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Das Lied von Leben und Tod

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey meine Lieben, danke erstmal für die zahlreichen Kommentare und Favoriten. Ich freue mich, dass euch die Fanfic gefällt. Es tut mir Leid, dass es mit dem neuen Kapitel so lange gedauert hat. Leider nimmt mein Studium sehr viel Zeit in Anspruch und macht es mir schwer weiterzuschreiben :( Doch ich gebe mein BESTES. Viel Spaß beim Lesen und hinterlasst mir einen Kommentar, wie euch dieses Kapitel gefallen hat ;)

P.S: Tut mir leid, wegen der Rechtsschreibfehler T.T Egal, wie oft ich Korrektur lese, schleichen sich trotzdem immer welche ein :( Sorry!


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Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Was war das schönste an eurer Kindheit? Woran erinnert ihr euch noch heute gerne zurück? Habt ihr dabei ein Lächeln im Gesicht? Wenn ich ehrlich bin, gibt es nur wenige Momente in meiner Kindheit, an die ich mich gerne zurück erinnere. Der Selbstmord meiner Mutter hat ein Schatten auf meine ganze Existenz geworfen. Mein Leben vor ihrem Tod war eine Lüge, mein Leben nach ihrem Tod ein Trauerspiel. Es gibt nur wenige, kleine Momente in meinem bisherigen Leben, an die ich mich gerne mit einem Lächeln zurück erinnere. Woher hätte ich wissen können, dass eines dieser kleinen Geschichten einmal mein zukünftiges Dasein bestimmen würde.
 

Das schönste an meiner Kindheit waren die Gute-Nacht-Geschichten meiner Mutter. Diese Art von Geschichten die mit „Es war einmal …“ begonnen und uns in Welten mit Schlössern, Feen und Prinzen entführt haben. Bestimmt haben viele von euch von ihren Müttern oder auch Vätern diese Art von Geschichten erzählt bekommen. Märchen! Hattet ihr ein Lieblingsmärchen? Das eine Märchen, welches ihr immer wieder hören wolltet, welches ihr schon auswendig konntet, welches ihr bis heute in euren Herzen trägt? Ich hatte eins!
 

Meine Mutter war die Königin des Erzählens. Sie hatte diese Besondere Art, die ihre Zuhörer ganz und gar in ihren Bann zog. Man hörte ihr mit Vergnügen zu und fiebert bis zum Ende mit. Sie brachte einen zum Schreien, Weinen und Lachen. Meine Mutter war eine wunderbare Geschichtenerzählerin. Aus ihrem Mund klang jede Geschichte besonders. Doch diese eine Geschichte erzählte sie am schönsten, diese eine Geschichte war meine Liebste, diese eine Geschichte, die immer Teil meiner Vergangenheit und Zukunft sein würde. Bis heute kenne ich jedes Detail ihrer Erzählung. Bis heute höre ich ihre Stimme, wie sie sie mir erzählt. Bis heute wusste ich nicht, dass sie einmal antworten auf all meinen Fragen geben würde. Wie hätte ich ahnen können, dass ich einmal ein Teil dieser Geschichte werden würde?
 

Es war Sonntag, als am späten Morgen meine Großmutter nach mir rief, um einen Anruf entgegen zu nehmen. Um ehrlich zu sein, war ich im ersten Moment geschockt. Wer konnte das sein? Wer würde mich anrufen? Um eines klarzustellen, ich hatte keine Freunde. Ich machte mir nichts aus diese Art von Beziehungen. Was war schon Freundschaft? Tag täglich sah ich, die verschiedensten Menschen. Tag täglich sah ich sie, wie sie ihre Mitmenschen, ihre sogenannten Freunde, etwas vorspielten. Tag täglich sah ich sie, wie sie sich selbst etwas vorspielten. Es machte mich schon nur beim zusehen krank, wie die Menschen sich hinter Masken versteckten und daran glaubten, dass jemand ihr wahres „Ich“ schon irgendwie erkennen würde, wie sie sich belanglos über das Wetter unterhielten und dabei hofften, dass der andere ihre Gedanken schon irgendwie fühlte, wie sie Angst davor hatten ihre Gefühle preiszugeben, weil sie Angst davor hatten nicht verstanden zu werden. Nennt ihr das Freundschaft? Im Duden wird Freundschaft als eine positive Beziehung und Empfindung zwischen Menschen bezeichnet, die sich gegenseitige Sympathie und Vertrauen entgegenbringen. Gegenseitiges Vertrauen, gibt es so etwas eigentlich? Kann ein Mensch einem anderen ohne jegliche Zweifel vertrauen? Können Menschen ihr eigenes Wohl zurückstellen, um das eines anderen vorzuziehen? Ich glaube nicht daran! Wenn die Menschen ehrlich zueinander wären, würden sie zugeben, dass sie nur auf ihr eigenes Glück aus sind. Niemand würde das eigene Glück zu Gunsten eines anderen opfern. Wie kann man sich gegenseitiges Vertrauen schenken, wenn jeder eigentlich seinem eigenen Glück hinterherläuft? Das ist doch unmöglich! Jetzt denken viele von euch bestimmt, das Glück des einen schließt doch nicht gleich das des anderen aus. Doch wenn man an einem Punkt ankommt, wo man sich entscheiden müsste, würde sich da nicht jeder für sein eigenes Glück entscheiden? Genau in diesem Punkt, so verschieden er in jeder Art von Beziehung auch ist, kommt es zu Enttäuschungen, Verletzungen, Trauer, Leid und gebrochenen Herzen. Und kann nicht jeder von euch davon ein Lied singen, wie er oder sie enttäuscht wurde, egal ob in einer Freundschaft oder einer anderen zwischenmenschlichen Beziehung? Und auch wenn man sagt, man leidet unter gebrochenem Herzen, ist es nicht eher ein Schmerz, der durch den ganzen Körper geht? Ein Schmerz, der jede Zelle deines Körpers zusammen zucken lässt. Ein Schmerz, der dir die Luft in der Kehle wegschnürt. Bin ich nicht im Recht? Ich hatte aufgehört Sympathie für meine Mitmenschen zu empfinden. Ich hatte aufgehört Vertrauen in meine Mitmenschen zu haben. Ich hatte einfach aufgehört aktiv am Leben teilzunehmen. Doch ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit dem Schicksal gerechnet. Wie das Schicksal so spielt, sollte dieser Anruf mein Leben auf den Kopf stellen.
 

„Hier Sakura Haruno, Guten Tag.“ sprach ich vorsichtig in den Telefonhörer rein. Ich wusste nicht warum, aber in mir machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Ein Gefühl, wie bei einem schlechten Gewissen. Ein Gefühl, wie die Angst erwischt zu werden. Es war seltsam, doch es war, als ob mich dieses Gefühl warnen wollte. Als ob etwas in meinem inneren schon Bescheid wusste, was auf mich drohte zu zukommen. Als ob es schon Bescheid wusste, was mein Schicksal für mich bereit hielt. Erinnert ihr euch noch an einem Wendepunkt in eurem Leben? Erinnert ihr euch an eine Entscheidung oder ein Ereignis, was euren zukünftigen Werdegang bestimmte? Gab es so etwas schon einmal in eurem Leben? Dieser Anruf war einer dieser Wendepunkte in meinem Leben. Ab diesen Anruf sollte mein Leben erneut einen neuen Weg einschlagen.
 

„Guten Morgen, Miss Haruno. Hier spricht Fugaku Uchiha, Sasukes Vater.“ hörte ich eine sonore Stimme am anderen Ende sagen. Fugaku Uchiha? Warum rief mich der Vater von Sasuke an? Ich versuchte einen klaren Gedankengang zu fassen. Ich war mir sicher, dass Fugaku Uchiha nicht ohne einen triftigen Grund jemanden anrief. Der einzige plausible Grund der mir einfiel, war der Vorfall vor zwei Tagen. Doch ich hatte nichts unrechtes getan. Nachdem Sasuke mich ohne Erlaubnis geküsst hatte, war ich nur im Recht ihn eine Ohrfeige zu geben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich ihn dabei verletzt hatte. Egal, wie reich oder angesehen seine Familie auch war, das gibt ihm noch lange nicht das Recht mich derart zu belästigen. „Kann ich etwas für Sie tun, Herr Uchiha?“ sprach ich jetzt selbstbewusster in den Hörer ohne den Blick von meiner Großmutter zu wenden. Sie stand immer noch da und beobachtete mich. Hatte Herr Uchiha ihr von dem Vorfall erzählt? Droht mir eine Strafe? Ich merkte die Unruhe in ihrem Blick. Sie musterte mein Gesicht, als ob sie versuchen würde etwas daraus lesen zu können. Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Wer oder was Sasuke auch war, ich ließ mir so ein Verhalten nicht gefallen!
 

„Wenn Sie schon so fragen, Miss Haruno … Ja, das können Sie gewiss. Ich würde Sie bitten mir heute einen Besuch abzustatten. Ich sende Ihnen gern einen Fahrer, der Sie am Nachmittag abholt.“ hörte ich Herrn Uchiha sagen, als ob es schon beschlossene Sache wäre. Wieso sollte ich zu den Uchihas? Wegen so einem kleinen Vorfall würde ich mir sicher nicht die Mühe machen zu ihnen zu fahren. Was denkt sich diese Familie eigentlich? Nur weil sie ein gewisses Ansehen genossen, hieß es noch lange nicht, dass sie tun und lassen konnten, was sie wollten. „Ich möchte nicht unhöflich klingen, Herr Uchiha. Ihre Einladung ist sehr nett gemeint, doch ich muss dankend ablehnen. Wegen dem Vorfall auf der Spendengala möchte ich mich nicht entschuldigen. Ihr Sohn hatte sich mir gegenüber anmaßend benommen, was mein Verhalten vollkommen rechtfertigt.“ antwortete ich in einem entschlossenen Ton, doch immer darauf bedacht nicht wie ein kleines, stures Mädchen zu klingen.
 

Plötzlich hörte ich ein lautes, herzhaftes Lachen am anderen Ende. Machte er sich lustig über mich? Was denken sich diese Uchihas, wer sie sind? „Sie haben mich falsch verstanden, Miss Haruno. Es geht nicht um diesen banalen Vorfall. Wenn einer sich hier entschuldigen müsste, dann wäre es in dem Fall mein Sohn. Ich lade Sie aus einem anderen Grund bei mir ein. Näheres bespreche ich gerne mit Ihnen, wenn Sie hier sind.“ sprach der Uchiha freundlich. Aus seiner Stimme hörte man, wie er dabei lächelte. Ich war ein wenig überfordert, weswegen rief er mich sonst an? Ich hatte bisher nie etwas mit der Familie zu tun geschweige kannte ich Fugaku Uchiha. Was wollte er mit mir besprechen?
 

„Es tut mir leid, Herr Uchiha, aber ich weiß wirklich nicht, warum ich Ihre Einladung annehmen sollte. Ich kenne weder Sie noch Ihren Sohn so gut, um auf Ihre Einladung einzugehen. Ich bedanke mich, aber ich muss ablehnen. Auf Wiederhör’n!“ sprach ich höflich in den Hörer. Ich wollte nichts mit solchen Leuten am Hut haben. Was auch immer der Anlass für den Anruf war, es interessierte mich nicht. Ich kam gut alleine zurecht und brauchte keine Gesellschaft. Grad als ich den Hörer auflegen wollte, sprach der Uchiha erneut. „Miss Haruno, es geht um Ihre verstorbene Mutter. Ich muss mit Ihnen persönlich über eine wichtige Angelegenheit reden. Es tut mir Leid, mehr kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt am Telefon nicht sagen. Ich sende Ihnen um 16 Uhr einen Fahrer. Bis später, Miss Haruno.“ sagte er in einem ernsten Ton und legte auf ohne eine weitere Antwort meinerseits abzuwarten.
 

Ich wusste nicht, wie mir geschah. Diese letzten Worte hinterließen einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Ich sah zu meiner Großmutter rüber, die mich immer noch musterte. Ich sah in ihren Augen, dass sie es gewusst hatte. Sie wusste es die ganze Zeit. Sie wusste, um was es in diesem Gespräch ging. Sie wusste worauf Fugaku Uchiha hinaus wollte. Sie wusste es und wartete meine Reaktion ab. Ich legte den Hörer sanft auf und begab mich wieder in mein Zimmer. In den letzten Jahren nach dem Selbstmord meiner Mutter hatte ich gelernt meine Emotionen nicht öffentlich preiszugeben. Ich hatte gelernt immer die Haltung zu wahren. Ich hatte gelernt meine wahren Gefühle zu verstecken. Fugaku Uchiha sagte, es würde um meine verstorbene Mutter gehen. Meine Mutter? Ich hatte diese Worte schon so lange nicht mehr gehört. Jeder, der meine Geschichte kannte, versuchte es zu verhindern mich auf meine Mutter anzusprechen. Niemand wollte über dieses traumatische Ereignis reden. Wir lebten alle unser Leben weiter, als ob meine Mutter nie existiert hatte, als ob dieses Ereignis nie stattgefunden hatte, als ob wir alle glücklich wären.
 

Um 16 Uhr kam, wie verabredet, der Fahrer um mich abzuholen. Die ganzen Stunden nach dem Anruf schossen mir die absurdesten Fragen in den Kopf ohne dass ich nur die geringste Antwort auf sie hatte. Woher kannte meine Mutter die Uchihas? Über welche Angelegenheit möchte sich Fugaku Uchiha mit mir unterhalten? Was war so wichtig, dass man es nicht am Telefon bereden konnte? Es brannte mir auf die Zunge meine Großmutter mit all den Fragen zu durchlöchern, doch ich tat es nicht. Ich musste mich gedulden. Meine Fragen würden sich früh genug schon beantworten. Dazu brauchte ich meine Großmutter nicht. Ich wollte sie nicht quälen, wo ich doch wusste, wie schwer ihr das Leben seit dem Selbstmord ihrer Tochter fiel. Ich wollte sie nicht wieder mit ihren Verlust konfrontieren. Also schwieg ich, wie ich es immer tat.
 

Nach einigen Minuten fuhr der Wangen in ein großes Anwesen ein. Obwohl ich keinen Wert auf Geld oder anderes Vermögen legte, war der Anblick der Villa überwältigend. Es hatte etwas Königliches an sich. Ich war erleichtert, dass ich mich noch in letzter Minute ein wenig zu Recht gemacht hatte. Ich scherte mich nicht danach, was die Uchihas oder andere Leute über mich denken könnten. Diesen Schicht unserer Gesellschaft verabscheute ich. Ich hasste ihre Oberflächlichkeit. Ich hasste ihre Gier nach mehr. Ich hasste ihre falschen Gesichter mit ihrem falschen Lächeln. Ich wollte nur nicht zu sehr auffallen für den Fall, dass wir nicht allein sein würden. Ich hatte schon früh gelernt, mich jedem Anlass entsprechend zu Verhalten, so dass ich gar keine oder nur wenig Aufmerksamkeit auf mich zog. Ich erinnerte mich dabei gern an den Darwinismus zurück. Laut Darwin überlebten nur die, die sich ihrer Umgebung am besten anpassten. Demnach beschloss ich heute ein schlichtes, dunkelblaues, langärmliges Kleid zu tragen. Es war nichts Besonderes, da es nur knapp bis zu den Knien ging, trug ich noch eine schwarze Strumpfhose dazu. Ich sah vornehm, doch dezent aus.
 

Beim Anwesen angekommen öffnete mir ein älterer Herr das Auto. „Willkommen Madame, der Herr wartet schon auf Sie. Ich begleite Sie zu ihm.“ sagte der Mann, der anscheinend der Butler des Hauses war. Diese ganze Situation war so befremdlich. Ein Fahrer, der mich abholte, ein Butler, der mir die Tür öffnete, diese üppige Villa. Es war, wie eine andere Welt. Eine Welt, die viele wohl beneideten. Eine Welt, wonach die meisten ihr ganzes Leben lang strebten. Doch ich konnte mich nicht mit dieser Welt anfreunden. Ich lebte mit meinen Eltern stets bescheiden. Es hatte mich nie gestört zur Mittelschicht zu gehören. Ich strebte nicht mehr an. Ich war zufrieden mit dem, was ich hatte. Auch jetzt, wo ich bei meinen Großeltern lebte, hielt ich mich so gut es ging fern von dieser Welt. Bis auf den Besuch der Privatschule versuchte ich ein normales Leben zu führen. Alles hatte seinen Preis. Auch zu dieser gehobenen Gesellschaft zu gehören, war nicht ganz ohne Verpflichtungen. Meine Mutter erkannte das damals und entschied sich dagegen. Sie war nicht bereit sich ihr Verhalten von dieser Gesellschaft vorschreiben zulassen. Sie war nicht bereit sich an den Plan zu halten, der ihr schon seit der Geburt in die Wiege gelegt wurde. Sie war nicht bereit ein öffentliches Leben zu führen. So viele Vorteile dieses Leben auch hatte, meine Mutter wollte die Opfer nicht bringen. Heute bin ich meiner Mutter dankbar, dass sie einen anderen Weg einschlug, dass sie sich von dieser oberflächlichen Gesellschaft gelöst hatte, dass sie erkannte worauf es im Leben ankam. Meine Mutter hatte nicht viel in ihrem Leben erreicht, doch sie hatte sich entschieden ihren eigenen Weg zu gehen. Ich empfand immer, dass hatte sehr viel Anerkennung verdient. Doch wie hätte ich ahnen können, dass sie mich in jeder Hinsicht getäuscht hatte. Woher hätte ich wissen können, dass sie für mich genau das Gegenteil plante?
 

Nachdem wir im inneren des Hauses waren, öffnete der Butler eine Tür. Es war eine Art Büro, was eher einem Salon glich. Hinter einem gigantischen Schreibtisch saß ein gutaussehender Mann. Durch sein schwarzes Haar und den dunkeln Augen erkannte ich sofort, dass es sich um Fugaku Uchiha handelte. Die Ähnlichkeit zu Sasuke war nicht zu übersehen. Grad als ich das Zimmer betrat, erhob sich eine Gestalt vom Stuhl, der vor Fugaku Uchiha stand. Sasuke! Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er das Zimmer. Auch wenn ich Sasuke kaum kannte, erkannte ich etwas Seltsames in seinem Blick. Ein kurzer Blickkontakt genügte, um den herablassenden, kalten Ausdruck in seinen Augen mir gegenüber zu erkennen. Was stimmte nur mit diesen Uchihas nicht? War Sasuke noch sauer wegen der Ohrfeige? Müsste ich nicht die sein, die ihm solch einen Blick zuwerfen sollte? Ich ärgerte mich über meine Entscheidung hierhergekommen zu sein. Noch bevor ich ein Wort wechselte, wusste ich, dass es ein großer Fehler war hier zu sein. Ich gehörte hier nicht hin. Ich kannte diese Menschen nicht. Was um alles in der Welt hatte meine Mutter mit diesen Menschen zu tun? Wollte ich es eigentlich so genau wissen?
 

„Guten Tag, hübsche Dame. Schön, dass wir uns endlich persönlich begegnen. Setzen Sie sich doch bitte.“ sagte Fugaku Uchiha mit einem viel zu freundlichem Ton, als wir alleine immer Zimmer waren. Was sollte diese übertriebene Freundlichkeit? Ich wollte keinen Smalltalk führen. Ich war nur wegen einem einzigen Grund hier. Ich würde ganz sicher nicht, um den heißen Brei herumreden und eine gute Miene zum falschen Spiel machen.
 

„Danke für die Einladung. Nennen Sie mich doch bitte nur Sakura. Sie wollten mit mir über eine Angelegenheit, die meine Mutter betrifft, reden?“ versuchte ich freundlich zu sagen. Ich wusste nicht warum, aber in mir brodelte es. Ich hatte mit dem Kapitel, was meine Mutter betraf, abgeschlossen. Es fiel mir nicht leicht mich jetzt erneut damit auseinanderzusetzen. Die Vergangenheit begleitete mich Tag und Nacht. Sie war stets an meiner Seite, wie ein Schatten, der einen nie verließ. Ich hatte mich damit abgefunden. Ich hatte es geschafft einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Und jetzt stellte sich mir jemand in den Weg und warf mich in der Zeit zurück. Worum es auch immer in dieser Angelegenheit ging, es änderte nichts daran, dass meine Mutter Tod war. Nichts konnte das Geschehene rückgängig machen. Rein gar nichts konnte mir diesen Schmerz aus meinem Körper nehmen.
 

„Ja, das stimmt, Sakura. Deswegen hatte ich dich zu mir gebeten.“ sprach er jetzt in einem ernsten Ton, doch weiterhin darauf bedacht freundlich zu klingen. „Du weißt es nicht, doch ich kannte deine Mutter sehr gut. Wir sind zusammen aufgewachsen. Sie war so ein wundervoller Mensch.“ sprach er ruhig weiter. Ich erkannte dabei eine Wehmut in seiner Stimme. „Sakura hatte mir vor ihrem Tod noch einen Brief geschrieben. In diesem Brief befand sich eine CD-Aufzeichnung, die für dich bestimmt war, kleine Sakura.“ redete der Uchiha sanft weiter. Eine Aufnahme für mich? Nach dem Selbstmord meiner Mutter hatte die Polizei keinen Abschiedsbrief gefunden. Alle gingen davon aus, dass es eine unüberlegte oder auch spontane Entscheidung von ihr war. Im Feuer des Gefechts mit ihren inneren Dämonen hatte sie sich vom Balkon gestürzt. Wie albern das klang. Und jetzt sagt mir ein fremder Mann, dass es nicht so war. Jetzt sagt mir ein fremder Mann, dass meine Mutter es geplant hatte. „Sakura, ich würde dir jetzt gerne, bevor du Fragen stellst, die Aufnahme zeigen. Darf ich?“ Es war nicht zu überhören, dass ihn der Tod meiner Mutter sehr mitnahm. Wieder ein Mensch, den meine Mutter zurückließ. Wieder ein Herz, das sie gebrochen hatte. Ich nickte …
 

Er drehte den Laptop zu mir und startete das Video …
 

Ich sah meine Mutter in einem gelben Sommerkleid auf meinem alten Bett sitzen. Sie sah so wunderschön aus. Viel schöner als in meinen Erinnerungen. Kein Foto konnte jemals ihre lebendige Schönheit einfangen. Ich konnte nicht anders, als ihr gefasst zu zuschauen.
 

„Hey meine kleine Prinzessin, ich hoffe dir geht es gut. Wenn du diese Aufnahme siehst, bin ich wahrscheinlich schon sehr lange nicht mehr bei dir. Du bist bestimmt sehr sauer auf mich, dass ich dich allein gelassen habe. Es tut mir Leid, mein Schatz. Ich hoffe, dass du mich durch diese Botschaft besser verstehst und mir irgendwann verzeihen kannst. Meine hübsche Kirschblüte, was mir auch immer wiederfahren ist, war meine eigene Entscheidung. Keiner trägt die Schuld daran und vor allem trägst du keine Schuld daran. Ganz im Gegenteil, du bist und wirst immer mein Engel sein. Dank dir habe ich gelernt zu leben. Du hast mir die schönsten Momente meines Lebens geschenkt. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich mit Sicherheit schon früher aufgegeben. Es tut mir so leid, meine liebste Tochter, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe. Ich wünschte, ich könnte stärker für dich sein. Ich wünschte, ich könnte die Mutter sein, die du verdient hättest. Ich wünschte, ich könnte dir das alles ersparen. Meine kleine, du wirst im Leben noch viele Höhen und Tiefen durchleben müssen. Du wirst oft fallen und denken, du kannst nicht mehr, doch du wirst immer einmal mehr aufstehen. Warum? Weil du meine kleine Kämpferin bist, weil du stark bist. Ich war leider nicht so stark. Ich habe es nicht geschafft aufzustehen. Doch du bist eine Kämpferin. Ich weiß es! Mein Schatz, heute bitte ich dich zum letzten Mal um etwas. Ich bitte dich, weil ich weiß, dass es das Beste für dich ist. Mein Herz, ich bitte dich Sasuke Uchiha zu heiraten. Wenn dein Vater, deine Großeltern und Fugaku alles so arrangiert haben, wie ich es mir vorgestellt habe, müsstest du 17 Jahre alt sein. Ich bitte dich in einem Jahr, wenn du 18 bist, Sasuke zu heiraten. Ich weiß, ich verlange vieles von dir, meine Schöne. Ich weiß, ich habe dir sehr viel Schmerz zugefügt, aber ich bitte dich mir diesen Wunsch zu erfüllen. Vertrau mir. Vertrau Fugaku. Erinnerst du dich an das Märchen von der Prinzessin, die sich in den dunklen Ritter verliebt hatte? Bitte, meine hübsche Prinzessin, lass Sasuke dieser Ritter für dich sein, lass ihn dich beschützen und lass ihn alles Unglück dieser Welt von dir fernhalten. Ich liebe dich, meine liebste Sakura!“
 

Ende …
 

„Sakura, ich habe mit Sasuke alles schon besprochen. Ihr werdet in Zukunft zusammen in seiner Wohnung leben. Das eine Jahr werdet ihr nutzen, um euch besser kennenzulernen. Ich weiß, dass ist eine große Bürde, die wir euch auflegen, aber ich bin mir sicher, dass das der Richtige Weg für euch beide ist.“ sprach Fugaku einfühlsam auf mich ein.
 

„Herr Uchiha, darf ich bitte die Aufnahme haben?“ fragte ich freundlich und nahm mir die CD aus dem Laptop. Er nickte nur. Ich betrachtete die CD. Sie war gewöhnlich, hatte nichts Besonderes, keine Beschriftung, eine einfache CD. Diese CD wollte mir meine Zukunft vorschreiben? Ich konnte mir nicht erklären wieso, doch im nächsten Moment, ohne darüber großartig nachgedacht zu haben, zerbrach ich sie. Ohne dabei Kraft aufzuwenden. Ohne jegliche emotionale Regungen zerbrach ich die CD und legte sie auf den Tisch.
 

„Sie hat kein Recht dazu irgendetwas von mir zu verlangen. Sie hat kein Recht dazu meine Zukunft zu bestimmen. Sie hat sich das Leben genommen, somit sich gegen mich entschieden. Es tut mir leid, Herr Uchiha.“ sagte ich in einem kühlen Ton, der mich selber verblüffte und verließ den Raum. Was hatte sich meine Mutter dabei gedacht? Was war das für ein Spiel, wobei alle mitmachten? Sie konnten doch nicht einfach alle so über meinen Kopf hinweg entscheiden, wie meine Zukunft aussehen würde? Das war zu absurd!
 

Ich ging so schnell ich konnte, um aus dieses verfluchte Haus zu kommen. Ich wollte, so schnell es möglich war, weg. Ich lief aus dem Anwesen. Es regnete in Strömen, doch das nahm ich kaum wahr. Ich lief die Ausfahrt hinunter. Ich lief, so schnell ich konnte, bis mich meine Kräfte verließen und ich zu Boden fiel. Ich versuchte wieder aufzustehen, doch meine Beine wollten einfach nicht mehr. Ich war wie gelähmt. Was hatte meine Mutter sich dabei gedacht? Was hatten sich alle dabei gedacht? Ich war doch keine Puppe, die sie einfach von einem zum nächsten geben konnten. Hatte ich nicht genug gelitten? Hatte ich es nicht verdient mein eigenes Leben zu gestalten? Würde dieser verdammte Schmerz meinen Körper je loslassen? Meine Mutter sagte, ich sei stark, ich sei eine Kämpferin und ich würde immer wieder aufstehen. Sie kannte mich doch gar nicht. Was wäre wenn ich nicht mehr aufstehe, was wäre wenn ich auch einfach aufgab, was wäre wenn ich einfach liegen bleiben würde? Ich wollte weinen und schreien, doch ich konnte nicht …
 

Ich merkte nicht, wie sich jemand mir näherte und sich mit einem Schirm zu mir hockte und mir die Hand reichte.
 

„Hey, alles ok?“ sprach jemand mit einem warmen Ton. Ich kannte diese Stimme und drehte mein Gesicht zu ihm. Und zum ersten Mal sah ich Sasuke ehrlich lächeln …
 

Harrison Ford hatte einmal gesagt: Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  xoxoSari
2016-09-04T16:55:31+00:00 04.09.2016 18:55
Okay, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Also so gar nicht. Eher das Sasukes Vater mal mit Sakuras Mutter zusammen gewesen ist.
Oh man ich weiß grad gar nicht, was ich davon halten soll, eben weil ich mit etwas anderem gerechnet habe ^^'
Ich mag die Zitate zum Schluß, sie sind perfekt auf das Kapitel abgestimmt.

Von:  KazuhaToyama
2016-02-24T05:13:31+00:00 24.02.2016 06:13
gott!<3 das Kapitel war so so gut! Einfach Genial!!:D ich frage mich wieso die Mutter verlangt das Sakura Sasuke heiratet? Und um es zu erfahren muss ich weiter lesen, denke ich;) tu ich auch, liebend gerne;):)!!

Von:  Levisto
2014-05-28T05:04:20+00:00 28.05.2014 07:04
Wirklich guter Schreibstil. Grammatik und Rechtschreibung - alles okay sodass es sich flüssig liest. Mal sehen was die Story noch so birgt ;-)
Antwort von:  SummerBreeze
28.05.2014 10:24
Danke, dass du darauf geachtet hast :) werde mich mit dem nächsten Kapitel beeilen :D
Von:  Kleines-Engelschen
2014-05-26T18:42:18+00:00 26.05.2014 20:42
ein wahnsinnis kapitel. ich bin hin und weg über das geschehene. bin gespannt was jetzt passieren wird. mach weiter so

greetz
Antwort von:  SummerBreeze
26.05.2014 22:13
Danke sehr für dein positives Feedback :) ich gebe mir mühe die Spannung weiterhin zu beizubehalten
Von:  Luli87
2014-05-26T15:18:03+00:00 26.05.2014 17:18
Was soll ich sagen , außer das ist !!!!unglaublich !!!
Du schreibst auf einem hohen Niveau.
Bin sehr begeistert und würde mich freuen ,wen du so schnell wie möglich weiter schreiben.
Antwort von:  SummerBreeze
26.05.2014 22:11
Vielen lieben Dank :) ja, ich gebe mein bestes so schnell, wie möglich, das nächste Kapitel fertig zu schreiben !
Von: abgemeldet
2014-05-25T15:39:28+00:00 25.05.2014 17:39
Wow, starker Auftritt o.O Und schön, dass es weitergeht :) Ich muss zugeben, dass es mir am Anfang schwerfiel, wieder ins Storygeschehen reinzukommen, doch mit dem Hintergedanken an Sakura's verstorbene Mutter konnte man sich dann doch ganz gut reinlesen. :) Ich mag Sakura's kühle Art ... weiß nicht genau wieso, vielleicht einfach, weil sie einen wirklich an Sasuke erinnert. Die Aktion mit der CD ... war doch sehr gewagt. Unglaublich. Ich fand es unwahrscheinlich stark von Sakura, wie sie darauf reagiert hat und dass sie die CD zerbrochen hat, macht mich irgendwie stolz xD" Naja, jetzt bin ich aber mal gespannt, was das mit Sasuke wird. Und ob es nur bei dem einen Kuss bleibt... *g*

Liebe Grüße und noch einen angenehmen Sonntag :)
lizz
Antwort von:  SummerBreeze
25.05.2014 18:59
Danke für dein Kommi. Es freut mich, dass dir Sakura's Charakter gefällt. Ich wollte sie nicht labil darstellen. Früher oder später wird ihre weiche Seite schon zum Vorschein kommen, aber bis dahin will ich ihr eine unantastbare Art geben, wenn du verstehst, was ich meine ^^ um ehrlich zu sein, war es schwierig dieses Kapitel zu schreiben. Ich will mit der Hndlung voran kommen und nicht zu sehr an einem Punkt verweilen ;)

Wünsche ebenfalls einen schönen Sonntag

xoxo SummerBreeze
Von:  SxSHime96
2014-04-07T08:41:38+00:00 07.04.2014 10:41
Hört sich nach viel Herzschmerz an.
Ich bin mal gespannt wie es weiter geht :)
Lg SxSHime96


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