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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Reden und Zuhören

175) Reden und Zuhören
 

Eine ganze Weile hörte er, nichts denkend, seinem Bruder beim Atmen zu. Hin und wieder füllte er den Inhalator mit Kochsalzlösung auf, bis er irgendwann wirklich aufstand, um ein paar Schritte zu machen. Er holte den Quilt von der Couch und legte ihn noch zusätzlich über seinen Bruder, bevor er die Balkontür weit öffnete.

Erst als er selbst fror, schloss er sie, brachte den Quilt zurück auf die Couch und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Er stellte die Ellenbogen auf die Knie und stützte sein Kinn in die Hände. Den Blick nicht von Dean nehmend, versank er wieder in seinen Gedanken.

Dass Bobby und Jody, die inzwischen von ihrer Schicht zurück war, immer wieder mal ihre Köpfe zur Tür hereinsteckten, registrierte er genauso wenig, wie den Austausch des Inhaltes seiner Tasse. Es interessierte ihn einfach nicht. Wichtig war nur Dean, der vor ihm in diesem Bett, relativ ruhig, schlief.

Unbewusst lauschte er dem leisen Schnorcheln des Inhalators. Durfte der die ganze Zeit laufen? Sam zuckte mit den Schultern. Er schien den Husten zu unterdrücken und half Dean beim Atmen, warum also nicht? Aber was war mit Deans Ohren, mit seinem Gehör? Sollte er sich nicht daransetzen, um endlich eine Lösung zu finden? Sich hier im Haus zu verkriechen und nie wieder unter Menschen zu gehen, war keine Lösung. Zumal es ja auch hier genügend Krach gab, das hatte er gerade erst bewiesen. Doch obwohl er wusste, dass er etwas tun sollte, konnte er sich nicht dazu aufraffen aufzustehen, zur Tür zu gehen und seinen Laptop zu holen. Ein paar Minuten wollte er noch hier sitzen.
 

„Sam?“, wurde Bobby etwas lauter und legte dem Jungen seine Hand auf die Schulter.

Der Winchester zuckte zusammen und wandte den Kopf.

„Was?“, fragte er verwirrt. Er konnte am Blick des Freundes ablesen, dass der ihn wohl nicht zum ersten Mal angesprochen hatte.

„Komm essen, Jody hat Frühstück gemacht.“

„Frühstück?“, wollte der Winchester irritiert wissen. Er hatte nicht bemerkt wie viel Zeit vergangen war. „Ich hab keinen Hunger.“

„Das mag sein, aber du musst essen.“

„Nein, ich will ihn nicht alleine lassen. Außerdem“, er warf einen unruhigen Blick auf die Uhr, „Außerdem ist es bald Zeit, dass er die Antibiotika bekommt.“ Verdammt! Es war wirklich schon mehr als ein Tag vergangen, seit Dean hier lag. Aber hatten die Antibiotika auch geholfen? Musste sein Bruder trotzdem ins Krankenhaus? Er war sich nicht sicher.

„Wann?“, riss Bobby ihn erneut aus seinen Grübeleien.

„Halbe Stunde, zwanzig Minuten“, entgegnete Sam und schob sich den Quilt von den Schultern. Wie war der denn dahin gekommen?

„Dann hast du ja noch Zeit zum Essen.“

„Bobby, bitte. Ich will ...“

„...jetzt etwas Essen, vielen Dank dafür, dass du Bescheid gesagt hast“, unterbrach ihn der Ältere.

„Ich möchte aber lieber hier bleiben.“

„Sam!“, beschwor ihn der Jäger, „er wird dir nicht weglaufen und du brauchst die Kraft. Du hast die ganze Nacht hier gesessen. Komm schon. Jody hat sich so viel Mühe gegeben.“

Sam holte tief Luft, er rieb sich mit der Hand über das Gesicht und blickte wieder zu Bobby.

„Okay“, gab er nach. Es brachte nichts noch weiter gegen den Jäger anreden zu wollen. Er würde sich letztendlich dessen Argumenten ja doch ergeben. Außerdem konnte er dann auch noch seinen Laptop oder ein paar Bücher mitbringen.

„Bin gleich wieder da“, sagte er zu Dean und folgte dem aufdringlichen Freund.

Bobby grinste vor sich hin. Es war ganz gut, dass Sam mal rauskam. Vielleicht schafften sie es ja auch, ihn zu etwas Schlaf zu überreden?
 

Der Geruch von frischen Waffeln mit Ahornsirup und Kaffee empfing Sam, kaum dass er den Fuß auf der Treppe hatte.

„Morgen“, nuschelte er und ließ sich in der Küche auf einen Stuhl fallen.

„Morgen, Sam“, grüßte Jody.

„Wann bist du gekommen?“, versuchte der Winchester ein Gespräch anzufangen, auch um seine Müdigkeit zu verscheuchen, die er jetzt, da er nicht mehr in dem kalten Zimmer saß, umso deutlicher fühlte.

„Kurz nach Mitternacht. Ich hab auch kurz bei euch reingeschaut, aber du warst in Gedanken versunken.“

„Dann hast du mir den Quilt übergeworfen?“

„Ja. Es ist ziemlich frisch in dem Zimmer.“

„Rave meinte, dass frische Luft gut für Dean ist.“

„Schon, aber er hat doch eh ständig den Inhalator über Mund und Nase. Das sollte an Luftfeuchtigkeit für ihn doch wohl reichen. Du musst dir nicht auch noch eine Erkältung holen, nur weil du da in der Kälte hockst.“

„Ich hab vergessen die Heizung wieder aufzudrehen“, gestand Sam leicht zerknirscht.

„Ist ja kein Problem. Es zeigt nur dass du eine Mütze Schlaf brauchen könntest.“

„Ich will nicht ...“

„Dean wird nicht schneller gesund, nur weil du ihn die ganze Zeit bewusst oder unbewusst anstarrst und auch nicht, wenn du dir eine Grippe einfängst. Selbst wenn er es wollte, er könnte dir dieses Mal nicht helfen.“

„Ich weiß! Es ist nur … ich hab nicht richtig auf ihn aufgepasst und ich hab übersehen, dass er ...“

„Sam! Hör auf!“, schimpfte Bobby laut, sodass der Winchester regelrecht zusammenzuckte, und fuhr dann leiser fort: „Du kannst nichts dafür, dass Dean in einen Wolf verwandelt wurde.“

„Aber ich habe diesen Werwolf erschossen! Seine Mutter hätte mich zum Wolf machen müssen, nicht ihn!“

„Und du kannst nichts dafür, dass er keine Erinnerungen an sein früheres Leben hatte“, überging Bobby den Einwurf.

„Aber ich hätte für ihn da sein müssen!“

„Darüber haben wir schon einmal diskutiert und ich bin mir sicher, dass es einem Wildtier in Freiheit immer besser geht, als bei bester Pflege bei Menschen eingesperrt. Nein Sam, du hast getan was du konntest und du hast ihn zurückgeholt. Es war deine Liebe zu ihm, die es möglich gemacht hat, dass er wieder er selbst ist und das mit seinem Gehör bekommen wir auch noch hin.“

„Ich fühle mich aber nicht wie der Held, als den du mich hier preist“, erwiderte Sam leise. „Ich komme mir eher vor wie das Anhängsel, dass kein Fettnäpfchen auslässt.“

„Dean und du, Sam, ihr ergänzt euch. Der eine versucht die Fehler des anderen auszubügeln und in den letzten Jahren funktionierte der eine ohne den anderen nicht richtig. Das war so, als ihr klein ward und das ist jetzt wieder so. Eigentlich müsst ihr nur noch die Richtung festlegen, in die ihr wollt.“

„Wenn das so einfach wäre“, stöhnte Sam.

Jody nahm den Kaffee aus der Maschine. Sie drückte ihrem Brummbären die Tasse in die Hand und strich ihm liebevoll über den Arm. Diese Rede war wundervoll gewesen und hoffentlich fiel sie auch auf fruchtbaren Boden. Sam brauchte diese mentale Unterstützung genauso wie Dean. Sie stellte eine weitere Tasse in die Maschine und drückte den Knopf für Milchkaffee. Während der durchlief stellte sie die Teller mit Waffeln, Würstchen, Eiern und Speck und den Ahornsirup auf den Tisch.

Sie nahm Sams Kaffee und stellte die Tasse vor ihn.

„Jetzt warte doch erst mal ab bis Dean wieder gesund ist, dann wird sich alles andere auch lösen lassen“, empfahl sie ruhig.

„Ich hoffe es. Und wegen seines Gehörs wollte ich gleich meinen Laptop mit nach oben nehmen. Die Tabletten scheinen zu helfen, er hustet nicht mehr so oft. Hast du noch ein paar Bücher, die ich ...“

„Ich denke, du solltest nach dem Essen ein paar Stunden schlafen. Danach kannst du dich gerne in die Recherche stürzen“, wandte Bobby ein.

„Ich bin nicht müde“, erklärte Sam und konnte sich ein Gähnen nicht mehr verkneifen.

„Das sehe ich“, grinste Bobby und schob sich ein Stück Pfannkuchen in den Mund.

Sam rieb sich etwas verlegen die Nasenwurzel, trank einen Schluck Kaffee und überlegte sich, wie er seinen Anspruch auf den Platz an Deans Seite bekräftigen konnte. Er wollte sich nicht vertreiben lassen und er wollte nicht schlafen. Klar war das kindisch, denn Dean wurde dadurch nicht schneller gesund, aber sein Bruder hatte in seinem Leben so viel für ihn getan, dass er wenigstens etwas zurückgeben wollte.

„Sam, du hast ihm inzwischen so oft beigestanden und ihn von einigen Verletzungen bewahrt, meinst du nicht, dass sich das so langsam ausgleicht?“, gab ihm Bobby eine Antwort auf seine unausgesprochenen Gedanken.

„Ich weiß nicht ...“

„Von mir aus setz dich wieder zu ihm, aber beschwere dich nicht, wenn du vom Stuhl gekippt bist und dir irgendwas gebrochen hast.“

Sam atmete tief durch. Bobby hatte mit jedem Wort recht und doch fühlte es sich falsch an, wenn er daran dachte sich in seinem Zimmer zu verkriechen und auszuschlafen.

„Ich habe ihn doch gerade erst wieder.“

„Er wird dir nicht weglaufen. Das kann er gar nicht“, stellte Bobby leise fest.

„Ich weiß.“ Aber dieses Wissen machte die Entscheidung auch nicht leichter.

Oh man, er benahm sich wirklich wie ein verliebter Teenager. Die Leute hatten schon Recht, wenn sie sie krumm anschauten. Welcher erwachsene Mann hing denn noch so an seinem Bruder?

Sam schob diese Gedanken auf seine Müdigkeit. Er kniff die Augen zusammen. Er konnte einfach nicht mehr klar denken.

„Du gibst ihm nachher seine Medikamente und dann legst du dich hin. Ich mache hier klar Schiff, suche mir ein paar Bücher zusammen, die mir bei unserem Problem vielleicht helfen und komme dann hoch. Ich bleibe bei ihm, bis du wieder da bist“, nahm ihm Bobby auch noch die letzten Bedenken.

„Okay“, gab Sam sich geschlagen. Im Moment schlief Dean die meiste Zeit. Da war er lieber da, wenn er wieder ansprechbar war. Noch einmal rieb er sich die Augen. Er war wirklich mehr als müde.
 

Gleich nachdem Sam das Zimmer verlassen hatte, setzte Mary sich auf dessen Stuhl. Sie hoffte, dass Bobby ihren Jüngsten dazu bringen konnte, sich hinzulegen. Sonst würde sie das tun. Auch wenn sie nicht wusste wie. Immerhin konnte sie bisher nur Dean wirklich beeinflussen.

Eine Weile bewachte sie den Schlaf ihres Großen. Was hatten ihre Jungs nicht schon alles durchmachen müssen. Warum nur? Was hatten sie oder John falsch gemacht, damit ihre Kinder derart bestraft werden mussten? Gut, Johns Erziehungsmethoden waren nicht in ihrem Sinne gewesen, aber sie konnte ihn bis zu einem gewissen Grad durchaus verstehen. Er war durch ihren Tod in eine Welt gerissen worden, die sie so weit wie nur irgendwie möglich von ihrer Familie entfernt halten wollte. Doch auch dieser Wunsch hatte sich nicht erfüllt. Warum? Was spielte ihre Familie für eine Rolle? Und was wusste Anna? Wer waren diese übergeordneten Stellen, von denen sie gesprochen hatte. Wer wollte ihnen schaden?

Sie nahm sich vor, Anna zu fragen, wenn sie sie wieder sah. Irgendetwas musste die doch wissen! Doch jetzt sollte sie ihre Aufmerksamkeit besser wieder auf Dean richten. Ihr Junge schien Sams Abwesenheit zu spüren. Er wurde wieder unruhig.

Sie setzte sich wieder auf Deans Bettkante und überlegte kurz, welche Episode sie erzählen könnte.

„Vorsichtig tapsten die fünf kleinen Präriehunde vorwärts, immer darauf bedacht ihre Mom ja nicht zu verlieren.

Um sie herum wurde es langsam immer heller. Ringo, der ganz vorne lief, hielt inne. Was war das? Vorsichtig schnuppernd hob er sein Näschen, doch es roch nicht anders als sonst auch. Intensiver vielleicht und irgendwie angenehmer.

Plötzlich stupste ihn etwas von hinten an.

Ringo erschrak, schaffte es aber, sich nichts anmerken zu lassen. Er drehte sich kurz um.

„Was soll das?“, flapste er seinen Bruder an, der von hinten drängelte.

„Was bleibst du einfach stehen“, knurrte Gray von Neugier getrieben.

„Du kannst ja vorgehen!“

„Nee, mach mal. Ich will dir den ersten Platz nicht streitig machen.“ Das war so typisch für den Älteren. Wenn es ums Raufen ging oder darum seine Schwestern zu ärgern, war er mutig, wenn es aber darum ging, etwas Neues zu entdecken oder zu tun, so ließ er anderen den Vortritt.

Ringo, dessen zerbissenes Ohr noch immer schmerzte, knuffte ihn hart in die Seite und drehte sich dann wieder zu dem hellen Loch um. Langsam lief er weiter, bis sein Körper von dieser strahlenden Helligkeit vollkommen umhüllt war. Sein Pelz fühlte sich herrlich warm an. Er tippelte noch wenige Schritte und stand auf einem Wall.

Kaum hatten sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnte, schaute er sich staunend um. Die Welt war riesig und voller Farben und Gerüche.

Nacheinander kamen auch seine Geschwister aus der Höhle und stellten sich neben ihn auf den Wall. Sie staunten genau wie er über diese neue, schier endlose Wunderwelt. Nur Gray konnte sich mit dem Platz, den er sich ausgesucht hatte nicht zufrieden geben. Vielleicht gab es auf einer anderen Seite mehr zu sehen?

„Ich will hier gucken“, maulte er und stieß Rose vom Wall.

Erschrocken quiekend kullerte sie den Hügel hinab. Unten angekommen schüttelte sie sich, schaute nach oben und kicherte. Schnell kletterte sie wieder auf den Wall und ließ sich erneut herunterkullern.

Lilly beobachtete das Spiel interessiert und als ihre Schwester zum dritten Mal heraufgeklettert kam, sprang sie Ringo in die Seite. Ineinander verschlungen kullerten sie ebenfalls den Wall hinunter.



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