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Lichter der Stadt

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies hier ist eine schnelle Idee, die ich zu einem WB hatte und ich musste sie einfach niederschreiben und posten.
Ich hab noch keinen Beta gehabt, hoffe aber, dass Word vorerst gut genug ist, bis ich einen Beta gefunden habe. Komplett anzeigen

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Paris.

Die Stadt der Liebe.

Wie oft war ich bereits hier gewesen? Und wie sehr habe ich mir gewünscht, dass ich hier sein darf, hier sein kann?

Doch gesehen habe ich von dieser Stadt all die Male, die ich hier war, nichts.

Ich sehe den Eifelturm vom Zimmer unserer Suite.
 

Kaum wird es dunkel, erstrahlt er in unendlichen Lichtern, leuchtet so weit über den Dächern der Stadt und wenn ich ihn mir so ansehe, bringt es mich zum lächeln.

Egal, wie einsam ich mich in diesen großen Zimmern fühle, wenn ich hinaussehe, die Lichter der Stadt wie ein Meer vor mir sehe, bringt es mich immer zum lächeln.

Es ist egal, wo ich mich befinde. Hier in Paris.

London.

New York.

Tokyo oder Shanghai.

Es ist egal, denn diese Lichter der Stadt sind die Lichter, die meinen Weg säumen, die Bilder in mein Gedächtnis zaubern, die ich nicht mehr vergessen kann.

Über diese Lichter hinweg vergesse ich meine Einsamkeit.

Ich streiche über meine nackten Oberarme und sehe auf den kleinen Tisch, der sich zwischen den großen Fenstern des Wohnraums befindet und nehme die rote Clutch von dort auf, streiche über die weiche Seide, aus welcher sie gefertigt ist.
 

Ich besitze alles.
 

Teure Schuhe von Christian Louboutin, mein Reisegepäck ist von Louis Vuitton. Meine Garderobe besteht nur aus den besten Kleidern. Dior, Chanel, Saint Laurent und unzählige mehr. Schmuck aus Gold und Silber, Diamanten, Rubine.

Doch all das füllt nicht die Leere in mir.

Gegenstände, Geschenke, Kleider. All das kann ihn mir nicht ersetzen.

Ich liebe meinen Mann. Ich liebe ihn über alles. Würde ich dies nicht tun, wäre ich nicht mit ihm zusammen.

Ich stamme aus einem kleinen Haushalt in Deutschland. Meine Eltern hatten nie viel Geld, wir haben uns nie viel leisten können.
 

So kann man sich vorstellen, wie traumhaft mir das alles vorkam.

Ich habe ihn damals getroffen, als ich bei einer Weinlieferung für eine noble Hotelkette half.

Er saß dort mit seinem Vater und einigen anderen Männern im Foyer des Hotels. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist es fast schon klischeehaft, wie wir uns kennen lernten.

Ich hatte die Lieferscheine überreicht bekommen, sollte sie unterschreiben lassen und dazu musste ich ins Büro des Hotelmanagers.

Damals lief ich in ihn hinein, verstreute all meine Lieferscheine und er half mir beim Auflesen, entschuldigte sich höflichst für seine Unachtsamkeit und lud mich als Entschuldigung zum Essen ein.
 

Ich hatte es ausgeschlagen. Ich ging nicht mit jungen Männern aus, die ich nicht kannte, die ich niemals wieder sehen würde, doch stand die Sache bei ihm anders.

Oft kam er in der Woche zu mir, wusste er wo ich wohnte, da er meinen Arbeitgeber um meine Adresse gebeten hatte. Rosen brachte er mir mit. Versuchte mich mit seinem perfekten Französisch zu beeindrucken, zwang mich mit seinem Umwerben letztlich nahezu dazu, zuzusagen und mit ihm Essen zu gehen.

Wir fuhren mit seinem protzigen schwarzen Porsche in die nächste Stadt, raus aus dem Dorf, in dem ich lebte. Und er war so nett!

Ob es nur Gehabe war, weiß ich bis heute nicht. Er zog mir den Stuhl vor, machte mir Komplimente, bei denen ich mich nachher zu fragen begann, ob sie alle echt waren.

Entgegen aller Erwartungen jedoch war er nicht schnöselig, wie ich es von vielen reichen Jungs oder jungen Männern kannte.

Er war lustig, charmant, humorvoll – einfach die ganze Palette Perfektion, die ein Mann auffahren musste, um eine Frau um den Finger zu wickeln.

Und gerade bei mir gelang es ihm.
 

Dabei war er nicht einmal mein Typ.

Dunkle, längere Haare mit einem lässig frechen Schnitt und so strahlende, liebevolle braune Augen, mit denen er mich anlächelte, sobald ich begann, etwas zu erzählen. Er hatte schmale Lippen, ein markantes Gesicht, welches ihn älter, reifer und männlicher wirken ließ, als er es war. Mit dreiundzwanzig wirkte er auf mich wie jemand, der sich in den Dreizigern befand. Aber ich stellte fest, dass es nur seine Art war. Er war mit dieser Strenge aufgewachsen, kannte den Betrieb seines Vaters in- und auswendig und war mit seinen eben nur dreiundzwanzig Jahren reicher, als viele andere in seinem Alter. Und erfolgreicher.

Während er damals begann, von eben dieser Firma und seinem Leben zu erzählen, begann ich mich neben ihm so klein und wertlos zu fühlen.

Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich noch heute klein und wertlos neben ihm.

Alle, mit denen er verkehrt, wissen, dass ich nur die zufällige Hübsche vom Lande bin, die zufällig das Glück hatte, einen reichen jungen Mann zu treffen.

Dass ich mich wirklich in ihn verliebte und ihn nicht nur zu mögen vorgab, weil er Geld hatte und mich aus dem Dorf herausholte, sehen die meisten noch heute nicht.

Liebe kann auch echt sein, wenn Geld im Spiel ist.

Ich würde ihn lieben und ich hätte ihn geheiratet, wenn er ein armer Schlucker gewesen wäre. Ich kannte mich damit aus, jeden Cent drei Mal umzudrehen. Ich wusste wie das ist.

Und jetzt?
 

Jetzt lebe ich in einer Villa in Hamburg oder in einem Luxusapartment im Herzen von London. Und wenn ich nicht gerade dort lebe, dann lebe ich aus meinem Kofferset und in Privatjets.

Mein Leben besteht nur noch darin, von einer Charity-Party auf die nächste zu gehen, meinem Mann hier und da an der Hand zu hängen, falsch zu lächeln und das glückliche Frauchen zu spielen.

Dabei interessieren die Menschen sich nicht für mich. Warum auch?

Ich habe nichts mit der Firma zutun. Auch wenn einige böse Zungen mir nachsagen, ich würde nur an das ganze Imperium heranwollen, welches er besaß.

Mir macht es nichts aus, dass ich in seinem Schatten stehe. Ich will die Aufmerksamkeit der Leute nicht. Ich mag es nicht, um Blitzlichtgewitter zu stehen und mein Gesicht am nächsten Tag in irgendeiner Zeitung zu sehen.
 

Mir ist das alles so egal.

Nur mir ist es nicht egal, dass diese hübschen – wesentlich hübscheren – Mädchen und jungen Frauen um seine Aufmerksamkeit buhlen, immer unauffällig auffällig in seiner Nähe sind. Das sind die Frauen, die sich für kurze Schäferstündchen hingeben, Ehen zerstören, um ins Fernsehen und in die Medien allgemein zu kommen. Ich habe Angst, dass er diesen betörenden Frauen nachgeben könnte, mich betrügen könnte, weil sie alle so viel hübscher sind, als ich es bin.

Und ich wüsste es nicht einmal. Gerade wenn wir unterwegs sind, sehe ich ihn nur morgens, wenn wir gemeinsam aufstehen und frühstücken. Er kommt abends so spät heim, dass ich schon schlafe. Doch wirklich anders ist es nicht, wenn wir in unseren eigenen vier Wänden sind. Er verbringt viel Zeit im Büro, auf Konferenzen oder bei Geschäftsessen und Reisen, auf die ich nicht mitfahre.
 

Natürlich komme ich mir bei solchen Abenden wie diesem vor, als sei ich nur ein hübsches Accessoire, welches er mit sich führt, aber dass ist auch Zeit, die ich mit ihm verbringe, die ich bei ihm sein kann.

Mit einem Seufzten reiße ich mich von dem Blick aus dem Fenster los.

Irgendwann würde ich Paris bei Tageslicht sehen. Ich würde in die Museen gehen, ich würde einfach nur durch die Straßen laufen, in einem Café sitzen…

Ich würde all das machen, was eine normale Frau tun würde. Doch ich möchte nicht mit einem Bodyguard loslaufen müssen, so wie es im Moment der Fall ist.

Ich will frei sein, wenn ich spazieren gehe, wenn ich einkaufen gehe oder einfach nur an einer Brücke stehe und hinuntersehen will.

Dabei brauche ich niemanden, der mir den Rücken frei hält. Ich bin nicht so wichtig, wie mein Mann.
 

Doch ich weiß, dass ich so wichtig für ihn bin.

Trotz der vielen Trennungen, die unser Leben durchstreift, ruft er mich immer an, wenn er Zeit hat. Ich höre nicht immer ein: „Schatz, ich liebe dich!“ und so verrückt wie es klingt, zeigt mir gerade das, dass er mich wirklich liebt.

Es sind so kleine Dinge, von denen ich weiß, was sie bedeuten.

Wenn man jemanden immer sagt, wie sehr man ihn liebt, ihn braucht, ihn vermisst – irgendwann klingt es unwirklich, falsch und gelogen.

Und das liebe ich so an ihm. Er benutzt diese Floskeln nicht immer. Manchmal, natürlich, aber nicht jeden Tag.

Mein Blick gleitet durch das geschmackvoll und stilsicher eingerichtete Wohnzimmer der Suite. Ich mag diese beigefarbenen Wände nicht, diese Möbel sagen mir nicht zu – warum?

Ich sagte doch, es sei geschmackvoll. Stilsicher.

Für ein Hotelzimmer. Aber solche Zimmer werden nie mein Zuhause sein.

In mir schlägt noch immer das Herz eines Dorfmädchens, das ein bisschen mehr Glück hatte, als andere.
 

Meine Finger streichen über sie dünne, goldene Kette, die er mir vor ein paar Jahren schenkte und ich gehe zu dem großen Spiegel im Schlafzimmer.

Ich fühle mich wie eine Anziehpuppe mit diesem roten Kleid von Dior, diesen ganzen Schmuckstücken, die meine Handgelenke und meine Ohrläppchen beschweren. Mein Haar hält seine wellige Form dank Schwarzkopf-Haarspray und vielen Stunden vor dem Spiegel.

Die Augen, die mich ansehen, sind geschminkte, falsch lächelnde Versionen meinen eigentlichen Augen und meine roten Lippen fühlen sich schon ganz taub an, von dem vielen Probegrinsen, damit es auch ja perfekt wirkt, wenn ich an seiner Hand aus der Limousine steige, über den Teppich hinweg die Treppe hinaufsteige und letztlich wie eine Barbie neben ihm stehe, während er die heutige Firmengala in Paris eröffnet und den Gästen einen schönen Abend wünscht. Auf seine Kosten – natürlich.

Jedes Mädchen träumt von einem reichen Mann, einem Prinzen.

Doch alles, was mit diesem Traum kommt, vergessen viele über den Schimmer und den Schein hinweg.

Ich habe gelernt, was es heißt, zu verzichten, zurückzustecken, Tage lang niemanden außer sich selbst zu sehen und selbst das Einkaufen macht keinen Spaß, wenn man einen ganz schlechten Tag hat.
 

Ich habe alles, und doch habe ich nichts.

Ich habe ihn – doch habe ich ihn nie für mich allein.

Ich muss ihn immer teilen und ich werde immer nur die Frau neben ihm sein.

Dass ich ihm helfe, ihn stütze, seine schlechten Phasen ertrage, seine Wut über seine Firma, seine Partner ertrage – das sieht niemand.

Man sieht nur die Frau neben ihn, die strahlt, sich freut, lächelt und glücklich ist.

Was man als Ehefrau eines solchen Mannes wirklich leisten muss, sieht niemand.

Mich interessiert der Rubel nicht, all dieses falsche Gehabe. Ich will nur ihn.

Ihn, so wie er ist, wenn er den Anzug auszieht und in seine alten schlabberigen Klamotten schlüpft. Dann ist er wie ein anderer Mensch und genau das liebe ich so sehr an ihm. Für diesen Mann bin ich gern das zarte Frauchen neben ihm. Ich würde alles für ihn, nur aufgeben, das kann ich ihn nicht.

Er hat nicht aufgegeben, sich um mich zu bemühen, also werde ich auch nicht damit aufhören.

All die Anrufe, die SMS, die Emails die er mit damals schrieb. Die Überraschungsbesuche, die kleinen Geschenke – auch wenn es nur eine kleine Schachtel Pralinen war.

Diese Dinge machen mich heute noch immer so glücklich, wie damals, weil ich dieses Große nicht brauche.
 

Diese Dinge füllen die Leere nicht, die in solchen Momenten wie diesem mein Herz befallen, doch nie kommen mir Zweifel, ob ich das Richtige getan habe.

Denn ich weiß, dass ich niemals einen Mann mit einem Charakter wie den seinen kennen gelernt hätte. Niemand, den ich kannte, mit dem ich vor ihm zusammen war, war so charismatisch, so freundlich, so fürsorglich und verbissen, wenn es um etwas ging.

Er führte die Firma mit eiserner Hand und auch wenn es eine große Firma war, hatte er trotz allem Verständnis für eine Mitarbeiter, nahm sich Zeit, wenn es Probleme gab.

Aber viele sehen nur das eine, oder das andere in ihm.
 

Ich sehe beides.

Und ich habe gelernt, mit beiden zu leben, beide Seiten an ihm zu lieben. Den Geschäftsmann, den Boss, den harten Verhandlungspartner, der er auf der einen war. Und den fürsorglichen Mann, der all das Gute und Liebe verkörperte, was ein Mensch brauchte, um zu existieren, zu lieben, so wie er es tat.

Paris mag die Stadt der Liebe und der Lichter sein.

Aber an solchen Abenden wie diesem, sind es die Lichter, die die einzige Liebe in meinem Herzen sind.
 

Denn ich werde gleich mit dem Fahrstuhl hinunterfahren, von einem Hotelangestellten zum Wagen begleitet, der mir die Tür aufhält, sie nachher schließt. Heute würde ich meinen Mann erst sehen, wenn er auf dem Weg zur Gala abgeholt wird und zu mir in den Wagen steigt und dann, dann trennen sich unsere Wege, wenn wir durch die Tür gehen werden. Erst wenn er ans Podium tritt, meinen Namen sagen und mich hinaufbitten wird, während ich im Publikum sitze. Erst dann werde ich wieder bei ihm sein.

Wenn er mich als seine Inspiration und seine Lebensstütze bezeichnen wird, werden die Leute klatschen, lachen und es nicht für ernst nehmen.
 

Doch ich weiß, dass er es ehrlich meint, nur zeigen darf ich es nicht. Gefühle sind an solchen Abenden untersagt, damit man nicht zu viel hineininterpretieren kann, damit das Image, welches mein Mann sich aufgebaut hatte, nicht verloren ging.

Heute Abend bin ich nur die Puppe, nur die Frau an seiner Hand, bis mir morgen in aller Früh zurück nach Hause fliegen.
 

Ich quäle mir also das Lächeln auf die Lippen, während der Griff um meine Clutch sich verfestigt. Gewohnt schiebe ich meine Füße in die teuren Schuhe, raffe meinen Rock etwas zusammen und verlasse die Suite, um einem Abend voller Schauspiel entgegen zulaufen.

Ich hasse solche Abende, weil ich nicht ich sein darf. Nicht kein kann.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Atina
2014-03-05T19:40:36+00:00 05.03.2014 20:40
Eine sehr schöne Kurzgeschichte. Ja, man träumt irgendwie immer davon, reich und berühmt zu sein, aber was das heißt, darüber macht man sich erst einmal keine Gedanken. Vor allem denkt man nicht darüber nach, wenn man nur der Partner einer berühmten Person ist.. Sehr gelungene Innensicht!

Viel Erfolg für den Wettbewerb. :-)
Antwort von:  Elena_Jenkins
05.03.2014 21:33
Danke für das Kommentar :)
Es freut mich, dass es dir gefällt und dass es mir irgendwie doch gelungen ist, was ich mit der Story aussagen wollte.
Danke;)


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