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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Süß, sauer und ein Automuseum

234) Süß, Sauer und ein Automuseum
 

„Sag mal: Bist du dir sicher, dass du Amnesie hast?“, fragte Sam und schaute überrascht von den Prüfungsbögen auf.

„Warum? Ich ...“ Dean zuckte ratlos mit den Schultern.

„Du bist wirklich gut! Ich sehe hier aber auch das du zu wenig schläfst!“

„Wie? Wieso? Ich muss lernen! Schlafen kann ich später!“

„Nein!“, Sam setzte sich zu ihm aufs Bett, drehte sich so, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte und wartete bis Dean ihn ansah. „Dein Gehirn schiebt das was du lernst oder erlebst in eine Art Kurzzeitspeicher. Wenn der voll ist löscht es einfach was. Es braucht den Schlaf, um diesen Arbeitsspeicher verarbeiten zu können. Während du schläfst sortiert es Unwichtiges aus und verschiebt Wichtiges ins Langzeitgedächtnis. Du schläfst aber zu wenig. Also kann dein Gehirn nicht alles verarbeiten und du vergisst Gelerntes wieder.

Morgen machen wir einen Ausflug nach Phoenix und wenn du mir versprichst mehr zu schlafen beginnen wir übermorgen mit dem Schulstoff der Mittelschule.“

„Ausflug?“

„Ja. Vormittags gehen wir in ein Automobilmuseum und am Nachmittag in den Zoo.“

Dean zuckte mit den Schultern. Er wusste weder was ein Zoo war noch konnte er sich etwas unter Automobilmuseum vorstellen und er wollte nicht schon wieder fragen. Außerdem musste er über das Gesagte nachdenken. Hatte Sam Recht?
 

Auf dem Gang war die Geschäftigkeit zu hören, die das Abendessen ankündigte. Als die Tür aufschwang legte Dean seine Aufzeichnungen beiseite. Er nahm den Teller entgegen.

„Für Sie hab ich heute auch einen“, sagte die Schwester und reichte Sam den zweiten Teller.

„Danke.“ Er lächelte sie an. „Das ist nett von Ihnen.“ Eigentlich bekam er fest jeden Tag sein Essen und trotzdem war er jeden Tag dankbar dafür, denn es war nicht selbstverständlich, auch wenn es Essen war, das niemand essen würde.

Nachdem sie ihre Teller gelehrt hatten, nahmen sie ihre Badehosen gingen ins Schwimmbad. Sie zogen sich um und während Dean etwas unschlüssig vor dem Becken stand, sprang Sam mit einem eleganten Kopfsprung ist Wasser. Er drehte eine kurze Runde und schwamm zu seinem Bruder, um dem bei den ersten Schritten in dieses neue Element zu assistieren.

„Lass dir Zeit, Dean. Immer nur eine Stufe. Halte dich am Geländer fest. Lass das Wasser auf deinen Körper wirken“, bat er und stellte sich auf eine der unteren Stufen der breiten Treppe.

Dean befolgte den Rat. Schritt für Schritt ging er in das Becken.

„Kalt“, erklärte er, als er bis zum Bauchnabel im Wasser stand.

„Ja, solange du dich kaum bewegst. Aber wenn du schwimmst wird dir schnell warm.“

„Kann ich schwimmen?“

„Das werden wir gleich sehen, wenn du ganz drin bist.“ Sam ging zum Rand und stemmte sich aus dem Becken. Er holte einen Schwimmgürtel und sprang wieder ins Wasser.

„Was ist das?“, wollte Dean wissen und kam die letzte Stufe herunter.

„Ein Schwimmgürtel. Den bekommst du um, damit du nicht untergehst und dann testen wir ob sich dein Körper erinnern kann. Wie fühlst du dich?“

Dean tabste langsam auf Sam zu. „Komisch! Es atmet sich schwer.“

„Das liegt am Wasser. Dein Körper muss mehr Kraft aufwenden, um gegen den Widerstand anzuarbeiten.“

Dean legte den Kopf schief, während er darüber nachdachte.

„Halt dich mal am Rand fest“, bat Sam und versuchte seinem Bruder den Schwimmgürtel umzuschnallen, was gar nicht so einfach war, denn das Ding hatte einen ganz schön starken Auftrieb. Doch letztendlich schaffte er es.

„Das ist komisch! Muss das sein?“, beschwerte sich Dean fast sofort nachdem Sam sich wieder aufgerichtet hatte.

„Es wird besser, wenn du auf dem Wasser liegst“, versprach der und zeigte ihm wie er es machen sollte und wie der dann Arme und Beine bewegen sollte.

Skeptisch schaute Dean seinem Bruder zu. Das sollte funktionieren?

„Nicht denken“, forderte Sam leise, als er ihm bei den ersten Schwimmversuchen half.

Es dauerte nicht wirklich lange, bis sich herausstellte, dass der Körper die Bewegungen nicht vergessen hatte. „Das klappt richtig gut“, stellte Sam fest und befreite seinen Bruder von der Schwimmhilfe. Dean nickte und lächelte zaghaftes. Er hätte nicht geglaubt, dass es so einfach war.

Gemeinsam zogen sie danach ihre Bahnen.
 

Körperlich müde fiel Dean nach dem Schwimmen auf sein Bett. Am liebsten würde er jetzt schlafen, doch konnte er das auch? Er war jeden Abend müde, aber das Einschlafen fiel ihm schwer und meist war er nach ein paar Stunden auch schon wieder wach. Wie er das Versprechen, dass er Sam vorhin ja irgendwie doch gegeben hatte, halten sollte, blieb ihm schleierhaft. Wie schlief man mehr, wenn man nicht schlafen konnte?

„Hey, nicht einschlafen“, lenkte Sam Deans Aufmerksamkeit auf sich.

„Ich hab nicht geschlafen.“

„Sah aber fast so aus“, lachte Sam. „Ich hab hier was für dich.“ Er stellte einen Teller auf den kleinen Tisch an Deans Bett und setzte sich auf die Bettkante.

„Ist es das was ich denke und was willst du damit?“, wollte Dean wissen und musterte die runden Dinger, die auf dem Teller lagen.

„Wenn du an zwei Äpfel, eine Apfelsine oder Orange, eine Banane und eine Zitrone denkst, ja. Äpfel gab es hier ja schon hin und wieder und Orangensaft gibt es morgens. Trotzdem dachte ich mir, dass du sie auch mal als richtige Frucht kennenlernen solltest und nicht nur auf Bildern. Zitrone kennst du auch schon als Eis. Ich dachte, ich stelle dir mal wieder etwas Neues vor.“ Er nahm die Orange und gab sie seinem Bruder. „Schließ die Augen und riech mal.“

Nach und nach gab er ihm alle Früchte. Erst dann begann er sie, von seinem Bruder aufmerksam beobachtet, zu schälen oder einfach zu zerteilen.

„Die Äpfel kannst du mit Schale essen, das weißt du ja schon. Die Orange wird geschält, oder wenn du den Saft auspressen willst, nur zerteilt. Die Banane kann man ohne Hilfsmittel schälen und eine Zitrone schneidet man am besten in Scheiben, oder viertelt oder achtelt sie“, erklärte er sein Tun.

Als erstes gab er Dean die halbe Banane.

„Iss sie langsam“, bat er und beobachtete, wie Dean zögernd abbiss.

„Und?“

„Hm, kann man essen“, erklärte Dean ruhig. Danach bekam er je eine Hälfte der beiden Äpfel. Der eine war süß, der andere etwas herber.

„Schon besser“, sagte Dean bei der ersten Hälfte. Bei der Zweiten verzog er das Gesicht.

„Okay?“ Er schluckte und war sich nicht sicher ob er das jetzt mochte oder doch lieber nicht. Die Orange mochte er sofort.

„Vorsichtig!“, forderte Sam, als er seinem Bruder eine halbe Scheibe der Zitrone reichte, doch Dean schob sich das Teil, ungeachtet der Warnung, sofort in den Mund.

Erst geschah nichts, doch dann zog sich sein Gesicht regelrecht zusammen.

„Schlucken!“, forderte Sam, nicht dass Dean die Zitrone ausspuckte.

Der angeekelte Ausdruck auf Deans Gesicht sprach Bände, als er die Zitrone schluckte.

„Das ... war ... widerlich!“, brachte er stockend hervor und schaute sich nach etwas zu Trinken um, um diesen Geschmack schnell loszuwerden.

„Eigentlich nur sauer“, lachte Sam, während sich sein Bruder schüttelte.

„Ich hatte dir gesagt, dass du es vorsichtig probieren sollst!“

„Hast du noch irgendwas nicht so ... saures?“

„Nur den sauren Apfel.“

„Wenn ich damit den Geschmack wieder loswerde!“

Er nahm das angebotene Obst und schob es sich in den Mund. „Ischt gar nicht so sauer“, nuschelte er kauend.

„Nach der Zitrone ist fast alles süß“, grinste Sam.

„So und jetzt leg dich hin und schließ die Augen“, forderte der Jüngere als Dean den Apfel geschluckt hatte.

Fragend schaute der Ältere zu seinem Bruder.

„Mach einfach. Es wird auch nichts Saures mehr, versprochen.“

Kurz überlegte Dean, dann legte er sich hin und schloss die Augen. Er hoffte nur, dass er jetzt nicht gleich ganz einschlief. Aber vielleicht war das ja Sams Intention?

Zu weiteren Gedanken kam er allerdings nicht mehr, denn er fühlte Sam seine Hand nehmen. Augenblicklich riss er die Augen wieder auf. Es war ihm unangenehm nicht zu sehen, denn bis jetzt hatte er sich immer zuerst mit den Augen orientiert, hatte alles Neue zuerst mit den Augen erfasst. Das hier war etwas ganz Neues!

„Mach die Augen wieder zu, Dean. Bitte. Ich werde dir nichts tun. Ich wollte deinen Tastsinn beschäftigen.“ Sam schluckte seine Enttäuschung herunter. Wieder einmal hatte Dean ihm vorgeführt, dass er eben nicht mehr der alte Dean war. Der hätte sich vielleicht nicht auf dieses Spiel eingelassen, aber wenn dann hätte er ihm blind vertraut.

Nachdem Dean die Augen wieder geschlossen hatte, legte er ihm ein Stück groben Stoffes in die Hand.

„Rau, grob“, erklärte er und beobachtete wie Dean seine Finger über den Stoff gleiten ließ. Als nächstes wählte er Seide. „Weich, glatt, kühl“

Eine Weile machte er so weiter und gab Dean neben weiteren Stoffstücken und Papier, Watte, einen Metallwürfel und eine Glaskugel in die Hand.

„Können wir aufhören?“ Dean öffnete die Augen und setzte sich auf. „Ich kann nicht ...“ Er gähnte.

„Klar. Zieh dich um und dann ab ins Bett.“ Sam lächelte. Er hatte mehr geschafft, als er angenommen hatte und letztendlich hatte Dean ihm doch vertraut! Ein schönes Gefühl.
 

Am Morgen darauf musste Sam seinen großen Bruder zum Frühstück wecken.

Verschlafen blinzelte Dean seinen Bruder an. „Was´n?“

„Was hast du denn in der Nacht gemacht?“, wollte der Jüngere wissen. „Oder sollte ich fragen wie lange?“ Er war mal wieder vom Licht geweckt worden, hatte aber beschlossen nicht darauf zu reagieren. Es wäre sinnlos gewesen und er wollte sich nicht streiten.

„Hab das Licht um drei wieder ausgemacht.“

„Dieser zwei bis maximal vier Stunden Schlafrhythmus muss aufhören, Dean. Das ist alles andere als gesund!“

„Und wie? Soll ich wenn ich wach werde einfach nur im Bett rumliegen?“

„Vielleicht würde das was bringen? Keine Ahnung. Erstmal werden wir deinen Mittagsschlaf streichen. Vielleicht hilft das ja schon.“

„Hm“, grummelte der Ältere und gähnte.

„Aufstehen! Es gibt Frühstück und dann wollen wir los.“
 

Der Start in den Tag entpuppte sich schon mal als enttäuschend. Sams heimliche Hoffnung, dass das leise Grollen des Impalas Deans Erinnerungen zurückbringen könnte, zerplatzten wie eine Seifenblase. Natürlich war der in den letzten Tagen schon mehrmals mitgefahren, doch das waren eben nicht die scheinbar endlos langen Strecken, die sie normalerweise zurücklegten. Vielleicht brachte ja das Museum mehr?

Wohl nicht. Dean zeigte an den alten Automobilen, wenn man es freundlich ausdrücken wollte, eher mittelmäßiges Interesse. Nichts zu seinem früheren ich. Da hätte Sam ihn wohl erst wieder aus dem Museum herausbekommen, wenn er mindestens einem, besser wohl allen unter die Haube geschaut und mit dem Besitzer etliche Stunden gefachsimpelt hätte. Heute war sein Bruder von einem Wagen zum anderen gelaufen, hatte sich die Daten durchgelesen, einen Blick auf das Fahrzeug geworfen und war zum nächsten gegangen. Doch das Schlimmste an diesem Besuch war der eher erleichterte Ausdruck, als sie das Museum wieder verließen. Ob der Tierpark da mehr Eindruck machte, bezweifelte Sam inzwischen auch stark, doch er wollte nichts unversucht lassen.

Also los!



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