Reue
Es war wieder einer dieser "Keine Lust auf Garnichts Tage" wie ich fand. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so unmotiviert gefühlt. Es war aber auch rein gar nichts los auf den Straßen von Osaka. Ich saß auf einer Bank vor einem großen Einkaufszentrum und wartete darauf, dass irgendetwas spannendes passierte. Aber wenn ich mal so recht drüber nachdachte, dann war es auch kein Wunder, dass kaum mehr jemand auf den Straßen war. Immerhin schüttete es wie aus Eimern.
Ich wartete nun schon geschlagene 2 Stunden, doch von "ihm" war keine Spur. Ob er wohl dachte, dass ihre SMS ein Scherz war? Allerdings, was war an "Wollen wir uns heute am Osaka-Center treffen?" nicht zu verstehen? Eine Antwort hatte ich zwar bekommen, aber ich wusste immer noch nicht recht, ob er überhaupt kommen würde. Vielleicht hatte er es auch mal wieder einfach nur vergessen, dass wir verabredet waren.
Nach weiteren 3 Stunden stand ich auf. Er würde wohl nicht kommen. Ein schwerer Seufzer kam über meine Lippen. Ich versuchte nochmal ihn auf seinem Handy zu erreichen, aber es ging mal wieder nur die Mailbox dran. "Warum geht dieser Idiot nur einfach nicht an sein Handy?", dachte ich laut.
Schweren Herzens machte ich mich langsam wieder auf dem Heimweg und zu allem Übel wurde der Regen auch immer Stärker.
Als ich dann doch endlich zuhause ankam und in meiner Tasche nach dem Hausschlüssel suchte, hörte ich ein mir sehr vertrautes Geräusch. Heiji’s Motorrad. Ich wollte ihn jetzt beim besten Willen nicht sehen, also versuchte ich so schnell wie möglich diesen verdammten Schlüssel zu finden, was mir aber nicht gelang. Ich seufzte schwer. Warum musste er auch ausgerechnet dann auftauchen, wenn ich schon echt keine Lust mehr hatte ihn zu sehen?
„Hey Kazuha, was macht du denn hier Draußen? Es regnet doch.“ Zuerst sah ich ihn verwundert an. Allerdings wandelte sich meine Verwunderung schnell wieder in Wut zurück. „Was ich hier mache?“, ich schrie ihn schon fast an. „Das fragst du mich jetzt allen Ernstes noch?“ Er blickte mich entgeistert an. „Ich hab 5 Stunden vor dem Osaka-Center auf dich gewartet, aber da du ja doch keine Anstalten gemacht hattest zu kommen, bin ich halt wieder heim gegangen, ist doch wohl kein Wunder oder?“, wütend schnaubte ich. Er blinzelte mich ein Paarmal verwirrt an. „Aber Kazuha! Wir waren heute doch gar nicht verabredet, was redest du denn da?“ Jetzt reichte es mir wirklich, was bildete er sich eigentlich ein? „Hast du sie noch alle?“, schnauzte ich ihn an. „Natürlich waren wir verabredet, da schau doch!“, ich streckte ihm mein Handy mit der SMS hin. Er starrte auf das Display meines Handy’s. „Kazuha?“ Seine ruhige Art wie er meinen Namen aussprach machte mich richtig Wütend. „Was?“, schnauzte ich zurück. Er holte sein Handy raus und suchte nach ihrer SMS, die er allerdings auf seinem Handy nicht finden konnte. „Sag mal, hast du die richtige Nummer?“ Was sollte das denn bitte schon wieder? „Was soll denn das wieder Heiji? Natürlich hab ich deine richtige Nummer!“, protestierte ich da auch schon. „Zeig mal her!“, er nahm mir das Handy aus der Hand und kontrollierte die Nummer die ich unter seinem Namen eingespeichert hatte. „Hm.. die stimmt ja doch..“ Ich schnappte mir mein Handy wieder. „Ach vergiss es einfach..“ Ich drehte mich um und schloss die Haustüre mit dem vorhin widergefunden Schlüssel auf. „Man, Kazuha..!“ Aber ich ging gar nicht erst auf seinen Einwurf ein. Heiji steckte noch bevor ich dir Haustüre komplett zumachen konnte seinen Fuß dazwischen. „Autsch… Kazuha… jetzt hör mir doch bitte mal zu!“, fluchte er schon fast rum. „Lass gut sein Heiji… Meine Laune ist eh schon beim Erdkern angekommen…“ Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. ‚Oh Gott…‘, dachte ich nur. Wie sehr ich dieses Grinsen doch liebte. Eigentlich konnte ich gar nicht so lange auf ihn sauer sein. Allerdings wollte ich ihm jetzt auch nicht den Gefallen tun, dass ich ihm verzeih. „Kazuha, ich hab deine SMS echt nicht bekommen, dass hast du doch selber gesehen!“ „Vielleicht hast du sie auch nur einfach wieder gelöscht und willst es nur nicht zugeben?“, knurrte ich. „Denkst du echt, ich wäre so? Du kennst mich doch mittlerweile gut genug, dass du eigentlich wissen müsstest, dass ich nicht so feige bin!“, schnauzte er zurück. „Ja schon.. nur..“ „Was nur?“, brüllte er zurück, obwohl er mich nicht einmal hatte ausreden lassen. Fassungslos starrte ich ihn an. Langsam hatte ich keine Lust mehr auf das Gespräch mit Heiji, da er mich eh nur wieder angebrüllt hatte. Tränen bildeten sich langsam in meinen Augenwinkeln und ich knallte die Türe zu. Dieses Mal mit Erfolg. `Dieser Idiot!‘ dachte ich nur, bevor ich auf mein Zimmer ging. Ich schloss die Türe hinter mir ab, obwohl mein Vater sowieso nicht zu Hause war. Ich verkroch mich an meinen Lieblingsplatz, wo ich immer ungestört nachdenken und schmollen konnte. Mein Kleiderschrank. Ich dachte nach, ob Heiji wirklich keine SMS von mir bekommen hatte, aber ich war mir doch absolut sicher, dass ich sie an ihn geschickt hatte! Ich nahm mein Handy raus und suchte die Nachricht. Da war sie doch, und sie war an Heiji geschickt worden. Außerdem hatte ich seine Nummer nicht umgeändert. Ich raufte mir kurz durch meine Haare. Langsam tat mein Kopf auch schon weh und ich beschloss ein Glas Wasser zu trinken und danach in’s Bett zu gehen.
Gesagt getan, es ging nicht lange und ich war schon fertig umgezogen und lag in meinem Bett und kuschelte mich unter meine Bettdecke. Und dann ging es schon wieder los. Mein Gehirn und ich spielten „Gedanken-Karussell“, denn ich musste wieder anfangen an Heiji zu denken, und an das, was heute Mittag alles passiert war.
-- Währenddessen bei den Hattori’s –
Heiji saß in auf seinem Bett und starrte auf sein Handy und grübelte nach, zu mindestens so lange, bis es an seiner Zimmertüre klopfte. Seine Mutter steckte den Kopf in’s Zimmer. „Heiji jetzt iss doch bitte etwas!“, mit besorgter Miene öffnete sie die Türe ein Stückchen weiter. „Ich mach mir ernsthaft Sorgen um dich! Du lässt doch sonst nie das Abendessen ausfallen…“ „Mama, lass mich doch bitte einfach in Ruhe, ich hab einfach kein Hunger, okay?“, brachte er nur genervt heraus.
Allerdings erreichte er damit nicht, dass Shizuka das Zimmer verließ, sondern dass sie in sein Zimmer kam, die Türe hinter sich schloss und sich neben ihn aufs Bett setzte. „Jetzt sag schon, was ist los mein Schatz? Ich kenn dich mittlerweile 18 Jahre lang um gut genug zu wissen, wann etwas nicht mit dir stimmt.“ Er seufzte nur schwer. „Naja… weißt du ich… ich hab mich wieder mit Kazuha gestritten.“ „Aber Heiji, ihr habt euch doch immer wieder vertragen.“, sie lächelte milde. „Ihr werdet euch sicher morgen schon wieder vertragen und alles ist vergeben und vergessen, so wie immer.“ „Nein, ich glaube dieses Mal ist Kazuha wirklich sauer auf mich und wird mir vermutlich auch nicht so schnell vergeben.“ Shizuka musterte ihren Sohn. „Sag mal… was hast du denn angestellt, dass sie so sauer auf dich sein könnte?“, meinte sie verwundert. „Naja eigentlich weiß ich das selber gar nicht so genau… Sie meinte wir wären für heute verabredet gewesen, aber ich hatte wirklich keine Ahnung davon. Kazuha hat gesagt, dass sie mir eine SMS geschrieben hatte und ich ihr sogar geantwortet hätte aber… Ich kann mich an nichts mehr davon erinnern! Außerdem ist die SMS nicht mehr auf meinem Handy drauf!“, Heiji raufte sich durch die Haare und seufzte schwer. „Heiji?“, sagte Shizuka mit einer schuldbewussten Miene. Heiji stutze als er den Gesichtsausdruck seiner Mutter sah. „Sag bloß du hast was damit zu tun?“, mit großen Augen starrte der junge Detektiv seine Mutter an. „Ich hab die SMS gelesen gehabt, dass stimmt. Aber nur, weil du dein Handy malwieder ohne Displaysperre hast liegen lassen!“, verteidigte sie sich. „Aber mit der Antwort hab ich wirklich nichts zu tun, und gelöscht hab ich die SMS auch nicht, ich hab sie nicht einmal richtig gelesen sondern nur auf deinem Handydisplay gesehen, da es vibriert hatte und ich mich erschrocken hatte!“, verlegen stand sie auf. „Am besten erklär ich das Kazuha morgen gleich, dass ihr euch wieder vertragen könnt… Es tut mir schrecklich leid, Heiji, ich wollte nicht, dass ihr euch streitet…“
Und mit diesen Worten verließ Shizuka den Raum.
