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Blutige Rose

von

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Epilog

Die Wintersonne schien durch die großen Fenster der Aula und heizte den Raum zusätzlich zu den Heizungen, die sich wie eine weiße, 

geriffelte Schlange um den ganzen Raum zogen. Auf der Bühne stand das kleine Rednerpult, daneben hatte ein eingetopfter Tannenbaum 

seinen Platz gefunden; geschmückt mit roten Kerzen, Bändern und Kugeln passte er hervorragend zu den mit roten Schleifen besetzten 

Tannenzweigen, die Ecken, Stühlen und Türen festlichen Glanz verliehen.
 

Yugi wackelte ungeduldig mit den Beinen, während er "Stille Nacht" mitsang. Er reckte immer wieder denn Kopf, um nach vorne zu sehen, 

wo Atems wilder Haarschopf aufragte. Er bekam von links und rechts einen leichten Knuff in die Seiten und sah verlegen zu Emi und 

Jonouchi. Schließlich endete das Lied und sie durften sich setzen.
 

Der Direktor trat nun ans Rednerpult und lächelte väterlich ins Rund. "Ich weiß, ihr wollt alle heimfahren und feiern, aber gebt mir noch 

eine Chance dieses Jahr." Die Schüler lachten. Der Direktor sah nun ernster drein. "Die letzten Monate waren ausgesprochen unruhig 

und beängstigend. Eine eurer Mitschülerinnen wurde schwer verletzt, Vivian Wong wurde ermordet und zu allem Überfluß hat eine 

Gruppe Vandalen unser Wäldchen nicht nur übel zugerichtet, sondern sogar noch angezündet. Wir wissen nicht, was die Polizei herausfinden 

wird und ob die Schuldigen jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Darum geht es mir auch heute nicht. Bitte gedenkt dem, was ihr 

habt. Und daß es zu haben ein Geschenk ist, selbst wenn es euch manchmal wie eine unglaubliche Bürde erscheint. Wir haben jemanden 

aus unserer Mitte verloren und es ist sehr schwer, danach weiter seinen Weg zu gehen. Wir sehen uns mit Zweifeln und Ängsten 

konfrontiert, mit unserer eigenen Sterblichkeit und der der Menschen, die uns wichtig sind. Aber um derer willen, die wir verloren haben, 

dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Dabei ragt nämlich nur unser Hinterteil in die Höhe. Um die zu ehren, die uns, wenn ihr so 

wollt, vorausgegangen sind, sollten wir unseren Weg weitergehen, so gut wir es vermögen. Ich werde euch keine Lüge erzählen von der 

immer strahlenden Zukunft. Aber ich will euch in die Feiertage und in das nächste Jahr mit diesem Satz schicken: Wir gestalten unsere 

Zukunft selbst, wir sind selbst für unser Leben, unseren Weg verantwortlich und wie wir mit den Rückschlägen umgehen, die jeder von 

uns früher oder später erleben wird. Ich wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest und einen glücklichen Start in das nächste Jahr. 

Daß ich euch alle gesund und munter nach den Ferien wiedersehe."
 

Es wurde geklatscht, auch von Yugi, der sich die eine oder andere Träne verdrücken mußte. Das Schulorchester spielte noch einmal auf, 

diesmal "Little Drummer Boy". Während die rhythmischen Klänge die Aula ausfüllten, kamen von vorne einige Schüler der Abschlußklasse 

mit großen Körben. Aus denen zogen sie für jeden eine kleine Zellophantüte geschmückt mit bunten Bändern und gefüllt mit Plätzchen. 

Seto kam ausgerechnet zu ihnen und drückte jedem sein Geschenk in die Hand, Jonouchi aber bekam zusätzlich noch einen Kommentar.
 

"Nicht alles auf einmal essen, sonst kommst du morgen nicht von der Toilette runter, du Vielfraß."
 

"Klappe, Kaiba!" Jonouchi grinste und steckte seine Plätzchentüte ein. "Wart nur bis nach den Ferien, dann mache ich dich wieder beim 

Schach fertig."
 

"Tse! Diesmal hast du keinen Schleim auf deiner Seite", konterte der und ging weiter.
 

Emi schüttelte lächelnd den Kopf, dann seufzte sie. "So, Jungs, ich muß los. Mein Vater kommt gleich und wir müssen sofort weiterfahren, 

wenn wir es noch aufs Schiff schaffen wollen."
 

"Viel Spaß auf der Kreuzfahrt", antwortete Yugi. "Ein frohes, neues Jahr."
 

"Und ein tolles Fest." Jonouchi hob die Hand, Emi verneigte sich leicht und nahm dann ihre Tasche und ihren Mantel. Mit einem letzten 

Winken lief sie zum Ausgang. "Tja, da sind wir nur zu zweit..."
 

"Wann mußt du los?"
 

"Herr Isshi hat gesagt um 13 Uhr. Dann sollte ich mal meine Koffer holen", antwortete Jonouchi nach einem Blick auf die große Uhr der 

Aula. Es blieben noch zwanzig Minuten. "Aber dann darf ich noch ne halbe Stunde am Bahnhof stehen."
 

"Ich komme mit. Ich hab ja noch etwas Zeit." Yugi stand lächelnd auf und zusammen mit Jonouchi ging er zurück in das Wohnheim. Es 

herrschte ein ausgelassener Trubel, überall standen Mädchen und Jungen zusammen und tauschten sich noch bis zur letzten Sekunde 

aus. Und doch, sobald sie abgeholt wurden, faßten sie ihre Koffer, ihre Taschen und stürzten aus der Schule, als hätten sie Angst, 

vergessen zu werden.

Überall stand Gepäck und Yugi wäre mehr als einmal über einen mit Hello Kitty dekorierten Koffer oder eine miefige Sporttasche gefallen. 

Dank Jonouchi aber schaffte er es heil nach oben. Im ersten Stock war es unheimlich ruhig. Nur einer ihrer Klassenkameraden kam aus 

dem Bad gerannt und warf diverse Toilettenartikel in eine weitgeöffnete Reisetasche, deren Reißverschluß er dann sirrend zuzog. 

Das Gepäckstück über die Schulter geworfen stürmte er zur Treppe.
 

"Machs gut, Ryota!" rief Yugi ihm nach, doch er bekam keine Antwort mehr. Dafür sah er Anzu, die bereits in Mantel und Mütze und mit 

einem braunen Koffer zu ihren Füßen neben Jonouchis Zimmertür wartete.
 

"Oh, hey!" Jonouchi grinste. "Du holst mich ab?"
 

"Sicher ist sicher. Und jetzt los!" Sie lächelte und sah dann zu Yugi. "Alles in Ordnung?"
 

Er nickte. "Ich wünsche dir frohe Feiertage. New York ist sicher toll."
 

"Allerdings! Und ich schreibe euch allen noch Karten." Anzu zog Yugi plötzlich in ihre Arme. "Feier du auch schön. Ich bin glücklich, daß 

Atem und du zueinander gefunden habt." 
 

"Äh, ähm..." Hochrot starrte Yugi in Anzus roten Mantel, bis sie ihn losließ.
 

"Paßt du etwas auf ihn auf?"
 

Er nickte, lächelnd. "Paß du gut auf dich auf."
 

Auch sie nickte. "Ich habe nicht vor, so schnell wieder zu sterben... oder mich selbst nicht mehr zu spüren." 
 

Jonouchi trat dann auf den Gang, einen großen Rucksack auf dem Rücken und eine kleinere Tasche in der Hand. "Fertig, Wir können."
 

"Gut." Anzu blickte nochmal zu Yugi. "Mach es gut, wir sehen uns nach den Ferien wieder."
 

"Ja, Alter. Ruf mich mal an und grüß Honda von mir."
 

"Mach ich. Gute Reise." Yugi sah seinen Freunden noch einen Moment nach, dann ging er ein Stück den Gang hinunter. Nicht alle würden 

wegfahren... Nicht alle hatten noch ein Zuhause...
 

Es war Amane, die ihm die Tür zu Ryous Zimmer öffnete. Sie sah Yugi mit großen Augen an, dann lächelte sie und zog ihn ungeduldig 

ins Zimmer.

Ein winziges Tannenbäumchen stand auf dem Schreibtisch, daneben eine Dose Plätzchen. Bakura zündete gerade eine Kerze an.
 

"Oh, hey, Knirps! Du solltest den Pharao nicht warten lassen." Er pustete das Streichholz aus.
 

"Ich wollte mich nur verabschieden und sehen, wie es euch geht."
 

Ryou lächelte und gab dabei Bakura so routiniert einen leichten Rippenknuffer, daß es kaum auffiel. "Danke, Yugi. Es geht uns soweit gut."
 

"Ja, seit Marik nicht mehr da ist", half Bakura nach.
 

Yugi lächelte schief. "Er ist zurück nach Ägypten gegangen?"
 

"Ja, mit einigen unserer Leute und Rishid. Ich schätze, wir sehen ihn so schnell nicht wieder." Bakura schob die Plätzchendose zu 

Amane, die sich nicht lange bitten ließ. Sie ließ Yugi los und machte sich über das süße Gebäck her. "Er hat mehr als genug Probleme 

mit sich selber."
 

"Und Amane?" erkundigte Yugi sich leiser.
 

Ryou warf seiner Schwester einen besorgten Blick zu und seufzte leise. "Sie hat Alpträume. Und sie ißt zuviel Süßes. Aber es wird besser. 

Dennoch...Nächstes Jahr bringe ich sie zur Therapie. Zum Glück gibt es Eingeweihte, die auch Psychologen sind." 
 

Yugi nickte verstehend.
 

"Psychologen", brummelte Bakura und schob die Hände in die Hosentaschen.
 

"Ja, allerdings", antwortete Ryou irritiert. 
 

Yugi konnte direkt fühlen, wie die Luft sich um ihn herum auflud, jedenfalls standen die Härchen an seinen Armen ab. "Ich denke, ihr 

solltet das ohne mich ausdiskutieren. Wir sehen uns nach den Ferien. Macht es gut und viel Spaß."

Er drückte Amanes Hand, lächelte die Jungen gewinnend an und schlüpfte dann aus dem Zimmer. Er wußte, sie würden ihn nicht 

vermissen, wenn sie wieder mit ihren Meinungsverschiedenheiten beschäftigt waren. Warum sie überhaupt soviel Zeit miteinander 

verbrachten, wenn sie sich auf kaum irgendetwas einigen konnten, war Yugi ein Rätsel, aber es war ja auch nicht sein Leben.
 

Er stieg hinauf in den dritten Stock. Auch hier war alles ruhig. Eine geringelte Socke baumelte verloren an einer Türklinke.

Yugi trat in Atem und sein Zimmer. Merkwürdig still war es. Yugis Rollkoffer stand in der Mitte des Zimmers, daneben Atems großer 

Koffer. Auf ihren abgezogenen Betten lagen Mützen und Handschuhe, außerdem eine kleine Tasche für die Fahrt. Yugi sah sich noch 

einmal um, aber alles, was mitmußte, war eingepackt, der Mülleimer geleert und das Fenster fest verschlossen.

Yugi seufzte leise und trat ans Fenster. Die Bäume wiegten sich behäbig im Wind, Schnee rieselte leicht von ihnen. Draußen standen die 

Autos und wie von Ferne drang das Geschrei und Gelächter der Befreiten an Yugis Ohr. Bald würde er wieder hier sein und dann zusehen, 

wie der Winter dem Frühling wich. Er freute sich schon darauf, aber erst mal freute er sich auf die Ferien.

Er schloß die Augen, als heiße Arme sich um seine Taille schlangen. Er lächelte.
 

"Alles gut?" Atems Lippen streiften Yugis Ohr.
 

"Ja. Bei dir?"
 

"Auch. Alles soweit geregelt." Atem schmiegte seine Wange an Yugis.
 

"Gut. Ist schon komisch, daß du noch immer regieren mußt wie ein König."
 

Atem mußte lachen. "Es wird noch eine Weile dauern, bis alle Vampire wieder mit einer menschlichen Existenz zurecht kommen."
 

"Und dann wirst du studieren?"  
 

"Mit dir. Ich hab mir die Pause bis dahin auch redlich verdient."
 

Yugi klopfte das Herz im Hals. Soviel Glück konnte doch kein Mensch haben... "Wer, wenn nicht du?"
 

Atem schmunzelte. "Du noch mehr, Yugi, du noch mehr. Du wärst fast gestorben."
 

Yugi dachte an jene schicksalhafte Nacht. Auch wenn er eine gewisse Traurigkeit gespürt hatte, Angst um sich selbst hatte er keine 

gehabt. "Du auch. Ich wollte das aber nicht. Du solltest leben und glücklich werden." Er ließ seine Finger zwischen Atems gleiten. 

Diese Wärme, dieses Pochen... "Du solltest dein Herz nicht verlieren."
 

"Das letzte ließ sich aber nicht vermeiden. Aber in deinen Händen ist es sicher. Ich liebe dich, Yugi."
 

Yugi blinzelte träge, als er das Auto erkannte, das nun in den Hof einfuhr. "Das sind sie... Wir müssen unsere Sachen runterbringen."
 

"Ganz sicher?"
 

Yugi wußte, daß Atem nicht Yugis Identifizierung in Frage stellte. "Ja. Du kommst mit mir." Das meinte Atem aber auch nicht, nicht ganz jedenfalls.

Atem drehte ihn um und sah ihm tief in die Augen. Yugi wurde die Kehle eng. Schnell stellte er sich auf die Zehenspitzen und küßte Atem.

"Ich liebe dich, Atem", erklärte er feierlich und nahm dann dessen Hand fest in die seine. "Es wird Zeit, ein neues Kapitel zu beginnen. 

Mit und dank dir."

Yugi atmete tief durch. 
 

Sie zogen sich an und stiegen mit ihren Koffern hinunter in die Eingangshalle, wo sie bereits von Yugis Eltern erwartet wurden. 

Fest hielt Yugi Atems Hand und trat so vor sie. Er lächelte und auch wenn sein Herz wie verrückt schlug, er spürte Atem bei sich und das 

ermutigende Lächeln seines Großvaters in seinem Herzen.

"Mama, Papa! Darf ich vorstellen? Das hier ist Atem, mein Freund."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  CosmicDust
2015-10-25T20:20:11+00:00 25.10.2015 21:20
Ich habe deine Fanfiction damals gelesen...und sie dann aus den Augen verloren! Letztens habe ich mich wieder an sie erinnert und ich Ich habe WOCHENLANG hier nach gesucht und bin endlich glücklich sie gefunden zu haben!
Ich möchte dir nur sagen, dass deine Art zu schreiben und alles an dieser ff mich echt gefesselt hat!
Ich bin so froh sie jetzt noch einmal lesen zu können!
Und dieses mal hab ich mir den Namen 10x notiert haha
Danke für diese tolle ff!!

Lg CosmicDust
Von:  Sandy
2013-10-30T21:28:56+00:00 30.10.2013 22:28
Hallo ich habe jetzt das erste und letzte Kapitel von dir und deiner ff gelesen war wieder super toll yugi und atem fahren zu yugis Eltern über die Weihnachtsferien doch schön das alles gut geendet ist mit einem schönen happy end fande wirklich super klasse deine ff freue mich jetzt schon wenn du wieder eine neue ff schreiben wirst. Hoffe mal bis bald wiedermit eeiner neuen ff wirklich super spannend bis zum Schluß war die ff gewesen bis demnächst wieder mal und darüber freue ich mich sehr lg bis bald wieder lg sandy


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