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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Absolut nichts Neues

22) Absolut nichts Neues
 

Keine Stunde später waren sie auf dem Weg nach Pueblo, zu dem Architekturbüro.

„Wie viele Puppen konntest du denn zuordnen?“, wollte Dean wissen.

„Sieben von den neunzehn und die Brauers. Weiter reichten die Archive nicht zurück. Oder wir müssten selbst suchen gehen.“

„Das muss aber nicht sein, oder?“

„Nein. Keine Angst Dean, ich glaube nicht, dass du deine Zeit in verstaubten Archiven verbringen musst.“

„Danke, du bist zu gütig!“

„Idiot“

„Mistkerl“

Dean lenkte den Wagen auf einen der freien Parkplätze vor dem Bürokomplex.

„Viel ist ja hier nicht los!“, stellte er leise fest.

Gemeinsam stiegen die Brüder aus und schlugen, fast synchron ihre Türen zu.

Sam grinste. Um einen ruhigen und sicheren Gang bemüht, lief er auf die Tür zu, wo ihn sein Bruder schon erwartete.

Die Sprechanlage schnarrte und nachdem Dean ihr Anliegen vorgetragen hatte, wurden sie eingelassen.
 

„Melinda Bench. Wir kann ich ihnen helfen?“ Eine ältere, kräftig gebaute, nichts desto trotz elegant gekleidete Dame empfing die Brüder in dem Architekturbüro.

„Wir kommen vom Anwaltsbüro Stanton und Sohn. Mein Name ist Sam Stanton und das ist mein Partner Dean Smith“, stellte Sam sie erneut vor.

Melinda nickte nur kurz.

„Mr. Hogarty war in einen Unfall mit einem Schulbus verwickelt, bei dem er unglücklicherweise verstarb“, begann Sam ruhig. „Wir wurden von einigen Eltern beauftragt, die meinen, dass Mr. Hogarty diesen Unfall verschuldet hat.“

„Mr. Hogarty ist ein sehr umsichtiger Fahrer gewesen. Diese Verdächtigungen sich haltlos!“, schimpfte sie empört.

„Wir müssen diesem Verdacht nachgehen.“

„Ich habe der Polizei schon alles erzählt!“

„Wir haben den Bericht gelesen, würden aber gerne mit Ihnen reden“, sagte Sam.

Mrs. Bench holte tief Luft und nickte.

„Sie sagen, Mr. Hogarty war ein umsichtiger Fahrer. Sind Sie schon mal mit ihm mitgefahren?“, wollte Dean wissen. Er begann sich in dem Büro umzusehen. Eingehend studierte er die Urkunden und Bilder von verschiedensten Häusern an den Wänden.

„Ja. Es kam vor, dass wir abends sehr lange arbeiten mussten. Dann hat er mich nach Hause gefahren, weil er nicht wollte, dass ich so spät noch mit dem Bus unterwegs war.“

„Gab es in letzter Zeit auch solche Abende?“

„Nein, nicht in den letzten Wochen. Es ist sehr ruhig auf dem Immobilienmarkt. Kredite brechen weg. Die Krise breitet sich immer weiter aus.“

„Und das betraf auch dieses „Wohnen-im-Grünen“-Projekt in Rocky Ford?“, fragte Dean.

„Ja. Die Stadt hat den Auftrag bis auf unbestimmte Zeit storniert. Es gab nur noch zwei Interessenten für die über dreißig Grundstücke.“

„Wie hat Hogarty das verkraftet?“

„Es war nicht einfach.“

„Hat er die Grundstücke besichtigt...“

„Natürlich, was denken Sie denn?“, erklärte sie ungehalten.

„War erauch in dieser alten Tischlerei?“

„Vielleicht. Ich habe davon wirklich keine Ahnung. Was hat das überhaupt ...“

„Die stornierten Aufträge, hat er seinen Frust im Alkohol ertränkt?“, bohrte Sam weiter.

„Nein!“, erklärte sie energisch.

„Hat er irgendwelche anderen Drogen genommen?“

„Sie wollen ihm doch auch nur die Schuld in die Schuhe schieben!“

„Wir wollen niemandem etwas in die Schuhe schieben. Aber ich muss das fragen“, versuchte Sam sie zu besänftigen.

„Es ist mir egal, was sie müssen. Ich werde nicht zusehen, wie Sie das Andenken an einen guten Menschen in den Schmutz ziehen und mit Füßen treten! Gehen Sie!“

„Wir …“, versuchte Sam es noch einmal.

„Bitte gehen Sie!“, erwiderte sie noch einmal und öffnete den Brüdern die Tür.

„Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben“, versuchte Sam wenigstens einen höflichen Abgang.
 

„Das ist ja wohl voll in die Hose gegangen“, stellte Dean ruhig fest, nachdem sich die Fahrstuhltüren hinter ihnen geschlossen hatten.

„Naja, immerhin wissen wir, dass er wahrscheinlich keine Drogen genommen hat.“

„Und in der Tischlerei gewesen sein könnte. Es hilft uns aber nicht weiter!“

Der Fahrstuhl entließ sie im Erdgeschoss und sie gingen zum Impala.
 

Sam atmete tief durch und ließ sich auf seinen Sitz fallen. Sein Fuß schmerzte, wenn auch noch verhalten, aber er wollte ja unbedingt noch ins Krankenhaus. Da sollte er sich besser nichts anmerken lassen, sonst würde Dean ihn postwendend wieder zurück in ihr Motel bringen.

„Wie geht es dir?“, fragte der Ältere auch prompt.

„Im Gelenk zieht’s leicht, aber nicht schlimm.“

„Nichts, was dich davon abhalten könnte, auch noch ins Krankenhaus zu gehen“, stellte Dean ruhig fest.

„Nein. Nichts!“

„Und als was willst du da auflaufen?“

„Was hältst du von Gesundheitsamt?“

„Gesundheitsamt“, stellte Dean skeptisch fest.

„Warum nicht?“

Der Ältere zuckte mit den Schultern. Warum eigentlich nicht.

„Dann sollte ich uns wohl neue Ausweise machen.“

Dean ließ sich auf seinen Sitz fallen, startete den Wagen und lenkte ihn in den Verkehr.

„Da drüben ist ein Copyshop.“ Sam zeigte auf ein Werbeplakat gleich gegenüber der Kreuzung, an der sie vor der Ampel warteten, dass einen Rabatt auf jede Kopie versprach.
 

„Was soll ich denn mit so einer blöden Tasse?“, schimpfte Dean und warf sein Danke-Schön-Geschenk achtlos auf die Rückbank. Die Tasse hüpfte zweimal und landete im Fußraum.

Sam prustete los. Bis jetzt hatte er noch an sich halten können, doch Deans Gesicht, als der Typ hinter der Kasse ihm die Tasse regelrecht aufgedrängelt hatte, war unbezahlbar.

„Du weißt, dass Scherben nicht zwangsläufig Glück bringen?“

„Scherben bringen nie Glück! Genauso wenig wie dieses blöde Kleeblatt. Das ist Aberglaube. Wie Knoblauch bei Vampiren. Alles Schwachsinn!“

„Dean! Lass es gut sein. Menschen brauchen solche Symbole. Es hilft ihnen. Wie die Märchen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

„Das mag ja sein. Aber wir WISSEN! Wir brauchen keine sinnlosen Symbole. Eine Schrotflinte mit Steinsalz ist etwas Reales. Etwas das wirklich hilft! Außerdem, was soll ich mit einer Tasse? Im nächsten Motel stehen lassen? Wir brauchen kein Geschirr. Wir haben nicht mal einen Schrank in den wir das stellen könnten!“

„Dean! Woher soll der Verkäufer das denn wissen? Normale Menschen freuen sich über solche Geschenke.“

„Wir sind nicht normal und wenn das normal sein bedeutet, dann will ich auch nicht normal sein!“

Sam holte tief Luft, sagte aber nichts mehr. Warum regte sich sein Bruder nur so über eine einfache Tasse mit einem vierblättrigen Kleeblatt auf? Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und schaute zu seinem Bruder, bis auch der endlich eingestiegen war und sie sich wieder in den fließenden Verkehr eingeordnet hatten.
 

Im Krankenhaus baute Sam sich vor dem Tresen auf und wenn Dean sich nicht noch über diese bekloppte Tasse aufgeregt hätte, wäre ihm vielleicht aufgefallen, wie respekteinflößend sein kleiner Bruder sein konnte.

„Gesundheitsamt, Dr. Samuel Cooper, mein Kollege Dr. Deacon Hillman. Wir suchen den behandelnden Arzt vom Cameron Tracker.“

Dean erstarrte, als der Name fiel. Cameron war im Krankenhaus? Aber er hatte doch diese angefangene Puppe verbrannt! Sollte die überhaupt dessen Seele aufnehmen? Das würde er mit Sam klären müssen.

„Warum, wenn ich fragen darf?“

„Das, Schwester Irene, klären wir mit ihm persönlich.“

Unfreundlich musterte sie Sam einen Augenblick, bevor sie etwas in ihren PC tippte.

„Dr. Bowlegs kommt, sobald er es ermöglichen kann“, informierte sie die Brüder kühl.

„Danke“ Sam blickte zu Dean und dann zu einigen freien Stühlen in einer etwas uneinsichtigen Ecke.

Gemeinsam gingen sie dahin.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Cameron hier ist?“, wollte der Ältere ungehalten wissen, kaum dass sie saßen.

„Ich hab es gestern Nacht gelesen, als ich mich in die Dateien des Krankenhauses gehakt habe. Warum fragst du?“

„Wir haben Cameron aus dem Haus geholt, schon vergessen?“

„Nein“, Sam guckte schuldbewusst. „aber dann hab ich das Tagebuch angefangen und war davon mehr als geschockt. Es tut mir leid, Dean!“

„Schon okay. Ich hätte es nur gern gewusst.“

Der Jüngere nickte und starrte auf seine Hände. War ja klar, dass Dean sich für den Jungen verantwortlich fühlte. Warum hatte er nicht daran gedacht es ihm zu sagen? Klar, das Tagebuch hatte ihn mehr als geschockt, aber darüber hätte er das nicht vergessen dürfen!

Schweigend saßen die Brüder auf ihren Stühlen und starrten Löcher in den Boden.
 

„Sie sind vom Gesundheitsamt?“ Ein weißbekittelter Mann, der unverkennbar indianischer Abstammung war, trat zu ihnen.

„Dr. Cooper und mein Kollege Dr. Hilmann“, stellte Sam sie noch einmal vor.

„Dr. George Bowlegs. Ich bin der behandelnde Arzt von Cameron Tracker. Was wollen sie wissen und wieso sind sie eigentlich hier?“

„Tracker ist nicht der erste Patient, den sie hier mit diesen Symptomen haben“, stellte Sam ruhig fest.

„Gehen wir in mein Büro“, bat der Arzt und wies ihnen den Weg.

„Irene, wir sind in meinem Büro, bitte jetzt keine Störungen“, bat er die Schwester und ging zum Fahrstuhl.
 

„Nehmen sie Platz“, forderte der Arzt die Brüder in seinem Büro auf und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder.

„Also was wollen sie wissen und wieso kommen sie jetzt?“

„Wir wissen, dass Sie immer wieder Patienten mit diesen Symptomen haben und so langsam machen wir uns Sorgen, dass sich das zu einer Epidemie auswachsen könnte.“

„Für eine Epidemie sind die Abstände zu unregelmäßig und es sind zu wenige Fälle.

Gott sei Dank.“ Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Arztes und Dean fragte sich, ob er wirklich an Gott glaubte, oder ob es für ihn einfach nur eine Redewendung war.

„Was meinen Sie, ist die Ursache?“

„Wenn wir das wüssten! Die Patienten fallen ins Koma. Ihre Herzfrequenz steigt stetig an, bis das Herz diesen Stress nicht mehr aushält und versagt. Wir haben bei diesen Patienten die Hirnströme gemessen und wir gehen davon aus, dass sie träumen.“

„Halluzinogene, also?“, hakte Dean nach.

„Wären eine Möglichkeit. Genau wie Drogen.“

„Wenn es Drogen wären, müsste es dann nicht mehr solcher Fälle geben? Ich bezweifle, dass nur so wenig von diesem Stoff im Umlauf ist!“, sagte Sam.

„Genau wie Halluzinogene. Es kann auch ein Mix aus einer Drogen und einem bestimmten Getränk sein.“

„Haben Sie keine Tests gemacht?“

„Natürlich haben wir auf alles getestet, was wir uns nur vorstellen konnten. Wir haben nichts im Blut der Patienten gefunden. Außerdem hat die Anamnese nichts ergeben. Keiner der Patienten war am Abend vorher auf einer Party oder hat irgendetwas Ungewöhnliches gegessen.“

„Sie haben also keine Anhaltspunkte.“

„Nein.“

„Und dass einige dieser Patienten in einem leer stehenden Haus in Rocky Ford gewesen sein sollen?“, versuchte Dean den Arzt aus der Reserve zu locken.

„Wenn das das Problem verursacht haben soll, dann werden wir demnächst keine Patienten mehr mit diesen Symptomen haben. Das Haus ist vor einem Tag abgebrannt“, verwarf der Arzt diese Theorie schief grinsend.

„Können sie uns die Akten der anderen Patienten heraussuchen lassen?“, bat Sam und erhob sich.

„Ich werde eine Schwester bitten, sie ihnen auszudrucken, soweit wir sie schon in der EDV haben. Die restlichen Akten können wir ihnen zuschicken.“

„Damit können wir leben“, lächelte Dean ruhig.
 

Ruhig stellte Dean seine schwarze Schönheit auf dem Motelparkplatz ab.

„Wie geht es dir?“, fragte er und schaute zu seinem Bruder.

„Alles gut!“, knirschte Sam und versuchte seinen Fuß zu bewegen.

„Das sieht nicht so aus.“

„Dean! Ich bin erwachsen!“

„Entschuldige, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Was ist los mit dir?“

„Nichts, ich …“ Er zuckte mit den Schultern. Er wusste ja selbst nicht, warum er so sauer war, vielleicht weil ihn sein Fuß mehr behinderte, als er es wahr haben wollte? Vielleicht aber auch nur, weil sie an diesem Tag nichts erreicht hatten, was sie nicht auch vorher schon wussten?

„Mir geht’s gut!“, erklärte er noch einmal mit fester Stimme und hoffte, dass er so sicher klang, wie es sollte. Er war sich ja selbst nicht sicher.

Dean blickte noch einmal fragend und zuckte dann mit den Schultern.

„Wenn du meinst!“

„Ich bin erwachsen! Ich kann auf mich aufpassen!“ Er schluckte. Das hatte jetzt härter geklungen, als er es beabsichtigt hatte. Betreten starrte er auf seine Hände. Er gab sich einen Ruck, öffnete energisch die Tür und kämpfte sich aus seinem Sitz. So normal wie möglich ging er zu ihrem Zimmer, da er fühlen konnte, wie sich Deans Blick in seinen Rücken bohrte.



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