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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Sam stolperte aus der Höhle. Hustend kam er zum Stehen. Er hörte das Rumpeln und Poltern hinter sich und er sah das entsetzte Gesicht Donnas. Eisige Finger krochen ihm über den Rücken.

Wollte er wirklich wissen, was da hinter ihm passierte? Wollte er Schrödingers Katze töten?

Nein! Aber er wollte seinen Bruder an seiner Seite wissen!

Langsam drehte er sich um und erstarrte. Das was er sah, war schlimmer, als alles was er sich hätte ausmalen können!

Sein Denken setzte aus.

„DEAN!“ Sam sprang regelrecht nach vorn. Er musste ihm helfen! Er musste seinen Bruder da rausholen!

Ein fester Handgriff umklammerte sein Handgelenk und hielt ihn zurück. Wütend drehte sich Sam um.

„Lassen Sie mich gehen“, fauchte er.

„Du kannst ihm jetzt nicht helfen. Du bringst dich nur selbst in Gefahr“, antwortete Donna eindringlich.

„Das wäre es mehr als wert! Er ist mein Bruder und ich muss ihm helfen!“, erklärte Sam wütend, nickte aber auch fast sofort. Tränen standen in seinen Augen. Er musste untätig mit ansehen, wie immer mehr Schutt aus dem Höhleneingang quoll. Von seinem Bruder war nichts zu sehen.

Donna hatte ihr Handy aus der Tasche gezogen und wählte den Notruf.

„Ein Mineneinsturz, nördlich vom Crazy Horse Creek“, erklärte sie eindringlich. „Eine Person wurde verschüttet.“

Mehr musste Sam nicht hören. Hilfe war unterwegs. Würde sie noch rechtzeitig eintreffen?

Noch immer polterte einige Steine von der Decke und rollten und hüpften über den Schutt nach draußen und den Hang hinunter.
 

Sam wartete nicht, bis keine Gefahr mehr drohte. Kaum dass einmal keine Steine aus dem Eingang purzelten, stürzte er los. Aber wo sollte er anfangen? Wo lag Dean? Er hatte den Stoß, der ihn aus der Gefahrenzone beförderte, fast mittig in den Rücken bekommen, eher rechts, aber lag Dean da? Hatte er sich vielleicht zum Rand des Einganges rollen können? Aber an welchen Rand?

Wo lag er? Er musste ihm doch helfen! Er … Sie wollten doch leben!

Mühsam blinzelte er gegen die Tränen an, die sich in seinen Augen bildeten und ihm die Kehle zuschnüren wollten. Egal wie: Er musste seinen Bruder wieder haben!

Hilflos schaute er sich um. Wo sollte er nur anfangen? Wo würde er alles schlimmer machen?

Links neben ihm schimmerte etwas Helles durch das Geröll. War das Deans Taschenlampe? Hatte er sie bei sich? War sie nur dahin gerollt und Dean lag ganz wo anders?

Es war zum Verzweifeln! Er konnte sich einfach nicht entscheiden, doch er musste etwas tun! Er konnte nicht warten!

Ohne nachzudenken wandte er sich nach links und begann Steine und Stützbalken wegzuzerren.

Aber was, wenn Dean auf der anderen Seite lag, oder noch schlimmer: Genau unter ihm?

Unwirsch knurrend schob er den Gedanken beiseite. So würde er überhaupt nicht beginnen und Dean garantiert verlieren!

Also warf er Steine beiseite und schob mit den Händen Sand und Staub weg. Egal wie sehr er sich seine Hände und Knöchel aufschrammte. Völlig egal, ob er sich die nächsten Wochen nur noch durch einen Trinkhalm ernähren konnte weil er unfähig war zuzufassen. Egal, ob er sich die Finger brach oder er sich die Schienbeine zerschlug und die Hosen zerfetzte. Alles war ersetzbar oder würde heilen. Alles! Wenn er nur Dean nicht verlor! Er bemerkte kaum, dass Donna auf der rechten Seite ebenfalls Steine und Schutt beiseite räumte.

Irgendwo in der Ferne erklang das typische Klopfen eines Hubschraubers, zuerst kaum hörbar bei dem Krach, den sie selbst machten, doch es wurde stetig lauter.
 

Donna kletterte über die Steine, die sie aus dem Höhleneingang befördert hatten und lief ein paar Meter weiter, bis zu einer Stelle, an der die Bäume weiter auseinander standen. Sie zündete eine Leuchtfackel, warf sie auf den steinigen Boden und wartete, bis sie den Hubschrauber sah und hörte, wie er über sie hinwegflog. Er würde in der Nähe landen.

Sie atmete tief durch. Jetzt mussten sie nur noch den jungen Mann finden und das bald.

Donna lief wieder zu der Höhle. Sie wusste nicht, ob ihre Bemühungen überhaupt Erfolg haben würden, doch sie konnte nicht aufgeben. Eigentlich hätte sie ihre Tochter abholen sollen, aber sie konnte doch nicht einfach verschwinden, Sie konnten nicht einmal warten, bis professionelle Hilfe kam. Der Mann unter den Trümmern hatte diese Zeit nicht, obwohl die Suche dann wahrscheinlich schneller gehen würde. Die beiden Männer hatten ihr Leben für sie und ihr County aufs Spiel gesetzt. Sie hatten ihr Leben gerettet! Und sie hatten die Leben, die Gesundheit vieler hier gerettet. Wenn diese Monster sich hier ausgebreitet hätten … Es wäre verheerend geworden, da war sie sich sicher.
 

Sheriff Hanscum straffte die Schultern und überbrückte die letzten Schritte zum Höhleneingang. Entgegen Sams irgendwie chaotisch scheinender Suche, ging sie methodisch vor und räumte die Steine beiseite, die ganz vorn lagen.

Lange konnte sie nicht arbeiten.

„Hallo?“, hörte sie die Stimme eines Mannes.

„Hier, wir sind hier“, rief sie und trat ein Stück von der Höhle zurück und wischte sich mit staubigen Händen dem Schweiß von der Stirn.

„Sie haben uns angefordert, Sheriff?“, fragte der eine Sanitäter schon kurz bevor er sie erreichte.

„Ja, wir haben einen Verletzten“, erklärte sie und deutete zur Höhle.

„Hier soll es eine verschüttete Person geben? Die Feuerwehr ist unterwegs, allerdings werden sie wohl noch eine Weile brauchen. Ist nicht gerade der einfachste Weg“, bedauerte der andere Mann.

„Ja, wir suchen noch.“ Wieder ließ sie ihren Blick über den Höhleneingang wandern.
 

In diesem Moment stieß Sam auf ein Stück Stoff.

„Dean“, japste er. Er tastete sich, soweit es die Steine und die Balken die sich über seinem Bruder verkantet hatten zuließen, an dem Stoff entlang. Ein Bein.

„Alter komm schon“, versuchte er eine Reaktion zu bekommen und klopfte ihm auf das Bein.

Dean reagierte nicht, natürlich nicht. Lebte er noch?

Rigoros schob Sam den Gedanken beiseite. Er brachte ihn nicht weiter!

„Können Sie mir mal helfen?“, fragte er in die Dunkelheit und schaute sich suchend um. Erst jetzt gewahrte er die beiden Männer die neben Donna standen. Wo kamen die denn her?

Egal! Je mehr Hände umso besser!

„Du hast ihn?“, fragte Donna aufgeregt, während sie zu dem Winchester lief.

„Ja, aber ich komme nicht ran!“, äußerte er verärgert über seine eigene Unzulänglichkeit. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und drehte sich wieder den Balken zu.

„Wir kommen!“ Schnell rannte Donna, die Sanitäter im Schlepptau, die letzten Meter zu dem Schuttberg.
 

Mit vereinten Kräften hatten sie Dean in wenigen Minuten soweit befreit, dass sie ihn bergen konnten.

Er lag mit dem Gesicht Richtung Felsen. Sam packte ihn unter den Armen und zerrte, kaum dass sie genug Schutt beseitigt hatte und er zufassen konnte. Es war ihm völlig egal, was sonst noch auf dem Körper seines Bruders lag. Er musste hier raus.

Die Sanitäter verdrehten die Augen. Das war alles andere als der Gesundheit ihres Patienten zuträglich, doch wenn sie noch länger warteten, würde es wahrscheinlich noch schlimmer, also fassten sie auch mit zu.
 

Gleich darauf hatten sie ihn geborgen.

Vorsichtig legten die Sanitäter ihn auf die Trage und trugen ihn ein Stück von dem Höhleneingang weg. Dort begannen sie mit ihrer Untersuchung.

Im Schein der Taschenlampen konnten sie sehen, dass der ältere Winchester eine Platzwunde am Kopf hatte. Aus seinen Ohren und der Nase sickerte Blut. Der Puls war schwach, aber vorhanden und die Atmung viel zu flach.

Einer der Männer öffnete Jacke und Hemd und schob das Shirt hoch. Über den ganzen Oberkörper verteilt hatte ihr Patient Hämatome, die seine Vermutung auf gebrochene Rippen verstärkte.

Jetzt, da Dean in Sicherheit war, spürte Sam die Erschöpfung. Seine Beine waren plötzlich wie Pudding und er ließ sich zu Boden sinken, bevor sie unter ihm nachgaben.

„Brauchen Sie auch Hilfe?“, fragte der zweite Sanitäter auch gleich nach.

„Nein, ich muss nur wieder zu Atem kommen“, erwiderte Sam zittrig. „Wie geht es ihm?“

„Er hat etliche Prellungen und vermutlich mehrere gebrochene Rippen. Sein Puls ist schwach und die Atmung ist ziemlich flach.“ Bei diesen Worten schob der Arzt Dean die Sauerstoffmaske übers Gesicht. Im Hubschrauber würden sie ihn intubieren. Das war sicherer. „Wir bringen ihn sofort ins Krankenhaus.“

Sam nickte und versuchte sich wieder in die Höhe zu stemmen.

„Kann ich mitkommen?“ Er stand, wenn auch ziemlich wacklig, endlich wieder auf seinen Füßen.

„Das halte ich für eine gute Idee!“ Sheriff Hanscum umfasste Sams Arm und stützte ihn auf dem Weg zum Helikopter.

„Du solltest dich ebenfalls durchchecken lassen“, redete sie leise auf den jungen Mann ein, der wie ein Zombie neben ihr herlief.

„Mir geht’s gut, wenn es ihm gut geht“, würgte er sie einfach ab. Er wollte nicht reden. Er wollte nicht einmal denken, denn dann würde er sich Gedanken darüber machen müssen, warum sein Bruder schon wieder auf einer Trage lag, warum der ihm schon wieder das Leben gerettet hatte, warum es immer Dean war, der Kopf und Kragen und sein Leben für ihn riskierte. Warum mussten sie überhaupt immer wieder ihr Leben riskieren?

Nein! Besser nicht darüber nachdenken. Besser gar nicht denken!

Scheinbar teilnahmslos ließ er sich von Donna in den Hubschrauber schieben, von einem der Sanitäter neben Deans Trage bugsieren und auf einen Notsitz drücken. Er schnallte sich an, als sie es ihm sagten.
 

Donna schaute dem Hubschrauber hinterher. Sie atmete tief durch, als er über den Baumkronen verschwand. Vorerst konnte sie hier nichts weiter tun. Sie hob ihre Taschenlampe auf und machte sich an den Abstieg zum Parkplatz.

Als das Klopfen des Hubschraubers so leise geworden war, dass sie problemlos telefonieren konnte, zog sie ihr Handy hervor und wählte erneut den Notruf. Sie gab die Bergung der verschütteten Person durch. Jetzt brauchten sie keine weitere Unterstützung mehr.

Danach wählte sie die Nummer ihrer Tochter und erklärte ihr in wenigen Worten was passiert war und das sie wohl noch etwas brauchen würde, bis sie sie abholte.

Langsam stieg sie den Berg hinab und dachte über die nächsten Schritte nach.

Sie musste den Kadaver verschwinden lassen! Dafür war Jerome der Beste.

Die Anwesenheit der beiden „Ranger“ konnte sie in ihrem Bericht erklären. Da würde sie auch gleich reinschreiben, dass die zwei in ihrem Auftrag in der Höhle waren. Das würde es zu einem Staatsauftrag machen und ihnen die Krankenhauskosten ersparen. Außerdem könnte sie noch mit Ensting James, dem Verwaltungschef des Krankenhauses reden. War doch gut, wenn man maßgebende Leute noch aus der Schulzeit kannte!
 

Sam saß starr auf dem kleinen Sitz im Helikopter, seinen Blick unverwandt auf seinen Bruder gerichtet. Er machte seinen Arm frei, als ihn der Sanitäter neben ihm darum bat.

Erst als er den Einstich fühlte, zuckte er zurück.

„Was ist das?“, fragte er unwirsch und rieb sich die Stelle.

„Nur ein Mittel, um Ihren Kreislauf zu stabilisieren“, beruhigte der Mann ihn.

Sam nickte abwesend. Sein Blick glitt wieder zu seinem Bruder. Es ließ ihn noch nervöser werden, als er bemerkte, dass sie ihn inzwischen an ein Beatmungsgerät angeschlossen hatten.

„Was ist mit Dean?“, fragte er mit belegter Stimme.

Der Sanitäter schüttelte den Kopf. Was war das mit diesen Beiden?

„Wir mussten ihn intubieren, er bekommt nicht genügend Sauerstoff“, erklärte er. „Wie stehen Sie zueinander?“, versuchte er gleichzeitig seine Neugier zu befriedigen und den Mann abzulenken.

„Er ist mein Bruder“, erklärte Sam leise. „Er hat mich aufgezogen.“

„Wie das, er kann doch kaum älter sein als Sie?!?“

„Ist 'ne lange Geschichte“, wiegelte Sam schnell ab. Er wollte nicht darüber reden. Er schaute zu, wie sie Dean genauer untersuchten, während seine Gedanken zu dem Hubschrauberflug vor zwei Jahren wanderten. Damals war Dean aufgewacht und heute wünschte er sich das ebenfalls, auch wenn er wusste, wie sein Bruder auf das Fliegen reagieren würde. Doch es wäre ein Lebenszeichen. Eines, dass real war, nicht wie die zuckenden Linien, die doch letztendlich alles bedeuten konnten. Und egal wie sehr er sich an dem Gedanken festhielt, dass die Sanitäter sich nicht so um Dean bemühen würden, dass sie nicht einmal fliegen würden, wäre er tot, die Angst um seinen Bruder pressen seinen Brustkorb immer weiter zusammen.
 

Der Hubschrauber flog eine Kurve und setzte gleich darauf auf. Die Türen wurden aufgerissen und sofort setzte die hektische Geschäftigkeit ein. Ein Assistenzarzt und ein Pfleger halfen, Dean auf eine Rollliege zu legen. Gleich darauf schoben sie ihn gemeinsam ins Gebäude, während die Rettungssanitäter alle Fakten herunter ratterten.

Sam tapste hinter der Trage her und fühlte sich so unendlich verloren und hilflos.



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