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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Dabei hatte der Tag so gut angefangen!

223) Dabei hatte der Tag doch so gut angefangen!
 

Die diensthabende Schwester musterte den Winchester abfällig und wenn der Arzt ihr nicht sein ausdrückliches Einverständnis gegeben hätte, hätte sie ihn achtkantig wieder von der Intensivstation geworfen. Doch so drückte sie mehr als nur beide Augen zu. Sie reichte ihm sterile Kleidung zum Überziehen, Handschuhe und einen Mundschutz und beobachtete ihn mit Argusaugen, als er an die Tür des Zweibettzimmers trat, in dem Deans Bett stand und räusperte sich gut vernehmlich, als er die, von ihr festgelegte, unsichtbare Barriere überschritt.

Erschrocken zuckte Sam zurück. Unsicher schaute er zu der Schwester, doch sie schien zufrieden.„Hey“, machte er sich leise bemerkbar. „Ich bin hier, Dean. Mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut. Ich …“, er schluckte hart. Alles in ihm sträubte sich dagegen, das jetzt zu sagen und noch mehr, es auch zu tun. Er wollte hier nicht weg! Er wollte Dean nicht alleine lassen! Er schluckte, holte tief Luft und sprach es aus, bevor er es sich anders überlegen konnte: „Ich fahre erst mal ins Motel. Die Schwester lässt mich nicht näher an dich ran, bevor ich nicht geduscht habe.“ Er warf einen Blick zu der Schwester und grinste schief. „Ich hab mit Bobby gesprochen. Er will auch herkommen.“

Die Schwester räusperte sich erneut.

„Ich geh erst mal. Sei nett zu den Schwestern“, verabschiedete sich Sam. Er ließ seinen Blick noch einmal über den Körper gleiten, der so weit von ihm entfernt lag. Wie gerne hätte er wenigstens Deans Hand genommen, nur um zu fühlen, dass er lebte. Diese zuckenden Linien, die da über die Monitore flackerten, beruhigten ihn nicht im Geringsten.

Die Schwester räusperte sich schon wieder.

„Bis nachher!“, wandte er sich noch einmal an Dean und verließ, unter dem wachsamen Blick dieser Schwester, den kleinen Raum. ‚Das kann ja heiter werden, wenn Dean hier länger liegen muss‘, überlegte er, während er sich dieses modisch schicken Überziehers entledigte und alles in die Mülltonne stopfte.

Er verließ die Station. Kurz wanderte sein Blick zur Treppe. Nein, heute war er viel zu müde, um freiwillig noch einen Meter mehr zu gehen, als er musste, auch wenn er sich sicher war, dass er die Treppen in ein paar Tagen willkommen heißen würde. Er drückte auf den Knopf, um sich den Fahrstuhl zu holen. Aber wie kam er ins Motel? Siedend heiß fiel ihm ein, dass der Impala noch immer auf dem Campingplatz stand! Den musste er also auch noch holen! Oh man! Das Elend nahm kein Ende!

Er verließ den Fahrstuhl und ging durch den Wartebereich zur Tür.

„Mr. Winchester?“

Sam hörte es nicht.

„Mr. Winchester?“, versuchte es die Schwester jetzt nachdrücklicher. Sie lief ihm hinterher.

„Öhm? Ja?“ Sam fuhr herum.

„Mr. Morrison war hier. Er hat Ihren Wagen gleich hier vorn abgestellt.“ Sie deutete nach rechts.

„Das muss ein Irrtum sein. Ich kennen keinen Mr. Morrison.“

„Er hat ein Abschleppunternehmen. Sheriff Hanscum hat ihn gebeten Ihren Wagen vom Noon Campground hierher zu bringen.“

„Okay?“, antwortete Sam skeptisch, lächelte sie aber an. „Danke.“

Er verließ das Krankenhaus und wandte sich in die angegebene Richtung.

Er musste nicht mal suchen. Der Impala stand unter einer Laterne gleich hier vor dem Krankenhaus. Aber wieso? Wieso hatte dieser Abschleppunternehmer ihn hierher gebracht? Egal! Er war viel zu müde, um darüber nachzudenken. Er freute sich nur, dass er sich jetzt kein Taxi rufen musste, das ihm zum Zeltplatz brachte.

„Hey“, grüßte er Deans schwarze Schönheit, schloss die Tür auf und stieg ein.

Er legte den Kopf auf die Rückenlehne und schloss, leise seufzend, die Augen.

Doch schnell riss er sie wieder auf. Nicht, dass er hier einschlief!

Sofort startete er den Motor und lenkte sie vom Parkplatz.
 

Sams Handy riss ihn aus dem unruhigen Schlaf. Als er sich aufsetzte und nach dem Störenfried angelte, fühlte er sich wie gerädert. Mit einem Auge schielte er zur Uhr. Es war fast Mittag. Er hatte schon mit weniger Schlaf auskommen müssen und war munterer gewesen. Doch er war wohl nicht nur körperlich ausgelaugt.

Müde rieb er sich die Nasenwurzel und ging dran.

„Ja?“

„Wir sind in Tucson“, meldete sich Jody ohne eine weitere Begrüßung. „Bobby besorgt uns gerade einen Wagen. Wo wohnst du?“

Sam brauchte eine Sekunde, bis er das alles verarbeitet hatte. Gerade als Jody nachfragen wollte, antwortete er: „Ich wohne im Garden Inn. Soll ich euch ein Zimmer besorgen?“

„Das wäre toll. Aber du musst jetzt nicht extra da anrufen. Wir können das auch machen.“

„Das macht mir keine Umstände, Jody. Ich bin im Motel. Du hast mich gerade aus dem Bett geklingelt.“

„Oh. Tut mir leid! Das wollte ich nicht“, entschuldigte sie sich.

„Nicht schlimm. Ich sollte wirklich aufstehen. Also, ich besorge euch ein Zimmer und warte bis ihr hier seid.“

„Nein Sam! Du willst doch sicher so schnell wie möglich zu Dean.“

„Schon, aber ...“

„Du sagtest doch, dass er auf der Intensivstation liegt. Ich bezweifle, dass wir drei zusammen da rein dürfen.“

„Da hast du allerdings Recht“, stöhnte der Winchester leise.

„Wenn du uns ein Zimmer besorgst, ist das genug. Fahr zu Dean. Wir sehen uns im Krankenhaus“, verabschiedete sie sich.

Sam ließ das Handy sinken. Jody war auch hier! Bobby war auf dem Weg hierher und Jody war bei ihm! Dieser Gedanke hinterließ ein wunderbar warmes Gefühl in seinem Inneren. Das war wie bei einer Familie, einer echten Familie! Sie waren eine Familie!

Automatisch schoben sich seine Mundwinkel nach oben und er fühlte schon viel besser.

Leise pfeifend stand er auf und machte sich fertig.

Er buchte ein Zimmer auf den Namen Singer und machte sich dann auf den Weg zum Krankenhaus.

Jody und Bobby kamen her! Er konnte es immer noch nicht fassen!
 

Noch immer lächelnd lenkte Sam den Impala auf fast den selben Platz, auf dem er auch in der Nacht gestanden hatte. Er nahm den Kaffeebecher aus der Halterung und knüllte die Papiertüte, in der das Sandwich eingepackt gewesen war, das er sich unterwegs schnell gekauft hatte, in der Hand zusammen. Beim Aussteigen versuchte er so wenige Krümel wie möglich auf der Bank des Impala zu hinterlassen, denn auch wenn Dean wohl noch eine Weile nicht mit seinem Baby fuhr, wollte er sie doch nicht zusauen. Letztendlich würde er ihr aber wohl noch eine Wellnessbehandlung spendieren, bevor er sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgab. Darin hatte er ja in der letzten Zeit mehr Erfahrung gesammelt, als er das je gewollt hatte.

Er schloss den Wagen ab und ging zum Eingang.

Schnell entsorgte er noch seinen Müll im dafür bereitstehenden Eimer und strebte dann, mit großen Schritten, dem Fahrstuhl entgegen. Doch dann fiel ihm etwas ein und er ging zurück zum Empfang.

„Es geht um meinen Bruder, Dean Winchester. Er liegt hier auf der Intensivstation. Mein Onkel und seine Lebensgefährtin sind auf dem Weg hierher. Sie wollen meinen Bruder auch gerne sehen.“

„Sie möchten, dass sie ihn besuchen dürfen?“, fasste die Schwester zusammen.

„Genau“ Sam lächelte erleichtert.

„Das dürfen nur die nächsten Angehörigen! Wenn er auf einer normalen Station ist, ist das kein Problem, aber auf Intensiv ...“

„Wir haben sonst niemanden mehr. Mein Onkel hat uns aufgezogen. Unsere Eltern sind schon lange tot.“

„Das tut mir leid.“

„Ist schon ewig her. Wir kannten sie kaum. Mein Onkel und seine Lebensgefährtin sind für uns Eltern.“

Eine Weile musterte die Schwester den jungen Mann, dann nickte sie.

„Wie heißen sie?“

„Sam Winchester.“

„Ihr Onkel und seine Lebensgefährtin.“

Sam grinste entschuldigend. Er hatte wohl doch zu wenig Schlaf gehabt. „Robert Singer und Jody Mills."

„Okay. Ich setze sie mit auf die Liste.“ Sie tippte etwas in den Computer und stutzte.

„Moment bitte!“, hielt die Schwester Sam auf, als er sich abwandte.

„Ja?“, erwiderte er ungeduldig. Er wollte jetzt nur noch zu seinem Bruder!

„Dr. Baral hat noch einige Untersuchungen für Sie angeordnet.“

„Dr. wer?“

„Dr. Baral. Sie ist unser leitende Unfallchirurgin. Sie leitet derzeit auch die Notaufnahme.“

„Okay? Aber muss das jetzt sein? Ich komme zu Ihnen, bevor ich gehe“, versuchte Sam sich zu drücken. Mal abgesehen davon, dass er jetzt wirklich nichts anderes wollte, als nach Dean sehen.

„Tut mir leid. Jetzt! Die Schwestern auf der Intensiv haben auch Anweisung bekommen, sie erst reinzulassen, wenn die Ärztin ihr Okay gibt. Sie will unbedingt noch mit Ihnen sprechen, bevor sie zu Ihrem Bruder gehen.“

„Ich ...“ Sam schüttete den Kopf, schaute zu ihr und nickte seufzend.

„Folgen Sie mir bitte!“ Die Schwester trat aus dem Empfangsbereich heraus und ging zu einem der Untersuchungsräume.

Mit hängendem Kopf trottete Sam hinter der Schwester her. Das Hochgefühl, das Jodys Anruf ausgelöst hatte, verflog gerade vollständig.

Resigniert ließ er sich auf der Liege nieder. Die Schwester musterte ihn aufmerksam.

„Wo sind Sie gestern verletzt worden?“

Irritiert schaute Sam sie an. Was hatte das den jetzt damit zu tun, ob er auf die Intensivstation konnte oder nicht? „An Armen, Händen und einige Kratzer am Bauch. Alles halb so wild“, winkte er ab. „Wieso ordnet ein Unfallchirurg eigentlich Untersuchungen an, die doch keinen chirurgischen Hintergrund haben? Ich hab die Wunden vorhin noch kontrolliert.“

Die Schwester verdrehte die Augen. Warum konnte sie nicht einfach ihre Arbeit machen. Damit wäre ihnen beiden geholfen! „Wir können das hier auch lassen“, grummelte sie.

„Fein!“ Sofort rutschte der Winchester von der Liege und lief zur Tür.

„Gut! Rechnen Sie aber nicht damit, dass Ihnen auf der Intensivstation Eintritt gewährt wird, solange ich mein Okay nicht an den Arzt weitergebe.“

Sam erstarrte mitten in der Bewegung zur Salzsäule.

Wie in Zeitlupe drehte er sich um. „Warum? Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?“

„Ansteckungsgefahr! Weder Ihr Bruder noch einer unserer anderen Intensivpatienten legt Wert auf zusätzliche Komplikationen!“

Der Winchester schluckte. Aber wieso sollte er ansteckend sein? „Wieso?“

„Tollwutgefahr?!?“, antwortete sie kühl.

Tief durchatmend kam Sam zur Liege zurück. Darüber hatte er nicht nachgedacht. Wieso auch. Das Vieh hatte keinen Schaum vorm Maul. Er zuckte mit den Schultern und begann sich aus seiner Kleidung zu schälen. Wenn es sie glücklich machte ... und wenn er dann endlich zu Dean durfte!
 

Fast eine Stunde später war sie fertig. „Die Spritzen müssen wir nach drei, sieben, vierzehn und achtundzwanzig Tagen wiederholen. Und jetzt warten Sie bitte auf Dr. Baral. Sie kommt Sie abholen!“, erklärte sie noch, bevor sie ihn endgültig entließ.

Langsam zog sich Sam wieder an. Je mehr er anzog um so mehr sickerten die Worte der Schwester in sein Bewusstsein. Dr. Baral wollte ihn abholen! Wer war Dr. Baral und warum durfte er nicht zu Dean? Was war mit ihm? Lebte er noch?

Dieser Gedanke traf ihn mit aller Härte. Er taumelte. Mit einem erstickten Japsen tastete er zu der Liege und ließ sich darauf nieder. Seine Knie zitterten, genau wie seine Hände. Vor seinen Augen drehte sich alles und sein Magen beschloss, sein Frühstück auf dem selben Weg wieder nach draußen zu befördern, auf dem es hineingekommen war. Krampfhaft schluckend versuchte er es bei sich zu behalten.

„Mr. Winchester?“ Die Schwester steckte ihren Kopf noch einmal in den Raum.

Blitzschnell erkannte sie die Situation und holte eine Schale, die sie ihm in die Hand drückte. Hatte er die Spritzen nicht vertragen?

Sam würgte immer heftiger und erbrach sich letztendlich doch.

„Mr. Winchester?“, versuchte sie seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Sam schüttelte den Kopf. „Dean?“, krächzte er und hoffte, dass sie verstand. Doch es schien nicht so.

„Was ist mit meinem Bruder?!“, verlangte er zu wissen und wischte sich fahrig über den Mund.

„Ich habe keine Informationen. Tut mir leid.“

„Bitte! Ich ...“

„Legen Sie sich hin. Ich versuche Dr. Baral zu finden.“

„Ich ...“

„Ich weiß, dass Ihnen das jetzt nicht weiterhilft, aber mehr kann ich leider wirklich nicht tun.“

Er ließ den Kopf hängen.

Die Schwester verließ den Raum und kam gleich darauf wieder.

„Trinken Sie“, sagte sie mitfühlend und reichte ihm einen Becher Wasser, bevor sie endgültig verschwand.

Sam spülte sich den Mund und ließ sich dann auf die Liege sinken. Er drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zur Tür. Musste ja nicht jeder sehen, dass er weinte.



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