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Gegensätze ziehen sich an

Licht und Schatten - Hikari to Yami
von

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Die Begegnung

Yusei drehte sich langsam im Kreis, um sich genau zu betrachten, wo er sich hier befand. Das leichte Unbehagen, welches sich in seinem Körper ausbreitete, ignorierte er vorerst gekonnt, da seine Neugier - angesichts des alten Hauses - größer war. Rechts von ihm erstreckte sich eine schmale Holztreppe, die wohl in die oberen Stockwerke führte. Links von ihm, war ein breiter Flur. Gerade aus war nur eine große Doppeltür, die allem Anschein nach in den Garten führte. Yusei beschloss zuerst diesem Flur zu folgen und setzte sich langsam in Bewegung. Auf der linken Seite waren große Fenster, die zum Teil kaputt waren. Entweder waren sie vollständig gesprungen und sahen aus wie ein feines Spinnennetz, oder aber es waren sogar Teile herausgebrochen, die auf dem Boden lagen und unter Yusei's Schritten verdächtig knirschten. An der Decke hingen einige Lampen, die aber nur hin und wieder aufflackerten und so den Flur erleuchteten. Anscheinend waren sie kaputt, oder aber der Strom funktionierte nicht richtig. Was es nun genau war, wusste Yusei nicht und wollte sich auch vorerst keine weiteren Gedanken darüber machen. Rechts von ihm waren einige Türen, die aber alle verschlossen waren. Er versuchte jede einzelne im Vorbeigehen zu öffnen, was sich allerdings als zweckloses Unterfangen herausstellte.

Es blitzte kurz und erhellte den gesamten Flur, Yusei zuckte zusammen und blinzelte, da das plötzliche, grelle Licht ihn geblendet hatte. Er blieb stehen und schaute durch eines der zerbrochenen Fenster. Doch im selben Moment ertönte ein lauter Knall, welcher sich gedehnt hinzog und durch finsteres Grollen immer leiser wurde, wie der Ton einer Glocke, der langsam verklingt. "Nah toll, jetzt gibts auch noch ein Gewitter. Wo bin ich hier nur hingeraten?", dachte er, während er langsam auf die große Holztür zuging, die sich vor ihm auftat. Die Luft war schwer und feucht, man konnte den Regen förmlich riechen, was Yusei allerdings das Atmen etwas erschwerte, da er ohnehin schon versuchte gegen sein heftig klopfendes Herz anzukommen. Normalerweise ließ er sich nicht so schnell aus der Fassung bringen, aber dieses marode Haus und dann der unheimliche Wald, dazu noch das Gewitter und die fehlende Person, die ihm diesen Auftrag gegeben hatte, machten ihn zunehmend nervöser. Er fragte sich einfach, was er hier sollte, da offenbar niemand hier war, der ihm den Auftrag hätte geben können. Allerdings faszinierten ihn solche Häuser auch, schließlich hatte er lange Zeit in Satellite gelebt und dort waren die Häuser fast nur Ruinen gewesen. Aber dieses Haus hatte etwas anderes, was ihn anzog. Eine seltsame Aura umgab es und verhinderte gekonnt, dass Yusei einfach durch ein kaputtes Fenster nach draußen kletterte, um die Flucht zu ergreifen.

Langsam näherte er sich der Tür am Ende des Flures, sie war nur angelehnt, also stieß er sie auf und spähte hinein. In dem Raum war es ziemlich dunkel, er konnte fast nichts erkennen, auch wenn sich seine Augen mittlerweile an die anhaltende Dunkelheit gewöhnt hatten, aber das flackernde Licht im Flur zuvor, hatten seinen Sehsinn leicht getrübt, so dass es ihm schwer fiel sich in der Dunkelheit zurecht zu finden. Wieder zuckte ein Blitz und erhellte für einen kurzen Moment das Zimmer. Yusei tastete nach dem Lichtschalter und fand ihn auch, doch das half ihm nicht wirklich, denn wie im Flur zuvor schienen die Lampen hier ebenfalls kaputt zu sein. Bis auf eine einzige, schwache Glühbirne in der Ecke, flackerte das Licht nur.

Schliesslich betrat Yusei den Raum und schaute sich langsam um. Es schien ein Wohnzimmer zu sein, auch wenn er nur wenig erkennen konnte. Allerdings gewöhnten sich seine Augen langsam mehr an das schwache Licht und die Umrisse der Möbel wurden klarer und auch die ganze Dimension des Zimmers zeigte sich nun offener. Es stand ein großes, altes Sofa darin und davor ein kleiner Holztisch. Ein großer Schrank mit Glastüren zierte die rechte Wand, ein dunkler Teppich erstreckte sich über den Fußboden - dessen Farbe Yusei nicht erkennen konnte, da es einfach zu dunkel war - und verdeckte so das Marmor. "Es ist ganz schön unheimlich hier. Ich frage mich, ob ich gleich das ganze Haus reparieren soll.", dachte er, während er durch das Zimmer lief. "Doch wenn ich nicht bald jemanden finde, dann wird das wohl gar nichts, aber raus komm ich auch nicht mehr, zumindest nicht durch die Vordertür." Ein modriger Geruch lag in der Luft und ließ vermuten, dass sich teilweise Schimmel an den Wänden gebildet hatte, was wohl kein Wunder war, da es durch das Dach, oder in dem Fall wohl das Obergeschoss, hereinregnete. Eine große Pfütze hatte sich auf dem Boden gebildet und spiegelte das Licht der schwachen Glühbirne wieder. Das Zimmer besaß nun drei Wände, denn die vierte Wand bestand aus einem riesigen Panoramafenster, welches allerdings intakt aussah. Lediglich der Rahmen schien brüchig zu sein, denn an der Wand neben dem Fenster war ein kleines Rinnsal, was wohl Regenwasser war und so langsam zu Boden floss und den wirklich schönen Marmorboden zum glänzen brachte. Draußen regnete es mittlerweile in Strömen und hin und wieder zuckten Blitze auf, die direkt von lautem Donnergrollen begleitet wurden.

Yusei fing an zu zittern, ihm war kalt und er hatte keine Lust mehr an diesem Ort zu sein, doch selbst wenn er jetzt einen Ausgang, aus diesem unheimlichen Haus, finden würde, ohne durch ein Fenster klettern zu müssen und sich womöglich Glasscherben in die Haut zu stecken, wäre er nur in dem gruseligen Wald und das bei diesem Wetter. Das wollte er dann auch wieder nicht. Er beschloss sich noch weiter umzusehen, irgendwo musst ja sein Auftraggeber stecken. Außerdem reizte ihn dieses Haus. Irgend etwas schien ihn anzuziehen, eine unsichtbare Macht, auch wenn er es selbst noch nicht wusste, oder es ihm viel mehr nicht klar war, was ihn hier festhielt.

Hier würde er jedenfalls nicht weiter kommen, das Zimmer war sehr groß, aber außer ihm befand sich niemand in diesem Raum, das hätte er wohl gesehen. Obwohl er sicher bemerkt worden wäre, wenn jemand hier war. Auch wenn der Raum sehr groß war, stand nicht sehr viel drin und er war leicht überschaubar. Hier versteckte sich sein Auftraggeber sicher nicht. Wobei er sich schon fragte, wieso er sich überhaupt versteckte. Schließlich hatte er ihn hier her bestellt und wollte was von ihm. Allmählich kamen Yusei Zweifel an seinem Auftrag und er war nun mehr genervt, als eingeschüchtert. Denn es störte ihn schon, dass hier niemand war und der modrige Geruch stach ihm in der Nase. Zudem war es ziemlich kalt, denn allem Anschein nach besaß das Haus keine Heizung. Yusei fröstelte leicht und rieb sich die Oberarme, um sich warm zu halten. Kleine Atemwölkchen kamen sichtbar aus seinem Mund, was wohl bedeutete, dass es ziemlich kalt war. Allerdings fragte er sich wie das zu Stande kam, da die Kälte irgendwie unnatürlich wirkte.

Langsam und mit leicht zitterndem Körper drehte er sich um und verließ den Raum, schritt den langen Flur entlang und patschte dabei durch die mittlerweile entstanden Pfützen, da es durch die zerbrochenen Fenster ziemlich stark hereinregnete. Nun befand er sich wieder in der Eingangshalle und betrachtete sich die Tür, durch die er hereingekommen war. Noch immer fror er ziemlich stark, was seinen Körper mittlerweile immer stärker zittern ließ. Abermals versuchte Yusei die Tür zu öffnen, doch es war vergebens, sie rührte sich einfach nicht. "Dann werde ich mal nach oben gehen.", dachte er und rieb sich mit den Händen weiter seine Oberarme. Die Kälte fraß sich durch seinen ganzen Körper und lähmte sogar seine Gedanken. Lange würde er es hier nicht mehr aushalten und hoffte um so mehr nun endlich jemanden zu finden, da er ansonsten doch noch durch eines der kaputten Fenster im Flur nach draußen flüchten würde, um wieder nach Hause zu kommen.

Langsam setzte er einen Fuß auf die alte Holztreppe, die bei Belastung sofort anfing laut zu knarren, was Yusei zusammen zucken ließ. "Oh man, was mach ich hier eigentlich? Ich sollte wirklich abhauen, das macht ja so gar keinen Sinn.", murmelte er leise vor sich hin während er die Treppe immer weiter nach oben stieg. Seine Neugier war einfach stärker, als seine Furcht, weshalb er sich trotz gewaltiger Zweifel und mulmigem Gefühl im Bauch, nicht einfach umdrehen und verschwinden konnte. Wobei es nicht nur die bloße Neugier war, die ihn an diesem Ort hielt, aber das war ihm noch gar nicht bewusst. Mit jedem Schritt knackte und knirschte die Treppe laut, so dass es durch das ganze Haus hallte, wie es Yusei vorkam.

Er erreichte das Ende der Treppe und befand sich in einem schmalen Gang, doch hier funktionierte das Licht und es schien auch wesentlich wärmer zu sein, denn ihm war nicht mehr so kalt. Außerdem waren die Atemwölkchen verschwunden und die Lampen leuchteten klar und hell, was Yusei im ersten Moment blendete, da er sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte und nun wieder an das Licht gewöhnen musste. Vorsichtig und mit halb zusammengekniffenen Augen schritt er den Flur entlang, rechts und links von ihm befanden sich Türen. Er öffnete die erste Tür und spähte hinein. Es sah aus wie eine Art Büro, unter dem Fenster stand ein Schreibtisch und ein Computermonitor darauf, dieser war jedoch kaputt zumindest war die Scheibe gerissen. Yusei betrat den Raum und betrachtete sich den Monitor genauer. "Das Ding wird wohl nicht mehr funktionieren.", sagte er leise vor sich hin und schaute unter den Schreibtisch, wo der dazugehörige Computertower stand. Er war angeschlossen, also drückte Yusei den Knopf, er leuchtete kurz auf und fing dann an zu brummen. "Hmm, anscheinend läuft er noch."

Er vergaß völlig wo er war und hatte nun eine Beschäftigung gefunden, die ihn sogar seine Angst vergessen ließ. Auf dem Monitor flackerte ein Bild auf, doch es verschwand gleich wieder. "Das Teil ist hin ... vielleicht sehe ich mir mal die anderen Räume an, ob ich dort einen funktionierenden Monitor finde.", dachte er und drehte sich um. Doch augenblicklich hielt er in seiner Bewegung inne, die Tür des Zimmers stand weit offen und er war sich sicher, dass dort gerade ein Schatten vorbeigehuscht war. Sein Herz klopfte wie verrückt, anscheinend war er doch nicht allein, wobei es natürlich auch sein konnte, dass er sich den Schatten nur eingebildet hatte.

Es dauerte einen Moment bis er sich wieder gefasst hatte und den Schock, der Erscheinung überwunden hatte, schwer atmend und vorsichtig näherte er sich der Tür und spähte den Flur links und rechts hinab. Doch er konnte niemanden entdecken, erleichtert atmete er aus. "Das gibts doch nicht, zuerst ist hier niemand und jetzt bilde ich mir schon was ein.", schoss es ihm durch den Kopf, während er sich durch die Haare fuhr.

"Yusei reiß dich zusammen, da hat sich wohl jemand einen üblen Scherz mit dir erlaubt, hier gibt es niemanden und schon gar nichts, was du reparieren sollst.", schallt er sich laut und betrat den Flur, doch er stockte sofort wieder, denn die hinterste Tür auf der rechten Seite stand offen. "Die war eben noch zu.", dachte er und ein eiskalter Schauer durchfuhr seinen Körper, also hatte er sich den Schatten doch nicht eingebildet. "H-Ha-Hallo?", rief er zögerlich und mit zittriger Stimme, was er gar nicht beabsichtigt hatte, doch er erhielt keine Antwort. Allmählich glaubte er verrückt zu werden, doch ließ ihn das unbehagliche Gefühl nicht los. Unsicher starrte er die Tür an und überlegte, ob sie wirklich nicht offen gewesen war. Denn schließlich hatte er ja den Flur gar nicht so lange und genau betrachtet, um so etwas sagen zu können. Immerhin hatte ihn das Licht auch geblendet, wobei sich seine Augen nun langsam wieder an die Helligkeit gewöhnt hatten und er was sehen konnte, ohne sie zusammen zu kneifen.

"Ich glaube langsam werde ich verrückt, vielleicht war die Tür ja doch schon offen gewesen vorhin.", murmelte er vor sich hin. "Du wirst nicht verrückt und du bist auch nicht allein.", ertönte plötzlich eine Stimme und Yusei erstarrte. Da hatte doch gerade tatsächlich jemand gesprochen, er konnte aber niemanden sehen. "Ob derjenige in dem Zimmer da vorne ist?", dachte er, konnte sich aber nicht vom Fleck bewegen. "W-Wer b-bist du?", fragte er zögerlich. Er hatte Angst und wusste nicht mal warum. Aber das Gefühl lähmte ihn vollständig und dabei kannte er sich selbst so gar nicht. Irgendwas lag in der Luft, eine unheimliche und doch anziehende Aura, weshalb er sich so vollkommen gegensätzlich zu sich selbst verhielt und sich sein Verhalten auch nicht wirklich erklären konnte.

Seine Frage allerdings blieb unbeantwortet und auch sonst sagte die Stimme nichts mehr. Obwohl der Klang noch immer in seinem Kopf widerhallte und ihm eine Gänsehaut bescherte, wandte er sich von der Tür ab, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Langsam kehrte das Gefühl in Yusei's Körper zurück und er beschloss sich den Raum anzusehen. Vorsichtig näherte er sich der offenen Tür und schaute hinein, doch das Zimmer war leer. Verwirrt blieb er stehen und betrachtete sich den Raum, es schien ein Schlafzimmer zu sein, jedenfalls befand sich ein großes Bett darin und im Gegensatz zu dem Rest des Hauses, war dieses Zimmer ganz ansehnlich. Das Fenster war intakt und es war warm in diesem Raum. Yusei hörte wie der Regen gegen die Scheibe prasselte und zuckte abermals heftig zusammen, als ein Blitz erschien. Das Bett sah ziemlich gemütlich aus und auch nicht alt, an der Wand stand eine buchefarbene Kommode mit großen Schubladen.

"Ich glaub, ich dreh langsam durch, jetzt bilde ich mir schon Stimmen ein, dieses Haus ist echt unheimlich.", sagte er leise vor sich hin. "Glaubst du? Hattest du früher auch schon Halluzinationen?", erklang wieder die Stimme, unheimlich und ruhig. "Hast du Angst?", fügte sie hinzu und Yusei drehte sich blitzartig um. Ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken hinab und eine unangenehme Gänsehaut verursachte, dass sich alle feinen Härchen an seinem Körper aufstellten. Er spähte den Flur entlang, am Ende des Gangs, stand jemand im Schatten. Wie war er dahin gekommen? Yusei wich ein paar Schritte zurück und starrte die Gestalt an, die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte.

Er konnte aber nur seine Beine richtig sehen, sein Oberkörper und sein Kopf wurden von den Schatten verschluckt. "W-Wer ... b-bist du?", stammelte er und zitterte leicht. Der Stimme nach zu urteilen, war die Person, die an der Wand lehnte ein Mann und er schien schon die ganze Zeit dagewesen zu sein, doch wieso hatte Yusei ihn dann nicht bemerkt, oder gesehen. Wieso hatte sich dieser Mann nicht bemerkbar gemacht? War er sein Auftraggeber? Er wich noch einen Schritt zurück und griff schnell nach dem Treppengeländer, weil er beinahe die Treppe rückwärts runter gestürzt wäre. Keuchend und mit wild klopfendem Herzen, richtete er sich wieder auf und klammert sich aber weiterhin an das Treppengeländer, da es ihm irgendwie Sicherheit gab. So ein seltsames Gefühl hatte Yusei noch nie verspürt und konnte auch gar nicht verstehen, wieso der Fremde ihm solches Unbehagen bereitete, gar Angst in ihm auslöste.

"Wer ich bin?", fragte die Gestalt ruhig. "Das werde ich dir gleich sagen." Plötzlich erschienen zwei rot leuchtenden Punkte im Schatten, dort wo die Augen des Mannes wären. Yusei stellten sich die Nackenhaare auf bei dem Anblick und er wollte nur noch weg, doch irgend etwas hielt ihn zurück. Wie hypnotisiert starrte er die roten Punkte im Schatten an und war unfähig auch nur mit den Fingern zu zucken. Wollte er wirklich wissen, wer da vor ihm stand und ihn anstarrte? "Ich habe dich schon eine ganze Weile beobachtet und nicht erst seit dem du mein Haus betreten hast.", fuhr die unheimliche Gestalt - mit den anscheinend roten Augen - fort und beobachtete den Jungen ganz genau, der ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen anstarrte und leicht unkontrolliert zitterte.

"Wie ... m-meinst d-du ... das?", fragte Yusei und konnte den Blick einfach nicht abwenden. Seine Zunge wollte ihm nicht mehr gehorchen, weshalb seine Worte nur gestammelt über seine Lippen huschten. Die Panik stieg weiter in seinem Körper auf. Alle seine Instinkte schlugen Alarm. Etwas war mit der Gestalt, oder dem Wesen dort vor ihm nicht in Ordnung und alles in Yusei sagte ihm, dass er schleunigst von hier verschwinden sollte. Doch konnte er sich nicht rühren. Sein Herz pochte wild und laut gegen seine Rippen, er hatte schon Angst, dass sein Gegenüber es hören könnte, so laut war es. Er ballte die Hände zu Fäusten, um das kaum merkliche Zittern zu kontrollieren, denn er war verwundert über sich selbst. Dort wo er aufgewachsen war und was er alles früher durchlebt hatte, hätte ihm trotz der misslichen Lage, nichts und niemand jemals solche Angst eingejagt, oder auch nur annähernd die Panik in ihm aufsteigen lassen.

Der Mann lachte leise auf, vor allem weil ihn das Verhalten des sonst so selbstbewussten Jungen amüsierte. Schliesslich hatte er ihn lange Zeit beobachtet, viel zu lange für seinen Geschmack. Ein Treffen war somit mehr als nur überfällig. "Das bedeutet, dass ich dich beobachtet habe. Wie du wohnst, was du machst, wohin du gehst, wer deine Freunde sind, sogar wann du ins Bett gehst und was du isst. Ich weiß einfach alles über dich, Yusei Fudo." Yusei konnte nicht glauben, was er da hörte, woher wusste dieser Kerl, wie er heisst und wieso um alles in der Welt hatte er ihn beobachtet?! Er war nicht im Stande zu antworten, er starrte einfach weiter auf die Wand und wäre am liebsten abgehauen, doch sein Körper wollte ihm noch immer nicht gehorchen. Die Stimme klang ruhig und hatte irgend etwas magisches an sich, so dass Yusei in ihren Bann gezogen wurde, was wohl mit ein Grund für seine Bewegungsunfähigkeit war. Wie wild pumpte sein Herz Unmengen Adrenalin durch seine Adern und brachte ihn so dazu schnell und tief zu atmen. Allerdings versuchte er sich zu beruhigen und seine Fassung zurückzuerlangen, weshalb er sich nun etwas aufrichtete und das Treppengeländer hinter sich losließ. Nun könnte er sich einfach umdrehen und gehen. Was hinderte ihn jetzt noch daran? Er wusste es nicht und bliebt einfach wie gebannt weiterhin stehen und starrte in die Ecke des Flurs, wo noch immer die Gestalt halb im Schatten verborgen war.

"Ich sehe, dass du dich fürchtest, mein kleiner Hikari. Das brauchst du aber nicht. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet und ich werde dir nichts tun.", erklärte die Stimme ruhig "Jedenfalls noch nicht …", fügte er gedanklich hinzu und setzte ein breites Grinsen auf, auch wenn sein Gegenüber das nicht sehen konnte. Bei seinen Worten schien wieder Leben in Yusei zurückzukehren und er schaffte es sogar seine Stimme zurückzufinden, die dieses mal nicht mehr zitterte. Auch war jede Angst von ihm gespült worden, als wäre er von einer Flutwelle erfasst worden. "Was meinst du, du hast gewartet und wieso nennst du mich Hikari?", sagte er langsam und musterte die Gestalt nun etwas argwöhnisch, denn das verstand er nun beim besten Willen nicht, auch nicht wieso der andere ihn wohl regelrecht ausspioniert hatte. Das Wesen lachte wieder leise und es klang ziemlich unheimlich, weil seine Stimme an den Wänden widerhallte. "Weil du ein Hikari bist, um genau zu sein bist du MEIN Hikari."

Stille trat ein. Eine alles erdrückende Stille, legte sich auf das Gemüt des Jungen und er schluckte schwer. Was hatte das nur zu bedeuten? Was meinte er damit? Und vor allem, was wollte er von ihm? Yusei war nun sichtlich verwirrt und schien seine Furcht nun völlig zu vergessen. "Was ist ein Hikari?", wollte er neugierig wissen und ging einen Schritt auf die Gestalt zu, entfernte sich so von der Treppe, die nach unten und somit in die Freiheit führte. Der Schatten bewegte sich leicht und löste die Verschränkung seiner Arme, ging aber nicht weiter vor, so dass Yusei immer noch nicht sein Gesicht sehen konnte. Auch wenn er nun seinen Körper vollständig offenbart hatte und somit seine Kleidung präsentierte, die Yusei doch etwas stutzig machte. Allerdings war er viel gespannter auf die Erklärung, die die Gestalt zu bieten hatte. "Ein Hikari ist eine Lichtgestalt. Die Seele der Hikari ist rein, sie sind lieb und sanftmütig.", erklärte er. "Und was bist dann du?", fragte Yusei prompt weiter, da er nun vom Wissensdurst gepackt wurde und jegliche Angst einfach verflogen war. "Ich? Ich bin ein Krypto. Eine Schattengestalt. Dein Krypto um genau zu sein. Deine dunkle Seite, wenn du es so sehen willst. Krypto sind oft finster und böse. Die Aufgabe der Hikari ist es, die Seele der Krypto rein zu halten, dass diese nicht der Finsternis verfallen, auch wenn wir aus Finsternis bestehen. Aus diesem Grund brauchen wir die Hikari, das Licht sozusagen, um der Finsternis in uns entgegenzuwirken."

Yusei schwieg und ließ sich die Worte des Mannes durch den Kopf gehen. Konnte das sein? War er wirklich ein Hikari und dieser Mann dort sollte sein Krypto sein? Völliger Unsinn! Das konnte es überhaupt nicht geben! Seine Gedanken rotierten wie verrückt und sein Herz klopfte so schnell, dass er glaubte, es würde jeden Augenblick einfach zerspringen. Er verstand es immer noch nicht und der Krypto schien ihm seine Verwirrung anzusehen. "Es ist ganz einfach mein Kleiner, du gehörst zu mir, ob du willst oder nicht, aber ich bin mir ganz sicher, dass du willst." Seine roten Augen funkelten zu Yusei hinüber, der davon eine leichte Gänsehaut bekam.

Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch versagte seine Stimme, weshalb sich seine Lippen wieder schlossen. Die Prozedur wiederholte er einige male, bis sich sein Gehirn offenbar wieder daran erinnerte, wie man seine Stimmbänder nutzen konnte. "W-Wie m-meinst ... du das?" Seine Angst war zurückgekehrt, der Kerl vor ihm war ihm unheimlich und er zitterte jetzt wieder. Er wollte nicht zu irgendjemandem gehören und schon gar nicht zu jemand so verrücktem, der behauptete was von Licht und Schatten erzählen zu müssen und zudem noch rot glühende Augen hatte. Das ging nun doch ein Stück zu weit. Den eigentlichen Grund seines Besuches in der heruntergekommenen Villa hatte Yusei schon fast vergessen und war nun regelrecht beherrscht von seinem Wunsch nach Flucht.

"Das wirst du schon noch sehen. Du bist so süß, wenn du Angst hast." Yusei verstand jetzt gar nichts mehr. Ein Mann sagte ihm, dass er süß sei? Verwirrt schüttelte er den Kopf. "Zeig dich!", befahl er schließlich. Er wollte den Kerl endlich sehen, der ihm so seltsame Sachen erzählte. Auch wenn die Panik langsam in ihm hoch kroch wie eine Schlange an einem Baum, konnte er sich noch gut beherrschen und hatte nun die Faxen dicke. Er hatte genug von dem Versteckspiel und wollte endlich sehen, mit wem er hier eigentlich redete. "Ich soll mich zeigen? Na gut, wenn das dein Wunsch ist …", sagte der Krypto leise und trat aus den Schatten raus ins Licht einer Lampe, die an der Decke hing.

Yusei erstarrte von neuem. Konnte das wirklich sein? Er schloss für einen Moment seine Augen und hoffte, dass das nur ein Traum war, oder eine Halluzination – wobei er von beidem nicht sonderlich überzeugt war - und der Typ verschwunden sei, wenn er sie wieder auf machen würde. Doch dem war nicht so, verwirrt starrte er seinen Gegenüber an. "S-S-sag ... m-mir, wie d-du ... heißt.", stotterte er nun, obwohl er versuchte seine Stimme zu beherrschen und betrachtete sich den anderen von unten nach oben, dann blieb sein Blick an seinen rot glühenden Augen hängen. Der Anblick des anderen hatte ihn so aus der Fassung geschlagen, dass er kurzzeitig sogar mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Der Krypto lächelte leicht und stand ganz entspannt da. "Ich bin Slade." ,sagte er mit ruhiger und dunkler Stimme, aber verlor das Lächeln dabei nicht. Auch wenn sein Hikari offensichtlich Angst vor ihm hatte und ihm dennoch Befehle erteilte, störte ihn das kein bisschen. Er kam den Aufforderungen von Yusei einfach nach, denn er wusste, dass die Zeit noch kommen würde, da die Angst verfliegen sollte und der Hikari ganz ihm gehören würde.

Er sah Yusei zum verwechseln ähnlich, nur dass er ein Stück größer war und seine Haare etwas länger zu den Seiten ab standen, aber die gleiche Frisur hatten. Außerdem hatte er rote Augen, nicht wie Yusei blaue Augen. Er trug einen langen dunklen Mantel und braune Handschuhe, die ihm bis zur Armbeuge reichten. Eine schwarze Hose und ein dunkles Shirt darüber, um den Hals hatte er eine Art Halsband, welches mit Nieten versetzt war, ähnlich wie bei Jack. Er hatte auf der linken Wange, das selbe Mal wie Yusei, nur dass seine Zeichnung rot war und nicht gold, so wie bei dem Hikari. "Slade? W-Was ... willst du ... von mir?", fragte Yusei und konnte einfach seinen Blick nicht von ihm abwenden. Es war einfach zu verrückt. Der Krypto sah aus wie Yusei's finsteres Spiegelbild, schien aber wohl etwas älter als er selbst zu sein.

Slade bewegte sich langsam auf den Hikari zu und Yusei wollte wieder zurückweichen, rutschte dann aber ab und wäre beinahe die Treppe rückwärts runter gefallen, wenn Slade ihn nicht am Arm gepackt hätte und wieder hochgezogenen hätte. "D-Danke.", murmelte Yusei und sah auf. Aus der Nähe wirkte der Mann noch viel unheimlicher, vor allem seine stechend, roten Augen machten dem Hikari Angst, so dass sein Herz schmerzlich schnell gegen seine Rippen pochte. "Du brauchst keine Angst du haben, mein Kleiner. Ich will nur ein bisschen mit dir spielen.", sagte Slade ruhig und musterte Yusei jetzt. Er hielt immer noch seinen Arm fest und zog ihn schließlich von der Treppe weg.

"Was ... soll das?", fragte der Hikari mit zitternder Stimme, als sein Retter ihn gegen die Wand drückte. "Ich will nur nicht, dass du die Treppe herunterfällst, mein Engel.", flüsterte er ihm unheimlich düster ins Ohr und Yusei bekam sofort eine Gänsehaut. Er zog die Schultern hoch und schüttelte sich kurz, blickte seinen gegenüber dann aber wieder an, der trotz seines unheimlichen Auftretens, eine seltsame Anziehungskraft auf den Jungen ausübte und ihn fast mit seinem Blick hypnotisierte. Slade hatte sich gegen ihn gelehnt und hinderte ihn so am Entkommen, allerdings ohne ihn zu erdrücken, da er doch etwas schwerer war, als sein Spiegelbild. Liebevoll strich er mit seiner Hand über Yusei's Wange, was diesem die Hitze ins Gesicht steigen ließ. Er drehte den Kopf auf die Seite und starrte zu Boden. "Das gibts doch nicht, was will er denn von mir?" , überlegte er fieberhaft und verstand nicht, wieso seine Wangen so zu glühen anfingen und sein Herz so vor Aufregung raste.

"Du bist ja so süß, wenn du rot wirst.", hauchte der Krypto sanft an Yusei's Ohr und legte vorsichtig eine Hand auf auf die Wange seines Hikari, um seinen Kopf wieder zu sich zu drehen. Yusei war nun wieder gezwungen ihm in die Augen zu sehen. Schnell schloss er die eigenen Augen und konnte gerade noch so ein entsetztes Wimmern unterdrücken, als er den Kopf zielstrebig wieder abwandte. Slade lächelte nur über das Verhalten seines Schützlings. Denn schließlich war es seine Aufgabe an der Seite seines Hikari zu sein und ihn zu beschützen, auch wenn er ihn nicht vor sich selbst beschützen konnte und Yusei wohl in dieser Hinsicht gerade den meisten Schutz gebraucht hätte. "Ich werde dir nicht weh tun.", sagte er sanft und vorsichtig schaute Yusei wieder zu ihm hoch. Sein Herz hämmerte wie verrückt gegen seine Rippen und seine Wangen waren immer noch ganz heiß und glühten wie im Fieber.

Er verstand nicht wieso es ihm so ging, doch der andere schien ihn total aus der Bahn zu werfen. Er war tierisch nervös und er verspürte nun auch nicht mehr das Verlangen einfach davon zu laufen. Verwirrt und schüchtern betrachtete er seinen Gegenüber, der ihn unaufhörlich anlächelte. Was stimmte nicht mit ihm? Wieso sah er so aus wie er selbst? Was sollte das ganze Gefasel von Hikari und Krypto, Licht und Schatten? Die Verwirrung wuchs von Sekunde zu Sekunde und ersetzte so fast gänzlich die Angst. Auch wenn Yusei nun ziemlich aufgeregt und nervös war, was er sich selbst auch nicht erklären konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jackie20
2014-04-17T12:51:28+00:00 17.04.2014 14:51
klasse ff
sie ist wirklich spannend und lässt auf mehr hoffen
krypto scheint auch sehr geheimnisvoll zu sein und will yusei
wirklich zu beschützen auch wenn es nicht vor sich selbst geht
ich bin sehr gespannt wir es weiter geht
und hoffe das du schnell weiter schreibst
bye



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