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Mal mir einen Bären...

Augustprojekt für hetalia challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich habe mich im Sinne der Aufgabe für "Den kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupéry entschieden.
Für Leute die das Buch nicht kennen: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_kleine_Prinz Komplett anzeigen

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Mal mir einen Bären...

Mal mir einen Bären...
 

Verwirrt blinzelte Ivan gegen das helle Licht, welches ihm, durch den heißen Wüstensand reflektiert, nur noch mehr in die Augen stach.

Was machte er hier?

Warum saß er im Schatten eines alten Flugzeuges, welches offenbar mitten in der Wüste eine Bruchlandung gemacht hatte?

Schlaff ließ er den Arm sinken, mit dem er noch vorhin die enge Umklammerung seines Schales geweitet hatte, welche ihm nun durch die Hitze mehr zu schaffen machte als ihm die gewohnte Sicherheit zu geben.

Mit glasigem Ausdruck in den Augen ließ er seinen Blick nochmals über die eintönige, sandige Landschaft schweifen. Gedanklich verfluchte er seine Neugier und sich selbst, dafür, dem Bedürfnis nachgegeben zu haben, dem englischen Knilch, dessen Nation ja nicht einmal anerkannt war, gefolgt zu sein. Er hätte ja umdrehen können, wenigstens in dem Augenblick in dem er verstanden hatte, wohin der Knirps unterwegs gewesen war. Warum hatte er Seeland nicht einfach Seeland sein lassen können und war wieder zur Festgesellschaft hinauf gegangen? Es wäre doch sicher lustiger gewesen, Ravis mit seiner Präsenz einen Schrecken einzujagen, als dabei zuzusehen, wie diese kleine Wanze ein Regal mit allen möglichen magischen Tinkturen von diesem englischen Pfuscher umwarf.

Nun ja, aber er hatte all diese Möglichkeiten ungenutzt gelassen und jetzt saß er im Schlamassel. Gut, ganz so schlimm war es nun doch nicht geworden und so wie er das magische Geplänkel der dicken Augenbraue kannte, musste er nichts weitertun als zu warten, da bei solchen Zauberunfälle, wie sie die kleine Made ausgelöst hatte, die goldene Regel lautete: einfach die Zeit absitzen, die der Zauber brauchte, um sich aufzulösen. Somit ließ sich die Tatsache, dass er sich nun in einer französischen Pilotenkleidung der vierziger Jahre, mit dazu passendem Flugzeug, offenbar mitten in einer Sandwüste befand, leichter verdauen, wenn da nur nicht diese verdammte Hitze wäre.

Auch wenn er am Anfang nicht gerade sehr begeistert von der Idee gewesen war, der Einladung des englischen Möchtegernmagiers zu folgen, so sehnte er sich nun den kühlen Ballsaal zurück, aus dem er vor nicht allzu langer Zeit geflüchtet war. Wenigstens war das eine Entscheidung, die er nicht bereut hatte, wenn er sich auch hatte eingestehen müssen, dass seine liebe, jüngere Schwester noch furchterregender war, wenn sich diese als Herzkönigin verleidete.

Mit dem Ende seines Ärmels strich er sich den Schweiß aus der Stirn und mit immer benebelteren Sinnen verfolgte er das Flimmern in der Ferne. Das Schlucken fiel ihm immer schwerer, als würde ein Hitzeteufel auf seiner Brust hocken und seine Kehle war langsam aber sicher mit einem ausgetrockneten Flussbett zu vergleichen. So gut er die Kälte und den Wodka vertrug, so nutzlos war er bei Hitze und höheren Temperaturen. Wie lange musste er noch hier warten, damit der verdammte Zauber endlich sein Ende fände und er wieder in seine Welt, seine Zeit und wenn es sein musste auf diesen verdammten Ball zurückkonnte.

„Mal mir bitte einen Bären.“

Innerlich höchst erschrocken, doch äußerlich zu nicht mehr fähig als verdutzt den Kopf zu drehen, versuchte er den Ursprung dieser Frage zu finden, doch was er sah, verwirrte ihn noch mehr.

„Wer bist du?“

Selbst seine Stimme kam ihm völlig trocken und dürr vor, doch mit dieser Empfindung hielt er sich nicht lange auf, denn nun gaben ihm seine Sinneseindrücke ein weiteres Rätsel auf. Ihm kam das Gesicht bekannt vor, auch wenn er nicht sagen konnte woher.

Ein zartes Kindergesicht, mit äußerst weichen Zügen, welches durch die längeren und an den Spitzen leicht gelockten, blonden Haaren noch feiner wirkte. Verdammt noch mal, er war sich sicher, dass er dieses Gesicht schon öfters gesehen hatte. Die violetten Augen musterten ihn völlig ruhig und still, während bei Ivan endlich der Groschen fiel.

„Kanada?“

Aber natürlich so hatte einst Kanada in jungen Jahren ausgesehen, auch wenn er damals kein grünes Hemd zu grüner Hose getragen hatte, sondern immer sehr gepflegt und adrett in der entsprechenden Mode der Zeit gekleidet worden war.

Der Russe runzelte die Stirn und versuchte so schnell wie möglich das Gesehene mit seinem magischen Wissen in Einklang zu bringen. Zwar war er nicht sicher, als was Matthew auf der Party erschienen war, aber er meinte sich daran erinnern zu können, dass der stille Blondschopf dort gewesen war. Dies beantwortete zwar noch lange nicht die Frage, warum der Kanadier nun vor ihm stand, vor allem nicht als ein Kind, aber in einer gewissen Weise beruhigten ihn die Anwesenheit des Jüngeren.

Die leichten, blonden Locken wiegten leicht zu Seite, als das Kind sein Köppfchen schief legte und ihn fragend ansah.

„Wie bitte?“, flüsterte es dann leise, in der Flüsterstimme, auf die Ivan so selten achtete. Ein verunsichertes Grinsen schlich sich auf die Lippen des Russen, wie immer wenn er kaschieren wollte, wenn etwas überhaupt nicht seinen Vorstellungen nach verlief.

„Du bist doch Matthew Williams, da?“

Wieder sah ihn der Kanadiern in jüngerer Version irritiert an.

„So kannst du mich, wenn du willst, auch nennen, aber zeichnest du mir nun bitte einen Bären?“

Irgendetwas kam ihn an dieser Szene bekannt vor…

Angestrengt versuchte Ivan seine, durch die Hitze dahingestreckten, grauen Zellen zu reaktivieren, um endlich herauszufinden, woher er ein Déjà-vu hatte und vor allem wie es sich erklären ließe, dass der Junge, den er eindeutig als die Verkörperung von Kanada erkannte, nicht nur offenbar körperlich um ganze zehn Jahre verjüngt war, sondern auch ihn nicht als Russland erkannte, sondern eine ganz andere Rolle spielte.

Träge geworden, durch die Glut der Wüste, ließ sich Ivan wieder zurücksinken und blickte den Kleinen aus trüben Augen an.

„Tut mir Leid, aber ich habe nichts zum Zeichnen, geschweige denn zum Malen hier, kleiner Matthew.“

Ganz davon zu schweigen, dass ich nicht zeichnen kann, komplettierte der russische Hüne den Satz in Gedanken.

Die nächste Reaktion des Kindes wiederum, überraschte ihn. Es lächelte ihn sanft an, kletterte dann geschickt über die Träger zum Cockpit. Einige Augenblicke später hüpfte es wieder zurück zu ihm in den Sand und Ivan musste mit einem leichten Neid eingestehen, wie leicht sich der Zwerg bewegte, offenbar von jeglichem Einfluss der Hitze befreit.

Immer noch dieses sanfte Lächeln auf den Lippen, hielt ihm der jüngere Matthew-Verschnitt einen Zeichenblock und ein paar Stifte hin.

„Einen Eisbären bitte.“

Von der Situation überfordert nahm der Repräsentant der russischen Föderation den angebotenen Block und das Schreibgerät entgegen, hielt aber weiterhin den Blickkontakt mit den violetten Augen aufrecht. Sein träge gewordener Geist verstand noch immer nicht ganz, was hier gespielt wurde, aber er war sich soweit sicher, dass er außer Lage war, einen Eisbären zu zeichnen. Zum einen, weil ihm die hohen Temperaturen bereits das Wasser über das Gesicht fließen ließen, ohne dass er sich großartig bewegte und zum anderen, weil er nun mal kein großartiger Zeichner war. Das letzte Mal, dass er etwas gezeichnet hatte, hielt seine ältere Schwester seine Zeichnung von Baba Yaga und ihrem Haus auf einer Hühnerkralle für ein Auge mit einem Krüppelschneemann davor.

„Einen Eisbären, kleiner Matthew?“, fragte er dann unsicher noch mal nach. Der Junge nickte und erst jetzt fiel Ivan auf, dass die kleine, kuschelige Fellkugel, die der andere sonst in den Armen trug, fehlte. Doch dann setzte er sich etwas aufrechter hin und drückte den Block gegen seine angezogenen Schenkel. So oder so würde der Zauber bald behoben werden, da machte es nichts, wenn er noch eine Weile in diesem absurden Stück mitspielte.

Von seinem Vorhaben dennoch wenig überzeugt, setzte er den Beilstift auf dem jungfräulichen Blatt an und zog einen zögerlichen, krummen Strich, dann noch einen und noch einen weiteren. Line für Line nahm seine Vorstellung, von einem gezeichneten Eisbären, immer mehr Form an, während der kleine Matthew, welcher sich nun neben ihm in den Schatten gestellt hatte, ihn aufmerksam mit seinen violetten Kinderaugen beobachtete.

Schließlich, als der Russe kritisch sein Erstwerk betrachtete, beugte sich der junge Kanadier zu ihm herunter und begutachtete die Zeichnung selbst aus nächster Nähe. Für einen Moment hielt Ivan inne, als er glaubte, einen süßlichen Geruch, welcher den anderen einhüllte, zu riechen. Süß und zugleich ein wenig herb… wenn er so nachdachte… roch Ahornsirup so.

„Non, non et non. Der schaut ja aus als würde er mich gleich fressen wollen.“, meinte der Knirps dann leicht verzweifelt und riss den Älteren somit aus seinen Gedanken. Selber skeptisch blickte er nochmals sein Werk an und musste diesem seltsamen Matthew mit leichter Verbitterung Recht geben. Einen solch grimmigen Bären hätte er auch nicht haben wollen. Wieder schien es ihm, als müsste ihm nun etwas einfallen, oder wenigstens so bekannt vor kommen, dass er sagen könnte, was auf ihn so unheimlich rückblickend wirkte.

„Könntest du es noch einmal versuchen?“

Die Stimme klang so herzzerreißend bittend, dass Ivan mit einem Seufzen das erste Blatt mit dem grimmigen Bären abriss und sich am nächsten gleich wieder daran versuchte, einen Bären zu zeichnen. Doch kaum hatte er den letzten Strich getätigt, nahm er aus dem Augenwinkeln einen traurigen Blick war.

„Le pauvre, der schaut nun drein als wäre er ein schwerer Alkoholiker. Non, das ist auch kein Bär, wie ich ihn mir wünsche.“

Wieder musste ihm Ivan Recht geben, diesmal hatte sein Bär zwar ein um einiges fröhlicheres Gesicht, aber die Ähnlichkeit zu einer Wodkaleiche war nicht wirklich zu verleumden.

Den ersten abgelehnt, den zweiten abgelehnt, den dritten…

Warte mal kurz… verdammt noch mal die ganze Situation kam ihm bekannt vor…

Zeichne mir bitte einen…

Er war sich mehr als sicher, dass er das alles von irgendwoher kannte, ebenso wie er zu glauben wusste, dass es sich nicht um einen Bären handelte sondern um …

-„Zeichne mir ein Schaf …“

„Das Schaf, das du willst, steckt da drin.“-

Endlich. Er wusste endlich, woher ihm die ganze Szenerie so bekannt vor gekommen war und jetzt wusste er auch, wie es ausgehen sollte.

Beherzt riss Ivan das Blatt Papier vom Block und machte sich mit einem, ihm selten bekannten, Eifer unter der heißen Sonne ans Werk. Es war nicht einmal nötig, dass das Kind ihn erneut darum bat, ihm einen weiteren Bären zu zeichnen. Mit einer ihm unbekannten Schnelligkeit fetzte der Stift nur so über das Papier und hinterließ Strich für Strich. Sich selbst wie ein Kind freuend, präsentierte er sein letztes Meisterwerk dem jungen Blondschopf, welcher die Zeichnung irritiert betrachtete.

„Aber das ist kein Bär sondern eine Kiste.“

Mit einem Lächeln, vor dem die Italienbrüder Reißaus genommen hätten, lächelte Ivan ihn an und deutete auf den gezeichneten Pappkarton.

„Der Eisbär, den du willst, steckt da drin.“

Zögerlich nahm das Kind ihm das Blatt ab. Doch nach einigen hin und her drehen, lächelte es selbst und der Russe musste eingestehen, dass dieser unscheinbare Zwerg ein recht hübsches Lächeln besaß. Wenn er zurück war, in seiner Wirklichkeit, sollte er einmal darauf achten, ob es der wirkliche Matthew noch immer besaß, oder ob er es, wie sein Bruder, im Laufe der Jahre verlernt hatte.

„Ach ja, jetzt kann ich seine Schnauze, durch die Löcher sehen.“

Selig dem Rätsel doch noch auf die Spur gekommen zu sein, lehnte sich der Russe gegen die aufgewärmte Maschine und teilte in aller Stille die Freude des Jungen.

„Vielen Dank.“

Da war es wieder, das Lächeln, welches doch so schön war und glücklich, dass der andere seinen dritten Eisbären angenommen hatte, wollte Ivan eben die Hand erneut heben, da verschwamm Zusehens alles vor ihm. Der Zauber löste sich auf und das [l]Letzte was Ivan sah, war der kleine Matthew, welcher glücklich seine Zeichnung an die Brust drückte.

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„Mon dieu, ich dachte wir bekommen dich überhaupt nicht aus diesem Alptraum raus.“

Francis tätschelte ihm pflichtbewusst den Rücken und bot ihm ein weiteres Glas Wasser an, welches Ivan dankbar entgegen nahm. Der Franzose sah selbst leicht zerrupft aus, obwohl er das zuvor auch schon getan hatte, da er sich als literarische Kostümierung, irgendeinen Kerl aus den Miserablen ausgesucht hatte. Auch kein sehr aufbauendes Werk, nebenbei bemerkt. Nach dem, was Ivan zu Ohren gekommen war, hatte die französische Republik das Pech gehabt, in einen Verschnitt der Schatzinsel zu geraten, mit einem Arthur als Silver. Das war in Ivans Augen auch keine Situation, auf die man neidisch sein konnte.

„Francis?“

„Oui, Russie?

Leicht verlegen knetete Ivan seine Hände durch.

„Könnte ich mir in nächster Zeit von dir „Den kleinen Prinzen“ ausborgen?“

Obwohl er dem Franzosen nicht ins Gesicht sah, konnte er sich geradezu bildlich vorstellen, wie dieser die blonden Augenbrauen anhob.

„Seit wann ein solches Interesse an meiner modernen Literatur, Ivan?“

Der Hüne zuckte belustigt die Schultern.

„Ich weiß nicht, Francis. Irgendwie habe ich Lust darauf bekommen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen: Sira_Cunningham Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-08-12T13:31:44+00:00 12.08.2013 15:31
Ich hab das buch nicht gelesen -_- würdest du es mir empfehlen?

Okay, jetzt zum fanfiction:
Yippie Ivan und Matthew ^^
die Geschichte ist knuffig (wie immer)
das werde ich zur meiner Lehrer/in sagen: "die Lösung die sie sehen wollen steckt da drin" und ihr denn mein gekritzel zeigen vielleicht in Latein oder Mathe XD
lg saphira
Antwort von:  Sternenschwester
14.08.2013 12:36
Danke für das Kommi^^!
Nun ich habe den kleinen Prinz schon immer sehr gemocht... liegt aber auch daher das es ein Klassiker ist in der modernen franz. Literatur. Es ist halt ein sehr philosophisches Werk... und auch tiefgründig, wenn man ein aufmerksamer Leser ist.
Also soweit kann ich es empfehlen^^.
lg, Sternenschwester


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