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Selfýrnis - Das Götterschwert

von

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Das Licht der Welt

Im dichtesten Teil des Waldes war es finster und dunkel. Kein Vogelgesang regte sich, keine Blätter rauschten. Eine schemenhafte Gestalt, mehr ein Schatten, zog geisterhaft zwischen den Bäumen umher.

Das Laub raschelte kaum, fast geräuschlos glitt er über den Waldboden, doch festen Schrittes. Die Gestalt lehnte sich kurz erschöpft gegen einen Baum. Die blonden Haare fielen ihm in die Augen, als er sich vorbeugte. Keuchend stieß er sich wieder ab, weiter, in der Hoffnung irgendwann den Weg aus dem verwunschenen Wald zu finden. Man erzählte sich Legenden und Geschichten über diesen Wald, er sei verflucht, und ebenso verfluchte Gestalten würden hier umherwandern und ihr Unwesen treiben.

Aber es schienen diese Geschichten nicht zu stimmen. Jedenfalls nicht heute. Ein schwaches Licht fiel durch die Baumwipfel und beleuchteten die schemenhafte Gestalt kurz.

Ein hochgewachsener Mann, ausgehungert dünn und blassen Gesichtes sah sehnsüchtig hinauf, zur Quelle des Lichtes.

Doch im nächsten Moment war es wieder dunkel. Seufzend sah er zu Boden. Dann, langsam trottete er weiter. In sich fühlte er eine große, dunkle Leere, gleich dem Wald, in welchem er umher irrte.

Er wollte so weit wie möglich weg, einfach nur geradeaus. Weg, von seiner Vergangenheit, weg von allem. Er wusste nicht, wie lange zeit seit dem Tag vergangen ist, an dem er weggelaufen ist. Weder Tag und Nacht hatte er bestimmen können, denn in diesem Wald war es immer dunkel.

In dieser Dunkelheit streifte er noch einige Zeit durch den Wald, bis er in weiter ferne ein helles Licht vernahm. Er wusste, er hätte sich freuen sollen, doch seine Gefühle waren wie versteinert. Dennoch strebte er dem Licht entgegen, anfangs im selbigen Trott, doch je näher er dem Licht kam und der Wald lichter wurde, beschleunigte er seine Schritte. Dann stürzte er sich in das Licht und wurde sogleich geblendet.

Als seine blanken Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah er vor sich ein weites Tal, in welchem es grüne, saftige Wiesen gab,die von silbernen Flüssen und Bächen durchzogen wurden, prächtige Blumen schmückten die Wiesen. Er hörte Vogelgesänge, das Zirpen der Schrecken und Zikaden, das Plätschern des Wassers und das Rauschen des Windes, der die Wipfel der Bäume hin- und herwiegte.

Fassungslos stand er lange Zeit nur da. Und zum ersten mal seit langer zeit spürte er wieder die geborgene Wärme der Sonne, die in ihm wieder alle Lebensgeister zu wecken schien. Seine blonden Haare wurden hell angeleuchtet.

Und plötzlich spürte er wieder seine Verletzungen. Sein Körper war von Schrammen übersät und seine Kleidung an vielen Stellen zerschlissen und dreckig. Immer noch ohne Fassung stolperte er den Hügel hinunter. Kraftlos versuchte er aufzustehen, dann aber verlieh ihm eine fremde Macht Stärke und er lief weiter. Taumelnd, fast im zickzack, ohne Kontrolle über seine Richtung immer der Sonne entgegen.

Aus dieser Richtung spürte er diese Stärke kommen, die ihm half, immer weiter zu laufen. Lange lief er, stürzte oft, aber stand immer wieder auf. Irgendetwas hatte von ihm Besitz ergriffen, dass ihn immer weiter vorwärts trieb. Atemlos kam er dann vor einem großen Herrenhaus zum stehen.

„Hier also?“ fragte er keuchend. Hastig ging er um das Haus herum, bis er zu einem großen Weg kam. Dieser zweigte durch einen herrlichen Garten zu einer Terrasse ab. Er eilte durch den Garten, vorbei an den schönsten und herrlichsten Blumen, die er je gesehen hatte, auf die Terrasse zu. Dort blieb er wie fast versteinert stehen. Auf der Terrasse standen ein paar Leute, hochgewachsen und grazil, und sie trugen wunderschöne Kleidung.

Erschrocken sahen sie ihn an. „Elben.“ sagte er ehrfürchtig und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Nie zuvor hatte er Elben gesehen. Einer der Elben mit dunklen Haaren trat auf ihn zu. „Können wir euch unserer Hilfe anbieten, Herr? Ihr seht aus, als hättet ihr viel durchgemacht.“ Immer noch wie versteinert starrte er den Elben an. „Herr?“ fragte der Elb noch einmal. „Ihr könnt euch bei uns ausruhen, essen und schlafen. Auch saubere Kleidung bieten wir euch an.“ Der Mann sah an sich herunter. Seine zerlumpte und dreckige Kleidung war wirklich nicht sehr ansehnlich und stank fürchterlich.

„Wo bin ich?“ fragte er.

„Ihr seid im Tal F. Und das hier ist das Haus Lefrién. Ihr seid herzlich Willkommen, Herr.“ antwortete der Elb freundlich.

„Willkommen?“ fragte der Mann, als wenn er dieses Wort nicht kenne würde.

„Sicher. Kommt.“ sagte der Elb, nahm ihn bei der Schulter, als hätte er Angst, der Mann könnte im nächsten Moment umfallen, und führte ihn ins Haus. „Sagt Walliéll und Nirwen bescheid.“ sagte er zu einem anderen Elben, welcher sofort hinter der nächsten Ecke verschwand.

„Zunächst solltet ihr zu unserer Heilerin gehen, eure Wunden sehen schlimm aus.“ Der Mann nickte nur steif. Er war in sich nicht bewusst, wie ihm geschah.

Gab es zu dieser Zeit wirklich noch freundlich gesinnte Wesen? Die fremden ohne große Überlegungen helfen und nicht sofort das Schwert auf einen richten?

Eine große Elbin kam ihnen entgegen. „Ist er das, Thamiorn?“ fragte sie.

„Ja, er braucht dringend ärztliche...“ mehr verstand der Mann nicht, ihm wurde schwarz vor Augen. Danach wusste er nichts mehr.
 

Als er aufwachte, war das erste, was er spürte, Schmerz. Wie gelähmt lag er da, in einem weichen Bett, und konnte sich nicht bewegen, denn bei der kleinsten Bewegung schmerzte sein Körper fürchterlich.

Stöhnend sah er sich um. Der Raum, in welchem er sich befand, war nicht gerade klein, drei andere leere Betten standen an der Wand und an der gegenüber standen Regale mit Arzneimitteln und anderen medizinischen Mitteln. Durch eine offene Wand, welche durch Säulen, die die Größe des Zimmers bestimmten, abgegrenzt war,gelangte man nach draußen auf eine Terrasse. Eine Zeit lang lag er nur da und sah nach draußen. Warmer Sommmerwind ließ die Gardinen vor und zurück tanzen und frische Luft, erfüllt von Wiesen- und Blumenduft durchströmte den Raum. Das Licht der Sonne erleuchtete den Raum hell, und heiteres Vogelsingen war zu hören.

Im nächsten Moment öffnete sich die Tür. Die große schwarzhaarige Elbin, welche er vor seiner Ohnmacht kurz gesehen hatte, betrat den Raum. Sie besaß breite Schultern, aber eine schmale Taille. Ihr Gesicht war ernst und hatte kantige Züge. Ihre schmalen Augen leuchteten im hellen braun über ihren hohen Wangenknochen.

Sie ging mit eiligen Schritten zu einem Regal und entnahm diesem etwas. Erst, als sie wieder zurück zur Tür eilte, bemerkte sie, dass er wach war und sie nun ansah.

„Ah, ihr seid wach.“ sagte sie in einem weichen Ton. Sie ging zum Bett, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu ihm. „Ihr...?“ fragte er schwach. „Mein Name ist Waliéll.“ antwortete sie und ihre schmalen Lippen formten sich zu einem Lächeln. Dann überprüfte sie wortlos sein Befinden. „Und, wie fühlt ihr euch?“ fragte sie, als sie einen Verband am Arm auswechselte. „Etwas schwach...ah!“ Die Elbin hatte seinen Arm angehoben. „Es schmerzt...“ sagte er unter zusammengebissenen Zähnen. „Eure Wunden werden noch einige Zeit brauchen, um zu verheilen.“ erklärte sie. „Was, in Afáhs Namen, habt ihr denn bloß gemacht?“ Er runzelte die Stirn. Das waren Erinnerungen, an die er sich nicht erinnern wollte.

Waliéll legte die Verbände beiseite und sah ihn nachdenklich an. Dann weiteten sich ihre Augen. „Habt ihr etwa in der Schlacht bei Sôl Arman gekämpft?“ fragte sie erschrocken. Er antwortet nicht. „Das ist unmöglich.“ sagte sie ernst und stand auf.

„Ich bin gleich wieder da.“ sagte sie und war schon aus der Tür.

„Wal...“ wollte er ihr hinterher rufen, um sie da zu behalten, aber seine Stimme versagte. So wartete er, bis die Tür wieder aufging, und ein Elb mit dunklen Haaren und silbernen Haarschmuck eintrat.

Ihm folgte ein junger Elb mit goldblonden Haaren und dahinter Waliéll. „Seid mir willkommen im Haus Lefrién. Ich bin der Hausherr, Nirwen Gondearfil. Das hier ist mein Neffe, Féamir Gondearfil. Waliéll kennst du ja bereits.“ Der junge Elb mit den blonden Haaren nickte ihm zu. Verwirrt sah Er zu, wie sich der Hausherr auf den Stuhl neben dem Bett setzte und sich zu ihm vorlehnte.

„Habt ihr in der Schlacht bei Sôl Arman gekämpft?“ fragte er direkt. Er sagte gar nichts. Der Elb lehnte sich wieder zurück. „Lasst euch Zeit.“ meinte er. Dann sagte er zu Waliéll, sie solle etwas zu essen bringen und sie ging. „Ihr müsst Hunger haben. Waliéll hat mir berichtet ihr wärt ganz abgemagert und besäßet viele Wunden und Prellungen. Und einige eurer Wunden scheinen sich entzündet zu haben.“ erklärte er. Der Mann hörte nur schweigend zu. Eine beklemmende Stille folgte. Der junge Elb zog sich auch einen Stuhl heran und setzte sich. Eine Zeit lang sagte niemand etwas.

„Ich...“ fing er leise, mit brechlicher Stimme an. Die beiden Elben wurden aufmerksam.

„Mir ist nicht danach, es jemandem zu erzählen. Verzeiht.“



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