(K)eine gute Idee?!
„Nein, Rainbow Dash, ich bin mir ganz sicher, dass ich das nicht will!“
„Ach, du bist nur etwas schüchtern, Twilight.“
„Was hat Schüchternheit bitte damit zu tun?!“
„Jetzt stell dich nicht so an!“ Rainbow Dash versuchte mit all ihrer Kraft - und das war nicht wenig, immerhin war Rainbow Dash eine sehr kräftige Pegasus - Twilight voran zu schieben, die ihre Hufe jedoch fest in den Boden vergrub.
„Ich stelle mich nicht an, ich bleibe nur gerne mit allen vier Hufen auf dem Boden!“, protestierte das Alicorn.
„Aber ich habe Prinzessin Celestia versprochen dir Fliegen beizubringen“, entgegnete Rainbow. „Außerdem dachte ich, ich hätte endlich einmal einen fliegenden Kumpel, wo Fluttershy doch alles über fünf Fuß zu hoch ist! Aber du stellst dich ja noch schlimmer an als sie!“
„Was daran liegen mag, dass ich bisher immer mit allen vier Hufen auf dem Boden war!“ Twilight stemmte sich weiter gegen ihre Freundin, die sie immer näher zu einer Klippe am Rande von Ponyville drängte. „Wie wäre es, wenn wir mit irgendwelchen einfachen Übungen anfangen? Irgendwas, um erst einmal die Flügel so lockern, oder so?“, schlug sie dann hoffnungsvoll vor.
Doch Rainbow Dash wollte davon nichts wissen: „Ich bin der Fluglehrer. Ich entscheide. Und ich sage, dass der Fisch erst im Wasser schwimmen lernt.“
„Was daran liegen mag, dass Fische im Wasser geboren werden...“
„Jetzt hab dich nicht...“, begann Rainbow, als die Aufmerksamkeit ihrer Freundin auf die Wiese, die viele, viele Fuß unter ihnen lag, gelenkt wurde.
„Ist das nicht Pinkie? Was macht sie da?“
Diesen Moment nutzte Rainbow Dash um Twilight über die Klippe zu schubsen. Was folgte, war ein langer, panischer Schrei und dann ein Krachen, als Twilight, die ihrer Intuition folgend die Flügel ausgebreitet hatte, um den Sturz abzufangen, in einem Bogen in Pinkie, die mit einer Pauke auf dem Rücken über die Wiese marschiert war, hineinflog.
„Au...“, murmelte Twilight missmutig, während sie vier Beine und zwei Flügel sortieren musste, ehe sie wieder auf die Hufe kommen konnte.
„Guten Morgen, Twilight!“, begrüßte sie Pinkie fröhlich, als hätte sie den Unfall gerade nicht einmal mitbekommen. „Hast du Flugstunden? Wie läuft's?“
Twilight sah sie entgeistert an und fragte sich, ob diese Frage wirklich einer Antwort bedurfte.
„War doch gar nicht so schlimm“, meinte Rainbow Dash. „Einige Abzüge in der B-Note, aber immerhin lebst du noch!“
„Ja, ganz toll“, murmelte Twilight, während Pinkie fröhlich „Guten Morgen, Rainbow Dash!“ rief.
Das Alicorn beschloss, ihre „Lehrerin“ erst einmal zu ignorieren, und wandte sich stattdessen Pinkie zu, in deren Pauke nun ein Loch klaffte. „Und was machst du hier?“
„Na, Vorbereitungen für die Party treffen!“ Pinkie grinste stolz.
„Party? Was für eine Party?“, fragten Twilight und Dash wie aus einem Mund.
„Natürlich die Geburtstagsparty!“
Twilight sah sie fragend an. „Aber heute hat doch kein Pony Geburtstag.“
„Stimmt!“
„Und wieso gibt es dann eine Geburtstagsparty?“
„Na, kein Pony hat heute Geburtstag, aber in Ponyville leben ja nicht nur Ponys“, antwortete Pinkie mit belehrender Miene.
Nun war es Dash, die seufzte. „Und? Wer hat dann heute Geburtstag?“
„Discord!“ Und bei dieser Antwort setzte Pinkie wieder ein breites Grinsen auf.
„Discord?!“ Ungläubig sahen die anderen beiden Ponys sie an.
„Discord!“
„Wat?“, fragte auch Applejack entgeistert, nachdem sie Pinkie, zusammen mit Rarity zu Sweet Apple Acres gebracht hatten. „Du willst wirklich fürn Discord 'ne Party machen?!“
„Das klingt nach einer ganz furchtbaren Idee, Liebes“, stimmte Rarity in die allgemeine Entgeisterung mit ein.
„Jo!“, erwiderte Pinkie, die sich ihre gute Laune, wie so oft, nicht verderben ließ.
Da fiel Twilight noch etwas anderes ein. „Woher weißt du eigentlich, wann Discord Geburtstag hat?“ Immerhin war der Chaosgott ein uraltes Wesen.
„Weiß ich gar nicht!“, antwortete das rosafellige Erdpony.
Die vier anderen Ponys sahen sich noch entgeisterter an als zuvor.
„Und wieso willste dann einen Geburtstag feiern, wenner gar kenen Geburtstag hat?“, fragte Applejack.
„Nun ja, vielleicht ist es kein wirklicher Geburtstag, sondern eher ein Prinzessin-Celestia-hat-ihn-entsteinert-damit-er-über-die-Magie-von-Freundschaft-lernt-Tag, aber das heißt ja nicht, dass es kein Grund zum feiern ist“, verteidigte sich Pinkie, woraufhin ihren Freundinnen gar nichts mehr zu erwidern einfiel.
Schließlich war es Dash, die sich fasste, und misstrauisch zu Pinkie sah. „Also, kurz gesagt: Du hast einfach einen Grund für eine Party gesucht? Immerhin ist es noch kein Jahr her, dass Discord...“
„Es sind auf den Tag genau drei Monate!“, antwortete Pinkie Pie wie aus der Pistole geschossen. „Aber natürlich hast du auch Recht: Wir hatten schon viel zu lang keine Party mehr!“
„Ja, erst vor zehn Tagen Twilights Krönungsfeier in...“ Doch weiter kam sie nicht, ehe Pinkie auf ihr Hufgelenk sah, als hätte sie da eine Uhr, und sich auf einmal einen bunten Partyhut aus der Mähne zog.
„Ihr entschuldigt mich, Mädchen, ich hab noch ein paar Sachen zu tun!“ Und ehe jemand etwas erwidern oder sie auch nur aufhalten konnte, galoppierte sie schon in Richtung Ponyville davon.
„Das kann ja nicht gut gehen“, jammerte Rarity und sah ihr hinterher. „Nein, das geht ganz sicher nicht gut. Ganz, ganz, ganz...“
„Ja, wir haben verstanden“, murmelte Dash.
„... ganz, ganz sicher!“ Damit warf sich Rarity auf den nächstgelegenen Heuballen, da kein Sofa in der Nähe war.
Mit einem Seufzen sah auch Twilight der Staubwolke nach, die Pinkie Pie war. Auch wenn sie Raritys Drama vielleicht etwas übertrieben fand, so hatte sie das Gefühl, dass das Einhorn dennoch recht hatte: Es klang einfach nach einer schlechten Idee. Denn auch, wenn Discord nun „gut“ war, so war seine Auffassung von „gut“ teilweise sehr anders, als die der Ponys. Und Twilight war sich sicher, dass Discord vor allem unter einer „guten Party“ etwas ganz anderes verstand, als sie oder sogar Pinkie.
Weniger missmutig, wenngleich durchaus auch etwas entgeistert, wurde Pinkie bald von drei anderen Ponys, die kaum mehr als Fohlen waren, beobachtet, während sie mit Hüten, Donuts, Kuchen, verschiedenen Musikinstrukmenten und Dekoration immer wieder durch die Straßen von Ponyville galoppierte.
Die Cutiemark Crusader saßen derweil in ihrem Hauptquartier und waren nicht umher gekommen, diesen Wirbel zu bemerken.
„Jetzt ist sie vollkommen durchgeknallt“, stellte Scooladoo fest.
„Ich glaube, sie bereitet nur irgendeine neue Party vor“, meinte Applebloom.
„Aber es gibt doch eigentlich nichts zu feiern, oder?“, fragte Sweetie Belle.
„Ich weiß nicht“, erwiderte Applebloom.
„Wie uncool“, kommentierte Scooladoo.
„Ich hoffe, sie macht nichts kaputt“, begann Sweetie Belle sich zu sorgen, als Pinkie eine Torte durch die Straße hiefte.
„Vielleicht sollten wir ihr helfen?“, schlug Applebloom vor.
„Wozu? Wir sollten uns eher Gedanken darüber machen, worin wir endlich unser Cutiemark bekommen“, entgegnete Schooladoo.
Für einen Moment schwieg das Erdpony. „Vielleicht bekommen wir ja Partyplaner-Cutiemarks.“
Ihre Pegasus-Freundin beobachtete Pinkie Pie kurz. Dann schüttelte sie den Kopf. „Eher nicht.“
Fluttershy musste zugeben, dass sie sich nicht so ganz wohl fühlte. Dies mochte daran liegen, dass sie Überraschungen nicht leiden konnte – schon gar nicht, wenn es eine von Pinkie Pies Überraschungen war – da Überraschungen sie am meisten eher erschraken. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es etwas mit Discord zu tun hatte und sie wusste nicht was.
Immerhin wusste sie, dass ihre Freundinnen der Chaosentität nicht ganz über den Weg trauten – wie auch die meisten Ponys in Ponyville.
Discord schien ihre Bedenken allerdings weniger zu teilen, denn er ging pfeifend, mit Fliege, Jackett und Zylinder bekleidet auf beiden Hinterbeinen laufend neben ihr her.
„Aber, aber, meine liebe Fluttershy“, meinte er mit übertrieben charmanten Tonfall, als er ihren besorgten Gesichtsausdruck bemerkte, „du schaust aber gar nicht erfreut drein.“
Das Pony versuchte ein Lächeln. Es misslang. „Es ist nur so“, begann es dann kleinlaut, „dass ich nicht unbedingt Pinkie Pies Überraschungen mag...“ Dabei wurde seine Stimme immer leiser.
„Ach, was kann man denn an Überraschungen nicht mögen?“, fragte Discord.
„Nun, sie könnten einen erschrecken oder sie könnten schlecht...“ Da unterbrach sich Fluttershy, da sie meinte, gehört zu haben, wie jemand ihren Namen rief. Vorsichtig drehte sie sich um. „Ja...?“
Doch niemand war da.
Sie schloss die Augen für einen Moment. „Oh. Ich mag das nicht, ich mag das gar nicht...“
„Ach, kein Grund zur Besorgnis“, meinte Discord nun aufmunternd. „Außerdem hieß es ja, es sei eine Überraschung für mich, also muss du dir keine Sorgen machen.
Fluttershy seufzte. Genau deswegen machte sie sich doch Sorgen! Aber sie erwiderte nichts mehr und ging stattdessen still neben ihrem ungleichen Freund her.
Schließlich kamen sie zu der Scheune, zu der Pinkie sie eingeladen hatte. Etwas, das Fluttershys Besorgnis irgendwie noch vergrößerte.
Tatsächlich schienen einige Ponys in der Scheune versammelt zu sein, die bunt geschmückt war. Dies ließ Fluttershy ahnen, dass ihre schlimmsten Befürchtungen stimmten: Eine Überrschungsparty. Aber was hatte das mit Discord zu tun?
Als sie die Scheune betraten, sahen die meisten Ponys besorgt oder verängstigt zu Discord und es herrschte eine bedrückte Stille.
Bis ein Knall, gefolgt von einem Ruf, ertönte.
„Alles gute zum Prinzessin-Celestia-hat-dich-entsteinert-damit-du-über-die-Magie-von-Freundschaft-lernst-Tag!“, rief Pinkie Pie, begann auf einer Trompete zu spielen und ließ Konfetti regnen, während die anderen Ponys nur schweigend warteten, was passierte.
Discord reagierte nicht sofort. Er starrte Pinkie an und Pinkie starte zurück.
Dann brach er plötzlich in schallendes Gelächter aus, was einige Ponys zurückweichen ließ, während er auf den Boden fiel und sich den Bauch vor lachen hielt.
Pinkie stimmte in sein Lachen mit ein, während die meisten Ponys einen weiteren Schritt zurückwichen, was Discords Amüsement noch verstärkte.
„Discord? Pinkie Pie?“, fragte Fluttershy kleinlaut, wurde aber nicht gehört. Am liebsten wäre sie auch zurückgewichen, aber immerhin waren sowohl Discord, als auch das partysüchtige Erdpony ihre Freunde. So blieb sie stehen.
Doch es dauerte eine ganze Weile, bis sich Discord beruhigt hatte. Er schlängelte sich über den Boden auf Pinkie zu, die immer noch am kichern war, und wandte ihren Kopf mit seiner Adlerkralle ihr zu. „Also ich muss sagen, Pinkie, du bist eins der unterhaltsamsten Ponys, die ich bisher kennen gelernt habe!“
Die Stimmung der anderen Ponys entspannte sich etwas.
„Danke“, kicherte Pinkie und hob den Kopf stolz.
„Danke dir für eine wunder...“ Er sah zu den verängstigten Ponys. „Na ja, für eine Party, denk ich. Auch, wenn ich mich ja wundere...“
„Nun, ich dachte, es würde mal wieder Zeit für eine Party“, meinte Pinkie. „Außerdem ist jedes Pony in Ponyville mein Freund! Na ja, und auch jedes Nicht-Pony.“
„Sehr niedlich“, kommentierte Discord freundlich, was Pinkie mit einem Nicken bestätigte.
Dann jedoch hob Pinkie auf einmal eine Hufe und sah ihn ernst an. „Das heißt allerdings nicht, dass ich Schokoladenregen ohne Schlagsahne jemals verzeihen werde!“
Die Chaosentität hob eine Augenbraue. „Nun, wenn es nur das ist“, meinte er und schnipste.
Im nächsten Moment brach ein Regenschauer von Kakao und Schlagsahne und damit auch eine Menge Chaos in der Scheune los, als die gerade entspannten Ponys begannen zu flüchten.
„Ganz toll“, murmelte Rarity, deren Mähne nicht nur verklebte, sondern auch schnell platt an ihrem Kopf hing.
„Oh ja!“, stimmte Pinkie begeistert zu und legte den Kopf in den Nacken.
Fluttershy lächelte nur matt.
