sie, ehe sie die Augenlider öffnen konnte. In den grünen Seen über ihr glänzte es verräterisch aber dieses Mal wohl eher aus Freude, denn die Lippen der Dunkelhaarigen zeigten ein strahlendes Lächeln.

„Aber wie? … Ich verstehe das nicht …“ Langsam ließ sie sich wieder auf Lightning nieder und legte ihr Ohr auf deren Brustkorb, um dem Herzschlag noch intensiver hören zu können.

Mit einer Hand streichelte die Seelenjägerin nun durch das dunkle Haar ihrer Freundin. Sie liebte es durch das volle Haar zu streichen, sich darin festzuhalten. „Ich glaube, es war nicht Bhunivelze, der mir die Gefühle nahm … Sondern ich selber … Kurz bevor ich in Walhalla zu Kristall wurde, habe ich an dich gedacht … Ich schloss die Erinnerungen an Serah in mich ein, damit sie nicht verloren gingen … Und wünschte mir im selben Atemzug für immer bei dir sein zu können …“

„Dann, dann waren deine Gefühle … Die ganze Zeit … In mir …?“

Leise lachte die Seelenjägerin. „Hast du eine andere Theorie?“

„Nein … So waren deine Gefühle zumindest unerreichbar für Bhunivelze. Und jetzt …?“

„Passe ich auf deine Seele auf, wie du auf meine Gefühle … wir werden ihn besiegen Fang … gemeinsam.“

Das Piepen von Lightnings Timer füllte den Raum. Es war fast soweit …

Mit einem bedauernden Seufzen erhob sich die Dunkelhaarigen von ihrer Freundin. „Danke, Light … für diesen Tag und diesen einmaligen Moment.“

Lächelnd schüttelte die Seelenjägerin den Kopf. „Ich habe zu danken. Dank dir habe ich wieder Hoffnung. Ich glaube fest daran, dass wir alle gemeinsam dem Chaos entkommen …“

„…Und dann ein gemeinsames Leben führen“, sanft zog sie Lightning nun ebenfalls auf die Beine.

Einen Moment blickten sich die beiden Frauen in die Augen, ehe sie sich fast synchron ein letztes Mal in die Arme schlossen und ihre Lippen einander fanden.

Erneut erklang der Timer.

„Ich liebe dich, Fang … vergiss das bitte nicht …“ Ihr Herz fühlte sich plötzlich so schwer an. Der Abschied von ihrer Freundin schmerzte derart in ihrer Brust und trotz aller Bemühungen schaffte es die Seelenjägerin nicht die Träne aufzuhalten, die ihr in diesem Moment über die Wange glitt.

Noch eh der Timer ein weiteres Mal meldete und somit ihre Zeit endgültig abgelaufen war, küsste die Dunkelhaarige die Träne fort. „Das Gleiche gilt für dich.“

 

Helles Licht umhüllte den Körper ihrer Freundin. Kurz konnte sie noch deren Nicken und Lächeln sehen, ehe sie vom Licht davon getragen wurde. Danach wurde es wieder dunkel.

Fang senkte ihren Kopf und Schultern. Auf dem Boden lagen noch immer ihrer Sachen, allerdings wild durchwühlt. Bei diesem Anblick musste sie unwillkürlich lächeln. Ihr Wunsch wurde erfüllt. Kein Gott, kein Schicksal oder sonst wer konnte etwas dagegen unternehmen, dass sie und Lightning für immer verbunden waren.

Mit geschickten Fingern suchte sie sich ihre Wäsche aus dem Haufen heraus. „Hope wird sicherlich mit Nasenbluten umkippen, wenn Light nackt vor ihm auftaucht.“ Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. Auf der hellen Haut ihrer Freundin würde man sicherlich gut einige Zeugnisse ihrer beiden Lust erkennen können.

Als sie ihren Sari wieder festgesteckt hatte, hörte sie ein Knarren, das von dem großen Tor kam. Offensichtlich hatte es auch eine Zeitschlossfunktion und gewährte ihr so den Weg nach draußen. Noch einmal blickte sie auf die zurückgelassene Kleidung der Seelenjägerin. „Sie gehört mir …“

Langsam wandte sie sich um und ging auf das nun offenstehende Tor zu. In der Mitte des Raumes blieb sie allerdings noch mal stehen und legte den Kopf in den Nacken. „Hast du gehört Bhunivelze?! Sie gehört MIR!“ Der Widerhall von den Wänden ließ ihren Ruf noch um einiges eindringlicher wirken. Niemand würde sich mehr zwischen sie stellen – nie wieder!

Erneut setzte Fang ihren Weg fort. Vor der Kammer angekommen nahm sie den Schlüssel aus der Vorrichtung und warf ihn auf dem Boden. Splitternd brach er auseinander und das Tor schloss sich zum letzten Mal. Auch für Fang war nun die Zeit bei bei den Banditen vorbei, sie würde zurück nach Luxerion gehen und Vanille davon abhalten eine riesengroße Dummheit zu begehen.

„Wir sehen uns am Ende der Welt, Light.“ Damit strich sie über die rote Kaktorstatue und teleportierte sich zum Bahnhof der klagenden Wüste, von wo aus ihre letzte Reise starten würde.

 

Ende


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe doch sehr euch hat diese FF gefallen. Wenn, lasst es mich wissen. ^.-
Ach ja, mal was in eigener Sache:
Auf Facebook habe ich eine Seite erstellt, auf der ich alles rund um meine FFs poste. Wer Interesse hat, kann gerne mal vorbeisehen, ich freu mich auf euch.

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kirika88
2014-09-02T17:15:16+00:00 02.09.2014 19:15
Kenne diese FF schon aber hab hier ganz vergessen einen Kommi abzugeben. *verbeugt sich ganz tief* Gomen!
Also ich sags gerne noch mal, diese FF war der Grund dafür dass ich mich nun doch etwas für Lughtning Returns
interessiere. Und irgendwann hol ich mir das Game :D Danke dir!
Dass ich deine FFs toll finde habe ich dir ja schon so oft gesagt, aber auch das sag ich gerne noch mal xD
Du bist einfach toll! : )
Von:  Dark777
2014-05-10T11:49:31+00:00 10.05.2014 13:49
Hui, das nenne ich mal wieder ein Monsterkapitel o_O! Wobei der OS sinnvoll war, denn eine Trennung in zwei oder gar drei Chapter hätte den Lesefluss leicht geschmälert. Eine mal wieder wunderschöne FF, mit einem traurigen Unterton. Mir kommt es so vor, als wenn jeder weitere FF XIII Teil immer düsterer wird. Nicht, dass der erste fröhlich gewesen wäre ;). Ich selber habe mir Lightning Returns noch nicht gekauft, möchte das in Zukunft aber nachholen. Zumindest weiß ich dank deiner Geschichte schon mal, was mich erwartet :). Ich war etwas überrascht zu lesen, dass sich Fang und Light (also in deiner Version der Geschichte) bereits im 1. Teil lieben gelernt haben. Es ist sehr schön wie sie sich näher kommen, das Ganze hat aber aufgrund der inneren Leere von Lightning einen faden Beigeschmack. Zu sehen, dass im Grunde aber doch ein Happy End heraus kommt, hat mich sehr gefreut :). Es ist ein recht offenes Ende und ich denke um zu sehen wie es ausgeht, muss ich mir das Game besorgen ;). Wie immer hast du mit sehr viel Gefühl geschrieben und weißt die Charaktere mit ihren Eigenheiten gekonnt umzusetzen. Es dauert zwar immer recht lange eine neue Geschichte von dir zu lesen, aber es lohnt sich jedes Mal aufs neue!

V(~_^)
Von:  violeta
2014-04-22T20:32:17+00:00 22.04.2014 22:32
Ich finde die Ff ist wundervoll geworden!
Du kannst die beiden wirklich charaktergetreu darstellen
Auch die Welt und die Stimmung der ganz Szenerie passen perfekt
Wirklich gelungen~
Ich hatte richtig Gänsehaut bei Fangs "wir sehen uns am Ende der Welt" !!!
Weiter so
violeta


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