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Don't Trust The B/Witch

Break the rules, break free or lose.
von

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Breake the rules, break free or lose


 

Don´t Trust The B/Witch

Breake the rules, break free or lose.
 

Ihr Leben schien bereits vorüber, noch ehe es richtig begonnen hatte. Für eine junge Frau ihres Alters schien das Schicksal nichts Besseres vorgesehen zu haben, als eine Heirat mit einem der wohlhabendsten Zauberersprösslingen ihrer Generation. Der, den sie ehelichen sollte, war einst ein Klassenkamerad ihrer Schwester gewesen. Nobel, elegant und intelligent. Doch den negativen Attributen schenkte man, zu ihrem Leidwesen, mehr Aufmerksamkeit. Ihr baldiger Gatte wirkte kaltherzig, arrogant und überheblich. Sein Name, in ihren Ohren eitel, affektiert und borniert klingend, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, wann immer sie ihn aussprechen musste. Draco Lucius Malfoy...

Und sie würde alsbald ebenso den Namen Malfoy tragen. Zähnknirschend hatte sie ihre Aufgabe akzeptiert. Das Los war gezogen. Die Zöglinge einander versprochen. Widerworte wurden nicht geduldet, Bitten und Betteln gelangte nicht an elterliche Ohren. Proteste, Einwände wurden mit einem saloppen Wink fort gewischt.

Noch war sie Astoria Calantha Greengrass, noch konnte sie die Freiheit, die man ihr zu gestand, nutzen und genießen. Noch blieben ihr andere Möglichkeiten, ihre Zeit gewinnbringend zu verschwenden, ehe man sie in Ketten legte und an den jungen Mann band.
 

Anders als ihre ältere Schwester Daphne, zog es Astoria vor, so unverschämt und ungeniert wie möglich, mit allem zu flirten, was ihr vor die Füße sprang. Natürlich galt ihre Aufmerksamkeit allein den Herren der Schöpfung, die ihre Avancen nur all zu gern teilten. Im Gegensatz zu ihr, Astoria, hatte Daphne schon immer mehr Wert auf eine harmonische und ausgewogene Beziehung zu einem Mann gelegt. Doch auch die Älteste der Greengrass-Schwestern hatte eine gewisse Zähigkeit an den Tag gelegt als es galt, ihren Ehemann für sich zu gewinnen. In dieser Hinsicht schienen sich die ungleichen Schwestern sehr ähnlich, nur, dass Astoria es vorzog, sich in unverfängliche Situationen zu flüchten, während Daphne bereits dem Eheleben frönte.
 

Ihr letztes Jahr auf Hogwarts war bereits beinahe vorüber und nach ihrem Abschluss würde sie sich, ebenso wie Daphne, in einer intensiven Beziehung wiederfinden, deren Siegel sich als ein schmales, goldenes Band entpuppte, welches sie an ihrem Finger tragen musste.

„Tori?“, jemand riss sie unbarmherzig aus ihren Gedanken.

Ihre düstere Miene hellte sich augenblicklich auf, als sie in das Antlitz ihres besten Freundes blickte, der ihr, wie so oft, ein spitzbübisches Grinsen schenkte. Nur er hatte von ihr die Erlaubnis bekommen, sie bei ihrem Kosenamen zu nennen. Nicht einmal ihrer Familie war es gestattet, die junge Hexe so zu rufen. Ihn, hingegen, nannte jeder nur „Gray“. Eine besondere Form seines Namens, den man nur allzu gern falsch schreib. Graham Wallace Montague. Nicht Greyam, nicht Grayham sondern Graham. Auch Astoria hatte sich damals auf das simple Gray beschränkt und war, aus Schwerfälligkeit, dabei geblieben.

Dieser junge Mann war es, der sich als einziger darauf verstand, ihre Kompliziertheit zu verstehen und diese zu akzeptieren. Er wurde, mit den Jahren, mehr und mehr zu einem treuen Begleiter, oder Mitspieler, wenn ihr erwähltes Opfer nicht auf ihren Charme ansprang. Er hingegen kokettierte nur allzu gern und begnügte sich mit den Mädchen, die frei und willig einen Platz an seiner Seite suchten. Sein Humor war bereits als legendär einzustufen. Wo Graham hinging, folgten ihm Massen von Bewunderern beiderlei Geschlechts. Doch auch sie umschwirrte man mit lechzenden Blicken, wenngleich auch nicht jeder von ihrem Tun angetan schien, denn sie war, unter ihren Kameraden, als Miststück verschrieen.

„Hast du Angst?“, fragte er gerade heraus und ließ sich neben ihr auf das schwarze Ledersofa sinken, auf dem sie saß. Ihre Antwort war ein fragender Blick, doch das Zucken ihrer zarten, schmalen Schultern schien ihm zu genügen. Astoria Greengrass hatte den Verlauf ihres Lebens akzeptiert und seit der Bekanntgabe ihrer Verlobung vor fünf Monaten, hielten sich ihre Verehrer zurück und diese ihre Bekundungen im Zaum.

„Du weißt, dass es in unseren Kreisen üblich ist“, gab sie knapp zurück und verdeutlichte ihm so ihre gegenwärtige Situation.

Für Wahr, es war hinreichend bekannt, dass es auch zu dieser Zeit noch üblich schien, die Kinder wohlhabender und vor allem reinblütiger Zauberer und Hexen einander zu versprechen. Und so, wie es ihre Eltern bereits bei ihrer, um zwei Jahre älteren, Schwester getan hatten, verfuhren die Greengrasses auch bei dem jungen Mädchen, deren blaue Augen trotzig und traurig zu ihm aufschauten. In einer freundschaftlichen Geste zog er sie zu sich heran, sodass sie ihr Gesicht in der Beuge seines Halses betten konnte und strich unter fortlaufenden Bewegungen mit beiden Händen über ihre Schulter, sowie ihren kühlen Arm und den mit Stoff bedeckten Rücken.

„Du siehst hübsch aus“, sagte er knapp, starrte jedoch weiterhin in die Flammen des Kamins, die an den Holzscheiten züngelten und sich an ihnen labten.

Ein schnaubender, unfeiner Laut entfloh ihr, ehe Astoria es ihm gleich tat und ihren Blick auf die Feuerstelle richtete. Ohne Gegenwehr ließ sie es zu, dass der junge Mann mit seinen Fingern durch ihre Mähne fuhr, die einst in einem satten, glänzenden Haselnussbraun erstrahlt war, und nun, als Reaktion auf ihre Verlobung und das bevorstehende Gefängnis, blond daher kam. Niemand durfte sich an ihren Haaren vergreifen, doch Graham war der Einzige, dem sie gestattete und erlaubte, diese zu berühren. Nicht einmal, als sie sich ihren Affären bediente, gewährte sie ihren Liebhabern die Berührung ihres Heiligtums.

Seufzend wagte sie es, ihren Blick auf ihn zu richten, ehe sie den aufkommenden Gedanken rasch beiseite schob. Sie waren und blieben Freunde, ihr Lebensstil war zu ähnlich, als dass sich Astoria eine Beziehung zu ihm erspinnen konnte. Die Eifersucht beider würde das, was sie hatten, in ein dunkles, tiefes Loch stoßen, aus dem es keine Errettung gab.

„Danke“, murmelte sie leise und war sich gewiss, dass er verstand.
 

Beinahe an jedem Wochenende fand irgendwo im Schloss eine Feierlichkeit statt. Egal, ob bei den Löwen Gryffindors, den Dachsen Hufflepuffs oder den Adlern Ravenclaws. Auch bei den Schülern Slytherins war der Besuch und das Ausrichten von Partys erlaubt und so verfuhr man bis zum letzten Tag auf Hogwarts. Es war so leicht, jemanden zu finden, mit dem man sich vergnügen konnte, doch auch diese Momente waren mit dem Erhalt der Zeugnisse ein für allemal vorbei. Nun begann der Ernst des Lebens. Freunde zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Man lernte erneut, nahm ein Studium auf, begnügte sich mit einer Tätigkeit im Ministerium oder fand anderweitige Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Der letzte Punkt war eindeutig auf Astoria zugeschnitten, denn an Arbeit war nach der Hochzeit mit Draco Malfoy nicht zu denken. Wieder eine dieser überholten Ansichten, dass Frauen nicht dafür gemacht waren, einen Beruf zu erlernen und auszuüben. Umso erfreute war sie, dass die Hochzeit erst Mitte Oktober begangen werden sollte und sie sich noch in dem Umstand der Freiheit wiederfand. Glücklich darüber, dass ihr die Zeit gegeben wurde, ein letztes Mal noch in den Genuss männlicher Gesellschaft zu gelangen, nahm sie jede Einladung zu einer Feier an, die sie vor der Einöde, genannte Ehe, rettete.

Die Tage waren kurz, doch die Nächte lang genug, um ihre Sehnsucht zu stillen. Kavaliere, die sich nicht um den Umstand scherten, dass das Mädchen, mit dem sie sich vergnügten, bereits eine angehende Malfoy war, gab es zu genüge und Astoria genoss jedes Wort, jeden Kuss und jede Berührung, die man ihr zuteil werden ließ. Der Wunsch, ihre bevorstehende Zukunft auszublenden, begleitete sie bei jedem Schritt, jedem Tanz und jedem Tun, welches innerhalb einer Schlafstätte vollzogen werden konnte.

Ihre Gier nach Bewunderung, Akzeptanz und körperlicher Nähe ließ sie all ihre Bedenken für wenige Augenblicke vergessen. Doch die Momente, in denen sie sich leer und allein fühlte, drohten sie unter sich zu begraben. Widerstand zwecklos, Rettung ausgeschlossen.
 

Erneut traf es sich, dass sich das junge Fräulein auf einem Event wiederfand und es überraschte sie sichtlich, ein bekanntes Gesicht zu erblicken. Erleichterung lullte sie ein, wie eine warme, weiche Decke, als sie die geschmeidigen Bewegungen bemerkte, das breite Grinsen und die strahlend blauen Augen. Beinahe stiegen ihr salzige Tränen in die Augen, als ihr Vertrauter, ihr bester Freund, vor ihr zum Stehen kam.

„Gray“, hauchte sie und jeder Versuch, die nassen Perlen zurückzuhalten, misslang ihr.

Ohne ein Wort zog er sie in eine Umarmung. Die starken, schützenden Arme, der wohltuende, lieblich herbe Duft und das willkommene, betörende Schlagen seines Herzens quittierte sie mit einem wohligen Seufzen. Ein Zittern erfasste ihren Körper, während Graham ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und die junge Frau noch fester in seinen Armen hielt.

Der Trubel, die Gäste, die Musik, all das schien für wenige Augenblicke nichtig und in den Hintergrund gerückt. Es war ihr egal, ob man hinter vorgehaltener Hand tuschelte, ohnehin schien jeder der Anwesenden zu wissen, wen man sich einlud, wenn auf der Einladung der Name „Greengrass, Astoria“ prangte.
 

Die Feierlichkeit in diesem Hause, die als Geburtstagsparty ausgeschrieben war, gestaltete sich als ein Fest des Wiedersehens. Wie oft Astoria auch beteuerte, an ihren engsten Freund gedacht zu haben, er wiegelte ihre Worte mit einem schiefen Grinsen ab. Graham gab zu, ebenso wenig Zeit gefunden zu haben, um ein Treffen zu arrangieren, denn seine Tätigkeit im Ministerium nahm mehr Raum in seinem jungen Leben ein, als er zu träumen gewagt hatte. Seine Worte der Entschuldigung nahm sie mit einem Lächeln hin.

„Und, steht dir nicht der Sinn nach einem neuen Abenteuer? Jetzt, so kurz vor deiner Hochzeit?“, wollte er wissen und ließ sich auf einer Couch nieder, die in einer kleinen, separaten Lounge, fernab von Musik und dem üppigen Buffet, untergebracht worden war, um den tanzwütigen Gästen eine Verschnaufpause zu gönnen. In der einen Hand hielt er einen Krug Butterbier, während in der anderen ein Glas Elfenwein verweilte.

Er reichte ihr das Weinglas, doch Astoria stand noch immer vor dem Sofa und blickte sich in der abgegrenzten Räumlichkeit um. Die junge Hexe schwieg ihre Antwort aus. Ein Seufzer verließ ihre Lippen, ehe sie den Kopf von einer Seite zur anderen wandte. Sie genehmigte sich einen Schluck des Elfenweins, ehe sie ihm das Glas reichte und er dieses, ebenso wie den Bierhumpen, auf einen kleinen Beistelltisch absetzte.

„Wie läuft es mit der Arbeit?“, wollte Astoria beiläufig klingend wissen, doch Graham konnte den sehnsuchtsvollen Unterton genau heraushören. Der junge Mann zuckte mit den kräftigen Schultern, lümmelte sich in das Polster und schwang die Arme über die Rückenlehne des Sofas.

„Stell dir das Arbeitsleben nicht so einfach vor, Tori. Es ist anstrengend, mühselig und Schlaf raubend.“, erwiderte er mit einem Augenzwinkern.

„Wie Sex also“, entkam es ihrem Mund, doch ihre Miene blieb beunruhigend ausdruckslos.

„Du bist doch eine emanzipierte Frau, und gerade heute hast keine Lust, dich zu amüsieren?“, ließ er plötzlich beiläufig erklingen. „Weiß er eigentlich, was du so treibst, wenn du nicht gerade griesgrämig vor dich hinbrütest? Ich weiß ja, dass es dich wurmt, und dein Leben statt mit Arbeit, lieber mit Liebhabern ausfüllst.“

Eine emanzipierte Frau ist eine, die vor der Ehe Sex und danach einen Beruf hat.“, stellte Astoria klar und verschränkte protestierend die Arme vor der Brust. Obwohl ihr abermals der Gedanke übel aufstieß, dass man ihr untersagte, eine Ausbildung zu ergreifen.

„Du Luder! Und wer eine gute, verständige und schöne Frau sucht, sucht nicht eine, sondern drei.“, meinte er lachend, ergriff den Krug und prostete ihr unter einem breiten, spitzbübischen Grinsen zu. „Also willst du, trotz des Verbotes, eine Arbeit aufnehmen? Denk dran, Tori, es heißt nicht umsonst, erst die Arbeit dann das Vergnügen.“

„Erst die Arbeit dann das Vergnügen? Ich halte es da eher mit der umgekehrten Variante. Ich vergnüge mich erst, ehe ich mich in die Arbeitswelt stürze. Aber ja, du hast Recht. Irgendwie werde ich Draco schon dazu bringen, mir zu gestatten, etwas sinnvolles zu tun. Etwas, das mich ausfüllt. Befriedigt.“, entgegnete sie.

„Ausfüllen und befriedigen? Torilein, und da wären wir ja wieder beim Thema.“, erneut entkam seinem Mund ein lautes Lachen.

„Apropos Sex und deine „drei Frauen-Theorie“: Wie steht es um dein Liebesleben? Hat der Herr endlich jemanden gefunden, für den er sich erweichen konnte?“, deutlich konnte er ihren provozierenden Ton vernehmen.

„Tori, bist du etwa wütend?“, fragte Graham und konnte nicht verhindern, dass ihre Reaktion eine belustigende Wirkung auf ihn hatte. „Oder Eifersüchtig?“

Als Antwort verdrehte sie die Augen, schüttelte den Kopf, und nahm, unter einer hastigen Drehung und mit ein wenig zu viel Schwung, neben ihm auf dem Sofa platz.

„Vorsicht!“, mahnte der junge Mann und griff behutsam nach ihren Schultern, ehe er ihren Körper langsam gegen das Polster lehnte. Doch statt einer Erwiderung, erklang ein glockenhelles Lachen.
 

„Die sieht doch gut aus“, sagte Astoria, schwang ihre langen Beine über seinen Schoß, während sie sich in eine angenehmere Position schraubte und nickte auffordernd und deutend auf eine junge Hexe, deren knappes, sonnengelbes Kleid keine Wünsche offen ließ.

Hier, im Separee, versteckt vor den neugierigen Blicken der Gäste, hatten sie genügen Gelegenheit gehabt, sich über ihre jetzigen Lebenssituationen auszutauschen. Verborgen für die Augen der anderen, hatten Graham und Astoria jedoch genügend Einblick, um dem Spektakel des Festes genüsslich einer Prüfung zu unterziehen.

„Ich suche eine Frau mit Tiefgang.“, stellte er klar und genehmigte sich erneut einen Schluck Butterbier, ehe er damit begann, langsam über die weiche, nackte Haut ihrer wohlgeformten, definierten Beine zu streichen.

Der einzige Ort, an dem ein Mann bei einer Frau Tiefe erwartet, ist ihr Dekollete. Und diese Frau hat definitiv Tiefgang. Bis zum Bauchnabel, siehst du?“, spottete sie und warf das blonde Haar gebieterisch in den Nacken.

„Warum auch nicht?“, kam seine Antwort prompt. „Wenn es schön aussieht und das tut es, sehr sogar.“

Sein Schulterzucken quittierte Astoria mit dem Heben einer perfekt gezupften Augenbraue, die gezielt gen Himmel wanderte. Doch seine Worte brachten sie plötzlich ins Grübeln.

„Deine Oberflächlichkeit könnte wiedereinmal kaum überraschender sein.“, meinte sie. „Und mit Tiefgang hat das nicht besonders viel gemein, Graham!“

Kopfschüttelnd schob er plötzlich ihre Stelzen von sich, erhob sich und hielt ihr die Hand hin, während er ihr auffordernd zunickte.

„Sagte das Mädchen, das keinem Mann widerstehen kann.“, sagte er, lächelte spöttisch und zog die junge Frau zu sich empor, ehe er seine Arme um sie schlang.

„Irrtum, Graham Montague, ich kann dir widerstehen!“, beharrte Astoria und bohrte ihm ihren Zeigefinger in die Brust, während ihre Miene arglistige Freundlichkeit suggerierte. Das kehlige Lachen, welches plötzlich seinem Mund entwich, wunderte sie wenig. Graham zog sie an sich, hielt sie in einem Schraubstock ähnlichen Griff, während sein Körper noch immer bebte.

„Tori, Tori, Tori... auch das wird nur eine Frage der Zeit sein.“, erwiderte er und wiegte sie wie ein kleines Kind.

„Gray, Graham... lass los!“, bettelte sie und schlug mit beiden Händen gegen seine muskulösen Arme, die sie fest umklammert hielten. „Ich kriege keine Luft!“

Japsend krochen die Worte von ihren Lippen, doch das Grinsen in ihrem Gesicht versichterte ihm, dass es ihr gut ging und sie sich seinem Spaß ergab. Als er von ihr abließ, schenkte er ihr ein aufmunterndes Lächeln, jedoch baten seine Augen bittend um Verzeihung für seine alberne, infantile Aktion.

„Ich muss mir die Nase pudern“, sagte Astoria und deutete mit einem Blick in Richtung Örtlichkeit. Er gab sie frei und das Mädchen stöckelte unter stetigem Schütteln des blonden Hauptes davon.
 

„Eine Frau mit Tiefgang?“, murmelte sie, während sie ihr Antlitz im Spiegel vor sich betrachtete. Hastig strich sich Astoria jene verwirrten Strähnen hinter die Ohren, die sich nach seiner Tat aus ihrer aufwendigen Frisur gelöst hatten. Mit dem Jungen, der er einst war, verband sie eine tiefe und innige Freundschaft, beinahe hätte sie von Seelenverwandtschaft gesprochen, doch diese Umschreibung ihrer Beziehung würde nie ihre Lippen verlassen aus Angst, er könne sich von ihr abwenden. Ihre Verbindung verweilte auf der geistigen Ebene, sie war rein platonischer Natur. Auch wenn er sie körperlich reizte, so wäre eine Vereinigung beider bitterer Verrat an ihrem Bund der Einheit. Wie oft sie sich jedoch jemanden wünschte, der sie so verstand, wie Graham Wallace Montague es tat? Dennoch, für eine Romanze mit ihm war sie nicht geschaffen. Auch band sie das baldige Eheversprechen an einen anderen.

Beide, Graham und sie, teilten dieselbe Leidenschaft für Gespräche, für das Leichte, Luftige und Lustige. Doch nicht nur auf diesem Level ähnelten sie sich, auch, was den Kontakt zum jeweiligen, anderen Geschlecht anbetraf, waren beide keine Kinder von Traurigkeit. Er hatte seine Eroberungen und sie die ihre. Nicht umsonst hätte Astoria es vor knapp fünf Minuten gewagt, ihm dieses kleine dürre, aber dennoch vollbusige, Ding näher zu bringen, doch dass er ihren Versuch so vehement abgeschmettert hatte, verwirrte sie noch immer.

Der irritierte Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht blieb, auch, als sie aus der Toilette trat und einen überraschten, spitzen Schrei ausstieß, ehe sie in ihren besten Freund hinein stolperte. Wieder entfloh ihm Lachen und er wich ihrem Klaps, den sie im Affekt, aber dennoch zum Spaß, an ihn auszuteilen versuchte, aus.
 

Das Fest hielt, was es versprach und die junge Hexe war froh, den finsteren Gedanken an eine Ehe entkommen zu sein, sei es auch nur für ein paar, flüchtige und vergängliche Stunden. Vor allem genoss Astoria jedoch das innige Wiedersehen mit jemandem, der ihr vertraut war.

Noch ein Glas mehr, und ich hätte unter dem Gastgeber gelegen.“, lallte sie kichernd und klammerte sich haltsuchend an seinen Arm. „Hoppla!“

Kurz warf er einen Blick auf das Mädchen, welches, noch immer strauchelnd und leicht stolpernd versuchte, sich auf den Beinen zu halten. In dem Zustand leichter Umnebelung, griff sie plötzlich nach dem seidigen Stoff des edlen Kleides und hielt umständlich und unter kindlicher Unbeholfenheit den kümmerlichen Rest über ihrem Dekolletee zusammen. Dass die junge Frau fror entging ihm nicht. Schützend schlang er ihr seinen Arm um die schmale Taille und versuchte so, das Gleichgewicht beider zu halten und ihr ein wenig Wärme zu spenden.

„Das hätte ich aber zu verhindern gewusst. Komm, Torilein, ich bringe dich nach Hause!“, sagte Graham entschieden und statt einer typisch-schnippischen Antwort ihrerseits, erntete er nur ein zustimmendes Nicken. „Deine Haare gefallen mir, im Übrigen, gut. Immer noch.“

„War das ein Kompliment, oder willst du mich in eine dunkle Ecke zerren?“, hakte sie nach und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. Mit einem schiefen Lächeln wiegelte er ihre Frage ab, jedoch blickte er sich gespielt suchend um, ehe er den Kopf schüttelte.

„Nicht doch, du weißt, dass das nicht mein Stil ist und ich um einiges subtiler vorgehe, bei der Wahl meiner Gespielinnen. Ich möchte dich nur nach Hause bringen. In Ruhe, ohne Gezeter, ohne Geschrei.“, stellte er klar und zog die junge Hexe langsam aber bestimmend mit sich. Nicht weit vom Ort der Feierlichkeit entfernt, apparierte er mit dem jungen Fräulein an der Seite.
 

„Die frische Luft scheint dir gut zu tun. Geht es dir besser?“, wollte Graham wissen, als beide, nach einer Weile des Schweigens, langsam auf das Anwesen der Greengrasses zugingen.

Der Kies knirschte unter seinen Sohlen, denn nach wenigen Metern hatte er es aufgegeben, das Mädchen durch die Nacht zu schleifen. Stattdessen hatte er sie, kurzerhand, auf seine Arme gehoben und trug sie nun den Weg zum Haus ihrer Familie hinauf. Vor der großen Treppe hielt er inne und blickte zu dem imposanten Treppenabsatz hinauf, der durch Fackeln, die in den eisernen Verankerungen neben der großen Pforte angebracht waren, spärlich erhellt wurde.

Graham war sich bewusst, wie sehr es dem Mädchen in seinen Armen missfiel, an einen Ort zurückzukehren, an dem man ihr unterbreitet hatte, eine Verbindung mit einem jungen Mann einzugehen, den sie nicht kannte, der ihr nicht vertraut war und dessen engstirnige Einstellung zum Eheleben sie nicht zu teilen vermochte.

Bedächtig nickte Astoria und sog unter geschlossenen Augen die kühle Nachtluft ein. Sie bat ihn, sie abzusetzen, atmete abermals ein und aus, ehe sie die Lider hob und versuchte in das ihr bekannte Gesicht zu blicken. Hier, im Halbdunkeln, vermochte sie das kantige, markante Kinn zu erspähen und das Glitzern in seinen Augen, das mit den funkelnden Sternen wetteiferte.

Die Nähe zu ihm, schien ihr den Atem zu rauben. Astoria hatte Mühe, sich nicht augenblicklich in seine Arme zu werfen. Wie sehr sie sich doch nach ihm gesehnt hatte, ihre Zeit jedoch stattdessen mit irgendwelchen Männern und Affären vergeudete, wurde ihr nun, da sich ihre Wege wieder trennen würden, schmerzlich bewusst. Die Worte blieben ihr plötzlich im Halse stecken. Wieder drängten sich heiße, nasse Tränen in ihre Augen und wieder misslang ihr der Versuch, jene zu unterdrücken. Ihr Schluchzen verdeutlichte ihm, wie sehr sie unter der Situation litt.

„Tori? Weinst du?“, seine Frage quittierte sie mit einem schniefenden Laut.

„Nein“, presste Astoria hervor, doch der junge Mann schenkte ihrer Verneinung nur wenig Aufmerksamkeit.

Seine Hände tasten sich langsam voran und als sie gegen ihren Körper stießen, zog er das Mädchen in eine innige Umarmung. Er versuchte tröstend und beruhigend auf das Geschöpf in seinen Armen einzureden. Flüsterte Worte, die sie und ihr aufgewühltes Innenleben besänftigten sollten. Er bedeutete ihr, keine Furcht zu haben, alles auf sich zukommen zu lassen und vielleicht, so meinte er, würde sie lernen, dem Erben der Malfoys Vertrauen entgegen zu bringen und ihn zu lieben.

„Kann ich nicht“, schluchzte Astoria und der Gedanke an den reißenden Strom, der sie in die Dunkelheit zog, nahm erneut von ihr Besitz.

„Tori, du bist stark, hübsch und intelligent. Nichts ist so schlecht, wie es im ersten Moment scheint. Und auch wenn du in ein paar Wochen heiratest, reißt unsere Verbindung doch nicht ab. Du weißt, dass ich immer ein offenes Ohr für dich habe.“, erklärte Graham und wiegte die junge Frau in seinen Armen.

„Aber... wir hatten doch schon nach zwei Wochen keinen Kontakt mehr und ich... ich...“, die Verzweiflung in ihrer Stimme zerrte an seinem Herzen.

Nie hätte er gedacht, dass dieses junge Mädchen, das bereits ein Leben voller Liebeleien führte, plötzlich so zerbrechlich, klein und verängstigt wirkte. Als sie erneut versuchte, sich zu erklären, schob Graham sie, ihre Schultern mit den Händen umklammert, von sich. Prüfend betrachtete er das Fräulein vor sich. Ab und an nahm er das Glitzern ihrer Tränen wahr, wenn die schweren, dunklen Wolken oben am Himmel es dem Mond gestatteten, sich zu zeigen. Lange blickte er in ihr Gesicht, das so vollkommen, so schön war und doch von so viel Gram gezeichnet schien. Ihre Augen, die wach und lebenslustig in die Welt blickten, waren Tränen verschleiert. Die Spuren ihres Ausbruchs zogen sich über ihre Wangen und wanderten in Richtung Kinn.

Ein Gefühl, dass er sich stets verbot, wenn er in ihrer Nähe war, keimte listig und tückisch in ihm auf. Er sollte nicht. Er durfte nicht. Er konnte nicht und er würde ihre momentane Schwäche nicht für sich nutzen und von einem Vorteil, worin dieser auch immer bestehen mochte, Gebrauch machen. Sie war einem anderen versprochen. Weder er, noch sie konnten daran etwas ändern. Er hatte sich damit begnügt, ihr Freund zu sein. Für sie da zu sein, wann immer sie ihn brauchte. Doch das Mädchen so aufgelöst zu sehen, so von Schmerz zerfressen und Wut gepackt, trieb selbst seinen Optimismus in die Flucht.

„Ich bringe dich nach oben, wenn du willst.“, sagte er und auch wenn ein dunkler Teil von ihm flüsternd zu einer Nacht riet, die beiden Hilfe versprach, so schob er diesen hastig von sich. Nickend nahm Astoria sein Angebot an.
 

Leise schlichen sie durch die Finsternis des Hauses. Passierten Flure und Treppen, ehe sie vor ihrem Zimmer hielten und die junge Hexe mit zitternden Fingern nach der Klinke griff. Eine plötzliche Wärme erfasste jedoch ihre kühlen Glieder, als Graham seine Hand um ihre schloss und ein leises Klicken das Öffnen der Tür bedeutete.

Er verharrte für wenige Sekunden auf der Schwelle zum Inneren des Zimmers, ehe Astoria ihn bei seinem Hemd in den Raum zog. Dank eines ungesagten Zaubers ließ das Mädchen ein paar vereinzelte Lichter aufflackern, die dem Innenleben der Stätte einen deffusen Schein verliehen.

Zögernd nahm er den Blick von der jungen Frau und sah sich in ihrem Reich um. Nur schwer vermochte er die vereinzelten Möbelstücke auszumachen, die dem Zimmer ein angenehmes und stimmig-harmonisches Innenleben verliehen.

Diverse, kleine Kommoden, ein alter, edle wirkender Schreibtisch aus dunklem Holz, kleine Tische in einem veralteten Stil. Doch den Mittelpunkt des Zimmers bildete unweigerlich das große Himmelbett, dessen Gestell aus schwarz lackiertem Eisen zu bestehen schien und dessen Kopfende mit filigranen Schnörkeln und Ornamenten geschmückt war. Roséfarbene, seidigschimmernde Tücher umhüllten die schmalen Pfosten der Schlafstätte und gingen nahtlos in den großen Baldachin über, der sich über das Bett spannte.

Dass ihre Besuche, in diesem Haus, nach dem Beginn ihrer Schulzeit zu einer Seltenheit geworden waren, spiegelte sich in eben jenem Raum wider. Die Unschuld des Zimmers streckte ihn beinahe nieder, denn wohl kaum jemand hätte vermutet, dass dies das Reich einer Frau war, die mehr auf dem Kerbholz hatte, als die Reinheit dieser Stätte vermuten ließ. Hier und da kindlich verspielt und doch, auf eine anrüchige Art, durchtrieben. Das zarte Rosé des Organza, der sich um das tiefe, bedrohliche Schwarz des kühlen Metalls schmiegte, zeigten, nach genauer Betrachtung, den Stil der jungen Frau. Lieblich, sanft und doch verrucht. Dieser Raum schien den inneren Widerspruch ihrer Person bis ins kleinste Detail aufzuzeigen. Die Zerrissenheit, ihre Sehnsucht nach Stabilität.
 

Stille hatte sich, nachdem Astoria ihn ins Zimmer gezogen hatte, über ihre Lippen gelegt. Im dämmerigen Licht, das die wenigen Lämpchen spendeten, konnte er ihre zarte Gestalt ausmachen. Jede Bewegung, jede Regung ihrerseits schien mit Bedacht gewählt.

„Was tust du da?“, verlangte er zu wissen, denn die junge Frau hatte ihm den Rücken gekehrt und griff nun nach dem Saum des teuren Kleides und erlag dem Versuch, sich eben jenen Stoff vom Körper zu streifen.

„Ich ziehe mich um“, murmelte Astoria wahrheitsgemäß und kam nicht umhin, mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen, das blond gefärbte Haupt zu schütteln.

Sacht und fließend sank die Robe auf den Boden. Einzig die schwarze Spitze von Slip und Büstenhalter hoben sich nur noch von der milchig weißen Haut der Frau ab und bildeten einen starken Kontrast zum Rest ihres schmalen, zierlichen Körpers.

Graham konnte nicht bestreiten, dass dieser Augenblick mehr Intimität versprach, als er je verspürt, oder erlebt hatte. Auch wenn er bereits mit mehreren Mädchen ein Bett geteilt hatte, so waren diese Verbindungen meist nie von dieser Art Magie und dieser Tiefe. Ein Gefühl der Reue, der Scham und der Eifersucht schlängelte sich bitte durch seine Adern.

Die Zahl verflossener Herzen, die das Mädchen bereits auf ihrem Konto gutgeschrieben hatte, mochte beachtlich hoch sein, und nicht ohne Grund sagte man Astoria nach, sie trüge den Status einer Männerfresserin. Ein ungeahnte Wut wallte plötzlich in ihm auf, als seine Gedanken zu den Männern schweiften, die ihre Sehnsucht so widerwärtig ausgenutzt und ihre verletzliche Haltung so schamlos hingenommen hatten. Vor allem aber brachte ihn die Erkenntnis zur Raserei, dass sich diese Subjekte nicht um ihr zerbrechliches Innenleben, ihre Seele scherten.

„Gray“, begann sie plötzlich und wandte sich, im Halbschatten stehend, zu ihm um. „Könntest du an die Kommode gehen und mir bitte ein Nachthemd geben?“

Seine Kehle schien ihm wie zugeschnürt, der Mund staubtrocken, dennoch nickte er mechanisch und trat auf den kleinen Schrank zu, der sich zu seiner Linken befand.

„Die zweite Schublade von oben“, dirigierte sie und machte sich daran, die langen, schweren Vorhänge vor die hohen Fenster zu ziehen. Astoria schien sich an ihrer spärlichen Bekleidung nicht zu stören, während sie der Außenwelt den Rücken gekehrte und mit leichten, geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu schritt.

Der junge Mann konnte nicht sagen, was ihn in diesem Augenblick mehr fesselte. Der hüftschwingende Gang des Mädchens, oder ihre langen, blassen Beine, die kein Ende nehmen wollten, der flache Bauch, die Brüste, die sich, eingebettet und umhüllt von Seide und Spitze, nach Freiheit sehnten, oder gar ihr hübsches Gesicht, das ihm so lieb und teuer war. Und ganz plötzlich Verstand er die armen, willigen Seelen, die sich gefangen sahen und nicht die Blicke von ihr hatten abwenden können.

„Gray“, hauchte sie und griff behutsam nach seiner Hand, die noch immer auf dem kleinen, hölzernen Knauf der Kommode verweilte.

Die Wärme ihrer Finger durchzuckte ihn wie ein Stromschlag. Das Knistern, flirrend und summend, umspielte sie und entlud sich in einer Regung, die er eindeutig ihrer umnebelten Verfassung zu schrieb. Astoria streckte sich ihm entgegen, nicht ohne, dass sich ihr fragiler Körper an seinen schmiegte und er ihre Hitze durch das weiße Hemd deutlich ausmachte.

Ausgerechnet in Augenblicken, die man genießt, wollen Frauen geküsst werden.“, murmelte er an ihren Lippen und konnte nicht leugnen, dass es ihm wahrlich Vergnügen bereitete hatte, die junge Frau halbnackt vor sich her flankieren zu sehen.

„Ach, halt die Klappe!“, nuschelte sie als Antwort und drängte sich weiter an ihn.

Ihr Kuss raubte ihm die Sinne, betäubte seinen Verstand und ließ das heiße, brodelnde, gar kochende Blut in tiefere Gefilde fließen, und dessen Ergebnis drängte sich geradewegs gegen den derben Stoff seiner Jeans. Dass sich Astoria in den Stoff seines Hemds krallte, ihre Fingerspitzen seinen Bizeps streiften und die Beule in seiner Hose nun nicht mehr zu kaschieren war, machte ihm die Situation nicht erträglicher.

Alles verschwamm vor seinen Augen, nur das Gefühl ihrer Lippen auf seinen Mund machte ihm deutlich, dass er sich nicht in einem illusionären Zustand befand.

„Tori“, knurrte er warnend, „tu´ das nicht!“

Doch die Hexe schien nicht im Geringsten daran interessiert, seinen Worten Gehör zu schenken.

„Astoria“, erhob Graham plötzlich seine Stimme, deren tadelnder Unterton augenblicklich mehr mit einer väterlichen, autoritären Drohung gemein hatte. „Hör auf damit!“
 

Der Nebelschleier, der ihn umgab, verschwand mit dem Lösen ihrer Lippen und ließ eine unerbittliche, unbarmherzige Kälte zurück. Ihr Blick zierte die Angst vor seiner Zurückweisung, Verwirrung und Scham. Ein Ausdruck, den er noch nie in ihrem Gesicht gesehen hatte und der so viel offenbarte, preis gab, dass ihm seine Reaktion nun schmerzlich bewusst machte, dass es nur ein schmaler Grat war, zwischen Freundschaft und dem gegenseitigen Begehren.

Nun stand er vor der Schwelle zweier Möglichkeiten.

Die erste garantierte ihm eine wütende Astoria, die vergrämt und verschmäht einen anderen Liebhaber finden würde, wenn auch nicht mehr heute Nacht und zu dieser Zeit, doch sie würde ihre Wut und ihre Einsamkeit in anderen Armen hätscheln und pflegen.

Graham entschied sich für den zweiten Weg, bei dem mehr auf dem Spiel stand, als der beiden blinder Gier. Das Band ihrer Freundschaft würde reißen, ähnlich dem Folienpäckchen des Verhütungsmittels, welches die Muggel benutzen um ungewollte Ereignisse zu verhindern und diesen entgegen zu wirken.

Doch ihr Bündnis würde mehr tiefe erfahren. Seelischer Gleichklang, ein Katapultieren in ungeahnte Höhen, Sphären, Dimensionen die weder ihm, noch ihr, bekannt waren. Grob packte er sie bei den Armen, zog das zarte Wesen zu sich heran und küsste sie mit Inbrunst, und einem Verlangen, das er so lang schon unter Verschluss hielt.

Die Ketten, die sie hielten, fielen von ihnen ab. Landeten geräuschlos wie der hinderliche Stoff seines Hemds oder der seiner dunklen Hose und dem kümmerlichen Rest ihrer Wäsche, auf den Teppich besetzten Boden. Zarte, flüchtige Berührungen, heiße, versengende Küsse, betörende Laute die die Räumlichkeit erfüllten, beteuerten und besiegelten den Fehler, der unweigerlich begangen wurde.
 

Die Nacht wich dem Tageslicht. Verscheucht waren die Schatten der Vergangenheit und willkommen das leuchtende Strahlen der Sonne und das melodische Zwitschern der Vögel in den Bäumen, die das Land der Herrschaften beschrieben.

Ein wohliges Seufzen entwich ihrer Kehle, ehe sich das junge Fräulein streckte und die Last bemerkte, die sich auf ihrem Körper niedergelassen hatte. Seine Arme umschlangen Bauch und Hüften, während seine Lippen auf ihrer Haut verweilten. Mit Genuss entsann sie sich seiner neckenden Zunge, seinen kundigen Fingern, und den zarten Bissen, die er ihr spielerisch beibrachte. Doch dem, was ihrem Hochgefühl am Nächsten kam, war unweigerlich die Vereinigung beider Körper, beider Seelen. Laute der Wonne hatten ihren Mund verlassen und die roten Striemen, die seine Schultern und seinen Rücken zierten, verdeutlichten nur allzu sehr, wie viel Freude er ihr bereitet hatte. Ihre Fingernägel hatten sich in sein breites, schweißbedecktes Kreuz gekrallt, ihre Beine waren um seine Hüften geschlungen, während er ihre gierigen Laute mit seiner Zunge schluckte und diese erstickte.

Als er sich endlich regte, und seine Hände erneut über ihre Haut fuhren, wallte neu entflammte Lust in ihr auf. Das Begehren nach ihm schien sie schier zu verbrennen, denn sengender, pulsierender Schmerz sammelte sich in ihrer Körpermitte. Ein jähes Zittern erfasste sie und Astoria nahm mit Genugtuung zur Kenntnis, dass ihm nicht anders erging. Der Blick, den er ihr zuwarf, zierte Reue aber ebenso unbändiges Verlangen. Verlangen nach ihr, ihrem Körper. Wieder trafen sie sich in einer innigen Umarmung, fanden Sättigung ihres wollüstigen Hungers und ließen keinen Wunsch unerfüllt.
 

Doch so berauschend die Stunden auch gewesen waren, das Gefühl der Schuld hing über ihnen wie eine bedrohliche, düstere Wolke. Die Befangenheit, die von ihm Besitz ergriff, als er das Mädchen betrachtete, grub sich wie ein spitzer Dolch in sein Herz.

Nie würde er sie haben können. Nie hätte er die Möglichkeit, sie zu halten, zu retten. Denn in ein paar Wochen würde sie einem anderen gehören. Mit ihm Tisch und Bett teilen und niemand würde ihren Schmerz so fühlen, wie er es tat. Die flüchtigen Bekanntschaften ihrerseits, waren nichts mehr als ein Schutzmechanismus ihrer Seele, um weiteren Schaden zu verhindern. Lieber litt ihr Körper, als dass sie sich jemandem offenbarte. Eine Einsicht, die das Mädchen plötzlich in einem anderen Licht zeigte, doch solang sie nicht daran zerbrach, würde sie sich nicht von ihrem Tun, ihrem Weg abbringen lassen.

Schweigen und Stille nahm seine Lippen in Beschlag, denn jedes Wort, welches es auch immer sei, würde die Atmosphäre und die fragile, zerbrechliche Balance ins Wanken bringen, wenn nicht sogar zu Fall.

Ermattet und erschöpft lag Astoria noch immer in den weichen Laken, lümmelte sich in die Kissen und betrachtete den jungen Mann, der sich suchend im Zimmer umsah. Endlich hatte er die Kleidungsstücke erspäht, ehe er sich unter protestierendem Quietschen der Federn vom Bett erhob und seine Sachen aufklaubte. Eiligst fuhr er in Boxershorts und Jeans, ehe er mit flinken, geübten Fingern die Knöpfe des Hemds schloss. Fahrig fuhr er sich durch die blonde Mähne und vermied es, zu dem Mädchen zu sehen. Ihren fragenden Ausdruck in den Augen, oder gar das selig-glückliche Flackern würde er nicht ertragen, denn Gewissensbisse hatte ihre Fänge in sein Herz geschlagen und kaute genüsslich schmatzend darauf herum.

„Willst du reden?“, fragte Graham und hatte ihr noch immer den Rücken zugewandt.

„Nein, ich würde lieber etwas anderes machen, als reden.“, träge wich die Antwort von ihren Lippen, doch er konnte das Verlangen deutlich aus ihren Worten filtern.

So sehr er sich danach verzehrte, sie erneut zu berühren, er verbot sich, sie ein weiteres Mal zu nehmen. Diese Genugtuung, Befriedigung würde er ihr nicht verschaffen. Er war nur einer von vielen, vielen jungen Männern, und er reihte sich lückenlos in Riege ihrer Verehrer ein. Die Einsicht, wie einsam dieses Mädchen doch war, erschreckte ihn. Seine Zuneigung für sie hatte ihn nicht bemerken lassen, wie verloren Astoria wirkte.

„Gray?“, wieder richtete sie das Wort an ihn und fühlte sich nun kräftig genug, um sich aus den Kissen zu wühlen.

Blasse, schlanke Arme umfassten seine Körpermitte. Deutlich konnte er ihre Hitze spüren, während sie ihren Leib an ihn presste und ihr Gesicht in dem Stoff barg, der sich über seinen Rücken spannte. Ein seufzender, ergebender Laut verließ seinen Mund, ehe er den Kopf auf die Brust sinken ließ.

„Glaubst du, dass nach deiner Hochzeit Schluss damit ist?“, fragte er gerade heraus, entwandt sich ihrer Umarmung und sah mit erhabenem Blick auf sie herunter.

„Gray“, begann Astoria von Neuem und es schien, als wüsste sie nicht, was er hören wollte. „Ich...“

„Nein, Tori, es ist in Ordnung. Das hier war bedeutungslos. Wir sind nur zwei Freunde, die einen Fehler gemacht haben. Nicht mehr, und nicht weniger.“, sagte er entschieden und strich ihr das zerwühlte Haar aus dem geröteten Gesicht.

„Aber...“, dass sie keine Worte fand, überraschte ihn.

„Ich liebe dich, Tori, aber wir beide wissen, dass es nicht funktionieren wird.“, ein letztes Mal nahm er hübsches Gesicht in seine Hände und bettete seinen Mund auf ihre Lippen.

Für einen flüchtigen Augenblick, schien ihr Herz seine Tätigkeit zu versagen, denn Astoria bekam kaum Luft, geschweige denn konnte sie ihrem Körper befehlen, angemessen zu reagieren. Seine Worte ließen sie schwanken. Seine Lippen brachten sie ins Straucheln. Seine Finger berührten einen Teil in ihrem Inneren, den sie stets unterdrückte. Er liebte sie als Freund, und nicht als der Mann, nach dem sie sich sehnte. Denn er hatte all ihre Hoffnung zerschlagen, indem er sich und ihr eingestand, dass sie nie zusammen sein würden. Graham ließ von ihr ab, nahm seine Hände von ihr und blickte stumm und stur über ihren Kopf hinweg auf einen Punkt im Zimmer.

„Du bist und bleibst ein Miststück“, spie er plötzlich aus, machte auf den Hacken kehrt und verließ das Zimmer. Dies waren die letzten Worte, die er für sie übrig hatte, ehe er die seelenlose Hülle zurück ließ, die einst jenes Mädchen war, das er liebte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2013-12-04T21:21:03+00:00 04.12.2013 22:21
Na du Nase ;)

also erstmal großen Kompliment wieder an die Bilder die du gewählt hast ^^ und deine Bearbeitung ;) und danke auch nochmal dass du ne blonde astoria genommen hast <3 hast du ja gut geläst dass sie eigtnlich brünett ist aber sich die haare gefärbt hat, den trick wende ich auch oft an :D

„Und, steht dir nicht der Sinn nach einem neuen Abenteuer? Jetzt, so kurz vor deiner Hochzeit?“,, ich würde mit Gray überall hin gehen *miau* ^=^ *herzenaugenmach*

„Tori, bist etwa wütend?“, fragte Graham und konnte nicht verhindern, dass ihre Reaktion eine belustigende Wirkung auf ihn hatte. „Oder Eifersüchtig?“, ja ist sie! mein wille xD


„Du bist und bleibst ein Miststück“, <--- der arsch XD er nimmt ihr alle hoffung :( ich meine sie liebt ihn doch auch ... aber er sie nnur als freund? nein oder ?? arghhh tu mir das nicht an ;_; ich bin fast am weinen xD

ach das war ja mal ein sad end, bin ich gar nicht von dir gewohnt :D aber hat auf jedenfall was und passt hier ^^

dankeschn für das geschenk, wie immer toll geschrieben^^

hab dich lieb ^^
natsu


während Daphne bereits dem Eheleben frönte. <-- ich mag deine Ausdrucksweise immer wieder gerne xD



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