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Interdependenz Buch 1

Die schweigende Lilie
von

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Erschöpfung

Im Laufe der Nacht begann Luca zu frieren. Es kühlte immer weiter ab, und er ertrug diese Kälte kaum, so leicht bekleidet, wie er nun war. Der Elf schlummerte friedfertig unter ihm, zum ersten mal seit langer Zeit überhaupt schien er keine Alpträume zu haben. Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen erhob sich Luca und setzte sich nun hinter den Jungen, bettete seinen Kopf in seinen Schoß und begann, ihm durch das lange, silberne Haar zu streicheln. Der Elf schrak zusammen. "Verzeih," murmelte Luca und zog rasch seine Hand wieder zurück...Nun rieb er sich über die Oberarme. Das dünne Hemd und seine Weste schützten ihn nicht vor der Kälte. Er fror ganz erbärmlich im Augenblick...

"Lea..."

Luca sah zu dem jungen Elfen...

"Lea," flüsterte dieser wieder. Schweiß perlte auf seiner Stirn, kalter Schweiß... Seine Pupillen bewegten sich heftig hinter seinen Lidern... Die fein geschwungenen Lippen zitterten. Dann begannen seine Lider zu flattern. "Lea!!!!" schrie er... Sein Körper bog sich durch, spannte sich an, seine Hände verkrampften sich und er riss sie unter den Decken hervor, schien etwas zu halten... Seine Lider flatterten wie bei einem Anfall und Tränen rannen über seine Wangen. Luca griff spontan zu und zog ihn fest in seine Arme. Wiegte ihn, flüsterte beruhigend auf ihn ein...

Das halbe Lager erwachte von dem Aufschrie des Elfen, einige der Männer kamen herbei und andere fragten halblaut was geschehen sei...

Orpheu aber stand als erster bei Luca, drängte die anderen zurück.

"Geht, legt euch wieder hin, es ist alles in Ordnung!" rief er und wehrte seine Männer ab.

Luca sah kurz, dankbar zu ihm auf. Er war froh, in Orpheu einen Freund zu haben, der ihm beistand. Sofort sah er wieder zu dem Elfen. Sein Herz füllte sich mit verzweifelter Angst, als er spürte, wie sich der Junge in seinen Armen aufbäumte und sich gegen ihn wehrte. Dann, plötzlich, brach er zusammen und fiel in Lucas Armen in sich zusammen, scheinbar bewusstlos... Luca lies ihn gegen seine Brust sinken und barg den schönen Kopf in seinen Armen. Nach einigen Sekunden bemerkte er, dass der Junge nicht ohnmächtig war, sondern sich tatsächlich beruhigte... "Mein Armer Freund," flüsterte Luca und streichelte seinen Kopf und seinen Nacken. Es brach ihm fast das Herz, zu sehen, wie schwach und zerbrechlich der junge Elf war, wie zerbrechlich auch sein Wesen und sein Geist... "Lass mich dich vor deinen Alpträumen schützen," flüsterte er. Er dachte wieder an den Namen, den der Elf schrie... Lea... Wer war sie? Wie stand sie zu ihm? Gleich wie, sie musste ihm alles bedeuten oder bedeutet haben... Lea... ein schöner Name, dachte Luca. Zugleich empfand Luca zum ersten Mal tiefe Eifersucht. Aber was sollte er sich darüber Gedanken machen... Wie konnte er überhaupt daran denken? Das einzige was zählte war der Junge in seinen Armen und das Glück, was ihn vielleicht noch erwarten sollte. "Du weinst, Luca..." Luca zuckte zusammen und sah Orpheu an, der neben ihm kniete. Der Söldnerhauptmann strich Luca über das lange Haar und die Wangen. Aus großen Augen sah er Orpheu an, begegnete dem Blick des Halbdrachen mit dankbarer Freundschaft...Fast unbewusst schmiegte er seine Wange in Orpheus Handfläche.

"Mein Gott," flüsterte Orpheu. "Du liebst ihn wirklich..." Er senkte den Blick. "Mein Armer Freund. Er wird dir das Herz brechen, wenn er erwacht. Luca, gib ihm nicht alle deinen Gefühle..."

"Kann ich nicht," entgegnete Luca leise und zog sich ein wenig zurück. "Meine Art ist nur einmal in der Lage zu lieben... Und... Ich liebe ihn. Es ist schon längst zu spät, Orpheu."

"Was machst Du, wenn er stirbt, oder schlimmer, wenn er zu sich kommt und dich von sich stößt...?" fragte Orpheu ernst.

Luca drückte unbewusst den Jungen fester an sich, als wolle er den Elfen in seinen Armen bergen, ihn vor allen Blicken schützen. "Wenn er stirbt, sterbe auch ich, Orpheu. Vielleicht nicht körperlich, nicht sofort, aber ich würde nicht ertragen, ihn zu beerdigen, und genauso wenig würde ich es ertragen das er unglücklich ist. Wenn es ihm gut geht, wenn er glücklich ist, Orpheu, bin ich es auch. Auch wenn ich nie Teil seines Lebens werde."

Orpheu sah Luca noch einige Sekunden lang in die Augen, dann erhob er sich. "Dir ist nicht mehr zu helfen, mein armer Freund."

"Mag sein," flüsterte Luca und schloss Die Augen. Er schlang die Decken wieder um den jungen Elfen und nieste plötzlich... Vorsichtig sah er sich um und stellte erleichtert fest. Dass er keinen anderen geweckt hatte.

Der Elf lag in seinem Arm und schlummerte so friedlich, als hätte er nie einen Alptraum gehabt. "Schlaf ruhig, mein Engel..." Luca küsste die Stirn des Jungen und streichelte ihn wieder. Und tatsächlich fand der Junge die restliche Nacht seinen Frieden in Lucas Armen und an seiner Brust, in der er das ruhige, liebende Herz schlagen hören musste...
 

An diesem Morgen erwachte Luca mit grausamen Rückenschmerzen und sein Schädel tat weh. Er fror und seine Gelenke schmerzten ziemlich, ebenso seine Haut... Das Licht stach in seine Augen und sein Hals fühlte sich wund und rau an. Er nieste. Nun musste er sich eingestehen, dass er sich erkältet hatte. Der Zeitpunkt konnte schlechter nicht sein. Luca seufzte und sah besorgt zu seinem zierlichen Elfenfreund. "Ich bin alles für Dich, nur keine Hilfe. Armer Junge Du... Ich bin ein Idiot..."

"Ist er wach?"

Luca zuckte zusammen und schlug rasch die Augen nieder. "Orpheu... Du?" flüsterte er. Seine Stimme hörte sich grausam an, sehr heiser. "Nein, er ist immer noch nicht zu Bewusstsein gekommen..."

Er fühlte sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund ertappt, dabei gab es nichts, was ihm hätte peinlich sein müssen, denn er hielt den Jungen nur im Arm. Er hatte nicht einmal etwas unmoralisches Gedacht. Solche Gedanken lagen ihm ohnehin im Augenblick fern, denn er fühlte sich schlicht elend.

"Luca, Du kannst nicht weiter," sagte Orpheu besorgt. "Du bist..."

Luca erhob sich und lud sich den Jungen wieder auf die Arme. "Es ist alles in Ordnung, Orpheu."

Er ging an Orpheu vorbei und schloss sich den anderen an, die liefen...
 

Am Ende des Tages wusste Luca nicht einmal mehr wie es ihm gelungen war sich mit den schmerzen zu erheben und den Tag hindurch zu laufen, mit der Last des Elfen in seinen Armen. Das einzige, was ihn aufrecht hielt, war das friedvolle Gesicht des Jungen, der schlief und scheinbar im Moment all sein Vertrauen auf ihn, Luca, setzte und ihm sein Leben und sein weiteres Schicksal anvertraute.

Luca schlief während der ersten Rast augenblicklich ein und Orpheu brauchte mehrere Anläufe, ihn aufzuwecken. Wortlos erhob sich der junge Magier, den Elfen fest an sich gepresst... Für einen Moment glaubte Luca, das Bewusstsein zu verlieren, einfach nur ohnmächtig umzufallen, denn seine Kopfschmerzen erreichten einen nie gekannten Höhepunkt, füllten für einige Sekunden sein gesamtes Bewusstsein und nahmen ihm den Gleichgewichtssinn. Er wankte... Eine massive Welle Übelkeit überschwemmte seinen Verstand und ihm wurde schwarz vor Augen... Dann sah er Lichtflecken hinter seinen Lidern... Das Schwindelgefühl ebbte nun langsam ab, auch die Kopfschmerzen sanken auf ein erträgliches Maß herab, wenigstens so weit, dass er nicht mehr Gefahr lief, die Besinnung zu verlieren. "Luca..." Orpheus Hand ruhte auf der Schulter des Magiers.

Lucas Lippen zitterten, er wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Dazu fehlte ihm die Kraft. Wortlos ging er weiter, langsam, schritt um Schritt... Er suchte seinen Geist abschweifen zu lassen, in der festen Hoffnung, auf diese Weise den Rest des Tages durchzustehen. Aber das einzige, was passierte, er schaltete seinen Verstand Stück um Stück ab und brach am Ende des Tages, als sie endlich die Eisenberge verließen und in die Blutberge kamen, zusammen. Er erinnerte sich weder an den Weg, noch wie er vom Zwischenlager in die Höhle kam, in der er mitten in der Nacht erwachte, noch wie er unter all die Decken kam.

Die Nachtwache schaute kurz zu ihm, erkannte ihn und sah wieder fort. Luca schloss die Augen, denn das flackernde Licht der Nachtfeuer rannte in seien Augen und der blackende Qualm stach in seinen Hals. In seinem Arm bewegte sich etwas... Luca wusste, wer es war. Der Elf. Dennoch hob er mühsam die Lider und sah ihn an. Der Junge schlief und lag fest an ihn gekuschelt da. Einer seiner Arme lag über Lucas Brust und sein Kopf ruhte an seiner Schulter. Der Magier zog eine Hand unter der Decke hervor und begann den Kopf des Jungen zu streicheln. Seine Haut schmerzte immer noch und genauso auch seine Gelenke und seine Knochen. Dennoch kuschelte er sich näher an den Jungen, der scheinbar die Hitze von Lucas fiebrigen Körper mochte. Luca fror zwar erbärmlich, aber seine Haut war heiß und trocken, angenehm für den Jungen. "Du musst doch Hunger und Durst haben," flüsterte er. Luca richtete sich auf. Der Junge rutschte von seiner Brust herab und in seinen Schoss. Eben erst bemerkte der Magier, dass er nicht viel mehr als sein Hemd trug und auch der Junge nur eine Hose anhatte... "Orpheu," murmelte Luca. Er hatte sich um ihn gekümmert. Seit sich die beiden kannten, war der schwarze Elf immer für Luca da gewesen und hatte sich für ihn eingesetzt und eine besondere, sanfte, feinfühlige Art von Freundschaft, die wenigstens Orpheu hegte und pflegte, aufgebaut. Luca kam sich schäbig dabei vor, denn er gab selten etwas an Gefühlen und Freundschaft zurück. Er wollte Orpheu zeigen, dass er ihn sehr mochte... Aber das verschob er auf einen anderen Zeitpunkt. Vorsichtig angelte er nach seinem Mantel und seiner Tasche. Sicher befand sich darin noch ein wenig Nahrung und ein bisschen Wasser. Er grub all seine Sachen durch, bis hin zu seinem Wasserschlauch, den er noch bei sich hatte, und fand dennoch nicht viel. Ein wenig Dörrfleisch und getrockneten Fisch. Der Magier saß da und sah deprimiert auf das wenige da herab. "Na ja," murmelte er müde. "Morgen werden wir in Valvermont sein, bei Justin. Dort bekommst Du richtiges Essen und heißen Tee."

Er schob sich etwas von dem Trockenfisch in den Mund und musste sich beherrschen, sich nicht zu übergeben. Ihm ging allein der Gedanke, Nahrung zu sic zu nehmen, ab. Dennoch, wie sollte der Junge nur auf anderem Wege etwas zu essen bekommen? Luca nahm den Jungen hoch, zog ihn an seine Brust und setzte ihn auf seinen Schoß. Er kaute den Fisch, der irgendwie an stinkendes Leder erinnerte, so gut durch, dass davon nur recht unverdaulicher Brei überblieb und öffnete die Lippen des Jungen, legte seine über die des Elfen und drückte ihm den Fisch mit der Zunge in den Mund. Luca zog sich sofort zurück und setzte den Wasserschlauch an die Lippen des Jungen... Der junge Elf trank fast augenblicklich. Luca lächelte zärtlich...

"Schluck schön, mein Engel."
 

In der Nach erwachte Luca noch etliche Male. Der Geschmack des Fisches hatte sich in seinem Mund zu etwas abstoßend ekelhaften gesteigert, so schlimm, dass Luca übel wurde und er sich schließlich heftig übergab. An sich hatte er nichts mehr im Magen gehabt, würgte nur Galle hervor... Ihm wurde dabei schwindelig, und sein Kopfschmerz steigerte sich zu der Art von Agonie, die niemand lange in der Lage war zu ertragen. Luca stützte seinen Kopf in die Hände und sein Haar fiel ihm ins Gesicht, über die Schultern und den schmalen Oberköper... Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn und durchweichte sein Hemd... Dennoch fror er und die Schwäche ließ ihn zittern. Er war am Ende seiner Kräfte, das wusste er auch. Schließlich hatte er es einfach nur übertrieben. Er war krank und reizte seine Kräfte aufs Äußerste aus. Luca ahnte, dass er morgen nicht mehr laufen konnte, schon gar nicht mit dem Jungen in den Armen. Aber was war sei Zustand im Vergleich zu dem des Jungen? Der Elf schien für ich ebenfalls all seine Stärke ausgereizt zu haben, weniger seine körperliche, als seine seelische. Luca spülte sich den Mund aus und legte sich wieder zu dem Elfen, über ihn... Der Elf kuschelte sich an Luca, schlang seine Arme um ihn... Luca, so schlecht es ihm ging, umarmte den Jungen fest und sah ihn an... Er sah so friedvoll aus, gar nicht mehr aufgewühlt... Dieser Elf, sein wunderschönes Gesicht, der fein geschwungene Mund und die porzelanene Perfektion diese Jungen, diese Symmetrie und der Reiz, den dieser wundervolle, noch so wahnsinnig junge Mann auf ihn ausübte, verzauberten Luca. Er spürte, wie sich nun doch sein Verlangen nach dem Elfen regte...Sein Schoß drängte sich in eindeutig lustvollem Rhythmus gegen den des Elfen und er streichelte Wangen und Haar des Jungen. Der Knabe reagierte unbewusst mit einem leisen stöhnen... erst jetzt realisierte Luca, dass der Knabe ebenfalls auf ihn regierte...

Erschrocken hielt Luca inne und musterte das Engelsgesicht des Elfen.

"Nein, nein, das willst Du sicher nicht... ich bin keine Frau..." Der Elf wirkte fast ein wenig enttäuscht, als Luca sich nicht mehr auf ihm bewegte... Luca legte sich auf seine Brust und schloss die Augen. Sein körperlicher Zustand holte ihn schlagartig wieder ein. Er verfiel in einen unruhigen Schlaf, einen Schlaf, der näher am Wachzustand lag.
 

Am folgenden Morgen erwachte er und fühlte sich noch schlechter. Sein Fieber hatte eine neue Höhe erreicht und er konnte kaum aufstehen. Nun hustete und nieste er ständig. Und mehr als alles betete er darum, dass der junge Elf sich nicht angesteckt hatte. Orpheu half Luca sich anzuziehen und setzte den Magier auf sein Pferd. Er beachtete gar nicht den schwachen Protest Lucas. Orpheu entfernte sich etwas von Luca und der Magier nickte fast augenblicklich ein, mit beiden Händen abgestützt auf das Sattelhorn. Luca erwachte erst, als Orpheu auch den Elfen auf sein Pferd hob und Luca sagte, er solle den Jungen gut festhalten. Zuletzt schwang sich der schwarze Söldnerführer hinter Luca auf den Rücken des Tieres.

"Was..." flüsterte Luca.

"Sei einfach ruhig, Luca," sagte Orpheu und streichelte über Schultern und Arme des jungen Magiers.

"Vielen Dank..." Lucas Worte waren ein Hauch. Wenige Sekunden später war er wieder eingeschlafen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Felinae
2006-07-23T10:38:51+00:00 23.07.2006 12:38
O_O
das wird immer besser und ergreifender.. T_T
Mein Gpott, ich hab ja tatsächlich nur totalen Blödsinn gezeichnet.. *abermals ein blatt zerknüll und dann in kleine fetzen zerreiß, in mülleimer werf und hineindrück*
Das kann man ja fast gar nicht zu Papier bekommen.. =/
Okay, das Bild wird dch mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht... schon alleine die Vorbereitung dafür.. bevor ich überhaupt den Stift für die "Hauptzeichnung" ansetze.. fuh.

Und der arme Luca.. man, ich kann das voll nachvollziehen, wie er sich fühlt. Ich würde genauso handeln wie er , wenn es um meine Liebe gänge!
Wirklich traumhaft... -seufz-
Von:  Silverslayer
2004-11-27T15:45:42+00:00 27.11.2004 16:45
Armer Luca!!!!
Warum is er auch so verdammt dickköpfig?!

By the way..schickst du mir bitte das adult-Kapi?


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