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Show me heaven

Liebe, Sehnsucht, Tod und Leben
von

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Akemi Yamanaka

Immer noch wütend schloss Ino die Haustüre auf und ging die Treppe zur Wohnung hoch. Alles sah hier noch nach Baustelle aus. Es wird sicher einige Zeit dauern, bis dass hier wieder endgültig der normale Alltag zurückgekehrt war. In der Wohnung war es totenstill. Offenbar wusste sie, dass ihre Mutter noch nicht zurück war. Sie ging in die Küche, wo sie sich einen Becher mit Schokoladenpudding rausholte, sich damit an den Küchentisch setze und diesen zufrieden aß. Dieses süße, schokoladige Zeug konnte sie jetzt gut gebrauchen. Plötzlich klingelte es unten an der Haustür. Seufzend sprang sie auf und eilte nach unten. Wenn jetzt Hiashi Hyuuga vor der Tür steht, würde sie ihn schon verklickern, was für ein unsensibles Arschloch sein werter Herr Neffe doch sei.
 

Doch es war Neji selber, der unten vor dem Haus stand. Lässig, kühl und arrogant wie immer stand er da und betrachtete verstohlen das mit Holzbrettern verriegelte große Ladenfenster.

"Was willst du?", knurrte sie ihn immer noch sauer an.

"Was ist mit eurem Laden passiert?", fragte er einfach, ohne ihre Frage zu beantworten.

"Als Konoha angegriffen wurde, gab es eine Detonation in unserer Straße. Die Wucht der Explosion hatte das ganze Erdgeschoss in unserem Haus verwüstet. Zum Glück war niemand im Laden gewesen und zum Glück ist unser Haus noch bewohnbar...", erkläte sie, holte kurz Luft und sah ihn dann scharf an. "Aber du bist sicherlich nicht hierher gekommen um mit mir über unseren Laden zu reden."

"Nein.", sagte er kühl nur und sah sie an. "Es tut mir leid um deinen Vater."

Er hatte deutlich Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu fassen. Einem Neji Hyuuga tat eigentlich selten etwas leid und er wusste auch nicht, wann er sich das letzte Mal bei jemanden entschuldigt hatte.

"Hör zu, dass was ich gesagt habe, war unüberlegt gewesen. Aber erwarte bitte nicht von mir, dass ich glücklich bin, nach allem was passiert ist!"

"Tue ich doch gar nicht!"
 

Im Grunde war es ihr völlig gleich, ob Neji Hyuuga glücklich war oder nicht. Sie konnte jedoch nicht abstreiten, dass sie glücklich darüber war, dass er leben durfte. Schließlich mussten so viele im Krieg ihr Leben lassen. Darunter ihr geliebter Vater und Shikaku, der für sie tatsächlich so etwas wie ein Onkel war. So standen die beiden erneut sich schweigend gegenüber. Genau wie heute Vormittag. Ino seufzte, als sie die Stille nicht mehr ertrug.

"Willst du nicht zu uns reinkommen?"
 

Tatsächlich folgte er ihr die Stufen in die Wohnung hinauf. Ino ging zunächst in die Küche, um dort etwas zu trinken und zwei Gläser mitzunehmen. Er sah sich während dessen die vielen Familienbilder an, die im hellen Flur an den Wänden hingen. Unter den Familienfotos waren sogar Jugendfotos von Ino's Eltern dabei gewesen, ein Hochzeitsbild von den beiden, ein Babyfoto von Ino, wie sie in einer rosa Decke einhüllt da lag und schlief sowie viele weitere Bilder. Was für eine glückliche, harmonische Familie die Yamanakas doch waren! Ino konnte sich wirklich glücklich schätzen, dachte Neji, als diese aus der Küche kam und er ihr die Treppen rauf auf ihr Zimmer im zweiten Stock folgte. Wieder saßen sie sich gegenüber – genau wie heute Vormittag. Nur dieses Mal saßen sie auf Ino's großes Futonbett, der einzigen Sitzgelegenheit in ihrem Zimmer. Der Stuhl, der hinten an ihrem Schreibtisch stand, war nämlich mit Sachen vollgestellt gewesen. In dem großen Jugendzimmer herrschte Stille.
 

"Wie geht eigentlich deine Mutter mit dem Tod ihres Mannes um?", fragte Neji sie plötzlich.

"Sie redet nicht viel darüber.", sagte Ino etwas überrascht. "Sie versucht wirklich alles mögliche um sich abzulenken und ist sehr engagiert in Konoha. Und natürlich ist sie oft bei ihrer Freundin Yoshino..."

"Yoshino?"

"Shikamaru's Mutter – mein Vater und Shikaku sind im Krieg zusammen ums Leben gekommen.", erklärte Ino leise und Neji nickte nur.

Es war ihn bekannt, dass Ino zusammen mit Choji und Shikamaru aufgewachsen war und entsprechend mit deren Eltern per du war – während er natürlich nicht jeden Erwachsenen mit Vornamen kannte.

"Es muss schwer für sie sein.", sagte Ino schließlich. "Mein Vater war ihre Jugendliebe gewesen."

"Meine Eltern sind zusammen aufgewachsen.", erzählte Neji und Ino fragte sich, ob sie tatsächlich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen sah. "Meine Tante hatte mir mal erzählt, dass mein Vater anfangs gar nicht mit ihr zusammen sein wollte, weil sie jünger war als er. Bis er sich auch in sie verliebt hatte..."

"Soweit ich weiß, konnten sich anfangs Yoshino und Shikaku überhaupt nicht leiden.", erzählte Ino augenzwinkernd.

Dann herrschte wieder erneutes Schweigen.
 

"Sag mal, deine Mutter heißt doch 'Akemi' mit Vornamen, richtig?", fragte Neji sie plötzlich.

"Ja, wieso?"

"Sie war mit meiner Mutter und mit meiner Tante befreundet.", erzählte er ihr. "Als meine Mutter unerwartet starb, war sie für meine Familie eine große Unterstützung und hat auch die Trauerfeier organisiert."

"Sie hat selbst die Trauerfeier für die Gefallenen organisiert.", sagte Ino leise. "Ich glaube, sie sieht es als eine Art 'letzte Ehre' an."
 

Ino erinnerte sich an dem Tag zurück. Ihre Mutter hatte sogar zusammen mit Yoshino eine Rede gehalten. Wie die beiden Witwen vor der Menge standen, Hand in Hand und mit starker Stimme lasen sie abwechselnd ihre selbstgeschriebenen Textzeilen vor. Worte an die Toten, Worte an die Hinterbliebenden, Worte des Trostes sowie persönliche Worte an ihre geliebten Männer. Ino war sehr ergriffen von der Stärke der beiden Frauen gewesen und unterdrückte ihre eigenen Tränen deswegen. Neben ihr stand Shikamaru, der ebenfalls nicht weinte und da wollte sie es auch nicht tun. Auch wenn sie am liebsten Rotz und Wasser geheult hätte. Denn den Tod ihres Vaters hatte eine tiefe Lücke in ihr hinterlassen.
 

Plötzlich klopfte es an ihrer Zimmertür.

"Ino-Schatz? Oh, du hast Besuch..."

Akemi Yamanaka, geborene Nura, eine selbstständige Floristin, Anfang 40 war eine schlanke Frau und einen halben Kopf kleiner als Ino. Sie wirkte irgenwie vornehm in ihrem schwarzen Bleistiftrock, der schwarzen Rüschenbluse und der antiken Brosche am Kragen. Das brünette, lange Haar hatte sie streng zu einem Dutt gebunden und ihre hellbraunen Augen wirkten müde. Lediglich an den Gesichtszügen, besonders um die Augenpartie, konnte man erkennen, dass Akemi und Ino, Mutter und Tochter waren.
 

"Frau Yamanaka, mein aufrichtiges Beleid!"

Neji war mit einem Satz aufgesprungen und verbeugte sich kurz vor ihr.

"Danke, Neji.", sagte Akemi freundlich. "Schön dich wieder zu sehen..."

"Ich wollte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie damals meine Familie nach dem Tod meiner Mutter unterstützt haben. Meine Tante hatte es mir damals erzählt."

"Ich fand, dass es das Mindeste war, was ich für meine tote Freundin tun konnte.", entgegnete ihn Akemi und fuhr fort. "Wir waren alle sehr bestürzt über Sanae's Tod gewesen. Sie hatte sich so sehr auf dich gefreut, Neji. Zwei Wochen zuvor hatte sie noch auf meiner Hochzeit getanzt und wir hatten um die Wette gestrahlt vor Glück."

"Moment mal!", hakte Neji überrascht nach. "Meine Mutter hat hochschwanger auf Ihrer Hochzeit getanzt?"

Man hatte ihm erzählt, wie sehr sich seine Mutter auf das Baby gefreut hatte. Aber dass sie kurz vor der Niederkunft auf Hochzeiten tanzte, war ihm neu. Akemi lachte.

"Na warum denn nicht? Ihr ging es der ganzen Schwangerschaft hervorrangend und hatte keinerlei Beschwerden – echt beneidenswert. Als ich mit Ino schwanger war, habe ich mich ständig übergeben müssen..."

"Mama!"

"Ich war total fassungslos als ich von ihrem Tod erfuhr. Wie konnte das nur passieren? Ich wollte da vor allem für meine Freundin Yui und für Hizashi da sein und natürlich auch für dich..."

"Sie waren ja auch mit meiner Tante gut befreundet. Ich erinnere mich, dass Sie für sie die Trauerfeier gehalten haben als sie starb.", erinnerte sich Neji plötzlich. "Ich glaube, da war ich zehn gewesen sein..."

"Oh, das war das erste Mal gewesen, dass ich mit deinem Onkel ein Wort gewechselt habe.", gestand Akemi plötzlich und Neji sah sie überrascht an: "Was war passiert?"

"Ich habe deinen Onkel zur Rede gestellt, als ich vom Tod deines Vaters erfahren habe, doch er hüllte sich in Schweigen – Clan-Geheimnis. Wir waren alle entsetzt gewesen. Ich kannte deinen Vater und ich weiß, dass er guter Dinge war und sich mit dir zusammen eine Zukunft bauen wollte. Gerüchte haben natürlich in Konoha die Runde gemacht. Es war von Suizid und von Mord innerhalb des Clans die Rede."
 

Akemi machte eine kurze Pause. Neji aber auch Ino hingen gebannt an ihren Lippen. Es war vor allem für Neji äußerst interessant gewesen, ihre Sicht der damaligen Dinge zu hören. Das hätte er von der "Blumen-Tante" nicht gedacht. Ino wiederum verstand jetzt, was Hiashi damit meinte, als er heute Morgen zu ihr meinte, dass sie genauso reden würde, wie ihre Mutter. Denn offenbar hatte auch ihre Mutter den Mut gehabt, den Hyuuga-Clan zu kritisieren.

"Man hat mir oft gesagt, dass ich mich nicht einmischen soll, einschließlich dein Vater, Ino." fuhr Akemi fort. "Ich wollte einfach nur verstehen, warum man es zuließ, dass ein Halbwaise nun auch noch seinen Vater verloren hatte. Weil ich aber nicht auch noch meine Freundschaft zwischen mir und Yui gefährden wollte, habe ich aufgehört Hizashi's Tod zu hinterfragen."

"Ich finde es gut, dass Sie sich damals eingemischt haben.", sagte Neji plötzlich. "Der Tod meines Vater wurde damals einfach totgeschwiegen und ich wuchs im Glauben auf, dass er von der Hauptfamilie getötet wurde. Mein Clan ist trotz seiner altertümlichen Traditionen der einflussreichste Clan in ganz Konoha, insofern war gut, wenn sich der Hyuuga-Clan auch mal kritische Fragen anhören musste."

"Ich bin sicher, dass du deinen Weg gehen wirst.", sagte Akemi schließlich. "Deine Eltern wären jedenfalls sehr stolz auf dich."
 

Plötzlich streckte die Floristin und gähnte – natürlich hielt sie sich ihre Hand vor dem Mund.

"Kinder, bitte entschuldigt mich, aber ich werde jetzt zu Bett gehen. Morgen muss ich wieder früh aufstehen..."

Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn, was Ino jedoch nicht ganz in den Kram passte – zumindest nicht in Neji's Anwesenheit. Dieser beobachtete die beiden Frauen. Keine Frage, die beiden waren ein sehr starkes Mutter-Tochter-Gespann, das hätte er gar nicht gedacht. Er hätte es aber auch nicht für möglich gehalten, dass es da jemand gab, der sich für ihn eingesetzt hätte, wen sein Clan nicht einer der wichtigsten und einflussreichsten Clans von Konoha gehörte.

"Schlaf gut, Mama.", sagte diese schließlich. "Ich denke, Neji wird sicher bald auch nach Hause wollen..."
 

Dann waren die beiden wieder alleine im Zimmer...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Zyklon64
2014-03-12T17:29:26+00:00 12.03.2014 18:29
Sehr schönes Kapitel :) bin schon gespannt wies weiter geht.
Antwort von:  Cillybelle
12.03.2014 18:31
Danke schön, plane derweil schon am nächsten Kapitel. :D


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