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Family Bonds

~ Sequel zu Close Distance ~
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Titel: Family Bonds
Teil: 24/x
Autor: cu123
Fanfiction: Weiß Kreuz
Kommentar: Schwarz auf dem Silvesterball ^^#
Disclaimer: not my boys, no money make… Komplett anzeigen

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"Ich muss zugeben, der Tanzunterricht war eine der seltsameren Erfahrungen dort"

"Brad. Ich hatte bereits zu zweifeln begonnen, dass du überhaupt auftauchst."

Stan schien nach ihm Ausschau gehalten zu haben, ungeduldig, wenn man dessen Tonfall richtig interpretierte, und hatte die erste Gelegenheit genutzt, ihn beiseite zu ziehen. Immerhin waren sie in dieser Ecke unter sich, so dass niemand ihren Austausch belauschen konnte. Der Andere hatte trotz des Unmuts das Versprechen nicht vergessen, seine Anonymität zu wahren.

Er erlaubte sich ein schmales Lächeln, löste die Hand, die sich um sein Revers geschlossen hatte. "Ich hatte nicht versprochen, gleich zum Beginn dieses Balls hier zu sein. Also hast du keinen Grund, mir Vorwürfe zu machen."

Augenbrauen zogen sich zusammen, während ihn die blauen Augen darunter unamüsiert anblitzten. "Hast du denn wirklich kein Interesse an ihm?"

Die Frage schien völlig zusammenhangslos gestellt, doch er verstand sie problemlos. Und auch das Wissen darum, dass Schneider tatsächlich seine Emotionen manipuliert hatte, änderte nichts an der Tatsache, dass seine Antwort in diesem Moment für den Geschmack seines Freundes viel zu zustimmend ausfallen würde. Deswegen wich er aus. "Meinst du nicht auch, dass es besser ist, wenn man uns nicht beide nebeneinander sieht? Es mag ja nicht jeder gleich Verdacht schöpfen, doch hier sind genug Gäste, dass irgendjemand den falschen _richtigen_ Gedanken haben könnte."

Stans Gestalt schien in sich zusammenzufallen, als die Empörung sich in Luft auflöste und Verstehen wich. Und dessen nächste Worte fielen sehr leise aus. "Kathy hat ihn bereits ins Bett gebracht, aber sie wird sicher nichts dagegen haben, wenn du noch bei ihm reinschaust."

Er nickte langsam. Weniger, weil er der Ansicht war, diesen Abschied zu benötigen. Eher sollte Stan sich dann besser fühlen. Und ganz vielleicht gab es da noch das Motiv, dass er es anderenfalls später einmal bereuen würde.

Seine Zustimmung wurde mit einem Lächeln begrüßt, auch wenn dieses etwas schwach ausfiel. Und dann wandte sich Stan rasch ab und übernahm die Führung. Vielleicht befürchtete dieser, er würde es sich sonst anders überlegen.

Ohne größere Hast folgte er seinem Freund, mit genügend Abstand, um es nicht offensichtlich zu machen. Bald erreichten sie den privaten Bereich, bis in den die Gäste nicht vorgedrungen waren, und jetzt erst verlangsamte Stan dessen Schritte, so dass er zu ihm aufschließen konnte.

"Ich werde nicht warten können, es gibt einfach zu viele Leute, die ich noch begrüßen muss." Der Mund schief in Belustigung. "Aber ich nehme an, dass du den Weg zurück allein findest."

"Das sollte mich vor keine größeren Probleme stellen." Ernsthaft genug, dass Stan ihm einen schnellen Blick zuwarf, dann mit einem unverständlichen Murmeln den Kopf schüttelte.

Und dann hatten sie auch schon ihr Ziel erreicht. Stans Hand verharrte auf dem Türknauf, noch ohne die Tür zu öffnen. "Wenn du nicht mehr auftauchen solltest, werde ich einen Suchtrupp losschicken", wurde dann trocken gemeint.

Bevor er sich eine passende Erwiderung zurechtlegen konnte, hatte Stan den Knauf umgedreht und die Tür lautlos aufgestoßen. Ihn traf ein langer Blick aus blauen Augen, dann ließ der Andere ihn allein zurück.

Es dauerte einige schwerfällig vorübertickende Sekunden, bevor er den dunklen Raum betrat. Das fehlende Licht verhinderte, dass er sehr viel von der Ausstattung sehen konnte, doch aus dem Flur fiel genug davon herein, um problemlos den Weg zum Bett zu finden.

Bradley schlief tatsächlich schon und unwillkürlich trat er noch ein Stück näher heran, auf der Suche nach einer Gefühlsregung. Und als diese kam, hatte sie einen ganz anderen Grund als erwartet.

Der Junge lag auf dem Rücken, alle Viere von sich gestreckt. Nur der eine Arm war so angewinkelt, dass die linke Hand in der Nähe von Bradleys Mund lag. Ab und zu lief ein Zucken durch die Finger, als könnte sich der Junge nicht so recht entscheiden, ob er vielleicht daran lutschen wollte. Er sah so klein aus, viel zu verletzlich.

Er atmete scharf ein, als das Bild überlagert wurde und das gleich doppelt. Und jetzt wusste er, wovon Schneider gesprochen hatte. Damals, als er Ran so liegen gesehen hatte, war für einen Moment sein Talent angesprungen und hatte ihm tatsächlich ein Kind gezeigt. Nur dass er es nicht wirklich für eine Vision gehalten hatte, sondern nur einen abschweifenden Gedanken. Ein freudloses Lächeln zog an seinen Lippen. Kein Wunder, dass Schneider leicht… nervös… geworden war. Sein Talent hatte wirklich vorhabt, ihn auf Bradleys Spur zu führen. Warum allerdings, konnte er sich im Moment nicht erklären. Oder doch. Ironie blitzte in braunen Augen auf. Er war ganz einfach emotional kompromittiert, wenn es um seine Familie ging. Und selbst sein nicht immer ganz zuverlässiges Talent war dadurch beeinflusst worden. Er musste Schneider für dessen Eingreifen also direkt dankbar sein. Kein angenehmer Gedanke. Und ein endgültiges Urteil würde er sich sowieso vorbehalten, bis er wieder völlig Herr seines eigenen Kopfes war.

Seine Hand bewegte sich langsam, als sie sich nach Bradley ausstreckte, und dann ließ er sachte Finger durch die feinen, schwarzen Strähnen gleiten. Auch die Berührung änderte nichts an der innerlichen Distanz und mit einem Seufzen trat er schließlich wieder einen Schritt zurück. Es war Zeit, mit diesem Kapitel abzuschließen. Bradley hatte bis zu diesem Augenblick nicht zu ihm gehört und würde es auch in Zukunft nicht tun.

Ohne einen Blick zurück verließ er das Zimmer.
 

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"Du guckst wie ein Auto." Schuldigs Hand legte sich unter sein Kinn und sorgte dafür, dass er den Mund wieder schloss.

Mühsam kämpfte er gegen die aufsteigende Röte an, als er dem belustigten Blick aus grünen Augen begegnete. Wenigstens hatte Schuldig auf Japanisch gesprochen, so dass niemand anderer den Kommentar verstanden hatte. Er zwinkerte, als ihm einfiel, dass er das eher Crawfords Vorgaben als Schuldigs Rücksichtnahme zu verdanken hatte, lächelte dann aber nichtsdestotrotz. "Du tust gerade so, als hättest du so etwas schon einmal gesehen." Seine weitschweifende Geste schloss nicht nur die vielen Leute ein, sondern auch den riesigen Saal, in dem sie sich befanden. Auch wenn er hier vor wenigen Tagen bereits einmal gewesen war, hätte er nicht erwartet, dass sich in diesem Anwesen so viel _Platz_ versteckte.

Schuldig erwiderte seinen Blick unbeeindruckt. "Genau darum geht es ja wohl. Also gib wenigstens vor, als wäre das hier nichts Besonderes für dich." Eine Fingerspitze traf ihn mitten in der Stirn.

Farfarello grinste zu diesen Worten, natürlich hatte der Ire keinerlei Schwierigkeiten damit, die Opulenz seiner Umgebung zu ignorieren und Nagi… der ließ sowieso alles an sich abprallen. Und schenkte ihnen beiden in diesem Moment einen missbilligenden Blick.

Was sein Lächeln nur noch ausdrucksvoller werden ließ.

Nagi sah es und stieß ein stummes Schnauben aus, bevor er davonspazierte. Anscheinend wollte er nicht mit ihnen assoziiert werden, solange sie sich seiner Meinung nach albern verhielten.

"Ich werde mir ein Beispiel an Nagi nehmen, der scheint Indifferenz perfektioniert zu haben", wandte er sich wieder Schuldig zu und sein leichtfertiger Tonfall überraschte den Älteren sichtlich. Er war selbst auch etwas überrascht über sich, aber es hatte tatsächlich geholfen, sich in Erinnerung zu rufen, dass er mit Schwarz hier war. Die anderen Leute hier mochten reich sein und es gewohnt, dass man ihnen Respekt entgegen brachte, selbst wenn es nur erkaufter war. Doch sie könnten gegen keinen von Schwarz bestehen.

Der Telepath hatte es sich nicht nehmen lassen, seinen Gedankengang zu verfolgen und grinste jetzt zufrieden. "Ganz genau, Ran-chan. Es gibt keinerlei Grund, beeindruckt zu sein."

Es lohnte sich nicht, über die Anrede empört zu sein, damit würde er Schuldig nur in die Hände spielen. Also ignorierte er es, sah sich stattdessen wieder um und dieses Mal, ohne sich blenden zu lassen. Was übrig blieb war eine Ansammlung von Leuten, die Small Talk betrieben und aßen.

"Jupp, ziemlich langweilig, was? Aber die Canapés sind ganz lecker." Schon wieder mit einem Grinsen, bevor Schuldig ihm tatsächlich ein paar… Canapés… hinhielt, woher auch immer er diese auf einmal genommen hatte.

Er kostete vorsichtig davon, während der Ältere weitersprach.

"Später kommt noch das Tanzen hinzu, sonst wäre es ja kein Ball. Aber das war es auch schon. Nun, das Feuerwerk zumindest sollte gut werden, immerhin hat der Typ mehr als genug Geld, das er in die Luft ballern kann."

Wenig erfolgreich versuchte er, ein Auflachen zu unterdrücken, wurde zum Glück dadurch abgelenkt, dass Farfarello das Kinn auf seiner Schulter abstützte und einen Vorschlag machte. Wann genau der Ire hinter ihn getreten war, hatte er nicht mitbekommen, doch das wunderte ihn nicht wirklich.

"Willst du nachher mit mir tanzen?"

Da er immer noch Schuldig ansah, konnte genau beobachten, wie der erst eine Augenbraue hochzog, ihn dann mit einem nichts Gutes versprechenden Funkeln in den grünen Augen musterte.

Hastig hob er beide Hände in einer unbewussten Geste der Abwehrt. "Ich kann nicht tanzen!", brach es leise aber nachdrücklich aus ihm heraus. "Und ganz bestimmt nicht so etwas Formales, wie hier Pflicht ist."

Schuldig machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich kann dir ja die Grundlagen beibringen. Wäre nicht das erste Mal, dass ich dein Trainer bin, nicht wahr, Ran-chan?"

Das Kichern des Iren direkt neben seinem Ohr ignorierte er, während er ernsthaft versuchte sich vorzustellen, wie Schuldig einen Walzer tanzte. Mit nicht unerwartet wenig Erfolg.

Als Dank für dieses mentale Bild bekam er einen weiteren Stups gegen die Stirn. "Ich _kann_ tanzen. Wir haben das auf der Schule gelernt." Der Ältere neigte den Kopf ein wenig, als würde er einer Erinnerung nachhängen und setzte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck auf. "Ich muss zugeben, der Tanzunterricht war eine der seltsameren Erfahrungen dort. Was aber nichts daran ändert, dass sie wie in so vielem mit ihren Lehrmethoden erfolgreich waren."

Nach dem, was er über Rosenkreuz gehört hatte, wunderte ihn das nicht wirklich. Doch seine Gedanken sprangen schon wieder weiter, landeten wie von allein bei Crawford.

Und als wäre dieser dadurch herbeigerufen worden, klang plötzlich eine vertraute Stimme auf. "Nichtsdestotrotz meine ich mich zu erinnern, dass du diese Veranstaltungen nicht besonders ernst genommen hast. Von daher bitte ich davon abzusehen, Ran im Zweifel etwas Falsches beizubringen. Außerdem hast du jetzt etwas anderes zu tun."

Er fuhr herum, ungehindert von Farfarello, der viel schneller als er selbst Crawfords Ankunft registriert und ihn bereits freigegeben hatte. Gleich darauf begegnete er braunen Augen, in den sichtlich Amüsement stand.

Unwillkürlich lächelte er, stellte dann die Frage, die er zuvor hatte Schuldig stellen wollen. "Hast du dort auch tanzen gelernt?"

"Hm, nein. Ich konnte das schon vorher. Warum, bist du tatsächlich auf Tanzstunden aus?"

Hastig schüttelte er den Kopf. Das war einfach eine zu seltsame Vorstellung. Vor allem, da so viel Nähe zu Crawford ihn viel zu sehr ablenken würde. Wie es auch gerade wieder geschah. Mit einer merklichen Willensanstrengung hielt er sich davon ab, die Hand nach dem Älteren auszustrecken.

Was Crawford nicht davon abhielt, die unterdrückte Geste zu bemerken. Das Amüsement vertiefte sich für einen Moment, dann bewegte sich der Amerikaner irgendwie so, dass es aussah, als wollte er sich lediglich ein Glas von einem vorbeigetragenen Tablett nehmen. Gleichzeitig reichte die andere Hand aber nach ihm und für einen flüchtigen Augenblick spürte er Wärme an seinem Handrücken.

Er war dankbar dafür, auf der einen Seite, auf der anderen Seite allerdings war es keine große Hilfe. Da war Farfarello viel besser, der für eine echte Ablenkung sorgte, als dieser völlig unbekümmert nach seinem Handgelenk griff und ihn beiseite zog. Gerade rechtzeitig, um einem Mann Platz zu machen, der anscheinend ein Gespräch mit Crawford suchte.

Ist er gefährlich?, war sein erster Gedanke, der gleich wieder verworfen wurde, denn Farfarello war die Ruhe selbst. Soweit man das von dem Iren jemals behaupten konnte.

"Er ist Crawford durch den halben Saal gefolgt. Es scheint ihm also relativ wichtig zu sein, mehr zu erfahren. Crawford hat nicht vor, ihm mehr Gelegenheit dazu zu geben als die Höflichkeit gebietet." Die Erklärung kam von Nagi, der plötzlich wieder zurück war. Vielleicht, weil Schuldig… sich aus dem Staub gemacht hatte? Und woher wusste der Jüngere eigentlich so gut Bescheid? Ganz davon abgesehen: was konnte dieser Typ eigentlich von Crawford wollen?

Seine Verwirrung wurde mit einem nachdrücklichen Blick quittiert. "Schuldig hat einen Job zu erledigen und kann uns daher für eine Weile nicht mehr auf die Nerven fallen. Der Herr dort hat vorhin gesehen, wie Crawford sich mit unserem werten Gastgeber unterhalten hat. Und da Crawford hier eindeutig ein neues Gesicht ist, will er nun zweifellos herausfinden, woher die beiden sich kennen. Vielleicht lässt sich daraus ja Kapital schlagen, egal, ob sozialer oder wirtschaftlicher Natur. Und natürlich habe ich alles genau im Auge behalten, so wie die anderen auch. Sonst noch irgendwelche Fragen?"

Wortlos schüttelte er den Kopf, etwas überwältigt. Und dann konnte er nicht anders als zu lachen.

Farfarello grinste daraufhin und selbst Nagis Mundwinkel kurvten kaum merklich nach oben.
 

~TBC~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Mal hat Crawford eine überraschende Begegnung ^^
cya, cu ^-^ Komplett anzeigen

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