Zum Inhalt der Seite

Wie Blätter aus einem Tagbuch...

(OS/Drabbel-Sammlung für OC)
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sofia->Österreich-Ungarn (von KahoriFutunaka)
Andreas->Triento (später Südtirol)
Anspielung auf die Liebe von Sofia zum Kronprinz Rudolf -> siehe die FF. von KahoriFutunaka (http://www.fanfiktion.de/s/4f59f1790000ab150662ab98/1/Osterreich-Ungarn) Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Schlag

1888 – Wien
 

„… ich mein, er wird immer seine Huren haben…“
 

„Ich hasse dich!“
 

Ein Klatschen erfüllte den Raum und die Wange, welche mit der filigranen Hand in Berührung gekommen war, begann zu brennen. Doch trotz des Schmerzes, welcher sich nun rasend schnell über die gereizte Haut ausbreitete, war das höhnische Grinsen keinen Millimeter gewichen. Ebenso wie der Spott immer noch in den goldenen Augen gefährlich glitzerte.

Sofia hingegen traten schon die ersten Tränen in die Augenwinkel. Für einen Augenblick hielt sie die Hand, mit der sie die Ohrfeige ausgeteilt hatte, hoch und neben den Schmerz in ihrem Gesicht mischte sich eine weitere Emotion, Verwunderung. Verwunderung, dass ihr in einem solch unbedachten Moment die Hand entglitten war.
 

„Wofür hasst du mich, liebste Cousine?“

Die Stimme klang süßlich, so als müsste er ein Kleinkind was fragen. Dennoch konnte die Monarchie den lauernden Unterton nicht ausblenden. „Dafür, dass ich die Wahrheit sage?“

Andreas musterte sie spöttisch, wobei er die dünnen Arme vor der Brust kreuzte. Sofia ließ die Hand sinken und ballte wütend die Fäuste.

„Du hast kein Recht, so über den Kronprinz zu urteilen.“, zischte sie in einem scharfen Tonfall. Sie wollte instinktiv den jungen Mann noch warnend vor die schmale Brust tippen, doch erinnerte sich im letzten Augenblick an den Anstand, welcher ihr diese Geste verbot. „Und vergiss nicht, dass du hier von deinem künftigen Kaiser redest!“

Das Grinsen auf dem hageren Gesicht verschwand nur merklich, bekam jedoch immer fratzenhaftere Züge. Nur für einen kurzen Moment dachte Andreas über die Worte, welche ihm auf der Zunge lagen, nach, doch als ihm wieder in den Sinn kam, weshalb sie sich eben stritten, verließen sie ihn, ohne dass er sich dagegen wehrte.

„Glaubst du wirklich, dass dieser Trauerkopf so lange noch am Leben bleibt, bis unsere allerliebste Majestät in der Kapuzinergruft einzieht? Weißt du nicht, wie verführerisch der Lauf einer Waffe für solch ein Gemüt ist?“

Für ein, zwei Sekunden herrschte schreckerstarrte Stille, in welcher sich die braunen Augen von Sofia ungläubig weiteten. In diesem kurzen Moment bereute der junge Tiroler die ausgesprochenen Worte, doch ebenso schnell siegte seine Sturheit über sein Gewissen.

Der Schlag, den er eigentlich von oben erwartete, war dann die zweite Reaktion, die nun folgte. Ein gut platzierter Fußtritt gegen sein rechtes Schienbein ließ ihn genau für die wenigen Augenblicke die Deckung verlieren, in der er den Faustschlag, der nun auf sein Gesicht zielte, abblocken hätte können. Sein Kopf flog kurz zur Seite, während ein höllischer Schmerz ihm den Nasenrücken hinauf schoss. Er verlor das Gleichgewicht und fand sich nur wenig später auf dem Teppich des Salons wieder.

Reflexartig hob Andreas mit krampfhaft zugekniffenen Augen die Hand zu seiner schmerzenden Nase. Gebrochen schien sie nicht zu sein, aber die Schmerzen waren die Hölle.

Als er wieder aufschaute, schreckte er kurz innerlich zusammen. Die Aura, welche nun von Sofia ausging, erinnerte ihn an die Stimmung, welche einst Ungarn ausgestrahlt hatte, als sie letztens mit Böhmen aneinander geraten war.

Es war einer dieser Ereignisse gewesen, wo Andreas klar geworden war, warum man einst die Magyaren gefürchtet hatte.

„Ich hasse dich wirklich. Du bist so hinterhältig, so….“

Andreas sollte nie erfahren, was er noch alles war, denn bevor Sofia auch nur den Satz mit zornerstickter Stimme beendete, drehte sie sich mit Tränen auf den Wangen um und rauschte unter unterdrückten Schluchzen aus dem Salon.

Die Türe fiel unter lautem Scheppern ins Schloss, bevor eine sterile Stille Besitz von dem Raum nahm. Einige Augenblicke lang starrte Andreas auf die goldenen Verzierungen der weißgestrichenen Türe, bevor er sich dann mit leisem Seufzer auf den Teppich zurückfallen ließ und dabei die Gliedmaßen ausstreckte.

Die kokette Locke aus schwarzem Haar fiel ihm ins Gesicht und mit einem Prusten verwies er sie auf ihren Platz. Seine Nase pochte immer noch schmerzvoll, doch seine Gedanken lenkten ihn auf wunderbare Weise ab, auch wenn sie ebenso wenig erfreulich waren wie der Kummer, den er seiner Cousine bereitet hatte.

Die Hilflosigkeit in den braunen Augen, kurz bevor sie sich von ihm abgewandt hatte, war nicht mehr aus seinem Gedächtnis wegzuwischen.

Dabei wollte er sie nicht in diese emotionale Enge treiben, wollte ebenso wenig, dass die Traurigkeit sich in ihren Augen spiegelte und doch konnte er es nicht unterlassen zu sticheln, kaum bekam er ihre Bewunderung für den Kronprinzen mit. Wobei er selbst eingestehen musste, dass er heute wohl zu weit gegangen war.

Er schnaubte leise aus und seine Stimmung kippte bedrohlich.

Jeder klar denkende Mensch musste doch einsehen, dass dieser gebrochene Mann nie in der Lage sein würde, dieses Reich zu leiten. Dafür hatten sie ihn einfach schon zu früh zerstört. Dennoch, Sofia würde zu ihm halten, egal was kommen möge und eben diese Erkenntnis bereite Andreas ein Stechen in der Brust.

War es das, was man Eifersucht nennen konnte?

Bevor er sich weiter mit diesem Gedanken auseinander setzen konnte, wandte er sich doch lieber zu den Eindrücken, die ihm sein Zinken regelrecht zubrüllte.

Vorsichtig rieb er sich über den Nasenrücken und wunderte sich immer noch, wie es dazu kam, dass sie nicht gebrochen war.

Eines musste der Tiroler Sofia zugute halten: Schläge austeilen konnte sie.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Betagelesen von KahoriFutunaka Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück