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Freunde

Noah, Simon und Jana
von

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Lagerfeuerprotuberanz

„HATSCHI!!“ Ich muss mehrfach laut niesen.

„Pass doch auf, wo du mit dem Ding hinzielst, Simon!“ fahre ich meinen besten Freund an. Doch alles was ich ernte, ist Gelächter. Sowohl von ihm als auch von meiner besten Freundin, Jana. Als er sich wieder einkriegt, schaut Simon mich aus Hundeaugen an.

 

„Tut mir leid, Noah. Ich werde beim nächsten Mal vorsichtiger mit dem Pfeffer sein.“

 

„Es ist ja nichts passiert, aber manchmal solltest du wirklich besser aufpassen, was du-“ Ich fange erneut an zu niesen. Diesmal steigen mir Tränen in die Augen und ich sehe verschwommen, wie Simon versucht, nicht wieder loszulachen. Dass Simon mich nun absichtlich zum Niesen bringt, findet auch Jana nicht mehr witzig und wirft vorwurfsvolle Blicke in Simons Richtung.

 

Ich krame derweil in meiner Hosentasche nach Taschentüchern und schnaube kräftig in eines hinein, um den Pfeffer gänzlich aus meiner Nase zu bekommen. Simon hat eingesehen, dass er zu weit gegangen ist und entschuldigt sich aufrichtig bei mir.

 

„Schon okay. Ich weiß ja, dass du es nicht böse gemeint hast.“, lächle ich ihm zu.

 

Ich schmeiße das benutzte Taschentuch in die Flammen vor mir  und schaue  fasziniert dabei zu, wie es im Lagerfeuer verbrennt.

Bis auf den Lachanfall ist es ungewöhnlich ruhig zwischen uns, während Simon in einem Topf über dem Feuer einen leckeren Eintopf zusammenrührt. Zumindest Simon ist sonst aufgedrehter, auch beim Kochen. Muss an der Atmosphäre auf dem Zeltplatz liegen. Das Knistern des Feuers, der Mond und die Sterne über uns, die frische Luft – so etwas hat man nicht oft, kein Wunder also, dass man es genießen will. Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und beobachte die Sterne.

 

Es ist bereits Anfang September – ungewöhnlich zu dieser Zeit noch Zelten zu gehen – doch, da für dieses Wochenende gutes und vor allem warmes Wetter angekündigt wurde, haben wir uns entschlossen, die vielleicht letzte Möglichkeit für dieses Jahr wahrzunehmen. Und obwohl es tagsüber schön warm war, ist es mittlerweile doch ganz schön abgekühlt, sodass es mich leicht fröstelt. Das Feuer hilft mich warm zu halten, doch bald sollte ich mir eine lange Hose und einen Pulli überziehen, wenn ich mich nicht erkälten möchte. Simon ist ebenfalls noch in kurzen Sachen unterwegs, doch Jana neben mir ist uns bereits einen Schritt voraus, wie ich feststelle, als ihr Arm sich plötzlich nach oben reckt und auf die Sterne zeigt.

 

„Da ist der große Bär. Ein Teil ist der große Wagen, wenn wir die hintere Achse fünfmal verlängern,“ sie misst die Entfernung mit den Fingern ab, „kommen wir zum Polarstern, der Teil des kleinen Wagens beziehungsweise kleinen Bärs ist. Siehst du die Formation über dem kleinen Wagen, die sich bis nach unten zwischen kleinem und großem Wagen streckt? Das ist der Drache. Und wenn wir noch weiter schauen, sehen wir-“

 

Jana ist in ihrem Element, Astronomie ist ihr Ding. Wäre sie nicht eine totale Niete in Mathe und Physik, hätte sie wohl versucht ein Studium in diese Richtung zu verfolgen, doch so bleibt es ein heißgeliebtes Hobby. Wenn es neue Entdeckungen gibt, ist Jana sofort zur Stelle, um darüber zu berichten. Als sich vor ein paar Jahren die totale Sonnenfinsternis ereignete, war sie total hin und weg, doch am Ende nur enttäuscht, da sie aufgrund einer dicken Wolkendecke die Finsternis nicht wirklich mitverfolgen konnte.

 

Ich lausche ihren Erzählungen über den Sternenhimmel. Ich finde es wirklich interessant darüber zu hören, doch würde ich es selbst machen, käme ich wohl nicht über großen und kleinen Wagen hinaus.

 

„SCHEISSE!!“ brüllt Simon plötzlich und wir schrecken auf.

 

Der Topfinhalt scheint zu heiß geworden zu sein und kocht über, schwappt ins Feuer und lässt dies dadurch ausbrechen. Ohne allzu viel nachzudenken springe ich auf, ziehe die Schutzhandschuhe über und hebe den Topf vom Feuer. Jana hat sich ebenfalls erhoben und sich zu Simon begeben.

 

„Alles okay?“ fragt sie ihn. „Hast du dich verbrannt?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, inspiziert sie sowohl Arme und Beine als auch Simons Gesicht auf Verletzungen.

 

„Nein, alles gut, Jana. Vielleicht sind ein paar Härchen versengt, aber es war zum Großteil nur Schock.“, erwidert Simon und untersucht ebenfalls seine Gliedmaßen. Er zeigt Jana eine nicht zu verachtende kahle Stelle am rechten Unterarm.

„Siehst du? Alles halb so schlimm.“ Er zeigt Jana die Stelle, damit sie sich nicht weiter sorgt, doch es hat den gegenteiligen Effekt.

 

„Halb so schlimm? Das hätte schlimmer ausgehen können.“

 

„Ist es aber nicht. Alles gut, Jana. Komm runter.“ Simon redet beschwichtigend auf Jana ein und langsam beruhigt sie sich wieder.

 

Ich habe währenddessen den Topf etwas entfernt vom Feuer auf dem Boden abgestellt und ein wenig abkühlen lassen, bevor ich ihn wieder vorsichtig über das Feuer hänge. Auf Janas Geheiß, bleibt Simon dem Topf fürs Erste fern und ich bin ab jetzt für das Essen zuständig.

Als sie beruhigt ist, dass Simon nichts fehlt, führt sie ihn zum Stuhl, auf dem ich bis vor wenigen Minuten noch gesessen habe, und lässt sich dann neben ihm nieder. Nicht jedoch, ohne weiter aufzuzählen, was alles hätte passieren können.

 

Ja, Jana ist immer besorgt um uns. Es mag vielleicht wie ein Klischee anmuten, dass gerade das Mädchen in unserer Dreiergruppe sich wie die Mama benimmt und alle umsorgt, aber so ist es nun mal. Als wir noch Kinder waren, fiel Simon mal von einem Trettrecker in ein Kiesbett, in das ich ihn reinfuhr, und schürfte sich fürchterlich Beine, Arme und auch das Gesicht auf. Als Jana davon erfuhr, hörten wir noch Monate später von ihr, wie dumm wir doch gewesen wären. Ja, wir beide, nicht nur ich, der den Trecker fuhr, sondern auch Simon, der vorne auf dem Trecker saß ohne Möglichkeit sich festzuhalten. Ehrlich gesagt, hören wir heute noch davon, wenn sie enttäuscht von oder sauer auf uns ist.

 

„Protuberanzen?“ ist das Erste, das ich wieder von der Unterhaltung zwischen Simon und Jana mitbekomme. Protuberanzen? Klingt wie eine Krankheit.

 

„Das sind doch diese Ausbrüche, die man auf der Sonne beobachten kann oder nicht?“

 

Oh- Wie sind die beiden auf dieses Thema gekommen?

 

„Ja schon, aber...“ Jana scheint nicht zu verstehen, worauf Simon hinaus will.

 

„Die Flammen sind hochgeschossen, genau wie bei den Ausbrüchen! Das musst du doch gesehen haben.“ Simon nickt, als könne dies sein Argument verstärken und Jana überzeugen.

 

Sie sind also gar nicht vom Thema abgekommen. Simon hat nur einen eigenwilligen Vergleich zwischen den hochlodernden Flammen und der Sonne gezogen.

Jana schüttelt ungläubig den Kopf.

 

„Wenn du meinst.“, erwidert sie mit einem Seufzen.

 

Mir ist klar, dass sie darauf nicht geachtet hat. Sie war vollständig auf Simons hoffentliche Unversehrtheit fixiert. Und Simon – Simon benimmt sich als sei nichts passiert. Genau wie bei eben erwähntem Trettreckerunfall: Während ich mir die Augen ausheulte und danach den Trecker am liebsten nie wieder hätte ansehen wollen, saß Simon, nachdem seine Wunden versorgt waren, unmittelbar wieder auf und raste mit Höchstgeschwindigkeit herum.

 

Ich nehme den Topf vom Feuer, da der Eintopf mittlerweile fertig ist.

„Bedient euch schon mal, ich ziehe mir nur eben was über.“, wende ich mich an die zwei, krieche dann ins Zelt und krame die langen Sachen aus meinem Rucksack.

Einen Moment später geselle ich mich mit einem Teller zu den beiden, die bereits kräftig am Pusten sind, um den Eintopf auf essbare Temperatur zu kühlen.

 

Wir essen in Ruhe, wechseln währenddessen kaum ein Wort miteinander. Anschließend waschen wir gemeinsam ab und sammeln uns danach wieder ums Lagerfeuer. Jana hat ihr Teleskop aus dem Auto geholt und baut es abseits des Feuers auf. Ich habe im gleichen Zug meine Gitarre geholt und zupfe zusammenhanglos die Saiten, bis mir ein geeignetes Lied einfällt.

 

„Setzt euch ans Lagerfeuer,

singt das Lagerfeuerlied,

das L-A-G-E-R-F-E-U-E-R-L-I-E-D Lied.

Und das Lied geht noch viel schneller,

denn erst dann wird es zum Hit,

darum singt es doch ganz einfach mit.“

 

Simon guckt mich bei den ersten Akkorden verwirrt an, doch als ich anfange zu singen, macht sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit. Bei Jana sehe ich ebenfalls aus der Entfernung ein Lächeln, auch wenn sie versucht es mit einem verzweifelten Kopfschütteln zu verbergen.

 

„Bam, bam, bam“, stimmt Simon in der tiefsten ihm möglichen Tonlage mit ein.

 

„L-A-G-E-R-F-E-U-E-R-L-I-E-D; L-A-G-E-R-F-E-U-E-R-L-I-E-D;

Und das Lied geht noch viel schneller,

denn erst dann wird es zum Hit,

darum singt es doch ganz einfach mit.

L-A-G-E-R-F-E-U-E-R-L-I-E-D; L-A-G-E-E-F-U-E-R-R-“

 

Wir singen schneller und schneller, doch irgendwann verhaspeln wir uns vollkommen und brechen in schallendes Gelächter aus.

Nachdem wir uns wieder eingekriegt haben, kramt Simon seinen eingerollten Schlafsack aus dem Zelt und kauert sich mit ihm auf dem Rücken auf der Erde zusammen.

 

„Na, wer bin ich?“ fragt er und muss ein Lachen unterdrücken.

 

Jana, die ihr Teleskop fertig aufgebaut hat und wieder zurück zum Feuer gekommen ist, verdreht die Augen (ich kann mir gut vorstellen, was in ihrem Kopf vorgehen muss) und ich zucke unwissend mit den Schultern.

 

„Miau!“ gibt Simon von sich und als ich realisiere, wen er darstellen will, breche ich abermals in Gelächter aus.

 

„Bei Fuß, Gary!“ Jana steht mit todernster Miene neben einem der Stühle und deutet auf dessen Sitzfläche.

 

„Miau?“ „Gary“ hört selbstverständlich absichtlich nicht. Schließlich ist er eine Hauskat- Hausschnecke und kein Wurm.

 

„Bei Fuß!!“ Ein erneuter Befehl mit barscherem Unterton, der mein zu einem Kichern verkümmertes Lachen vollständig verstummen lässt, woraufhin „Gary“ gefügig auf den Stuhl krabbelt und sich dort zusammenrollt.

 

Ich verfolge die Szene, die sich vor mir abspielt, etwas unsicher. Doch als Jana Simon lobt, ihm durch die Haare wuschelt und dabei schließlich die ernste Miene nicht aufrechterhalten kann, lache ich abermals. Und auch Simons und Janas Lachen lässt sich lange auf sich warten.

Nachdem wir uns ausgelacht haben, fange ich wieder an zu spielen und erfülle ein paar von Simons und Janas Liedwünschen.

Ganz klischeehaft rösten wir später Marshmallows und erzählen dabei Geschichten.

 

„Und noch heute hört man in der Nacht die schmerzverzerrten Schreie des Mädchens in den Fluren hallen.“, endet Jana ihre Gruselgeschichte.

 

Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, ob nun von der kühler werdenden Luft oder der Geschichte, daher ziehe ich die Kapuze meines Pullis enger um meinen Hals. Simon ist in sein „Schneckenhaus“ gekrochen und lugt nur noch vorsichtig über der Kopföffnung hervor. Mit Gruselgeschichten kann man ihn jagen und damit ist er das komplette Gegenteil von Jana. Für sie gilt: je gruseliger, desto besser. Als wir noch jung waren, hat Janas älteste Schwester mit ihr und Simon Friedhof der Kuscheltiere geschaut, seitdem ist Jana gegen Horror abgehärtet wie keine Zweite und Simon... nun ja. Meine Wenigkeit war zu dieser Zeit bei Oma und Opa zu Besuch, daher kam ich – „leider“ laut Jana und „zum Glück“ laut Simon – nicht in den Genuss dieses Films.

 

Ich reiche Simon einen heißen Marshmallow und das erste Mal in 10 Minuten kommt er aus seinem Haus und isst vergnügt schmatzend die süße Leckerei. Der zweite in meiner anderen Hand ist für mich und ich tue es Simon gleich. Auch Jana lässt sich die Zuckermasse schmecken -  zu Simons großer Freude, da sie so keine Gruselgeschichten mehr erzählt.

Unerwartet springt sie kurz darauf auf und fragt mit vollem Mund:

„Wuiwui Wua i e?“

 

Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr verrät mir die Zeit, die ich Jana sogleich mitteile. Freudig läuft sie zum Teleskop und winkt uns nach einigem Suchen zu sich herüber. Damit Simon auch ordentlich laufen kann, öffne ich ihm die Unterseite des Schlafsacks, sodass die Füße herausgucken.

Am Teleskop lasse ich Simon den Vortritt. Das Teleskop ist fast waagerecht ausgerichtet, was erwartet sie, das wir sehen können? Simon tritt zurück und auch ich werfe einen Blick durch das Rohr. Ein kleines Pünktchen, aber relativ hell. Ich blicke Jana fragend an?

 

„Ja, ich weiß, es sieht nach nichts aus, aber Jungs: DAS...“, sie fügt eine dramatische Pause ein, „ist Venus.“

 

Ich werfe noch mal einen Blick in das Teleskop und neben mir drängelt Simon, um dasselbe zu tun.

 

„Das ist Venus?“ frage ich ungläubig. „Die ist so... klein.“ Jana gibt mir einen leichten Klaps aufgrund meiner Aussage.

 

„Natürlich ist sie klein. Sie ist zwar der uns nächste Planet, aber auch mehrere Zehnmillionen Kilometer von uns entfernt.“, empört sie sich lauter als nötig.

 

Ich hebe abwehrend die Arme.

„Ich habe nichts gesagt.“

 

Mir läuft erneut ein kalter Schauer über den Rücken, diesmal eindeutig von den Temperaturen. Es hat sich doch weiter als erwartet abgekühlt und das ist besonders spürbar, wenn man länger der Wärme des Lagerfeuers ausgesetzt war und diese plötzlich nicht mehr um sich hat. Ich schlinge also die Arme um mich und begebe mich zurück ans Feuer. Ich seufze wohlig als mich die Wärme abermals umfängt.

„Schon besser.“

 

Simon und Jana bleiben zurück und sehen sich weiter die Sterne an. Ab und zu höre ich von Simon ein freudiges „Oh!“ oder „Ah!“, wenn Jana ihm erklärt, was er gerade sieht, und ich muss unweigerlich lächeln.

Ich greife unterdessen noch einmal nach meiner Gitarre und fange an zu spielen. Einen enormen Vorteil hat dieser Zeltausflug: zu dieser Jahreszeit ist kaum noch jemand außer uns auf dem Platz, sodass wir, obwohl es bereits weit nach Mitternacht ist, kaum Rücksicht auf andere Zelter nehmen müssen.

 

Irgendwann wird es dann auch den beiden zu kalt so fern des Feuers und sie gesellen sich wieder zu mir. Simon legt jedoch noch einige Scheite Holz nach, bevor er sich wieder auf seinem Stuhl zusammenrollt. Wir singen ein paar Lieder zusammen, doch allmählich macht sich die Müdigkeit zwischen uns breit. Jana ist die Erste, die dem Drang zu gähnen nicht widerstehen kann und wie auf Befehl schließen wir mit Gähnen unsererseits an.

 

Der Mond steht bereits tief am Himmel, es wird bestimmt bald wieder hell. Ein Blick auf die Uhr bestätigt meinen Verdacht. Das Gähnen wird stetiger und ich kann nur für mich sprechen, doch auf einmal werden meine Lider unglaublich schwer, ich kann die Augen kaum noch offen halten.

 

„Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin hundemüde.“, merke ich an und ernte zustimmendes Nicken.

 

„Ja, wir sollten schlafen gehen.“, stimmt Jana zu und erhebt sich als Erste und verschwindet einen Moment später im Zelt.

Auch ich stehe langsam auf und recke mich etwas. Simon macht jedoch keine Anstalten aufzustehen.

 

„Simon, willst du noch nicht schlafen?“ Ich stupse ihn vorsichtig an. Keine Reaktion. Ich schüttele leicht an seiner Schulter und nun reagiert er.

 

„Mh? Was ist?“ Oh je, er klingt verschlafen, war scheinbar schon auf dem Stuhl eingenickt.

 

„Wir wollen schlafen gehen, für dich wird es scheinbar auch Zeit.“, sage ich mit einem leisen Kichern.

 

Simon brummelt ein „Mhja...“ und steht schlaftrunken auf. Er taumelt etwas, daher eile ich an seine Seite und verhindere, dass er umfällt.

 

„Ich muss mal.“, meint er plötzlich und pellt sich umständlich aus seinem Schlafsack. „Gehst du mit mir?“

 

Ich bin im ersten Moment etwas perplex, doch ich kann ihn gerade noch festhalten, bevor er Richtung Toilettenhaus losstolpert.

„Wir bleiben hier, wir müssen eh irgendwie das Feuer ausmachen, bevor wir schlafen gehen.“ Ich hoffe, er versteht, was ich- ja, er packt sich aus. Er weiß also, worauf ich hinaus will. Keine fünf Sekunden später höre ich den Strahl aufs Holz treffen und ein leises Zischen vom erlöschenden Feuer. Ich tue es ihm daher gleich und erleichtere mich ebenfalls.

 

„Kommt ihr auch bal- NOAH! SIMON!“

 

Was in einem müden Ton startet, wird in Sekundenbruchteilen zu aufgebrachter Ungläubigkeit. Jana steckt ihren Kopf aus dem Zelt, weil wir nicht nachkamen, doch den Anblick, den sie bekommt, hätte sie sich wahrscheinlich lieber nicht angetan. Da stehen wir zwei Jungs, nicht unbedingt vom Zelt abgewandt und entleeren unsere Blasen auf das Feuer. Simon lässt sich von der Situation nicht stören und pinkelt einfach weiter, doch ich versuche zumindest ein wenig mich zu bedecken.

 

„K-Kommt einfach nach, wenn ihr fertig seid, okay?“ stammelt Jana peinlich berührt und zieht den Kopf wieder ein.

 

Als wir fertig sind, packe ich Simon wieder in seinen Schlafsack und helfe ihm ins Zelt. Ich werfe etwas Erde auf das noch nicht komplett erloschene Feuer, sodass es sich nicht von selbst wieder entzünden kann. Ich strecke mich ein letztes Mal, bevor ich mich ebenfalls ins Zelt begebe. Am Horizont bildet sich bereits langsam das erste Morgenrot, die Sonne wird also sehr bald aufgehen.

 

Ich versuche nicht auf Simon zu fallen als ich ins Zelt krabbele und Jana grinst mich aufgrund meiner Verrenkungen etwas dümmlich an.

 

„Hat er schon geschlafen?“ fragt sie mit einem Nicken in Simons Richtung. Ich antworte mit einem simplen „Ja“.

 

„Hab ich mir schon fast gedacht.“ Der amüsierte Unterton ist nicht zu überhören.

 

Unser Gesprächsthema wendet sich plötzlich im Schlaf, hebt den Arm Richtung Zeltdecke und murmelt ohne die Augen zu öffnen: „Die Decke der Kapelle muss neu bemalt werden. Du bist dafür zuständig.“

Sein Arm fällt wieder herab und man hört nur noch Simons leises Atmen.

Ich muss mir ein Lachen verkneifen, Jana scheint es ähnlich zu gehen, zumindest hat sie eine Hand über den Mund gelegt.

 

„Gute Nacht, Jana!“ Ich kann ein leises Lachen nicht zurückhalten. Simon ist wahrlich eine Marke für sich.

 

„Gute Nacht, Noah!“



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