Zum Inhalt der Seite

Ein Meer aus Lavendel

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

            „Du scherzt?“

Marc saß mir gegenüber und blickte skeptisch von seinem Sandwich auf. Wir saßen in einem ruhigen Cafe am Fenster mit Blick auf die Fußgängerzone. Es hatte Klimaanlage, nettes Personal und gutes Essen – alles was das Herz am Ende eines heißen, anstrengenden Tages in durchgeschwitzten Klamotten ersehnte.

            „Nein, wieso sollte ich?“

            „Na ja, vielleicht um mich anzutörnen?“

Ich lachte laut auf.

            „Nein, ehrlich. Vielleicht willst du mir damit sagen, dass du auf Rollenspiele stehst.“

Ungläubig sah ich zu Marc.

            „Ich habe ja bei Michael schon Schwierigkeiten. Aber was bei dir da manchmal unerwartet im Hirn vorgeht, schlägt ihn um Längen.“ Kopfschüttelnd stocherte ich in meinem Salat. „Rollenspiele, Marc!? Ernsthaft?“

            „Ist doch nix dabei! Aber vielleicht ist es das Alter, denn prüde bist du ja nicht unbedingt.“

            „Ich habe dir gerade von einem blinden Tramper erzählt, und deine Synapsen da oben laufen aus dem Ruder?“

            „Na komm, das erscheint mir nicht schlimmer als dein trampender Blinder. Wie zum Teufel kommt ein Blinder überhaupt auf die Idee, so etwas zu machen?“

Ich griff nach meinem Alkoholfrei und prostete Marc fröhlich zu.

            „Genau das hatte ich mich im ersten Moment auch gefragt. Später habe ich dann von Eric erfahren, dass es für eine Studie ist und eigentlich ganz anders ablaufen würde.“

            „Eric?“, fragte Marc misstrauisch, der sich mit der Zunge die Mayonnaise von den Lippen leckte. Ein netter Anblick.

            „Auch Blinde haben Namen. Das solltest du eigentlich wissen“, belehrte ich ihn scherzhaft.

            „Schon klar, sollte nicht un-pc klingen“, entgegnete Marc, der nach seiner Limo langte, „aber verrat mir doch mal, ob du die Tatsache genossen hast, ihn von oben bis unten abchecken zu können, ohne das er es registrieren konnte?“

Für einen kurzen Moment dachte ich, meine Wangen hätten Feuer gefangen. Aber es war nur das schlechte Gewissen, das sich zeigte. Ich vergaß manchmal, wie scharfsinnig der Mann war. „Erwischt. Ich gebe zu, er war sehr attraktiv, aber mehr gibt es da nicht zu erzählen. Sein Name ist alles, was ich über ihn weiß. Na ja, und das er Student ist.“

            „Hm, höre ich da etwa ein Bedauern heraus?“

            „Da musst du dich verhört haben“, erwiderte ich leichtfertig, vermied aber Augenkontakt. Was mich natürlich noch verdächtiger erscheinen ließ.

            „Wie lange kennen wir uns inzwischen, Chris? Sechs Jahre? Und du glaubst tatsächlich noch, du könntest mir etwas vormachen?“ Marcs amüsiertes Lachen drang an mein Ohr. Er hatte sich entspannt zurückgelehnt und sah mich erwartungsvoll an.

            „Was willst du hören?“, rief ich geschlagen und leerte meine Bierflasche. „Glaubst du wirklich, ich würde mich an einen Blinden heranschmeißen, den ich beim Trampen aufgelesen habe?“

            „Spricht doch nichts dagegen, außer vielleicht deine verkorkste Persönlichkeit.“

            „Wo wir gerade von verkorkster Persönlichkeit sprechen. Ist nicht die Person die abgedrehtere, die sich freiwillig mit der gleichen Sorte einlässt?“ Ich zwinkerte Marc belustigt zu, und signalisierte dem Kellner mit der leeren Flasche eine weitere Runde. „Mal ernsthaft. Er ist mindestens zehn Jahre jünger. Wohnt womöglich daheim, und beteiligt sich an äußerst schrägen Selbstversuchen. Ach, und das er blind ist, habe ich bestimmt auch schon erwähnt.“ Ich ertappte mich doch tatsächlich dabei, wie ich Marc mein Herz ausschüttete. „Aber er ist gewitzt, aufmerksam und hat wahnsinnig sinnliche Lippen“, sinnierte ich, „die sexy Hüftknochen nicht zu verge-“

            „Stopp!“, unterbrach mich Marc. „Irgendwie habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen.“

Irritiert starrte ich rüber. „Warum? Du bist doch sonst immer Feuer und Flamme für solche Gespräche.“

            „Schon, aber irgendwie erscheint es mir falsch, so über jemanden zu reden, der, na ja, der-“

            „-blind ist?“, half ich ihm aus. „Keine Sorge, es spricht nichts dagegen. Höchstens vielleicht der generell objektivierende Aspekt dabei.“ Ich sah Marcs Augenbrauen in die Höhe schießen. „Ich will hier keine Sexismus-Debatte lostreten, aber am Hervorheben der inneren wie äußeren Werte ist nichts auszusetzen. Aber ich weiß, was du meinst.“ Ich schenkte dem Kellner, der das zweite Alkoholfrei brachte, ein dankbares Lächeln. „So erging es mir zu Beginn in Erics Gegenwart ebenfalls. Ich war übervorsichtig bei allem was ich tat oder sagte, und dann auch wieder nicht. Ich war fasziniert, so blöd das auch klingen mag.“

            „Worüber habt ihr gesprochen?“, fragte Marc neugierig, der mit einem Auge die Speisekarte studierte. Ich wusste, dass er auf der Suche nach etwas Süßem war. Es verging kein gemeinsames Essen ohne einen überzuckernden Abschluss seinerseits.

            „Viel Zeit für eine freie Unterhaltung blieb wegen des Interviews nicht, dabei habe ich schon bewusst nicht so sehr aufs Gaspedal getreten. Nicht, dass ich sonst rasen würde.“

Marc quittierte diese Aussage mit einem Schmunzeln. „Ja klar. Und morgen gibt uns der Chef Überstundenfrei.“

            „Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Mein Auto lädt noch nicht einmal dazu ein! Außer, du stehst auf special effects wie sich lösende Schrauben, ohrenbetäubendem Lärm und nicht zu vergessen der luftige Fahrtwind, der dir trotz augenscheinlich geschlossener Fahrerkabine die Tränen in die Augen treibt“, verteidigte ich mich schon fast schwärmerisch.

            „Du hast den durch die Luft fliegenden Müll vergessen“, fügte Marc hilfsbereit hinzu.

            „Genau, den auch. Und wenn hier jemand rast, dann doch der Chef. Hattest du mal das Vergnügen?“

            „Nein, leider nicht. Wobei ich ein anderes mit ihm auch vorziehen würde.“

            „Das andere hätte ich auch vorgezogen, aber wir sind hier nicht bei ‚Wünsch Dir was!’. Nein, jetzt mal ernsthaft. Neben dem Üblichen, was jeder halbwegs normale Mensch in solch einer Situation quatscht, kamen wir natürlich auch auf seine Blindheit zu sprechen“, versuchte ich der Unterhaltung wieder die nötige Würde zu geben, „daran ist übrigens Justin Bieber schuld.“ Marcs Augen blitzten belustigt auf. Ein Versuch war es wert.

            „Und, wie ist es dazu gekommen?“

            „Was?“, entgegnete ich irritiert, hatte ich mich in Gedanken schon auf eine spöttische Bemerkung eingestellt.

            „Sein Augenlicht, was sonst?“ Marc stand auf. „Aber komm darauf zurück, wenn ich wieder da bin.“ Er schenkte mir sein breites Lächeln und verschwand Richtung Herrentoilette. An der Theke gab er aber vorher noch eine Bestellung ab. Kuchen? Eis? Marc schien in richtig guter Laune zu sein. Ich hoffte nur, er behielt diese auch, wenn er später allein hoch in seine Wohnung gehen musste.

Ich blickte nach draußen und ließ die Seele baumeln. Die wenigen Menschen, die am Fenster vorbeiliefen, waren Repräsentanten dieses neuen, an Beliebtheit steigenden, Szene-Wohnviertels. Es war ein bunter Kontrast aus jungen Geschäftsleuten in modebewussten Anzügen, Müttern mit ihren Kindern in Tragetüchern, sowie Plastiktüten tragende Obdachlose, die zumindest zu dieser Jahreszeit keine Angst haben mussten, nachts zu erfrieren.

Meine Gedanken flogen zu meiner ersten Leichenöffnung eines Obdachlosen. Ich konnte mich noch genau an die massiven körperlichen Veränderungen erinnern, die ein solches Leben mit sich brachte. Es war beängstigend, was unzureichende Ernährung, mangelnde Hygiene und medizinische Versorgung, sowie das Ausgesetztsein gegenüber jeglicher Witterung und körperlicher Gewalt dem menschlichen Organismus alles antat. Und dabei waren das nur die sichtbaren Abweichungen. Das Wieso und Warum, weshalb jemand in solch eine Lage rutschte, spielte bei der Obduktion keine Rolle. Das war, wenn überhaupt, an anderer Stelle zu klären.

Die traurigen Konflikte der Gesellschaft ließen mich an Erics Lage denken. Sein neues Leben war, wie er selbst sagte, aufregend. Dennoch war mir die leichte Unsicherheit und ein schlummerndes Bedauern in unserer Unterhaltung, als das Gespräch persönlicher wurde, nicht verborgen geblieben. Natürlich hatte er einen Vorteil denen gegenüber, die von Geburt an blind waren. Gleichzeitig mochte dies aber umso schmerzhafter sein, da er genau wusste, zu was er nun nicht mehr in der Lage war, und wovon die Gesellschaft noch meilenweit entfernt war.

            „Wünschen Sie auch noch etwas?“

Die Stimme des Kellners riss mich aus den Gedanken. Wie ich sehen konnte, sollte Käsekuchen heute Marcs Abschluss sein. Gegen ein paar einfache Kohlenhydrate sprach zwar nichts, aber mit dem Nachtisch meines Mittagessens hatte ich dies schon auf meiner Liste abgehakt. Ich bestellte einen Milchkaffee. Das Lächeln des Bedieners wurde durch Marcs abgelöst, der gerade zurückkam. Er bedankte sich, und ließ sich grinsend auf seinem Stuhl nieder, während seine Augen dem Kellner folgten.

            „Das solltest du vielleicht etwas unauffälliger tun.“

            „Was?“, entgegnete Marc unschuldig zwischen zwei Gabeln voll Kuchen. „Etwa das Glotzen?“

            „Was sonst.“ Grinsend schob ich unser Geschirr zusammen und beobachtete Marc, der seine Süßigkeit sichtlich genoss.

            „Unmöglich!“, antworte er mit vollem Mund.

Das Erscheinen des Kaffees stoppte meine Erwiderung. Ich quittierte ihn mit einem Lächeln, das ansteckend war. Nachdem wir wieder allein waren, warf mir Marc einen skeptischen Blick zu.

            „Mein Starren ist definitiv harmloser, als dein Gelächle.“ Ich musste lachen. „Würde mich nicht wundern, wenn du mit der Rechnung seine Telefonnummer bekommst.“

            „Ich hoffe nicht“, gab ich alarmiert zurück, was Marc ein Lachen entlockte.

            „Stimmt. Da ist schließlich noch Eric, der ihn zwar nicht sehen könnte, dafür aber riechen würde, falls er dich in flagranti erwischen würde.“

            „Himmel! Manchmal bist du echt eine Sau!“

            „Das hoffe ich doch!“, erwiderte Marc mit vielsagendem Augenaufschlag. „Aber jetzt erzähl mal, was du über Erics Situation erfahren hast.“

Ich ging im Kopf die wenigen Fakten durch. Unbefriedigend wenige Fakten, wie mir wieder bewusst wurde.

            „Er hat sein Augenlicht durch einen Autounfall verloren. Was genau passiert ist, hat er nicht erzählt.“

            „Hm, muss ein ganz schöner Horror gewesen sein, aufzuwachen und nichts mehr sehen zu können.“ Anteilnahme verdunkelte Marcs Gesicht.

            „Traumatisch in jeder Hinsicht, und niemandem zu wünschen. Er hat nur wenig über die erste Zeit danach erzählt. Nur soviel, dass er es überstanden hätte und nun nach vorne sähe.“

            „Wirst du etwas unternehmen?“

Ich sah fragend zu Marc, der genüsslich die letzten Krümel seines Kuchens vertilgte. „Was unternehmen?“ Ich nahm einen Schluck Kaffee.

            „Jetzt tu nicht so, ihn wiederzusehen natürlich!“

            „Habe ich dir nicht schon gesagt, dass das außer Frage steht? Aber mal so rein theoretisch, wie soll das deiner Meinung nach funktionieren? Ich habe keinen Schimmer, wie ich ihn erreichen könnte. Und ich werde mich bestimmt nicht an die Uni stellen und darauf warten, dass er zufällig vorbeiläuft.“

            „Es gibt zwei Ansatzpunkte, mein lieber. Du könntest zum Beispiel einfach erneut die Raststätte aufsuchen. Sofern die Befragung nicht beendet ist, oder er womöglich die Standorte wechseln muss, solltest du ihn dort wieder antreffen können. Zum anderen könntest du die heißen Kontakte deines unwiderstehlichen Arbeitskollegen nutzen.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drückte mir Marc den Fuß in den Schritt, was bei der Enge unseres Sitzplatzes einem Kunststück gleichkam.

            „Würdest du bitte den Schuh von meiner Hose nehmen!“ Der Druck verschwand, und ich konnte nun Marcs Worten ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Die Raststätte war in der Tat ein Versuch wert, sofern ich an einem Wiedersehen interessiert war – was ich ja nicht war, oder? Ich leerte meine Kaffeetasse. Was Marcs Kontakte anging, das war definitiv verbotene Zone. Auch wenn ich darauf vertrauen konnte, dass er die Angelegenheit mit Diskretion behandeln würde, so fühlte ich mich doch unwohl bei dem Gedanken, dass er sich an meiner statt umhören würde.

            „Vielen Dank für deine Angebote“, entgegnete ich entschieden, und bezog mich damit nicht nur auf das Schnüffeln. „Ich denke, ich belasse es dabei. Es war nett und interessant, aber wer hat schon je davon gehört, zweimal auf denselben Tramper zu treffen.“

            „Du vergisst, dass er kein wirklicher Tramper ist.“

            „Was auch immer. Könnten wir das Thema jetzt bitte beiseite schieben? Ich würde gern zahlen und ab nach Hause. Ich bin echt erledigt.“

Marcs Einwand ignorierend, stand ich auf und ging zur Theke. Ließ ihn aber über meine Schulter wissen, dass ich für uns beide zahlen würde. Ich musste zugeben, es kam einer Flucht gleich, aber ich wollte nicht mehr über Eric reden. Je früher ich ihn aus meinen Gedanken strich, desto besser.

Während ich das Rückgeld nebst Quittung, wohlgemerkt ohne Telefonnummer, einsteckte, tauchte Marc an meiner Seite auf. Mit einem Lächeln in meine Richtung, ließ er sich zwei weitere Stücke Kuchen einpacken, von denen das eine definitiv für mich bestimmt war. Wollte er mich damit in seine Wohnung locken? Marc wusste genau, dass ich nach dem Sex gern etwas Süßes aß, und Kuchen stand dabei ganz oben. Aber heute würde er ihn allein essen müssen, da sich an meiner Planung für den Abend nichts geändert hatte. Auf mich warteten eine Dusche, ein Gutachten und ein Telefonat.

 
 

*****
 

 

            „Und du willst wirklich nicht mit hochkommen?“ Marc zog sich zurück, ließ aber die Hand abwartend auf meinem Oberschenkel zurück. Ich konnte noch immer seine warmen Lippen auf meinen spüren, ganz zu schweigen vom Käsekuchengeschmack im Mund.

            „Wie ich schon sagte, ich bin fix und alle. Alles was ich jetzt brauche, ist eine Dusche und mein eigenes Bett.“

            „Nicht vielleicht auch noch ein Stück Kuchen?“, murmelte Marc, der erneut die Distanz zwischen uns überbrückte und mich ein weiteres Mal küsste. Ich genoss die Berührung und musste zugeben, dass ich nicht darauf wartete, dass er sie unterbrach. „Da, wo der herkommt, gibt es noch viel mehr von!“, hauchte er mir gegen die Lippen.

Lachend schüttelte ich den Kopf.

            „Heute wirklich nicht, hübscher!“, erwiderte ich endgültig und fuhr ihm entschuldigend durch das dichte Haar, da ich wusste, dass er diese Berührung mochte. Ich konnte für einen Moment Enttäuschung in seinen Augen aufblitzen sehen.

            „Verstanden. Aber das nächste Mal kommst du mir nicht davon!“ Er griff nach seiner Tasche auf dem Rücksitz. „Mal sehen, ob ich mich vielleicht nicht doch etwas schlau mache bezüglich eines gewissen Experiments. Kann ja nicht schaden, mal in die Abgründe der Universität zu blicken.“

            „Hey!“

            „Hey dich selbst!“ Lachend verließ Marc das Auto. Während er den Wagen umrundete, kurbelte ich das Fenster runter.

            „Marc! Ernsthaft! Ich will das nicht“, rief ich ihm hinterher.

            „Wer sagt denn, dass ich was für dich tue? Vielleicht interessiert mich einfach diese Forschung.“ Sein breites Grinsen war nicht zu übersehen.

            „Klar, und morgen regnet es Kondome.“

            „Sag das lieber nicht zu laut. Im Safety hat es letztens wirklich welche geregnet!“ Kopfschüttelnd sah ich ihm nach, bis er im Eingang verschwand.
 

 
 

*****
 

 

Mein Anrufbeantworter blinkte mir wichtig entgegen, als ich die Tür hinter mir schloss. Ich legte Tasche und Schlüssel ab, drückte Abhören und zog, während ich lauschte, die durchgeschwitzten Klamotten aus. Nackt ließ ich mir von Benjamin erklären, dass er es später noch einmal versuchen würde, und ich ja den Hörer abnehmen sollte. Die nächste Nachricht brachte mein Sammlerherz zum Klopfen. Es sah so aus, als hätte mein bevorzugter Antiquitätenhändler endlich eine von mir lang gesuchte Schallplatte ausgraben können. Ein wortloses Auflegen war der ganze Inhalt der letzten Mitteilung. Achselzuckend löschte ich die Anrufe, und lief der ersehnten Dusche entgegen.

 

Eine viertel Stunde später stand ich erfrischt, und mit nichts als einer weichen Boxershorts bekleidet vor meinem offenen Kühlschrank, als das Telefon klingelte. Ich schnappte nach dem Smoothie und rannte in den Flur.

            „Einen wunderschönen guten Abend! Lust auf ein heißes Gespräch?“

            „Eisiges Schweigen wäre mir gerade lieber!“, erwiderte ich lachend. Den Smoothie kühlend an die Stirn gepresst, wanderte ich mit dem Telefon Richtung Wohnzimmer, wo mir die Klingel beides vor Schreck fast aus den Händen beförderte. Fluchend vertröstete ich Benjamin, und lief zur Gegensprechanlage.

            „Ja?“

            „Chris?!“

            „Maximilian?“, krächzte ich ungläubig.

            „Wieso gehst du nicht an dein Diensthandy? Ich versuche dich schon seit 20 Minuten zu erreichen.“ Der tadelnde Ton des Chefs bereitete mir doch tatsächlich eine Gänsehaut.

            „Ich stand unter der Dusche.“ Schweigen.

            „Wie auch immer.“ Hatte ich da etwa ein missbilligendes Schnauben vernommen? „Mach dich fertig und komm runter. Du wirst mich begleiten.“

            „Okay. Brauche ich irgendwas?“

            „Nur deinen scharfen Verstand und beeil dich, wir kommen eh schon zu spät.“

            „Bin sofort da.“

Ich rannte ins Schlafzimmer zum Schrank. Die Müdigkeit war wie weggeblasen. Anschließend verabschiedete ich mich von Benjamin, den ich fast vergessen hatte, und verließ die Wohnung, die ich vor nicht weniger als einer dreiviertel Stunde betreten hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück