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Kill this Killing Man II

Höhen und Tiefen
von

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Entschuldigungen

8) Entschuldigungen
 

Dean war eingeschlafen noch bevor er die Matratze richtig berührt hatte.

Schniefend holte der Ältere Luft und Sam trieb es die Tränen in die Augen. Der Streit hatte zwar vieles ans Licht gezerrt, was lieber für immer ungesagt geblieben wäre, aber vielleicht war es wie bei einem Gewitter, dass die Luft reinigte? Er hoffte es.

Dean sah so verletzlich aus, so schutzbedürftig, wie konnte er ihm nur helfen? Wie konnte er ihnen helfen, dass sie endlich wieder zu der Vertrautheit zurückfanden, die sie vor mehr als einem Jahr hatten.

Vorsichtig zog er ihm die Schuhe aus und breitete seine Decke über ihn. Leise begann er ihr Zimmer ein wenig aufzuräumen. Er wollte noch nicht gehen, aber auch nicht riskieren, dass Dean aufwachte, immerhin schien er in den letzten Nächten kaum zur Ruhe gekommen zu sein.

Als er Deans Schuhe ordentlich unter das Bett stellte, fiel ihm ein weißer Fetzen Papier auf. Er rutschte etwas weiter an das Bett heran und angelte den Zettel hervor. Er drehte ihn um und musste schlucken. Es war eine Hälfte eines Fotos.

Eines Fotos, dass dem, das Adam vom Karton gefallen war, zum Verwechseln ähnlich sah.

Sofort schaute er sich nach der zweiten Hälfte um.

Er fand sie unter dem Stuhl, hob es auf und fügte die beiden Hälften aneinander. Ja, dieses Foto sah dem von Adam zum Verwechseln ähnlich, nur dass anstelle von Adam und Kate Dean und Mary neben John standen und dass dieses Foto älter, und an den Ecken leicht verbogen war. Sein Bruder musste es in seiner Brieftasche gehabt haben.

Dieses Foto zeigte Dean, der wohl in einem offenen Fenster einer Hütte stand. Mom lehnte links von ihm auf der Fensterbank und hatte ihren Arm um ihn gelegt. Sie lachte mit Dean um die Wette. Rechts stand Dad, der sich auf dem Fensterrahmen abstützte und den linken Arm um seine Frau gelegt hatte. Auch er schaute freundlich. Etwas, das er bei Dad kaum kannte.

Dean hatte das Foto in der Mitte zerrissen. Eigentlich hatte er nur sich zerrissen, denn ihre Eltern waren fast heil geblieben. Hatte er damit unbewusst ausgedrückt wie er sich fühlte? Zerrissen? Verletzt?

Sam ging zu seinem Bett und setzte sich darauf. Sein Blick wanderte zwischen Dean und dem Foto hin und her. Wann das wohl gemacht worden war? Er konnte das Alter seines Bruders nicht wirklich schätzen, aber er vermutete, das es irgendwann vor seiner Geburt gewesen sein musste. Oder er hatte fest geschlafen und sollte nicht geweckt werden. Aber dann hätten sie wohl mit dem Foto gewartet.

Auf jeden Fall musste es Dean sehr viel bedeutet haben, sonst hätte er es nicht die ganzen Jahre behalten.

Ein Entschluss reifte in Sams Kopf. Sein Blick wanderte noch einmal über seinen schlafenden Bruder. Dean würde wohl nicht so schnell wach werden und selbst wenn, war er wohl kaum in der Stimmung zu reden. Diese Chance hatten sie verpasst.

Er erhob sich, nahm seinen Laptop und ging nach unten.

Wenige Minuten später hatte er seinen Scanner aus dem Impala geholt, alles an ihrem Tisch aufgebaut und die beiden Hälften des Fotos eingescannt. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm setzte er diese wieder zusammen. Er ließ die Knicke verschwinden und bearbeitete die Kanten.
 

Es war schon Nachmittag als er das Foto speichern konnte. Vielleicht wollte sein Bruder es ja irgendwann doch einmal mit Mom und Dad haben, obwohl er das. zumindest im Moment. für eher unwahrscheinlich hielt. Da dieses Foto seinem Bruder aber so viel zu bedeuten schien, wolle er es für ihn so bearbeiten, dass er es wieder in seine Brieftasche legen konnte. John herauszulöschen war nicht das Problem. Das Bild aber so aussehen zu lassen, als müsste es so sein, würde ihn wohl noch eine ganze Weile beschäftigen. Die Suche nach einem Konzert und nach der Bedeutung von Alistairs Worten verschob er auf später.

Vorher wollte er aber nach seinem Bruder schauen. Er wollte nicht, dass der sich wieder vergrub.
 

Stöhnend stemmte sich Dean in die Höhe. Er fühlte sich wie durch den Wolf gedreht. Sein Kopf pochte, der Hals kratzte und die Nase war verstopft. Die Augen brannten und am liebsten würde er sie wieder schließen und einfach weiter schlafen. Allerdings schien das, wenigstens im Moment keine Option zu sein. Seine Blase meldete sich heftig.

Er schloss die Augen und atmete noch ein paar Mal tief durch.

Die Tür öffnete sich, als er die Beine über den Bettrand schwang und aufstand.

„Hey“, sagte Sam heiser.

„Hey“, erwiderte Dean genauso heiser. „Es tut mir leid, Sam. Ich wollte dich nicht so anfahren. ich ...“ Schulterzuckend brach er ab.

„Ich bin daran wohl nicht ganz unschuldig“, begann Sam leise. „Weglaufen war damals die Lösung all meiner Probleme. Ich habe einfach nicht verstanden, warum ich so anders leben musste, als all die anderen Kinder in meinen Klassen und es war keiner da, der mir eine richtige Erklärung gegeben hat. Nie habt ihr mit mir über die Wahrheit gesprochen. Woher sollte ich denn wissen, dass Mom an der Decke hing, als sie verbrannte? Aber selbst als ich wusste, dass Dämonen real sind war es für mich kaum greifbar, bis ich Jess da hängen sah.

Dass ich immer wieder weggelaufen bin, kann ich nicht ungeschehen machen, ich kann dich nur bitten, mir noch einmal zu vertrauen. Ich werde nicht wieder weglaufen“, erklärte er ernst.

Deans Blick wanderte kurz über seinen Bruder und der sah etwas darin, dass er nicht zuordnen konnte. Sam nickte kurz und schloss traurig die Augen. Nein, sie waren noch nicht wieder soweit, sich blind zu verstehen, leider. Aber das würde wohl auch noch eine ganze Weile brauchen.

„Es liegt nicht an dir, Sam. Ich weiß nur nicht ... Ich ... Es tut mir leid!“, stammelte Dean leise.“ Ich fühle mich so verloren. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.“

„Vielleicht wäre eine Dusche ein Anfang?“, brachte Sam mit einem vorsichtigen Lächeln hervor.

Perplex starrte Dean ihn an, bevor auch er nickte. Vielleicht half eine Dusche ja wirklich seine Lebensgeister wieder zu erwecken?

Sam blickte seinem Bruder noch eine Weile hinterher. Sie hatten beide noch jede Menge Baustellen, die sie beseitigen mussten, bevor sie wieder so unbeschwert miteinander umgehen konnten und er nahm sich fest vor nicht wieder locker zu lassen, bis sie es geschafft hatten! Heute Abend würde er Dean von der Idee erzählen und ihn bitten, sich nicht wieder zu verschließen. Sie hatten doch nur sich und er wollte seinen großen Bruder nicht verlieren!
 

Dean stand so lange unter dem heißen, prasselnden Wasser und reckte das Gesicht den Tropfen entgegen, bis sich sein ganzer Körper taub anfühlte. Erst dann stellte er das Wasser wieder ab.

Besser fühlte er sich durch diese Dusche trotzdem nicht. Unwillig trocknete er sich ab, schlang das Handtuch um die Hüften und wischte den Spiegel sauber.

Der Mann, der ihm entgegen starrte, hatte nur wenig Ähnlichkeit mit dem Spiegelbild, das er sonst zu sehen bekam. Er hatte immer noch verquollene, rot geränderte Augen, seine Wangen waren eingefallen und er sah trotz des vielen heißen Wassers grau aus. Lange starrte er das unbekannte Wesen im Spiegel an. Wie sollte es jetzt weiter gehen?

Ellen war toll. Hier fand er Sicherheit, hier wurde er aufgefangen ohne dass sie ihn mit Fragen löcherte. Aber wollte er sich wirklich die ganze Zeit hier verkriechen? Noch fühlte sich alles gedämpft an, doch das änderte sich bereits. Nicht mehr lange und sein ganzes Dilemma würde über ihn hereinbrechen wie ein Tsunami. Nein! Er brauchte unbedingt Beschäftigung. Das Buch würde noch ein oder zwei Tage herhalten und dann? Der Impala war gut in Schuss. Das fiel also auch flach. Vielleicht konnte er hier ja etwas aufschnappen. Ein neuer Fall? Ein Monster zum Verprügeln? Etwas, dass er verletzen konnte?

Sein Magen meldete sich laut grummelnd. Essen musste er also auch noch, stellte er resigniert fest.

Langsam begann er sich zu rasieren.
 

Im Schankraum schaute Dean sich um. Es war nicht brechend voll, aber voll genug. Jeder Tisch war besetzt und auch an der Theke waren nur noch zwei einzelne Plätze in der Mitte frei. Nein, hier wollte er bestimmt nicht sitzen! Er drehte sich wieder um, um in ihr Zimmer zurück zu gehen. So dringend war sein Hunger nicht und auf Gesellschaft legte er überhaupt keinen Wert.

„Dean?“ Ellen hielt ihn an Arm zurück.

Fragend schaute er sie an.

„Nimm dir was zu Essen mit hoch.“

Er zuckte nur mit den Schultern, folgte ihr aber in die Küche.

Mit einem fast übervollen Teller und einem Sixpack Bier wurde er entlassen.

„Meinst du nicht, dass das er zu viel trinkt?“, überlegte Jo laut.

„Er ist noch nicht so weit. Sich seinen Dämonen offen stellen zu können und ich bezweifle, dass er das Bier schafft. So fertig wie er aussieht schläft er nach höchstens zwei Flaschen. Und er braucht die Ruhe. Also Nein! Wenn es ihm hilft.“

Jo zuckte mit den Schultern. Vielleicht hatte ihre Mom ja Recht. Sie packte sich die restlichen Teller auf den Arm und folgte Sam, der gerade eine ganz normale Familie mit drei Kindern bediente.
 

Dean schreckte hoch. Orientierungslos blickte er sich in dem dunklen Raum um. Wo war er und was war passiert?

Nur ganz langsam kehrte er in die Realität zurück.

Er schielte zum Nachbarbett, doch Sam war noch nicht da. Ächzend drehte er sich auf die Seite und schaltete die Nachttischleuchte ein. Der Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es kurz vor Mitternacht war. Er saß auf seinem Bett.

Nach dem üppigen Essen und einem Bier hatte er sich hierher gesetzt und wollte das Tagebuch von Samuel weiterlesen. Weit war er wohl nicht gekommen, bevor ihm die Augen zugefallen waren. Aber wo war das Buch?

Noch einmal schaute er sich aufmerksam im Zimmer um und fand seine Lektüre neben seinem Bett auf dem Fußboden. Wahrscheinlich hatte das Poltern, als es herunter fiel, ihn geweckt. Etwas umständlich bückte er sich danach und hob es auf.

Sein Blick fiel auf die Seite, die sich zufällig aufgeschlagen hatte. Schnell klappe er das Buch wieder zu. Es war die Seite mit Moms Zeichnung gewesen. Die Seite, die er mit seinem Blut besudelt hatte. Beschämt schloss er die Augen.

Hastig riss er sie wieder auf und schüttelte den Kopf, um das Bild eines kleinen blonden Mädchens, das mit leuchtenden Augen in dem heiligen Buch seines Vaters eine Zeichnung eintragen durfte, wieder loszuwerden.

Er war sich doch noch nicht einmal sicher, dass es überhaupt Mom gewesen war, die diese Zeichnung gemacht hatte!

Wütend auf sich selbst schlug er das Buch wieder auf und zwang seine Konzentration auf einen der Fälle.

Er würde das Buch jetzt genauso auswendig lernen, wie er es mit Johns Tagebuch gemacht hatte und dann würde er nach einem neuen Fall suchen. Dieser ganze Normales-Leben und Heile-Familie – Quatsch war nichts für sie. Eine schöne Illusion die der Realität ihres Lebens nicht standhielt! Solche Träume sollte er sich endlich aus dem Kopf schlagen!
 

Sam versuchte ihr Zimmer möglichst leise zu betreten. Noch in der Tür stockte er. Dean war wach.

„Ich dachte du schläfst schon“, stellte er unnötigerweise fest.

Ein kurzer Blick seines Bruders sagte ihm deutlicher als alle Worte, was der von dieser Bemerkung hielt.

Er grinste schief und verschwand im Bad.

Dean blickte ihm kurz nach. Schlafen? So wirklich hatte er keine Meinung dazu. Er fühlte sich nicht wirklich müde, aber auch nicht wach. Vielleicht war er so übermüdet, dass er nicht mehr einschlafen konnte? Allerdings hatte er es auch noch nicht wieder versucht. Warum auch? Noch hatte er Ablenkung und die Augen waren ihm auch noch nicht zugefallen. Sein Körper würde sich den Schlaf schon holen, wenn er ihn brauchte! Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilein
2014-06-18T15:59:25+00:00 18.06.2014 17:59
Ja ich hab mich sehr gut erholt danke ^^
Du hast recht er hat noch sehr sehr viel zu verdauen und alles was er über Jahrzehnte herunter geschluckt hat kommt langsam ans Licht aber ich bin davon überzeugt das er es schafft und ich denke das Sam im sehr dabei helfen wird. Er hat sich so lange um seinen kleinen Bruder gekümmert und im alle Sorgen fern gehalten das es jetzt an der zeit ist ihm was zurück zu geben :)
Vielleicht war der Streit auch endlich mal nötig, um seinen Frust wenigstens ein wenig los zu lassen!
Ich bin gespannt wie es weiter geht :D


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