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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Eisbaden

171) Eisbaden
 

Eine Weile mühten sich Sam und Bobby damit ab, Deans Gipsverbände so gut es ging wasserdicht zu machen.

Während der Ältere noch die letzten Klebestreifen anbrachte, zog sich Sam Hemd und Hose aus. Er stellte sich seitlich neben seinen Bruder, umfasste ihn unter den Armen und zog ihn mit dem Rücken an sich.

„Kannst du ihm noch die Hose ausziehen?“, bat er und versuchte das Schauern zu unterdrücken, dass die Kälte, die sein Bruder ausstrahlte, an seinem Bauch auslöste.

Schnell fiel auch dieses Kleidungsstück und Sam stieg mit Dean in die Wanne.

„Oh man ist das kalt“, keuchte er und unterdrückte den Reflex den Fuß sofort wieder zurückzuziehen.

Bobby hielt seine Hand in das in die Wanne laufende Wasser. Es war wirklich verdammt kalt.

„Und du willst da wirklich mit rein?“

„Er zittert nicht mehr und wach bekomme ich ihn auch nicht“, erklärte Sam besorgt.

„Hauptsache du erkältest dich nicht auch noch, bei dem Eisbad.“ Bobby runzelte die Stirn und fragte: „Brauchst du noch Hilfe?“

„Hier komme ich erstmal klar. Drück die Daumen, dass es nur ein Schnupfen wird.“

„Du oder er?“

„Wir beide?“

„Meinst du, dass wir so viel Glück haben?“

Sam grinste gequält. Er umfasste seinen Bruder fester und hob ihn in die Wanne.

„Ruf einfach wenn du Hilfe brauchst. Ich drehe in seinem Zimmer die Heizung hoch und hole noch ein paar Decken“, verabschiedete sich der Jäger aus dem Raum. Er wollte nicht unbedingt Zeuge von Sams Eisbad werden. Schon vom hinschauen kroch es ihm ein kalter Schauer nach dem anderen den Rücken herauf.

Sam setzte sich in das eisige Wasser und verfluchte die Idee unbedingt mit seinem Bruder baden zu wollen. Er schnaubte. So war es zwar nicht, aber das Ergebnis blieb das gleiche. Er saß in eisigem Wasser und fror. Schnell drehte er das warme Wasser etwas auf. Auch wenn es ewig dauern würde, blieb ihm doch die Illusion, dass die Wärme bis zu ihm drang.

Vorsichtig begann er abwechselnd Deans Arme, Brust und Bauch zu reiben. Vielleicht schaffte er es so seinen Bruder schneller warm zu kriegen.

Zwischendurch kontrollierte er immer wieder die Vitalzeichen seines Bruders, nur um jedes Mal wieder enttäuscht durchzuatmen.

Und dann endlich spürte er das erste Zittern, das durch Deans Körper lief. Fast hätte er es übersehen, so sehr wie er selbst zitterte. Doch es kam eindeutig von Dean. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Erleichtert atmete er auf. Jetzt würde es endlich besser werden.
 

Es dauerte allerdings noch eine halbe Ewigkeit, in der das Zittern erst stärker und dann wieder schwächer wurde, bis es endlich fast komplett nachließ.

Immer wieder hatte Bobby zur Tür hereingeschaut, um ihm zu helfen Dean trockenzulegen, doch bisher hatte er ihn immer wieder weggeschickt.

Gerade als er den alten Freund rufen wollte, schaute der mal wieder rein.

„Bist du nun endlich durchgeweicht oder hast du dich schon aufgelöst?“

„Bin kurz davor“, seufzte Sam. „Aber wir können ihn rausholen.“

„Dann mal los“, sagte Bobby und fasste Dean unter Armen und zog ihn soweit von Sam weg, dass der aufstehen konnte. Schnell hüllte sich der jüngere Winchester in Bobbys Bademantel. Er wollte wenigstens heiß duschen aber jetzt war erst einmal wichtig Dean so schnell wie möglich ins Bett zu bekommen.

Sam hob seinen Bruder aus der Wanne und hielt ihn solange, bis Bobby ihn in ein großes Handtuch gewickelt hatte. Dann setzte er ihn auf die Toilette, um ihn trocken zu reiben.

Dean ließ das Ganze ohne viel Gegenwehr über sich ergehen. Er war noch immer viel zu müde, um sich überhaupt zu regen und er hoffte darauf, dass sie ihn endlich in Ruhe ließen, damit er schlafen konnte.

Doch dieses Privileg konnte Sam ihm noch nicht gewähren. Sie zogen ihm Shorts und ein T-Shirt an. Sam trug ihn in sein Zimmer und legte ihn ins Bett.

„Hey, noch nicht einschlafen, bitte“, forderte Sam und richtete ihn einfach wieder auf. Dean war zu schwach, um sich zu wehren, aber auch zu schwach, um selbstständig zu sitzen. Sam musste ihn stützen.

Es dauerte nicht lange, bis Bobby mit heißem Kräutertee ins Zimmer kam und gemeinsam brachten sie Dean dazu den heißen Tee zu trinken.

Erst danach durfte er endlich schlafen.

Bobby wickelte ihn in die Decken, wie ein Baby in ein Steckkissen. Er nahm die Tasse.

„Erhol dich gut“, wünschte er seinem Jungen, bevor er das Zimmer verließ.
 

Viel Ruhe war dem allerdings auch jetzt nicht vergönnt.

Schon bald riss ihn ein heftiger Hustenanfall aus dem Schlaf. Sein Hals kratzte und seine Nase war vollkommen verstopft. Jedes Mal wenn er versuchte Luft zu holen, wurde er von einem weiteren Hustenanfall geschüttelt und er schaffte es nicht, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Erst als Sam ihn bei den Schultern fasste und ihn mit sanfter Gewalt dazu brachte, den warmen Kräutertee zu trinken, klang das Kratzen im Hals soweit ab, dass er besser Luft bekam.

Erschöpft ließ er sich zusammengerollt auf die Seite fallen und war gleich darauf wieder eingeschlafen.
 

Vorsichtig legte Sam die Hand an Deans Wange und seufzte besorgt. Sein Bruder fühlte schon jetzt viel wärmer an, als es normal war. War ja auch kein Wunder. Er hatte in den letzten Tagen schon gehustet und geschnieft und dass er die ganze Zeit nur in Socken rumgelaufen war, war seiner Gesundheit wohl auch nicht so förderlich gewesen.

Irgendwann bemerkte er Bobby neben sich und es erschreckte ihn, dass er nicht sagen konnte, wie lange der alte Freund schon da war.

„Geh ins Bett“, forderte Bobby.

„Nein, ich ...“

„Wir werden unsere Kräfte noch brauchen, also tu mir den Gefallen und geh.“

„Und du? Solltest du nicht bei Jody sein?“

„Sie ist schon eine Weile weg. Es gab einen Unfall, nicht nur einen, jedenfalls wird sie in ihrem Job gebraucht.“

„Oh“, machte Sam betreten. „Wenn du meinst ...“

Bobby nickte.

„Dann geh ich mal.“

„Schlaf dich aus und wenn du mich morgen früh ablöst, reicht das.“

„Danke“, sagte Sam leise und erhob sich. Etwas steif stakste er zur Tür. Wie lange hatte er denn hier gesessen? Mit einem letzten fragenden Blick verließ er das Zimmer und ging ins Bad.

Er putzte sich die Zähne und glättete seine Haare mit den Fingern. Müde starrte er in den Spiegel und sein Spiegelbild starrte genauso müde zurück. Er strich sich noch einmal mit beiden Händen die Haare zurück und verließ das Bad.
 

Wenig später lag er im Bett und obwohl er hundemüde war, fand er so schnell keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisten immer wieder um die eine Frage: Wie lange würde Bobby sie noch hier ertragen, wenn sie immer wieder so hier aufliefen? Immer wieder waren sie angeschlagen oder gar dem Tod näher als dem Leben, wenn sie hier ankamen. Ob sie es dieses Mal schafften wirklich auszusteigen?

Als er dann endlich doch einschlief, war ihm kein erholsamer Schlaf beschert. Er wälzte sich immer wieder von einer Seite auf die andere, wachte öfter auf und wusste dann nie, was er komisches geträumt hatte. Und so stand er am Morgen auf und fühlte sich regelrecht gerädert. Er ging duschen und schaute, sich die Haare trocken rubbelnd, in Deans Zimmer.

„Tut mir leid, ich ...“

„Schon gut Sam. Mach dich in Ruhe fertig“, antwortete der alte Freund ruhig.

„Kann ich dir was mitbringen? Ich wollte schnell noch was essen.“

„Ich sagte doch, lass dir Zeit. Und wenn du mir nachher einen Kaffee und ein Sandwich mitbringen würdest.“

„Kommt sofort“, erklärte Sam erleichtert. Wenigstens etwas, das er für den Freund tun konnte.

Er brauchte nicht lange, um sich komplett fertig zu machen und fast noch weniger Zeit zum Frühstücken. Mit einem Tasse Kaffee ging er nach oben.

„Sandwiches stehen im Kühlschrank. Ich dachte, du könntest auch mal eine Pause brauchen“, erklärte Sam und gab Bobby die Tasse.

„Dachtest du?“

„Hmhm. Außerdem hast du dein Buch fast ausgelesen!“

„Hm“, grummelte der alte Jäger jetzt und nahm einen Schluck Kaffee.

„Wonach suchst du?“

„Immer noch nach einem Weg für Deans Gehör und nebenbei mache ich mir gleich noch ein Inhaltsverzeichnis.“

„Du also auch“, grinste Sam.

„Du bist ansteckend“, nickte der alte Jäger.

„Und wie geht es ihm“, wollte der Winchester wissen und schämte sich, erst jetzt zu fragen.

„Nicht besser.“

„Hoffen wir dass es nicht noch schlimmer wird“, flüsterte Sam und ließ sich mangels einer anderen nahegelegenen Sitzgelegenheit auf dem Fußende des Bettes nieder.

„Ich bezweifle, dass sich deine Hoffnung erfüllt“, gab Bobby zu bedenken.

„Warum?“

„Hör mal genau hin.“

Verwirrt schüttelte Sam den Kopf. Außer dem Rappeln und Fauchen des Sturmes, hörte er nichts. Doch dann hielt der für einen Moment inne und Sam nickte betrübt. Jetzt hörte auch er das leise Rasseln, das jeden von Deans Atemzügen begleitete.

„Und jetzt?“

„Gehe ich gleich mal schauen, was ich an Tabletten im Haus habe. Ich glaube zwar nicht, dass es viel ist, aber es wird uns über den Tag helfen. Außerdem können wir uns überlegen, was wir an Hausmitteln kennen, um ihm zu helfen und warten ab, ob es schlimmer wird. Noch will ich Rave nicht in den Sturm jagen.“

„Gut, ich frage gleich mal das Internet“, sagte Sam, rutschte vom Bett und holte seinen Laptop.

„Feuchte Luft, offenes Fenster und warm einpacken“, vermeldete der Winchester wenig später. Außerdem könnten wir ihm eine Art Wickel mit Frischkäse auf die Brust legen. Das soll wohl gegen den Husten helfen.“

„Und Wadenwickel gegen das Fieber“, ergänzte Bobby. Die hatte seine Mutter hin und wieder mal bei ihm gemacht, wenn er hohes Fieber hatte. „Nur haben wir keinen Frischkäse!“

„Aber die Wadenwickel können wir versuchen.“

„Noch ist sein Fieber eher hilfreich. Ich würde noch warten“, meinte Bobby und gähnte verhalten.

„Geh ins Bett, Bobby. Ich komme hier klar“, sagte Sam ruhig. „Es bringt nichts, wenn wir uns hier beide fertig machen.“

„Ich werde dich an deine Worte erinnern“, erwiderte der Ältere ruhig. Er stand auf und verließ mit einem letzten Blick auf den älteren Winchester den Raum.
 

„Jetzt musst du mit mir vorlieb nehmen“, sagte Sam leise und zog Deans Decke etwas höher. Sein Bruder zitterte wieder heftiger und jetzt wo er es wusste, war das Rasseln in seiner Lunge deutlich zu hören. Wenn sich der Sturm bis heute Abend nicht gelegt hatte, würde er Dr. Jamesson anrufen und ihn abholen.
 

Unruhig warf Dean den Kopf hin und her. Er keuchte und hustete trocken. Sam seufzte. Wenigstens den Husten würde er ihm nur zu gerne abnehmen. Er nahm den Lappen von Deans Stirn, bevor er ganz auf dem Kopfkissen landete. Schnell wusch er ihn aus und legte ihn zurück.

Und wieder drehte sich seine Gedankenspirale. Wie lange konnte er das noch verantworten? War es nicht jetzt schon fast zu spät? Hätte er nicht schon vor Stunden einen Arzt rufen sollen? Vorsichtig legte er seine Hand an Deans Wange.

Er fühlte sich nicht so schlimm an, wie er befürchtete hatte, aber auch nicht wirklich gut.

Er atmete tief durch. Jetzt würde er erst einmal frischen Tee kochen und dann konnte er immer noch entscheiden, ob er einen Arzt holen wollte. Allerdings war er sich schon jetzt sicher, dass er Dean nie länger alleine lassen würde, also musste er wohl warten, bis Bobby wieder da war.

„Hältst du es eine Weile ohne mich aus?“, fragte er leise. „Ich mach dir frischen Tee.“ Noch einmal zog er die Decke höher. Er nahm das feuchte Tuch von Deans Stirn und stürmte die Treppe hinunter.

Er wollte nicht zu lange weg bleiben.



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