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Begegnungen mit Eis, Schnee und Mond

von

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Begegnungen Teil I (Elsa)

Der Blick seiner eisblauen Augen wanderte in die Höhe, erblickte einen trostlosen, unechten Himmel, der wie es schien, sich mit der gewaltigen Kälte dieses Ortes zu vereinen schien. Die Sterne, die in der Dunkelheit untergingen; nur aufgemalt. Und trotzdem entdeckte er mit Staunen einen gar fabelhaften Zauber. Feine Schneeflocken sanken mit sanfter Unschuld von der majestätisch gewölbten Decke des großen Schlafzimmers herab, welches er nach kurzem Zögern mit einem Sprung durch die zerstörten Scheiben des großen Bogenfensters betrat. Sachte fiel der weinroten Vorhang hinter ihm wieder herab und versiegeltes jedes Licht.
 

Mit nackten Fußsohlen lief er leise über weiße Pfade aus glitzernden Eis, sah kleine Sterne aus Schnee sich taumelnd in der Luft verirren.
 

„Wie konnte das nur geschehen? Ich habe doch noch nie den Winter in diese Region gebracht.“, sprach er zu sich selbst, während die Fingerspitzen seiner linken Hand zaghaft die magischen Fasern einer Eisblumen berührten, die über die feine Tapete an der Wand krochen.
 

Verwundert besah er die phantasievollen, sich immer weiter ausbreiteten Malereien aus Eis.
 

„Das bin… nicht ich. Nein, das bin ich nicht.“, sprach er leise zu sich selbst, starrte dabei fassungslos auf seine Hand.
 

Mit vorsichtigen Schritten wagte er sich weiter in das dunkle Zimmer hinein, bemerkte, wie die Kälte und Kraft des hier drin herrschenden Zaubers immer weiter zunahm. Überrascht, fast gar ein wenig erschrocken, drehte er sich dann jedoch einmal komplett um sich. Denn er hörte ein leises Geräusch, das aus der Dunkelheit vor ihm an seine Ohren drang. Mit vor Neugierde ein wenig zusammen gekniffen Augenlidern, bewegte er sich langsam immer mehr auf den Ursprung dieses Lautes zu.
 

Was er dann sah, war einiges, aus einem geflochtenen Zopf gefallenes, in der Luft tanzendes, silberblondes Haar. Ein in zitternden Armen verborgenes Gesicht einer kleinen Gestalt, die sich mit den Rücken gegen das Holz einer verschlossenen, massiven Tür lehnte. Einfach nur kauernd dasaß, mit an ihren schlanken Körper gezogenen Beinen und eisige Trauer mit ihren geweinten Tränen verströmte.
 

Bedacht darauf leise zu sein, obwohl er eigentlich wusste, dass seine Vorsicht wahrlich von Nichtigkeit war, sank er vor dem kleinen Mädchen auf seine Knie herab. Und wenn er ihr diese süße Lied über die kleine Schneeflocke mit schräger Stimme vortragen würde, selbst dann würde sie ihn weder sehen, noch hören. Nicht wissen, dass er da war. Genauso, wie für jeden anderen Menschen, jedes andere Kinderherz auch…
 

Ein unverhofftes, schwaches Klopfen gegen die pompöse Tür, ließ ihn erschrocken zusammenzucken und den vereisten Stab aus seiner Hand zu Boden fallen. Der Kopf des kleinen Mädchens schoss in die Höhe und seine kleinen Augen verloren sich gen Decke, von der immer noch feiner Schnee sanft auf sie niederrieselte.
 

„Elsa?“, erklang eine zarte Stimme, doch blieb eine Reaktion des Mädchens auf sie unerhört.
 

Von kindischer Neugier getrieben, wandte er dafür seinen Kopf auf den winzigen Lichtschimmer, den das Schlüsselloch der geschlossenen Tür ihn die Dunkelheit des Raumes schickte, zu. Mit seinem rechten Auge spähte er frech hindurch, um zu erfahren, was und vielleicht auch wer sich auf der anderen Seite befand. Spürte, wie sein kaltes Herz für einen kurzen Moment vor Schreck erstarrte und stolperte ungeschickt zurück, als die fremde Person auf der anderen Seite der Tür sich von dem selben Gedanken verleiten ließ und nun mit blinzelten, suchenden Aug‘ ebenso durch das Schlüsselloch guckte.
 

„Elsa…“, flüsterte die Stimme eines kleinen Mädchens, die einen bedrückten Klang in sich trug.
 

„Möchtest du einen Schneemann bauen?“
 

Verwundert hoben sich seine dunklen Augenbraunen, als er diese leisen, traurig gehauchten Worte hörte, die in seinen Ohren so abstrakt in ihrer Melodie zur eigentlichen Aussage klangen. Das zittrige Schluchzen, was darauf folgte, verleitete ihn dazu, sich von dem kindlichen Gesicht auf der anderen Seite berührt abzuwenden.
 

„Was ist denn los? Wieso sprichst du nicht mit ihr?“, fragte er und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen mit dem silberblonden Haaren neben sich.
 

Mit von reinen, glitzernden Tränen gezeichneten, eisblauen Augen starrte dieses weiterhin unablässig in den unechten Himmel über ihnen. Voller Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit war der Ausdruck in ihnen, mit einer Last belegt, die kein Kind dieses Alters im Herzen tragen sollte. Augen, die ihn so sehr an die seinen erinnerten.
 

„Ich bitte dich, geh weg. Ich bedeute nur Gefahr für dich. Bitte, geh.“
 

Es war nur ein leises Flüstern, nicht mehr als ein verzweifelter Hauch, der fast gar in der Stille der Dunkelheit unterging. Für einen kurzen Moment sah er sie entgeistert an. Hatte für einen Augenblick ernsthaft geglaubt, dass ihre Worte an ihn gerichtet waren, völlig vergessen, dass er für sie gar nicht da war. Sprachlos hockte er einfach nur vor ihr, sah wie winzige, schimmernde Tränen sich ihren Weg über helle Haut bannten, nur um ungesehen zu Boden zu fallen. Sein Blick folgte ihnen, ruhte voller Erstaunen auf der Stelle am Boden, an der sich kleine Eisblumen aus den gefallenen Tränen bildeten.
 

Eine wunderbare Gabe, wie er, Jack Frost, der Bringer von Winter, fand, auch wenn ihr Anblick im Augenblick so voll unerträglicher Traurigkeit war. Eine Kraft, die seiner vermutlich sehr ähnlich war.
 

Als die kleine Elsa ihren Kopf zwischen beiden Armen auf ihren Knien vergrub, richtete er sich schwermütig wieder auf. Denn wenn sie ihn nicht sehen, nicht hören konnte… was konnte er schon für das arme Mädchen tun? Nachdenklich schaute er noch einmal zu dem Schlüsselloch, durch das schwach eines kleines Licht schien. Schade, die Kleine auf der anderen Seite der Tür konnte er nicht mehr sehen.
 

Mit schweren Schritten bewegte er sich langsam wieder auf den weinroten Vorhangstoff und das sich dahinter befindende Fenster zu. Dabei glitt sein Blick beiläufig über den verstaubten Einband eines alten Märchen- und Sagenbuchs im Bücherregal.
 

Jacks Herz wurde schwer. Wann hatte sie es wohl zuletzt gelesen gehabt? Was war es bitteschön wert, dass ein Kind offenbar nicht mehr an Wunder, Sagen und Märchen glaubte?
 

„Verschließe deine Augen nicht vor Wundern, erstrecht nicht, wenn du eines davon selbst tief in deinem Inneren trägst.“, sprach er mehr zu sich selbst, als an irgendjemanden, der seine Worte letztlich doch nicht hören konnte.
 

Sacht fing er mit seiner rechten Hand einige, taumelnden Eiskristalle in der Luft auf, lauschte einem kurzen Moment der unschuldigen und reinen Melodie eines fabelhaften Zaubers, ganz tief in ihm. Schaffte aus kalten, schimmernden Nebel, die die sanften Flocken in seiner Hand plötzlich nur noch waren, ein kleines, verspieltes Wesen. Einen süßen Schneehasen. Einen kleinen, aufmunternden Freund. Aufgeregt hoppelte das niedliche Tier aus seiner Hand.
 

Träge öffneten sich die Lider zweier eisblauer Augen, als der kleine Zauberhase aus Nebelschnee an dem Gesicht des Mädchens vorbeihuschte. Dann weiteten sich Elsas Augen vor Staunen und sie stand vorsichtig vom Boden auf. Verwirrt suchte ihr Blick die Dunkelheit im Raum ab und blieb kurz an den dunklen Vorhängen am Fenster hängen, die sanft vom Wind gewogen wurden.
 

Sie hielt sich ihre beiden Hände übereinander und verunsichert vor ihre Brust, als der Hase, durch die Luft, auf sie zugehoppelt kam. Doch als sie ihre rechte Hand nach dem kleinen Schneewunder ausstreckte und mit ihren Fingern berührte, verfiel der Zauber zu feinem Pulverschnee.
 

Verwirrt schaute sie weiterhin dorthin, wo weinfarbendes, flüssiges Rot im Wind tanzte. Hatte für einen kurzen Augenblick tatsächlich geglaubt, jemanden zu sehen, dort, wo kurzem noch Jack Frost stand, bevor in seine Welt zurück entschwand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yashami
2014-03-19T15:19:28+00:00 19.03.2014 16:19
ach ist das schön :D
Elsa tut mir immer noch leid, aber Jacky scheint wenigstens ihr ein bischen freude bereitet zu haben ^^
Antwort von:  Ankh_sun_Amun
19.03.2014 18:43
Hei~
schön, dass es dir gefällt.^^
Ja, Elsa kann einem richtig leid tun. Sie, aber auch ihre Schwester, werden ja wie in ihren eigenen Schloss gefangen gehalten. Da ist der Gednanke, dass Jack ihr vieleicht begegnet sein könnte, ein sehr angenehmer.
Verdient hätte sie es, ihn als Freund kennen zu lernen.

LG,
Ankh


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