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Interdependenz Buch 1

Die schweigende Lilie
von

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Erkenntnis

Ayco erwachte vor Luca. Er hatte gut geschlafen, tief und fest, so ruhig wie selten zuvor. Warum wusste er nicht. Nun räkelte er sich und streckte seine müden Glieder. Weit kam er mit seinen Armen nicht. Er endete mit seinen Armen an Lucas Brust, der immer noch hinter ihm saß und ihn in seinem Schoß hielt. Erschrocken fuhr Ayco auf und sah zu Luca. Im ersten Moment glaubte er, Luca hätte sich nicht zurückhalten können und ihn wieder berührt... Er wollte sich schon gerade an das andere Ende des Bettes flüchten und nahm sich wütend, verletzt vor, nie wieder in Lucas Nähe zu kommen. Er hatte sich in ihm getäuscht. Luca war genauso ein Monster, wie die Männer, die es mit ihm trieben. Schlimmer noch, wahrscheinlich gefiel es ihm sogar und er mochte dieses widerliche, brutale Spiel... Wie konnten überhaupt zwei Männer...

Müde blinzelte Luca, gähnte hinter vorgehaltener Hand und setzte sich ächzend gerade hin. Sein Nacken tat höllisch weh, von seinem Rücken ganz zu schweigen. Dennoch lächelte er Ayco, der mitten in der Bewegung verharrte, zu.

"Guten Morgen." Er lächelte unschuldig und so lieb, dass Ayco sich überlegte, ob er nicht falsch lag mit seiner Vermutung.

Dann erst bemerkte er, dass er angezogen war... Luca konnte ihn nicht gestreichelt haben, sonst hätte er ejakuliert und...

Ayco fühlte sich schlecht. Bedrückt setzte er sich auf seine Fersen und zog sich die Decke enger über... Er hatte Luca fast automatisch beschuldigt und in ihm den Schuldigen gesehen, den Vergewaltiger, das Monstrum. Doch jetzt? Er sah Luca ins Gesicht. Der Magier wirkte nun nicht mehr nur unschuldig. Er war es.

Luca streckte ihm eine Hand entgegen. "Willst Du mit mir kommen, etwas zu Essen zu holen? Oder fühlst Du Dich noch zu schwach?"

Ayco sah ihn groß an, legte den Kopf schräg und richtete sich etwas auf. Es dauerte eine Weile, bevor er Lucas Hand ergriff und sich von dem Magier nach wieder näher ziehen ließ.

"Also...?" fragte Luca lächelnd und berührte vorsichtig Ayco Wange, um ihm eine der wundervollen, silbrigen, gewellten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen. Ayco machte fast automatisch eine Fluchtbewegung zurück. Erschrocken ließ Luca die Hand sinken und senkte den Kopf.

Ayco wollte sich sofort entschuldigen, denn er hatte gar nichts dagegen, das Luca ihn berührte, doch es war zu spät dafür.

Ayco fiel es immer noch schwer, sich einzugestehen, dass er Luca eigentlich sehr mochte, und seine Nähe ihm Vertrauen und Sicherheit gab.

In einer fließenden Bewegung stand Luca auf und drehte sich von Ayco weg. Der Junge folgte jeder Bewegung, die der Magier machte und errötete, als Luca das, was noch von seinem Hemd übrig war, auszog und zu Boden warf.

Für einen kurzen Moment sah er Lucas Körper, seinen nackten, muskulösen Po, und die endlos langen, schlanken, schönen Beine... Der junge Magier hatte einen makellosen Körper. Keine Narbe verunzierte ihn, keine Hautunreinheit oder ein Leberfleck... Nichts. Er schien auch vollkommen Haarlos zu sein. Ayco konnte nicht anders, als an sich selbst herabzusehen. Gab es Menschen, die so waren wie er, denen jede Körperbehaarung fehlte, bis auf das Haupthaar und die Brauen?

Luca hatte sich Hemd und Hosen genommen und drehte sich nun zu Ayco um. Noch immer war der Magier nackt... Ayco senkte sofort den Blick... Sicher hatte er ihn schon nackt gesehen, einmal, als sie zusammen gebadet hatten... Aber da war er nicht so nervös gewesen. Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss und ihm wurde warm, heiß.

Unter gesenkten Lidern beobachtete er Luca...

Die Hitze in seinem Kopf ergriff seinen Körper. Er seufzte leicht und zog die Decke noch enger um sich.

In seinem Kopf hallte noch immer die zynisch gemeinte Frage, die er sich selbst gestellt hatte nach. Wie kann ein Mann einen Mann lieben...?

Die Antwort war so einfach... Aber er konnte und wollte es nicht akzeptieren.
 

Luca zog sich an und setzte sich wieder zu Ayco. "Ich gehe in die Küche und hole Dir Tee und etwas zu essen."

Er erhob sich und ging langsam zur Türe. "Willst Du mit mir kommen?"

Ayco sah unsicher auf und senkte dann noch unsicherer den Kopf, mied den Blick Lucas und suchte viel mehr einen an sich völlig uninteressanten Punkt im Nichts, links neben ihm, im Bettzeug...

Luca lächelte und nickte. "Bin gleich wieder bei Dir. Und danach wird gebadet, mein Schöner!"

Ayco erstarrte bei seinen Worten. Baden? Schöner... er sollte schön sein?

Erst das zuschlagen der Türe riss ihn zurück...
 

"Na, kleiner Bruder?" Lea saß plötzlich neben Ayco.

Ihr erscheinen weckte auch die beiden Drachen. Goldy seufzte und grinste dann, als Tam leicht verkatert aufsah und sofort zusammenfuhr. "Der Geist!!!!"

Lea drehte sich zu ihm um, sah ihn lieb an und neigte sich dann über Tam.

Der kleine Drache zog sich zitternd zurück. Er blinzelte unsicher...

Lea lächelte, neigte sich noch dichter über ihn, und sagte dann: "Buh!"

Mit einem lauten Aufschrei fuhr Tam herum und türmte, wenigstens bis zur Wasserkaraffe neben der Türe auf dem Waschtisch.

Goldy lachte, so lang und heftig, dass sie vom Bett rollte... Ayco hob sie vom Boden hoch und legte sie wieder neben sich hin. Das Drachenmädchen wollte sich gerade bedanken, als sie von einem Schluckauf unterbrochen wurde. "Dank...hicks... da...hicks..hicks..."

Nun lachte Tam über seine Schwester und verspottete sie. "Du bist ja sooooo dumm!"

Lea beobachtete die beiden Drachen lächelnd. "Keine Erziehung und dennoch so lieb."

Ayco lächelte. Er löste sich immer mehr. Alle Angst wich aus ihm und er lachte nun auch. Allein der kleine Drache mit dem Schluckauf war schon zu lustig. Die Vorstellung... Wunderschön!

"Es tut gut zu sehn, dass Du langsam wieder zu Dir kommst, Ayco. Auch, dass Du Dich so wohl fühlst. Die beiden kleinen Kerlchen hier tun Dir gut, und auch wenn es Dir nicht gefällt, Luca ebenfalls."

Ayco wurde wieder etwas bedrückter, ruhiger. "Unsinn," murmelte er. Ihm wurde gerade wieder bewusst, dass er immer noch ziemlich rot war und spürte einen unangenehmen Druck zwischen seinen Beinen.

Entsetzt erkannte er, dass er körperlich auf Luca reagierte, dass ihn dieser nackte Mann erregte... Aber er war doch nicht abartig, pervers!!!

"Du hast auch schon früher mit Männern geschlafen," antwortete Lea ungerührt.

"Nie!!!" er fuhr wütend auf. Wie konnte sie ihm etwas so ungeheuerliches unterstellen?! Er war noch völlig unberührt! Nie hatte er mit jemand anderem geschlafen, oder gar selbst Hand an sich gelegt! Nie!

"Oh doch." Lea setzte sich etwas gerader hin. Du erinnerst Dich an so viel nicht mehr. Das ist grauenhaft. Besonders weil Du das wichtigste überhaupt in Deinem Leben vergessen hast, das was Du Dir geschworen hast, um jeden Preis beschützen zu wollen, vor allem und jedem." Sie lächelte. Ayco starrte fassungslos zu ihr. Wovon redete sie nur?! Es gab gar nichts, an das er sich erinnerte, schon gar nicht dergestalt! Wollte sie sich über ihn lustig machen?! Warum ein solch perverser, unfairer Scherz?! Das war auch Luca gegenüber gemein!

"Ich scherze nicht, Ayco, es ist mir bitter ernst. Aber das musst Du erst für Dich herausfinden."

Bevor Ayco irgendwie darauf reagieren konnte, war sie bereits verschwunden...

Und einen Moment später schwang die Tür auf und Luca trat ein.



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