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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Ein Schlafplatz, verscheuchte Geister und geheilte Ohren

178) Ein Schlafplatz, verscheuchte Geister und geheilte Ohren
 

Die Sonne begann hinter den Horizont zu sinken. Ringos Magen knurrte inzwischen nicht nur, es zwickte ihn auch ganz fürchterlich im Bauch und ihm wurde klar, dass er etwas tun musste. Hier konnte er noch ewig liegen, ohne das etwas passieren würde. Er wartete bis sein Magen etwas weniger wehtat, richtete sich auf und sprang.

Platschend landete er im Wasser. Die Kälte drang sofort durch seinen Pelz und ließ ihn erschauern.

So schnell er nur konnte, paddelte er ans Ufer. Er kletterte hinauf und schüttelte sich ausgiebig. Eigentlich müsste er sich auch noch trocken putzen, doch sein Magen verlangte sein Recht und so machte sich der kleine Präriehund über das saftige Gras her.

Erst als er das Gefühl hatte platzen zu müssen, hörte er auf.

Inzwischen war es dunkel geworden und Ringo begann sich zu putzen. Währenddessen überlegte er, wo er wohl schlafen konnte. Müde war er eigentlich noch nicht. Er wusste aber, dass Feinde in der Nacht lauerten, vor denen er sich in Sicherheit bringen sollte.

Suchend schaute er sich um, doch in der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. In den Gängen ihres Baus war es zwar auch dunkel, doch da half ihm sein Geruchssinn. Hier war er fremd.

Unsicher lief er zum Wasser zurück. Sollte er zu seinem Holz schwimmen? Wäre er da sicher?

Wohl eher nicht! Außerdem wäre er dann wieder nass und jetzt gab es keine Sonne, die ihn trocknete. Nein. Das Holz konnte er vergessen.

Als die Sonne noch schien hatte er einen Baum, nicht weit entfernt am Ufer stehen sehen. Vielleicht fand er da ja einen geschützten Platz?

Mit großen Sprüngen sauste er in die Richtung.

Einige Wurzeln der Weide waren freigespült worden und bildeten jetzt ein dichtes Gewirr, das ihm ausreichend Schutz für die Nacht bieten sollte. Er zwängte sich durch das Wurzelgewirr und fand einen recht bequemen Ruheplatz. Hier konnte er sich endlich ausgiebig putzen und dabei überlegen, wie es jetzt weitergehen sollte. Wie sehr er seine Geschwister und seine Mom doch vermisste! Er wollte unbedingt wieder zurück ...“
 

„Was“, polterte Bobby. Sam zuckte zusammen. Er stand schon eine Weile auf der Treppe und lauschte der Geschichte um Ringo. Hatte Deans Teddy den Namen von diesem kleinen Präriehund?Er war sich fast sicher. Genauso wie er sich fast sicher war, dass Mom diese Geschichten erzählte. Dean hatte ja schon mehrfach gesagt, dass er sie sah und er hatte es als Halluzination abgetan. Mom war hier und sie sorgte dafür, dass es Dean besser ging.

„Nicht“, versuchte er den alten Freund jetzt davon abzuhalten in Deans Zimmer zu stürmen und der Geschichte ein Ende zu bereiten. Er war erfolglos.

Laut schlug Bobby die Klinke nach unten und riss die Tür auf. Natürlich sah er niemanden außer dem älteren Winchester, der versuchte sich aufzurichten und den Arm nach seiner Mom ausstreckte, um zu verhindern dass sie aufhörte zu erzählen. Er scheiterte an seiner Erschöpfung und an der Schwere seines Gipses. Keuchend ließ er sich wieder in die Kissen fallen und musste dieses Aufbegehren auch noch mit einem weiteren, heftigen Hustenanfall bezahlen.

Sam drängelte sich an Bobby vorbei und warf ihm dabei einen traurig-wütenden Blick zu. Er kniete sich auf das Bett und zog Dean an sich. Vorsichtig rieb er ihm immer wieder über den Rücken und hoffte, dass das Husten bald nachlassen würde. Doch erst als er leise auf seinen Bruder einredete und ihn so langsam dazu brachte mit ihm zu atmen, konnte er sich beruhigen.

„Mom“, krächzte Dean und ließ sich erschöpft wieder in die Kissen fallen.

„Ich weiß“, erwiderte Sam traurig.

„Du weißt?“, fragte Bobby irritiert.

Schuldbewusst senkte Sam den Kopf. Er vermutete es mehr als er es wusste, aber ja.

„Ich habe diese Stimme schon ein oder zweimal gehört“, gab er zu. „Sie erzählte von einem Präriehund mit Namen Ringo. Dean hat mir vor ein … oh man. Er hat mir, als wir auf dem Weg hierher waren und bevor er zum Wolf wurde erzählt, dass sein Plüschbär Ringo hieß. Ich hab mir den Rest gedacht. Die Stimme kam mir irgendwie vertraut vor und Dean hat immer wieder behauptet, dass er Mom sehen würde. Wir haben es als Hirngespinst eines Kranken abgetan. Sie ist wirklich hier, Bobby. Sie ist bei Dean wenn wir nicht da sind. Sie beruhigt ihn wenn wir es nicht können. Willst du ihm das wirklich nehmen?“

„Nein, aber wieso zeigt sie sich nur ihm?“

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ich weiß es nicht, aber es macht mich traurig. Ich würde sie auch gerne sehen können.“

„Vielleicht kommt sie nur, wenn ihr schwer krank seid?“, versuchte Bobby Sams Enttäuschung ein wenig zu dämpfen.

„Ich weiß nicht“, erwiderte Sam. Vielleicht kam sie auch nur zu Dean, immerhin kannte er sie nicht wirklich. „Aber ich freue mich für dich“, sagte er zu seinem Bruder und zog die Decke etwas höher. „Ich weiß ja wie sehr du sie geliebt hast.“
 

Bobby wollte sich gerade zurückziehen, als sein Telefon klingelte. Schnell lief er nach unten, wollte er Dean doch nicht wieder wecken.

„Ja“, meldete er sich etwas atemlos.

„Jetzt sag nicht, dass du dich angesteckt hast“, wollte Rave besorgt wissen.

„Nein, ich bin nur von oben gekommen.“

„Gut, dann kannst du mir ja sagen, wie es dem Winchester geht.“

„Es wird besser. Die Antibiotika schlagen an“, antwortete Bobby.

„Gut. Ich komme in den nächsten Tagen noch mal vorbei. Behaltet ihn im Auge und wenn es schlimmer wird ...“

„Bringen wir ihn ins Krankenhaus“, unterbrach Bobby die Belehrungen.

„Sehr schön, Robert Singer. Das hast du wirklich toll auswendig gelernt. Ich hoffe nur, du kannst es auch anwenden“, grinste Rave.

„Das werden wir hoffentlich nie herausfinden, Mr. Jamesson“, lachte Bobby. Es tat gut einfach mal mit jemandem wie früher herumzualbern.

„Wie geht es Jody?“

„Gut, denke ich. Sie ist im Wohnzimmer. Soll ich sie holen?“

„Nein, lass mal. Sag ihr einen lieben Gruß“, verabschiedete sich der Arzt.

Bobby legte auf, holte zwei Bier und ging zu Jody ins Wohnzimmer.

„Liebe Grüße von Rave“, beantwortete er ihren fragenden Blick.

„Nur liebe Grüße? Nicht grüß das Fröschchen?“

„Nein, stell dir vor das hat er nicht erwähnt“, lachte Bobby.

„Vielleicht sollte ich ihn anrufen und fragen, ob er krank ist.“

„Besser nicht.“ Er reichte ihr ein Bier und ließ sich neben ihr aufs Sofa fallen. Sie rutschte etwas näher an ihn heran und Bobby legte einen Arm um sie.

Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und Bobby fühlte sich fast wie im siebten Himmel. Wann hatte er zuletzt eine Frau im Arm? Das Beste aber war, dass Jody nicht ganz wehrlos war und die Geister und Dämonen sie nicht wirklich schocken konnten.
 

Fast unbemerkt vergingen die folgenden Tage. Sam und Bobby wechselten sich an Deans Krankenlager ab und dessen Zustand verbesserte sich langsam aber stetig. Der einzige Wermutstropfen war, dass Mary nichts mehr von sich hören ließ.
 

„Was hältst du von Frühstück?“, wollte Sam an einem Morgen von seinem Bruder wissen. Dean war wach, aber noch nicht wirklich ansprechbar. Er hatte die ganze Nacht kaum noch gehustet und das Rasseln seiner Lunge war auch kaum noch hörbar.

„Weiß nicht“, erwiderte der. Er hatte keine Meinung dazu. Sam hatte ihn aus seinem Träumereien gerissen und er musste sich erst sortieren.

„Jody macht Pfannkuchen mit Ahornsirup. Zum Reinlegen. Dafür lasse ich sogar meine Cornflakes stehen. Aber du kannst auch Rühreier und Toast bekommen, wenn du möchtest.“

„Lieber Pfannkuchen“, antwortete Dean. Vielleicht kam der Hunger ja beim Essen.

„Okay“, lächelte Sam ihn warm an. Wenn Dean wieder etwas anderes aß als Suppe, dann musste es ihm ja besser gehen.

„Vorerst verkriech dich aber lieber unter der Decke. Ich will hier mal lüften.“

Wortlos kam Dean der Bitte nach und Sam öffnete die Balkontür, bevor er wieder nach unten ging, um das Frühstück zu holen.

Als er wiederkam, balancierte er einen mit Pfannkuchen vollgepackten Teller, zwei Gläser, eine Kanne Orangensaft und eine Flasche Ahornsirup auf einem Tablett.

Dean schaute ihm entgegen und fragte sich, wie er wohl die Tür geöffnet hatte.

Sam stellte das Tablett auf seinem Stuhl ab. Der Wind blähte die Vorhänge und die Zimmertür knallte zu. Der jüngere Winchester erschrak und fegte eines der Gläser vom Tablett, als er sich zur Tür umdrehte. Besorgt musterte er seinen Bruder. War das jetzt wieder zu viel für Deans Ohren? Die letzte Aktion dieser Art hatte ihm die Lungenentzündung beschert!

Doch ganz entgegen seiner Befürchtungen schaute Dean ihn eher amüsiert als panisch an.

„Deine Ohren!“, stellte Sam verwundert fest und erst jetzt schien das auch seinem Bruder aufzufallen.

Dean lauschte in sich hinein. Weder die Tür noch das Glas hatten übermäßig laut geklungen! Er legte den Kopf leicht schief und versuchte mehr als nur die Geräusche zu hören, die Sam machte als er die Balkontür schloss und dann in den Flur verschwand, um Kehrschaufel und Besen zu holen.

„Und?“, wollte der Jüngere wissen, als er das Zimmer wieder betrat.

„Ich kann Bobby in der Küche mit Jody reden hören“, sagte er.

„Und worüber?“, fragte Sam eher rhetorisch.

„Dass der Truck für Rave fertig ist und Bobby ihn heute wegbringen will und dass er dann endlich Zeit für den Impala hat.“ Sofort schaute der Ältere auf seine eingegipsten Arme.

„Du wolltest mich schützen, Dean. Du hast dich zwischen mich und Amaruq gestellt.“

„Ich ...“, begann der Ältere unsicher, brach aber sofort wieder ab. Er wusste dass er Sam schützen wollte. Er wusste nur nicht warum! Wenn er sich an die Zeit als Wolf erinnerte, waren da keine Gefühle für Sam. Er war in der Wildnis glücklich gewesen und er war es mit seiner Wolfsfamilie. Aber für Sam hatte er nichts empfunden und das schmerzte ihn mehr als er wohl je zugeben würde, denn Sam war seine Familie. Sam und Bobby. Und doch sehnte er sich noch immer nach der Freiheit der Wälder.

Dean schüttelte traurig den Kopf. Was sollte er dazu sagen? Es gab keine Worte mit denen er Sam das erklären konnte, ohne ihn zu verletzen.

Schon fast schüchtern ließ er seinen Blick zu den Pfannkuchen wandern.

Sam grinste. Er nahm den Teller und setzte sich auf Deans Bettkante. Er schnitt die Pfannkuchen klein. Dann hielt er Dean die Gabel hin und ließ es ihn selbst versuchen.

Es ging besser als gedacht, dauerte aber immer noch eine halbe Ewigkeit, doch Sam freute sich viel zu sehr, dass sein Bruder wieder wach und auf den Weg der Genesung war, als dass er in Ungeduld ausbrechen wollte.
 

Irgendwann war aber auch der vollste Teller leer und auch die Kanne mit dem Orangensaft ausgetrunken. Dean ließ sich erschöpft in die Kissen fallen. Selbst das Essen strengte ihn noch an.

„Wie geht’s deinem Gehör?“, fragte Sam noch einmal.

„Alles noch gut“, murmelte der Ältere und schloss die Augen.

„Schlaf“, sagte Sam und schob ihm die Atemmaske des Inhalators über das Gesicht.

Sofort versuchte Dean sich davon wieder zu befreien.

„Bitte lass es. Es hilft dir beim Atmen.“

Deans Widerstand erstarb. Selbst für diese Auseinandersetzung war er zu erschöpft.

Sam stellte alles wieder auf das Tablett und brachte es nach unten.

„Es geht ihm ganz gut“, beantwortete er den fragenden Blick Jodys. Er räumte das Geschirr weg, warf die Scherben in den Müll und holte danach seine Jacke. Die gute Nachricht von Deans Gehör musste er Bobby sofort erzählen.
 

„Dean hört wieder richtig“, platzte er auch sofort heraus, kaum dass er die Tür der Werkstatt geöffnet hatte.

„Wer hört was?“

„Dean. Seine Ohren scheinen wieder in Ordnung zu sein.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte der Ältere skeptisch.

„Als ich das Frühstück nach oben gebracht habe, knallte die Tür zu und ich hab ein Glas fallengelassen. Er hat ganz normal darauf reagiert.“

„Du dezimierst also meinen Bestand an Gläsern?“

„Verdammt, Bobby. Ich erzähle dir, dass Deans Gehör wieder normal ist und du meckerst wegen deiner Gläser“, empörte sich Sam. „Solltest du dich nicht mit mir für ihn freuen?“

„Ich freue mich ja, ...“

„Davon merke ich aber nichts.“

„Sam!“, wurde Bobby etwas lauter.

Der Winchester zuckte zusammen und starrte ihn sauer an.

„Ich freue mich wenn er wirklich wieder normal hört. Das erspart uns viel Arbeit und ihm unnötige Schmerzen. Aber kannst du mir bitte erklären, wie eine Lungenentzündung etwas am Gehör ändern kann?“

„Woher soll ich das wissen?“, blaffte Sam zurück.

„Ich weiß es auch nicht und ich habe noch nichts in der Art gehört. Deshalb bleibe ich skeptisch. Vielleicht sitzen seine Ohren noch zu, so wie bei einer Erkältung. Es wäre schön, wenn es wirklich so wäre, auch wenn ich schon gerne wissen würde, wie es dazu gekommen ist. Er hat viel zu lange darunter gelitten, als das es jetzt einfach so weg sein könnte.“

„Vielleicht ...“, begann Sam, brach aber gleich wieder ab. Ob Mom das geregelt hatte, aber wie? Geister konnten nicht heilen. Die wenigsten von ihnen waren überhaupt gut.

Ob Dean etwas wusste?

„Ich werde ihn im Auge behalten“, überlegte Sam leise. „Und ich werde weiter nach einer Lösung suchen, auch wenn ich das irgendwie für wenig erfolgversprechend halte.“

„Dann lass es, Sam. Du musst nichts tun wovon du nicht überzeugt bist“, sagte der alte Freund leise.

„Ich weiß nicht. Es ist einfach … Er hat schon so viel durchmachen müssen. Ich will ihn nicht noch mehr leiden sehen!“

„Das will hier niemand, Sam.“

„Du hast Recht. Ich werde mir ein paar Bücher nehmen und sie katalogisieren. Vielleicht finde ich was. Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Wie weit bist du mit dem Impala?“

„Das wird noch eine ganze Weile dauern.“

„Dann viel Erfolg. Kann ich dir noch was bringen, bevor ich mich hinter den Büchern verkrieche?“

„Nein, danke“, erwiderte der Ältere und kroch wieder in den Kofferraum.



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