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Do They Know It's Christmas?

10. Kalendertürchen 2013
von

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At the Yellow Flag


 

Do They Know It's Christmas?
 

 
 

 

Kopfschüttelnd betrachtete Bao seine besten Stammkunden. Normalerweise war er nicht erfreut, wenn Gäste stockbesoffen im "Yellow Flag" einschliefen. Irgendwer musste sie dann schließlich wieder aufwecken und aus der Bar befördern. Im besten Fall war das nur lästig, im schlimmsten wurde man angekotzt.

Eine schlafende Two-Hands hingegen bedeutete in der Regel weniger Ärger als eine Wache und so ließ er sie an der Theke ihren Rausch ausschlafen. Gemeinsam mit dem Japaner. Beide hatten bei dem Wettsaufen gelitten und sahen ziemlich hinüber aus.  

Ihm sollte es recht sein. Rekordumsatz und das ganz ohne Zerstörung. Wenn es doch nur immer so einfach wäre.

Irgendwer würde die beiden schon abholen.

 
 

Der Abend lief gut. Das Haus war voll. Jede Menge Kunden, die sich an diesem Feiertag ein bisschen mehr gönnten. Barkeeper auf der ganzen Welt kannten dieses Phänomen. Auch in diesem Loch von einer Stadt schien Weihnachten seine Spuren hinterlassen zu haben, war gemeinsam mit den ganzen Ausländern gekommen und hatte sich zumindest unter Teilen der Bevölkerung im Stillen etabliert. Obwohl nirgends etwas Weihnachtliches zu entdecken war. Advent war hier unbekannt. Keine Dekoration, keine Weihnachtslieder und Weihnachtsbäume waren in diesem Klima sowieso absurd.

Und dennoch kam er fast gar nicht damit nach Hochprozentiges an all die Durstigen auszuschenken. Gut gelaunt stellte er fest, dass die meisten viel zu sehr in ihre eigenen melancholischen Gedanken versunken waren um Streit anzufangen oder auf andere glorreiche Ideen zu kommen. Trinken und Ruhe geben - so war es ihm am liebsten.

So beschäftigt wie er mit Ausschenken war, bemerkte er die Blondine, die sich neben den zwei Schlafenden niederließ erst als sie sich räusperte.

"Kriegt man heute noch was in diesem Drecksladen oder hat die Schlampe schon alles ausgesoffen?", fragte sie. "Die sieht ja ziemlich zerstört aus."

"Aber, aber Schwester Eda, das ist nicht sehr christlich!"

"Es gibt eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden und geben ist seliger als nehmen. Christlich genug? Also halt den Mund und lass' eine Flasche Whisky rüberwachsen. Aber den Guten. Ist schließlich ein hoher Feiertag heute."

Das war die Art von Konversation, die er von Eda gewöhnt war. Er hatte es längst aufgegeben sich über ihre unterschiedlichen Gesichter zu wundern.

"Dann eben auch eine Runde "Frohe Weihnachten" für die Lady." Mit diesen Worten reichte er ihr das Gewünschte und ein Glas. "Heute Abend gar kein christliches Brimborium um so zu tun als würdet ihr eine richtige Kirche betreiben?"

Eda schnaubte zur Antwort nur verächtlich und schnipste der schlafenden Revy gegen die Stirn.

"Eigentlich hatte ich Lust auf ein wenig Spaß. Aber jetzt sieht es so aus, als müsste ich mich ganz alleine betrinken..." Sie prostete Bao zu und kippte ihren ersten Drink. "Und nicht nur, dass sich Two-Hands die Kante gegeben hat, nein, sie hat auch das Zuckerstückchen hier unter den Tisch getrunken. Was für eine Schande. Wenn's hier einer nicht mit christlicher Nächstenliebe hat, dann ist es sie. Nimmt mir mein Geschenk weg." Mit diesen Worten folgte das nächste Glas.

"Wissen die beiden überhaupt was heute für ein Tag ist? Ich bezweifle es."

"Hmph", war die wenig geistreiche Antwort, die er von der Nonne bekam.

Eda schien ihren Gesprächsbedarf vorerst gedeckt zu haben und so wandte sich Bao wieder seinen anderen durstigen  Kunden zu.
 

 
 

*
 

 
 

"Es ist mir eine große Freude zur Feier des heutigen Tages eine kleine Showeinlage meiner Mädchen anzukündigen!"

Bao bezweifelte nicht, dass Madame Flora große Freude empfand. Auch für sie würde es heute ein erfolgreicher Abend werden. Trinken und Huren passte einfach gut zusammen. Und der Anblick der Mädchen war wirklich nicht zu verachten. In rote und weiße Stofffetzen gehüllt und mit Weihnachtsmannmützen, für die wohl mehr Stoff verarbeitet worden war, als für den ganzen Rest des Outfits, räkelten sich die Mädchen auf der Theke und den Tischen.

 

"Hätte zu gerne gesehen wie rot unser Lieblingsjapaner jetzt  geworden wäre, aber den kriegt heut wohl keiner mehr wach", nuschelte Eda vor sich hin.

Bao hatte sie in der letzten Stunde kaum beachtet. Sie schien mit ihrer Flasche zufrieden zu sein. Er selbst war mit dem Anblick der Nutten zufrieden. Offiziell polierte er Schnapsgläser, aber die waren ja zum Glück durchsichtig.

"Bao mein Lieber, wenn ich's mir recht überleg, bist du ein verdammt guter Barkeeper", lallte sie weiter.

"Und du hast eine verdammt nette Bar" Die Blondine kicherte. "Und es wäre so schade wenn die wieder kaputt gehen würde." Sie beugte sich über den Tresen und zog ihn an seinem Hemd zu sich. "Ich wüsste was, was voll Spaß macht."

"Den Barkeeper loslassen und Aufhören zu trinken bevor man in die Bar kotzt macht voll Spaß", antwortete er genervt und versuchte Edas Fahne zu ignorieren.

"Ne, im Ernst Bao. Ich hätte da eine Idee."
 

 
 

*
 

 
 

Bao hatte das beste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten bekommen. Zugegebenermaßen war es auch das einzige Weihnachtsgeschenk, das er jemals bekommen hatte. Aber es war trotzdem toll.

Noch einmal strich er mit dem Daumen über das Polaroid in seinen Händen. Es war einfach zu schön um wahr zu sein.

Jetzt musste er nur noch einen Ort finden, an dem er es aufbewahren konnte. Aber in solchen Angelegenheiten waren die Russen recht zuverlässig. Denen pisste niemand einfach so ans Bein. Bei denen war sein Schatz sicher. Gleich morgen würde er ihnen das wichtigste Kuvert seines Lebens zur Aufbewahrung übergeben. Doch bis dahin würde er sich daran erfreuen.

Er hatte heute viele Mädchen gesehen, die mehr nackt als bekleidet gewesen war. Doch keine hatte ihn so erfreut wie diese: die legendäre Two-Hands, lediglich bekleidet in eines der "Weihnachtsmann-Kostüme" von Madame Floras Mädchen und dazu Rokuro "Rock" Okajima auf ihrem Schoß, als würde er Santa von seinen Wünschen erzählen, den Kopf vergraben in ihrem Busen.

 

Er hätte Gott gedankt, wenn er gläubig gewesen wäre. So dankte er vor allem Eda für diese brillante Idee. Und weil er wusste, dass ihr Worte nichts bedeuteten trank sie heute gratis. Und weil er gerade so in Geberlaune war, würde er der Lagoon-Crew auch nichts für das Zimmer berechnen, in dem sie jetzt zusammengekuschelt ihren Rausch ausschliefen.

 

Bao beendete nur noch schnell die Notiz, die er an das zweite Polaroid heftete, dass er geschossen hatte:
 

"Wenn ihr noch einmal meine Bar zerstört, wird dieses Bild an jede Hauswand in Roanapur tapeziert.

Frohe Weihnachten,

Bao"

Dann machte er Feierabend.

 

 

 

 

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Klugscheißmodus an*
Eine "Yellow Flag" war früher das Zeichen, dass ein Schiff wegen einer ansteckenden Erkrankung unter Quarantäne stand (heute heißt es das Gegenteil). Meiner Meinung nach schon ein interessantes Wortspiel, dass die Bar in der "City of the dead" ausgerechnet so einen Namen trägt.
*Klugscheißmodus aus*

Ich hoffe irgendwer außer mir fand es auch ein kleines bisschen lustig.
In dem Sinne,
Frohe Weihnachten! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schwarzfeder
2013-12-12T20:20:15+00:00 12.12.2013 21:20
Ich muss zwar zugeben, dass ich so gar keine Ahnung von dem Fandom habe...a~ber...ich musste auch sehr lachen und es ist wirklich ein nettes Türchen! Hab mich sehr amüsiert!
Ich mag deinen Stil, mit dem beschreiben und dem einerseits sachlichen und andererseits so passendem darstellen, dass es eine sehr eigene und treffende Atmosphäre schafft! Wirklich sehr gut gemacht, Hut ab!!
Von:  ruffyboy
2013-12-09T19:33:57+00:00 09.12.2013 20:33
da muss ich dir zustimmen ich lache mich immer noch schlapp ^^ super Kapitel hast talent für sowas ;)


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