Zum Inhalt der Seite

15 Jahre

[Digimon Tamers] One-Shot Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier nun eine Geschichte über Daisy, die auf einen ganz, ganz kurzen Abschnitt in "Digimon Tamers 1984" anspielt, wo erwähnt wird, dass Daisy einmal in einer Mall ein Kind mit einem VPet sah und daraufhin an ihre Zeit mit dem Wild Bunch dachte.
Nun, diese 2 Sätze aus der Geschichte Kurzgeschichte, hier in ausführlicher Fassung :)

Zwei kleine Dinge möchte ich als Info vorweg nehmen:
1) Ich habe ja, mangels Information, Daisy "Linda" getauft, da Daisy nur ein Spitzname ist. Sarah, die "Linda" aber schon lange kennt, nutzt halt noch deren alten Spitznamen, auch wenn ich im Erzähltext von "Linda" rede.
2) Ich habe mich entschlossen "Mall" nicht zu übersetzen, da eine "Mall" doch etwas anderes ist, als ein Einkaufscenter... ^^" Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1997 - Erinnerung

„Also...“, begann Sarah, ganz so, als hätte sie schon eine Weile darauf gewartet, diese Frage zu stellen. „Wie läuft es mit Dave? Ihr seid jetzt vier Mal ausgegangen!“

Linda sah sie über ihren Milchshake hinweg entgeistert an.

Natürlich war sie auf diese Frage vorbereitet gewesen – immerhin kannte sie ihre ehemalige Mitbewohnerin sehr gut – doch die begeisterte Neugierde in den Augen der 32jährigen gab ihr das Gefühl mit einer Teenagerin am Tisch zu sitzen.

Mit ihrem Strohhalm rührte sie ein wenig in ihrem eigenen Milchshake. „Es läuft gut... Denke ich...“, antwortete sie vage.

Sie hatte bereits mit der Enttäuschung gerechnet, die sich nun auf Sarahs Gesicht ausbreitete. „Okay? Das ist alles?“

Noch einmal seufzte Linda. „Na ja, wie du schon gesagt hast: Wir sind erst vier Mal ausgegangen.“

„Na, aber du wirst ja wohl eine Meinung zu ihm haben“, empörte sich Sarah und zog einen Schmollmund, der sie noch mehr wie eine 16jährige wirken ließ. Etwas, das durchaus ironisch wirkte, da sie für einen Besuch in der Mall übermäßig fein gekleidet war, da sie gerade erst aus dem Büro gekommen war. Deshalb war ihr Haar auch noch immer zu einem Knoten gebunden, der normal eigentlich streng gewirkt hatte, zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck aber eher eine Parodie seiner selbst war.

Linda, deren Haar kurz geschnitten war, lächelte matt. „Na ja, er ist nett.“

„Und?“, bohrte Sarah weiter.

„Was, und?“

„Na, glaubst du, es ist mehr drin?“

Daisy seufzte und rührte wieder in ihrem Milchshake. Dann, um einer Antwort auszuweichen, trank sie einen Schluck, und beobachtete die vorbeigehenden Leute. „Na ja...“, murmelte sie, nicht sicher was sie überhaupt antworten sollte. Schließlich besann sie sich. „Du klingst ja so, als würdest du mich unbedingt über die Haube bringen wollen!“

„Nimm es mir nicht übel, Daisy, aber du bist halt nun mal 36... Und ich will nicht, dass du irgendwann ganz allein...“ Sie unterbrach sich und schien nachzudenken. „Okay, das klang blöd. Aber, na ja, Daisy, willst du nicht auch eine Familie haben?“

Linda zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Jedenfalls nicht so dringend, dass ich mich jemanden nur aus dem Grund an den Hals schmeiße.“

Für einen Moment sah es so aus, als wollte Sarah einen weiteren Einwand bringen, doch dann schwieg sie und seufzte. „Na ja, am Ende musst du es selbst wissen. Ich meine halt nur...“

„Ja, ja, ich weiß schon“, erwiderte Linda und bemerkte, dass sie genervter klang, als sie es beabsichtigte. Sie brachte ihre Stimme unter Kontrolle und meinte dann sanfter: „Ich weiß, dass du es ja nur gut meinst. Aber vielleicht bin ich ja nicht für das Familienleben geschaffen.“

Sarah nickte, offenbar unsicher, was sie sagen sollte, und Linda wandte sich wieder den Menschenmassen zu, die sich durch den Gang zwischen der Snackecke der Mall und den aneinander gereihten Läden hindurchdrängten.

Doch eigentlich sah sie die Menschen nicht.

Stattdessen dachte sie über Dave, der eigentlich David hieß, nach. Dave arbeitete als Professor an der Universität, hatte sie aber bei ihrem letzten Softwareprojekt mit Intel unterstützt. Er hatte sie vor drei Wochen das erste Mal zu einem Date eingeladen und soweit kamen sie gut miteinander aus. Etwas, das sie überraschte, wenn sie bedachte, dass er der erste Mann war, mit dem sie seit drei Jahren ausgegangen war.

Dennoch: Das war sie Sarah gesagt hatte, stimmte: Sie wollte einfach nichts überstürzen.

Außerdem fühlte sie sich mit ihrer Arbeit im Moment vollkommen ausgelastet – auf eine gute, befriedigende Art.

„Lass uns weitergehen, ich wollte noch etwas schauen“, meinte sie schließlich zu Sarah, während sie selbst bereits aufstand.

Die andere Frau ließ ein entgeistertes Stöhnen hören, stand aber ebenfalls auf. „Wo wolltest du den noch hin?“

„Elektro-Fachhandel“, erwiderte Linda kurz.

„Du bist echt ein Geek“, murmelte Sarah. „Da wunderte es mich ja auch nicht...“ Für den Rest des Satzes nuschelte sie so sehr, dass ihre Freundin sie nicht verstehen konnte.

„Kein Geek, ein Informatiker“, meinte sie mit einem Lächeln.

„Ist das nicht dasselbe?“ Sarah sah sie mit frechem, herausfordernden Blick an, doch Linda grinste nur.

„Nur, wenn Wirtschaftswissenschaftler automatisch Sesselpupser sind.“

Statt etwas zu antworten, zuckte Sarah nur mit den Schultern und strich sich eine Strähne ihres dunklen Haares, die sich aus dem Knoten an ihrem Hinterkopf gelöst hatte, aus dem Gesicht. „Wie du meinst...“ So folgte sie Linda, während diese sich auf den Weg zum Elektronikgeschäft machte, das auf der Ostseite der Mall lag.

Doch sie hatten nur die Hälfte der Strecke geschafft, als etwas, das sie nur unterbewusst wahrnahm, Linda aufhorchen ließ.

„Ha, mein Metal Greymon ist halt doch stärker, als dein Tyrannomon! Es ist das stärkste Digimon von allen!“

Es war ein Junge, der gesprochen hatte, nicht älter als 10Jahre. Zusammen mit einem weiteren Jungen, saß er vor einem Spielzeugladen, in der Hand ein kleines, eckiges Gerät, das an ein Tamagotchi erinnerte.

„Daisy?“, fragte Sarah, als Linda stehen blieb.

Doch der Blick der anderen Frau war auf das Gerät in den Händen des Junge gerichtet.

„Digimon...“, murmelte sie.

Und für einen Augenblick fühlte sie sich um mehr als zehn Jahre in die Vergangenheit versetzt, zu der Zeit, als sie noch studierte und zusammen mit ihren Freunden an einem Projekt arbeitete – an einem Projekt, um künstliche Intelligenzen als Spielpartner für Kinder zu erschaffen. Künstliche Intelligenzen, die sie Digimon genannt hatten.

Ja, damals hatten sie Pläne gehabt, dass die Digimon mit Kindern über tragbare Interfaces kommunizieren können sollten. Interfaces, die sie „Arc“ genannt hatten – Arche – wie im biblischen Mythos.

Und das kleine, grau-rote Gerät in der Hand des Jungen, sah zwar sehr anders aus, als jenes Arc, doch waren einige Charakteristika deutlich zu erkennen.

„Daisy, was ist denn?“, fragte Sarah und dieses Mal drang ihre Stimme in den Geist ihrer Freundin fort.

„Digimon“, meinte sie, wenngleich sie immer Gedankenversunken wirkte. „Seit wann...?“

„Ach, die Geräte sind seit sicher zwei Monaten schon draußen. Ich habe Sammy eins zum Geburtstag geholt“, plauderte Sarah unbesorgt. „Mein Neffe“, erklärte sie, als sie Lindas fragenden Blick sah.

Linda nickte nur, erwiderte aber nichts, während sie nun auch ein Schild mit der Aufschrift „Digimon“ und einem stilisierten Logo im Laden erkennen konnte.

„Was ist damit?“, fragte Sarah, ließ ihre Freundin aber gar nicht antworten. „Warte mal, hießen so nicht auch die Dinger, an denen ihr damals an der Uni gearbeitet habt?“

Daraufhin nickte Linda, dieses mal bestätigend. „Ja. Ich wusste gar nicht, dass sich die Idee verkauft hat...“

„Sicher, dass es dasselbe ist?“, meinte Sarah zweifelnd, doch noch einmal nickte ihre Freundin.

„Ja, wir hatten damals auch ein Tyrannomon und ein Metal Greymon... Und einige andere Greymon...“ Ein Schauder lief ihr bei diesen Worten über den Rücken, doch sie bemühte sich, es sich nicht anmerken zu lassen.

„Na ja, dann hat euch wohl jemand die Idee abgekauft“, antwortete Sarah und zuckte mit den Schultern. „Magst du es dir ansehen?“ Sie zeigte in Richtung des Ladens.

Für einen Moment zögerte Linda, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich war nur überrascht.“

„Dann können wir weiter?“

„Ja.“ Noch einmal sah Linda auf das Gerät in den Händen des Kindes, riss sich dann aber los und setzte ihren Weg fort.

Nur waren ihre Gedanken nun ganz woanders. Denn wenn sie an ihre Zeit an der Universität, speziell an ihre Zeit mit dem Wild Bunch dachte, dann kam ihr noch eine andere Erinnerung. Die Erinnerung an eine Nacht, in der sie über ihre Arbeit die Zeit vergessen hatte, wie es ihr schon immer gern passiert war.

Sie hatte damals solche Angst gehabt...

Doch dann erinnerte sie sich noch an etwas anderes. Das ist nicht möglich, erinnerte sie sich. Die Digimon sind nur Programme. Es war nur ein Streich. Nur ein paar Studenten, die einen über den Durst getrunken hatten! Und mit dem Gedanken verdrängte sie die Erinnerung, auch wenn sie tief in ihrem Herzen wusste, dass es doch kein Scherz gewesen war, und das ihre Realität nicht ganz so einfach war, wie sie es sich wünschte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück