Zum Inhalt der Seite

Mamá

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Bedeutungen

In den nächsten Tagen wurde der Albino von seiner Mutter kaum angesprochen. Anscheinend hatte sein Ausbruch neulich sie doch mehr getroffen, als er gedacht hatte.

Wenn sie ihn in die Schule fuhr, holte sie ihn abends nicht mehr ab.

Irgendwann saßen Matthias und Vlad in dem Café, in dem Gilbert arbeitete. In einem ruhigen Moment setzte er sich zu ihnen.

„Ich habe es so versaut…“, stöhnte Gilbert und legte seinen Kopf auf den Tisch. „Sie redet kaum mit mir! Nur, wenn sie nach mir ruft, wenn es Essen gibt!“

„Was hast du eigentlich angestellt?“, fragte der Däne, der es langsam leid war, jeden Abend damit eine Stunde zu vertun, seinen Kumpel heimzufahren.

„Ich hab ihr mehr oder weniger an den Kopf geworfen, dass sie eine Hure ist und mir nicht traut…“

Vlad verschluckte sich an seinem Kaffee.

„Alter, hast du sie noch alle?!“, fuhr er Gilbert an. „Warum sagst du so einen Scheiß?!“

Getroffen sah Gil weg. „Sie hatte Herrenbesuch… Angeblich wer aus Frankreich. Als sie mir nicht sagen wollte, wer es ist, hab ich gemeint, dass es mir ja egal sein kann, mit wem sie sich trifft und wer sich an sie ran macht.“

Seine Kumpels schwiegen.

„Das klingt wirklich böse…“, murmelte Matthias nach einiger Zeit. „Aber Gil, du darfst nicht vergessen, dass Antonia schon lange erwachsen ist und sich treffen darf, mit wem sie will!“

„Jaaaaa…!“, stöhnte der Albino. Ob er ihnen erzählen sollte, wie eifersüchtig er gewesen war? Besser nicht…

„Hey, hallo? Ist hier wer?“

Gilbert stand auf und versorgte die neue Kundschaft.

„Entschuldige dich einfach!“, meinte Vlad, als Gilberts Schicht rum war und sie zum Auto des Dänen gingen. „So schwer sollte das auch für dich nicht sein! Außerdem, sie hat dich aus dem heim geholt, verdammt! So einen Stinkstiefel wie dich hat sie ehrlich nicht verdient!“

Gil blieb stehen. „Hat noch ein Florist offen?“, fragte er nach einem kurzen Blick in seinen Geldbeutel aufgeregt. Er würde sie mit einem schönen Blumenstrauß überraschen! Was dieser Franzmann kann, konnte er schon lange!

Matthias setzte ihn vor einen Blumenladen ab und Gilbert stürmte regelrecht hinein. Wenig später kam er mit einem großen Strauß aus Orchideen, weißen und roten Rosen und Lilien wieder.

„Das ist aber ein großer Strauß! Und so viele verschiedene Blumen!“, stellte der Rumäne staunend fest.

„Ich habe in dem speziellen Fall auf die Bedeutung der Blumen geachtet!“, brummte Gil und wurde ein wenig rot.

„Die Rosen stehen für deine Liebe zu ihr. Aber die anderen…?“ Fragend sah Matthias in den Rückspiegel.

„Die Orchideen sollen sagen, dass sie die Wichtigste für mich auf der ganzen Welt ist.“, gab der Rotäugige seufzend nach. Und die Lilien…“ Er stockte.

„Ja und deren Bedeutung?!“, hackte Vlad nach.

Du bist so schön, dass mir das Herz weh tut…

„Hab ich vergessen…“

„Du bist doof, Gil!“, lachte der Fahrer und gab auf der Landstraße Gas. Bei Gilbert zu Hause wünschten seine Freunde ihm noch viel Glück, ehe er raus sprang und ins Haus stürmte. Seine Schuhe landeten im Regal und er suchte Wohnzimmer, Küche und Garten nach seiner Mutter ab. Als er sie da nicht fand, ging er nach oben. Vor ihrem Zimmer blieb er stehen und klopfte.

„Mamá?“ Vorsichtig öffnete er die Tür. Wenn sie schlief, hatte er ein Problem.

Gilbert sah gerade noch, wie sie auf ihren kleinen Balkon ging und folgte ihr.

Antonia telefonierte und sah ihren Sohn fragend an, als er neben ihr erschien.

„Ich melde mich später nochmals, Francis…“, murmelte sie, ehe sie auflegte.

Francis… hieß so dieser Franzose?

Gilbert musste sich zusammenreißen, damit man ihm die plötzliche, alles vergiftende Eifersucht nicht anmerkte.

Langsam streckte er ihr die Blumen entgegen.

„Es… es tut mir leid, was ich neulich gesagt habe…“, murmelte er leise. „Ich hätte über meine Worte nachdenken sollen.“

Die Spanierin nahm die Blumen entgegen. „Danke…“, meinte sie nachdenklich. „Sag so was nicht nochmal, Gilbert. Du bist doch der einzige Mensch, dem ich voll und ganz vertraue.“

Sofort war die Eifersucht vergessen. Der Albino warf sich seiner Mutter um den Hals.

„Es tut mir so leid! Bitte verzeih mir, Mama!“

„Ist ja schon gut… Nicht weinen, mein großartiger Junge.“

„Ich weine nicht! Ich hab Blütenstaub im Auge!“

Er war so froh, dass das gemeinsame Abendessen wieder ganz normal ablief. Gilbert erzählte von der Schule und wie schlecht sich die Lehrer gerade vor dem Abschluss um sie kümmerten.

Nachdem er fertig war mit Berichten und sie bereits ihren Nachtisch vor sich stehen hatten, wunderte er sich etwas, als Antonia fragte, ob Feliciano einen Halbbruder habe?

„Kann schon sein…“ nachdenklich kaute Gil auf seinen Eislöffel herum. „Er hat ihn mal erwähnt. Romano oder so… Er hat nun das Geschäft ihres Großvaters übernommen, hat Feli neulich erzählt. Genaueres weiß er allerdings nicht, sie haben ja verschiedene Mütter und dieser Romino wohnt ja in Italien.“

„Hat Feliciano viel Kontakt zu seinem Bruder?“

Der Junge sah die Sorge auf dem sonnengeküssten Gesicht seiner Mutter.

„Eher weniger. Sie haben sich mal getroffen, soweit ich weiß. Feli ist ja auch 3 Jahre jünger und dieser Bruder schien recht unfreundlich…“

Die Sorge wich. Das freute Gilbert. „Und der ist eh so sehr mit der Arbeit beschäftigt, dass er sich nicht um seinen Halbbruder schert.“

Aber weshalb wusste Antonia von Felis Halbbruder? Hatte er es ihr mal erzählt? Oder Feli? Nein, der redete kaum über den und er hatte es einfach vergessen.

Vielleicht kannte sie ihn durch diesen Francis?

Ach, war ja auch egal. Jetzt hatten sie sich gerade wieder vertragen. Das wollte er mit seinen Fragen nicht gleich wieder kaputt machen.

Er stand auf, stellte seine Eisschüssel in die Spülmaschine und küsste Antonia auf die Wange.

„Ich geh schon schlafen. Träum später was Schönes, Mamá!“

„Buenas noches, mi amor!“ Lächelnd sah sie ihm nach und dann auf die Blumen, die sie neben Francis‘ auf den Tisch gestellt hatte. Ob Gilbert wusste, was sie bedeuteten?

Über die Rosen und Orchideen freute sie sich riesig. Doch die Lilien bestätigten ihr, dass sie wunderbar in eine andere Rolle geschlüpft war und ihr wahres Ich nicht mehr auffiel. Irgendwie gruselig.

Aber auch unheimlich lieb von Gilbert.

Antonia tat auch ihr Geschirr in die Spülmaschine und ging nochmals zu ihren Sohn. Der stand gerade nur in Schlafhose vor dem Schrank und suchte was. Von hinten schlang Tonia die Arme um ihn und drückte ihn an sich.

„Danke nochmals für die Blumen…“

Gilbert drehte sich in der Umarmung zu ihr und grinste sie an.

„Immer doch, Mama. Schöne Blumen für eine schöne Frau!“

Der klingt ja bereits wie Francis, dachte Antonia.

Als sie ihm einen Kuss gab, hätte Gilbert sie am Liebsten festgehalten, fest an sich gedrückt und nie mehr losgelassen.

Doch es war nur ein flüchtiger, mütterlicher Kuss auf die Lippen… Mehr nicht. Leider.

„Also, schlaf gut!“, meinte er grinsend, als sie aus seinem Zimmer ging.

Gil ließ sich dann auf sein Bett gleiten und lächelte überglücklich. In seinem Bauch kribbelte es und um sein Herz war es ihm angenehm warm. Er setzte Gilbird auf sein kleines Kissen, kuschelte sich in seine und löschte das Licht.

„Ein schönes Gefühl…“, murmelte er noch, dann schloss er die Augen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück