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Remus Lupin und der Kodex des Reinblüters (Marauder Generation)

Eine Geschichte erzählt aus der Sicht von Remus John 'Moony' Lupin!
von

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Der erste Schultag

„Vorsicht!“

Remus drehte sich erstaunt zu einem blonden, dicklichen Ravenlaw-Jungen um, der mit einem seiner Wurstfinger in Richtung Decke zeigte, doch es war bereits zu spät. Etwas schmetterte gegen seinen Kopf und brachte ihn dazu, von seinem Platz am Griffindortisch in der großen Halle nach hinten über zu kippen. Am Morgen noch hatte er seine Mitschüler mit einem Schwall Wasser geweckt, nur um jetzt ebenfalls förmlich ins kalte Wasser geworfen zu werden. Der Junge hörte entferntes Gelächter, während er mit dem Rücken auf dem kalten Stein lag und spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen. Als er von James und Sirius an beiden Armen nach oben gezogen wurde („Hast du nicht genug geschlafen?“), erwartete ihn erheitertes Grinsen von allen Seiten, aber auch erstaunte Blicke, die abwesend an der Decke entlang glitten. Remus folgte ihnen und erspähte ein Durcheinander an braunen, grauen und weißen Federn – Eulen!

Über 100 von ihnen flogen, mit Briefen im Schnabel oder kleinen an ihre Füße gebundenen Päckchen, über ihre Köpfe hinweg. Mit starrem Blick suchten sie die beladenen Tafeln nach ihren Besitzern ab. Einer der Vögel löste sich aus dem Knäuel, schwebte auf den Rand einer Schüssel voll mit Kürbiskeksen hinunter und pickte fröhlich in dem Gebäck herum. Nuntius verscheuchte ihn mit einer entschiedenen Handbewegung. Er handelte sich - zu seinem Pech - einen Schnabel ein, der auf seinen Kopf einhackte. Indessen zog ein sympathisches Mädchen mit blonden Haaren und unzähligen Sommersprossen eine Schleiereule aus der Milch und nahm ihr einen durchnässten Kuvert aus dem Schnabel. Sie setzte sie auf ihre Krallen und zuckte zurück, als das Tier ihr helles Gefieder schüttelte und wieder zur Decke hinauf segelte. 

„Psst.“, James beugte sich etwas zu Remus hinüber, „Ich wundere mich, dass sie dieses Chaos immer noch billigen. Bis vor einigen Jahren kamen die Eulen nur in die Eulerei um ihre Briefe und Päckchen abzugeben, die dann durch die Lehrer an die Schüler verteilt wurden. Ich weiß nicht, wer auf die irre Idee kam, sie in die große Halle zu lassen. Es kann doch viel zu viel- Vorsicht!“ Er duckte sich und drückte ohne zu überlegen den Kopf seines Freundes mit hinunter. Ein Luftzug fuhr ihnen durch die Haare, dann richteten sie sich wieder auf. Der bebrillte Junge schüttelte verständnislos den Kopf und wandte sich wieder seinem Pudding zu, während im Rest der Halle immer noch ein riesiges Chaos herrschte. Sogar die Lehrer zogen ängstlich ihre Köpfe ein und Professor McGonagall – die Hexe, die er an dem Dutt und dem smaragdgrünen Umhang ausmachte – fluchte laut, als eine kleine Eule ihr den Toast vom Teller stibitzte. Wild fauchend schwenkte sie ihre Faust in der Luft.

„Wem gehört der Waldkauz hier?“, fragte eine vertraute Stimme und zwang Remus den Blick vom Lehrertisch abzuwenden, an dem ein untersetzter, kleiner Professor gerade mit einem Nepal-Uhu um sein Frühstück kämpfte. Er keuchte leise auf, als er sah, wen Lily auf dem Kopf trug.

„Lepide, komm sofort da runter!“ Er lief um die Tischkante herum und ließ ihn – mit hochrotem Kopf – auf seinen Arm klettern. Der Vogel trug einen schweren Umschlag an einem Lederband und zog dankbar an einer seiner Haarsträhnen, nachdem der Junge ihm ihn abgebunden und in seinen Umhang geschoben hatte. Lily lachte. Sie streckte ihre Hand aus und fuhr dem Waldkauz damit durch das dunkle Gefieder. „Er ist wirklich schön. Was bedeutet sein Name?“

„Das ist Latein für 'würdevoll'. Allerdings macht er seinem Namen nicht gerade alle Ehre.“, antwortete Remus lächelnd und schob ihm ein Stück Brot in den Schnabel. Das rothaarige Mädchen lachte abermals, ließ von dem Vogelgefieder ab und hielt ihm die Hand hin: „Ich bin Lily Evans.“

Er ließ Lepide auf die andere Seite seines Schulterpaars wandern und erwiderte ihre Händedruck: „Remus Lupin. Freut mich.“

„Mich auch. Wir sehen uns später, ja Remus?“

Er nickte glücklich und wandte sich zum Gehen. Als er seinen Platz erreichte blickten ihm seine Freunde erwartungsvoll entgegen und löcherten ihn mit Fragen sobald er sich gesetzt hatte.

„Über was habt ihr geredet?“ - „Was hat sie dir gesagt?“ - „Will sie dich wiedersehen?“

„Sie hat mich nur nach der Bedeutung von Lepides Namen gefragt und dann haben wir uns gegenseitig vorgestellt. Mehr war da nicht. Und außerdem werden wir uns sowieso wiedersehen.“, antwortete er leicht genervt und ließ seinen Waldkauz wieder emporschweben, bevor er den dicken Umschlag unter seinen Teller klemmte.

Sirius lächelte schelmisch und boxte ihm auf den Arm: „Unser Remus ist ein richtiger Aufreißer!“

„Sirius, du hast echt keine Ahnung.“, erwiderte James lachend, aber sein Freund hatte das Gefühl, dass er nicht so unbeschwert war, wie noch vor zwei Stunden, als sie sich gemeinsam fürs Frühstück fertig gemacht hatten. Er aß mit weniger Lust seinen Pudding weiter und stierte ohne Unterbrechung auf den Tisch. War er neidisch oder eifersüchtig? Eifersucht musste allerdings auf eine Zuneigung zu Lily zurückzuführen sein und das war wohl eher unwahrscheinlich. 

„Griffindors aufgepasst!“ Die Stimme von Professor McGonagall ließ die Gespräch am Tisch verstummen und lenkte die Aufmerksamkeit eines jeden Schülers in ihre Richtung. „Da das Frühstück nun beendet ist-“, sie schaute sich ein Mal seufzend im Raum um, in dem es statt von Eulen nun von Federn und verschüttetem Essen nur so wimmelte, „-möchte ich die Stundenpläne austeilen. Ihr begebt euch danach bitte sofort zur ersten Stunde. Bei Orientierungsproblemen stehen euch die Lehrer und Hausgeister zur Verfügung – solltet ihr einen antreffen.“, fügte sie murmelnd hinzu und machte sich daran kleine Pergamentblätter auszuteilen. Remus nahm seinen Plan eifrig entgegen und machte sich mit Sirius, James und den anderen Erstklässler auf den Weg zu ihrer ersten Doppelstunde: Verwandlung mit Professor McGonagall.
 

„Ist hier noch frei?“ Remus schaute verblüfft auf und erspähte ein altbekanntes Grinsen, das über ihm schwebte. Lily stellte ihre Tasche entschieden auf den Tisch bevor er auch nur irgendetwas dagegen sagen konnte. Nicht, dass er etwas dagegen gehabt hätte; ihre Entschlossenheit überraschte ihn einfach viel zu sehr. Der Verwandlungsraum hatte sich als ein mittelgroßes Zimmer herausgestellt, in dem recht viele Dinge aus Holz bestanden: Zweier-Tische mit kleinen Schubläden, das Lehrerpult oder auch der Boden und die Wandvertäfelungen. Unterschiedlich große Käfige mit vielen verschiedenen Tieren standen bereit – manche gewöhnlich und in aller Welt bekannt, andere wiederum ungewöhnlich und Fabelwesen ähnlich. Er war schon voller Vorfreude auf die bevorstehenden Tage und Jahre, in denen sie sicher auch ihre Tiere eines Tages verwandeln konnten.

„Wieso sitzt du nicht bei den Mädchen?“, fragte Remus mit einem Blick auf die Griffindors in der letzten Reihe, die sich kichernd und quatschend in die letzte Reihe verzogen hatten. Er hingegen hatte sich sofort in die erste Reihe gesetzt, um vor allem dem Geschwätz zu entgehen, gleichzeitig aber noch so viel wie möglich vom Unterricht mitzubekommen. Lily schien die selbe Eingebung gehabt zu haben.

Nun schaute sie allerdings empört drein: „Willst du mich nicht hier haben? Soll ich wieder gehen?“

„Nein, Nein, Nein!“, stotterte Remus und hob beschwichtigend die Hände, „Ich wollte nur sagen, dass ich nicht so gesprächig bin. Nicht, dass du mich langweilig findest.“

Sie kicherte: „Was denkst du weshalb ich hier bin? Ich will während des Unterrichts auch nicht unbedingt reden.“ Erleichterung machte sich in Remus breit, während er weiter seine Sachen auspackte und sogar ein angeregtes Gespräch über die nächsten Unterrichtsstunden in gang bringen konnte. Es stellte sich heraus, dass sie sich beide am meisten auf Zauberkunst freuten und Verteidigung gegen die dunklen Künste fürchteten.

„Laut Aurelia-“, sie deutete mit dem Kopf in Richtung des Mädchen, das noch immer mit ihrer Freundin kicherte, „-soll der Lehrer allerdings sehr beliebt sein. Vielleicht macht er es uns ja nicht so schwer.“

„Ich hoffe es. Bevor wir einmal richtig Zauberkunst gehabt haben, will ich sowieso nicht, dass irgendwer von uns in Verteidigung gegen die dunklen Künste einen Zauberstab in die Finger bekommt. Das könnte echt übel ausgehen!“ Ihr Lachen wurden von einem lauten Räuspern unterbrochen: „Würden dann bitte alle ihre Gespräche einstellen?“

Langsam verebbten die Stimmen und eine angespannte Stille senkte sich über den Raum. Das plötzliche Ticken der großen Standuhr lies ein paar Schüler zusammenzucken, die gleich darauf beschämt auf ihre Seite des Tisches stierten.

Um McGonagalls Augen bildeten sich kleine Lachfalten, doch der Mund blieb ein einziger Strich – bevor er sich langsam zu einem kleinen Vortrag öffnete: „Ich heiße euch Willkommen zu einer Doppelstunde Verwandlung – dem ersten Unterrichtsfach in eurem ersten Schuljahr auf Hogwarts.“

Während des kleinen Vortrags über Ordnung und Disziplin im Schulalltag, blickte Remus ab und zu zu seinen Freunden hinüber, die sich in der zweiten Reihe positioniert hatten. Irrte er sich oder konnte er da ein undefinierbares Funkeln in James Augen ausmachen, wenn er seinen Blick bemerkte? Wahrscheinlich täuschte er sich nur. Woher sollte das schon kommen?



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