Verfallen

Der See

"Endlich!", stöhnte sie.

Seit Stunden durchforstete sie die kleine Stadt nach einem anständigen Bikini. Immerhin hatte Naruto direkt einen riesigen See vor dem Haus und sie hatte es sich in den Kopf gesetzt eine Runde schwimmen zu gehen. Da sie und Naruto ja inzwischen ... nun ja, sie schluckte das Wort lieber aus Scham herunter, musste sie erst recht auf ihre Figur achten. Dabei half ihr es nicht gerade, das dreimal am Tag ein reichliches Buffet aufgetischt wurde.

Und da sie ja leider keine Badesachen eingepackt hatte, musste sie sich welche kaufen. Naruto hatte sie mit einigen seiner Diener und Mukkuru in die Stadt geschickt, damit sie sich ein paar suchen konnte.

Den Bikini, den sie in der Hand hielt war in einem hellen violett gehalten und an den Bändern mit denen man ihn zuknotete hingen schimmernde Perlen in verschiedenen Blautönen.

"Der ist schön!", erklärte sie mit einem entschiedenen Nicken.

Plötzlich stand Mukkuru dicht neben ihr und lugte ihr über die Schulter.

"Ich versteh euch Menschen wirklich nicht!", klagte er.

Ino zog fragend eine Augenbraue hoch.

"Wieso?"

"Naja. Da ihr kein Fell habt und es euch ja offensichtlich nicht gefällt jedem euren Körper so zu präsentieren, wie er ist, bedeckt ihr euch mit einem Haufen Stoff. Und dann kauft ihr halbstarke Weibchen euch so winzige Stofffetzen. Wo ist da der Sinn?"

Ihre Wangen zierte ein roter Schimmer, als sie begann zu erklären:

"Wenn du deinen Körper magst und du weißt, dass du auch gut aussiehst, dann möchtest du eben, dass auch die anderen Mädchen und vor allem die Jungen ... beziehungsweise Männer das sehen."

"Aha?!", meinte Mukkuru verwundert.

Ino ging zur Kasse, legte den Bikini darauf und wollte gerade ihren Geldbeutel rausholen, als Mukkuru plötzlich schon Münzen auf den Tresen legte, während der Verkäufer das gute Stück bereits in einer Tüte verpackte.

"Hey-"

"Schon gut. Betrachte es als kleines Geschenk meines Meisters."

Sie sah ihn nur verwundert an, doch Mukkuru nahm gelangweilt die Tüte entgegen und damit machten sie sich dann auf den Rückweg.
 

Kaum waren sie wieder bei der Villa angekommen - und Ino erst wirklich merkte, wie abgelegen sie hier lebten - zog sie sich in ihr Zimmer zurück und schlüpfte sofort in ihr neustes Kleidungsstück. Dann stellte sie sich vor den großen Spiegel und betrachtete sich. Probeweise lief sie auf und ab, überprüfte, ob ihr Gang auch anziehend genug wirkte.

Ein teuflisches Grinsen umspielte ihre Lippen. Naruto würde schon noch Augen machen!

Sie zog sich ein paar ihrer Ersatzklamotten - die zum Glück im Rucksack gehabt hatte - aus dem Schrank und griff nach dem Handtuch, dass sie sich von Mukkuru hatte bringen lassen.

"Zeit, meinen Körper wieder ein wenig in Form zu bringen!"

Die letzten Tage bis zu ihrer Rückkehr nach Konoha liefen ab und darum wollte Ino das alles noch einmal richtig genießen. So verließ sie ihr Zimmer - sie hatte sich vorher natürlich ihre Klamotten noch drüber angezogen - und steuerte auf Narutos Zimmer zu. Leise öffnete sie die Tür und spähte vorsichtig hinein. Sie erblickte den weißen Tiger, der mal wieder im Kissenhaufen döste, doch außer ihm schien niemand hier zu sein.

"Hey, Mukkuru. Ich geh jetzt runter zum See und schwimm eine Runde. Du würdest nicht zufällig mitkommen und mir eine ruhige Stelle zeigen, wo man ein bisschen entspannen kann ohne gestört zu werden?"

Grummelnd blickte die Großkatze auf, quälte sich nach einer Weile aus dem weichen Traum an Kissen heraus und trottete auf sie zu. In dieser Gestalt passte er gerade noch so durch die Tür. Er lief voran und Ino folgte lächelnd.

Zusammen schlenderten sie zur Rückseite der Villa, von dort an folgten sie einem steinigen Trampelpfad bis zum See, bogen rechts ab und hielten sich dicht am Ufer. Kurze Zeit später war die Villa nicht mehr zu sehen und hundert Meter vor ihnen erhob sich eine Klippe. Davor zog sich ein wundervoller Sandstrang über vielleicht vierzig Meter am Ufer entlang und mündete in einen aquamarinblauen See.

Ino klatschte begeistert in die Hände und drückte dem Tiger dankend einen Kuss auf die Schnauze. Mukkuru beobachtete sie verwundert, verstand scheinbar die Bedeutung dieser Geste nicht ganz.

"Ihr habt es hier so herrlich!", rief sie freudig.

Schnell breitete sie das Handtuch auf dem Sand auf und zog sich die Klamotten ungeduldig vom Körper. Dann stürzte sie sich ins Wasser und schwamm auf den See hinaus. Das Wasser war ruhig, über ihm lag eine angenehme, entspannende Stille. Hin und wieder blickte sie sich um und beobachtete, wie der Tiger, der sich neben ihrem Handtuch zusammengerollt hatte, immer kleiner wurde. Ein schwarz-weißer Fleck im gelben Sand.

Eine kalte Strömung erfasste sie und sie schauderte.

"Brr! Am Ufer ist es wesentlich wärmer!", murmelte Ino.

Sie zog ihre Runden, schwamm langsam und genoss das kühle Nass auf ihrer Haut. Erst eine ganze Weile später kehrte sie zum Strand zurück. Als sie noch im seichten Wasser war, erhob Mukkuru sich, nahm vorsichtig einen Zipfel des Handtuchs ins Maul und stapfte damit auf sie zu. Dankend lächelte sie ihn an und begann sich abzutrocknen.

"Zu schade, dass ich keine hübschen Anziehsachen mitgebracht habe.", seufzte sie.
 

Am Abend aß sie wie üblich mit Naruto und erzählte ihm von ihrem neuen Bikini, den sie gekauft hatte. Er zog die Augenbraue hoch, während er sich ein Stück frittierten Fisches in den Mund schob.

"... und dann bin ich natürlich sofort schwimmen gegangen. Mukkuru ist mitgekommen. Das war echt schön. Und das Teil steht mir, muss ich sagen."

Naruto schmunzelte nur leicht.

"Du kannst es mir ja mal vorführen, wenn du willst."

Ino riss die Augen auf und motzte:

"Spar dir dieses anzügliche Lächeln, Uzumaki!"

Er begann zu lachen, während sie grinsend fortfuhr:

"Das musst du dir schon verdienen!"

Mukkuru, der sich eine Hühnerkeule nach der anderen ins Maul schob, hatte sich ans andere Ende des Tisches zurückgezogen und konzentrierte sich auf die große Schale vor ihm.

Naruto hatte den Kopf schiefgelegt und fragte leise:

"Und was muss ich dafür tun?"

Sie legte einen Finger an die Lippen und legte die Stäbchen beiseite. Das war eine gute Frage.

"Hm ... Wie wär's wenn du mich ein bisschen verwöhnst? Immerhin geht's bald zurück nach Konoha und so wie ich das sehe ist es nicht sicher, ob ich wieder mit zurückkomme .... hierher."

Er schmunzelte, beugte sich nach vorne und berührte mit seinen Lippen ihre Wange. Einen Kuss hätte man das nicht nennen können. Aber ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Er verharrte eine Weile so. Sie freute sich einfach über seine Nähe, seine Berührungen.

"Mein kleines Kätzchen.", hauchte er.

Tief sog sie Luft ein, nahm seinen Duft in sich auf.

Dann setzte er sich wieder auf, wandte seinen Blick dem Eingangsbereich, seinem Hauptzimmer, zu. Kurz darauf folgte ein Klopfen und anschließend trat jemand ein.

"Uzumaki-sama!", erklang eine tiefe Stimme.

Naruto erwiderte:

"Komm her, Genma."

Ein breitschultriger, älterer Mann kam ins Esszimmer. Er trug eine Rüstung und ein braunes Cape. Respektvoll neigte er vor Naruto den Kopf.

"Was gibt's?", fragte der.

"Der Lord lässt euch ausrichten, dass die Reise in vier Tagen beginnt. Er will sich mit euch bei Sonnenaufgang am Ufer von Hoshou treffen."

Naruto rollte mit den Augen, murmelte genervt:

"So früh? Oh Himmel, er will mich umbringen."

Ein Wedeln mit der Hand genügte und Genma zog sich mit einer weiteren Verbeugung zurück.

"Hoshou?", fragte Ino, als der Mann gegangen war.

"Ein Fluss, an dem ein paar der wichtigsten Städte in Natsus Land liegen."

Ino klaute sich einen von Narutos frittierten Fischen und knabberte daran.

"Gehst du ... morgen mit mir schwimmen?"

Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen bei der Vorstellung, dass er sie ihm Bikini sehen würde. Er musterte sie mit einem leisen Lächeln und erwiderte:

"Wenn du möchtest."

Sie nickte eifrig, was ihr ein Kichern seinerseits einbrachte.