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Distant sleep, painted red

Jisbon
von

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Lasting impressions

XII)

„Jane?“

Es war nicht das erste Mal, das Lisbon aufwachte und auch nicht das zweite, aber dieses Mal fühlte sie sich endlich wieder völlig klar. Die Schmerzmittel sorgten für eine selige Taubheit, aber sie würde sie so bald wie möglich absetzen. Schließlich musste sie zurück zur Arbeit.

Die füllige Krankenschwester, die sich gerade an einem der Apparate zu schaffen machte, drehte sich mit einem Stirnrunzeln zu ihr um.

„Schätzchen, Ihren Mann habe ich vor die Tür gesetzt. Der hat mir in den letzten Tagen wirklich genug im Weg herum gestanden.“

Vielleicht war sie doch noch nicht ganz so wach, wie sie gedacht hatte, vielleicht hatten die Schmerzmittel in diesen Tagen böse Nebenwirkungen, oder sie war doch sehr viel härter mit dem Kopf aufgeschlagen, als ihr bewusst gewesen war.

Ihr Mann?!

„Er ist nicht…“

Gleichzeitig warf sie einen Blick aus dem Fenster. Jane stand Draußen und beobachtete sie. Als er ihren Blick bemerkte hob er zögerlich die Hand.

Lisbon lächelte. Ihre rissigen Lippen schmerzten etwas, aber sie war so froh ihn zu sehen, das sie das gar nicht weiter beachtete.

Jetzt breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Lächeln aus.

Ein missbilligendes Räuspern zwang sie in ihr Zimmer zurück zu kehren.

„Was auch immer Sie beiden sind, Sie sollten das klären.“

Das sollten sie wohl.
 

XIII)

„Sie sehen beschissen aus.“ Ein ziemlich kläglicher Versuch Normalität vorzugauckeln, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, das sie ihn machen musste. Sie waren schließlich immer noch Jane und Lisbon.

Plötzlich fühlte sie sich bei seinem Anblick nämlich befangen. Sie hatte eine Menge wirres Zeug geträumt und auch wenn sie nichts davon greifen konnte, wusste sie doch, das viel davon mit ihm zu tun gehabt hatte. Wie sollte es auch anders sein?

„Danke.“

Er bleib in der Türe stehen, als wäre er nicht sicher, ob er hier sein sollte. Es gab ihr einen Stich sich daran zu erinnern, das er sie das letzte Mal nicht im Krankenhaus hatte besuchen können.

„Es tut mir leid.“

Sie schüttelte den Kopf etwas zu heftig und wurde mit einem schmerzhaften Ziehen bestraft.

„Was? Es war nicht Ihre Schuld.“

„Natürlich war es das.“ Er sagte das als handle es sich um eine unumstößlich Tatsache.

Lisbon wandte den Blick ab. Abgesehen davon hatte sie nicht gelogen. Er sah fürchterlich aus, fast so schlimm wie nach seinem halben Jahr in Vegas. Er war nachlässig rasiert, seine Haare durcheinander und sein Anzug verknittert. Wegen ihr.

Schließlich sah sie ihn wieder an.

„Sie nehmen sich viel zu wichtig, hat ihnen jemand das schon mal gesagt?“

„Nur ein paar hundert Mal.“, er lächelte freudlos.

„Anscheinend nicht oft genug.“ Langsam fand sie in ihre Rolle zurück, fühlte sich weniger verwundbar in seiner Gegenwart „Schließlich machte ich meine Fehler immer noch selbst und ich…“

Aber weiter kam sie nicht.

Er marschierte auf sie zu. Und bevor sie reagieren konnte küsste er sie. Diesmal war es kein Kuss auf die Wange, diesmal war es die ganze Wucht.

„Nie wieder! Hörst du? Nie wieder!“

Sie hätte ihm sagen können, das sie sich bestimmt nicht absichtlich hatte niederschießen lassen, aber dafür fehlte ihr in diesem Moment der Atem. Im wörtlichen und im übertragenen Sinne.

Er hatte sie küsst.

Und seltsamerweise hatte sie dieses Mal keine Angst gehabt. Obwohl die ganzen Nachteile auf der Hand lagen und sich wie ein nie endender Teppich vor ihr ausbreiteten.

Jane zog sich ans Fenster zurück.

„Ich hatte Zeit zum nachdenken. Viel zu viel davon sogar. Weißt du, was die Büchse der Pandora ist?“

Lisbon konnte ihn nur anstarren. Es war so typisch für ihn nach dem, was gerade passiert war über alles zu sprechen, nur njcht über das, was auf der Hand lag.

„In der griechischen Mythologie hat Zeus eine schöne Frau mit eben dieser Box zu den Menschen geschickt. Sie sollten…“

„Sie auf gar keinen Fall öffnen, ich weiß.“, unterbrach sie ihn ungeduldig „Ich hatte in der High-School einen Lehrer, der ganz verrückt nach diesem Zeug war, Danke. Was ich nicht weiß ist, was das mit irgendetwas zu tun hat. “

Sie sah verlegen zur Seite, als Jane sie mit einem spöttischen Lächeln ansah.

„Oder mit uns.“, ihre Stimme war kaum zu hören.

„Etwas mehr Geduld, bitte.“ Er fuhr mit seiner Erklärung fort, als hätte sie nie etwas gesagt „Diese Büchse enthielt alles Unheil der Welt. Sie brachte Schmerzen, Angst und Unsicherheit, wo vorher keine gewesen waren.“

„Jane, Sie wissen wirklich, was eine Frau hören will.“ Kläglicher Spott, was blieb ihr auch anderes übrig? Ganz automatisch hatte sie wieder seinen Nachnamen verwendet, denn egal, was gerade passiert war, wenn er diese Einleitung wählte wollte er sie auf ein paar Dinge vorbereiten, die sie sicher nicht hören wollte. Und sie musste ihm das leicht machen, schließlich kannte sie die Punkte selbst alle gut genug. Sie arbeiteten zusammen, Red John, tausend andere Dinge…es war eben nicht so einfach, das war es nie. Nicht für den Rest der Welt und schon gar nicht für sie.

„Aber sie enthielt auch noch etwas anderes: Hoffnung.“

Er lächelte. Dieses Lächeln, an das sie sich so oft erinnert hatte, das sie nur ein einziges Mal zu sehen bekommen hatte: als er sein Augenlicht zurückbekommen hatte.

„Jetzt weißt du, was das mit uns zu tun hat.“

„Hoffnung? Kommt mir wie ein schlechter Tausch vor.“

Sie verstand ihn nicht. Alles was sie wusste war, das ihr Herz zum zerspringen klopfte. Und das sie wieder Angst hatte. Diesmal vor zu viel Hoffnung.

Er nickte ernsthaft.

„Eine sehr kluge-und sehr schöne- Frau hat mir einmal gesagt, das Hoffnung jeden Preis wert ist.“

Ihre Worte, dieses Mal.

Und vielleicht, nur vielleicht konnte es doch so einfach sein. Sogar für sie, wenigstens in diesem Moment.

Sie lächelte.

„Wirklich? Ich muss mehr über sie erfahren.“

Er verließ seinen Platz am Fenster und trat wieder zu ihr ans bett.

„Das solltest du auch. Schließlich habe ich mich hier als dein Mann vorgestellt-und du willst mich doch nicht als Lügner entlarven, oder?“

"Das überlege ich mir noch. Schwester Hobsen scheint ja immun gegen den verheerenden Jane Charme zu sein."

Sie würde ihn nicht verlieren, jedenfalls nicht ohne zu kämpfen. Und wenn sie es doch tat, dann wenigstens nicht, ohne ihn gehabt zu haben, das wusste sie jetzt mit Gewissheit.

Und an den meisten Tagen war das genug.

"Das, meine Liebe, liegt nur daran, das sie ihn noch nie zu spüren bekommen hat."

Und alles andere würde die Zukunft zeigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schneeblume
2013-07-10T15:53:55+00:00 10.07.2013 17:53
Okay, ich gebs zu, du hast mich erwischt... Ich dachte, nach dem 1. Kapitel sei Schluss (nebenbei bemerkt wäre es auch ein perfekter Schluss gewesen ;))
Aber umso besser, hatte ich heute auch noch was zu lesen :3

Auch der Epilog war sehr gut geschrieben. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass der Kuss sehr knapp beschrieben war. Ich hätte mir noch ein, zwei Sätze mehr gewünscht - aber das tut der FF keinen Abruch! Echt, ist eine wirklich mehr als gelungene Story!!

Schnee ;)
Antwort von:  Jisbon
12.07.2013 21:01
Danke :)
Das Lustige ist, das ich beim schreiben nie daran gedacht habe, dass das Ende des Hauptteils auch das Ende der ganzen FF sein könnte-aber du hast völlig recht. Warum ist mir das nicht aufgefallen?
Und auch mit dem Epilog muss ich dir zustimmen, aber da hängt ja noch mein "feierlicher Überarbeitungsschwur" in der Luft ;)
Jisbon


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