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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Hühnersuppe und Früchtebrot

98) Hühnersuppe und Früchtebrot
 

Für einen Augenblick genoss Sam die Wärme, die ihn umfing. Er fühlte sich geborgen. Doch dann wurde diese Wärme immer stärker und sein Bauch fühlte sich unangenehm feucht an. Seine Hand tastete nach der Ursache und landete auf dem glühenden Körper des Jungen, der trotz der Hitze, die er ausstrahlte, zitterte. Sofort war Sam vollkommen wach und aus dem Bett. Er lief in die Küche.

„Faye, ich brauche die Wanne voll kaltem Wasser, Tee und wärme bitte die Hühnersuppe von gestern auf“, rief er und eilte wieder in sein Schlafzimmer. Davina folgte ihm sofort.

„Oh mein Gott!“, entsetzt starrte sie auf den kleinen Körper. „Wird er wieder gesund?“

„Ich hoffe es“, sagte Sam und hob den Jungen hoch.

„Ich beziehe das Bett neu und mache Euch die Couch fertig“, erklärte sie, nur um etwas tun zu können.

Sam reagierte nicht darauf. Er drückte den kleinen Jungen gegen seine Brust und brachte ihn in die Küche. Schnell wickelte er den schmalen Körper aus der Decke und ließ ihn vorsichtig in das kalte Wasser sinken. Sofort versuchte Stephen dem zu entkommen. Er strampelte und schlug um sich. Doch Sam blieb unerbittlich. Das Fieber musste unbedingt runter.

Schon bald ergab sich der Junge seinem Schicksal und entspannte sich. Sam hielt ihn weiterhin sicher und schöpfte immer wieder Wasser über seinen Kopf und strich ihm sanft über das Gesicht.
 

Endlich war er der Meinung, dass die Temperatur annehmbar war. Er holte den Jungen aus der Wanne und wickelte ihn in ein warmes Handtuch. Er setzte sich mit ihm an den Tisch und begann ihm Hühnersuppe und Tee einzuflößen. Danach brachte er ihn wieder ins Bett.
 

~“~
 

Dean erwachte schlagartig, weil er sich beobachtet fühlte. Vorsichtig blinzelte er. Eine spitze schwarze Nase, abstehende Barthaare und Knopfaugen hatte er nicht erwartet.

Erschrocken kniff er die Augen wieder zu und richtet sich hektisch auf. Natürlich dachte er nicht mehr daran, dass er in einer Nische lag und so schloss sein Kopf erneut heftig Bekanntschaft mit dem Felsen. Heißer Schmerz schnitt durch sein Hirn und er ließ sich stöhnend wieder in die Waagerechte fallen. Die Nische war wohl doch nicht der ideale Schlafplatz.

Das Pochen ließ langsam nach und Dean wagte erneut einen Blick, aber das knopfäugige Wesen war weg. Klar, er würde ja auch nicht warten bis sich das Monster bewegte.

Er musste grinsen. Als Monster hatte er sich noch nie gesehen.

Vorsichtig setzte er sich auf und wankte, nachdem seine Welt nicht mehr schwankte wie ein Schiff auf hoher See, zu dem Rinnsal an der Wand. Wieder brauchte er ewig, bis er seinen Durst gelöscht hatte. Aber wenigstens hörte so auch das unaufhörliche Knurren seines Magens auf. Es würde schon viel zu schnell wieder einsetzen und ihm drängte sich erneut die Frage auf, wie lange ein Mensch ohne Nahrung überlebte und wie lange er leistungsfähig blieb, denn das war die Zeit, in der er von hier verschwinden konnte, wenn er einen Ausweg fang. Gestern, oder sollte er besser vor seiner Ruhepause sagen? Egal wann! Er hatte damit begonnen einen Teil der Wände abzusuchen. Jetzt wollte er erst mal den gesamten Boden unter die Lupe nehmen. Wenn hier Mäuse oder sogar Ratten rein kamen, gab es vielleicht einen Ausgang im Boden!

Seinen pochenden Kopfschmerz ignorierend begann er die Höhle abzulaufen.
 

Ein paar Schritte von seiner Schlafnische lag auf einem abgebrochen aussehenden Tropfstein eine Steinplatte. Es sah fast wie ein Tisch aus. Und auf diesen Tisch lag tatsächlich etwas, das aussah wie ein vielleicht handtellergroßes Stück … Vorsichtig schnupperte er daran. Es roch wie Früchtebrot. Und genauso sah es auch aus.

Früchtebrot? Wie kam denn Früchtebrot hierher? Er brach ein Stückchen ab und probierte.

Es schmeckte genauso fürchterlich, wie er es in Erinnerung hatte. Früchtebrot. Eines der wenigen Lebensmittel, die er wirklich nicht mochte.

Was zur Hölle war das hier? Er hatte die ganze Zeit versucht nicht über den nachzudenken, wer ihm das hier eingebrockt hatte, aber so langsam konnte er die Gedanken nicht mehr verdrängen, auch wenn er wusste, dass sie ihn zu nichts führen würden. War das hier seine persönliche Hölle? Hatte Alistair ihn hier einsperren lassen, um ihn doch noch dazu zu bringen, ihm seine Seele zu verkaufen? Aber warum? Was wollte er von ihm? Oder wollte der Dämon diese Mal Sam zu einem Deal überreden?

Das Lichtding, diese Fee hatte etwas davon erzählt, dass Sam auch mal der Held sein wollte. Wollte sich sein kleiner Bruder für ihn opfern? Würde er es tun?

„Verdammt“, brüllte Dean und schlug mit der Faust so sehr auf die Platte, dass sie schwankte.

Nein! Er würde nicht weiter über wenn und wäre und könnte sein nachdenken. Er würde nur noch einen einzigen Gedanken zulassen. Wie kam er hier raus? Das war wichtiger als alles Andere. Nichts sonst zählte!

Er brach sich noch ein Stück von dem Früchtebrot ab und aß es. Den letzten Rest ließ er liegen. Die Maus, oder was immer es war, würde hier wohl nicht hochkommen und er konnte sich einreden, noch etwas zu essen zu haben. Der Krümel würde ihn zwar nie auch nur ansatzweise sättigen, aber egal. Hier zählte eh nur noch der Gedanke.

Er wandte sich wieder der Suche nach einem Ausgang zu.
 

~“~
 

Leider blieb Sam nicht viel Zeit am Bett seines kleinen Patienten.

Schon bald kam Davina ins Zimmer: „Doktor? Draußen steht eine Frau mit ihrem Säugling. Sie sehen beide nicht gut aus.“

Er blickte zu ihr und nickte kurz. Er nahm das Tuch von Stephens Stirn, tauchte es in kaltes Wasser und legte es dem Jungen wieder auf. Erst danach erhob er sich und folgte seiner Haushälterin zur Tür.

Ein Blick auf die Frau genügte ihm, um zu wissen, dass auch sie der Grippewelle zum Opfer gefallen war.

„Ihr gehört ins Bett“, erklärte er ihr ruhig.

Sie nickte nur abwesend.

„Könnt Ihr bitte kommen? Mein Mann und mein Sohn, sie … Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen“, flehte sie heiser.

„Ich komme mit und sehe mal, was ich tun kann, aber Ihr solltet Euch auch ausruhen. Habt ihr noch jemanden im Haus?“ Er griff nach seinem Mantel, nahm die Tasche und wandte sich noch einmal zu Davina.

„Bleibst du bei ihm?“

„Ich werde ihn nicht länger als nötig alleine lassen“, sagte sie ruhig.

„Danke.“ Sam schenkte ihr ein Lächeln und folgte der Frau in den Regen, der die eh schon durchweichten Straßen langsam in eine Flusslandschaft verwandelte.
 

Durchgeweicht, erschöpft und hungrig kam Sam am späten Abend zurück. Er hatte den ganzen Tag mit kranken und sterbenden Menschen verbracht und seine Laune war am Boden. Eigentlich wollte er jetzt ein Bier und ins Bett kriechen und von Deans ruhigen Atemzügen begleitet einschlafen.

Doch das ging nicht. Dean war nicht da und hier wartete auch noch ein kleiner Patient auf ihn, von dem er immer noch glauben wollte, dass er nicht Dean war und es doch irgendwie hoffte, denn dann hätte er ihn hier bei sich!

„Wie geht es Stephen?“, wollte er wissen, kaum dass er das Haus betreten hatte.

„Er hat immer noch Fieber, hustet viel und isst nichts“, informierte ihn Davina, während sie ihm aus der nassen Kleidung half und ihm ein heißes Bad bereitete.

„Es reicht, wenn ich mich am Kamin aufwärme“, versuchte er sich gegen diese Umstände zu wehren.

„Nichts da. Ihr habt den ganzen Tag mit Kranken zu tun, den Jungen eingeschlossen. Wollt Ihr ebenfalls erkranken? Damit ist keinem geholfen!“, schimpfte sie und Sam ergab sich seinem Schicksal.

„Vorher will ich aber nach dem Jungen sehen“, bestimmte er, legte sich eine Decke um die Schultern und ging in sein Schlafzimmer.

Der Schreck fuhr ihm in die Glieder, als er die schwarz gekleidete Gestalt neben dem Bett stehen sah.

„Bitte nicht“, flehte er leise und trat näher.

Erleichterung durchflutete ihn. Der Tod stand neben dem Kopf des Kleinen.

„Danke“, murmelte Sam.

Der Tod neigte den Kopf zum Gruß und verschwand.

Er gab dem Jungen etwas von dem Wunderkraut und hoffte, dass er nun schnell wieder gesund werden würde.

Davina musste ihn aus dem Zimmer ziehen, damit er endlich zu seinem heißen Bad kam.
 

Nach einem einfachen Essen machte es sich Sam am Bett des Kleinen gemütlich, bis ihn der Schlaf zu übermannen drohte. Müde schlurfte er zu dem Sofa hinüber und versuchte eine möglichst bequeme Schlafstellung zu finden. Und wieder wanderten seine Gedanken zu Dean. Wo war er? Hatte die Fee gelogen, als sie ihm gesagt hatte, dass er ihm begegnen würde? Spielte sie nur mit ihm? Was wenn er, wie Dean vor ein paar Wochen irgendwo in seinen Träumen gefangen lag?

Oh Gott! Er wollte sich nicht vorstellen, was sein Bruder dann gerade durchmachte! Aber hätte der nicht schon einen Weg zu ihm gefunden? Dean war alles andere als dumm und wenn er selbst die Traumwurzel in Betracht gezogen hatte, so würde Dean das erst recht machen.

Nein! Er lag nirgends und schlief sich zu Tode!

Nur schwer schaffte er es einzuschlafen.
 

Stephens Husten riss Sam aus dem Schlaf. Er blinzelte in das trübe Tageslicht und noch bevor er sich aufsetzen konnte, kam Davina herein und brachte den Jungen etwas von dem Tee zu trinken, der wunderbar nach Thymian duftete.

Sam mochte diesen Geruch.

Er erhob sich und kam ebenfalls an Stephens Bett.

„Es tut mir leid, dass er Euch geweckt hat“, entschuldigte sich Davina.

„Dafür kann er nichts und du auch nicht.“

„Wie geht es dir“, wollte er von dem Kleinen wissen, als sie die Tasse absetzte.

„Besser?“ Wieder schüttelte ihn ein Hustenanfall.

„Das Fieber ist nicht mehr so hoch und er ist auch nicht mehr apathisch, wie gestern noch. Trotzdem wird er noch ein paar Tage im Bett bleiben müssen“, antwortete sie.

„Warum?“, fragten Sam und der Junge unisono.

Davina lachte leise. „Weil er außer seinen Schuhen nichts anzuziehen hat.“

„Oh“, machten wieder beide.

„Das Unterzeug sollte heute fertig werden und Faye strickt auch schon an Socken für ihn, aber mehr ist in der kurzen Zeit einfach nicht machbar.“

„Es macht dir niemand einen Vorwurf, Davina. Stephen sollte eh noch ein paar Tage das Bett hüten und viel schlafen. Bis er aufstehen darf, ist also noch genug Zeit und ich werde mal sehen, was sich außerdem machen lässt. Ein Satz Kleidung wird wohl nicht lange reichen.“ Er lächelte den Jungen aufmunternd an und verließ dann den Raum, während die Haushälterin ihm half sich wieder richtig hinzulegen. Sie lächelte, als der Kleine auch fast sofort wieder eingeschlafen war.

Sam frühstückte in Ruhe und machte sich dann auf den Weg zum Markt. Außerdem wollte er Meister Georg einen Besuch abstatten und nach einigen seiner Patienten sehen.
 

~“~
 

Wieder einmal erwachte Dean mit dröhnenden Kopfschmerzen. Wurde das jetzt zum Dauerzustand? Sein Magen war ein schmerzender Klumpen und er bezweifelte ernsthaft, dass er die Kraft aufbringen konnte, das letzte Stückchen Wand und die Nischen zu untersuchen, die er noch nicht geschafft hatte, bevor er am Ende seiner Kräfte, in seine Schlafnische gekrochen war.

Wie lange war er jetzt hier?

Wenn er danach ging, was er geschafft hatte und wie sehr der Hunger in seinem Magen nagte, mussten Tage vergangen sein. Wenn er allerdings auf seine Uhr schaute, war keine halbe Stunde vergangen.

Körperlich fühlte er sich kaum besser, als zu dem Zeitpunkt, als er seine Suche unterbrechen musste, und ausgeruhter war er auch nicht. Vielleicht hätte er sich schonen sollen, doch das hatte er noch nie gut gekonnt.

Er rollte sich aus seiner Nische und stolperte zu dem Stückchen Früchtebrot, das er noch auf der Steinplatte wusste.

Es würde ihn nicht retten, aber es würde zumindest die Illusion von Essen hinterlassen.

Vor der Steinplatte blieb er schwankend stehen und starrte auf das Stück Früchtebrot, ohne zu verstehen was er da sah. Der Krümel schien gewachsen zu sein. Aber das ging doch nicht, oder?

Egal! In diesem Moment war ihm egal, was ging und was nicht. Er sank auf die Knie und stopfte sich den Kuchen in den Mund. Ohne viel zu kauen schlang er das klebrig süße, trockene Zeug herunter und wischte auch noch die meisten Krümel von der Platte und schüttete sie sich in den Mund.

Langsam stemmte er sich in die Höhe und schwankte zum Wasser. Jetzt brauchte er dringend Flüssigkeit!

Er trank bis er nicht mehr konnte und rollte sich danach neben dem Rinnsal zusammen. Die Krämpfe konnte kommen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-10-12T08:36:36+00:00 12.10.2014 10:36
Oh mein Gott der arme Dean immer muss er so harte Zeiten durchstehen :'(
Ich hoffe das Sam es schafft ihn irgendwie da raus zu holen und mal "der Held" zu sein, Dean würde sich jedenfalls nicht mit diesen Doktorspielchen aufhalten bevor er Sam gefunden hätte ^^


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