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Zweite Chancen

Wenn das Leben gegen dich spielt [ZoNa]
von

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Falsches Geständnis

Leise strich Nami über das inzwischen aufgewärmte Metall des Schlüssels, den ihr Zorro vor etwa zwei Tagen zugesteckt hatte. Die Oberfläche kratze über die empfindliche Haut ihrer Fingerkuppen.

Irgendwie beruhigend. Ablenkend. Seit Stunden saß sie da, ihren Blick starr auf das kleine Objekt und ihre Hände fixiert, die den Schlüssel bargen. Als hinge ihr Leben daran.

Sie konnte noch immer nicht ganz verstehen was genau geschehen war. Wieso die Polizei gerade an Zorros Tür geklingelt hatte. Ihn mitgenommen hatte. Er hatte von Routine gesprochen. Sie hatte es ihm geglaubt. Zumindest für den Moment.

Bis sie gehört hatte, wie die Tür hinter ihm zugefallen war und der dumpfe Knall ihre Gedanken ins Fließen gebracht hatte.

Sie wollte ihm vertrauen, ihm glauben, mehr als alles andere auf der Welt aber wie konnte sie das tun? Wäre das was er ihr gesagt hatte wahr gewesen, dann wäre er jetzt hier bei ihr, oder nicht?

Hätte sie beruhigend in seine Arme genommen und ihr die Angst genommen. Aber die Realität sah anders aus.

Zorro hatte sich nicht bei ihr gemeldet.

Nami wusste nicht ob er ihre Anrufe ignorierte oder einfach nicht in der Lage war abzuheben. Es gab nur zwei Möglichkeiten in ihrem Kopf die sein Verhalten erklärten. Und mit beiden wollte sie sich auf keinen Fall auseinandersetzen.

Und dennoch tat sie es.

Weil sie nicht anders konnte.

Weil ihr Gehirn unaufhörlich schrie: Er hat dich belogen! Dich benutzt! Du bist ihm vollkommen egal!

Sie fand keine Gegenargumente. Nichts was diese Aussagen widerlegt hätte. Zorro hätte es vielleicht gekonnt.

Egal wie es auch war, es fühlte sich an als hätte man ihr eine Klinge ins Herz gebohrt. Tief ins Fleisch und dort stecken gelassen, um sie langsam so qualvoll wie möglich verbluten zu lassen.
 

„Nami!“, sie registrierte den Ruf ihres Namens kaum. Und wenn sie ehrlich war wollte sie ihn auch gar nicht hören. Sie wollte gar nichts mehr hören. Und schon gar nicht wollte sie sprechen.

Weil sie wusste, sobald sie den Mund aufmachte, hatte sie keine Möglichkeit mehr ihre Gefühle zu verstecken. Nicht das sie bisher einen besonders guten Job hingelegt hatte aber immerhin hatte sie noch keine Träne vergossen. „Nami.“, schwermütig ließ sich Nojiko vor ihr auf die Knie sinken. „Was ist los?“ Die Orangehaarige ignorierte ihre Schwester. Sie schaffte es nicht ihr in die Augen zu sehen, den Blick von dem Schlüssel abzuwenden. Ihr kam es so vor als wäre dieses Objekt das einzige was sie noch mit Zorro verband. Naiv. Dummes, naives Mädchen. Das wusste sie doch selbst!
 

„Hör zu, ich verstehe dass du niedergeschlagen bist weil Zorro nicht kommen kann, aber bisher hatten wir doch auch immer ein schönes Weihnachtsfest gehabt. Genzo wird bald da sein und ich schaffe es nicht alles alleine vorzubereiten.“, versuchte Nojiko zu ihrer jüngeren Schwester durchzudringen, doch diese reagierte noch immer nicht. Seufzend ließ die Blauhaarige den Kopf hängen. „Er wird sich schon noch bei dir melden. Ich hab doch gesehen, dass du ihm viel bedeutest. Außerdem ist es doch gerade mal zwei Tage her“, sprach sie weiter. Nami schüttelte sachte den Kopf. Sie hatte ihrer Schwester erzählt er würde nun doch mit seiner Familie feiern und dass er sich seit dem nicht mehr gemeldet hatte. Sie wollte Nojiko nicht mehr aufladen als nötig.

„Was soll ich machen?“, fragte sie , statt auf die eigentliche Frage zu antworten, tonlos und ohne ihre Schwester eines Blickes zu würdigen. Sie konnte sich gerade noch so zusammen reißen, aber sie wusste sobald sie in die besorgten Augen ihrer Schwester blicken würde, könnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten. „Ich bräuchte Hilfe in der Küche.“, antwortete die Blauhaarige nun niedergeschlagen und deutete Nami an ihr zu folgen.
 

Desinteressiert schnitt Nami das Gemüse. Sie war noch nie ein großer Fan vom Kochen gewesen. Heute schon gar nicht. Aber es lenkte immerhin ab. Auch wenn die Zwiebeln ihr nicht gerade dabei halfen die Tränen zurück zu halten.
 

„Verdammt!“, das Messer mit dem Nami gerade noch die Zwiebeln geschnitten hatte fiel klappernd auf das hölzerne Scheidebrett. Schnell zog sie ihren verletzten Finger zwischen die Lippen, um das Blut daran zu hindern auf das Brett zu tropfen. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen als sie merkte wie ihre Schwester ihr einen besorgten Blick zuwarf. „Ich hole mir ein Pflaster“, nuschelte Nami und war bereits aus dem Zimmer geflohen, noch bevor Nojiko überhaupt die Chance dazu bekam zu fragen ob alles okay sei. Aber natürlich war nicht alles okay. Frustriert machte sie sich wieder an die Arbeit, während Nami indes ins Badezimmer gestürmt war, wo der Verbandskasten hing. Es war ein billiger Vorwand gewesen, der Schnitt war gerade mal tief genug, um zwei kleine Tropfen Blut herzugeben. Schluchzend ließ sie sich auf den Rand der Badewanne sinken, vergrub ihren Kopf zwischen ihren Händen. Sie kam sich so erbärmlich, so lächerlich vor. Zorro hatte sich nicht gemeldet. Und weiter?! Das war doch noch lange kein Grund hier zu sitzen und sich die Augen auszuheulen! Energisch wischte Nami sich die Tränen weg. Konzentrierte sich auf ihren unruhigen Atem, um dem Wirrwarr in ihrem Kopf zu entgehen.

Das Klingeln der Wohnungstür nahm sie nur am Rande ihres Bewusstseins wahr.

Die Stimme von Nojiko dafür umso deutlicher. „Nami machst du bitte mal schnell die Tür auf?“

Nein, dachte Nami. „Ja. Mache ich“, rief sie und erhob sich. Warum musste es auch ausgerechnet jetzt klingeln?!

Schnell war sie bei der Wohnungstür und riss diese genervt auf.
 

Mit offenem Mund starrte sie auf ihren Gegenüber. Er war die letzte Person mit der sie heute noch gerechnet hatte. Und doch stand er hier als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Fein säuberlich zurecht gemacht mit zurückgekämmten Haaren und einem charmantem Grinsen auf den Lippen. „Bin ich zu spät?“ Perplex trat Nami einen Schritt nach vorne und streckte in einer unbewussten Geste die Hand nach ihm aus, so als müsse sie sich vergewissern, dass er wirklich vor ihr stand. Sie blinzelte ein, zwei Mal, bevor sie auf einmal eine ungeheure Wut erfasste.

Wie konnte er es wagen einfach so hier aufzutauchen?!

„Was glaubst du was du hier machst?!“, forderte sie zu wissen. Ihre Augen blitzten gefährlich, das Grinsen war schlagartig aus dem Gesicht des Grünhaarigen gewichen. „Du hast gesagt du meldest dich! Und jetzt tauchst du hier einfach auf mit deinem dämlichen Grinsen auf den Lippen. Verdammt Zorro was soll das?!“, schrie sie regelrecht. Ihr schwerer Atem war deutlich zu hören und sie musste schon wieder damit kämpfen die Tränen zurück zu halten.

Das war nicht fair! Wieso tat er ihr so weh?!

Schuldbewusst hatte Zorro den Blick zu Boden gesenkt, unfähig eine Antwort zu geben. Was hatte er sich denn vorgestellt?

Das Nami ihm einfach so um den Hals fallen würde? Sie hatte ja recht. Und er hatte sich melden wollen. Er hatte es wirklich gewollt. Und gleichzeitig hatte er mit dem Gedanken gespielt einfach die Flucht zu ergreifen. Sie aus seinem Leben zu streichen. Er hatte es letztendlich nicht geschafft.

Verletzt von seinem Schweigen zog sich ihr Herz zusammen. Wieso stand er denn einfach nur da? Sollte er nicht versuchen ihr zu erklären was los war? Wieso er sie ausschloss?

„Wenn du mir nichts zu sagen hast dann geh! Ich bin es leid immer nur angelogen und verletzt zu werden!“

„Es tut mir leid.“, wisperte er. Sie hatte es fast nicht gehört. Ungläubig schüttelte Nami den Kopf. Glaubte er das reichte, um sie umzustimmen? Sie sah ihm fest in die Augen. In die dunklen Augen die sie so liebte und in denen sie zum ersten Mal alles lesen konnte was in ihm vorging. Sie konnte sehen wie leid es ihm tat. Unwillkürlich fingen die Tränen erneut an zu rollen.

„Ja, mir auch.“, presste sie enttäuscht hervor und drehte ihm dann den Rücken zu. Die Arme um den Körper schlingend, flüchtete sie zurück ins Haus.

„Warte bitte!“

Nami hielt inne. Sie war gerade im Begriff gewesen die Tür zu schließen. Sie traute sich nicht ihn anzusehen aber sie spürte deutlich, dass er näher gekommen war. Sanft berührte er sie am Arm. „Ich wollte mich melden. Wirklich.“, sagte er leise aber fest. „Hast du aber nicht! Du hast mich im Glauben gelassen, dass was passiert ist!“, fauchte sie ungehalten.

Zorro zuckte merklich zusammen. „Du dachtest ich wurde verhaftet.“, stellte er fest. Überrascht drehte Nami sich nun doch zu ihm um, schüttelte dann energisch den Kopf. „Ich weiß nicht was ich dachte!…Was ich denken soll. Von dir kommt ja keine Erklärung!“, vorwurfsvoll sah sie ihm erneut in die Augen, was ihm einen schweren Seufzer entlockte.

„Ich darf eigentlich nicht darüber sprechen…“, sagte er zögernd und wich ihrem Blick gezielt aus.

„Es wurden anonyme Hinweise eingereicht die auf mich zurückgeführt werden konnten. Ich hatte keine Gelegenheit dazu bekommen dich anzurufen, weil erst heute Mittag feststand, dass die Hinweise gefälscht waren.“ Mit großen Augen sah Nami Zorro an. „Das heißt…“ Mit einem Nicken unterbrach Zorro sie. „Das irgendjemand es auf mich abgesehen hat.“,bestätigte er.

Das seine Aussagen nur teilweise der Wahrheit entsprachen versuchte Zorro zu verdrängen. „Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Deswegen habe ich bis jetzt nichts gesagt, vor allem aber wollte ich dir das nicht über Telefon sagen müssen.“ Nami war immer noch völlig überrumpelt. Niemals hätte sie mit einer derartigen Geschichte gerechnet. „Wer könnte es auf dich abgesehen haben?!“, wollte sie wissen. Ratlos zuckte Zorro mit den Achseln. „Das wüsste ich selbst ganz gerne.“, es tat ihm weh sie anzulügen. Könnte er sie doch nur irgendwie zum Schweigen bringen, ihren Fragen ausweichen. Die Wahrheit konnte er ihr jedenfalls nicht sagen. Das war zu gefährlich.

„Und was machen wir jetzt?“ Die Frage riss ihm aus dem Konzept.

Ungläubig sah er Nami an.

Das meinte sie doch nicht ernst!

„Wir?!“, wiederholte er aufgebracht. Er sah wie sie erschrocken zusammenzuckte, und doch konnte er sich nicht mehr zurückhalten „Wir machen gar nichts! Ich überlasse es der Polizei und du dürftest gar nicht davon wissen!“, Zorro hatte vorher noch nie so mit ihr geredet. Auch jetzt fiel es ihm schwer aber er durfte sie nicht noch mehr hineinziehen. Und ihrem Blick nach zu urteilen hatte er erreicht was er wollte.

„Es tut mir leid. Ich wollte nicht so hart klingen. Aber..“, Nami ließ ihn nicht ausreden: „Ich weiß. Ist schon gut, du hast ja recht.“ Ihre Stimme war leise und zittrig und sie schaffte es offenbar nicht ihm in die Augen zu sehen. Schweren Herzens trat er näher und schlang dann sanft seine Arme um sie. Küsste ihr Haar. „Ich will nur nicht dass dir was passiert. Versteh das bitte. Und mach dir keine Sorgen, das wird sich schon alles klären.“, murmelte er leise an ihrem Ohr.

„Natürlich mache ich mir Sorgen um dich!“, erwiderte sie bestimmt und hob dann den Kopf, sah den gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht, über das nun ein seichtes Lächeln huschte. „Ich habe dich vermisst.“, hauchte Zorro ihr zu während er ihr fest in die Augen blickte. „Gut.“, gab sie geschlagen zurück. „Und wag es ja nicht das nochmal mit mir zu machen!“, der drohende Ton in ihrer Stimme hielt Zorro dazu an, das Gesicht unglücklich zu verziehen. „Versprochen.“, wisperte er, mehr zu sich selbst als zu ihr.

Nami war schon etwas vorgegangen, wohl in der Erwartung dass Zorro ihr folgen würde, doch hielt sie nun inne als er erneut die Stimme erhob: „Vielleicht ist es besser, wenn ich für heute wieder gehe. Ich hab schließlich für ziemlichen Wirbel gesorgt und bin wahrscheinlich nicht mehr Willkommen.“, schlug er gedämpft vor, doch Nami schüttelte energisch den Kopf. „Ich will dass du bleibst.“

„Bist du sicher?“ Ergeben lächelte Nami. „Ja! Ich hab dich lieber wirklich hier als den ganzen Abend nur in meinem Kopf.“, auffordernd streckte sie die Hand nach ihm aus. „Außerdem kann ich dir dann vorhalten, dass ich viel zu gut für dich bin.“, fügte sie dann mit einem angedeuteten Grinsen hinzu. Bedauernd verzog Zorro die Miene. „Das weiß ich doch schon längst.“, murmelte er und ergriff dann im selben Atemzug ihre Hand.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Levisto
2019-07-01T15:54:33+00:00 01.07.2019 17:54
Zorro wollte also abhauen, der Schlawiner. Es ist aber auch eine verzwickte Situation. Und diese Geheimnisse machen mich wahnsinnig ^^
Arme Nami, aber wie sagt man so etwas. Wahrscheinlich gar nicht. Und Law gibt es auch noch...
Von:  LostPirate
2019-06-27T11:21:47+00:00 27.06.2019 13:21
Oh Mann Zoro... Ich frage mich, wie er da wieder raus kommt. Es ist und bleibt spannend! Freue mich schon auf das nächste Kapitel, das Warten hat sich noch immer gelohnt.
Von:  sama-chan
2019-06-26T15:01:41+00:00 26.06.2019 17:01
Huch? Wie ist denn Zorro so schnell frei gekommen? Da haben wohl die falschen Leute falsche Beweise gestreut. Zu seinem Glück - es geistern garantiert noch ein paar richtige Beweise in der Weltgeschichte rum..
Das Blöde ist nur: irgendwann wird Nami sicherlich die Wahrheit herausfinden. Und was dann? Wird sie ihm wieder verzeihen? Schreib schnell weiter!


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