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Interdependenz Buch 1

Die schweigende Lilie
von

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Der Weg zurück

Der Weg zurück nach Valvermont, in die Freistadt, gestaltete sich als recht Problematisch zusammen mit all den Verwundeten und Kranken. Die schlimmsten Fälle wurden zu zweit oder zu dritt auf die Pferde der Söldner gesetzt, gebunden... Einer von Orpheus Männern hatte Tragen aus herausgebrochenen Holzgittern gebaut, die sie an die Pferde banden, oder auf ihren Schultern mit sich trugen...

Die Packpferde wurden weitgehend entlastet und das Wichtigste an die Rucksäcke und Satteltaschen gebunden. Unnötiger Ballast wurde zurückgelassen. Selbst dann noch waren es zu viel... Der einzige, der noch selbst ritt, war Luca, und auch nur deshalb, weil der junge Elf bewusstlos vor ihm im Sattel saß...

Nach ein paar Tagen, am Ende eines viel zu langen Tages rasteten sie in einer alten Bugruine Während sie ihr Lager aufbauten, trat Orpheu an Luca heran, der sich um die Verwundeten kümmerte.

Die Sonne, verdeckt von grauen Wolken, versank hinter den Mauerresten du verfärbte die Schatten rötlich grau. Die Wolkenfetzen erhielten einen seltsamen, irrealen, alptraumhaften Schimmer...

"Lysander?"

Der Magier sah von seinem Patienten auf und sah Orpheu fragend an.

"Ich mag es zwar nicht, Dich darum zu bitten, aber... wäre es möglich, dass du ebenfalls läufst?" in Orpheus Gesicht arbeitete es nervös.

"Sicher," antwortete Luca schlicht und beendete seine Arbeit.

"Ich meine..."

Luca sah zu Orpheu auf und schüttelte lächelnd den Kopf. "Rechtfertige Dich nicht. Dazu gibt es keinen Grund."

Er krempelte sich die Ärmel herab und stand auf. "Ich will sehn, ob ich noch Wasser im Burghof finde... Wenn ich nicht irre ist da ein Brunnenschacht gewesen. Ich brauche Wasser um die Männer zu waschen und..."

"Du bist irre, wenn du glaubst, das allein zu schaffen. Das sind fast 200 Männer!"

Luca hob lächelnd die Schultern. "Hier habe ich die Chance dazu, Orpheu. Und einige von ihnen haben heftig verschmutzte Wunden... Sie werden sterben, wenn ich nichts daran ändere, oder wenigstens Arme oder Beine verlieren. Einige von ihnen haben Krankheiten, Seuchen..."

"Das wird die Nacht über an Zeit brauchen, wenn wir das zusammen machen."

Luca lächelte. "Danke, Orpheu."
 

Eine Stunde vor Sonnenaufgang gab Luca es vorerst auf. Orpheu lag bei einem der Kranken und schlief friedlich... Luca deckte ihn zu, kniete neben ihm nieder und lächelte. "Vielen Dank, Hauptmann."

Orpheu grunzte etwas und drehte sich auf die andere Seite. Mit einem breiten grinsen stand Luca auf und ging zu seinem eigenen Lager und seinem silberhaarigen Elfen zurück...

Der junge Mann lag noch immer wie Bewusstlos da. Luca wusste, dass er wach war und vermutlich sogar etwas mitbekam, aber er wollte einfach nicht reagieren. Manchmal erschien es Luca, als sei der Elf in einem ewigen Tagtraum gefangen, einem Alptraum, der kein Anfang und kein Ende kannte, der einfach ein Endlosschleife, ein Möbius-Band war...

Wie an jedem der Tage hatte Luca ihn zuerst verbunden und ihn so behutsam wie möglich gereinigt. Er wusste nicht, wie er ihn dazu bringen sollte, zu essen, oder zu trinken. Sobald der Elf etwas Wasser bekam, würgte er es wieder hoch... an Nahrung war nicht zu denken. Schließlich kaute er es dem Elfen sogar vor und machte Breie aus Obst, dass er zerkleinerte und mit Wasser versetzte und ich gab... Von all den Männern hier, ging es dem Elfen am schlimmsten. Nachdem Luca ihn zum ersten Mal gereinigt hatte, ihn verband, wusste er, was man ihm angetan hatte. Die Wunden und Narben waren Rückstände von Folter. Narben, die teilweise seit Monaten seine Arme, Hände, Füße und seine Brust verunzierten... Glatte Stiche, quer durch die Hände, Stiche mit Stiletten in die Seiten seines Körpers, Schnitte, Peitschenhiebe über seine Brust...

Luca setzte sich neben ihn. Unwillkürlich begann er den Nacken des Elfen zu streicheln und seine Schultern. Tambren und Goldy krochen zu ihm und kuschelten sich an. "Und?" fragte er leise, besorgt.

"Er schläft," antwortete Goldy leise. "Immer schläft er nur."

"Er hat Dein Essen diesmal irgendwie drin behalten, Luca, aber es geht ihm so schlecht. Heil ihn doch weiter..." bettelte Tambren leise.

Luca nickte "Gib mir nur ein paar Minuten Pause, Tambren. Mir ist schwindelig."

"Wie viel von Deinem Leben hast Du schon an andere abgegeben, Luca?"

Der Magier zuckte die schultern. "Ist egal, mein Kleiner."

"Nein," knurrte der kleine Drache. "Sicher nicht."

Luca schüttelte wieder den Kopf. "Tambren, er ist das einzig wichtige in meinem Leben. Für ihn halte ich das aus."

"Was hast Du vor? Wie willst du ihm helfen, wenn Orpheu Dich morgen nicht mehr reiten lässt?"

"Ich trage ihn," antwortete Luca leise.

"Das hältst Du nie durch."

Luca verkniff sich darauf jede antwort. Er wollte es wenigstens versuchen. Wortlos lies er sich auf seinen Decken nieder und schloss den Elfen in seine Arme.

Wenn ich Dir doch nur helfen könnte, dachte er. Wenn ich dich doch nur heilen könnte, all Deinen Schmerzen in mir aufnehmen und vor dir versiegeln könnte...

So halte ich dich einzig in meinem Arm, doch du weißt nicht einmal, dass ich da bin, geschweige, dass ich dich liebe...

Für einen winzigen Moment zuckte der Elf in seinen Armen, regte sich, verfiel aber dann wieder in seine Katatonie.

Lucas Augen weiteten sich, erwartungsvoll, hoffend, doch schließlich änderte sich gar nichts. Er zog den Elfen enger an sich und deckte ihn gründlich zu. Erschöpft und müde lehnte Luca seine Stirn gegen die des Elfen. Er schloss die Augen. Die trockene, heiße Haut des Elfen machte ihm Angst. "Ich lasse dich nicht gehen. Ich will nicht, dass Du stirbst!"

Das Gefühl begann sich in Luca zu manifestieren und die Angst, dass sein schöner Elf sterben könnte, erstickte ihn. Fast schon Automatisch strichen seine Hände über die Arme und die Brust des Elfen. Wortlos wob er den Zauber, der tief in ihm ruhte, mit mehr Angst und Inbrunst als je zuvor... Vielleicht war es das, was den Zauber etwas verstärkte, aber Luca spürte, wie mehr seiner Lebenskraft aus ihm heraus und in den Jungen hineinfloss... Er hörte erst auf, als er am ganzen Körper vor Schwäche zitterte. Auch wenn es ihm nun schlecht ging, so war er doch erleichtert und glücklich. Er spürte, dass der Elf nun wesentlich ruhiger atmete, auch wenn er immer noch in seinen Alpträumen gefangen war. Die Pupillen unter seien Lidern bewegten sich so hektisch und schnell... Luca sah ihn an. "Warum kann ich dich nur nicht vor Deinen Träumen beschützen...?"

Er blickte matt zu dem Elfen. "Ich möchte Dir so gerne schöne Träume schenken..."

Noch während er den Gedanken aussprach, schlief auch er ein...
 

Im Laufe des folgenden Morgens bekam Luca mit, wie schwer ein bewusstloser Körper sein konnte... Trotz Magie, die Luca stärker werden ließ. Aber er war nicht der einzige der einen Anderen trug oder stützte. Und ausnahmsweise kam ihm diesmal seine Verbissenheit zu gute.

Er lief den ganzen Tag, zwar ziemlich am Ende des Zuges, aber er hielt bis zum Abend durch. Die beiden kleinen Drachen flogen immer Dicht bei ihm...

Kurz bevor sie rasteten, kam Orpheu zu ihm.

"Ich hätte nicht angenommen, dass Du auch nur bis zum Mittag durchhältst, Lysander..."

Schweigend ging Luca neben dem schwarzhäutigen Elfen her, schleppend...

Ihm fehlte die Kraft zu reden. So erschöpft wie er war, mit nur einer Stunde Schlaf, erschien es sogar für ihn wie ein Wunder, noch nicht zusammengebrochen zu sein. Aber er war sich auch ziemlich sicher, würde er Rast machen, er im Anschluss keinen Schritt mehr weiterlaufen konnte. Schon jetzt zitterte er so stark, und seine Muskeln fühlten sich so hart und verkrampft an, dass er bezweifelte, Morgen viel mehr als ein unnützer Klumpen Fleisches zu sein.

Er lief mit halbgeschlossenen Augen neben Orpheu, bis dieser den gesamten Zug mit einem lauten Pfiff durch die Zähne stoppte und mit einem Handzeichen zur Rast aufrief.

Luca sah sich kurz um. Es war ein Felsplateau, das an zwei Seiten Windgeschützt war. Mit einer natürlichen, recht großen Höhle, die sie auch vor Regen schützten konnte. Luca lehnte sich an die Felswand und sank daran herab. Selbst jetzt noch hielt er den jungen Elfen an sich gedrückt.

Er schloss die Augen, eigentlich nur für ein paar Augenblicke, doch kaum hatte er sich ein wenig entspannt, schlief er auch schon tief und fest.
 

Kurz vor der Morgendämmerung erwachte er. Um ihn herum und dicht bei ihm lagen und lehnten unzählige Männer und schliefen. Fünf Wachen konnte er entdecken, einer davon war Berou... Er lehnte noch immer an der Felswand. Halb in seinem Schoss und halb an seine Brust gelehnt lag der Elf. Er hatte Alpträume, wie eigentlich ständig. Behutsam streckte Luca sich, wobei er darauf achtete, dass sein Silberhaariger Freund nicht von ihm fortglitt, gähnte und nahm den jungen Elfen wieder in die Arme, zärtlich, liebevoll... mit jedem Tag, den er diesen jungen Mann sah, seine Nähe fühlte und sich um ihn kümmern dürfte, würde seine Liebe zu ihm stärker...

"Wie kann ich Dir nur deine Träume versüßen?" Zärtlich küsste er die Wange des jungen Mannes.

In seinem Hemd bewegten sich seine zwei Drachen.

Aber nur Tambren erwachte. Goldy schlief weiter.

"Luca...?" Luca erkannte seinen eigenen Namen kaum, denn der kleine Pseudo-Drache gähnte und schmatzte dabei. "Geht es weiter?"

"Nein, mein Kleiner," antwortete Luca leise. "Schlaf ruhig noch. Der Tag wird wieder anstrengend."

Tambren begann sich aus Lucas Hemd hervorzuarbeiten. "Was denn, willst du dir das etwa wieder antun? Willst du Schwächling den Jungen tragen?"

Behutsam stubbste Luca die Nase des Drachen an. "Sei still, Tambren... Sei froh, dass ich so gutmütig bin. Jeder andere Meister hätte dich schon aus seinen Augen verbannt..."

"Kaum," giftete Tambren. "Ich bin dein Vertrauter, mich kannst Du nicht abschieben, Luca."

Über Lucas Lippen huschte ein Lächeln. "Ach, wirklich?"

Tambren blinzelte und nickte dann heftig, während er sich gegen Lucas Hals drängte.

"Du bist nicht halb so aggressiv, wie du immer tust."

Tambren schnappte wie zur Antwort nach Lucas Nasenspitze, ohne ihn jedoch zu treffen.

Auch über sein Gesichtchen huschte etwas wie ein Lächeln.

Er hatte Luca nie gesagt, dass er ihn sehr liebte, aber das wusste der Magier auch so. Luca kraulte ihm recht lange das Köpfchen. "Wovon träumt er?" fragte Luca Tambren.

Der Drache hob ein Augenlid und sah ihn aus diesem goldenen Auge nachdenklich, besorgt sogar, an.

"Das willst Du gar nicht wissen, Luca, glaub es mir..."

"Doch," flüsterte der Magier eindringlich. "Ich muss es wissen, Tambren."

"Nein Luca, ich weiß, wie sehr du dich schon jetzt um ihn sorgst. Du würdest es ihm und dir noch schwerer machen. Es ist erst einmal besser..."

"Schon gut," Flüstert Luca. "Das soll er mir eines Tages von sich aus sagen..."

"Du meinst, falls er je wieder zu sich kommt..."

Luca deutete ein nicken an. "Ich weiß." Er deutete auf seinen Mantel. "Da, in der Innentasche sind noch trockene Früchte. Nimm dir und Goldy welche und gib mir eine oder Zwei für ihn."

"Meinst Du er behält so was ei sich?"

Luca deutete ein Schulterzucken an, lächelte aber zuversichtlich. "Ich bin mir sicher..."

Tambren befreite sich ganz aus dem Schnürhemd und dem Wust pechschwarzen Haars, dass wie ein Mantel um Luca und den Elfen weit hin über den Boden flutete...

Brav holte er aus dem Innenstoff des Mantels ein paar Trockenfrüchte, mampfte aber erst selbst welche, bevor er eine in Lucas Hand legte.

"Danke Dir, kleiner Gierschlund," lächelte der junge Mann. Er hob die Frucht an die Lippen und biss davon ab. Er vermutete, dass das geschwefelte, getrocknete Ding wohl mal eine Pflaume war, aber beschwören konnte er es nicht mehr. Es schmeckte ja nicht mal mehr danach. Dennoch zerkaute er den Bissen so gut es ging, nahm den Elfen behutsam hoch, öffnete seinen Mund und legte seine Lippen über die des Jungen. Vorsichtig schob er ihm die Frucht mit der Zunge in den Mund, zog sich sofort zurück und nahm seinen Wasserschlauch auf. Er träufelte ihm Wasser in den Mund, legte dann den Kopf des Elfen soweit zurück, dass der Junge schlucken musste.

"Siehst Du, es klappt," lächelte Luca.

"Ich glaube nicht, dass es ihm gefiele zu sehn, wie du ihn fütterst, Luca," murmelte Tambren.

Während Luca ein weiteres Stück der Trockenfrucht zerkaute, zuckte er die Schultern.

Er gab es dem Elfen auf die selbe Art und Weise... Das Procedere setzte er noch eine Weile fort. Irgendwann lächelte er sanft. "So verhungert er nicht."

Er blinzelte Tambren fröhlich zu. "Ich will dass er lebt, um schönere Tage zu erleben als die vergangenen... Ich will ihn sicher und behütet wissen und ihn selbst glücklich machen."

Tambren schwieg darauf hin und verkroch sich wieder. "Wecke mich, wenn es weitergeht, Luca," murmelte er nach mehreren Sekunden.

Luca schüttelte lächelnd den Kopf. "Wie du willst," murmelte er und konzentrierte sich wieder nur auf den jungen, zerbrechlichen Elfen in seinen Armen. Behutsam streichelte Luca den Jungen und wiegte ihn in seinen Armen.

"Was erhoffst Du Dir eigentlich von ihm, Lysander?"

Der Magier zuckte zusammen, als er Orpheus Stimme erkannte. Er fühlte sich für einen Moment fast ertappt, erschrocken und zugleich war ihm völlig egal, was ein anderer von ihm dachte.

"Es ist recht auffällig, wie sehr Du Dich nur um ihn bemühst."

Nach einer Sekunde hob Luca den Blick und versuchte, den dunklen Elfen in der Finsternis zu erkennen.

"Ich kenne ihn, deshalb..."

"Ich habe durchaus mitbekommen, dass Du nur was mit Männern anfangen kannst." Orpheu kroch ein wenig näher und lehnte sich mit den Rücken gegen die Felswand. Er saß nun direkt neben Luca und schloss die Augen. Sein Kopf sank gegen die Wand.

Das lange, schwarze Haar raschelte etwas, die dünnen Zöpfe, zu denen er sein Haar gebunden hatte und die winzigen Perlen aus Halb-Edelsteinen und Holz, schlugen gegeneinander.

"Ja, ich bin pervers und bevorzuge Männern," sagte Luca böse. "Und? Habe ich bisher versucht, dich ins Bett zu ziehen?"

Orpheu schüttelte den Kopf und sah ihn dann von der Seite her an. "Ich denke, ich falle nicht in das Idealbild, dass Du hast." Er lächelte plötzlich und entblößte perlend weiße, angespitzte Zähne. Normal für Kriegerprinzen aus Kalesh, wie ihn... "Mich würde es auch nicht stören, würdest Du es. Ich mag dich irgendwie sehr gerne und mir fällt es oft schwer zu akzeptieren, dass Du ein Mann bist. Du siehst sehr weiblich aus und das irritiert die meisten meiner Männer... zugegeben, mich am Anfang auch. Aber ich habe schon erkannt, dass du etwas besonderes bist..." Er beobachtete Luca, seine Mimik, wie seine Worte auf den Magier wirkten. Luca sah ihn eine ganze Zeit auf undefinierbare Weise an.

"Ich bin nichts besondere. Ich liebe ihn, das ist alles," sagte es sehr leise. "Ich würde alles für ihn tun, Orpheu."

Der schwarze Elf nickte. "Das habe ich mir bereits gedacht..."

"Bitte, sag' ihm nie was davon, wenn er überhaupt je wieder zu sich kommt. Ich will nicht, dass er sich von mir bedrängt fühlt oder sich in irgendeiner Verpflichtung sieht." Lucas Stimme klang gedämpft.

"Dann musst Du ihm das irgendwann mal sagen."

Luca schüttelte den Kopf. "Nein. Ich erinnere mich, als wir uns das erste mal sahen, bei Justin D'Arc, im Labyrinth..." er machte eine kurze Pause. "Er ist, glaube ich, jemand, der es nicht mag, wenn andere ihm helfen. Er will alles selbst erreichen und nicht auf andere angewiesen sein. Wenn er davon wüsste, wäre es ihm sicher Peinlich und nicht recht. Ich glaube, er ist sehr stolz und das schlimmste, was man einem solchen Mann antun kann wäre..."

"Wo ist Dein Stolz?" fragte Orpheu leise. "Hast Du so etwas überhaupt?"

Lucas Blick glitt über das blasse Elfengesicht und das silberne Haar. Er antwortete lange nicht, überlegte sich seine Worte. "Ich glaube, Stolz ist etwas, dass man sich erlauben kann, hat man ein reines Gewissen, und existiert etwas, worauf man stolz sein kann. Der letzte Krieg hat mir all meinen Stolz genommen, der mal existent war. Ich habe getötet, wahllos, ohne meinen Gegner zu kennen und über ihn irgendetwas zu wissen. Ich bin daran Schuld, dass Väter und Mütter tot sind... Ich bin nicht wie Du. Mein Stolz liegt nicht darin ein berühmter, umjubelter Krieger zu sein, mit Macht und Ehre und dieser unglaublichen, kalten Stärke im Inneren. Mein Leben war zu studieren, in staubigen Bibliotheken zu sitzen und zu lernen, zu malen und zu dichten. Das ist schwach, aber mein Stolz war es, wenigstens darin unschuldig zu sein. Das ist nicht mehr. Ich kann mir einiges in diesem Krieg nicht verzeihen..."

"Warum bist du dann in diesem Krieg dabei gewesen..."

"Der Orden hat mich dahin entsandt."

"Und warum bist Du einem Maierorden beigetreten, der so offensiv ist wie der Deine? Ihr seid Söldnermagier. Damit musstest Du rechnen..."

Luca lächelte plötzlich. "Ich hatte keine Wahl. Mein Vater gab mich als Kind in den Orden. Ich war 9 Jahre alt damals."

Nun schwieg Orpheu. Er sah lange Zeit zwischen Luca und dem silberhaarigen Elfen hin und her. "Diese Art von Leben wird dich irgendwann umbringen, Lysander. Du bist zu weich und zu sanft dafür. Tu dir das nicht an. Tritt aus dm Orden aus."

Luca schüttelte den Kopf. "Dann waren die letzten 21 Jahre verschenkte Zeit, Orpheu... Ich verliere ale Macht, trete ich aus dem Orden aus. Und es gibt nichts, wo ich hingehöre. Ich habe kein Heim und niemanden, der mich braucht oder auf mich wartet."

"Vielleicht irgendwann ihn," sagte Orpheu leise und stand auf. "Für ihn solltest Du es vielleicht tun. Würdest du das nicht gerne, einfach als Künstler an seiner Seite sein?"

Luca lächelte still in sich hinein. Er begann sich seine Zukunft auf dieses Art auszumalen und drückte den silberhaarigen Elfen enger an sich. Eine Zukunft, in der sie zusammen außerhalb von Valvermont lebten, auf dem Land, fern ab des Labyrinthes und der Menschen und Ihads, Justins und des Stadt-Prinzen Mesalla... Nur zusammen. Er würde nur malen und zeichnen und dichten, inspiriert von diesem wunderschönen, zerbrechlichen Geschöpf... Gemeinsam... Die Tage würde er nutzen, ihn zu malen und die Nächte ihn zu umwerben und zu lieben... Ein Traum, unerfüllbar, schon weil sie Geld verdienen mussten und Luca letztlich Magier war, mit Leib und Seele und dem Wissen eines Mannes, der nicht erst 30 Jahre alt war. Er konnte seinem Schicksal und seinem Großmeister Ihad nicht entgehen. Und zudem hatte Luca zwei kleine Kinder, seinen Sohn Kiél und seine Tochter Sybilla... und er liebte sie beide sehr und vermisste sie einfach nur furchtbar.

Dennoch nickte er, aber Orpheu war schon lange nicht mehr in seiner Nähe.

Es ist ja nur ein wunderschöner Traum, dachte er. Es würde ohnehin nie wahr werden.

Luca lehnte sich wieder gegen die Wand und schloss die Augen. Aber er konnte nicht mehr schlafen. Der Elf in seinen Armen bewegte sich wieder. Er träumte... Seine Alpträume erstickten ihn fast. "Was geht nur in Dir vor sich, mein Engel?" flüsterte er und streichelte sein Gesicht, seine Wangen und sein Haar. "Wie kann ich Dir nur helfen?" Er ergriff die Hand des Elfen und hielt sie fest.

"Du bist mir das wichtigste auf der Welt."

Der Elf bäumte sich in Lucas Armen auf...! "Was...?" Luca hob die Lider und sah den Elfen erschrocken an. Der Elf warf sich in seinem Arm hin und her. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Plötzlich begannen seine Lider zu flackern. Er zitterte, schien zu frieren und seine Zähne knirschten aufeinander... Luca glaubte leise einen Namen zu hören, Lia... oder Lea... Er zog den jungen Mann an sich und drückte ihn an sich.

"Du bist nicht allein, mein Freund!" Er umarmte ihn so fest er konnte. "Du bist bei mir, sicher. Ich wache über dich und bin da, bleibe bei Dir und lasse dich nicht mehr los."

Luca spürte plötzlich, dass ihm Tränen über die Wangen liefen und er immer mehr Angst um den Jungen bekam. Genauso plötzlich wurde er ruhiger und schlief dann wieder friedfertiger. Er hatte sich gefangen. Seine Träume verliefen wieder in einer ruhigen Bahn.

Luca wagte keine Sekunde lang mehr, ihn loszulassen. Er wollte ihn mit aller macht beschützen. Und vielleicht war das der einzige Grund, warum sich der Junge beruhigte. Behutsam zog Luca ihn wieder an sich und küsste sanft seine Lider, seine Stirn und schließlich seine Hand.

Er konnte spüren, dass der Junge wieder sehr viel tiefer schlief. "Gut, mein Engel. "Gut..."

Nach einer Weile entspannte auch er sich wieder etwas und wickelte sich und seinen schönen Elfen-Freund in seinen Mantel ein.

Wenige Minuten später schliefen sie beide wieder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Felinae
2006-07-16T15:47:01+00:00 16.07.2006 17:47
Kann mich da nur anschließen.
Dieses Kapitel ist genauso gut wie das Vorherige.
Sehr gute Wortwahl und einfach nur fesselnd.
Von:  Silverslayer
2004-11-27T15:29:22+00:00 27.11.2004 16:29
Wow!

Deine Bilder sind ja schon der hammer, aber deine Storys sind noch besser. Die selben Gefühle, die du in deine Bilder elgst, kann man auch hier spüren.

Klingt jetztetwas (sehr) Kitschig, es is aber so......


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