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25 Days of Christmas

von

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4. Dezember : Der Nussknacker der Vergangenheit

4. Dezember : Der Nussknacker der Vergangenheit
 

Ron saß in seinem Büro in der Aurorenzentrale und wartete auf Harry, mit dem er sich das Zimmer und die Verwaltungsaufgaben teilte. So richtig wusste er noch nicht, was passieren würde, wenn der andere kam, doch irgendwie ahnte er, dass es ihm nicht gefallen dürfte. Klar, sie waren alle Freunde, aber Harry hatte gegenüber Hermine immer einen Beschützerinstinkt gehabt, der Ron sicherlich automatisch zum Schuldigen in dieser Misere machen würde.
 

Auf seinem Tisch stand eine kleine Figur, die er vorsichtig in die Hände nahm und drehte. Es war ein Muggelgegenstand. Hermine hatte es ihm von einer Europareise mit ihren Eltern mitgebracht. Ein Männchen mit einer roten Jacke, gelben Hosen, schwarzen Stiefeln, weißen buschigen Haaren und einer Krone.
 

Ein Nussknacker.
 

So hatte Hermine die kleine Figur genannt. Nur konnte sie gerade das nicht. Nüsse knacken. Aber anscheinend erwartete das auch niemand von ihr. Sie sollte nur hübsch aussehen. Was sie tat. Und anscheinend gehörte sie an Weihnachten eben einfach zum Repertoire. Wenn es doch nur auch im richtigen Leben so einfach wäre… Seufzend ließ er den kleinen Nussknacker in seine Tasche gleiten.
 

Sein Blick glitt durch den Raum, den er nun seit etwas mehr als einem Jahr - nachdem er seine Aurorenausbildung abgeschlossen hatte - sein Büro nannte. Er seufzte. Eigentlich machte ihm dieser Beruf nicht wirklich Freude. Irgendwie hatte er nur Harry zuliebe damit angefangen, wahrscheinlich war er auch nur aufgrund dessen Status überhaupt zugelassen worden.
 

Er wusste, dass seine Schulnoten bei weitem nicht ausgereicht haben dürften. Doch weil alle so stolz auf ihn gewesen waren und er niemanden enttäuschen wollte, hatte er es eben einfach getan. Aber niemand hatte je gefragt, was er selbst gern machen würde…
 

Als ihn das Öffnen der Tür aus seinen Gedanken riss, hob er den Blick und begegnete sofort den grünen Seelenspiegeln seines Freundes, die ihn erst erstaunt, dann wütend ansahen.
 

„Toll, dir geht’s also gut.“, verkündete Harry Potter ironisch. „Mann, wo, bei Merlin, warst du, verdammt noch mal? Ich hab mir Sorgen gemacht.“, fuhr ihn der Retter der Zaubererwelt bereits im nächsten Moment an. Ron atmete tief durch und versuchte, ruhig zu bleiben.

„Ich brauchte einfach mal ein bisschen Zeit für mich…“
 

„Und da kannst du nicht mal Bescheid geben? Und dass du dir gestern frei genommen hast, wusste ich auch nicht!“, regte der andere sich weiter auf, was Ron schließlich die Geduld verlieren und in die Höhe schießen ließ.

„Mann, Harry, ich wollte niemanden sehen, okay? Meine Ehe ist kaputt. Ich wusste nicht mehr so richtig, was ich eigentlich machen sollte. Ich musste einfach mal nachdenken, für mich allein!“, entgegnete er seinem Freund ebenso energisch.
 

„Und jetzt weißt du es? Was du machen sollst, meine ich.“, fragte ihn Harry nun ruhiger.

„Nein, im Grunde nicht.“ Seufzend setzte Ron sich wieder, woraufhin der andere ihm gegenüber ebenfalls Platz nahm.

„Sorry, Kumpel. Ich wollte dich nicht anschreien. Ich hab mir nur Sorgen gemacht…“, entschuldigte Harry sich nach einigen Momenten des Schweigens. Ron nickte verstehend.
 

„Schon okay. Ich hab mir unser Treffen ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt. Ich dachte, du liest mir die Leviten wegen der Sache mit Hermine…“, gab er kleinlaut zu, während er sich angespannt mit den Fingern durch das rote Haar fuhr.

„Hatte ich eigentlich auch vor.“, lachte Harry tonlos. „Aber ich hab schon mit Herm geredet und sie hat mir eindringlich zu verstehen gegeben, dass sie mir die Hölle heiß macht, sollte ich irgendwem die Schuld geben an eurer Krise. Weil angeblich niemand die Schuld trägt…“ Einen Moment schwieg er nachdenklich, dann… „Stimmt das?“
 

„Das sieht ihr ähnlich, was?“ Ron lächelte traurig. „Aber ich glaube, es ist tatsächlich so. Es hat einfach nicht mehr funktioniert, Harry. Ich liebe sie, aber nicht so, wie ich es sollte…“

„Verstehe…“, seufzte sein Gegenüber. „Also ist es wirklich aus? Ich meine, ihr bekommt das nicht wieder hin?“

„Nein, ich denke nicht…“, antwortete Ron kopfschüttelnd. Harry nickte niedergeschlagen.

„Weißt du, ich hab immer irgendwie gedacht, ihr seid das Traumpaar schlechthin…“
 

Ron biss sich geknickt auf die Unterlippe und schloss seine Seelenspiegel, während er das Gesicht in den Händen vergrub. Er hatte es echt verdorben, alles, für jeden von ihnen.

Als er wenig später warme Finger an seinem Arm spürte, öffnete er langsam wieder seine Augen und blickte in die seines Freundes. Und er sah nicht, wie erwartet, einen Vorwurf in ihnen, sondern Wärme, Sorge und Trost. „Hey Ron, ist schon in Ordnung, wir bekommen das wieder hin.“ Der junge Weasley nickte leicht, auch wenn er noch nicht so wirklich daran glaubte.
 

„Aber sag mal, warum bist du eigentlich nicht zu mir und Ginny gekommen? Oder zu deinen Brüdern beziehungsweise Eltern gegangen? Wo warst du?“, wollte Harry ruhig wissen.

„Ich…hab mir ein Zimmer genommen. Ich musste einfach mal den Kopf frei bekommen.“, erklärte er ihm.

„Verstehe…und jetzt? Was willst du tun? Du weißt, du kannst gern zu uns kommen, ehe du dir eine neue Wohnung suchst…“, versicherte Harry.
 

„Ich weiß, und ich bin euch auch dankbar, aber…“ Ron zögerte. Er sollte zu seiner Familie oder seinen Freunden gehen, doch irgendetwas in ihm hinderte ihn daran. Irgendetwas, das ihm sagte, er müsste jetzt damit anfangen, eigene Entscheidungen zu treffen, nur auf sich selbst zu hören und vor allem, herauszufinden, wie ER eigentlich tatsächlich leben wollte. Was IHN glücklich machte. Und dummerweise kam er nicht umhin zu bemerken, dass die Worte in seinem Hirn dieselben waren, die Malfoy ihm während seiner Sauftirade an den Kopf geworfen hatte. Selbstverständlich nicht so freundlich formuliert, doch trotzdem dieselben, in etwa.
 

„Aber?“, riss Harry ihn kurz darauf wieder aus seinen wirren Überlegungen. Ron atmete tief durch.

„Aber ich brauche jetzt einfach erstmal etwas Zeit für mich. Ich muss das selbst klarkriegen, Harry. Jedenfalls vorerst.“, brachte er schließlich mit fester Stimme hervor. Sein Freund nickte vorsichtig.
 

„Okay, ich werde es dir ja schlecht ausreden können… Aber sollte was sein, dann…Ich bin für dich da, verstanden?“

Ron lächelte dankbar. Anschließend biss er sich etwas unsicher auf die Lippe, da er Harry noch etwas erklären musste, wovon er nicht so recht wusste, wie…
 

„Äh, Harry, da ist noch etwas…“ Der Angesprochene musterte ihn forschend. „Also, ich hab mir vorerst für den restlichen Monat freigenommen – äh…ich hatte noch einigen Resturlaub -, um mir klar darüber zu werden, was ich eigentlich machen will. Ich hab mich noch nicht entschieden, aber vielleicht…“ Ron holte tief Luft. „…lass ich mich in eine andere Abteilung versetzen. Und bevor du jetzt widersprichst: Wenn du ehrlich bist, dann wissen wir beide, dass ich nicht dafür gemacht bin, Auror zu sein…“
 

Einen Moment lang durchbohrte ihn sein Freund mit prüfendem Blick, dann seufzte er. „Ich find es zwar nicht wirklich gut, aber…du hast hier nie so richtig glücklich gewirkt, also…wenn es das ist, was du willst, dann ist es okay für mich…“
 

Ron fiel ein riesiger Drachenpanzer vom Herzen. Er hatte echt geglaubt, sie würden deswegen aneinander geraten.

„Danke Mann, echt jetzt.“ Während er das sagte, nahm er seine Sachen und erhob sich. „Ich werd jetzt gehen.“

„Okay, aber…du kommst die nächsten Tage mal zum Essen bei uns vorbei?“, fragte Harry bittend, als er ebenfalls aufstand. Ron legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter und drückte diese dankbar.
 

„Ja, sicher.“, versprach er. Dann verließ er den Raum, anschließend das Gebäude und trat auf die Straße. Tief die kühle Luft in seine Lungen saugend betrachtete er das graue Himmelszelt. Als er einen Blick auf seine Uhr warf, stellte er fest, dass es noch nicht einmal Mittag war.
 

Egal. Er brauchte jetzt trotzdem definitiv einen Drink. Und wie von selbst führten ihn seine Füße zurück zu Draco Malfoys Pension…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  demona1984
2013-12-05T17:18:12+00:00 05.12.2013 18:18
Eine schöne Reaktion von Harry. :)

Scheinbar hat Ron doch einen wirklichen Freund in ihm, wirklich schön.

Lg Demona


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