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The Legend of Zelda: Ocarina of Time

Navis Geschichte
von

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Der Tänzer im Schatten

Blaues Licht flutete das Dunkel, als ich erwachte. Von irgendwoher rauschte Wasser und vermischte sich mit einem ätherischen Gesang, der von überall her zu kommen und gleichzeitig nur in meinem Kopf zu existieren schien. Ich blinzelte und das Licht wurde heller. Dieser Ort – so fremd, so vertraut... Mein Zuhause.

Als ich mich umwandte, erkannte ich eine Frau, die nur ein paar Meter entfernt über einem Becken mit kristallklarem Wasser schwebte. Ihre Augen waren geschlossen, das purpurne Haar fiel ihr in drei langen, dichten Zöpfen bis über die Taille. Sie sah aus, als würde sie schlafen. Einige meiner Schwestern von roter Farbe schwebten um sie herum, ließen sich in ihrem Schoß nieder oder streiften wie schwerelos durch das Wasser im Becken unter ihr. Obwohl gerade erst erwacht, wusste ich instinktiv, dass diese wunderschöne Frau meine Mutter war. Efeu bedeckte ihren Körper und sie schien seltsam durchsichtig, als wäre sie nur ein Trugbild.

„Navi? Mein Kleines, bist du endlich aufgewacht?“ Ihre Stimme erklang hoch und hell in meinem Kopf, als ich mich ihr näherte. Wie auch ihr Selbst schienen ihre Worte aus weiter Ferne in mir widerzuhallen. „Navi, es wird Zeit, dass du dich auf den Weg machst. Die Kinder des Waldes erwarten dich bereits. Der Dekubaum hat eine besondere Aufgabe für dich...“

Der Dekubaum? Als ob meine Mutter diesen Gedanken vernommen hätte, sandte sie mir das Bild eines alten, stattlichen Baumes hinter meine Stirn. Seine Krone ähnelte einem gewaltigen Dach aus Blättern über der Lichtung, auf der er wuchs. Seine Züge wirkten ehrwürdig und ein magisches, grünes Licht ging von ihm aus.

„Seit je her ist es Brauch, dass die blauen Feen den Kindern des Waldes als Mentoren und Berater zur Seite stehen. Dies wird auch deine Aufgabe sein, kleine Navi. Du bist etwas ganz Besonderes. Mach dich auf den Weg zum Dekubaum, beschütze seinen Wald und beschütze seine Kinder... Möge Farore über dich wachen...“ Die Stimme meiner Mutter wurde schwächer. Gleichzeitig nahm die Zahl der roten Feen um sie herum zu und als das verschwommene Bild ihrer Selbst sich gänzlich aufzulösen begann, sprudelten mit einem Mal zahlreiche Schwestern aus der Quelle empor. Sie tanzten umher und summten und wisperten. Ihr Lied und ihre Wärme trugen den Kummer über Mutters Verschwinden fort und bald hatte ich sie fast vergessen. Mir blieb nur die Gewissheit über die große Aufgabe, die mir als eine der seltenen blauen Feen gegeben worden war.

Auf der anderen Seite des Feenbrunnens fand ich einen Gang und an dessen Ende ein grosses Loch in der Decke. Mondlicht fiel verhalten in unser unterirdisches Refugium hinab – jedoch verblasste es gegen das türkisfarbene Leuchten des Brunnens hinter mir. Ich folgte ihm hinauf, immer höher und höher und ein Wald erwartete mich an seinem Ende. Kühle Nachtluft schlug mir entgegen, als ich mich aus dem Gras kämpfte, das den Eingang zu unserem Brunnen verbarg. Staunend blickte ich auf. Die Wipfel der Bäume verbargen den grössten Teil des Himmels und wenn die Wolken den Mond verbargen, schien der ganze Wald in Dunkelheit getaucht. Kleinere Lichter schwebten durch die Luft, bildeten Schwärme und tanzten. Vorsichtig stieg ich auf, denn ich vermutete weitere Feen, welche den Brunnen verlassen hatten, um sich auf den Weg zum Dekubaum zu machen. Als ich jedoch näher kam, stellten sie sich als fliegende Käfer heraus, die gelernt hatten, das jeweils andere Geschlecht mit ihren Leuchtsignalen anzulocken. Von irgendwo her drang Musik an meine Ohren. Sie glich so überhaupt nicht dem Singsang meiner Schwestern – und wirkte doch nicht bedrohlich. Ich folgte ihr nach, wandte mich noch ein letztes Mal um – „Lebt wohl, Schwestern...“ – und verliess diesen Teil des Waldes.

Durch ein schier endloses Labyrinth aus Büschen, Hecken und Bäumen lotste mich das lustige Spiel, bis ich plötzlich Mauern erkannte und sich die verlorenen Wälder – ein Name, der wie das Bild des Dekubaumes und alles andere hinter meiner Stirn erschienen war – zu einer Lichtung hin öffneten. Auf der anderen Seite erhob sich das Eingangsportal eines riesigen, alten Palastes. Moos und Efeu überwucherten den festen Stein und vereinzelt wuchsen kleine Bäume aus der Festung empor, die einst wohl Hylianern gehört hatte. In der Mitte der Lichtung – der Heiligen Lichtung, dachte ich ehrfürchtig – befand sich eine Art Podest aus Stein mit einem Symbol darauf. Ich erkannte es zu meiner Verwunderung sofort und wusste, dass dieser Ort der Eingang zum Waldtempel sein musste. Das Heiligtum der Kokiri, der Kinder des Waldes. In all der Faszination für die Dinge um mich herum, hatte ich überhaupt nicht bemerkt, dass die Musik verklungen war. Ein ungutes Gefühl bemächtigte sich meiner – nur wenige Stunden nach meinem Erwachen wusste ich bereits, was Angst ist. Ein unheimliches Kichern ließ mich herumfahren.

Dort, im Halbdunkel des Waldes, saß eine Gestalt auf einem abgeholzten Baumstumpf und schaute zu mir herüber. Sie hielt einen länglichen Gegenstand in der Hand – ich hoffte, dass es die Flöte war, die ich kurz zuvor vernommen hatte. Das Geschöpf kicherte erneut und als einer der zahlreichen Leuchtkäfer vorüber flatterte, gelang es mir, etwas zu erkennen. Das Wesen trug Lumpen aus Rinde und Blättern am Leib, ein zerfetzter Hut zierte seinen rundlichen Kopf. Doch heute weiss ich, dass meine Angst von dem herrührte, was sich unter diesem Hut befand. Als hätte die Nacht selbst ihm eine Form gegeben, lag das Gesicht der Kreatur in finstersten Schatten und seine Augen stachen als rundliche, glühende Kohlen aus dieser Dunkelheit hervor.

„Eine Fee so ganz allein in diesen Tiefen unseres Waldes? Hast du dich etwa verlaufen, kleine Fee?“ Das Ding gackerte und sprang jetzt von seinem Baumstumpf herunter. Seinen Bewegungen nach, ungelenk und tänzelnd, erinnerte es an eine zerschlissene Marionette.

„Bist du...?“ klimperte ich zaghaft. Nein, dies konnte ganz gewiss kein Kokiri sein. Zwar hatte ich vorher noch nie einen gesehen, doch ich wusste, dass die Kinder des Waldes auch die Schützlinge des Dekubaumes waren. Der altehrwürdige Baum, von dem meine Mutter gesprochen hatte – sicher würde er seinen Bereich des Waldes von diesen Finsterlingen fernhalten.

„Ich bin der Tänzer, verborgen im Schatten!“, rief das Lumpenkind feixend und sprang dabei mal auf das eine, mal auf das andere Bein und hob seine Flöte, ohne sie anzusetzen. „Der Wind reisst mich fort wie verwelkendes Laub. Ich bin der Herr über Würmer und Ratten! Ich dreh mich und tanze die Füsse mir taub.“ Ein einzelner, misslungener Ton quälte sich aus seiner Flöte, doch das Wesen warf den Kopf in den Nacken und meckerte sein unheimliches Lachen in die Nacht hinein.

„Komm, kleine Fee, tanz mit mir! Mach’s wie die Glühwürmchen und schüttele dich, rüttele dich – bis zum Morgengrauen-grauen-grauen...“

Ich konnte nur zusehen, konnte nur beobachten, wie das schreckliche Kind aus den Wäldern immer näher kam und vereinzelt Töne auf seiner Flöte spielte. Sein unheimliches Lachen jagte mir Schauer über den Rücken, doch aus irgendeinem Grund konnte ich mich nicht rühren. Wie erstarrt stand ich in der Luft, schlug mit den Flügeln und bewegte mich doch keinen Millimeter vom Fleck. Als die Kreatur näher kam, glaubte ich in all der Finsternis seines Gesichts Zähne zu erblicken. Seine Augen schienen mich zu hypnotisieren, schlugen mich in ihren Bann und ich konnte nichts dagegen tun. Dann ertönte ein Rufen von jenseits der Tempelmauern. Er hatte einen Klang, ähnlich wie das Gackern des Lumpenkindes und klang doch tiefer, älter. Noch immer rührte ich mich nicht, doch auch das Ding mir gegenüber war plötzlich wie angewurzelt stehengeblieben. Langsam, ganz langsam wandte es sich von mir ab, ließ die hölzerne Flöte sinken. Als die Macht seiner glühenden Augen von mir abfiel, fühlte ich mich augenblicklich besser. Der Ruf erschallte noch einmal, diesmal näher. Dann, wie auf ein Kommando, erstarb das Leuchten der Glühwürmchen auf der Lichtung und um die seltsame Steinplatte herum erschienen vier farbenfrohe Flämmchen. Die erste war orange und schön wie die aufgehende Sonne, die zweite war blau und kalt. Die nächste wirkte grün und giftig und die letzte schließlich war purpurn und überaus magisch. Sie kreisten um die Steinplatte herum, ohne sich allzuweit davon zu entfernen und voller Überraschung sah ich, wie der Schattentänzer vor ihnen zurückwich.

„Ich... wollte ihr nichts tun! Nur ein wenig Gesellschaft! Das arme Horrorkid ist einsam und allein; Das brave Horrorkid will nicht mehr einsam sein...“

Ungerührt setzten die Flammen ihren Tanz fort. Das Horrorkid taumelte ein paar Schritte rückwärts und ließ, scheinbar vor Angst, seine Flöte fallen.

„Gute Irrlichtschwestern, schöne Irrlichtschwestern! Die Fee ist wohlauf und ich bin davon. Kümmert euch nicht, kümmert euch nicht!“

Ich sah ihm nach, wie sich das Finsterkind über die verwitterte Steintreppe in Richtung der Verlorenen Wälder davonmachte. Sein Instrument lag, endgültig vergessen und für immer verstummt, im Gras. Vielleicht würde es später hierher zurückkehren und sie holen kommen, dachte ich, doch im Augenblick gab es andere Dinge, um die ich mich sorgen musste. Nun war ich wieder allein – allein mit diesen wirbelnden Feuern! Zwar hatten sie für den Moment mein Leben gerettet und das Horrorkid verscheucht, doch das Lachen, welches mit ihnen aus dem Inneren des Tempels gekommen war, bereitete mir neue Angst.

Als ich mich umwandte, waren das orangefarbene, das blaue, das grüne und das purpurne Licht verschwunden. Statt ihrer schwebten jetzt, dort über der Steinplatte, vier geisterhafte Gestalten und starrten – feindselig? misstrauisch? – zu mir herüber.

Irrlichtschwestern, hallte das Wort des Horrorkid in meinen Gedanken nach.

Eine jede von ihnen trug eine Fackel in der Hand, an deren Farbe man sie unterscheiden konnte. Ihre Gestalten waren ebenso finster wie die des Schattentänzers, ihre Mienen ausdruckslos und unergründlich. Die purpurne Schwester trug einen hübschen Kopfschmuck mit roten Edelsteinen besetzt, während ich den der roten heute mit einem Besen vergleichen würde. Die Augen der grünen Schwester hingegen – ähnlich wie die des Horrorkid bloße Glühwürmchen in tiefster Dunkelheit – wirkten gütig und freundlich. Sie starrten mich nur an und sagten nichts, bewegten sich nicht, taten nichts. Dann wehte erneut dieses unheimliche Kichern zu mir herüber und mit einem jähen Blitzschlag waren die Geister verschwunden.

„Hallo? Hey, bist du in Ordnung?“

Erschrocken fuhr ich herum und blickte in die tiefblauen Augen eines Mädchens. Ihre Ohren liefen an den Enden spitz zu und ihr Haar wie grün, grün wie die Blätter der Bäume.

„Wer... wer bist du?“, klingelte ich ängstlich und wich vorsichtshalber ein paar Flügelschläge zurück. Nach allem, was in den wenigen Stunden fernab unseres Feenbrunnens geschehen war, blieb ich vorsichtig.

„Ich bin Salia. Und du bist eine Fee.“ Es war keine Frage. „Was machst du hier draussen, so tief in den Wäldern? Hast du dich verlaufen? Wo ist dein Kokiri?“

Erleichtert atmete ich auf. Dieses Mädchen entsprach ganz der Vorstellung, die ich mir von einem Kind des Waldes gemacht hatte. In kurzen Sätzen schilderte ich ihr meine Situation und zu meiner grossen Freude erklärte sie sich bereit, mir den Weg zum Dekubaum zu weisen. Noch glücklicher war ich, als ich erkannte, dass sie mit einer meiner Schwestern unterwegs war. Wir begrüssten uns summend und ich erklärte auch ihr, was mir widerfahren war.

„Jetzt bist du in Sicherheit“, versicherte sie mir. „Salia und ich bringen dich sicher in den Kokiriwald. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum ehrwürdigen Dekubaum.“

Beide hielten ihr Wort und führten mich durch aus dem dichten Labyrinth des Verlorenen Waldes hinaus. Als wir den Ort erreichten, in dem die Kokiris lebten, staunte ich nicht schlecht. Dieser Teil des Waldes war viel freundlicher und heller als alle anderen zuvor. Der Himmel öffnete sich über einem verwinkelten Talkessel, in dem mehrere Baumhäuser standen. Ein kleiner Wasserfall ergoss sich in einen nahegelegenen Bach; es gab hölzerne Hängebrücken, einen wahrhaft gigantischen Garten – sogar einen kleinen Laden, in dem man Früchte und Nüsse aus dem Wald sowie Werkzeuge und Waffen aus Holz kaufen konnte. Salia führte mich herum und zeigte mir alles, hielt mich jedoch von einem Irrgarten im südlichen Teil des Kokiriwaldes fern.

„Dort gibt es manchmal Erdrutsche, Felsbrocken, die auf dich hernieder fallen können. Falls du mal einen Schützling haben solltest, rate ihm besser davon ab, sich dort hinein zu trauen.“

Ich lernte auch einige der übrigen Kokiris kennen: Mido, der sich zum Anführer der Kinder des Waldes aufgeschwungen hatte; die Allwissenden Brüder, die je eine grüne, eine blaue und eine rote Feenschwester mit sich führten – und Fado, ein Mädchen, das wie Salia öfter in den Verlorenen Wäldern herum streifte. Erst, als sie mich durch ihr gesamtes Dorf geführt und mir jeden Winkel des Kokiriwalds gezeigt hatten, meinte Salia, dass es nun an der Zeit sei. Ein Schauer der Erregung erfasste mich, als ich erkannte, was das bedeutete. Endlich würde ich den Grossen Dekubaum kennenlernen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DoctorMcCoy
2013-10-05T15:52:09+00:00 05.10.2013 17:52
Hey :)

Habe mal im Zirkel etwas gestöbert und bin bei deiner Geschichte hängen geblieben. Ich muss zugeben, dass ich erst etwas skeptisch war, weil es aus Navis Sicht geschrieben ist. Ich fand die Fee eigentlich immer ziemlich nervig *haha* ... dass die immer nur sagt, was offensichtlich ist und in den unmöglichsten Situation unbedingt Aufmerksamkeit will.
Daher habe ich eher skeptisch den Prolog geöffnet, aber ich muss zugeben, dass ich es nicht bereut habe. Schon die ersten paar Sätze haben mich überzeugt. Du hast einen wundervollen Schreibstil, der einen direkt in die Geschichte wirft und durch die Ich-Perspektive ist man natürlich noch viel näher am Geschehen.
Also deine bildliche Art, etwas zu beschreiben, ist wirklich beneidenswert. Auch die Umschreibungen der einzelnen Feen und der Umgebung ist dir super gelungen. Eigentlich habe ich so gar nichts zu meckern xD Nicht einmal Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen, also großes Lob dafür.
Total toll fand ich es auch, dass das Horrorkid schon einen Auftritt hatte. Ich mag ihn und finde ihn total super :) Die Beschreibung war einmalig und auch wenn du nicht direkt erwähnt hast, dass es das Horrorkid ist, war es direkt klar. Das schafft ja nicht jeder, jemanden so genau und besonders mit so schönen Worten zu beschreiben. Ich persönlich tue mich mit Beschreibungen immer schwer, darum beneide ich dich ein wenig xDDD
Für einen Prolog also ein wirklich gelungener Einstieg. Selbst wenn man Zelda nicht kennen sollte, denke ich, dass man damit keine Probleme haben sollte.
Werde in den nächsten Tagen auf jeden Fall auch noch das nächste Kapitel lesen^^
Lg Lady
✖✐✖


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