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A Puppet's Kiss

von

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Hush

„Deidara? Ich bin weg. Stell nichts an und bitte lass die Finger von meinen Puppen.“

„Jajaaa~ Bis dann! Und pass' auf dich auf!“ Fröhlich winkte Deidara dem Rothaarigen noch, der kurz später verschwand. In den letzten Tagen hatten sie beide eher mäßige Laune gehabt und waren sich gegenseitig ordentlich auf die Nerven gegangen; ein paar sinnlose Diskussionen später hatten sie sich dann einfach ignoriert, aber die angespannte Stimmung war immernoch da gewesen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum Sasori jetzt gegangen war – und Deidara war ihm eigentlich ganz dankbar. Er hatte dringend mal wieder ein paar Stunden Ruhe nötig. Auch wenn er jetzt nicht wusste, was er so alleine hier unten tun sollte...Die Puppen hatte er sich schon angesehen – und vor allem merkte Sasori es wirklich, wenn er sie anfasste, selbst wenn er nichts dabei zerstörte oder dergleichen. Das konnte er also schonmal vergessen. Und besonders spannend war das ohnehin nicht. Insgesamt gab es hier wenig, das spannend war. Die ganzen Chemikalien fasste er lieber nicht an, bevor er sich noch etwas wegätzte und die Bücher hatte er langsam alle ausgelesen. Toll, jetzt war er endlich mal wieder allein und wusste nicht, wie er sich die Zeit vertreiben sollte. Und Sasori würde wahrscheinlich auch erst morgen wiederkommen. Wenn er schnell war, vielleicht auch schon heute Abend, aber selbst bis dahin waren es noch ein paar Stunden.

Seufzend ging der Blonde durch den Raum, suchte krampfhaft nach irgendeiner Beschäftigung, die nicht sterbenslangweilig war oder viel zu gefährlich. Immerhin räumte der Puppenmeister immer alle seine Werkzeuge weg, sonst würde er mit Sicherheit irgendwann stolpern und sich selbst mit einem Skalpell oder dergleichen erstechen...

Über sein eigenes Ungeschick schmunzelnd, blieb Deidara vor dem Schreibtisch stehen und entdeckte einen von Sasoris Zeichenblöcken. Natürlich!

Manche Zeichnungen kannte er ja, aber bestimmt nicht alle. Dieser Perverse zeichnete ihn ja gerne in seltsamen Posen und das meistens, wenn er nicht hinsah – die Gelegenheit war also gut, mal zu kontrollieren, was er da so fabrizierte.

Er schnappte sich den Block, kramte die anderen Beiden aus der Lade und legte sich damit aufs Bett.

Anfangs hatte er nur sein Gesicht gezeichnet, in allen möglichen Stimmungslagen. Später kamen Ganzkörperzeichnungen dazu. Erst in relativ harmlosen Posen, wenn auch nackt, aber nach einer Weile wurden sie anzüglicher – was Deidara etwas wunderte. In der ganzen Zeit, in der er jetzt hier war, hatte der Andere nie durchblicken lassen, dass er großartig an seinem Körper interessiert war – abgesehen von der Anatomie eben – und eine Sexualität hatte er irgendwie auch nicht...zumindest kam es ihm eben so vor. Aber diese Bilder erzählten da eine ganz andere Geschichte. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. Hatte er es am Ende doch noch geschafft, ein paar Gefühle in Sasori zu wecken?

Mehr als zufrieden mit sich selbst klappte Deidara den letzten Block zu, stand auf und begab sich zu der kleinen Quelle, die sich in einem der Gänge befand. Jetzt wo der Rothaarige nicht da war, hatte er ausreichend Zeit für ein schönes langes Bad – und vielleicht bekam er ihn ja wirklich noch herum, da wollte er natürlich hübsch aussehen. Langsam stieg er in das kühle Wasser, ausziehen war ohnehin nicht nötig. Sasori hatte ihm mehr oder weniger verboten, Klamotten zu tragen, solange er hier war. Am Anfang hatte ihm das gar nicht gepasst, aber irgendwann war es ihm egal geworden. Die Zeichnungen zeigten gut, wie genau er seinen Körper inzwischen kannte, da brachte auch Stoff nichts mehr. Er würde Sasori sogar zutrauen, dass er auswendig wusste, wie viele Muttermale er an welchen Stellen hatte. Er war eben nach wie vor ein Psychopath.

Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück und genoss das kühle Nass, bevor er nach seinem Shampoo griff. Er hatte Sasori gezwungen, ihm eins zu kaufen – immerhin waren seine Haare wichtig! Und ohne Pflege würden sie bald nicht mehr schön sein. Das allein war Argument genug für den Puppenmeister gewesen, seiner Bitte nachzukommen.

Er wusch sich also die Haare, benutzte danach noch eine Pflegespülung, also er das Tor auch schon wieder aufgehen hörte. War er schon wieder da? Es waren doch gerade mal...2 Stunden oder so vergangen. So schnell war er noch nie gewesen.

„Sasori?“, fragte er also in die Stille, hörte kurz darauf ein paar Schritte.

„Ja, ich bin's. Ich hatte heute Glück. Also wenn du nicht zusehen willst, bleib am besten noch eine Weile hier.“

„Okay, un.“, erwiderte der Blonde knapp, beachtete das Mädchen, das Sasori mit sich trug gar nicht, und lehnte sich wieder zurück. Er hatte sich inzwischen an die Arbeit des Rothaarigen gewöhnt; es war schwierig gewesen, aber irgendwann hatte er angefangen seine 'Opfer' einfach als Gegenstände zu sehen. Ihr Geschrei hörte er schon gar nicht mehr richtig, aber zusehen konnte er trotzdem nicht. Ganz so abgehärtet war er dann doch nicht, vor allem, wenn er daran dachte, dass Sasori das gleiche auch einmal mit ihm tun wollte – oder immer noch tun könnte. Er glaubte es zwar nicht, aber manchmal war er einfach unvorhersehbar.

Eine ganze Weile saß er noch in der Quelle und summte leise vor sich hin, um die Schreie ein wenig zu übertönen, bevor er irgendwann aufstand und sich eines der Handtücher schnappte. Langsam wurde seine Haut runzlig...er hatte genug gebadet für heute. Sasori schien ohnehin fast fertig zu sein. Er trocknete sich also ab und hörte einen Moment später das Tor erneut auf- und wieder zugehen. Perfektes Timing!

Langsam ging er zurück ins Zimmer, warf der Puppe nur einen kurzen Blick zu, bevor er sich aufs Bett setzte und anfing seine nassen Haare zu kämmen, während Sasori sein neuestes Kunstwerk wegbrachte. Als er wiederkam, blieb sein Blick an dem Blonden haften, der inzwischen wieder nackt auf dem Bett saß.

„Du, Sasori~“, raunte er leicht lächelnd, deutete ihm, dass er näher kommen sollte.

„Was willst du, Nervensäge?“ Kurz blieb er noch stehen, bevor er Deidaras Geste nachkam und sich neben ihm auf das Bett setzte.

„Also~ Ich hab' mir deine Zeichnungen angesehen, un...und ich dachte mir, anstatt mich immer heimlich zu zeichnen, könnte ich dir doch mal Modell stehen, oder?“

„Modell stehen? Na gut, wenn du willst...weisst du schon eine Pose, in der ich dich zeichnen soll?“, fragte der Rothaarige etwas skeptisch, hatte schon so ein Gefühl, dass Deidara irgendetwas vorhatte. In den Büchern, die er hin und wieder las, machten das Leute manchmal, wenn sie jemanden verführen wollten...aber dass das nicht funktionieren würde, sollte er eigentlich inzwischen gemerkt haben. Nun, er war gespannt.

Der Blonde überlegte inzwischen kurz, legte sich dann einfach hin – möglichst erotisch natürlich.

„Wie wär's so, un?“

„Nein, sowas ähnliches hab' ich schon.“ Deidara zog eine leichte Schnute, bevor er sich aufrichtete, die Beine anzog und einen Schüchternen Blick aufsetzte.

„Und so?“

„Nein. Aber ich hätte einen Vorschlag. Weisst du was für ein Ausdruck mir noch fehlt?“

„Äh...nein, un. Was für einer?“, fragte er etwas verwirrt nach, war nicht besonders zufrieden mit dem Ergebnis. Er sollte keine Emotionen zeichnen, sondern seinen Körper! Und er sollte es gefälligst genießen!

Stattdessen beugte sich der Rothaarige zu dem Anderen, fing leicht an zu grinsen.

„Schmerz.“

Noch bevor Deidara reagieren konnte, legte Sasori eine Hand fest um seinen Hals und drückte zu.

„W-Was tust du da, un?!“

„Schau nicht so ängstlich...Ich tu' dir schon nichts.“, versicherte er dem Anderen, versuchte ihn ein wenig zu beruhigen. Alles, was momentan auf dessen Gesicht sah, war Angst, und das kannte er schon. Es dauerte kurz, bis der Blonde sich tatsächlich beruhigte und wenig später erschien tatsächlich ein Ausdruck des Schmerzes auf seinem Gesicht, als Sasori fester zudrückte. Ja, genau das wollte er sehen...er krallte sich ein wenig in die Haut des Anderen, genoss den Anblick. Langsam mischte sich doch wieder Angst dazu und Deidara fing an, an der Hand des Rothaarigen zu zerren, doch dessen Griff war eisern. Es gefiel ihm sichtlich, ihn so leiden zu sehen; dabei fiel ihm gar nicht auf, dass der Blonde inzwischen verzweifelt nach Luft schnappte und seine Lippen langsam leicht blau wurden. Er wollte mehr, mehr von dem Schmerz und der Angst und der Verzweiflung. Mühevoll riss er seinen Blick los und schnappte sich einen der Blöcke, die noch immer auf dem Bett lagen, und einen Stift, begann nebenbei zu zeichnen. Er kritzelte schnell vor sich hin, richtete seinen Blick dann wieder auf Deidara. Dieser schien inzwischen ohnmächtig geworden zu sein.

Verwirrt zog Sasori eine Augenbraue in die Höhe, schüttelte ihn kurz, ließ dann allerdings doch los, als er sich nicht regte.

„...Deidara?“, fragte er in die Stille, bekam auch diesmal keine Antwort. Langsam beugte er sich vor und hielt ein Ohr an seine nackte Brust, doch – da war kein Herzschlag.

„Hey...Hey, Deidara, das ist nicht lustig! Wach wieder auf! Es tut mir leid, okay?“ Jetzt doch etwas panisch ließ er den Stift fallen und rüttelte an den Schultern des Blonden – doch der fiel einfach regungslos zur Seite, als er ihn wieder losließ und gab weiterhin keinen Laut von sich. Nein, das konnte nicht sein...er musste sich geirrt haben. Er konnte nicht tot sein!

Erneut griff er nach seinem Hals, diesmal um nach dem Puls zu suchen, doch egal, wo er hinfasste, es war nichts zu spüren.

Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das hatte er nicht gewollt. Er hatte ihn nicht töten wollen...

Schockiert stand er auf und ging im Raum auf und ab. Wie hatte das passieren können? Was sollte er jetzt machen? Er hatte das wirklich nicht gewollt...wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen könnte. Er biss sich fest auf die Unterlippe. Er konnte vieles, aber die Zeit zurückdrehen? Unmöglich. Das einzige, das er jetzt noch tun konnte, war...

So schnell er konnte lief er in den Gang, in dem er die ganzen unbenutzten Puppenteile lagerte und suchte welche heraus, die ungefähr Deidaras Größe entsprachen – alle aus dem hochwertigsten Holz, das er besaß. Auch wenn er wusste, dass das nichts mehr brachte, irgendwie hoffte er, dass er seinen Fehler damit wieder gut machen konnte. Zumindest ein wenig...

Zurück im Zimmer legte er die Teile auf dem Bett ab, verglich sie mit Deidaras Körper – ohne ihm dabei ins Gesicht zu sehen. Er ertrug den Anblick seiner jetzt leeren blauen Augen nicht...

Er fuhr sich kurz durch die Haare, bevor er den Blonden hochhob und in die Mitte des Raums trug, wo noch seine Werkzeuge lagen. Die wichtigsten wischte er schnell ab, bevor er sich an die Arbeit machte. Er schnappte sich das Skalpell, blickte jetzt doch langsam zu seinem Gesicht. Er musste bei den Augen anfangen. Vorsichtig zog er sein Augenlid nach oben, schluckte leicht. Was hatte er nur getan?

Er biss sich erneut auf die Unterlippe, versuchte seine zitternde Hand zu beruhigen. Er konnte sich jetzt absolut keinen Fehler leisten. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er seine Arbeit begann.
 

~*~*~*~
 

„Fertig...“ Ein erleichtertes Seufzen entkam den Rothaarigen, als er die Nadel weglegte und vorsichtig eine Hand unter Deidaras Rücken schob, um ihn aufzusetzen.

„Jetzt is' alles wieder okay, nicht?“, fragte er in die Stille, lächelte leicht. Langsam trug er den Blonden zurück zum Bett und lehnte ihn dort an die Wand. Anschließend holte er seine Klamotten aus dem Schrank und begann, ihn anzuziehen. Er wusste ja, dass Deidara es nicht mochte, nackt herumzulaufen. Und er wollte immerhin nicht, dass er sich unwohl fühlte.

Als er vollständig bekleidet war, rutschte Sasori etwas näher zu ihm, strich über seine Wange.

„Willst du nicht mal für mich lächeln? Ich kann dir auch einen Witz erzählen.“, bot er der Puppe an, erhielt allerdings keine Antwort.

„Willst du nicht mehr mit mir reden..?“ Seufzend lehnte er seine Stirn an die kühle Brust des Blonden, in der inzwischen kein Herz mehr schlug. Etwas verwirrt wischte er sich über die Augen, als er etwas Feuchtes spürte. Tränen...? Weinte er etwa? Er hatte nicht gewusst, dass er dazu überhaupt in der Lage war.

Mit einem traurigen Lächeln sah er zu Deidara, der leblos in eine Richtung starrte.

„Ich hab' dein Lachen kaputt gemacht...da ist es nur fair, dass du mein Herz kaputt machst.“

Zärtlich strich er über seine Wange, griff anschließend nach dem Skalpell und legte es an sein künstliches Herz.

Langsam beugte er sich noch ein Stück vor und legte die Lippen vorsichtig auf die seinen, drückte gleichzeitig die Klinge in den einzigen verwundbaren Teil seines Körpers, bevor die erdrückende Stille ihn umfing.
 

Das war sein Abschiedsgeschenk an Deidara – sein erster und sein letzter Kuss.

Auf dass sie sich irgendwann wieder begegnen würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-06-16T20:13:14+00:00 16.06.2014 22:13
oh Gott ich muss heulen! das ist so ein schönes ende! oh man... einfach wunderschön *schnief* man was ein mist ich heul hier echt ;( war eine super super Story! herzergreifend wunderschön
Von:  Papierengel
2013-06-27T06:07:59+00:00 27.06.2013 08:07
Wow,echt schönes Ende...


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